Weißer Hautkrebs - Dermatologie am Dom

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http://www.tz.de/ratgeber/gesundheit/weisser-hautkrebs-unterschaetzte-gefahr-gesundebraeune-gibt-nicht-meta-3433903.html
25.3.2014
Gesunde Bräune gibt es nicht
Weißer Hautkrebs – die unterschätzte Gefahr
Eine Patientin beim Hautscreening – wenn oberflächliche
Wunden binnen drei Wochen nicht heilen, sollte ein Arzt
befragt werden.
© dpa
München - 170.000 Menschen erkranken jedes Jahr in
Deutschland an weißem Hautkrebs. Was sind die
Warnzeichen und wie wird er behandelt? Auf diese
Fragen antwortet Dr. Hans-Ulrich Voigt im Interview.
Dr. Hans-Ulrich Voigt.
Viele Menschen haben Angst vor Hautkrebs – die meisten denken
dabei an das maligne Melanom, den schwarzen Hautkrebs, der
meist aus Muttermalen entsteht. Wesentlich häufiger ist jedoch
der sogenannte weiße Hautkrebs. Erkranken jedes Jahr in
Deutschland rund 28 000 Menschen am schwarzen Hautkrebs,
gibt es beim weißen Hautkrebs sogar 170 000 Neuerkrankungen
pro Jahr. Bei etwa zehn Patienten pro Tag muss der Münchner Hautarzt Dr. Hans-Ulrich
Voigt einen Basaliom oder Spinaliom (Stachelzelltumor) diagnostizieren. Waren die
Patienten früher typischerweise im Alter über 60 Jahre und eher Menschen, die
berufsbedingt viel im Freien waren, trifft es mittlerweile immer mehr junge Menschen, die
einfach gern ihre gesamte Freizeit draußen verbringen.
Was sind die Warnzeichen und wie wird der weiße Hautkrebs behandelt? Auf diese Fragen
antwortet Dr. Hans-Ulrich Voigt im Interview.
sus
Gibt es gesunde Bräune?
Dr. Hans-Ulrich Voigt: Mittlerweile weiß man, dass die menschliche Haut nur ein gewisses
Maß an Sonnenstunden verkraften kann – die Anzahl hängt vom Haupttyp ab. Wer sehr hell
ist und nie braun wird, der wird mit größerer Wahrscheinlich an Hautkrebs erkranken als
jemand mit dunklerer Haut. Das Maß ist auf jeden Fall zwischen 20 000 und 50 000
Sonnenstunden erreicht. Zwar braucht der menschliche Körper Sonne – zur Bildung von
Vitamin D und für die Psyche, aber er muss nicht tief gebräunt sein, was für viele immer
noch als Zeichen eines gelungenen Urlaubs gilt. Der klassische Kandidat für ein Melanom ist
ein Büro-Angestellter, der sich im Urlaub ein- oder zweimal im Jahr von der Sonne grillen
lässt. Wer sehr viel draußen unterwegs ist, weil er Golf spielt, als Bauarbeiter draußen
arbeitet oder sich einfach gern im Freien aufhält, bekommt eher den weißen Hautkrebs.
Ist weißer Hautkrebs harmloser als schwarzer Hautkrebs?
Dr. Voigt: Er ist nicht so aggressiv, weil er gar keine oder erst spät Metastasen bildet, und ist
daher weniger gefährlich. Aber auch weißer Hautkrebs muss früh erkannt und behandelt
werden, sonst wächst er in die Tiefe, und das kann gerade im Kopfbereich entstellende
Zerstörungen anrichten. Wenn Tumore wachsen und erst spät entfernt werden, kann es
passieren, dass große Narben zurückbleiben oder der Patient sogar seine Nase, ein Auge
oder ein Ohr verliert.
Woran erkennt man weißen Hautkrebs?
Dr. Voigt: Jede Hautveränderung oder Wunde, die nicht binnen drei Wochen abheilt, sollte
vom Hautarzt begutachtet werden. Hautkrebs kann sich andeuten in geröteten,
schuppenden Stellen auf Gesicht, Brust, Rücken, Händen und Handrücken oder bei Männern
mit Glatze oder Halbglatze auch auf der Kopfhaut. Also an allen Stellen, die oft der Sonne
ausgesetzt sind. Es kann sich auch um ein kleines hautfarbenes, leicht glasiges Knötchen
oder z. B. auch um braun pigmentierte Knötchen handeln.
Wie wird der weiße Hautkrebs behandelt?
