Ohne Namen-2

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Alpen
Ein Lehrmittel des WWF
zur nachhaltigen Nutzung einer
zentralen Randregion Europas
Vorwort
Jahrhundertelang galten die Alpen als schreckliches Gebirge, bewohnt von
dräuenden Ungeheuern und feindseligen Bergvölkern. Nur Kaufleute, Soldaten und Pilger wagten das wilde Gebirge auf unsicheren Pfaden zu überwinden. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wandelte sich das
Alpenbild grundlegend. Was vorher als abstossend galt, hatte plötzlich geradezu magische Anziehungskraft. Haller und Rousseau verklärten die alpinen Landschaften und ihre Bevölkerung. Sie priesen die Schönheit der Natur
und die Ursprünglichkeit der Menschen und setzten sie in Kontrast zur
Künstlichkeit und Dekadenz der Städte.
Auch heute noch brechen jedes Jahr Millionen von Menschen zu Ausflügen oder Ferien in die Alpen auf. Triebfeder ist noch immer die Sehnsucht
nach der wilden Natur und dem einfachen Leben. Die rosa Brillengläser der
Romantik schönen nach wie vor unseren Blick auf die Alpen. Sie helfen
uns, über lila Kühe, Alpine Burgers, Swiss Chalets und weitere Ausgeburten der postmodernen Freizeitindustrie hinwegzusehen.
«Willkommen in meiner Heimat!»
Die Alpen sind einerseits «wilde» Berge. Hier finden sich die letzten grösseren
unberührten Räume Europas, die unzähligen Tier- und Pflanzenarten als
Rückzugsgebiete dienen. Doch die Alpen stehen unter einem gewaltigen
Druck. Verstädterung, Verkehrslawine, Massentourismus, Wasserkraftnutzung und Klimawandel bedrohen die Artenvielfalt und die Lebensräume.
Die Alpen sind andererseits «zivilisierte» Berge. Die vielfältigen Kulturlandschaften erzählen die Geschichte jahrtausendelanger Arbeit der Menschen,
mit der Absicht, eine an sich unwirtliche Gegend dauerhaft zu nutzen und
zu besiedeln. Doch diese kulturhistorischen Spuren verschwinden in rasantem Tempo, weil sich die bergbäuerliche Arbeit in einem globalisierten
Markt nicht mehr rechnet.
Die Probleme des Alpenraums sind erkannt. Seit 1995 steht die Alpenkonvention, das internationale Vertragswerk zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung des Alpenraums, in Kraft. Allerdings blieb die Alpenkonvention bisher grösstenteils bloss ein Katalog mit hehren Vorsätzen.
Doch stellt der Vertrag das bisher umfassendste Konzept für die nachhaltige Entwicklung einer Grossregion dar.
In den nächsten Jahren wird sich entscheiden, wie viel natürliche Dynamik,
wie viele Arten und wie viele traditionelle Kulturlandschaften in den Alpen
erhalten bleiben. Und welche Perspektiven die Bevölkerung im ländlichen
alpinen Raum hat.
Für die Zukunft der Alpen sind wir alle verantwortlich, ob wir in den Alpen
wohnen oder unseren Urlaub dort verbringen, ob wir durch die Alpen zum
Meer fahren oder unser Trinkwasser von dort beziehen.
Deshalb laden wir Sie ein, mit Ihren Schülerinnen und Schülern auf eine
Alpenreise aufzubrechen, um den Lebensraum Alpen vertiefter kennen zu
lernen. Als Reiseführer dient das vorliegende Lehrmittel, das unterschiedlichste Schauplätze und Menschen vorstellt.
Sabine Siegrist, Leiterin Jugend und Umwelt, WWF Schweiz
Andreas Weissen, Leiter Alpenprogramm, WWF Schweiz
Inhaltsverzeichnis
Lebensraum Alpen
Die Alpen wachsen weiter
2
Von Stein zu Stein
5
Rucksack gepackt?!
8
Nur wer sich anpasst gewinnt!
10
Wo sich Alpentiere wohl fühlen
13
Lebensraum Alpen in Gefahr
Bevölkerungsentwicklung und kulturelle Identität
16
Transitverkehr
19
Gestern – Heute – Morgen
21
Die Alpen als Wasserschloss Europas
25
Menschen im Alpenraum
Alpenländer – Alpenland
29
Ferien in Sicht?
33
Typisch Alpen – alpentypisch
35
Naturgefahren in den Alpen
38
Schützen durch Nutzen
41
Vom Wissen zum Handeln
Checkliste für Öffentlichkeitsarbeit
44
Vorschläge für Öffentlichkeitsarbeit
44
Die Alpenkonvention
46
Das Lehrmittel soll Kinder, Jugendliche, Lehrer und
Lehrerinnen motivieren, die Alpen besser kennen zu
lernen sowie Szenarien und Ideen zu entwickeln,
was man selber tun könnte, um diesen faszinierenden Lebens-, Arbeits- und Freizeitraum in seiner
einzigartigen Vielfalt zu erhalten und zu schützen.
Das Lehrmittel ist so konzipiert, dass es in Schulklassen innerhalb und ausserhalb des Alpenraums
eingesetzt werden kann.
Im Besonderen für Schulklassen ausserhalb des
Alpenraums lohnt es sich, mit einer Partnerklasse im
Alpenraum zusammenzuarbeiten. Das WWF Büro
Ihres Landes vermittelt Ihnen gerne entsprechende
Kontaktadressen.
1
Lebensraum Alpen
Die Alpen
wachsen weiter
Die Erde besteht aus Erdkern, Erdmantel und Erdkruste. Die Kruste und
der äusserste Teil des Mantels bilden zusammen die Erdplatten, von denen
es weltweit 7 grosse und viele kleinere gibt. Durch die allmähliche Abkühlung unseres Planeten entstehen Strömungen im zähflüssigen Erdmantel,
wodurch die Platten bewegt werden. Die Alpen sind als Folge solcher
Plattenbewegungen, genauer der Kollision von afrikanischer und eurasischer Erdplatte, entstanden.
Durch das immer stärkere Gegeneinanderdriften verkeilten sich die beiden
Platten ineinander und wurden in die Höhe gehoben – die Alpen begannen
zu «wachsen».
«Und los geht die Abenteuerreise!
Als erstes lernst du meinen Lebensraum
etwas besser kennen.»
Didaktische Hinweise
Lernziele
• Die Schülerinnen haben ein einfaches Modell im Kopf,
wie die Alpen entstanden sind.
• Sie haben anhand von praktischen Beispielen erfahren,
wie Verwitterungsprozesse ablaufen.
Stufe
11-16 Jahre
Material
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
A5-Zettel (3 pro Schüler)
Satellitenbild
2 grosse, flache Kissen (rot und gelb)
blaues Tuch
Wattebausche unterschiedlicher Farbe
Wenn möglich tektonische und geologische Karte der
Region oder der gesamten Alpen. (Kann im Buchhandel
oder direkt bei den zuständigen Stellen der jeweiligen
Länder bezogen werden. CH: www.swisstopo.ch)
mehrere Stück Kalkstein
10%-ige Salzsäure (in jeder Apotheke erhältlich)
Lupe (8- bis 12-fache Vergrösserung)
Glasflasche mit Plastikschale
Die heutigen Bergformen sind das Resultat von Hebung, Verwitterung und
Abtragung.
Wenn Gesteine den Witterungseinflüssen und der oxidierenden Atmosphäre
ausgesetzt sind, setzen Verwitterungsprozesse ein.
Man unterscheidet grob drei Arten von Verwitterung:
• physikalische Verwitterung, z.B. durch Druck beim Gefrieren von Wasser in Felsritzen oder durch grosse Temperaturunterschiede und da
durch Volumenänderung im Gestein selbst
• chemische Verwitterung, z.B. durch im Regenwasser vorhandene
Säure oder durch Oxidation mit dem Sauerstoff der Luft
• biologische Verwitterung, z.B. durch Eindringen von Pflanzenwurzeln
in Gesteinsritzen
Verwitterte Gesteine werden entweder als kleinere Gesteinsbrocken oder
als gelöste Mineralien durch Flüsse zu Tal getragen oder als Staub oder
Sand durch Wind verfrachtet.
Die Alpenbildung geht auch heute weiter. Verwitterung und Abtragung vermögen gegenwärtig das Wachstum nicht vollständig auszugleichen. Unter
dem Strich bleibt ein durchschnittliches Wachstum der Gipfel von 1mm
pro Jahr übrig.
Kruste
Mantel
Kern
Vorarbeiten
• Material beschaffen
• Folie von Satellitenbild (siehe Vorlage)
• Es ist von Vorteil, sich als Lehrperson ins Thema
einzulesen (siehe Literatur und Medien, Seite 4)
und den Entstehungsvorgang für sich durchzuspielen.
Ort
Schulzimmer
Zeitaufwand
3-4 Lektionen
2
Leitidee
Die Entstehung der Alpen ist im Zeitraum eines Menschenlebens nicht
direkt erlebbar. Ihre eigentliche Entstehung begann vor 100 Mio Jahren,
ein unvorstellbar langer Zeitraum. Die dabei abgelaufenen Prozesse erfordern viel räumliches Vorstellungsvermögen, da auch die räumlichen
Dimensionen sehr gross sind. Durch die modellhafte Bearbeitung des
Themas sollen diese für uns nicht direkt sichtbaren Prozesse und die
schwer vorstellbaren Zeitspannen anschaulich gemacht werden.
Lebensraum Alpen
Lektionsskizze
1. Jede Schülerin schreibt sich 3 Stichworte auf die vorbereiteten
A5-Zettel, die ihr zum Thema Alpen in den Sinn kommen. Die Kärtchen
werden an einem gut sichtbaren Ort im Klassenzimmer aufgehängt und
bleiben dort hängen, solange das Thema behandelt wird. Am Schluss
kann man darauf zurückkommen und diskutieren, was sich verändert
hat.
2. Die Lehrperson zeigt ein Satellitenbild (Folie) der Alpen und gibt
eine kurze Einführung ins Thema.
Die Alpen – Zahlen und Fakten
• Eigentliche Entstehung begann vor 100 Mio.
Jahren
• Folge der Kollision von afrikanischer und
eurasischer Erdplatte
• Bananenform, da sich die Platten mit einer
Rotationsbewegung gegeneinander schieben
2
• Ausdehnung heute rund 180000 km , das sind
ca. 36 Mio. Fussballfelder (4-fache Fläche der
Schweiz)
• Anteil an 8 Staaten (D, F, I, A, CH, Liechtenstein,
Slowenien, Monaco)
• Ca. 13 Mio. Einwohner
• Jährlich 100 Mio. Besucher (10x mehr als Einwohner!)
• Höchster Berg: Mont Blanc (4807m)
Kissen (z.B. rot) = afrikanische Platte
Kissen (z.B. gelb) = eurasische Platte
Blaues Tuch
= Tethys-Ozean
Wattebausche von unterschiedlicher Farbe, flach in die
Länge gezogen = in Tethys abgelagerte Sedimente
1. Akt
Satellitenbild des Alpenbogens (siehe auch Seite 31)
3. Entstehung in 4 Akten
Ausgangslage: Die europäischen und eurasischen Platten liegen nebeneinander (Kissen liegen nebeneinander)
1. Akt: Vor rund 200 Mio Jahren beginnen die Platten auseinander zu
driften. Im dadurch neu sich bildenden tiefen Ozeanbecken, der Tethys,
werden Sedimente abgelagert (Rotes und gelbes Kissen voneinander entfernen, blaues Tuch dazwischen legen, farbige Watte unordentlich auf blauem Tuch des Zwischenraumes und dessen Rändern verteilen).
2. Akt: Vor rund 100 Mio Jahren beginnen sich die Platten wieder gegeneinander zu schieben. Der Tethys-Ozean inkl. seiner Sedimente verschwindet langsam, er wird grösstenteils unter die afrikanische
Kontinentalplatte gedrückt und „verschluckt“, d.h. im Erdmantel wieder
aufgeschmolzen (Rotes Kissen driftet gegen gelbes Kissen, blaues Tuch
des Zwischenraumes wird mit einigen Wattestücken unter das rote «Afrikakissen» geschoben).
3. Akt: Die beiden Platten driften weiter gegeneinander zu. Die beiden
Kontinente verzahnen und verkeilen sich ineinander. Dadurch entstehen
„Späne“ (=Gesteinsdecken), welche zum Teil verfaltet werden. Auch die
übriggebliebenen Sedimentdecken aus der Tethys werden zusammengedrückt und verfaltet (Kissen weiter gegeneinander drücken, bis sie sich
verfalten und in die Höhe gedrückt werden, Wattestücke im Bereich der
„Knautschzone“ zusammenrücken und in Falten legen).
2. Akt
3. Akt
4. Akt
4. Akt: Mit der Hebung beginnt auch die Verwitterung und Abtragung.
(Von den Watteelementen werden Teile weggezupft und dem Gefälle folgend im «Alpenvorland» abgelagert.) Dadurch entsteht ein wildes Mosaik
verschiedenfarbiger Watteteile, die die Komplexität der Gesteine in den
heutigen Alpen widerspiegelt.
3
Die 3 wichtigsten Verwitterungsarten
• physikalische Verwitterung
z.B. durch Druck beim Gefrieren von Wasser in
Felsritzen oder durch grosse Temperaturunterschiede und dadurch Volumenänderung im Gestein selbst
• chemische Verwitterung
z.B. durch im Regenwasser vorhandene Säure
oder durch Oxidation mit dem Sauerstoff der Luft
• biologische Verwitterung
z.B. durch Eindringen von Pflanzenwurzeln in
Gesteinsritzen
Reaktionsvorgänge (vereinfacht)
2H+ + CaCO3
Ca2+ + H2CO3
Säureionen aus Regenwasser + Kalkstein
Calciumionen + Kohlensäure
H2CO3
CO2 + H2O
Aus der Kohlensäure (H2CO3) entsteht CO2 und
Wasser. Das CO2 ist gasförmig und führt zur
Bläschenbildung wie beim Mineralwasser.
Literatur und Medien
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Meyer Jürg:
Lebenswelt Alpen sehen-kennen-verstehen
Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Enthält einen allgemein verständlichen Überblick
über die Entstehung der Alpen und die
Verwitterungsprozesse.
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Rohner Maria:
Alpen aktiv - Mit Gruppen auf Entdeckungsreise
Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Enthält viele Ideen und Anleitungen für die Vermittlung von Alpenwissen auf Exkursionen.
Labhart, Toni: Geologie der Schweiz
Gute Einstiegslektüre für alle, die es ein bisschen
genauer wissen möchten.
Internet
CH: Bundesamt für Landestopografie
www.swisstopo.ch
4
Als Abschluss dieser Sequenz kann eine tektonische/geologische Karte gezeigt werden, ohne dabei auf Details einzugehen. Es soll bloss ein
Eindruck von der Komplexität hinterlassen werden. Auf diese Vielfalt wird
in der Lektionsreihe «Von Stein zu Stein» Bezug genommen.
4. Verwitterung
Einstieg mit Fragen: Wissenschafter haben ausgerechnet, dass aufgrund
des Ausmasses der Kollision der beiden Platten die Alpen heute eigentlich doppelt so hoch sein sollten, als sie es tatsächlich sind. Der Mont
Blanc wäre dann also fast 10 km hoch. Weshalb ist dies in der Realität
nicht so? Was könnte da passiert sein? Welche Kräfte wirkten mit?
Lehrperson sammelt und ergänzt die Schülerantworten. Als Ziel sollten die Schülerinnen einen Überblick über die 3 wichtigsten Verwitterungsarten festhalten können.
5. Versuche
Anschliessend führen die Schüler zwei Versuche als Beispiel für
Verwitterungsprozesse durch. Die Schülerinnen arbeiten zu zweit und
haben die Aufgabe, von beiden Versuchen Protokoll zu führen. Sie verfassen einen kurzen Bericht, der folgende Inhalte haben soll:
- Zeichnung der Versuchsanordnung
- Beschreibung des Vorgehens und der Resultate
- Interpretation der Resultate.
Insbesondere die Interpretation der Resultate wird zum Schluss in der
Klasse besprochen. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, inwiefern die Laborresultate die Verhältnisse draussen im Gelände widerspiegeln.
a) Chemische Verwitterung von Kalk: Die chemische Verwitterung von
Kalkgestein kann mit einfachen Mitteln sichtbar gemacht werden. Dazu
braucht man ein Stück Kalkstein und 10%-ige Salzsäure aus der Apotheke oder der Chemieabteilung. Die Gesteinsoberfläche wird zuerst
genau mit einer Lupe studiert. Anschliessend werden ein paar Tropfen
Salzsäurelösung auf die Gesteinsoberfläche gegeben. Das Schäumen
zeugt von einer chemischen Reaktion (es wird CO2 frei).
Nach der Reaktion sind mit der Lupe kleine Unebenheiten im Gestein
sichtbar (je nach Härte des Kalksteins muss mehrmals mit Säure behandelt werden).
b) Frostsprengung: Die Schülerinnen füllen eine Glasflasche mit Wasser (ganz füllen!), verschliessen sie gut und legen sie ins Gefrierfach.
Achtung: die Flasche zerbricht im Normalfall, deshalb unbedingt Schachtel o.ä. als Auffanggefäss verwenden.
Falls in der Schule kein Gefrierfach zur Verfügung steht, kann dieser
Versuch auch als Hausaufgabe durchgeführt werden.
Lebensraum Alpen
Von Stein zu Stein
Didaktische Hinweise
Lernziele
Gesteine bestehen aus einem oder mehreren Mineralien. Kalk zum Beispiel
besteht nur aus dem Mineral Calcit, Granit hingegen aus den drei Mineralien Feldspat, Quarz und Glimmer. Dabei können die einzelnen Bestandteile
bis zu einigen Zentimetern gross sein oder nur mikroskopisch klein. Jede
Gesteinsart besitzt unterschiedliche Eigenschaften. Insbesondere unterscheiden sie sich in ihrer Verwitterungsanfälligkeit. Verwitterungsresistente
Gesteine bilden oft schroffe Grate und steile Wände, verwitterungsanfällige
Gesteine führen zu eher sanften, rundlichen Bergformen. Was wir als «Steine» finden, sind Bruchstücke von einst zusammenhängenden Gesteinsdecken, die durch Frostsprengung oder andere Verwitterungsvorgänge aus
der Decke gerissen wurden.
In den Alpen trifft man auf eine grosse Vielfalt an Gesteinen, wobei Kalke,
Granite und Gneise einen grossen Anteil ausmachen. Die genaue Bestimmung von Gesteinen erfordert einiges an Wissen und Übung. Eine grobe
Einteilung in die grossen Gesteinsfamilien (Sedimente, magmatische und
metamorphe Gesteine) ist aber teilweise auch anhand einfacher Kriterien
möglich (siehe Tabelle auf dem Arbeitsblatt). Dabei ist es wichtig zu beachten, dass die Gesteins-Oberfläche durch Oxidationsvorgänge, Flechtenoder Algenbewuchs Farbstrukturveränderungen erfahren kann. Deshalb
sollten für eine Bestimmung immer frische Bruchflächen miteinander verglichen werden.
Leitidee
Gesteine prägen das Aussehen der Alpen. Je nach Gesteinsart, die in
einem Gebiet vorherrschend ist, ergeben sich unterschiedliche Bergformen und Gipfelgrate. Das Gestein bestimmt die Bodeneigenschaften
und die Eignung als Klettergebiet. Viele Kinder und Jugendliche lassen
sich von den vielfältigen Formen und Farben der Gesteine faszinieren.
Diese Faszination soll verstärkt und durch Wissen ergänzt werden.
Lektionsskizze
1. Als Vorarbeit wird eine möglichst grosse Gesteinssammlung angelegt (Schulsammlung, Sammlungen der Schüler zu Hause, sammeln
rund ums Schulhaus, Zusammenarbeit mit Partnerklasse...). Zur Einstimmung auf die vorhandene Vielfalt der Gesteine wählt jede Schülerin einen Stein aus. Alle setzen sich in einen Kreis und schliessen die Augen
(wenn möglich Augen verbinden). Durch Tasten versuchen die Schüler,
sich ihren Stein zu merken. Nun werden die Steine so lange im Kreis
herumgegeben, bis jede Schülerin wieder «ihren» Stein hat.
2. Anschliessend werden alle Gesteine in der Mitte des Zimmers
auf den Boden gelegt und gemeinsam nach Ähnlichkeit ihres Aussehens gruppiert. Gruppenweise befassen sich die Schülerinnen nun mit
jeweils einer der Gesteinsgruppen. Gruppenauftrag: Genaue Beschreibung des Gesteins anhand vorgegebener Kriterien (siehe Raster für
Gesteinsportrait)
3. Anschliessend bearbeiten die Schülerinnen in Einzelarbeit das
Arbeitsblatt «Gesteinsfamilien und Gesteinszyklus».
4. Wieder in der Gruppe versuchen sie mit Hilfe der Tabelle auf dem
Arbeitsblatt herauszufinden, ob es sich bei ihrem Gestein um Sedimentgesteine, magmatische Gesteine oder metamorphe Gesteine handelt.
Sie begründen ihre Einordnung kurz schriftlich.
• Die Schülerinnen sind sich bewusst, dass es ganz unterschiedliche Gesteinsarten gibt.
• Sie wissen, dass Gesteine nichts Starres sind, sondern im
Verlaufe der Zeit umgewandelt werden können.
• Sie kennen die drei grossen Gesteinsfamilien und ihre
Haupteigenschaften.
Stufe
10-14 Jahre
Material
• viele verschiedene Gesteine
• Augenbinden
Für Kristallzüchtung:
• Faden
• Bleistift oder Holzstäbchen
• Nagel
• heisses Wasser
• Zucker
• Salz
• Einmachgläser
Vorarbeiten
• Schüler möglichst viele verschiedene Gesteine sammeln
lassen. Dabei wenn möglich mit Partnerklasse aus den Alpen zusammenarbeiten (gegenseitig Gesteine zuschicken)
• Lehrperson eignet sich mit Vorteil etwas Grund wissen über
Gesteine an (siehe Literatur und Medien)
• Die Kristallrezepte sollten von der Lehrperson ausprobiert
werden.
