Wirksamkeit einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen

Werbung
Aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden
Direktor: Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Michael Bauer
Wirksamkeit einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppenintervention
bei Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung
Dissertationsschrift
zur Erlangung des akademischen Grades
Doctor rerum medicinalium (Dr. rer. medic.)
vorgelegt
der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus
der Technischen Universität Dresden
von
Maren Rottmann-Wolf
aus Bielefeld
Dresden 2016
Erster Gutachter:
Prof. Dr. Andrea Pfennig
Zweiter Gutachter:
Prof. Dr. Thomas D. Meyer
Vorsitzender der Promotionskommission:
Tag der mündlichen Prüfung: 04.08.2016
Prof. Dr. Kerstin Weidner
Danksagung
Mein besonderer Dank gilt Frau Prof. Dr. Andrea Pfennig für die sachkundige Betreuung und
die vielen wichtigen Impulse, die ganz entscheidend zur Realisierung dieser Arbeit
beigetragen haben.
Weiterhin sollen die Kollegen, die allesamt mit hohem Engagement an der Konzeption und
Durchführung der EarlyCBT-Studie beteiligt waren, Dank erfahren.
Ebenso möchte ich mich bei meinen Kolleginnen Cathrin Sauer und Steffi Pfeiffer für die
Aufbereitung der Daten und die hilfreichen Ratschläge bedanken. Ein großes Dankeschön
geht auch an meine Kollegen Dr. Philipp Ritter, Dr. Sara Jahnke und Josephine Mathiebe für
ihre wertvollen Rückmeldungen.
Herzlich bedanken möchte ich mich bei Prof. Dr. Malte Schwinger, der mir nicht nur
fachkundig zur Seite stand, sondern immer wieder die richtigen Worte fand, die mich nach
vorne blicken ließen.
Ebenso danke ich meinen Eltern und besonders meinem Bruder Heiko für die hilfreichen
Korrekturhinweise sowie für die vielen aufmunternden Worte.
Zuletzt gilt mein Dank meinem Mann Thomas, der stets an mich glaubt, mich in allen meinen
Vorhaben unterstützt und mir über den gesamten Prozess des Schreibens dieser Arbeit
Rückhalt und Liebe gab.
Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis ............................................................................................................III
Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................... IV
Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................................... V
1.
Einleitung ............................................................................................................... 1
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund ....................................................... 4
2.1.
Phänomenologie und Behandlungsmöglichkeiten Bipolarer Störungen ................... 4
2.2.
Früherkennung Bipolarer Störungen .......................................................................20
2.3.
Frühinterventionen bei Bipolaren Störungen ...........................................................24
3.
Zielsetzung, Fragestellungen und Hypothesen ..................................................30
4.
Methode .................................................................................................................33
4.1.
Überblick ................................................................................................................33
4.2.
Studienablauf..........................................................................................................33
4.3.
Qualitätssicherung ..................................................................................................39
4.4.
Studienmaterial .......................................................................................................40
4.5.
Interventionen .........................................................................................................47
4.6.
Statistische Analysen ..............................................................................................52
5.
Ergebnisse ............................................................................................................54
5.1.
Stichprobe ..............................................................................................................54
5.2.
Vergleichbarkeit der beiden Versuchsgruppen........................................................57
5.3.
Testung der Hypothesen.........................................................................................59
5.4.
Dropout-Analyse .....................................................................................................69
6.
Diskussion ............................................................................................................73
6.1.
Diskussion der Untersuchungsergebnisse ..............................................................73
6.2.
Stärken und Limitationen der vorliegenden Arbeit ...................................................84
6.3.
Fazit und Ausblick...................................................................................................93
Inhaltsverzeichnis
II
7.
Zusammenfassung ...............................................................................................97
7.1.
Zusammenfassung .................................................................................................97
7.2.
Summary ..............................................................................................................101
8.
Literaturverzeichnis ............................................................................................104
9.
Anhangsverzeichnis ...........................................................................................121
10.
Anhang ................................................................................................................122
11.