Dr. Voigt: Der Goldstandard für die Behandlung von weißem und schwarzem Hautkrebs ist
die vollständige operative Entfernung. Besonders im Gesicht sollten die Tumore so schnell
wie möglich operiert werden, um zu verhindern, dass sie zwar vielleicht oberflächlich
abheilen, aber darunter weiter in die Tiefe wachsen. An anderen Stellen des Körpers kann
man mit anderen Verfahren behandeln, wie mit einer Creme, die das Immunsystem anregt,
den Tumor zu zerstören, oder einer photodynamischen Lichttherapie oder einer
Lasertherapie. Eine Vereisung der aktinischen Keratosen, einer Vorstufe des
Stachelzellkrebses, wie sie häufig noch praktiziert wird, weil sie kostengünstig ist, halte ich
persönlich für nicht mehr angebracht. Alle Eingriffe werden übrigens ambulant unter
örtlicher Betäubung durchgeführt. Eine Vollnarkose ist dafür nicht erforderlich.
Wie schützt Sonnenschutzmittel am besten?
© dpa
Dr. Voigt: Wer es richtig macht, muss sich nur einmal am Tag – nämlich eine
halbe Stunde vor dem Rausgehen einschmieren. Gute 30 Milliliter sollte man
für den ganzen Körper nehmen. Eine 200-ml-Flasche reicht also für circa
sechsmal komplett eincremen. Die Creme muss großzügig aufgetragen werden und
einziehen, sodass der ganze Körper mit einem Film bedeckt ist. Etwa 20 Minuten dauert es,
bis der chemische Lichtschutzfaktor in der Creme wirkt. Zudem ist es empfehlenswert, in der
Mittagszeit die Sonne zu meiden und sich generell viel im Schatten aufzuhalten.
Der Experte Dr. Hans-Ulrich Voigt ist Inhaber der Praxis Dermatologie am Dom, Weinstraße
7a, 80333 München. Telefon: 089/29 96 57; www.dermatologie-am-dom.
15 von 100 Menschen haben Krebsvorstufen
Die beiden am häufigsten vorkommenden Arten des weißen Hautkrebs sind die BasalzellenTumore bzw. Basaliome sowie die Stachelzelltumore, diese entstehen meist aus einer
Vorstufe, den aktinische Keratosen. Bei etwa 15 Prozent der Erwachsenen lässt sich eine
solche Vorstufe finden, meist im Gesicht. Diese Vorstufen können sehr gut behandelt und
geheilt werden. Ein Tumor entsteht, wenn eine Zelle des Körpers beginnt, sich unkontrolliert
zu teilen. Basaliome, die in der Epidermis entstehen, bilden zwar nur ausnahmsweise
Tochtergeschwülste, aber sie fressen sich langsam durch Haut und Knochen.
Stachelzelltumore können ab einer Größe von einem Zentimeter auch Metastasen bilden.
Übrigens: Aus weißem Hautkrebs kann kein schwarzer Hautkrebs werden, es handelt sich
um zwei völlig verschiedene Tumorarten.
Hautkrebs - die unterschätze Gefahr
Hautkrebsscreening – neue Methoden
Ab 35 zahlen die gesetzlichen Krankenkassen alle zwei Jahre ein Screening der Haut, um
krankhaft veränderte Stellen zu finden. Dr. Voigt: „Die Krankenkassen bezahlen eine
Blickdiagnose ohne technische Hilfsmittel.“ Er empfiehlt jedoch gerade Patienten mit einem
erhöhten Risiko (viele Muttermale, Hautkrebs in der Familie oder sonnengeschädigte Haut),
sich nicht nur auf das Auge des Arztes zu verlassen. Es gibt mittlerweile moderne
Untersuchungsmethoden, die eine genauere Diagnose zulassen. Dazu gehört z. B. die
Videoauflicht-Mikroskopie, mit der Muttermale in Vergrößerung an einem Bildschirm
betrachtet, automatisch analysiert und bewertet werden können. Bilder verdächtiger
Muttermale werden für eine Verlaufskontrolle gespeichert. Mit einer Trefferquote von 98,3
Prozent ist die Multispektralanalyse (Melafind) das derzeit genaueste Verfahren zur
Bewertung von pathologischen Muttermalen.
Eigenschutz nur für kurze Zeit
Hauttyp Beschreibung
Helle Haut, Sommersprossen, sehr schnell Sonnenbrand, kaum
I
Bräune
II
Helle Haut, neigt zu Sonnenbrand, wenig Bräunung
III
Gelegentlich Sonnenbrand, gute Bräunung
IV
Selten Sonnenbrand, dunkler Teint
Eigenschutz
5 bis 10 Minuten
10 bis 20
Minuten
15 bis 25
Minuten
20 bis 30
Minuten
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