Ort
Schulzimmer, Umgebung, evtl. Exkursion
Zeitaufwand
3-4 Lektionen, für Kristallzucht Ruhezeit von einigen
Tagen
Diese Aktivität kann auch auf einer Exkursion in den
Alpen durchgeführt werden.
Raster für Gesteinsporträt
• genaue Zeichnung (Farbe, Beschaffenheit, …)
des Steins
• Farbe(n)
• Beschaffenheit der Oberfläche (weich, rauh...)
• Anzahl von Auge sichtbarer Komponenten
• Grösse der einzelnen Komponenten
• Härte (mit Fingernagel oder Sackmesser
testen)
• Name/Bezeichnung des Steins
(evtl. Fantasiename)
Wenn möglich bei jedem Gestein eine frische
Bruchfläche schaffen, da das Aussehen durch oberflächliche Verwitterung und Algenbewuchs verfälscht
werden kann.
5
Hinweis zur Gesteinsbestimmung
Es ist kaum möglich, diese Einordnung ohne weitergehendes Wissen fehlerfrei zu machen. Für unsere
Ziele spielt es aber keine Rolle, wenn zum Teil falsch
zugeordnet wird, jedoch sollten sich Lehrperson und
Schüler dessen bewusst sein. Je nach Schulstufe
kann vielleicht mit dem Geografielehrer zusammen
gearbeitet werden.
Lösungen zum Arbeitsblatt:
a) Gesteinsfamilien
b) Flüssen
c) abgelagert
d) Sandstein
e) Tonstein
f) umgewandelt
g) metamorphe
h) schmelzen
i) magmatische
k) Granit
Literatur und Medien
Swiss Rock, Ott Verlag, Thun 1998
«Geologischer Koffer» mit einer Gesteinssammlung
und vielen Arbeitsunterlagen, für die Schule konzipiert
Weiterarbeit
Besonders faszinierend und schön sind Kristalle. Sie entstehen dort,
wo es durch Scherkräfte zu luftgefüllten Zerrklüften im Gestein kommt.
Wenn diese Klüfte über Jahrtausende oder Jahrmillionen bestehen bleiben, können die Mineralien dort frei kristallisieren und sich nach chemischen Gesetzen anordnen. Je nach Mineral entstehen unterschiedliche
Kristallformen.
Man kann Kristalle auf einfache Weise züchten:
Einen Nagel am Ende eines Bindfadens befestigen, das andere Ende
um die Mitte eines Bleistiftes knüpfen, den Bleistift quer über ein Glas
legen, so dass der Nagel im Glas schwebt. 3 gestrichene Esslöffel Salz
in 1 dl heisses Wasser geben und kräftig umrühren. Die Salzlösung in
das Glas giessen, so dass Nagel und Bindfaden bedeckt sind. Das Ganze lässt man bei Zimmertemperatur 2-3 Tage ruhen. Es wachsen kleine
Salzkristalle, die mit einer Handlupe (8-10-fache Vergrösserung) gut zu
beobachten oder abzuzeichnen sind.
Dasselbe Experiment lässt sich auch mit Zucker durchführen:
250g Zucker (ca. 2 Tassen) in 1 dl heisses Wasser geben und kräftig
rühren. Nach 2-3 Tagen beginnen am Boden des Gefässes Zuckerkristalle
zu wachsen. Sollte dies nicht der Fall sein, gibt man ein paar Zuckerkörner in die Lösung und wartet weitere 3-4 Tage. Je länger man die
Kristalle wachsen lässt, desto grösser werden sie.
Labhart, Toni: Geologie der Schweiz
Gute Einstiegslektüre für alle, die es ein bisschen
genauer wissen möchten.
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Meyer Jürg:
Lebenswelt Alpen sehen-kennen-verstehen
Sauerländer Verlag, Aarau
Enthält einen allgemein verständlichen Überblick
über die Entstehung der Alpen und die
Verwitterungsprozesse, mit farbigen Schemas und
Übersichtskarten.
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Rohner Maria:
Alpen aktiv - Mit Gruppen auf Entdeckungsreise
Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Enthält viele Ideen und Anleitungen für die Vermittlung von Alpenwissen auf Exkursionen.
«Simsalabim – und schon habe ich einen
wunderschönen Kristall»
Gesteinszyklus
Verwitterung
Hebung und Erstarrung
Abtragung und
Ablagerung
Aufschmelzung und
Umformung
6
Verfestigung
Arbeitsblatt «Gesteine und Gesteinszyklus»
Lebensraum Alpen
Die drei grossen Gesteinsfamilien
Ganz grob lässt sich die grosse Vielfalt an Gesteinen in drei verschiedene Familien einteilen:
• Sedimentgesteine
• magmatische Gesteine
• metamorphe Gesteine
Untenstehende Tabelle gibt dir eine Übersicht über ihre Entstehung und ihre Merkmale:
Sedimentgesteine
magmatische Gesteine
metamorphe Gesteine
Entstehung
Merkmale
Beispiele
Entstehen durch Ablagerung
von lockerem Gesteinsmaterial in Ozean oder Seen,
das über Jahrtausende allmählich verfestigt wird.
Oft nur eine Mineralsorte,
z.T. Fossilbruchstücke,
z.T. erkennbare horizontale
Schichtung, oft sehr feinkörnig, manchmal mit runden
oder kantigen Steinen
Ton, Mergel, Kalk,
Sandstein
Beim langsamen Abkühlen
kristallisieren im Erdinnern
Mineralien aus Magma aus
körnig, mit von Auge sichtbaren Mineralkörnern in
unregelmässiger Anordnung
Granit
Auch Gesteine, die direkt bei
einem Vulkanausbruch entstehen, gehören in diese
Familie
sehr feinkörnig und z.T. blasig oder «schaumig», z.T.
glasartig
Basalt
Entstehen durch Umwandlung bei hohen Temperaturen
und Drücken in der tieferen
Erdkruste aus Sedimenten
oder magmatischen Gesteinen
Weisen oft eine charakteristische Schieferung, respektive
eine gleichgerichtete Bänderung auf
Gneis (aus Granit)
Marmor (aus Kalk)
Schiefer (aus Mergel)
Nagelfluh, Breccie
Gesteine werden und vergehen
Die drei a) _________________________________ sind in einem Kreislauf von Werden und Vergehen miteinander verknüpft. So könins
nen die kleinen Teilchen eines verwitterten Granits, z.B. Sandkörner und ganz feine Tonteilchen, von den b)
Meer transportiert werden. Die Sandkörner werden im Delta c) ________________________ . Im Verlaufe der Zeit verfestigt sich
die abgelagerte Masse und wird zu d)
. Die Tonteilchen sind viel leichter und gelangen deshalb erst weiter
weg von der Flussmündung auf den Grund. Bei der Verfestigung der Tonschicht entsteht e)
. Nach Jahrtau-
senden oder gar Jahrmillionen können die abgelagerten Sedimente in einem Gebirgsbildungsprozess f) ________________________
werden. Werden die Sedimente ohne vorher zu s chmelzen umgewandelt, so entstehen g) ______________________ Gesteine.
Aus Sandstein entsteht z.B. Quarzit, aus Tonstein Glimmerschiefer. Wenn die Sedimente stark aufgeheizt werden und dabei
h)
der k)
, entstehen beim Auskristallisieren i) ___________________________ Gesteine. Das häufigste Beispiel ist
, womit die Geschichte wieder von vorne beginnen kann...
Zusatzaufgabe für Schnelle:
Versuche den oben beschriebenen Gesteinszyklus in einer Zeichnung (z.B. Pfeildiagramm) darzustellen.
7
Rucksack gepackt?!
Didaktische Hinweise
Lernziel
• Die Schülerinnen und Schüler sind sich bewusst, dass es
fürs Überleben in den Alpen besondere Anpassungen
braucht.
• Sie wissen, welches Material für eine Wanderung im Hochgebirge nötig und sinnvoll ist.
Stufe
9 -13 Jahre
Material
Rucksack mit: Kleidung, Wanderschuhen, Windschutz,
Regenhose, Sonnenhut, Sonnenbrille, Sonnencrème, Trinkflasche, Sandwich, Traubenzucker, evtl. Kompass/Höhenmeter
mitbringen
Vorarbeiten
• Material bereitstellen
• Die Lehrperson sollte den einführenden Text präsent
haben.
Ort
Schulzimmer
Zeitaufwand
3-4 Lektionen
8
Das Klima in den Alpen unterscheidet sich von demjenigen im Flachland:
• Die durchschnittliche Temperatur sinkt pro 100 Höhenmeter um 0,6° C,
wobei die Temperaturunterschiede zwischen süd- und nordexponierten
Hängen zu einem bestimmten Zeitpunkt über 50° C ausmachen können.
• Die Sommer sind kurz, die Winter lang. Dies bedeutet für Pflanzen und
Tiere, dass ihnen nur eine kurze Zeitspanne für Wachstum und Fortpflanzung bleibt. Mit diversen «Tricks» haben sich die Pflanzen angepasst; Soldanellen wachsen bereits unter einer Schneeschicht von bis zu 10 cm. Der
Gletscherhahnenfuss kann auch mal eine dreijährige Dauerschneeperiode
überleben und dann halt im vierten Sommer weiter wachsen und sich vermehren. Viele Tiere ziehen im Winter in wärmere Lagen oder machen einen
Winterschlaf.
• Die Strahlungsintensität nimmt mit der Höhe zu, was zu einer erhöhten
UV-Belastung führt. Wie die menschliche Haut, ist auch pflanzliches Gewebe UV-empfindlich. Viele Pflanzen schützen sich durch ledrige Blätter, intensive Färbung oder Behaarung. Tiere besitzen oft ein schützendes Felloder Federkleid.
• Die Niederschlagsmenge ist in den Alpen bis zu dreimal höher als im
Flachland. In flacheren Gebieten mit Stauschichten im Untergrund führt
dies zu feuchtnassen Böden und ist mit ein Grund dafür, dass es in den
Alpen relativ viele Moore gibt. In steilen Gebieten fliesst das Niederschlagswasser jedoch rasch ab, insbesondere weil die Böden oft karg sind und
nicht viel Wasser speichern können. Dadurch entstehen trotz der hohen
Niederschlagsmenge viele trockene Standorte.
• Fast täglich weht in den Alpen ein leichter bis heftiger Wind. Dadurch
wirken Kräfte auf die Pflanzen, die eine gute Verankerung nötig machen.
Alpenpflanzen besitzen oft ein grösseres Wurzelwerk als Flachlandpflanzen.
Wind führt zudem zu Feuchtigkeitsverlusten bei den Pflanzen, wovor sie
sich durch Einlagern von Wachsschichten oder Behaarung schützen.
• Die Luftfeuchtigkeit ist vergleichsweise klein, was eine zusätzliche
Vertrocknungsgefahr bedeutet. Auch hier schützen sich Pflanzen durch
Verdunstungsschutzeinrichtungen wie Behaarung, wachsige oder ledrige
Blätter oder Sukkulenz (Einlagerung von Wasserreserven).
Lebensraum Alpen
Leitidee
Viele Schülerinnen und Schüler kennen den Lebensraum Alpen aus eigener Erfahrung. Auf Wanderungen haben sie mehr oder weniger
unbewusst ihre Ausrüstung ans alpine Klima angepasst. Mit dieser Lektion soll den Schülern bewusst gemacht werden, welche Besonderheiten das alpine Klima auszeichnen und wie man sich beim Wandern daran anpassen sollte.
Lektionsskizze
1. Die Schülerinnen erinnern sich an ihre letzte Wanderung im Gebirge. Welche Kleidung haben sie dabei getragen? Was haben sie im
Rucksack mitgenommen? Die Lehrperson sammelt die Stichworte an
der Tafel.
Die Lehrperson packt (wenn vorhanden) ihren Rucksack aus, stellt die
Gegenstände gut sichtbar hin und ergänzt die Stichwortsammlung wenn
nötig.
2. Gemeinsam wird diskutiert, weshalb diese Gegenstände wichtig sind, wenn man im Hochgebirge unterwegs ist. Lehrperson hilft
und ergänzt wo nötig.
3. Als Zusammenfassung gestalten die Schüler ein Merkblatt (Text
und Zeichnungen) mit dem Titel: Was ich auf einer Wanderung in den
Alpen immer einpacken muss...
Der Text zum Beispiel a) könnte lauten: «In den Alpen gibt es grosse
Temperaturunterschiede. Deshalb muss ich sowohl leichte als auch
warme Kleidung mitnehmen.»
Weiterarbeit
Lektionsreihe «Nur wer sich anpasst gewinnt!» (Seite 10)
Beispiel:
Im Rucksack für die Bergwanderung sind:
a) Kleidung: «Zwiebelschalen-Prinzip», d.h. von
kurzen Hosen und T-Shirt bis zu warmem Pulli und
Jacke
b)Gute Schuhe
c) Windschutz
d)Regenjacke/Regenhose
e) Sonnenhut, Sonnenbrille, Sonnencrème
f) Trinkflasche/Picknick/ evtl. Traubenzucker
g) evtl. Kompass/Höhenmeter
Warum sind diese Gegenstände wichtig?
a) Es gibt grosse Temperaturunterschiede zwischen
Tag und Nacht, aber auch zwischen nord- und
südexponierten Hängen. Mit zunehmender Höhe
wird es auch immer kälter.
b)Unwegsames, steiles Gelände, Schnee(resten)
c) Winde sind häufiger und stärker als im Flachland
d)In vielen Gebieten der Alpen ist die jährliche Niederschlagsmenge grösser als im Flachland. Insbesondere Sommergewitter können heftig sein und
sehr rasch entstehen.
e) Die Strahlungsintensität nimmt mit der Höhe zu.
Besonders stark ist die Strahlung auf Gletschern
oder Schneefeldern, wo sie zusätzlich reflektiert
wird.
f) Wandern ist anstrengend und braucht viel Energie.
Die benötigte Trinkmenge wird zusätzlich erhöht
durch die tiefe absolute Luftfeuchtigkeit von kälterer Luft, über die Atmung entsteht so ein zusätzlicher Wasserverlust.
g) Vorsorge für rasche Wetterwechsel, Höhenmeter
kündigt Hoch- oder Tiefdruckgebiete an.
Literatur und Medien
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Meyer Jürg:
Lebenswelt Alpen sehen-kennen-verstehen
Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Enthält detailliertere Informationen zu alpinem Klima
und Wetter
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Rohner Maria:
Alpen aktiv - Mit Gruppen auf Entdeckungsreise
Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Liefert Ideen für Umsetzungen des Themas auf einer
Exkursion
Landolt Elias: Unsere Alpenflora, SAC-Verlag
Mit einer übersichtlichen Einführung zu den klimatischen Verhältnissen
Internet
«Wenn du mich beobachten willst,
nimmst du am besten ein Fernglas mit.»
Bestelladressen Literatur: www.sac-verlag.ch
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Nur wer sich anpasst gewinnt!
Didaktische Hinweise
Lernziel
• Die Schülerinnen kennen die wesentlichen Faktoren, die
das alpine Klima beeinflussen.
• Sie haben sich auf kreative Weise mit den Anforderungen
des alpinen Klimas an die Lebewesen auseinandergesetzt.
• Sie kennen einige konkrete Anpassungsformen und können Beispiele von Pflanzen- und/oder Tierarten dazu
nennen.
Stufe
9-15 Jahre
Material
• Bastelmaterial: Papier, Karton, Draht, Wolle,....
• Alpenblumenbücher
• Arbeitsblatt
Vorarbeiten
• Voraussetzung: Lektionsreihe «Rucksack gepackt?!»
• Die Lehrperson sollte die Hintergrundinformationen aus der
Lektionsreihe «Rucksack gepackt?!» präsent haben und für
sich durchdenken, welche Auswirkungen die einzelnen
Klimafaktoren auf die Lebewesen haben.
Ort
Schulzimmer
Zeitaufwand
3-4 Lektionen
10
Leitidee
Pflanzen und Tiere müssen sich an die klimatischen Bedingungen der
Alpen anpassen, wenn sie dort überleben wollen. Insbesondere bei den
Pflanzen findet man viele verschiedene Arten der Anpassung. In dieser
Lektion geht es darum, den Schülerinnen die Zusammenhänge zwischen
den Standortbedingungen und dem Aussehen resp. der Funktionsweise
von Pflanzen bewusst zu machen.
Lebensraum Alpen
Lektionsskizze
1. Anhand der Merkblätter aus der Lektion «Rucksack gepackt?!»
werden an der Wandtafel die wichtigsten Klimafaktoren der Alpen zusammengetragen. Die Lehrperson ergänzt.
Danach werden die Faktoren gesammelt, welche Pflanzen zum Wachstum brauchen.
2. Gruppenarbeit mit folgendem Auftrag:
Die Schülerinnen erfinden gemeinsam eine Pflanze, welche optimal an
das alpine Klima angepasst ist. Jede Gruppe bastelt ihre Alpenpflanze
aus verschiedenen Materialien (Papier, Karton, Draht, Wolle, Watte etc).
(Wenn nicht viel Zeit zur Verfügung steht, kann die Pflanze auch nur
gezeichnet werden.)
3. Jede Gruppe hat 2 Minuten Zeit, um ihre Alpenpflanze vorzustellen und zu begründen, weshalb ihre Pflanze besonders gut im alpinen
Klima überleben würde.
4. Die Schülerinnen schreiben einen Text mit Beispielen zu den vorgestellten Pflanzen. Als Grundmuster für den Text kann z.B. folgende
Formulierung vorgegeben werden:
Diese Alpenpflanze hat/ist … Damit schützt sie sich vor …
5. Anhand des Arbeitsblattes «Nur wer sich anpasst überlebt!» werden nun verschiedene Anpassungsarten von Alpenpflanzen angeschaut
und mit Beispielen aus den Bestimmungsbüchern ergänzt.
Variante
Diese Lektion kann auch mit einem Alpentier durchgeführt werden. Hier
sind die Anpassungen weniger ausgeprägt, da sie durch ihren grösseren
Aktionsradius den Standortbedingungen teilweise ausweichen können.
Beispiele von Anpassungen: Wechsel zwischen Sommer- und Winterfell, kurze Extremitäten (Schutz vor Kälte), oft Winterstarre (Amphibien)
oder Winterschlaf (Murmeltier), dunkle Haut (Alpensalamander)/dunkles
Winterfell (Gämse) für bessere Absorption der Sonnenstrahlung.
In den Alpen wird das Wachstum der Pflanzen
durch folgende Einflüsse bestimmt:
• grosse Temperaturunterschiede (je nach Höhe
und Standort)
• Kälte
• viel Wind
• niedrige Luftfeuchtigkeit
• steinige Böden, wenig Humus
• je nach Ort besonders viel oder besonders wenig
Niederschlag
• intensive Strahlung
Was die Pflanzen zum optimalen Wachsen
brauchen:
• Licht (für Fotosynthese, Energielieferung)
• Wasser ( für die Fotosynthese und für
Stoffwechselvorgänge in den Pflanzenzellen)
• Luft (v.a. CO2 für die Fotosynthese)
• Nährstoffe ( z.B. Stickstoff und Phosphor)
• Boden (um sich darin verankern zu können und
Nährstoffe zu beziehen)
• Wärme
Lösungen zum Arbeitsblatt:
Anpassungsarten von Alpenpflanzen
a) Zwergwuchs
Zwergprimel
b) Sukkulenz
Steinbrech / Hauswurz
c) Behaarung
Pippau
d) Rosetten
Hauswurz / Steinbrech
Literatur und Medien
Eine Auswahl an Alpenblumenbüchern zum Bestimmen findet sich in jeder grösseren Buchhandlung
sowie in vielen Bibliotheken (z.B. Kosmos-, BLV-,
GU-Naturführer)
Reisigl/Keller: Alpenpflanzen im Lebensraum
Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1987
Mit vielen allgemeinen Hinweisen zu Anpassungen von
Gebirgspflanzen und detaillierten Erklärungen zu den
Pflanzengesellschaften alpiner Rasen, mit vielen Skizzen.
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Meyer Jürg:
Lebenswelt Alpen sehen-kennen-verstehen
Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Mit einem Kapitel zu den Klimabedingungen und den
Anpassungen von Tieren und Pflanzen, zudem Tierund Pflanzenporträts.
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Rohner Maria:
Alpen aktiv - Mit Gruppen auf Entdeckungsreise
Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Enthält viele Ideen und Anleitungen für die Vermittlung
von Alpenwissen auf Exkursionen.
Internet
Bestelladressen Literatur: www.sac-verlag.ch
11
Arbeitsblatt «Nur wer sich anpasst gewinnt!»
Lebensraum Alpen
Hier erzählen dir einige Pflanzen,
welche besonderen Eigenschaften sie sich zugelegt haben,
um sich möglichst gut anzupassen. Betrachte die gezeichneten Pflanzen genau und ordne ihnen mit einem Pfeil den richtigen Texte zu. Biologinnen und Biologen nennen die vier besonderen Eigenschaften:
• Rosetten
• Zwergwuchs
• Sukkulenz
• Behaarung
Schreibe zu jedem Text den richtigen Begriff.
Zwergprimel
a) Ich nutze mit meiner Wuchsform die Abstrahlung der
Erdwärme optimal aus. Das ist sehr wichtig, da es oft eisig kalt
werden kann hier oben. Zudem kann mir der Wind, der manchmal mit über 150km/h über mich hinwegfegt, weniger anhaben.
So kommt es, dass ich kleiner bin als meine engen Verwandten
im Flachland. Die Wissenschafter nennen dies
.......................................................... .
b) Obwohl es im Durchschnitt viel regnet
Steinbrech
hier, ist das Wasser oft knapp. In diesem
c) Gleich dreifach nützlich ist mir meine
....................................... . Sie schützt
mich vor der Kälte und dem Wind, vor
dem Austrocknen und vor der intensiven Sonnenstrahlung. Ich besitze übrigens oft auch ein grosses Wurzel-
steilen Gelände fliesst der Regen sofort
ab. Die dünne Humusschicht vermag
kaum Feuchtigkeit zurückzuhalten, deshalb bin ich sehr froh um die Möglichkeit,
Wasser in meinen Blättern zu speichern.