Erklärungen.........................................................................................................154
Tabellenverzeichnis
III
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1. Maßnahmen und Inhalte der ausführlichen und interaktiven Psychoedukation
bei Bipolaren Störungen (übernommen aus DGBS und DGPPN, 2012) .............12
Tabelle 2. Elemente einer KVT bei Bipolaren Störungen nach Meyer und
Hautzinger (2004) ..............................................................................................14
Tabelle 3. Elemente der FFT für Bipolare Störungen nach Miklowitz (2008) .......................18
Tabelle 4. Phasen einer IPSRT bei Bipolaren Störungen nach Frank (2005) ......................19
Tabelle 5. Einschlusskriterien .............................................................................................35
Tabelle 6. Ausschlusskriterien ............................................................................................36
Tabelle 7. Dropout-Kriterien................................................................................................38
Tabelle 8. Soziodemographische und klinische Charakteristika der Gesamtstichprobe ......56
Tabelle 9. Vergleichbarkeit der beiden Versuchsgruppen hinsichtlich
soziodemographischer und klinischer Parameter ...............................................58
Tabelle 10. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der
SIS-Management-Scores zu BL und FU2 für beide Versuchsgruppen ...............60
Tabelle 11. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der
SIS-Management-Scores zu BL und FU3 für beide Versuchsgruppen ...............62
Tabelle 12. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der
TICS-Gesamt-Scores zu BL und FU2 für beide Versuchsgruppen .....................64
Tabelle 13. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der
TICS-Gesamt-Scores zu BL und FU3 für beide Versuchsgruppen .....................65
Tabelle 14. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der
FERUS-Gesamt-Scores zu BL und FU2 für beide Versuchsgruppen .................67
Tabelle 15. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der
FERUS-Gesamt-Scores zu BL und FU3 für beide Versuchsgruppen .................68
Tabelle 16. Dropout-Häufigkeiten und Dropout-Gründe bis FU3 in den beiden
Versuchsgruppen ...............................................................................................70
Tabelle 17. Häufigkeiten der verschiedenen Dropout-Zeitpunkte und –gründe
innerhalb der Dropout-Stichprobe.......................................................................71
Tabelle 18. Dropout-Zeitpunkt * Dropout-Grund Kreuztabelle ...............................................71
Abbildungsverzeichnis
IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1. Klinisches Stadien-Modell Bipolarer Störungen (nach Duffy, 2015)................21
Abbildung 2. Risikokonstellation für die Entwicklung einer Bipolaren Störung
(nach Leopold et al., 2012) ............................................................................24
Abbildung 3. Klinisches Kategorienmodell mit Behandlungsoptionen für Personen
mit (Hoch-)Risikoprofil für die Entwicklung Bipolarer Störungen
(nach Leopold et al., 2013b) ..........................................................................26
Abbildung 4. Schematische Darstellung des gesamten Studienablaufes ............................38
Abbildung 5. Flussdiagramm zum Rekrutierungs- und Selektionsprozess
im Studienverlauf ...........................................................................................55
Abbildung 6. SIS-Management-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und
FU2 für beide Versuchsgruppen ....................................................................61
Abbildung 7. SIS-Management-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und
FU3 für beide Versuchsgruppen ....................................................................63
Abbildung 8. TICS-Gesamt-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und
FU2 für beide Versuchsgruppen ....................................................................64
Abbildung 9. TICS-Gesamt-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und
FU3 für beide Versuchsgruppen ....................................................................66
Abbildung 10. FERUS-Gesamt-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und
FU2 für beide Versuchsgruppen ....................................................................67
Abbildung 11. FERUS-Gesamt-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und
FU3 für beide Versuchsgruppen ....................................................................69
Abbildung 12. SIS-Management-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL,
FU2 und FU3 für beide Versuchsgruppen…………………………...…………152
Abbildung 13. TICS-Gesamt-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL,
FU2 und FU3 für beide Versuchsgruppen……………………..………….……152
Abbildung 14. FERUS-Gesamt-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL,
FU2 und FU3 für beide Versuchsgruppen……………………………...………153
Abkürzungsverzeichnis
V
Abkürzungsverzeichnis
ANOVA
analysis of variance
BL
Baseline
BPSS-P
Bipolar Prodrome Symptom Scale-Prospective
DF
degree of freedom
DFG
Deutsche Forschungsgemeinschaft
DGBS
Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V.
