Frank Gingeleit: Toy Island Living Tunes LT 125.632 - 2003 Die Vorraussagen von CNN für 2003 haben im Unterhaltungsbereich für die USA die Rückkehr des Rock und für Europa eine weitere Verbreitung der elektronischen Popmusik angekündigt. Beim ersten Hören der neuen CD „Toy Island“ des deutschen Komponisten Frank Gingeleit könnte man denken, dass er diese Vorhersage etwas zu wörtlich genommen hat. Schon das Cover zeigt ein neonbeleuchtetes Ensemble niedlicher kleiner Spielzeuge im Stil eines Achtziger Jahre Elektropop-Plattencovers; sogar Zellophan und Sprühfarbe wurden für den Hintergrund verwendet... Die CD beginnt mit dem Titelstück mit Hände-klatschen in einem elektronischen Rhythmus - was soll das denn? Einen Augenblick, bitte! Sich das erste Stück später noch mal anhören und lächeln, dabei auf das Cover schauen und grinsen! Beim zweiten Hören erweist sich „Toy Island - Part One“ als eine vertrackte Collage aller möglichen Stile und Genres, die als echter „Ohrenöffner“ für die Perspektive der ganzen CD dient, der Wahrnehmung der Welt und ihrer Wunder durch ein Kind. Das drückt sich in der Musik genau so aus wie in den Namen der Stücke. „Passend zum Haupttitel“, sagt Gingeleit, „habe ich bewusst auf ‚planetarische’, ‚martialische’ und ‚psychedelische’ Titel für die einzelnen Stücke verzichtet. Ich glaube, dass viele Gedanken und Gefühle von Kindern eine eigene ‚psychedelische Schönheit’ haben, ganz ohne Drogen oder die Verfreaktheiten Erwachsener“ ergänzt er, „und ich wollte das mit der Musik genauso ausdrücken wie wie mit den Namen der Stücke.“ Andererseits ist „Toy Island“ definitiv keine Musik für Kinder, sondern Musik für Erwachsene, die den Hörer zu rückblickenden Erinnerungen an die eigene Wahrnehmung der Welt als Kind einlädt. Auf das eher opulente Titelstück folgt „Counting Sheep“, eine Art Minimal Groove Ballade, in der ein Marimbaphon-Pattern, ein Holzblock, eine Triangel und ein tropfender Wasserhahn als „Begleitband“ für eine bläserähnliche Improvisation dienen. Das Stück hat einen nahezu hypnotischen Effekt und reflektiert die Gefühle eines Kindes in der Wiege. Als nächstes kommt „Talk With Your Children“, ein Dialog zwischen einem Vater und seinem Kind, untermalt von einem schweren aber verlangsamten Trip Hop Groove und kontrastriert mit einer „elegischen“ Melodielinie, die zusammen die Spannung zwischen der Schöheit und den Schrecknissen der Kindheit ausdrücken. In „Free And Easy“ geht es um Freiheitsfantasien und ihre Grenzen, ausgedrückt durch strenge und sehr freie Formen in einem Stück. „Ducklings And Polar Bears“ reflektiert das Lernen von Unterschieden - klein und groß, rund und eckig, friedlich und wütend, schwarz und weiß - und sie als Teile eines Ganzen wahrzunehmen. „Toy Island - Part Two“ ist ein Re-Mix von Part One: Nur die Rhythmusspuren sind verändert, alles übrige ist gleich geblieben, aber dadurch allein erhält das Stück einen völlig anderen Charakter. „Witchcraft Lessons At A Dwarves School“ ist das am meisten „erzählende“ Stück auf der CD. Es beschreibt eine Szene in der eine „Hexenlehrerin“ in eine Grundschulklasse kommt, und die „kleinen Zwerge“ schwirren herum, neugierig, fasziniert und ein wenig erschreckt. Die CD endet mit „Hot Socks“ - okay, weiss man immer, was ein Kind denkt, was seine Kleidungsstücke machen während es nachts schläft? - einem hochgradig tanzbaren Stück, das auch in einer Diskothek funktionieren würde... „Toy Island“ als Ganzes versucht eine Brücke zu schlagen von der experimentellen und avantgardistischen elektronischen Musik zu der Art moderner Popularmusik, die durch den Gebrauch von Loops und Samples gekennzeichnet ist - üblicherweise mit Hilfe eines Computers zusammengesetzt. Aber wie bei den vorangegangenen Alben von Frank Gingeleit wurden bei der Produktion kein Computer und keine Sequenzer-Software eingesetzt. Selbst die Stimmen und Wassertropfen, die man auf dieser CD hört, sind keine gesampelten und verfremdeten Stimmen und Wassertropfen, sondern wurden mit den Filtern, Modulatoren und Arpeggiatoren eines Synthesizers erzeugt. Die auf „Toy Island“ verwendeten Instrumente sind ein Gitarrensynthesizer, ein Tastensynthesizer und ein ArrangerKeyboard für Tanzmusik... Für Rückfragen: Frank Gingeleit, Tel. +49(0)621/1224037 oder +49(0)173/3145340 e-Mail: [email protected], Web: http://frankgingeleit.beep.de