Diese Fähigkeit nennt man
..................................................
system, um möglichst gut verankert zu
sein und um über möglichst grosse
Wasserreserven zu verfügen.
Pippan
d) Meine Blätter sind in ........................................... angeordnet. Ihre kugelähnliche Form hat
ein optimales Verhältnis von Oberfläche zu Volumen und minimiert dadurch den Feuchtigkeitsverlust durch Verdunstung. So kann ich haushälterisch mit den Wasserreserven umgehen.
Zusätzlich nützlich ist dabei die Wachsschicht, die meine Blätter überzieht. Im Winter habe ich
zudem den Vorteil, dass die innersten Blätter gut gegen die Kälte geschützt sind. Dieselben
Vorteile haben übrigens viele Pflanzen, die in kugeligen Polstern wachsen.
12
Hauswurz
Lebensraum Alpen
Wo sich Alpentiere wohl fühlen
Durch die grossen Höhenunterschiede und die mit der Steilheit verbundenen grossen Expositionsunterschiede ergeben sich in den Alpen lokal sehr
unterschiedliche Standortbedingungen (siehe auch einführender Text
Lektionsreihe «Rucksack gepackt?!» Seite 8). Zudem ist auch die Bodenbeschaffenheit lokal sehr verschieden. Orte mit tiefgründigen, teilweise staunassen Böden wechseln ab mit sehr kargen, trockenen Standorten mit
wenig Humus.
Da die Vegetation in hohem Mass von den Klimabedingungen und den
Bodeneigenschaften abhängt, bedeutet dies, dass man in den Alpen auf
engem Raum eine grosse Vielzahl verschiedener Vegetationstypen findet.
Dementsprechend hoch ist auch die alpine Artenzahl. Im Gegensatz zu
den Pflanzen sind insbesondere die Säugetiere und Vögel weniger an einen bestimmten Standort gebunden. Oft suchen sie sich, je nach Tagesoder Jahreszeit, andere Aufenthaltsorte aus und können so die grossen
klimatischen Unterschiede zu ihren Gunsten nutzen. Trotzdem sind sie durch
ihre spezifischen Ansprüche an Nahrung und Ruhe an gewisse Vegetationszonen gebunden. So brauchen Murmeltiere beispielsweise tiefgründige
Böden und genügend Gras in Baunähe. Für Grasfrosch und Bergmolch
sind nicht austrocknende stehende Gewässer eine Bedingung fürs Überleben. Gletscherflöhe fühlen sich bei 0° C wohl, bei über 12° C sterben sie.
Das Birkhuhn ernährt sich in erster Linie von Beeren und Samen, weshalb
es vorwiegend im Zwergstrauchgürtel (mit Heidelbeeren, Preiselbeeren,
Bärentrauben,...) und im Bereich der Waldgrenze (Samen von Föhren, Fichten etc.) anzutreffen ist.
Leitidee
Didaktische Hinweise
Lernziele
• Die Schülerinnen begreifen den grossen Einfluss der
Meereshöhe auf das Klima und damit auf die Vegetation.
• Sie nehmen die Änderung der Vegetation mit der Höhe bei
ihren nächsten Gebirgsausflügen bewusst wahr.
• Die Schüler kennen einige häufige Alpentiere und ihren
Lebensraum.
Stufe
10-14 Jahre
Material
•
•
•
•
•
Plakat Höhenstufenskizze
Zettel/Kärtchen mit Vegetationstypen
Atlas/Weltkarte
leere Karteikärtchen
Literatur über Alpentiere
Vorarbeiten
• Höhenstufenskizze an Tafel/auf Plakat zeichnen (Seite 15)
• Literatur über Alpentiere beschaffen (siehe Literatur und
Medien Seite 15)
Ort
Durch die grossen Höhenunterschiede werden in den Alpen Klimazonen
erfahrbar, die sonst nur auf langen Reisen Richtung Norden sichtbar sind.
Die verschiedenen Höhenstufen respektive Vegetationstypen haben ihre
Eigenheiten und sind Lebensraum für verschiedene Tierarten. In dieser
Lektionenfolge geht es darum, sich mit diesen Lebensräumen und den
wichtigsten Alpentieren vertraut zu machen.
Schulzimmer, evtl. Exkursion
Zeitaufwand
3-4 Lektionen
Lektionsskizze
1. Rechenaufgabe als Einstieg: Eine Wanderung durch die Höhenstufen
in den Alpen ist vegetationsmässig mit einer Reise in den Norden Europas vergleichbar. Dabei entsprechen 100 Höhenmeter ca. 150 km. Angenommen, du legst auf einer Gebirgswanderung 950 Höhenmeter zurück. Wie vielen Kilometern in der Ebene entspricht dies? Auf welchem
Breitengrad würdest du dich befinden, wenn du bei dir zu Hause startest? Nenne Ortschaften, die sich auf diesem Breitengrad befinden (im
Atlas nachsehen ist erlaubt).
2. Gruppenarbeit: Die Schülerinnen erhalten je einen Zettel mit einem
Vegetationstyp (mit oder ohne Beispiele).
A) Wald (Fichten, Tannen, Lärchen, …)
E) Heuwiesen und Alpweiden
(Blacken, viele Gräser und Blumen, …)
B) Geröllhalden/Felswände
(Flechten, Moose, Felspflanzen, …)
F) alpine Rasen (blaue Enziane, Silberdistel,
viele kleine, bunte Blütenpflanzen, kurze Gräser)
C) Moore (Torfmoose, Wollgras, Seggen, …)
G) Krummhölzer (Erlen, Legföhren, Weiden, …)
D) Eis/Gletscher/ Schnee
(Algen, Einzeller, Gletscherfloh, …)
H) Zwergstrauchheiden
(Alpenrose, Preiselbeere, Bärentraube, …)
13
Tiere in den Alpen
Alpendohle (oberhalb Waldgrenze, felsig)
Alpensalamander (800m bis 2500m, Moore, Hochstaudenfluren, Zwergstrauchheiden)
Bartgeier (oberhalb Waldgrenze, Felswände)
Bergmolch (Flachland bis 2500m, Moore, Gewässer)
Birkhuhn (Zwergstrauchheiden)
Gämse (im Sommer oberhalb Waldgrenze in alpinen
Rasen, im Winter auch im Wald)
Gletscherfloh (auf Gletschern und Firnfeldern)
Grasfrosch (bis 2500m, Moore)
Murmeltier (oberhalb Waldgrenze auf Weiden
und Rasen)
Rotfuchs (überall bis 3000m)
Schneehase (im Sommer vorwiegend Krummholzgürtel, im Winter auch unterhalb Waldgrenze)
Schneehuhn (Waldgrenze bis 2800m)
Steinadler (600 bis 3000m, Fels und Geröll,
alpine Rasen)
Steinbock (1600 bis 3200m, alpine Rasen)
Vorteile Mobilität
Ausnutzen der Nahrungsressourcen in verschiedenen
Lebensräumen
Ausweichen von Klimaextremen wie Schnee, Trockenheit etc.
evtl. Flucht vor Feinden in andere Lebensräume
Vorteile Sesshaftigkeit
grosse Ortskenntnisse, dadurch Vorteil gegenüber
Feinden
Revierverteidigung
Wintervorräte anlegen
Nach einer kurzen Besprechung platzieren die Gruppen ihre Kärtchen
auf dem Höhenstufenplakat an der Wandtafel. Anschliessend wird im
Plenum diskutiert, bis eine Verteilung gefunden wurde, mit der alle einverstanden sind.
Achtung! Es gibt nicht eine richtige Lösung, sondern viele. Nebenstehendes Beispiel ist eine davon.
3. Einzelne Tierarten fühlen sich meistens in ganz bestimmten Vegetationstypen und Höhenlagen zu Hause. Es geht nun darum, häufige
Alpentiere in ihrem bevorzugten Lebensraum auf dem Plakat zu
platzieren. Dazu werden zuerst in der Klasse die Namen bekannter
Alpentiere gesammelt und auf Kärtchen geschrieben oder gezeichnet.
Die Kärtchen werden wenn nötig durch Namen aus nebenstehender Liste ergänzt.
Mit Pfeilen kann auch die Spannbreite des Aufenthaltsraumes der einzelnen Tierarten sichtbar gemacht werden. Es fällt auf, dass viele Tiere
über eine grosse Spannweite an Höhenmetern verfügen und auch in
verschiedenen Vegetationstypen anzutreffen sind.
4. Klassengespräch: Welche Vorteile bringt es den Tieren, wenn sie
sehr mobil sind und welche Vorteile haben sie, wenn sie sich auf einen
bestimmten Lebensraum spezialisieren?
5. Gruppenarbeit: Alle gesammelten Tierarten-Kärtchen werden auf die
einzelnen Gruppen verteilt. Sie haben dann die Aufgabe sich mit Hilfe
des Internets und/oder zur Verfügung gestellter Fachliteratur über diese
Tierarten zu informieren. Die Resultate gestalten sie in Steckbriefform,
z.B. auf dem Computer.
Die fertigen Alpentier-Steckbriefe werden kopiert und an alle in der Klasse
verteilt. Die Schüler haben somit ein eigenes Alpentier-Lexikon.
Weiterarbeit
Besuch in einem naturhistorischen Museum. Die Schüler können dort
ihre Steckbriefe ergänzen.
Raster für Steckbrief
Die Schülerinnen halten einen Vortrag über ihr Lieblings-Alpentier.
Name /evtl. auch lateinisch
Foto/Zeichnung
Lebensraum
Verbreitung in Europa
Nahrung
Fortpflanzung
Besonderheiten
«Auf Alpenweiden fühle ich mich so richtig sauwohl!»
14
Lebensraum Alpen
Lösungsvorschlag für Eintrag der Vegetationstypen
D
B
D
B
H
G
F
E
C
A
Vorlage Höhenstufenskizze
Literatur und Medien
Alpentiere sehen und verstehen
Kompass Naturführer, 4. Aufl., Innsbruck 1997
In französischer Sprache:
Dragesco Eric: La vie sauvage dans les Alpes
Delachaux et Niestlé, Lausanne 1995
Grosser Bildband mit detaillierten Tierporträts mit vielen tollen Fotos.
Lang Angelika: Spuren und Fährten unserer Tiere
BLV Verlagsgemeinschaft, München 1998
Ein Bestimmungsbuch für Fuss-, Kot- und Frassspuren,
nicht spezifisch für Alpentiere, aber enthält die wichtigsten.
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Meyer Jürg:
Lebenswelt Alpen sehen-kennen-verstehen
Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Mit Porträts der wichtigsten Alpentiere.
15
Lebensraum Alpen
in Gefahr!
Bevölkerungsentwicklung und
kulturelle Identität
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickeln sich, im Rahmen der Industrialisierung, europaweit neue gesellschaftliche Strukturen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Diese Entwicklung löst vor allem in den Südwestalpen (Grosse Teile der nord- und südfranzösischen Alpen, Piemont und
Ligurien), eine weit reichende und schwere Krisensituation aus. Die
kleinräumigen und stark parzellierten Besitzverhältnisse der Land- und Forstwirtschaft, die Selbstversorgerwirtschaft der Grossfamilien wird plötzlich
konfrontiert mit einer extrem arbeitsteilig und individualistisch aufgebauten
Gesellschafts- und Wirtschaftsform.
Dazu kommt, dass die grossen Esskastanienbestände durch Änderung der
Ernährungsgewohnheiten ihre wirtschaftliche Bedeutung verlieren. Eine
entsprechende Anpassung der regionalen Strukturen an die neuen Rahmenbedingungen bleibt weitgehend aus – ein grosser wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Zerfall ist die Folge. Um ihren Lebensunterhalt weiter verdienen zu können, müssen grosse Teile der Bevölkerung ihre
traditionelle Alpenheimat verlassen.
Didaktische Hinweise
Lernziel
• Die Schülerinnen und Schüler kennen einige Gründe für die
Entvölkerungsproblematik in den Alpen.
• Sie haben anhand verschiedener Vorgaben selber Ideen
entwickelt für ein künftiges Modell eines Alpendorfes.
Auch die Herausbildung der nationalen Grenzen haben in der Entwicklung
des Alpenraumes eine entscheidende Rolle gespielt. Weil der Alpenbogen
im Zentrum Europas liegt, wurde er unabhängig von Kultur und Sprachen
in verschiedene nationale Teilräume aufgesplittert. Das ist ein Hauptgrund
dafür, dass sich unter den Alpenbewohnerinnen keine gemeinsame kulturelle Identität entwickeln konnte und die Alpengebiete heute weitgehend zu
peripheren Randregionen degradiert sind.
Stufe
10-16 Jahre
Material
• Arbeitsblatt «Eine Dorfgeschichte»
• Folie mit dem Zeitungsinserat «Ideenwettbewerb»
• Bastelmaterial für ein Dorfmodell
Vorarbeiten
Material bereitstellen
Ort
Schulzimmer
Zeitaufwand
3-4 Lektionen
16
Ebenfalls ist die touristische Nachfrage im Alpenraum sehr ungleichmässig
verteilt. Zwei Drittel der 25 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner der
alpennahen Ballungsräume Europas leben in der Nähe des Alpennordrandes, auf der Alpensüdseite dagegen sind es nur ca. 8 Millionen. Während die Regionen des Alpennordrandes, von Savoyen bis Salzburg, im
allgemeinen stark touristisch geprägt sind, finden sich in den Alpenregionen
zwischen der Provence und der Steiermark grosse «Löcher» in der touristischen Erschliessung.
Seit Mitte der 70er Jahre werden immer mehr verfallende Bauernhäuser zu
Ferienhäusern umgebaut. Diese Entwicklung führt zu einer touristischen
Monostruktur, die einen Fremdkörper in solchen Tälern darstellt. Damit verlieren sie ihre traditionelle Landschaftsgestalt und Identität und werden gesichtslos und austauschbar. Die regionale und lokale Vielfalt der Alpen geht
verloren.
Lebensraum Alpen in Gefahr!
Leitidee
Der Ausdruck «nachhaltige Entwicklung» ist zu einem Schlagwort geworden. Leider gibt es dafür keine allgemein gültigen Rezepte. Es braucht
eine vertiefte Auseinandersetzung mit Gegenwart, Vergangenheit und
Zukunft. Wie könnte eine nachhaltige Entwicklung in einem Alpendorf
aussehen? Wie lassen sich soziokulturelle, ökonomische und ökologische Aspekte in harmonischen Gleichklang bringen? Ausgangslage für
solche Überlegungen ist in der folgenden Lektionsreihe die Geschichte
eines Alpendorfes.
Lektionsskizze
1. Die Lehrerin teilt das Arbeitsblatt mit der Dorfgeschichte aus.
2. Die Schülerinnen lesen die Dorfgeschichte.
3. Klassengespräch: Die Lehrerin stellt mit einigen Fragen sicher, dass
alle die Geschichte verstanden haben. Warum sind die Jungen abgewandert? Warum haben sich die Alten nicht gewehrt? Was genau haben sie gesucht? Haben sie gefunden, was sie gesucht haben? Warum
genau sind sie später wieder zurückgekommen? Kennt ihr ähnliche Dorfgeschichten? Was haben sie gemeinsam? (Bäuerliche Selbstversorgung
– Exodus – Umwandlung in Feriensiedlung).
4. Die Lehrerin legt die Folie mit dem «Ideenwettbewerb» auf.
5. In einem Brainstorming oder einer anderen Kreativmethode (siehe
Seite 22) werden gemeinsam Ideen gesammelt für ein künftiges Dorfmodell.
6. In einer Liste werden alle wichtigen Qualitätskriterien festgehalten, denen das künftige Dorfmodell genügen soll.
7. Gruppenarbeit: Anhand der Ideensammlung und der Qualitätskriterien
erarbeiten die Schülerinnen in Arbeitsgruppen Zukunftsmodelle (Zeichnungen, Pläne, dreidimensionale Modelle etc.), wie das Alpendorf künftig organisiert und strukturiert sein muss, damit es für Mensch, Tier und
Natur ein harmonischer sowie wirtschaftlich und kulturell ein attraktiver
Lebensraum ist.
Wettbewerb
Ideen gesucht!
Die Stiftung «Alpendorf» sucht interessierte Schulklassen, die Ideen entwickeln, wie man ein abgelegenes, weitgehend verlassenes und halbverfallenes Alpendorf zu einem attraktiven Ort umgestalten könnte, in dem Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Umwelt in harmonischem
Gleichgewicht stehen.
Wie sieht das Dorf heute aus:
Das Dorf liegt auf 800 Meter über Meer. 40 zusammenstehende Häuser bilden den Dorfkern. Sie sind aus Natursteinen gebaut, stark renovationsbedürftig und stehen zum
Teil leer. Im Zentrum befindet sich eine intakte Kirche mit
einem schönen, grossen Dorfplatz davor. Momentan leben
nur noch 10 ältere Leute ganzjährig im Dorf. Im Sommer
kommen noch einige Städter dazu, die ein paar alte Ställe zu
Ferienwohnungen umgebaut haben, sowie ab und zu eine
Gruppe Wanderer, die einen schönen Platz zum Zelten suchen. Es gibt im Dorf keinen Laden, keine Poststelle, kein
Restaurant und keine öffentlichen Verkehrsverbindungen.
Das nächste Dorf liegt unten im Tal und ist ca. 15 Kilometer
entfernt. Die nahegelegenen Kastanienwälder, die Felder und
Almen werden seit über 10 Jahren nicht mehr bewirtschaftet.
Welche Bedingungen sind für die Gestaltung eines neuen Dorfmodells wichtig:
• Das Dorf soll für junge und alte Leute zu einem
ganzjährigen Lebens- und Arbeitsraum werden.
• Architektonische Umgestaltungen sollen Alt und Neu
harmonisch verbinden.
• Beim Bau touristischer Anlagen ist zu Natur und Umwelt
grosse Sorge zu tragen.
• Das Dorf soll vor allem jungen Familien mit Kindern
attraktive Möglichkeiten bieten.
8. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten werden präsentiert und gemeinsam diskutiert. Berücksichtigen die vorgestellten Modelle alle
Qualitätskriterien? Welches der Modelle erfüllt sie am besten? Warum?
Gibt es weitere Ideen zur Verbesserung der Modelle? Können Ideen aus
verschiedenen Modellen miteinander verbunden werden? Welche ergänzen sich? Stehen Ideen im Widerspruch zueinander? Welche Modelle
sind realistisch? Welche sind wohl kaum zu realisieren? Warum?
Literatur und Medien
Weiterarbeit
Auf Grund der Feedbacks und unter Beizug von Fachleuten (Architektinnen, Stadtplanerinnen, Geografinnen etc.) können ein oder mehrere
Modelle weiter bearbeitet und perfektioniert werden.
Die Modelle werden einer Partnerschule in den Alpen vorgestellt und
gemeinsam weiter konkretisiert.
Die Schülerinnen recherchieren, wo es Orte in den Alpen mit ähnlichen
Problemen gibt. Sie nehmen mit verantwortlichen Personen Kontakt auf
und stellen ihnen ihre Zukunftsmodelle vor.
Bätzing Werner: Die Alpen, Entstehung und Gefährdung einer europeischen Kulturlandschaft, Verlag
C.H. Beck München, 1991
Beschreibt die Bevölkerungsentwicklung in den Alpen
und die Ursachen der Strukturschwäche einiger Regionen.
Bätzig Werner: Kleines Alpen-Lexikon, Umwelt Wirtschaft Kultur, Beck’sche Reihe, München, 1997
Unter «Bevölkerungsentwicklung» findet man eine kurze Darstellung zum Thema.
17
Arbeitsblatt «Eine Dorfgeschichte»
Lebensraum Alpen in Gefahr!
Die Gier nach Wohlstand und
Reichtum lockt …
Eine alpentypische Dorfgeschichte
Schneidend bläst der kalte Wind den Bauern, die an den steilen Hängen vor
dem Dorf ihr Heu wenden, ins Gesicht. Obwohl die ersten Kühe schon die Alm
erreicht haben, zieht der Sommer nur sehr zögerlich ins Land.
Bereits beim Eindunkeln wird es sehr still im Dorf. Nur die weissen Rauchfahnen über den Kaminen verraten, dass hier Menschen wohnen. Das Leben im
Dorf ist hart. Der tägliche Kampf gegen die rauhe Natur und das Bestellen der
kargen und steilen Berghänge verlangt den Menschen hier oben das Letzte ab.
Nach dem abendlichen Glas Wein vermögen die Bauern oft kaum mehr ihre
schweren Stiefel aufzuschnüren, bevor sie im Stuhl vor dem wärmenden Kamin
in tiefen Schlaf fallen.
Im Winter, wenn draussen meterhoher Schnee liegt und die beissende Kälte die
kleinen Stubenfenster mit wunderbaren Eisblumen beschlägt, haben die Bauern etwas Zeit zum Verschnaufen. Im wärmenden Heu der Ställe sitzen sie zusammen, im Zentrum immer die Alten, ihre krummen Pfeifen paffend, erzählen
sie spannende Geschichten, Weisheiten und Überlieferungen. Mit glänzenden
Augen hören die Jungen zu, wie verflogen ist die Mühsal der arbeitsreichen
Tage, was bleibt, ist Stolz, einem Volk anzugehören, das sich seit vielen Generationen im Einklang mit der Natur in der wilden Berglandschaft zu behaupten
vermag.
Eines Tages aber wird alles anders. Anfangs sind es nur einige ungewohnte
Töne, die der Talwind ins abgelegene Bergdorf trägt. Etwas scheint passiert zu
sein. Die Neugier der Jungen ist geweckt. Schon bald wissen sie den Alten zu
berichten, dass unten in der Talsohle ein grosses Sägewerk gebaut wird. Und
es dauert nicht allzu lange, bis einige gut gekleidete Herren ins Dorf kommen.