DGPPN
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik
und Nervenheilkunde e.V.
DSM-IV
Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen
EarlyCBT
early cognitive behavioural psychotherapy in subjects at high risk for bipolar
affective disorders
EM
expectation maximization
EPIbipolar
Early Phase Inventory for bipolar disorders
F
Prüfgröße der Varianzanalyse
FERUS
Fragebogen zur Erfassung von Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten
FFT
Familienfokussierte Therapie
FU
Follow-Up
GCP
Good Clinical Practice
HAMD
Hamilton-Depressionsskala
ICD-10
Internationale Klassifikation psychischer Störungen
IPSRT
Interpersonelle und Soziale Rhythmus-Therapie
ITT
intention to treat
KVT
Kognitive Verhaltenstherapie
λ
Zusammenhangsmaß
M
mean
MBCT
mindfulness-based cognitive therapy
MF-PE
Mehr-Familien-Psychoedukative Therapie
n
Stichprobengröße
p
Signifikanzniveau
partielles η2
Maßzahl für die Effektstärke
RCT
randomised controlled trial
SD
standard deviation
SE
standard error
SIS
Social Interview Schedule
Abkürzungsverzeichnis
SKID-I
Strukturiertes Klinisches Interview für Psychische Störungen, Achse I
SKID-II
Strukturiertes Klinisches Interview für Psychische Störungen, Achse II
SSRI
selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
t
Prüfgröße des t-Tests
TAU
treatment as usual
TICS
Trierer Inventar zu chronischem Stress
UHR
ultra high-risk
2
Prüfgröße des 2-Tests
YMRS
Young Mania Rating Scale
ZNS
zentrales Nervensystem
VI
1.
1.
Einleitung
1
Einleitung
Bipolare Störungen sind rezidivierende, zur Chronifizierung neigende psychiatrische
Erkrankungen, die durch einen zyklischen Wechsel von depressiven und (hypo-)manischen
Episoden
gekennzeichnet
sind
(American
Psychiatric
Association,
1996;
Weltgesundheitsorganisation, 1992). Der Beginn liegt meist in der Adoleszenz oder im
frühen Erwachsenenalter (Bauer et al., 2008; Beesdo et al., 2009; Kupfer et al., 2002). Eine
korrekte Diagnosestellung ist aufgrund der Komplexität der Symptomatik und der daraus
resultierenden
schwierigen
differentialdiagnostischen
Abgrenzung
zu
anderen
psychiatrischen Störungsbildern (v.a. unipolaren affektiven Störungen) erschwert (DGBS und
DGPPN, 2012; Hauser et al., 2007) und erfolgt im Durchschnitt etwa zwölf Jahre nach dem
Auftreten erster Symptome (Pfennig et al., 2011). Eine adäquate, bipolar-spezifische
Behandlung erhalten Betroffene in der Folge oftmals erst viele Jahre nach Ausbruch der
Erkrankung (Lish et al., 1994; Pfennig et al., 2011), - mit schwerwiegenden individuellen und
gesundheitsökonomischen Konsequenzen. Retrospektive Studien konnten zeigen, dass
Bipolare Störungen in ihrer Symptomatik besonders schwerwiegend verlaufen, einhergehend
mit einer höheren Anzahl und längeren Dauer an Krankheitsepisoden und Ultra-RapidCycling-Verläufen, wenn das Ersterkrankungsalter bereits in der Kindheit liegt, die
Erkrankung lange unentdeckt bleibt und die Dauer bis zum Beginn einer spezifischen
Behandlung hoch ist (Post et al., 2010). Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung
Bipolarer Störungen ist somit dringend indiziert, um den ungünstigen Krankheitsfolgen
entgegenzuwirken (Berk et al., 2009; Hauser et al., 2007).
Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Früherkennung Bipolarer Störungen geben
Hinweise darauf, dass Betroffene bereits Monate oder gar Jahre vor der Erstmanifestation
unter
subsyndromalen
Symptomen,
sogenannten
Prodromalsymptomen
(z.B.
Stimmungsschwankungen, spezifische Schlaf- und Rhythmusstörungen) leiden (Conus et
al., 2008; Correll et al., 2007b; Egeland et al., 2000).