Sie tun kund, dass sie Arbeitskräfte für ihr neues Sägewerk suchen. Für täglich
bloss 12 Stunden Arbeit erhalte man bei ihnen ein gutes und regelmässiges
Einkommen, eine Wohnung mit fliessendem Wasser und viele andere Annehmlichkeiten. Die Jungen sind begeistert. Kaum jemand, der die mitgebrachten
Arbeitsverträge nicht sofort unterschreiben will. Die Alten allerdings schauen
diesem Treiben enttäuscht und traurig zu. Sie wissen, dass sie machtlos sind,
und dass mit diesem Tag eine jahrhundertealte Tradition zu Ende geht. Besonders traurig aber macht sie, dass die Augen der Jungen nicht mehr vor Stolz,
sondern vor Gier nach Wohlstand und Reichtum glänzen. In den nächsten Tagen und Wochen verlassen fast alle jungen Menschen ihre Bergheimat. Zurück
bleiben ein paar alte Leute und einige wenige Jungen, deren Stolz nicht käuflich ist.
Als der letzte Alte stirbt, sterben mit ihm auch all die wunderbaren und jahrhundertealten Weisheiten, Überlieferungen und Geschichten, denn es waren keine
neugierigen Ohren mehr da, denen er sie hätte weitererzählen können.
Das Dorf gibt es auch heute noch. Viele leerstehende Häuser wurden an reiche
Städter verkauft, die sie zu Ferienwohnungen umgebaut haben. Auch sind einige, nachdem sie pensioniert wurden, aus dem Tal wieder in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Vielleicht in der stillen Hoffnung, in ihren alten Tagen noch einmal
den Stolz zu spüren, der dieses Dorf über Jahrhunderte geprägt hat. Trotz abendlichen Bocciaspielen und gemütlichen Jassrunden in der Dorfbeiz fühlen sie
ganz deutlich, dass etwas fehlt – die wunderbaren jahrhundertealten Weisheiten, Überlieferungen und Geschichten, die für immer vergessen sind und nie
mehr jugendliche Augen zum Glänzen bringen.
18
Lebensraum Alpen in Gefahr!
Transitverkehr
Didaktische Hinweise
Der Transitverkehr durch die Alpen hängt in erster Linie von der Entwicklung der europäischen Wirtschaft ab. Diese hat sich nach dem Zweiten
Weltkrieg im Kontext der EU-Strukturen immer stärker arbeitsteilig strukturiert und räumlich in ganz Europa differenziert, so dass das Transportvolumen
explodiert. Da in dieser Zeit die Eisenbahninfrastruktur nicht verbessert und
ausgebaut, statt dessen der Strassenbau europaweit gefördert wurde, spielt
sich der gesamte Verkehrszuwachs auf der Strasse ab. Die Autobahnen
nehmen in den Alpentälern wesentlich mehr Raum ein als die Eisenbahnen
und führen dazu, dass der Konkurrenzkampf um den knappen Boden in
zentraler Lage zu Lasten der Landwirtschaft verschärft wird. Aufgrund der
starken Lärmbelästigung und Luftverschmutzung verlieren die grossen
Transittäler ihren Charakter als Lebens- und Wohnraum.
Lernziele
Leitidee
Transitverkehr ist ein sehr aktuelles Thema in Europa. Drei Aspekte sollen in der folgenden Lektionsreihe thematisiert werden: Die Transportwege von Gütern, die sinkende Lebensqualität von Menschen, die in der
Nähe von Transitachsen wohnen und die negativen Konsequenzen für
die alpine Umwelt.
Lektionsskizze
1. Die Lehrerin packt die mitgebrachten Produkte aus. Sie fragt die
Schüler, was diese Produkte gemeinsam haben. (Eine Gemeinsamkeit
ist, dass sie alle durch die Alpen transportiert worden sind).
• Die Schülerinnen und Schüler kennen die Haupttransitstrassen durch die Alpen.
• Sie können einige Probleme des Transitverkehrs erläutern.
• Sie entwickeln Ideen, wie man die Situation verbessern
könnte.
Stufe
11-14 Jahre
Material
• ca.10-15 Produkte verschiedener Herkunft, die durch die
Alpen transportiert worden sind (Gemüse, Früchte,
Esswaren, Kleider, Bücher etc.)
• Atlanten (pro Gruppe 1 Exemplar)
• Für jede Gruppe 1 grosses Zeichnungspapier (Packpapier
oder Flip Chart Blatt)
• Alte Zeitungen
• verschiedenfarbige Wollfäden
• Tonbandgerät
Vorarbeiten
• Voraussetzung: Die Schülerinnen wissen, wie der Alpenbogen aussieht und kennen seine geografische Lage in
Europa (Lektionsreihe «Alpenländer – Alpenland» Seite 29).
• Material bereitstellen
• Tonbandaufnahme: Lärm einer stark befahrenen Strasse.
Ort
Schulzimmer
2. Gruppenarbeit: Jede Gruppe sucht sich einige Produkte aus. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, woher die Produkte stammen
(Hinweise auf der Verpackung, Vorwissen der Schülerinnen, evtl. Hilfe
der Lehrerin etc.). Gibt es Produkte, die in verschiedenen Ländern verund bearbeitet wurden? (Inhalt, Verpackung etc.). Die Schüler notieren,
was sie zu den Produkten herausgefunden haben. Im Atlas suchen sie
die Herkunftsländer und überlegen sich, auf welchen Transportwegen
die Produkte befördert worden sind.
3. Die Gruppen beschaffen sich das Bastelmaterial (Grosses
Zeichnungsblatt, alte Zeitungen, farbige Wollfäden, Farben) In der Mitte
des grossen Zeichnungsblattes kleben die Schülerinnen mit Knüllpapier
(alte Zeitungen) das Relief des Alpenbogens (evtl. Folie vom Satellitenbild Seite 31 zeigen). Weiter tragen sie mit Hilfe des Atlas die grossen
Städte ein, die den Alpenbogen umgeben: Wien, Zagreb, Triest, Mailand, Turin, Genova, Nizza, Marseille, Lyon, Zürich, München, Linz. Mit
den farbigen Wollfäden markieren sie die wichtigsten Transitrouten durch
die Alpen und beschriften sie (Bahn, Strasse, Pass, Tunnel etc.). Ebenfalls notieren sie in ihrer Karte, welche der mitgebrachten Produkte vermutlich über welche Wege transportiert worden sind.
Zeitaufwand
6-8 Lektionen
Wenn genügend Zeit vorhanden ist,
kann das Relief des Alpenbogens auch mit Papmaché
(alte Zeitungen in Wasser einlegen und Fischkleister
dazugeben) nachgebaut werden.
19
4. Die Reliefs werden im Schulzimmer aufgehängt.
5. Hausaufgabe: Die Schülerinnen erhalten den Auftrag, zu Hause weitere Produkte (Vorratsschrank, Gewürze, Putzmittel, Kosmetika etc.) zu
suchen, die durch die Alpen transportiert worden sind.
6. Die Schülerinnen stellen die gefundenen Produkte und ihre Herkunftsländer kurz vor und ergänzen gruppenweise ihre Reliefkarten mit
den neuen Produkten.
7. Die Lehrerin lässt die Tonbandkassette mit dem lauten Verkehrslärm laufen und schreibt gleichzeitig gross an die Tafel: 8’000’000
Elefanten oder 38’000 Blauwale.
Während das Tonband mit dem lauten Verkehrslärm weiterläuft, gibt die
Lehrerin den Auftrag, kurz in Partnerarbeit zu diskutieren, was die Zahlen an der Wandtafel wohl bedeuten könnten.
8. Klassengespräch: Die Lehrerin stellt das Tonband ab. Die Schüler
äussern ihre Vermutungen. Die Lehrerin ergänzt die Aussagen der Schüler
mit folgenden Informationen und schreibt die genannten Zahlen an die
Wandtafel. Das Gewicht der Elefanten oder Blauwale entspricht dem
Gewicht der Waren (66’000‘000 Tonnen), die jährlich durch die Alpen
transportiert werden.
62% (2/3) der Waren transportieren Lastwagen auf der Strasse, 38%
(1/3) transportiert die Bahn. 70% der Lastwagen benützen für ihren
Warentransport lediglich die drei Transitrouten Brenner, Mt. Blanc und
Gotthard, wobei der Mt. Blanc im Moment (2001) geschlossen ist.
Lösung
8’438 Lastwagen pro Tag
Länge der Lastwagenkolonne : 84,380km
9. Rechenaufgabe: In Partnerarbeit berechnen die Schülerinnen, wie
viele Lastwagen täglich auf den beiden Routen Brenner und Gotthard
verkehren, wenn durchschnittlich pro Lastwagen 10 Tonnen Waren befördert werden, und wie lang die Lastwagenkolonne ist, wenn man von
einer durchschnittlichen Länge von 10m pro Lastwagen ausgeht.
Währenddem die Schülerinnen rechnen, lässt die Lehrerin das Tonband
mit dem lauten Verkehrslärm noch einmal laufen.
10. Klassengespräch: Wie habt ihr den Lärm empfunden? Was meint
ihr zu den berechneten Zahlen? Könnt ihr euch vorstellen, an einer Strasse
zu leben oder zu arbeiten, auf der täglich so viele Autos und Lastwagen
verkehren? Welche Gefahren und Belastungen sind damit verbunden?
Was würde euch am meisten stören?
Die Lehrerin schreibt die Stichwörter an die Tafel. (z.B. Lärm, Luftverschmutzung, wenig Platz zum Spielen, gefährliche Strassen, keine Passage zwischen den Seiten des Tales, tote Tiere auf den Strassen etc.)
11. Gruppenarbeit: Die Schüler überlegen sich, was man tun könnte,
um diesen Zustand zu verbessern. (z.B. Güter von den Lastwagen auf
die Bahn verlegen, regionale Produkte konsumieren etc.)
12. Die Lösungsvorschläge werden präsentiert. Die Schülerinnen diskutieren, welche Lösungsvorschläge realis tisch umzusetzen sind und
für welche sie sich selber engagieren möchten.
Weiterarbeit
Die Schülerinnen setzen die Lösungsvorschläge um.
Im Schulhaus machen die Schüler eine kleine Ausstellung zur Problematik des Transitverkehrs in den Alpen und machen in der Pause unter
dem Titel «Zwischenmahlzeiten für Schlaue» darauf aufmerksam, dass
alle z.B. durch ihr eigenes Konsumverhalten (regionale Produkte bevorzugen) etwas zur Verbesserung der Problematik beitragen können.
20
Lebensraum Alpen in Gefahr!
Gestern – Heute – Morgen
Mit gut 5 Mio. Ferienbetten, 120 Mio. Feriengästen und 500 Mio. Übernachtungen pro Jahr sind die Alpen eine der grössten Tourismusregionen
der Welt. Allerdings spielt der Tourismus nicht überall im Alpenraum die
gleiche Rolle. Von den rund 6’000 Alpengemeinden weisen nur 600 eine
touristische Monostruktur auf. Die Konzentration von vielen Leuten in relativ wenigen Orten verursacht ökologische Probleme. Die Heizungen der
Ferienwohnungen und Hotels und der starke touristische und allgemeine
Verkehr beeinträchtigen die Luftqualität massiv. Ebenfalls ist der Wasserverbrauch in den touristischen Orten sehr hoch: Ein Durchschnittstourist
verbraucht zehnmal so viel Wasser wie ein Einheimischer. Die touristische
Infrastruktur mit Hotels, Restaurants, Sportanlagen, Bergbahnen, Parkplätzen usw. braucht viel Platz. Im Alpenraum sind aber die günstigen Siedlungsflächen sehr begrenzt. Die Siedlungen und Infrastrukturanlagen ballen sich
auf den kleinen Gunsträumen im Talboden und in Talnähe. Aus Platzmangel wurden darum seit Mitte der 50er Jahre auch die früher bewusst
siedlungsfrei gehaltenen Talauen überbaut. Damit stehen heute grosse Teile der Siedlungen und Infrastrukturanlagen im Hochwasser gefährdeten
Bereich. Diese ausufernden Überbauungen verdrängen auch die
Landwirtschaftsbetriebe immer mehr. Die Nachfrage nach Land für den
Bau touristischer Infrastrukturanlagen steigt ständig, wobei das Angebot
immer knapper wird und die Preise somit in astronomische Höhen klettern.
Ein weiterer Teufelskreis, der v.a. die einheimischen Familien hart trifft, da
sie in ihrer Heimatgemeinde kaum mehr bezahlbaren Wohnraum finden.
Leitidee
Die Alpen sind als Wintersportort sehr bekannt. Vergleicht man Bilder
von heutigen Tourismuszentren mit denjenigen desselben Ortes vor 100
Jahren, ist es erstaunlich, welche massiven Veränderungen stattgefunden haben. Jede Veränderung hat aber Konsequenzen für Mensch, Gesellschaft und Umwelt.
Didaktische Hinweise
Lektionsskizze
1. Der Lehrer erzählt den Schülerinnen, dass er einen Brief vom WWF
bekommen hat. Er fragt, ob jemand den WWF kennt. Wenn die Institution nicht allen bereits bekannt ist, erklärt eine Schülerin oder der Lehrer
kurz, wer der WWF ist und was er tut. Anschliessend liest er den Brief
vor. (siehe Seite 23).
2. Der Lehrer verteilt die Fotokopien oder legt die Folie des Arbeitsblattes «Gestern – Heute» auf. Die Schülerinnen zählen auf, welche
Unterschiede sie im Vergleich der beiden Zeichnungen entdecken. Der
Lehrer notiert sie stichwortartig an der Wandtafel.
3. Klassengespräch: Warum sind diese Unterschiede entstanden? Was
ist genau passiert? Was ist an diesen Veränderungen gut? Was ist daran
schlecht? Welches sind die grössten Gefahren einer solchen Entwicklung?
4. Gemeinsam werden in einer Liste alle Gefahren unter dem Titel
Lernziel
Die Schülerinnen und Schüler wissen, wie sich eine alpine
Landschaft durch den Massentourismus verändern kann.
Sie kennen die wichtigsten Probleme, die der Massentourismus in den Alpen verursacht.
Sie haben selber Ideen entwickelt, wie man mit diesen Problemen umgehen könnte.
Stufe
10-14 Jahre
Material
Fotokopien oder Folie des Arbeitsblattes «Gestern – Heute»
Ort
Schulzimmer
Zeitaufwand
2-3 Lektionen
Beispiel: So bedroht der Massentourismus den Lebensraum Alpen…
Gefahr
Bau von vielen
Ferienhäusern,
Hotels
Transportanlagen
usw.
für die Natur
Starke Luftverschmutzung
durch Heizungen
und Autoabgase.
Zerstörung der Landschaft
für den Menschen
Bauern haben immer
weniger Land.
Einheimische Bevölkerung
muss wegziehen.
für die Gesellschaft
Bodenpreise steigen,
billiger Wohnraum und
attraktive Arbeitsplätze
werden knapp.
21
Tipp
Originelle Lösungen finden sich leichter mit einer
sogenannten Kreativmethode. Dazu zwei Beispiele:
Kopfstandtechnik: Was muss man tun, damit das
Problem möglichst nicht gelöst werden kann? In der
positiven Umformulierung der Aussagen ergeben
sich oft erstaunlich gute Lösungsansätze.
Brainwriting oder Methode 6-3-5: Alle erhalten ein
Raster, eingeteilt in 18 Felder (3x6). In die obersten 3
Felder ihres Blattes schreiben alle spontan 3
Lösungsideen. Nach 5 Minuten werden alle Blätter
um eine Position weitergereicht. In den darunterliegenden nächsten drei Feldern werden die ersten
drei Lösungsideen, wiederum in 5 Minuten, weiterentwickelt oder ergänzt usw., bis das ganze Blatt voll
ist. (Weitere Kreativmethoden siehe Literatur und
Medien)
«Das bedroht den Lebensraum Alpen…» und ihre Auswirkungen auf
Natur, Mensch und Gesellschaft notiert.
5. Gruppenarbeit: Jede Gruppe liest sich eine oder mehrere «Gefahren» aus, für die sie Lösungsmöglichkeiten erarbeiten möchte (siehe Tipp).
6. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten werden präsentiert und diskutiert. Die Klasse entscheidet, welche Lösungsideen sie weiter bearbeiten und dem WWF schicken möchte.
Weiterarbeit
Die Schülerinnen nehmen mit einer Partnerklasse im Alpenraum Kontakt auf. Fragen sie, welche Gefahren ihren Lebensraum bedrohen und
entwickeln dafür Lösungsideen, die sie dann mit der Partnerschule gemeinsam weiter bearbeiten und umsetzen.
Im Fremdsprachenunterricht kann ein Projekt mit einer Klasse in einem
anderen Sprachraum entwickelt werden.
Literatur und Medien
Wack, Otto Georg, Kreativ sein kann jeder
Windmühle Verlag, Hamburg, 1993
Sammlung zahlreicher Kreativmethoden mit übersichtlichen und gut strukturierten Anleitungen.
Lietratur und Medien
Bätzing Werner: Die Alpen, Entstehung und Gefährdung einer europeischen Kulturlandschaft,
Verlag C.H. Beck München, 1991
Geschichte der Entstehung des Tourismous in den
Alpen und Problemen in Zusammenhang mit Massentourismus.
Hamberger Sylvia, u.a.: Schöne neue Alpen, Eine
Ortsbesichtigung, Raben Verlag, München, 1998
Mit zahlreichen Fotos und Beiträgen verschiedener
Alpenexperten über Tourismus in den Alpen.
CIPRA International: 1. Alpenreport, Daten, Fakten,
Problemen, Lösungsansätze, Verlag Paul Haupt,
Bern; Stuttgard; Wien, 1998
Viele Hintergründe Zahlen und Fakten zum Thema
Tourismus in den Alpen.
22
«Das war knapp!!»
Lebensraum Alpen in Gefahr!
An alle Schülerinnen und Schüler,
denen es nicht egeal ist,
was mit unseren Alpen in Zukunft passiert
Ideen gesucht
Liebe Schülerinnen und Schüler der Klasse ..................................... in .........................................................
Die Alpen sind eine wunderbare Region mitten in Europa. Wir sind sicher, dass ihr bereits viel darüber wisst
– sei es, weil ihr immer wieder dorthin in die Ferien reist, sei es von Bildern oder aus Filmen oder weil ihr
selber Bewohner und Bewohnerinnen der Alpen seid.
Wie euch sicher auch bekannt ist, bieten die Alpenregionen viele tolle Möglichkeiten, um Sport zu treiben,
sich zu erholen oder einfach die Schönheiten der Tier- und Pflanzenwelt zu geniessen.
Da in den letzten Jahren immer mehr Menschen die Alpen als Ferienparadies und Erholungsraum entdeckt
haben, wurden unzählige Hotels, Ferienwohnungen, Sportanlagen, Skilifte, Bergbahnen und Strassen gebaut.
In den beiden Zeichnungen, die wir beigelegt haben, könnt ihr diese Veränderungen sehen.
Sicher fragt ihr euch jetzt, was denn daran schlecht sein soll. Eigentlich ist es doch toll, wenn möglichst viele
Menschen sich in den Alpen wohl fühlen.
Leider ist es aber so, dass Veränderungen auch immer eine grosse Gefahr für einen Lebensraum sein können.
Mit den drei folgenden Beispielen möchten wir euch zeigen, was wir mit «Gefahr» meinen:
Beispiel 1: Die Luftverschmutzung wir immer grösser
Die Heizungen der vielen Ferienhäuser, Hotels, Restaurants und Wintersportanlagen sowie die zahlreichen
Autos der Feriengäste verschmutzen die saubere Bergluft immer mehr.
Beispiel 2: Die Bauern haben immer weniger Land
Damit die Vielfalt an Tieren und Pflanzen erhalten bleibt, ist es wichtig, dass der Boden bewirtschaftet wird.
Weil aber immer mehr Ferienhäuser, Hotels, Restaurants, Strassen, Parkplätze und andere touristische Anlagen gebaut werden, verlieren die Bauern immer mehr Land und sind so gezwungen, ihre Arbeit aufzugeben.
Beispiel 3: Wildtiere in Gefahr
Durch Sportarten wie Skifahren abseits der Pisten, Deltaflug, Paragliding, Klettern, Mountainbike und
Riverrafting werden die scheuen Wildtiere zunehmend aus ihren Lebensräumen vertrieben.
Liebe Schülerinnen, liebe Schüler, ihr seht, der Lebensraum Alpen ist heute ernsthaft in Gefahr. Wir
sind darum überzeugt, dass es höchste Zeit ist zu handeln. Wir würden uns riesig freuen, wenn ihr uns
dabei aktiv unterstützt. Wir sind nämlich felsenfest überzeugt, dass ihr viele tolle Ideen habt, auf die wir nie
kommen würden! – Ihr macht also mit? – Dann los! Setzt euch zusammen – besprecht, was man gegen die
Gefahren, die den Lebensraum Alpen bedrohen, unternehmen könnte – lest die besten Ideen aus – zeichnet
und schreibt sie auf ein Blatt – und ab die Post zu eurem nächstgelegenen WWF-Büro.
Die von euch eingesandten Ideen schauen wir mit grossem Interesse an und hoffen, dass möglichst viele
davon in unserem Engagement zum Schutz des Lebensraums Alpen realisiert werden können.
Wir freuen uns, von euch zu hören und danken e uch ganz herzlich für eure Mitarbeit.
Mit besten Grüssen
Euer WWF-Team
23
Arbeitsblatt «Gestern – Heute»
Gestern
Heute
24
Lebensraum Alpen in Gefahr!
Lebensraum Alpen in Gefahr!
Die Alpen als Wasserschloss Europas
Leitidee
Wasser gehört zu den wichtigsten und wertvollsten Ressourcen der Alpen. Der grösste Teil der Trinkwasserversorgung in Mitteleuropa und ein
wesentlicher Teil der Stromerzeugung gründet auf der Nutzung alpinen
Wassers. Aber auch ganz alltägliche Konsumartikel wie Mineralwasser,
Gemüse oder Obst kommen nur dank dem Wasserreichtum der Alpen
auf unseren Tisch. Nur wenige Menschen sind sich der Bedeutung der
Wasserressourcen bewusst und kennen die negativen Folgen der Übernutzung.
Lektionsskizze
1. Wasser in unserem Alltag
Die Lehrperson fragt die Schülerinnen und Schüler, was sie heute Morgen nach dem Aufstehen alles getan haben, und sammelt die Tätigkeiten an der Wandtafel, z.B. ankleiden, frühstücken, waschen, Musik hören. Sie unterstreicht ohne Kommentar mit blauer Kreide die Tätigkeiten, die direkt (z.B. Getränk, Waschen) oder indirekt (z.B. elektronische
Geräte, Licht) mit Wasser zu tun haben.
Die Lehrperson stellt danach eine Einkaufstasche auf den Tisch und
entnimmt ihr verschiedene Konsumgüter (z.B. Glühbirne, Obst, Mineralwasser).
Die Schülerinnen und Schüler raten, was die blau unterstrichenen Tätigkeiten und die Produkte miteinander verbindet: Gesucht wird ein Wort.
2. Woher/wohin fliesst das Wasser
Die Lehrperson entwickelt zusammen mit den Schülerinnen die Wasserkette bzw. den Wasserkreislauf. Die einzelnen Stichworte werden auf
A5-Zettel geschrieben und an die Wand geheftet. Sie können so, je nach
Bedarf, verschoben werden. Pfeile geben jeweils die Richtung an.
Der Wasserhahn im Schulzimmer ist der Ausgangspunkt, den Weg des
Wassers in beide Richtungen zu verfolgen: 1. Zurück zur Quelle oder
zum Grundwasser und zum Regen. 2. Vorwärts über den Spültrog in die
Abwasserreinigungsanlage oder den Vorfluter (Bach, Strom) zum Meer
und letztlich auch zum Regen.
Dabei darf der Hinweis nicht fehlen, dass der Grundwasserspiegel neben dem Regen auch durch die Bäche und Flüsse (Stichwort «Sickern»)
gespeist wird. Der Boden dient als Speicher von Wasser in flüssiger
Form, die Alpengletscher sind Wasserspeicher in fester, gefrorener Form.
Auch das Meer ist ein riesiger Wasserspeicher.
3. Funktionen des Wassers
Gruppenarbeit: Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten in Gruppen die
vielfältigen Nutzungsansprüche von Mensch und Tier an das Wasser.
Grundlage sind die Wasserbilder auf dem Arbeitsblatt «Alpenwasser».
Zu allen diesen verfassen sie eine Bildlegende. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten werden in der Klasse verglichen und diskutiert.
4. Tagliamento – der König der Alpenflüsse
Die Lehrperson zeigt die Folie einer Alpenkarte, auf der der Fluss gut
sichtbar ist. Die Schülerinnen und Schüler lesen den Text auf dem Arbeitsblatt «Tagliamento – König der Alpenflüsse». Wörter, die sie nicht verstehen, streichen sie an (z.B. «Erosion», «Sedimente», «Geschiebe», «Mäander»). Die Lehrperson erklärt kurz die unbekannten Ausdrücke.
Didaktische Hinweise
Lernziel
• Die Schülerinnen und Schüler entdecken den Zusammenhang zwischen alltäglichen Dingen und Handlungen einerseits und dem alpinen Wasser andererseits.
• Sie lernen die Auswirkungen verschiedener Nutzungsformen von Wasser auf die Umwelt kennen, namentlich auf
das Ökosystem Alpenfluss.
• Sie entwickeln Ideen, wie mit der Ressource Wasser nachhaltig (d.h. sorgfältig) umgegangen werden kann.
Stufe
11-15 Jahre
Material
• Waschlappen oder Zahnbürste mit Glas
• Mineralwasserflaschen aus den Alpen (z.B. Evian, Aproz,
San Pellegrino, Valser)
• Glühbirne
• Obst oder Früchte aus den Alpen
• Wasserbilder (Arbeitsblatt «Alpenwasser»)
• Alpenkarte mit Tagliamento
• Arbeitsblatt «Tagliamento – König der Alpenflüsse»
• Zeichenutensilien
• A5-Zettel und Pfeile
Vorarbeiten
• Beschaffen des Materials
• Folie von Alpenkarte mit Tagliamento
• evtl. Schema einer Wasserkraftanlage (Stausee, Leitungen
mit Wasserschloss, Druckleitung, Turbine, Generator,
Stromleitung)
Ort
• Schulzimmer
• evtl. Besuch der örtlichen Trinkwasserversorgungs- und
Abwasserreinigungsanlage
Zeitaufwand
4-5 Lektionen
25
5. In Gruppen oder zusammen mit der Lehrperson erarbeiten die
Schülerinnen, anhand des Textes, die unterschiedlichen Charaktere, des
Flusses, von den steilen Schluchten des Oberlaufes bis zu den breiten
Umlagerungsstrecken des Unterlaufes. (Veränderung der Bach- und
Flussbettbreite, der Fliessgeschwindigkeit des Wassers, der Ablagerung
des Geschiebes etc.)
6. Probleme und Lösungen
Der Text zum Tagliamento gibt auch Aufschluss über verschiedene Gefahren, welche die natürliche Dynamik des Flusses beeinträchtigen.
Die Schülerinnen und Schüler listen die Probleme auf. Sie diskutieren,
was zu tun ist, damit ein Alpenfluss seine natürlichen Funktionen als
vielfältiger Lebensraum behalten bzw. zurückerhalten kann (z.B. mehr
Raum gewähren, Restwasser fliessen lassen, Sperren mit Fischtreppen
überwinden, Kiesabbau streng regeln).
Grundtenor: Der Mensch soll der Natur mit Respekt begegnen und er
darf sie weise nutzen, ohne die Lebensgrundlagen zu zerstören. Drei
Aspekte gilt es dabei im Sinne der Nachhaltigkeit gleichermassen zu
beachten:
• Sicherheit für Mensch und Siedlungen
• Lebensraum für die Natur
• Nachhaltige wirtschaftliche Nutzung
«Schon wieder kein Morgenbad!»
7. Verantwortung jedes einzelnen: Schliesslich stellt sich die Frage,
was wir in unserem Alltag tun können, um Wasser und Strom zu sparen
und um verantwortungsvoll mit der Ressource Wasser umzugehen. In
Zweiergruppen gestalten die Schülerinnen und Schüler ein Werbeplakat
zum Thema. Wie kann ich mit der wertvollen Ressource Wasser sorgfältig umgehen? Die Werbeplakate beinhalten einen gut und knapp formulierten witzigen Slogan (vergleiche Werbeslogans), der in einem Bild
(Zeichnung, Foto, Collage, Comic etc.) visualisiert ist. Die Arbeiten werden im Schulzimmer, Schulhaus, im Gemeindehaus, im Naturmuseum
etc. ausgestellt.
Varianten
In Punkt 1 «Wasser in unserem Alltag» bietet sich die Gelegenheit, die
Erzeugung von Strom aus Wasserkraft schematisch zu erklären. Der
Wasserreichtum und das Gefälle sind dabei Besonderheiten des Alpenraums. Selbstverständlich darf der Hinweis nicht fehlen, dass Strom auch
mit anderen Quellen erzeugt werden kann.
Weiterarbeit
Arbeitsblatt «Wasserbilder»
1 Bergbach wild (Tourismus)
2 Bergbach kanalisiert (Sicherheit)
3 Wasserleitung «Suone», «Bisse», «Waal»
(Bewässerung)
4 Flussaue (dynamischer Lebensraum für Tiere
und Pflanzen)
5 Bachforelle (Fischerei)
6 Staumauer (Elektrizitätsgewinn)
7 Kanu (Sport, Erholung)
26
Die Schülerinnen organisieren eine Vernissage mit ihren Werbeplakaten.
Sie laden dazu die Umweltverantwortlichen (Politikerinnen und Politiker,
Vertreterinnen von Umweltschutzorganisationen und Behörden etc.) ein.
Anlässlich der Vernissage findet eine Diskussionsrunde oder ein Streitgespräch statt zum Thema «Wie gehen wir mit unserem Alpenwasser
um?»
Zusammen mit einem Medienpartner (Regionalzeitung, Regionalradio)
organisieren die Schülerinnen eine Kampagne zum Thema «Alpenwasser
– unser Lebenselixier!»
Besuch der örtlichen Trinkwasserversorgungs- und Abwasserreinigungsanlage.
Arbeitsblatt «Wasserbilder»
Lebensraum Alpen in Gefahr!
Tagliamento – König der Alpenflüsse
Der Tagliamento in Friaul-Julisch Venetien, Italien, ist der einzige grosse Alpenfluss,
der fast auf seiner gesamten Strecke noch sich selbst überlassen ist. Nicht Stauwehre und Hochwasserdämme prägen ihn auf 170 Kilometern, sondern die Naturgewalten. Selbst auf dem Satellitenbild sind die Dimensionen des Tagliamento zu
erahnen: als weisses Band zeichnen sich seine Schotterfelder deutlich ab.
Fast auf der gesamten Strecke fliesst der
mächtige Fluss noch ungebändigt dahin
und verlagert dabei immer wieder sein Bett.
Ein einziges Stauwehr unterbricht seinen
Lauf bei Caprizi. Wie auf einer Perlenschnur
reihen sich von der Quelle am Mauria-Pass
alle Flusstypen vom reissenden Wildbach
im Oberlauf bis zum trägen Tieflandstrom
in der Ebene aneinander. Erst kurz vor seiner Mündung ins Mittelmeer gleicht er den
meis-ten europäischen Flüssen: Dämme
lenken dort sein Wasser in feste Bahnen.
… zu Mäandern
Das Gefälle verringert sich in der Folge
noch weiter und der Fluss verliert seine
Wildheit. Die Umlagerungsbereiche werden
schmaler. Der Fluss bildet zunehmend ein
stabiles Bett, das sich in grossen Schleifen (Mäandern) dahinzieht. Das Wasser
fliesst nun langsamer, hat nur noch geringe Schleppkraft und transportiert hauptsächlich feinere Sedimente. Ab Latisana
wird der einst so wilde Fluss dann in einen
Kanal gezwängt.
Von Schluchten und Sandbänken…
Im Oberlauf bis Caprizi hat sich der
Tagliamento tief in das Gestein eingeschnitten. Hier hat sich eine Schluchtstrecke mit
steilem Gefälle und gestrecktem Verlauf
ausgebildet. In der Gegend von Tolmezzo
weitet sich der Talraum auf 800 m aus. Ab
hier werden die bei Hochwasser mitgeführten Geröllmassen zum Teil abgelagert. Im
ständigen Wechsel zwischen Erosion und
Ablagerung verzweigt sich der Fluss in riesigen Schuttflächen. Mit jedem Hochwasser nehmen seine Arme einen neuen Verlauf. Wer nur an geordnete und gepflegte
Kulturlandschaften gewöhnt ist, erlebt diese Landschaft als einen Ort entfesselter Naturgewalten. Bis nach Casarsa, ins Alpenvorland, reicht die bis zu zwei Kilometer
breite Wildflusslandschaft.
Lebensraum für Überlebenskünstler
In Wildfluss-Lebensräumen wechseln die
Lebensbedingungen kleinräumig und zeitlich sehr stark. Um hier überleben zu können, mussten Tiere und Pflanzen besondere Strategien entwi-ckeln: Weide oder
Tamariske bieten dank biegsamen Ästen
nur wenig Widerstand gegen Hochwässer,
und Verletzungen der Triebe regen ihr
Wachstum gar noch an. Als erste Besiedler
der Kiesbänke aus dem Tierreich treten insbesondere Spinnen und Käfer auf. Fünf der
bisher festgestellten 23 flusstypischen
Laufkäferarten werden dabei als selten
oder gefährdet eingestuft. Dieser hohe
Anteil schützenswerter Arten ist nur ein
Beleg für den Wert des Tagliamento aus
der Sicht des Naturschutzes.
Gefahren für den König der Alpenflüsse
Obwohl dem Tagliamento sein ursprünglicher Raum fast vollständig belassen wurde, ist die Natur nicht ohne Beeinträchtigungen geblieben:
• In den letzten zehn Jahren haben zwar
die angrenzenden Gemeinden Kläranlagen
gebaut. Viele funktionieren jedoch nicht
gut, und die Wasserqualität ist immer noch
mangelhaft.
• Die Wasserführung ist auf 70 Kilometern
stark reduziert, da zahlreiche Zuflüsse zur
Stromerzeugung genutzt werden. Das in
den Stauseen gespeicherte Wasser fliesst
erst am Alpenrand in den Tagliamento zurück.
• Auch der Kiesabbau am Tagliamento verursacht Schwierigkeiten. Kies wird vorab
an den Flussstrecken entnommen, wo es
wirtschaftlich interessant, aber umweltmässig problematisch ist.
• Die Staumauer von Caprizi legt den Fluss
auf 20 Kilometern trocken. Bisher hat der
staatliche Energiekonzern ENEL keine ökologisch ausreichenden Restwassermengen
gewährt.
Riesiges Freilandlabor
Für Naturwissenschafterinnen ist der
Tagliamento ein riesiges und einzigartiges
Freilandlabor. Unzählige wichtige Zusammenhänge können sie hier erforschen und
begreifen. So lernen sie zunehmend die
Grenzen der Technik kennen und von der
Natur zu lernen.
aus: CIPRA-International: Alpenreport 1
Norbert Müller und Giorgio Cavallo
Bern 1998
27
Arbeitsblatt «Alpenwasser»
Lebensraum Alpen in Gefahr!
Schreibe eine kurze Legende zu jedem Bild:
Was siehst du?
Für was wird das Wasser gebraucht?
6
1
7
4
2
5
3
28
Menschen im Alpenraum
Menschen im Alpenraum
«Ich fühle mich in allen Alpenländern zu Hause,
hauptsächlich mein Nest ist gemütlich»
Alpenländer-Alpenland
8 Länder haben Anteil am Alpenbogen: Frankreich, Italien, Schweiz, Liechtenstein, Deutschland, Österreich, Slowenien und Monaco. Im Falle von
Liechtenstein prägen die Alpen das ganze (kleine) Land, für Deutschland,
Frankreich, Italien und Monaco ist der flächenmässige Anteil der Alpen an
der gesamten Landesfläche nur gering. Die Schweiz, Österreich und
Slowenien liegen dazwischen. Dementsprechend unterschiedlich ist in den
jeweiligen Ländern die Bedeutung der Alpen für Politik und Wirtschaft sowie die Identifikation einer breiten Bevölkerung mit den Alpen als Lebensund Wirtschaftsraum. Dies zeigt sich auch in der unterschiedlichen Bereitschaft, die alpinen Gebiete als Lebens- und Wirtschaftsraum für den Menschen zu erhalten. Denn ohne finanzielle staatliche Unterstützung ist dies
unter den heutigen Rahmenbedingungen vielerorts nicht möglich.
Die Lebens- und Erfahrungswelt der Bewohner der Alpengebiete unterscheidet sich in vielen Bereichen vielmehr von den Menschen ausserhalb
der Alpengebiete im eigenen Land als von den anderen Bewohnerinnen
und Bewohnern des Alpenbogens. Und doch haben erst in den letzten
Jahren, zum Teil initiiert durch die CIPRA (Internationale Alpenschutzkommission), vermehrt Kontakte zwischen den Alpenregionen der verschiedenen Länder stattgefunden. Dieser Erfahrungsaustausch ist zentral, wenn
es darum gehen soll, gute Ideen zu verbreiten und eine Alpenidentität zu
schaffen. Diese Identifikation wiederum ist wichtig, damit die Alpen als Lebens- und Wirtschaftsraum, über die Grenzen hinweg, nachhaltig gefördert werden können. Für die Verteidigung der Interessen der Alpenbewohnerinnen und -bewohner ist die Zusammenarbeit entscheidend, um
im Mächtespiel der Politik gehört zu werden.
Leitidee
Die Ländergrenzen sind von Menschen gemacht. Dies wird insbesondere am Beispiel der Alpen deutlich. Obwohl die Alpen geografisch gesehen eine grosse Region sind, haben 8 Länder Anteil an ihnen. Mit dieser
Lektion soll den Schülern bewusst gemacht werden, dass im gesamten
Alpenraum Menschen unter ähnlichen Rahmenbedingungen leben und
dass die Solidarität mit und zwischen diesen Regionen über deren Zukunft entscheiden wird.
Didaktische Hinweise
Lernziele
• Die Schülerinnen wissen, welche Staaten Anteil am Alpenbogen haben.
• Zu jedem Land kennen sie einige Namen und wichtige
geografische Kennzahlen. Dabei lernen sie auch mit Lexika
umzugehen.
• Die Schüler sind sich einiger Gemeinsamkeiten der alpinen
Regionen, egal in welchem Land sie wohnen, bewusst
geworden.
Stufe
12 – 16 Jahre
Material
• Atlanten (pro Gruppe mind. 1 Exemplar)
• verschiedene Lexika
• Arbeitsblatt «Die Alpenländer»: Vergrösserung aller
7 Alpenländer auf A3-Format (Vorlage für Puzzle), Folie und
Klassensatz des Arbeitsblattes.
• 7 Zettel mit je einem Alpenland (ohne Monaco)
• Karton (A3)
• Wörterbücher/kleine Reisesprachführer für alle Alpensprachen (deutsch, französisch, italienisch, slowenisch)
• evtl. Rezeptbücher und weiteres Material zu den Alpenregionen der 8 Alpenländer (Prospekte, Postkarten, Fotos
etc.)
Vorarbeiten
Material bereitstellen
Ort
Klassenzimmer
Zeitaufwand
ca. 4 Lektionen
29
Lektionsskizze
1. Die Lehrerin schreibt die 8 Ländernamen (Frankreich, Italien, Schweiz,
Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Slowenien, Monaco) an die Wandtafel.
2. Die Schüler versuchen (evtl. mit Hilfe des Atlas) herauszufinden,
was diese Länder alle gemeinsam haben.
3. Die Gemeinsamkeiten werden an der Wandtafel notiert. Die Lehrerin ergänzt, wenn nötig, dass eine weitere Gemeinsamkeit darin besteht, dass ein Teil all dieser Länder im Alpengebiet liegt. Auflegen der
Folie «Die Alpenländer».
4. Klassengespräch: Wer kennt bereits eine oder mehrere dieser Alpenregionen aus den Ferien, der Durchreise etc.? Was war dort gleich wie
zu Hause, was war anders?
Monaco ist in dieser Arbeit nicht berücksichtigt,
da es flächenmässig sehr klein ist und nur einen
sehr geringen Anteil am Alpenbogen hat.
5. Es werden 7 Gruppen gebildet. Jede Gruppe zieht einen Zettel, auf
welchem ein Alpenland steht und bekommt eine Vergrösserung «ihres»
Alpenlandes.
Tipp
Als Ergänzung zu den Atlanten, Wörterbüchern und
Lexika kann auch im Internet nach Daten geforscht
werden.
6. Gruppenarbeit: Jede Gruppe bereitet eine Präsentation vor zum Land,
das sie gezogen hat. Die Präsentation muss beinhalten:
• Ein schön gestaltetes A4-Blatt mit den wichtigsten geografischen
Kennzahlen (Name, Hauptstadt, Fläche, Einwohner, Landesflagge, Anteil der Alpenfläche an der gesamten Fläche, Anteil der Alpenbewohner
an der gesamten Einwohnerzahl).
• Antworten auf folgende Fragen: Von was leben die Menschen in den
Alpen? Was essen die Menschen in den Alpen, gibt es typische Alpengerichte? Wie sieht der Alltag eines Alpenbewohners aus? Welche
Vorteile bieten die Alpenregionen? Welches sind die Nachteile? Wie
gehen die Alpenbewohnerinnen mit der Verkehrsproblematik
(Regional- und Transitverkehr) um? Was bedeutet der Tourismus für
sie? Was verbindet die Menschen in den Alpenregionen, was trennt
sie? Gibt es «alpentypische» Probleme?
• Fertig gestaltetes Puzzleteil (Land anhand Kopie auf Karton übertragen und exakt ausschneiden), auf dem die Alpenregion des jeweiligen
Landes eingetragen ist, sowie die wichtigsten Städte, Ortschaften,
Flüsse, Seen, Berge und Strassen.
7. Die Gruppen präsentieren ihre Arbeiten.
8. Die Puzzleteile mit den Alpenländern werden zusammengefügt
und im Schulzimmer aufgehängt.
Mögliche Gemeinsamkeiten:
• Verhältnis Stadt-Land
• Verhältnis Arbeit in der Landwirtschaft resp. in
anderen Wirtschaftszweigen
• Umweltprobleme
• Freizeitbeschäftigung von Jugendlichen in den
Alpen
• Ernährung
• Verkehr
• Tourismus
etc.
30
9. Klassengespräch: Gemeinsamkeiten zwischen den Alpenregionen
der verschiedenen Länder werden diskutiert und an der Tafel stichwortartig notiert.
10. Die Lehrerin verteilt das Arbeitsblatt «Die Alpenländer». Die Schüler ergänzen das Arbeitsblatt anhand der Karte mit den Alpenländern
(Puzzle) und fassen anhand der Gruppenberichte und der Stichworte an
der Wandtafel zusammen, was die Alpenregionen der einzelnen Länder
verbindet, was ihre gemeinsame Identität ist, warum diese wichtig ist
und wie sie gefördert werden könnte.