Überdies konnten in den letzten Jahren erste wegweisende Erkenntnisse im Bereich der
Identifizierung von Risikofaktoren für die Entwicklung Bipolarer Störungen gewonnen werden
(Bauer et al., 2008; Correll et al., 2007b; Duffy et al., 2007; Leopold et al., 2012). Die
Versorgungspraxis in spezialisierten Früherkennungszentren hat gezeigt, dass ein
dringender Bedarf an psychosozialer Unterstützung bei vielen jungen, noch nicht erkrankten
Personen mit erhöhtem Risiko für die Entwicklung einer Bipolaren Störung besteht. Diese
suchen
gezielt
Hilfe
auf,
da
sie
aufgrund
ihrer
Funktionseinschränkung
bereits
Schwierigkeiten zeigen, wichtige Entwicklungsaufgaben (z.B. Etablierung eines stabilen
Selbstkonzepts, Autonomieentwicklung, Aufbau sozialer Kompetenzen, Erwerb eines
1.
Einleitung
2
Schulabschlusses und Vorbereitung auf die Berufswelt) zu bewältigen. Es erscheint daher
notwendig, mit einer bereits in möglichen Vorstufen Bipolarer Störungen ansetzenden
Intervention die aktuelle Symptomatik zu lindern, das Funktionsvermögen der Betroffenen zu
verbessern und nach Möglichkeit auch der Entwicklung einer Bipolaren Störung
vorzubeugen (Correll et al., 2007b; Leopold et al., 2013b; Pfennig et al., 2012).
Während bei verwandten psychiatrischen Erkrankungen wie der Schizophrenie bereits seit
Jahren Präventionsmaßnahmen entwickelt und deren Wirksamkeit untersucht werden,
existieren zur Behandlung in Vor- bzw. Risikostadien Bipolarer Störungen bis dato keine
adäquaten und erprobten Behandlungsprogramme (Conus et al., 2006; Pfennig et al., 2012).
Aufgrund
des
bestehenden
Forschungsdefizits
stellt
sich
die
Frage,
wie
eine
symptomorientierte und gleichzeitig risikoarme Intervention zur frühen Behandlung von
Risikopersonen für die Entwicklung manifester Bipolarer Störungen aussehen könnte. Es
besteht hoher Konsens darüber, dass psychotherapeutische Konzepte ergänzend zur
Pharmakotherapie eine wichtige Säule bei der Behandlung Bipolarer Störungen darstellen
(siehe S3-Leitlinie der DGBS und der DGPPN, 2012). Die Wirksamkeit von kognitiver
Verhaltenstherapie im Hinblick auf den Verlauf der Erkrankung, das psychosoziale
Funktionsvermögen und die Lebensqualität der Betroffenen konnte vielfach gezeigt werden
(mit weiteren Nachweisen: Hautzinger & Meyer, 2007). Des Weiteren konnte nachgewiesen
werden, dass kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen besonders effektiv bei
Personen mit wenigen Krankheitsepisoden in der Vorgeschichte waren (Scott et al., 2006),
was die Vermutung nahelegt, dass Psychotherapie besonders wirksam sein kann, wenn sie
schon in frühen Stadien mit geringer Symptomausprägung einsetzt. Während im Bereich der
Schizophrenieforschung bereits die Effektivität kognitiver Verhaltenstherapie bei Personen
mit erhöhtem Psychoserisiko belegt werden konnte (Bechdolf et al., 2012b; Correll et al.,
2010; Okuzawa et al., 2014), ist die Evidenzlage zum Effekt von Psychotherapie in Vor- bzw.
Risikostadien Bipolarer Störungen noch sehr begrenzt (Pfennig et al., 2014). Für
familienbasierte Verfahren gibt es erste Hinweise auf deren Effektivität (Miklowitz et al.,
2011; Miklowitz et al., 2013), wohingegen kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze noch
nicht untersucht wurden (Überblicksarbeit siehe Pfennig et al., 2014). Validierte und
publizierte Psychotherapiemanuale liegen bis dato keine vor.