11. Klassengespräch: Einzelne Schülerinnen lesen ihre Zusammenfassung vor. Gemeinsam werden sie diskutiert und ergänzt.
Menschen im Alpenraum
Varianten
Wenn das Puzzle noch grösser werden soll (z.B. wandfüllendes Bild im
Schulzimmer oder in der Pausenhalle), kann die entsprechende Wand
mit Papier ausgekleidet und darauf die Folie mit den Alpenländern projiziert werden. Die Schülerinnen zeichnen die Konturen nach und gestalten dann als Klassenarbeit eine grosse Karte mit den Alpenländern und
dem Alpenbogen. Zu jedem Land kann dann der Steckbrief mit den
geografischen Kennzahlen und weiteres Bildmaterial (Fotos aus Reiseprospekten, Ferienfotos, Landschaftsbilder, Bilder von Künstlerinnen etc.)
geklebt werden.
Weiterarbeit
Lesen und diskutieren der Alpenkonvention (siehe Seite 46)
Eine Partnerklasse in den Alpen finden, mit welcher ein regelmässiger
Brief- oder/und E-mail-Kontakt aufgebaut werden kann, insbesondere
auch für zwei Klassen innerhalb des Alpenraums, um Ideen und Informationen auszutauschen.
Einrichten eines Marktstandes, in welchem das jeweilige Land vorgestellt wird (mit Puzzleteil, A4-Blatt, Reiseprospekten, Postkarten, Zeitungsartikeln, lokalen Spezialitäten, Degustation)
Zusammenstellen einer kleinen Rezeptsammlung mit typischen Alpengerichten. Gemeinsames Kochen typischer Alpengerichte.
Lektionsreihe: «Typisch Alpen – alpentypisch» (siehe Seite 35)
Literatur und Medien
Bätzing, Werner: Kleines Alpen-Lexikon
Verlag CH Beck, München 1993
Zum Nachschlagen wichtiger Begriffe rund um das
Thema Alpen.
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Meyer Jürg:
Lebenswelt Alpen sehen-kennen-verstehen
Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Gibt viele Hintergrundinformationen zu Aspekten des
Lebens in den Alpen.
Satellitenbild des Alpenbogens
31
Arbeitsblatt «Die Alpenländer»
32
Menschen im Alpenraum
Ferien in Sicht?
Leitidee
Der Tourismus hat heute in vielen Regionen der Alpen den ersten Rang
in der wirtschaftlichen Bedeutung erobert. Landwirtschaft und Industrie
haben Anteile verloren. Was suchen und finden die Touristen in den Alpen? Was macht die Alpen so attraktiv als Ferien- und Erholungsraum?
Was bedeutet Tourismus für die Alpenbewohner? Mit solchen und ähnlichen Fragen sollen sich die Schülerinnen in dieser Lektion auseinandersetzen.
Kursiv sind Anweisungen für Schulen ausserhalb des Alpenraums. Für
diese Schulen empfiehlt es sich, die Lektion anlässlich oder nach einer
Exkursion oder eines Klassenlagers im Alpenraum abzuhalten. In diesen
Fällen kann auf den gemeinsamen Erfahrungshintergrund der Schülerinnen zurückgegriffen werden.
Die Lektion gewinnt an Wert, wenn mit einer Partnerklasse zusammengearbeitet wird.
Lektionsskizze
1. Jeder Schüler überlegt sich drei Angebote in der Alpenregion, die
er einem Gast zeigen würde. Er schreibt diese stichwortartig auf je ein
Kärtchen. Die Kärtchen werden an der Wandtafel aufgehängt und
anschliessend nach Themen geordnet (Sport, Kultur, Erholung, Abenteuer, Fun etc.)
Schülerinnen, die nicht im Alpenraum wohnen, informieren sich über die
bereitgestellten Materialien (Prospekte aus Tourismusbüro, Internet, Kontakte mit Partnerklasse etc.).
2. Gruppenarbeit: Jede Gruppe gestaltet einen interessanten und attraktiven Prospekt mit vielfältigen Tipps (Sehenswürdigkeiten, kulturelle, architektonische, geografische Besonderheiten, Sport- und Freizeitangebote, Ausflüge etc.) und Hintergrundinformationen über die Alpenregion.
3. Die Gruppen stellen ihre Prospekte vor.
Didaktische Hinweise
Lernziele
4. Klassengespräch: Ist der Prospekt ansprechend gestaltet? Macht er
Lust, den Ort kennen zu lernen? Warum? Warum nicht? Was fehlt? Gibt
es noch offene Fragen?
Die Schülerinnen haben sich mit den Schönheiten ihres Ortes
(des Exkursionsorts) auseinandergesetzt
Sie wissen, worauf man bei der Erarbeitung einer Werbebroschüre achten muss
5. Die Schülerinnen im Alpenraum stellen ein Programm mit den
attraktivsten Tipps zusammen und führen es durch.
Die Schülerinnen, die nicht im Alpenraum wohnen, erläutern in einer
Vortragsreihe, welche Angebote sie in der ausgewählten Alpenregion
nutzen und was sie dort gerne besuchen, sehen und erleben möchten.
Klassengespräch: Was macht diese Region besonders attraktiv? Wer
hätte Lust einmal hinzufahren? Warum? Warum nicht? Was unterscheidet sie von unserer Region? Gibt es Gemeinsamkeiten?
Stufe
Weiterarbeit
Die Prospekte werden mit einer Partnerklasse ausgetauscht.
Die Prospekte werden einer Partnerklasse in der ausgewählten Alpenregion geschickt, mit der Bitte um ein Feedback.
10 – 16 Jahre
Material
Material der Tourismuswerbung (alte und neue Prospekte,
Postkarten etc.), Mal- und Zeichenutensilien, Computer mit
Internetanschluss und Scanner (wenn vorhanden)
Vorarbeiten
Material über den Wohn- oder Exkursionsort von Tourismusbüro besorgen, geeignete Internetadressen recherchieren
(durch Schüler oder Lehrperson)
Ort
Klassenraum und Umgebung, Exkursionsort
Zeit
Gegenseitiger Besuch von zwei Partnerklassen, wobei jeweils die Besu-
4-6 Lektionen, evtl. Exkursion
33
cherinnen die Region und ihre Besonderheiten den einheimischen Schülern vorstellen.
Kontakt mit lokalem Tourismusbüro suchen, um die Ideen der Schüler in
eine gedruckte Broschüre umzusetzen. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, dass interessierte ältere Schülerinnen in den Ferien als Fremdenführer arbeiten können.
Schüler in Alpenregionen stellen Fragen zusammen für Interviews von
Touristen, wie zum Beispiel:
Wie wichtig ist Ihnen:
• die Begegnung mit der einheimischen Bevölkerung?
• eine vielfältige Berglandschaft, mit Wiesen, Wäldern, Weiden,
unverbauten Tälern und einer wilden, unberührten Hochgebirgslandschaft?
• ein frei fliessender Bach?
• saubere Luft?
• Stille und Einsamkeit?
• ein ungeteerter Bergweg?
• Wie weit wollen Sie sich dafür einsetzen?
• Wie viel möchten Sie dafür bezahlen?
• Warum besuchen Sie die Alpen und das Hochgebirge?
etc.
Die Umfragen werden ausgewertet, die Ergebnisse zusammengefasst
und:
• mit dem Tourismusverantwortlichen diskutiert
• in einem Artikel in der Regionalzeitung publiziert
• als Thesen formuliert für ein Podiumsgespräch zum Thema
«Tourismus – Freuden und Leiden»
etc.
Eine ähnliche Umfrage mit Auswertung können auch Schülerinnen, die
nicht in Alpenregionen wohnen durchführen, indem sie herausfinden,
wie viele ihrer Freunde und Bekannten in Alpenregionen ihre Ferien verbringen, was ihnen am Ferienort besonders gefällt oder missfällt, welche
Angebote sie nutzen und was sie zum Schutz der Alpenregion beitragen
etc.
Lektionsreihe «Gestern – Heute – Morgen»
Literatur und Medien
Bätzing Werner: Die Alpen
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Meyer Jürg:
Lebenswelt Alpen sehen-kennen-verstehen
Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Kurzer Überblick über die Tourismusgeschichte
der Alpen und die aktuelle Situation.
Wüthrich Franziska, Lüthi Markus, Rohner Maria:
Alpen aktiv – Mit Gruppen auf Entdeckungsreise Sauerländer Verlag, Aarau 2001
Enthält zusätzliche Ideen für die Auseinandersetzung
mit dem Thema Tourismus.
34
«Uff! da hat man die Qual der Wahl!»
Menschen im Alpenraum
Typisch Alpen –
alpentypisch
Leitidee
Jede Region, jedes Land, ja sogar jeder Mensch ist mehr oder weniger
geprägt durch so genannte Clichés (Images) – so auch ganz besonders
die Alpenregionen. Die Schriftstellerin Johanna Spyri hat z.B. mit ihrem
rührigen Roman «Heidi» weltweit nicht bloss den Alpenraum, sondern
eine ganze Nation geprägt. Die Heidigeschichte ist zu einem Mythos
geworden. Die Figur ist in allen Medien präsent, die das 20. Jahrhundert
massgeblich geprägt haben: Theater, Musical, Oper, Comics, Radio, Film,
Fernsehserie, Trickfilm und auch Internet. Allein fürs Kino wurde der
Roman von 1937 bis heute zehnmal verfilmt. Obwohl sich die Schweizerinnen und Schweizer mit dem Heidiland-Image schwer tun, ist Heidi für
viele Ausländerinnen und Ausländer der Inbegriff der Schweiz und der
Alpen schlechthin. Einigen dieser alpentypischen Clichés (Images) nachzugehen und sie zu hinterfragen, wie weit sie sich mit der realen Identität
decken, ist das Thema folgender Lektionsreihe.
Didaktische Hinweise
Lernziel
Die Schülerinnen und Schüler haben sich mit dem Spannungsfeld Alpenimages versus Alpenidentität auseinandergesetzt.
Stufe
12 - 16 Jahre
Material
Zettel
Arbeitsblatt «Typisch Alpen – alpentypisch»
Ort
Klassenzimmer
Zeitaufwand
Lektionsskizze
4 Lektionen
1. Die Schülerinnen setzen sich zu Beginn spielerisch mit den Begriffen «Image» (Bild) und «Identität» auseinander. Die Lehrerin schreibt
den Namen eines Schülers an die Wandtafel und teilt die Zettel aus. Alle
Schülerinnen schreiben auf ihren Zettel, was für ein Bild (Image) sie von
diesem Schüler haben: cooler Typ, schüchtern, vorwitzig, hilfsbereit etc.
Der Schüler, dessen Name an der Wandtafel steht, charakterisiert sich
auf dem Zettel kurz selber. Die Lehrerin sammelt die Zettel ein und liest
sie vor. Klassengespräch: Der ausgewählte Schüler darf die Aussagen
seiner Mitschülerinnen kommentieren und Rückfragen stellen. Was trifft
zu, was nicht? Warum? Wie sieht er sich selber? Indem er den Namen
einer weiteren Mitschülerin an die Tafel schreibt, beendet er die Diskussionsrunde und das Spiel geht weiter…
Im Alpenraum leben heute rund 13 Millionen Menschen, rund zwei Drittel von ihnen in städtischen
Agglomerationen. Ihr Alltag unterscheidet sich kaum
von dem der Menschen in anderen mitteleuropäischen Kleinstädten. Weniger als 10% der Alpenbevölkerung ist heute in der Land- und Forstwirtschaft tätig.
Gleichwohl sind unsere Bilder von Alpen sehr stark
bäuerlich geprägt. Doch der Alpsommer, der die
meisten Motive für die Clichés zu den Alpen abgibt,
dauert nur zwei bis vier Monate. Den grössten Teil
des Jahres sind die Bauern, Sennerinnen und Hirten
in den Dörfern und nicht auf einsamen Alphütten
im Gebirge.
2. Nach einigen Durchgängen beendet die Lehrerin das Spiel.
3. Sie macht darauf aufmerksam, dass Image und Identität zwei
wichtige Begriffe sind. Wie die Schülerinnen im Spiel sicher emotional
erfahren haben, kann es unangenehm sein, wenn die Bilder (Images)
der anderen stark abweichen von dem, was man selber ist (Identität). In
der Organisationsentwicklung von Firmen und Konzernen werden heute
riesige Geldbeträge und viel Zeit investiert für das so genannte «Corporate identity», d.h. die Festlegung, welche Identität die Firma haben soll.
Noch mehr Aufwand ist dann jeweils nötig, um das Image in der Öffentlichkeit oder gegenüber den Kunden zu prägen. Auch das Image der
Alpen ist durch unzählige Werbeprospekte, Bilder, Filme, Videos, Bücher, Geschichten, Musik etc. geprägt.
Tipp
Wenn alle einmal drankommen möchten, lohnt es
sich, das Spiel auch über mehrere Tage fortzusetzen.
4. Die Lehrerin verteilt das Arbeitsblatt «Typisch Alpen – alpentypisch». Auf diesem Blatt stehen einige Aussagen über die Alpenbevölkerung und -kultur. Die Schüler lesen das Arbeitsblatt.
5. Klassengespräch: Die Schülerinnen äussern sich kurz, was sie von
den Aussagen auf dem Arbeitsblatt halten.
6. Gruppenarbeit: Die Schülerinnen erhalten den Auftrag, eine Präsen-
35
Heidi fürs Kino
«Heidi – Poor little rich girl»
1937 USA, von Allan Dwann mit Shirley Temple,
Jean Hersholt, Mary Nash; englisch; s/w, koloriert;
88 Min.
«Heidi»
1952 CH, von Luigi Comencini mit Elsbeth Sigmund,
Heinrich Gretler, Anita Mey; deutsch, schweizerdeutsch; s/w; 98 Min.
«Heidi und Peter»
1955 CH, von Franz Schnyder mit Elsbeth Sigmund,
Heinrich Gretler, Anita Mey; deutsch, schweizerdeutsch; farbig; 95 Min.
«Heidi»
1965 A/D, mit Gustav Knut, Eva Maria Singhammer;
englisch; farbig; 110 Min.
«Heidi» / «Heidi kehrt heim»
1967/68 USA/D, von Delbert Mann mit Jennifer Edwards, Michael Redgrave, Jean Simmons; englisch;
farbig; 101 Min.
tation vorzubereiten, in der sie an möglichst vielen Beispielen aufzeigen,
durch was alles das Alpenimage heute geprägt wird (Prospekte, Texte,
Bücher, Bilder, Videos, Websites auf dem Internet, Musik etc.), wer dieses Image prägt und welche Interessen damit verbunden sind. Weiter
versuchen sie zu recherchieren, wie diese vermittelten Bilder mit der
Realität übereinstimmen.
7. Die Gruppenarbeiten werden präsentiert und diskutiert
Weiterarbeit
Als Klassenlektüre wird der Roman «Heidi» von Johanna Spyri gelesen
und mit der aktuellsten Kinoverfilmung des Schweizer Regisseurs Markus Imboden verglichen.
Zum Thema «So sind wir? – So werden wir gesehen?» gestalten die
Schülerinnen gruppenweise verschiedene Werbeplakate. An einer Vernissage werden die Plakate öffentlich präsentiert und diskutiert.
Die Schülerinnen organisieren und moderieren eine Diskussionsrunde
(z.B. anlässlich der Plakatvernissage) zum Thema «Was und wer prägt
unser Image – was ist unsere Identität?» mit Werbefachleuten, Tourismusverantwortlichen, Kulturschaffenden, Politikerinnen etc.)
«The New Adventures of Heidi»
«Heidi’s Christmas»
1979 USA, von Katy Kurtzmann mit Burl Ives, John
Gavin, Sean Marshall; englisch; farbig; 105 Min.
«Heidi»
1979 CH/D, von Thony Flaadt mit Katia Pollentin,
René Deltgen, Sonia Sutter; deutsch, schweizerdeutsch, französisch; farbig; 11 Stunden (26 Folgen
à 25 Min.).
«Courage Mountain»
1989 USA, von Christopher Leitch mit Juliette
Caton, Leslie Caron, Charlie Sheen; engl.; farbig,
94 Min.
«Heidi»
«Heidi»
1993 USA/I, von Michael Ray Rhodes mit Noely
Thornton, Jason Robards, Jane Seymore; (englisch)
deutsch; farbig; 193 Min.
Der Schweizer Regisseur Markus Imboden zeigt Heidi in einem ganz und
gar heutigen Szenario. Heidi ist ein starkes Mädchen, das Traktor fährt,
chattet, mit dem Handy telefoniert und sich von nichts und niemandem
unterkriegen lässt. Obwohl der Film stellenweise völlig frei erzählt, hält er
sich im grossen Rahmen an die literarische Vorlage: Nach dem Tod ihrer
Mutter wird Heidi zu ihrem Grossvater auf die Alp gebracht. Der Einsiedler ist aber gar nicht davon begeistert, sich um seine verwaiste Enkelin
kümmern zu müssen. Die kleine Heidi mag ihn aber nach und nach für
sich einzunehmen. Da holt Tante Dete (hier die Tochter des Öhis) Heidi
plötzlich nach Berlin, um ihrer Tochter Clara, einem „schwierigen“ Einzelkind, Gesellschaft zu leisten. Clara hält nicht viel von dem „Kuhmädchen“
und grenzt es - wann immer möglich - aus. Heidi erduldet Claras feindselige Attacken nicht länger und reisst aus. Der Ausbruchsversuch schlägt
zwar fehl, bringt Heidi aber Claras Respekt. Nun setzt sich Heidi dafür
ein, dass die vielbeschäftigte Geschäftsfrau Dete mit ihrer Tochter ein
Konzert von Claras Lieblingsgruppe besucht. Am Abend des Konzerts
steigt Heidi in den Zug Richtung Schweiz. Der Film endet damit, dass
Dete und Clara Heidi und den Öhi in der Schweiz besuchen und sich alle
miteinander versöhnen.
«Heidi»
2000 CH/D, von Markus Imboden mit Paolo
Villaggio; Cornelia Gröschel; Marianne Denicourt;
deutsch; farbig. 110 Min.
Heidi im Internet
Gibt man in der Suchmaschine google
www.google.com den Suchbegriff «heidi» ein,
findet man weltweit momentan 927‘000 Websites,
in deutscher Sprache 78‘200, in Französisch
18‘000, in Italienisch 8‘700, in Russisch 13‘000, in
Chinesisch 2‘620, in Japanisch 5‘740, in Isländisch
604 etc.
36
2000 CH/D, von Markus Imboden mit Paolo Villaggio; Cornelia
Gröschel; Marianne Denicourt; deutsch; farbig.
Arbeitsblatt «Typisch Alpen – alpentypisch»
Menschen im Alpenraum
Im Frühling gehen die meisten Alpenbewohner mit ihren Tieren auf die Alp und
kehren erst im Herbst wieder zurück.
Viele Alpenbewohner haben eine schlechte Schulbildung und
keinen richtigen Beruf. Sie wissen nicht, wie man mit den modernen Kommunikationsmitteln (Natel, Computer etc.) umgeht.
Bergbauern tragen meistens Zipfelmützen und einen Bart. Nach
dem Heuen sitzen sie gerne bei einem Glas Bier am Stammtisch
zusammen. Die Mahlzeiten der Bergbewohner sind einfach und
eintönig und bestehen vor allem aus Milch und Käse.
Fast alle Alpenbewohner sind in der
Landwirtschaft tätig. Schon früh lernen
die Kinder Kühe zu melken sowie Schafe und Ziegen zu hüten. Die Kinder müssen sehr viel arbeiten.
Die Menschen in den Alpen leben oft
sehr einsam. Die Nachbarn sind weit
weg und die Strassen schlecht. Dafür
sind Alpenbewohner sehr patriotisch.
237
Naturgefahren in den Alpen
Die Alpen sind ein Raum, in dem häufig dynamische Prozesse wie Muren,
Hochwasser, Lawinen, Berg- und Felsstürze sowie Erdrutsche vorkommen.
Der Grund dafür liegt in der Steilheit des Geländes und der Instabilität der
Böden. Schmelzen beispielsweise die Gletscher ab oder tauen die Dauerfrostböden («Permafrost») auf, wird lockeres Moränenmaterial frei, das bei
den nächsten heftigen Regengüssen zu Tal geschwemmt wird und dort
grosse Zerstörungen anrichten kann. Für die Natur selber sind das keine
Katastrophen, sondern natürliche Prozesse. Für den Menschen jedoch sind
die Folgen oft katastrophal, vor allem dann, wenn Häuser und Verkehrsinfrastrukturen durch Naturgewalten zerstört werden, ja gar Menschen dabei ihr Leben verlieren.
Auch wenn diese Prozesse eine natürliche Ursache haben, so können sie
durch falschen Umgang der Menschen mit der Natur sich weitaus heftiger
auswirken und häufiger vorkommen. So wurden vielerorts Häuser und
Verkehrsanlagen in gefährdeten Zonen, beispielsweise in Überschwemmungsgebieten und Lawinenzügen erstellt. Auch wurden Bannwälder oftmals gedankenlos gerodet und konnten keinen Schutz mehr vor Lawinen
bieten. Strassen in Steillagen schneiden oftmals Hänge an, die daraufhin
ins Rutschen kommen. Und Brücken können bei Hochwasser zu einem
gefährlichen Hindernis werden, wenn Kies und Bäume den Durchfluss verstopfen und so zu Überschwemmungen führen. Bekannt ist das Beispiel
von Brig, wo der Bergbach Saltina während Jahren in ein immer engeres
Korsett gezwängt wurde und eine zu niedrig konzipierte Brücke am 24.
September 1993 zu einer meterhohen Vermurung und Überschwemmung
des gesamten Ortskerns führte.
Naturkatastrophen erregen in den Medien grosses Aufsehen, beispielsweise die Überschwemmungen im Veltlin, Uri und Wallis im Jahr 1987, die
Schäden des Sturmwindes Vivian am Bergwald 1991, die Überschwemmung von Brig 1993, der Lawinenwinter 1999 in Österreich und der Schweiz,
die Murgänge im Aostatal und im Oberwallis im Oktober 2000.
Leitidee
Wenn eine «Naturkatastrophe» passiert, wie z.B. in Gondo (CH) im Oktober 2000, füllt dies für einige Tage oder Wochen die Medienberichte und
das Thema wird breit diskutiert. So plötzlich, wie die Katastrophe eingetreten ist, so plötzlich verschwindet auch das öffentliche Interesse daran
wieder. Das heisst aber nicht, dass die Naturgefahr verschwunden ist.