Im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten, Patient- und Rater-verblindeten
klinischen Studie wird hier versucht, die beschriebene Forschungslücke zu schließen, indem
eigens für diese Studie ein Gruppentherapieprogramm für Risikopersonen für die
Entwicklung einer Bipolaren Störung konzipiert wurde, dessen längerfristige Effektivität
derzeit untersucht wird. Dieses Manual enthält neben Elementen der kognitiven
Verhaltenstherapie (z.B. Psychoedukation, kognitive Techniken) auch Achtsamkeits- und
Entspannungsübungen sowie Interventionen zum Stressmanagement. Im Rahmen dieser
1.
Einleitung
3
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten EarlyCBT-Studie, in die die
vorliegende Arbeit eingebettet ist, sollte die Frage untersucht werden, inwieweit
Risikopersonen von diesem spezifischen Gruppentherapieprogramm mehr profitieren
können als von unstrukturierten Sitzungen.
Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit war zum einen die Erforschung der Veränderung des
psychosozialen Funktionsvermögens der Probanden bis zum Ende der Intervention mittels
eines semistrukturierten Interviews. Zum anderen wurden verschiedene stressassoziierte
Parameter mittels Selbstreport erhoben, anhand derer die Effektivität der therapeutischen
Intervention in Bezug auf das Stressmanagement der Studienteilnehmer (Stresserleben,
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten) nachgewiesen werden sollte. Schließlich
wurde untersucht, inwieweit sich die gefundenen Resultate in der Verlaufsmessung nach
sechs Monaten als zeitlich stabil erweisen.
Die vorliegende Arbeit ist folgendermaßen aufgebaut:
Zunächst wird ein Überblick über die Phänomenologie der Bipolaren Störung und ihre
Behandlungsmöglichkeiten gegeben (Kapitel 2.1). Neben einer Begriffsbestimmung und
einer Beschreibung der diagnostischen Kriterien werden auch epidemiologische Daten
berichtet sowie Komorbidität, Verlauf und Prognose des Störungsbildes erläutert. Des
Weiteren werden verschiedene psychotherapeutische Verfahren zur Therapie Bipolarer
Störungen und deren Evidenzlage vorgestellt. Es folgt eine Darstellung der Grundlagen und
Ziele der Früherkennung bei Bipolaren Störungen (Kapitel 2.2). Wesentliche Charakteristika
von Prodromalstadien sowie Risikokonstellationen für die Entwicklung Bipolarer Störungen
werden beschrieben sowie der Nutzen klinischer Kategorien-Modelle zur Verlaufsdarstellung
Bipolarer Störungen veranschaulicht. Das Kapitel 2.3 ist dem aktuellen Forschungsstand zu
Frühinterventionen bei Personen mit erhöhtem Risiko für Bipolare Störungen gewidmet und
setzt
den
Schwerpunkt
hierbei
auf
psychosoziale
Behandlungsprogramme.
Im
darauffolgenden Kapitel 3 werden die Ziele und Fragestellungen der vorliegenden Arbeit
ausgeführt sowie die Hypothesen dargestellt, die sich aus den dargestellten theoretischen
Überlegungen ableiten. Das Kapitel 4 umfasst die Beschreibung der Methode, die der
Untersuchung zugrunde liegt. Hierbei erfolgt eine Darstellung des Studiendesigns, der
Stichprobe, der verwendeten Messinstrumente sowie des Ablaufes der Untersuchung.
Daneben wird das der vorliegenden Arbeit zugrundeliegende Therapiemanual vorgestellt.
Daran anschließend werden die durchgeführten statistischen Verfahren beschrieben und die
Ergebnisse zusammengefasst (Kapitel 5). Abschließend werden in Kapitel 6 die Ergebnisse
vor dem Hintergrund des in Kapitel 2 erläuterten Forschungsstandes diskutiert, Stärken und
Grenzen der durchgeführten Untersuchung aufgezeigt sowie ein Ausblick auf weiterführende
Forschung gegeben.
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
4
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
2.1.
Phänomenologie und Behandlungsmöglichkeiten Bipolarer
Störungen
2.1.1.
Definition und Symptomatik
Bei Bipolaren Störungen handelt es sich um schwerwiegende affektive Erkrankungen, die
durch wiederkehrende Phasen maniformer und depressiver Symptomatik charakterisiert
sind. Diese affektiven Episoden lassen sich durch Abweichungen im Verhalten, in der
Motivation, sowie hinsichtlich Kognitionen und Emotionen beschreiben.
Zu den typischen Kennzeichen einer Manie zählen gemäß der zehnten Ausgabe der
Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) (Dilling et al., 2004) eine
situationsinadäquate gehobene oder gereizte Stimmung, gepaart mit einem gesteigerten
Antrieb
und
Rastlosigkeit,
eingeschränkter
Fähigkeit
Wahnvorstellungen.
Das
verstärktem
zur
Rededrang,
Realitätsprüfung
Verhalten
der
bis
Betroffenen
gesteigertem
hin
ist
Selbstwertgefühl,
zu
Größenideen
und
häufig
hemmungslos
und
unangepasst. Ebenso besteht oftmals ein vermindertes Schlafbedürfnis. Die diagnostischen
Kriterien für eine manische Episode sind erfüllt, wenn die Symptomatik über mindestens
sieben Tage hinweg besteht. Unter sogenannten Hypomanien werden nach ICD-10 mildere
Formen der Manie zusammengefasst, die kürzer andauern (mindestens vier Tage) und
besonders durch Symptome eines auffallend gesteigerten Gefühls von Wohlbefinden und
Leistungsfähigkeit,
Gedankenrasen
und
Ideenflucht
gekennzeichnet
sind.
Die
Veränderungen in der Lebensführung gehen, anders als bei der Manie, nur mit leichten
psychosozialen Beeinträchtigungen einher.
Depressive Episoden sind gemäß der ICD-10 von Gefühlszuständen wie Traurigkeit,
Niedergeschlagenheit, Energielosigkeit, Wertlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Ängstlichkeit
begleitet. Neben emotionalen Beeinträchtigungen ist die Symptomatologie durch eine
Vielzahl körperlicher Auffälligkeiten (z.B. Appetitverlust) sowie verhaltensbezogener (z.B.
sozialer Rückzug), motivationaler (z.B. Verlust von Interesse für Dinge, die früher Freude
bereitet haben) und kognitiver (z.B. zirkuläres Grübeln) Veränderungen gekennzeichnet (vgl.
Hautzinger, 1998). Die depressive Symptomatik muss zu bedeutsamen Veränderungen in
der Lebensführung des Betroffenen führen und über einen Zeitraum von mindestens zwei
Wochen bestehen, damit die Diagnose einer depressiven Episode nach ICD-10 gestellt
werden kann. Depressive Episoden, die im Rahmen Bipolarer Störungen auftreten
(sogenannte
bipolare
Depressionen),
unterscheiden
sich
hinsichtlich
klinischer
Charakteristika von unipolaren Depressionen (z.B. Berk et al., 2009). Viele Studien geben
Hinweise darauf, dass die Suizidalität bei Bipolaren Depressionen eine schwerere
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
5
Ausprägung annehmen kann als bei unipolaren Verläufen (siehe DGBS und DGPPN, 2012).
In einer prospektiven Untersuchung einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe konnte
gezeigt werden, dass die Symptomatologie bipolarer Depressionen neben einer erhöhten
Suizidalität durch ein ausgeprägtes Erleben von Wertlosigkeit, Schuld und Hoffnungslosigkeit
sowie tageszeitbedingte Schwankungen in der Stimmungslage charakterisiert ist (Pfennig et
al., 2016).
Neben manischen, hypomanischen und depressiven Krankheitsphasen können im Rahmen
Bipolarer Störungen auch sogenannte gemischte affektive Episoden auftreten. Hierunter
versteht man laut ICD-10 eine Mischung oder einen raschen Wechsel von depressiven und
(hypo-)manischen Symptomen.
2.1.2.