Viele alpine Bauten beherbergen aber auch heute noch ein grosses
Katastrophenrisiko. Vieles wäre vermeidbar, wenn die Menschen den
Naturprozessen mehr Achtung und Respekt entgegenbrächten, statt blind
den technischen Schutzmassnahmen vertrauten. Ein Restrisiko bleibt
jedoch immer.
38
Menschen im Alpenraum
Lektionsskizze
1. Das Arbeitsblatt mit dem Zeitungsartikel wird verteilt. Die Schüler
lesen den Text und schreiben einen Bericht, der auf folgende Fragen
eine Antwort gibt: Wann und wo ist die Katastrophe passiert? Was ist
genau geschehen? Wie haben die Leute reagiert? Warum konnte die
Katastrophe passieren?
Didaktische Hinweise
Lernziel
• Die Schülerinnen kennen die wichtigsten Naturgefahren in
den Alpen
• Sie haben sich mit dem Prinzip der Vorbeugung auseinandergesetzt.
Stufe
2. Partnerarbeit: Gegenseitig lesen die Schüler ihre Berichte vor. Die
jeweilige Zuhörerin achtet darauf, ob alle gestellten Fragen im Text klar
und verständlich beantwortet sind. Anschliessend diskutieren die beiden Schülerinnen ihre Texte: Was ist bei beiden Texten gleich, was ist
unterschiedlich? Warum? Nach der Diskussion werden die Texte, wenn
nötig, ergänzt und noch einmal überarbeitet.
10-14 Jahre
Material
• Arbeitsblatt «Zeitungsartikel»
• Umrechnungstabelle für Währungen: CHF in Landeswährung oder Euro.
Ort
3. Klassengespräch: Wie hätte man die Katastrophe verhindern können? Kennt ihr noch weitere Katastrophen, die sich in den Alpen ereignet haben? Welche? Welche Art von Katastrophen kommen besonders
in den Alpen vor? Warum? Wie könnte man sie verhindern?
4. Rechenaufgabe: Die Lehrerin gibt den Schülern folgende Informationen: Ende der 80er Jahre hat die Schweiz berechnet, wie viel Wert (in
CHF) ihr Schutzwald im Gebirge hat. Will man Menschenleben, Transporteinrichtungen, Häuser und andere Einrichtungen auf einer Hektare Land
(10’000m2) 100 Jahre lang durch technische Massnahmen vor Umweltkatastrophen schützen, kostet das für:
• Lawinenschutz: 2,5 Mio. CHF
• Steinschlagschutz: 1 Mio. CHF
• Erosionsschutz (Rutschungen, Murgang, Wildbach): 0,5 Mio. CHF
Schützt man die gleich grosse Fläche (1 Hektare) für die gleich lange
Zeit (100 Jahre) durch einen Gebirgswald, kostet das für:
• Aufforstung/Pflege des Jungwaldes in den ersten 20 Jahren:
50’000 CHF
• Pflege alle 15 Jahre: 9’000 CHF
Wie viel kostet der Schutz von 7’000 Hektaren in einem Jahr durch den
Bau von technischen Einrichtungen? Wie viel kostet der natürliche Schutz
der gleichen Fläche durch einen Gebirgswald?
Rechnet die Beträge in eure Landeswährung oder in Euro um. Wie gross
ist die Differenz?
Schulzimmer
Zeitaufwand
3 Lektionen
Lösung
Kosten mit technischen Einrichtungen: 280 Mio CHF
Kosten mit natürlichem Schutz: 6,650 Mio. CHF
5. Klassengespräch: Was können wir aus den Zahlen ablesen?
Weiterarbeit
Die Schülerinnen recherchieren gruppenweise weitere Beispiele (Internet,
Fachleute, Umweltschutzorganisationen), die aufzeigen, dass sich eine
nachhaltige Bewirtschaftung und eine sorgfältige Planung von Massnahmen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft lohnen.
Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten können öffentlich kommuniziert
werden (Medienberichte, Ausstellung, Informationsstand etc.)
Literatur und Medien
Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit und Naturgefahren
GOWN: Naturgefahren und Schutzwald
Berner Lehrmittel- und Medienverlag, Bern, 2000
Ein dreisprachiges (deutsch, französisch, italennisch)
Lehrmittel über die Wichtigkeit und Nützlichkeit des
Schutzwaldes in den Bergregionen.
39
Arbeitsblatt «Zeitungsartikel»
Menschen im Alpenraum
«Da dachte ich, jetzt ischt fertig.»
Die Regenfälle in den südlichen Alpen, die seit Tagen anhalten, haben verheerende
Auswirkungen. Erdrutsche rissen am Wochenende in mehreren Dörfern Häuser
mit, Steinschläge und Überschwemmungen schnitten weite Teile des Wallis vom
Verkehr ab. Das Unwetter lässt in Brig die Bilder der Katastrophe von 1993 aufscheinen. Ebenfalls prekär ist die Lage im Tessin und in Norditalien.
Der Posthalter von Gondo hat den Erdrutsch, der am Samstag mitten durchs Dorf
ging, aus der Nähe miterlebt. Die ins Nachbardorf evakuierten Einwohner verbringen Tage voller Angst und Schrecken.
“Haarscharf am Tod vorbei bin ich, haarscharf.” Pius Jordan, seit 33 Jahren Posthalter von Gondo, ist am Tag nach dem
verheerenden Unglück sichtlich gezeichnet. Am Samstagmorgen um 9 Uhr hat er
sein Postbüro im Burgerhaus geschlossen,
dann Pendenzen erledigt. Nach knapp anderthalb Stunden ist er die paar Schritte
zu seinem Haus gegangen. “Es war wie ein
Schuss. Ich sah nur noch, wie eine meterhohe Schlammlawine auf mich niederstürzte”, erzählt der 55-Jährige. “Da sprang
ich unter einen Mauervorsprung. Ich dachte, jetzt ischt fertig.” Felsplatten flogen
über ihn hinweg, Felsbrocken an ihm vorbei. Die Frau um die 50 aus dem
Waadtland, die er eben noch telefonierend
auf der Dorfstrasse gesehen hatte, wurde
von den Massen mitgerissen. “Sie verbrachte jedes Jahr zwei, drei Monate in
ihrer Ferienwohnung in Gondo.”
Den Niedergang der Schlammlawine mitten durchs Dorf hat auch Roland Squaratti
aus nächster Nähe miterlebt. “Als ich den
Hang hochschaute, kam innert zehn Sekunden der Schutt, und mit ihm kamen die
Bäume - stehend”, sagt der Gemeindepräsident von Gondo, der nur wenige Meter danebenstand. Er, der auch Fourier der
örtlichen Feuerwehr ist, meldete das Unglück per Natel sofort seinem Kommandanten. Doch der nahm das Telefon nicht
ab. “Er wird bis jetzt vermisst”, sagt Roland Squaratti am Sonntagmittag. Er ist
den Tränen nahe. Der Kommandant ist
sein Bruder.
Die 4 Meter hohe und 30 Meter breite
Schlamm- und Baumlawine hatte sich am
Samstagmorgen im Steinschutzwall oberhalb des Dorfs und unterhalb des
Gondotschuggen gestaut. Dann, punkt
10.30 Uhr, brach der Wall auseinander, die
Lawine stürzte aufs Dorf und zerstörte alles, was ihr im Weg stand: den stattlichen
Stockalperturm, das dreistöckige Burgerhaus samt Poststelle, die Restaurants
“Post” und “Edelweiss”, den Kiosk, das
Festungswachgebäude und mindestens
fünf Wohnhäuser. Drei weitere Häuser
40
wurden stark beschädigt. 13 Personen aus
Gondo werden weiterhin vermisst. Unter
ihnen befindet sich eine vierköpfige Familie, ein Brüderpaar, zwei ältere Frauen.
Vermutlich verloren sie in der Schlammlawine ihr Leben. Ein Glück war, dass das
“Post” und das “Edelweiss” geschlossen
waren.
Dann kamen die Helikopter
“Es war ein schrecklicher Anblick”, sagte
Meinrad Bittel am Sonntag. Er ist Chef der
Rettungstruppen und war am Tag zuvor
kurz nach 11 Uhr erster Helfer in Gondo.
Kurze Zeit später flogen Helikopter die
Überlebenden aus dem südlichen Teil des
Dorfes nach Simplon Dorf; die Leute aus
dem nördlichen Teil wurden mit Autos in
die Nachbargemeinde gefahren. Insgesamt
evakuierten Hilfstruppen rund 120 Personen. Gleichzeitig begannen Retter und
Katastrophenhunde im Schuttkegel mit der
Suche nach Verletzten. Dreimal hätten die
Hunde im unteren Kegelteil angegeben,
erklärte Bittel. Die Suchtrupps versuchten
mit Pickeln und Stemmeisen Geröll wegzuhieven - vergeblich. “Als alles nichts
nützte, haben wir mit blossen Händen
weitergegraben”, erzählt der Leuker
Feuerwehrleutnant Peter Moser. Im Einsatz
waren Rettungsteams aus der Region
Simplon, die Air Zermatt mit Bergführern
und Bergsteigern, das Militär mit 30 bis
40 Spezialisten, die Feuerwehren von mehreren Dörfern, insgesamt mehr als hundert
Mann. Zwar stiessen die Helfer einmal auf
eine praktisch unversehrte Garage eines
Wohnhauses, wo zwei Autos standen,
Überlebende fanden sie aber keine. “Es
war zum Verzweifeln”, sagt Moser.
Am Samstagnachmittag um 16.20 Uhr
hatte Bittel die Rettungsarbeiten abbrechen
müssen. Der Regen war noch stärker geworden. Der Rettungschef sagt: “Ich konnte die Sicherheit meiner Leute nicht mehr
gewährleisten.” Links und rechts der
Schuttlawine rutschte immer mehr Geröll
in die Tiefe, im Tal drohten die Fluten der
Doveria den Schutt mitzureissen. Und
dann, am Sonntag, war auf einmal auch
Simplon Dorf in Gefahr. Feuerwehrleute
überwachten rund um die Uhr den Dorfbach - die Passstrasse zwischen Simplon
und Brig war schon an zwei Stellen durch
Geröll und Wassermassen beschädigt worden.
In den Dörfern südlich der Passhöhe hatte
es seit Tagen in Strömen geregnet. Schon
am Freitag hatte der Feuerwehrkommandant in Gondo Alarm geschlagen,
am frühen Samstagmorgen dann die Bewohner des unteren Dorfteils in die
Zivilschutzanlage dirigiert. Er befürchtete, der Dorfbach könnte, wie vor sieben
Jahren, über die Ufer treten - es kam dann
viel schlimmer. Aber am Sonntagmorgen,
im Nachbardorf in Sicherheit, fragte niemand, warum nicht das ganze Dorf evakuiert worden war.
In den Beizen in Simplon sprachen am
Sonntag nur wenige von dem, was hinter
ihren Mienen vorging. Nicht anders war
das bei den Rettungsleuten. Ja, doch mulmig sei ihm zu Mute gewesen, als er
gestern kurz vor acht Uhr mit dem
Pikettfahrzeug vor dem unterspülten Stück
Passstrasse habe anhalten müssen, erzählt
Kurt Amacker, Leutnant bei der Feuerwehr
Leuk. “Aber”, ergänzt er sofort, “was muss
mein Kollege denken, wenn ich ihm sage,
ich hätte Angst!” Nichts bringe das, rein
gar nichts. “Dann haben doch bloss zwei
Angst.”
Pius Jordan, der Posthalter von Gondo,
sagt: “Nicht für eine Million Franken gehe
ich jetzt zurück.” Er sehe für die Zukunft
des Dorfes alles andere als rosa. Er, der
wie alle Evakuierten bei Verwandten und
Bekannten in Simplon Dorf wohnt, trauert zwar einen Augenblick lang auch den
“wertvollen Sachen” im Burgerhaus nach
und sinniert, wer denn wisse, ob der Posttresor wieder auftauche. Doch dann hält
er inne: “Was soll das? Ich hatte ja ein
Riesenglück!” Und halblaut schiebt er
nach: “Am Samstagmorgen war ich erstmals seit langem wieder in der Messe.”
Text aus: Tages-Anzeiger, Zürich
Ausgabe: 16. Oktober 2000, Seite 2
von Lukas Häuptli, Simplon Dorf
Menschen im Alpenraum
Schützen durch Nutzen
«Überall in den Alpen ging in den letzten 20 Jahren die Landwirtschaft stark
zurück. Ausgenommen von dieser Entwicklung sind lediglich Gemüse-, Obstund Weinbetriebe der inneralpinen Trockenzonen und der mediterran geprägten Talböden.
Selbst grössere Betriebe konnten sich dieser negativen Entwicklung nicht
entziehen, weil ihre Produktionskosten trotz allem immer noch teurer sind
als diejenigen im Flachland. Wenn sich nichts Wesentliches ändert, dann
wird das Landwirtschaftsmodell in den Alpen künftig folgendermassen aussehen: grossflächige und intensiv wirtschaftende Betriebe auf den Gunststandorten im Talbereich, sehr wenige und sehr extensiv wirtschaftende
Betriebe mit sehr hohen Viehzahlen auf den Gunststandorten im eigentlichen Gebirge – und dazwischen klaffen riesige Brachflächen.
• Wirtschaftliche Konsequenzen einer solchen Entwicklung sind:
Mittlere und kleine Landwirtschaftsbetriebe verschwinden. Mit ihnen verschwinden erfahrungsgemäss auch viele Arbeitsplätze im sekundären und
terziären Sektor. Die endogene Wirtschaftskraft der Alpen wird so deutlich
geschwächt und die Abhängigkeit von aussen (z.B. Tourismus) steigt. Weiter gerät damit auch die ganze alpine Infrastruktur in Gefahr, die allein durch
den Tourismus nicht aufrechterhalten werden kann.
• Kulturelle Konsequenzen sind:
Die Landwirtschaft ist ein zentraler Pfeiler der kulturellen Identität im Alpenraum. Mit ihrem Zusammenbruch droht nicht nur ein Identitätsbruch, sondern auch die Gefahr, dass neu entstehende Identitäten keinen konkreten
Bezug zu den Verhältnissen im jeweiligen Tal mehr haben.
• Ökologische Konsequenzen sind:
Unter den heutigen Rahmenbedingungen ist ein nachhaltiges Wirtschaften
praktisch nicht mehr möglich. Die derzeit praktizierten, extensiven und intensiven Nutzungsformen sind umweltbelastend. Die Artenvielfalt und die
ökologische Stabilität der Kulturlandschaften sind stark gefährdet.
Leitidee
In den Lebensmittelläden haben wir grosse Auswahlfreiheit. Leider ist
uns Konsumentinnen und Konsumenten immer noch viel zu wenig
bewusst, dass wir mit unserem Kaufverhalten vieles bewirken können.
Wenn wir zum Beispiel Alpenlammfleisch anstatt Lammfleisch aus Neuseeland kaufen, unterstützen wir damit ganz konkret die Arbeit unserer
Bergbauern und vermeiden zusätzlich noch sehr lange und energieintensive Transportwege.
Lektionsskizze
1. Die Schülerinnen schreiben alle Produkte, die sie zu Hause herausgefunden haben, an die Wandtafel.
Didaktische Hinweise
Lernziele
• Die Schüler kennen verschiedene Alpenprodukte.
• Sie wissen, dass sie durch ihr Konsumverhalten Einfluss
nehmen können.
Stufe
2. Klassengespräch: Gemeinsam werden die Produkte nach selber bestimmten Kategorien geordnet. Gibt es Produkte, die mehrheitlich aus
den Alpen stammen? Gibt es ganz spezifische Qualitätsmerkmale? Gibt
es alpentypische Produkte? Welche Produkte aus den Alpen schätzen
wir ganz besonders? Warum? etc.
3. Gruppenarbeit: Die Schülerinnen recherchieren gruppenweise, welche Produkte in den Läden ihrer Stadt oder ihres Dorfes aus den Alpen
angeboten werden. Sie befragen dazu auch das Verkaufspersonal.
10-15 Jahre
Vorarbeiten
Hausaufgaben: Die Schülerinnen und Schüler durchforsten zu
Hause die Vorratsschränke und versuchen herauszufinden,
welche Produkte aus den Alpen stammen.
Ort
Schulzimmer
Zeitaufwand
4. Die Listen mit den Alpenprodukten werden ergänzt.
4 Lektionen
41
5. Klassengespräch: Die Lehrerin schreibt folgenden Satz an die Wandtafel: «Wenn wir Alpenprodukte konsumieren, leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Alpenschutz!» Stimmt diese Aussage? Warum? Warum nicht? Wenn nötig, ergänzt die Lehrerin die Aussagen der Schüler,
indem sie erläutert, dass der Erhalt der heute viel diskutierten Biodiversität, also der Artenvielfalt, weitgehend davon abhängt, ob und wie der
Boden bewirtschaftet wird. Eine funktionierende nachhaltige Landwirtschaft ist also für den Alpenschutz heute von zentraler Bedeutung.
6. Gruppenarbeit: Die Schülerinnen überlegen sich, welche weiteren
Konsequenzen es hätte, wenn es im ganzen Alpenraum keine Landwirtschaft mehr gäbe.
7. Klassengespräch: Die Schüler erzählen, was sie sich überlegt haben. Die Lehrerin ergänzt, wenn nötig (siehe auch einleitender Text zu
dieser Lektionsreihe).
8. Gruppenarbeit: Die Schüler lesen gruppenweise aus der Sammlung
der Alpenprodukte einige aus, die sie gerne einmal zubereiten oder essen möchten. Sie recherchieren (Kochbücher, Nachfragen bei Koch- oder
Hauswirtschaftslehrerin, Internet etc.), welche Gerichte sich mit diesen
Produkten zubereiten lassen. Alle Rezeptvorschläge notieren sie sorgfältig und illustrieren sie mit einer Zeichnung oder einem Bild. Die gesammelten Rezepte können von der Lehrerin kopiert und als kleines
Alpenkochbuch allen verteilt werden. Das Alpenkochbuch kann mit Texten und Bildern zu den wichtigsten Alpenprodukten noch weiter ergänzt
werden.
Tipp
Um die Unkosten für das Menu zu decken, können
die Schüler ihren Gästen einige selber gefertigte
Alpenkochbücher verkaufen. Sicher sind die Gäste
auch zu einer kleinen Kollekte bereit.
9. Aus der Sammlung wird ein ganzes Menu zusammengestellt, das
die Schülerinnen gruppenweise (Vorspeisen, Hauptgang, Desserts, Getränke etc.) zubereiten. Zu diesem Essen laden sie Gäste ein (Eltern,
Freunde, Schulbehörden etc.). Diesen Gästen erklären sie, welche Produkte sie servieren, woher sie stammen, warum sie gerade diese Produkte ausgewählt haben und wie man durch bewusstes und intelligentes Konsumieren sogar einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann.
Varianten
Anstatt eines Menus bereiten die Schülerinnen eine Zwischenverpflegung
für die grosse Pause vor (z.B. ein Castagnaccio mit einem Kräutertee)
und informieren die Mitschüler über verschiedene Alpenprodukte und
die Überlegungen, die sie dazu angestellt haben.
Weiterarbeit
Die Schülerinnen überlegen sich noch weitere Aktionsmöglichkeiten zur
Erhaltung der Biodiversität im Alpenraum.
Die Rezeptsammlungen werden mit einer Partnerschule ausgetauscht.
Die Partnerschulen laden sich gegenseitig zu einem Alpenmenu ein.
Die Schüler machen eine Umfrage in den Restaurants des Ortes. Welche Alpenprodukte finden sich auf der Speisekarte? Vielleicht dürfen sie
zusammen mit dem Koch ein typisches Alpenmenu zusammenstellen
und an einem Abend gemeinsam kochen. Die Gäste können sie dann
über ihr Engagement für die Alpen informieren.
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Menschen im Alpenraum
Alpenrezepte
Lammfleisch / Agnello in fricassea
Geschmortes Lammragout aus Ossola, eine Talschaft auf der Südseite
des Simplons
Zeitaufwand
15 Minuten. Garzeit: 1 Std. 15 Min.
Zutaten
1 Esslöffel Bratbutter; 600 g Lammragout; 2 dl trockener Weisswein;
4 Zehen Knoblauch; Pfeffer, Salz; 1 Teelöffel Rosmarinnadeln
Zubereitung
Die Bratbutter im Brattopf zergehen lassen. Das Fleisch beigeben, salzen und gut mitbraten. Die Rosmarinnadeln beigeben. Pfeffern und mit
dem Weisswein ablöschen. Auf kleinstem Feuer 1 Stunde 15 Minuten
schmoren.
aus: «Appetit statt Transit», Alpeninitiative
Limmat Verlag Zürich, 1997
Kastanien / Castagnaccio
Kastanien
Kastanienkuchen aus den Tessiner Alpen
Zeitaufwand
20 Minuten; Backzeit: 30-40 Minuten
Zutaten
250 Kastanienmehl, 1 Prise Salz, 1 Esslöffel Zucker, 4 Esslöffel Olivenöl,
50 g Pinienkerne, 50 g Walnüsse, 50 g Rosinen, 2 Rosmarinzweige
Zubereitung
Das Kastanienmehl in eine Schüssel sieben und mit 3 bis 4 Deziliter
Wasser zu einem dünnflüssigen Teig rühren. Die Rosmarinnadeln von
den Zweigen streifen. Die Rosinen ausdrücken und mit dem Zucker, dem
Salz, den Nüssen, den Rosmarinnadeln und 2 Esslöffeln Olivenöl unter
den Teig ziehen. Ein Kuchenblech oder eine gut schliessende Springform von 26 Zentimeter Durchmesser mit einem Esslöffel Olivenöl auspinseln. Den Teig einfüllen, mit Olivenöl beträufeln und im vorgeheizten
Ofen bei 200 Grad backen, bis die Oberfläche des Fladens leichte Risse
bekommt (30-40 Minuten).