Diagnose und Klassifikation
Zur klassifikatorischen Diagnostik einer Bipolaren Störung können die international
gebräuchlichen Diagnosesysteme DSM-5 (American Psychiatric Association, 2013) und ICD10 (Weltgesundheitsorganisation, 1992) eingesetzt werden. Beide Systeme unterscheiden
sich bezüglich der Kriterien der affektiven Episoden voneinander. Im Rahmen klinischer
Forschung hat sich allerdings das DSM als Referenzsystem etabliert. Das DSM-5 hat im
Jahr 2013 die vierte Auflage des DSM abgelöst und enthält im Vergleich zur
Vorgängerversion einige Neuerungen hinsichtlich der Klassifizierung Bipolarer Störungen (für
einen Überblick siehe Severus, 2014). Da im Rahmen der vorliegenden Arbeit jedoch die
Vorgängerversion in Kombination mit dem auf dem DSM-IV basierenden Strukturierten
Klinischen Interview für Psychische Störungen (SKID-I, siehe Kapitel 4.4.3.) zur
Diagnosesicherung angewendet wurde, sollen die DSM-IV-Kriterien für Bipolare Störungen
im Folgenden näher beschrieben werden.
Voraussetzung für die Diagnose einer Bipolaren Störung ist das Vorliegen von mindestens
zwei eindeutig voneinander abgrenzbaren affektiven Episoden, wovon eine Episode die
diagnostischen Kriterien einer Manie, Hypomanie oder eines Mischzustandes erfüllen muss.
Je nach Art und Schwere der affektiven Episoden werden im DSM-IV zwei Hauptformen des
Bipolaren Spektrums unterschieden: Unter einer Bipolar-I-Störung werden Verläufe
zusammengefasst, die durch eine oder mehrere manische Episoden und mindestens eine
depressive Episode gekennzeichnet sind. Eine Bipolar-II-Störung ist durch mindestens eine
hypomane Episode, gepaart mit einer oder mehreren depressiven Krankheitsphasen,
charakterisiert.
Hypomanien
unterscheiden
sich
von
Manien
durch
eine
kürzere
Symptomdauer (vier Tage statt einer Woche), durch die Art und den Schweregrad der
Symptome (z.B. auffallendes Gefühl des Wohlbefindens statt expansiv-gehobener,
situationsinadäquater Stimmung) sowie deren Konsequenzen für den Betroffenen (leichte
statt deutliche Beeinträchtigung im Funktionsniveau). Neben den beiden Hauptformen zählt
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
6
die sogenannte Zyklothyme Störung zum Bipolaren Spektrum, welche nach DSM-IV durch
fluktuierende, seit mindestens zwei Jahren bestehende hypomanische und subklinische
depressive Symptome gekennzeichnet ist. Schließlich werden im DSM-IV in der Kategorie
„Bipolare Störung, nicht näher bezeichnet“ Formen der Erkrankung zusammengefasst, die
die Kriterien der anderen Diagnosekategorien nicht vollständig erfüllen.
Zur korrekten Diagnosestellung ist bei Bipolaren Störungen die Beurteilung der akuten
Symptomatik nicht hinreichend und muss daher immer durch eine Längsschnitt-Betrachtung
des Krankheitsverlaufs unter Berücksichtigung wichtiger diagnostischer Parameter wie
Erstmanifestation, Episodenlänge und Anzahl der Zyklen ergänzt werden (Meyer & Bauer,
2011). Neben der klassifikatorischen Diagnostik kommt in der klinischen Praxis eine Vielzahl
an validierten dimensionalen Erhebungsinstrumenten zum Einsatz, die in ihrer Kombination
Aufschluss über den Schweregrad depressiver und maniformer Symptomatik geben können
(Überblick
siehe
DGBS
und
DGPPN,
2012,
Kapitel
4.3.).
Ferner
sollten
zur
Diagnosesicherung differentialdiagnostische Überlegungen vorgenommen werden. Diese
betreffen vor allem die Abgrenzung der Diagnose Bipolare Störung von der Schizophrenie,
der schizoaffektiven Störung, der Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung, aber auch
von der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Aufgrund der hohen Komorbiditätsraten mit
anderen psychiatrischen Erkrankungen, z.B. Substanzmissbrauch und -abhängigkeit, aber
auch mit somatischen Erkrankungen (z.B. kardiovaskuläre Störungen) (Überblick siehe
DGBS und DGPPN, 2012, Kapitel 4.6) sollte bei Bipolaren Störungen ferner eine sorgfältige
Komorbiditätsdiagnostik
durchgeführt
werden.