Die Edelkastanie ist ein Fruchtbaum, der am Südrand der Alpen bis in 900 m Höhe wächst. Von der
Römerzeit bis ins 20. Jahrhundert war die Kastanie
die Nahrungsgrundlage für einen Grossteil der Bevölkerung. Die Früchte wurden zu Mehl und dann zu
Brot verarbeitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg erkrankten viele Bäume und die grossen Kastanienwälder verwilderten weitgehend. Heute gibt es in
Italien und im Tessin kleine, aber erfolgreiche Projekte, die die Kastanien wieder nutzen.
aus: Appetit statt Transit, Alpeninitiative
Limmat Verlag Zürich, 1997
Käse
Ziegen
Ziegenkäse in Knoblauchmarinade
Zeitaufwand
10 Minuten; Durchziehen des Käse im Kühlschrank: 2 Tage
Zutaten
400 g runder Ziegenkäse, dicke Scheiben, 1 kleine Zwiebel, feine Ringe,
10 Knoblauchzehen, Scheibchen, 2 Thymianzweige, 2 Oreganozweige,
1 Salbeiblatt, 2 Lorbeerblätter, 1 Teelöffel schwarzer Pfeffer, grob
zerstossen, 1/4 l kaltgepresstes Olivenöl.
Zubereitung
Ziegenkäse abwechselnd mit Zwiebelringen, Knoblauch, Kräutern und
Pfeffer in ein Einmachglas schichten, das Öl darüber giessen. Den Käse
2 Tage in Kühlschrank durchziehen lassen. Zum marinierten Käse herzhaftes Vollkornbrot reichen. Statt Ziegenkäse kann man auch Schafkäse
einlegen.
Die Ziegen fressen Gras, Blumen und Sprossen.
Jedes Jahr kann ein Weibchen ein bis zwei Zicklein
gebären. Nach wenigen Tagen werden die Kleinen
mit Milchflaschen gefüttert. Eine erwachsene Ziege
gibt jährlich bis 600 l Milch, die man in der Regel zu
Käse verarbeitet. In den Alpen werden die Ziegen
schon Ende Frühling auf die Almen gebracht und
während einigen Monaten täglich gemolken.
aus: Elisabeth Fischers Grosses Vegetarisches
Kochbuch, Mosaik Verlag
Alpenkräuter
Tisana Olivone
Olivone Kräutertee aus den Tessiner Alpen
Zutaten
Eisenkraut 30%, Melisse 33%, Zitronen-Minze 15%, Pfefferminze 12%,
Salbei 10%
Zubereitung
Für 4 Tassen: 70 g Kräutermischung mit frischem siedendem Wasser
aufgiessen, 3 Minuten ziehen lassen. Warm oder auch kühl servieren.
43
Vom Wissen zum Handeln
Leitidee
Natur- und Umweltschutz sind dann effizient, wenn möglichst viele dahinterstehen. Dazu ist eine umfassende Information unabdingbar. Kinder und Jugendliche interessieren sich in der Regel sehr für Umweltthemen und engagieren sich auch gerne dafür. In der Öffentlichkeit
stossen positive Aktivitäten auf offene Ohren. Wichtig ist, dass die Schülerinnen selbst mitentscheiden können, wo und in welcher Form sie sich
einsetzen.
In diesem Kapitel finden Sie eine ausführliche Checkliste sowie eine Ideensammlung für öffentliche Aktionen.
Checkliste für
Öffentlichkeitsarbeit
Thema
•
•
•
•
Welches Thema wählen wir?
Was ist unsere Kernbotschaft?
Was haben wir dazu schon erarbeitet?
Reicht unser Wissen und Material aus, um vor
ein Publikum zu treten?
• Sind unsere Ausführungen verständlich und klar?
Adressaten
• Wen wollen wir mit unserer Botschaft erreichen?
• Wie können wir unser Thema den Adressaten
am prägnantesten übermitteln?
Ort
• Wo findet die Veranstaltung statt, welche Räume
eignen sich besonders für unseren Zweck?
• Wer muss alles informiert werden?
Personelles
• Wer macht was zu welcher Zeit?
• Ist ein Ablaufplan erstellt worden?
• Sind alle beteiligten Personen eingeladen und
informiert?
• Wer benachrichtigt die Medien?
• Wer ist Ansprechperson für alle Beteiligten?
Planung
• Günstiges Datum finden.
(keine parallelen Grossereignisse).
• Raum reservieren, die Bezahlung regeln.
• Wofür werden allfällige Einnahmen verwendet?
• WWF-Material bestellen.
• Eigenes Material überprüfen und ordnen.
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Vorschläge für
Öffentlichkeitsarbeit
Im Schulhaus
• Alpenfest organisieren mit Darbietungen (Musik, Theater, Diashow,...)
und Ständen zum Leben in den Alpen. Menus und Produkte aus verschiedenen Alpenländern zur Degustation anbieten oder verkaufen.
Erlös für den Alpenschutz spenden.
• Schülerzeitung zum Thema Alpen herausgeben und verkaufen. Erlös
für den Alpenschutz spenden.
• Ausstellung mit Ideen zum Wassersparen organisieren. Wasser und
Energiesparmassnahmen im Schulhaus umsetzen, insbesondere Elektrizität.
• Vortragsreihe oder Ausstellung über Alpentiere, jeder Schüler stellt ein
Tier vor.
• «Ferienmesse» mit Werbeplakaten und Porträts von «nachhaltigen»
alpinen Ferienorten.
Im Dorf oder in der Stadt
• Für Schulen im Alpenraum: Führungen für Touristen vorbereiten und
diese während der Ferienzeit in Zusammenarbeit mit dem lokalen
Tourismusbüro anbieten. Mögliche Themen: Alpenpflanzen, Alpentiere,
Geschichte des Dorfes, Alpwirtschaft, Wasserkraft etc.
• Öffentlicher Diavortrag über die Alpen allgemein oder über die Region
der Partnerklasse
• Rezeptsammlung mit Alpengerichten und/oder Produkten aus den
Alpen anlegen. An einer Standaktion die Broschüre sowie einige Produkte daraus verkaufen. Erlös zu Gunsten des Alpenschutzes spenden.
• Vortragsreihe oder Ausstellung über Alpentiere, jeder Schüler stellt ein
Tier vor (Wo sich Alpentiere wohl fühlen)
• Interviews zu Themen aus den einzelnen Lektionsreihen führen, die
Interviews evtl. in einer Lokalzeitung publizieren.
• Mit dem Mensabetreiber über die Menu- und Produktewahl sprechen
(Vielfalt aus den Alpen)
• «Ferienmesse» mit Werbeplakaten und Porträts von «nachhaltigen»
alpinen Ferienorten
• Für Schulen im Alpenraum: Ideen zu Dorfentwicklung aus Lektions-
Vom Wissen zum Handeln
reihe «Bevölkerungsentwicklung und kulturelle Identität» öffentlich ausstellen, einzelne Aspekte daraus zusammen mit der Gemeinde verwirklichen.
Mit einer Partnerklasse
• Rezeptsammlung austauschen
• Gegenseitig ein Paket mit haltbaren Spezialitäten zuschicken
• Energie- und Wasserwettsparen durchführen
• Eine gemeinsame Schülerzeitung herausgeben
• Klassenaustausch organisieren, um das gegenseitige Verständnis zu
fördern. Evtl. Aus dem Erlebten Zeitungsartikel schreiben
Medienarbeit
• Über Standaktion, «Ferienmesse» etc. einen Artikel schreiben und an
Zeitungen senden (evtl. auch schon im Veranstaltungskalender publizieren lassen)
• Exkursion zur Partnerklasse von einer Journalistin begleiten lassen,
die dann darüber in der Zeitung berichtet
Politische Aktionen
• Über eine bestimmte Zeitspanne die Tageszeitungen besonders auf
Alpenthemen hin studieren. Leserbriefe zu aktuellen Themen schreiben und sich dabei für den Schutz der Alpen stark machen (Alpenkonvention)
• Briefe an Politiker verfassen mit Forderung nach Umsetzung der Alpenkonvention
• Flugblätter zur Förderung von einheimischen Produkten, resp. von
Produkten aus dem Alpenraum
• Einladung selber gestalten, als Flyer oder sonst in
spezieller Form. Bei Bedarf einen Plan dazugeben.
• Unbeteiligte überprüfen, ob alles draufsteht.:
WER? hat WAS? WANN? WARUM? für WEN organisiert?
• Einladungen früh verschicken oder verteilen.
• Plakate aushängen, Medien informieren.
• In den Räumen überprüfen, ob alles vorhanden ist.
Ablauf der Veranstaltung
• Pünktlich beginnen – pünktlich aufhören.
• Anwesende begrüssen, kurze klare Einleitung,
einfache Erklärungen, Referenten sollen Redezeit
einhalten, Fragen wenn immer möglich sofort
beantworten, Anwesende verabschieden.
Nachbereitung
• Mit den Schülerinnen über die Veranstaltung
diskutieren. Was ist gut gelaufen, was müsste
ein nächstes Mal verbessert werden?
• Rückmeldung der Teilnehmerinnen einholen.
Weitere Ideen
• Die Schülerinnen aktiv an der Planung der nächsten Exkursion, resp.
des Klassenlagers teilnehmen lassen. Bei der Wahl von Ort und Programm Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen
• Mit der Klasse (oder als Idee für einzelne Schülerinnen) einen
Freiwilligeneinsatz für das Berggebiet leisten (z.B. aufräumen nach Katastrophen) oder einen Landdienst bei Bergbauern machen
• Internetseite gestalten
Podiumsgespräch zu einem aktuellen Alpenthema veranstalten
«Auf deinen Einsatz kommt es an!»
45
Einige Fragen zur Alpenkonvention
die im Unterricht diskutiert werden können
1
Die Alpenkonvention ist eine Vertrag zwischen den Alpenstaaten. Warum ist ein solcher Vertrag nötig und sinnvoll?
2
Warum wurde gerade Anfang der Fünfzigerjahre die
Idee für ein gesamtalpines Vertragswerk entwickelt?
3
Es dauerte fast 40 Jahre, bis die erste Alpenkonferenz
der Umweltminister stattfinden konnte. Warum hat das
so lange gedauert?
4
Der Vertrag verpflichtet die beteiligten Staaten zur
umweltverträglichen und nachhaltigen Nutzung des
Alpenraumes. Was heisst das genau?
5
Warum ist die praktische Umsetzung des Vertrages so
schwierig?
6
Viele Abschnitte im Vertrag sind möglichst unverbindlich formuliert (Kann-Formulierungen). Warum wohl?
Wer ist daran interessiert, dass der Vertrag möglichst
unverbindlich ist?
7
Warum wurde gerade um den gemeinsamen Nenner
im Thema Verkehr so erbittert und lange gerungen?
8
Was meinst du, lassen sich die Forderungen der Alpenkonvention in Zukunft für alle Beteiligten verbindlich
umsetzen? Warum glaubst du daran? Warum glaubst
du nicht daran?
9. Was passiert, wenn die Alpenkonvention scheitert und
es in Zukunft keinen verbindlichen Vertrag gibt?
10 Welches sind für dich die wichtigsten Punkte, die in
einem gemeinsamen Alpenvertrag verbindlich geregelt
werden müssten?
11 Wer hat alles Interesse am Lebens- und Wirtschaftsraum Alpen und wie sehen diese Interessen aus?
12 Hast du Ideen, wie der Vertrag möglichst schnell und
verbindlich umgesetzt werden könnte?
13 Was könntest du selber zur Umsetzung des Vertrages
beitragen?
Die Alpenkonvention
Die Alpenkonvention ist ein Vertrag zwischen den Alpenstaaten Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Liechtenstein, Monaco und der Schweiz. Die Alpenkonvention verfolgt ein sehr ambitioniertes Ziel: Sie verpflichtet die unterzeichnenden Staaten zur umweltverträglichen, nachhaltigen Nutzung des Alpenraums. Die Idee zu einem solchen gesamtalpinen Vertragswerk wurde anfangs der Fünfzigerjahre von der CIPRA (Internationale Alpenschutzkommission) entwickelt,
es dauerte dann aber fast vierzig Jahre, bis in Berchtesgaden (D) die
1. Alpenkonferenz der Umweltminister stattfinden konnte. 1991 wurde
dann von den obigen Staaten plus der EU die Rahmenkonvention, der
organisatorische Überbau, unterzeichnet. Damit wird der ehrgeizige Versuch unternommen, eine Grossregion in Europa mit acht Staaten, 5800
Gemeinden und fast 13 Millionen Einwohnern für ein gemeinsames Ziel
zu gewinnen.
Die praktische und konkrete Umsetzung des Vertragswerkes ist in den
so genannten Protokollen geregelt. Schon von Anfang an gaben die Texte
dieser Protokolle (siehe unten) viel zu reden, und es wurde überall nach
Kompromissen zwischen Alpenschutz und Nutzung gerungen. So sind
denn sehr viele Formulierungen als «Kann-Formulierungen» ins Unverbindliche gewendet. Besonders um den Text des Verkehrsprotokolls
wurde erbittert gerungen, und es dauerte ganze 10 Jahre, bis endlich
ein gemeinsamer Nenner gefunden werden konnte. Trotz aller Hindernisse und einer ungewissen Zukunft ist die Alpenkonvention in Europa
der derzeit einzige Versuch, grossflächig das Prinzip einer nachhaltigen
Entwicklung und eines umweltgerechten Wirtschaftens verbindlich festzulegen. Wie weit sich die Alpenkonvention im täglichen Leben umsetzen lässt, wird sich weisen und hängt nicht zuletzt vom Willen aller Beteiligten ab. Bereits sind in den Alpen einige Beispiele staatsübergreifender Netzwerke entstanden. Als Beispiele gelten etwa das
Gemeindenetzwerk Allianz in den Alpen (www.alpenallianz.org) oder das
Netzwerk alpiner Schutzgebiete (www.alparc.org)
Die Protokolle und ihre wichtigsten Grundsätze
Naturschutz und Landschaftspflege
• Schaffung von Netzen geschützter Grossiandschaften
• Erhaltung typischer Kulturlandschaften
• Biotop- und Artenschutz
Berglandwirtschaft
• Unterstützung der Kooperation zwischen Landwirtschaft
und Tourismus
• Subventionen v.a. für umweltschonende Produktionsweise
• Entwicklung kontrollierter Gütesiegel (Labels)
Raumplanung und nachhaltige Entwicklung
• Einführung von Raumverträglichkeitsprüfungen für grössere
Projekte
• Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe
Bergwald
• Naturnahe Bewirtschaftung
• Ausweisung von Naturreservaten
• Abgeltungen der Waldbesitzer für Leistungen an die Öffentlichkeit
46
Tourismus
• Qualitativer Umbau der grossen touristischen Zentren bezüglich
Verkehr, Energie, Ent- und Versorgung
• Beschränkung der belastenden Tourismusformen
(z.B. Helitourismus)
• Förderung der Langaufenthalte gegenüber Tagestourismus
Energie
• Förderung energiesparender Massnahmen und erneuerbarer
Energien
• Revitalisierung der Gewässer durch naturnahen Wasserbau
• Abgeltung von Nutzungsverzichten
Verkehr
• Möglichst Verzicht auf neue hochrangige Strassen
• Schaffung und Erhalt von ausreichenden Verkehrsinfrastrukturen in
den Randgebieten
Vom Wissen zum Handeln
Lektionsskizze
1. Die Lehrerin verteilt die Kopien mit dem Alpenkonventionstext
und den Fragen. Wenn vorhanden, legt sie weiteres Informationsmaterial und Kontaktadressen (Internet) bereit.
2. Die Schülerinnen lesen den Text. Verständnisfragen werden geklärt.
Didaktische Hinweise
Lernziel
Die Schülerinnen und Schüler kennen die grundsätzlichen
Probleme der Alpenkonvention und haben sich zu deren
Umsetzung Gedanken gemacht.
Stufe
3. Gruppenarbeit: Die Schülerinnen diskutieren die Fragen zum Text
und bereiten mit ihren Stellungsnahmen eine kurze Präsentation vor.
12 -16 Jahre
4. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten werden präsentiert.
Kopien des Alpenkonventionstextes Seite 46
evtl. weiteres Material zur Alpenkonvention (siehe Adressliste)
5. Klassengespräch: Diskussion der verschiedenen Standpunkte.
Gibt es in der Klasse Meinungen, die sehr stark voneinander abweichen
oder sich widersprechen, können die Schülerinnen in einer zweiten Gruppenarbeit recherchieren (evtl. im bereitgestellten Material oder durch
Beizug von Fachpersonen) wie die Sachverhalte genau liegen und die
Meinung von anderen Personen einholen?
Für widersprüchliche Meinungen in der Frage 5 zu diskutieren, könnte
in Form einer Debatte hilfreich sein (Streitgespräch zwischen einer Propartei «Wir brauchen unbedingt eine Alpenkonvention mit verbindlichen
Richtlinien» und einer Kontrapartei «Eine Alpenkonvention ist überflüssig und unrealistisch». Die beiden widersprüchlichen Standpunkte werden unter Einhaltung vorher vereinbarter Regeln diskutiert. Ein Moderator (Lehrer oder Schülerin) leitet das Gespräch und achtet darauf, dass
die Diskussionsregeln eingehalten werden. Die Pro- und Kontraargumente können während dem Streitgespräch auf A5-Karten protokolliert und als Ausgangslage für eine Weiterarbeit gebraucht werden.
Ort
6. Die in den Fragen 12 und 13 formulierten Ideen und Vorschläge
werden zusammengetragen und gemeinsam diskutiert: Was davon ist
realistisch? Welche Ideen hätten wir selber Lust umzusetzen? Wie könnte
eine Umsetzung aussehen?
Weiterarbeit
Material
Schulzimmer
Zeitaufwand
2-4 Lektionen
Adressliste
CIPRA International
Postfach, FL-9494 Schaan
Tel. 00423-237 40 30, Fax. 00423-237 40 31
e-mail: [email protected]
CIPRA Schweiz
c/o Geschäftsstelle Mountain Wilderness
Postfach 1622, CH-8040 Zürich
Tel. 01 461 39 00, Fax 01 461 39 49
e-mail: [email protected]
CIPRA Österreich
c/o ÖGNU, Alserstrasse 21/1/5, A-1080 Wien
Tel. 01 40 113-36/34, Fax: 01 40 113-50
e-mail: [email protected]
Die Schüler planen ein Projekt und realisieren es.
Sie recherchieren weiteres Material (siehe Adressliste) zum Alpenschutz.
Fachexpertinnen werden zu einer Diskussionsrunde eingeladen.
Die Schülerinnen konkretisieren ein oder mehrere Protokolle und organisieren gemeinsam mit den regionalen Medien Informationsanlässe, Aktionen etc.
CIPRA Deutschland
Waltherstrasse 29, D-80337 München,
Tel. 089 54 42 78 50, Fax: 089 54 42 78 99
e-mail: [email protected]
CIPRA Liechtenstein
c/o LGU, Im Bretscha 22, FL-9494 Schaan
Tel.: 00423-232 52 62, Fax: 00423 237 40 31
e-mail:[email protected]
Allianz in den Alpen
www.alpenallianz.org
Netzwerk alpiner Schutzgebiete
www.alparc.org
Der vollständige Text der Alpenkonvention
in den Sprachen deutsch, italienisch, französisch und
slowenisch sowie viele weitere Informationen und Links
zum Thema Alpen finden Sie auf der Website der Internationalen Alpenschutzkonvention www.cipra.org.
47
Bildnachweis
Umschlag
Seite 3
Seite 4
Seite 8
Seite 10
Seite 11
Seite 16
Seite 18
Seite 27
Seite 28
Seite 31
Seite 38
Seite 42
Seite 43
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Satellitenbild IMSAT Genf
Satellitenbild IMSAT Genf
Andreas Weissen, Brig
Andreas Weissen, Brig
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Andreas Weissen, Brig
Andreas Weissen, Brig
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Bild 1,2,3,4,6,7: Andreas Weissen, Brig
Bild 5: Bildagentur Baumann
Satellitenbild IMSAT Genf
Renato Jordan, Brig
Andreas Weissen, Brig
Andreas Weissen, Brig
Impressum
Herausgeberin
WWF Schweiz
Schule
Hohlstrasse 110, Postfach
8010 Zürich
Tel. +41 (0)1 297 21 21
Fax +41 (0)1 297 21 00
[email protected]
www.wwf.ch
Redaktion, Koordination, Gestaltung und Satz
achaos Bildung & Information
Heinz Urben, Solothurn
Autorinnen
Franziska Wüthrich, Basel
Isabella Bustelli, Lugano
Illustrationen
Nicolas d’Aujourd’hui, Basel
Mitarbeit
Andreas Weissen, Brig
Christine Radler, Innsbruck
Übersetzungen
Französisch: Frédéric Terrier, Bern
Italienisch: Giorgo D’Addazio, Cadenazzo
Slowenisch: Nataäa Leskovic Uräi¸, Ljubljana
Druck
Vogt-Schild/Habegger, Solothurn
Das Lehrmittel ist gedruckt auf
Cyclus 100% Recyclingpapier
Das Lehrmittel ist auch in französischer, italienischer und slowenischer
Sprache erhältlich.
ISBN 3-85988-000-4 Alpen, deutsche Version
ISBN 3-85988-001-2 Alpen, französische Version
ISBN 3-85988-002-0 Alpen, italienische Version
ISBN 3-85988-003-9 Alpen, slowenische Version
1. Auflage 2001
© WWF Schweiz 2001
Alle Rechte vorbehalten. Das Kopieren oder eine anderweitige kommerzielle Verwendung ohne schriftliche Genehmigung des WWF Schweiz
ist untersagt. Die Arbeitsblätter dürfen ausschliesslich für den Schulgebrauch ohne besondere Bewilligung vervielfältigt werden.
© Text: WWF Schweiz 2001
© 1986, WWF – World Wide Fund for Nature
® WWF Registered Trademark Owner
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