Eine
fundierte
Diagnosestellung
ist
Voraussetzung für eine adäquate Beratung und den Beginn einer bedarfsgerechten
Intervention. Aufgrund des persönlichen Leidens der Betroffenen und der massiven
Einschränkungen im psychosozialen Funktionsvermögen kommt der möglichst frühen
Erkennung Bipolarer Störungen eine große Bedeutung zu (siehe auch Kapitel 2.3).
2.1.3.
Epidemiologie
Bipolare Störungen treten in der Allgemeinbevölkerung häufiger auf, als ursprünglich
angenommen (Merikangas et al., 2007). Die Lebenszeitprävalenzraten liegen zwischen 1
und 3% (Bauer & Pfennig, 2005). Unter Berücksichtigung des dimensionalen Konzepts des
Bipolaren Spektrums, welches neben den klassischen Bipolar-I und Bipolar-II-Störungen
auch mildere Formen von Bipolarität umfasst (Akiskal, 1996), kann die Lebenszeitprävalenz
Bipolarer Störungen auf ca. 5% geschätzt werden (Merikangas et al., 2007; Merikangas et
al., 2011). In einer multinationalen Querschnittstudie konnte gezeigt werden, dass mehr als
ein
Drittel
der
initial
als
unipolar
depressiv
klassifizierten
Personen
an
einer
niederschwelligen hypomanischen Symptomatik oder sogar an einer bis dato noch nicht
erkannten Bipolar-II-Störung leidet (Angst et al., 2011). Hinsichtlich der Prävalenz finden sich
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
7
bei Bipolar-I-Störungen keine Geschlechtsunterschiede, während von Bipolar-II-Störungen
mehr Frauen betroffen sind (Goodwin & Jamison, 2007).
Die Komorbididätsraten mit anderen Erkrankungen sind bei Bipolaren Störungen als
besonders hoch einzuordnen. Anhand einer internationalen Querschnittsuntersuchung im
Rahmen der sogenannten „World Mental Health Survey Initiative“ konnte gezeigt werden,
dass drei Viertel der bipolaren Patienten mindestens eine, mehr als die Hälfte der Patienten
zwei oder drei komorbide psychiatrische Erkrankungen aufwiesen (Merikangas et al., 2011).
Angststörungen, Impulskontrollstörungen und Abhängigkeitserkrankungen stellten hierbei die
häufigsten psychiatrischen Komorbiditäten dar. Ebenso kommen bei Bipolaren Störungen
somatische Erkrankungen (z.B. kardiovaskuläre Störungen, Diabetes) häufig komorbid vor
(siehe DGBS und DGPPN, 2012).
Bipolar Erkrankte leiden im Rahmen depressiver Episoden häufig unter Suizidgedanken bis
hin zu konkreten Suizidplänen und durchgeführten Suizidversuchen. Das LebenszeitSuizidrisiko beläuft sich nach Goodwin und Jamison (2007) auf mindestens 5%, wobei
zahlreiche allgemeine (z.B. Suizidversuche in der Vorgeschichte, akute psychosoziale
Stressoren) sowie bipolar-spezifische Faktoren (z.B. agitierte oder gemischte depressive
Episoden, dysphorische Manien, junges Ersterkrankungsalter, komorbider Substanzabusus)
das Suizidrisiko um ein Vielfaches erhöhen (Gonda et al., 2012; Goodwin & Jamison, 2007).
2.1.4.
Verlauf und Prognose
Bipolare Störungen manifestieren sich häufig in der Adoleszenz und im frühen
Erwachsenenalter (Beesdo et al., 2009), - einer vulnerablen, aus vielen zu bewältigenden
Entwicklungsaufgaben (z.B. Aufbau sozialer Kompetenzen, Erwerb eines Schulabschlusses
und Vorbereitung auf die Berufswelt) geprägten Lebensphase. Das Ersterkrankungsalter
liegt im Mittel bei 17,5 Jahren (Kupfer et al., 2002). Je früher die Erkrankung beginnt, desto
schwerwiegender ist ihr Verlauf (im Sinne einer längeren Dauer und Schwere depressiver
Episoden und höherer Raten an Suizidversuchen; Coryell et al., 2013). Betroffene leiden
bereits Jahre vor der vollständigen Manifestation der Erkrankung unter niederschwelligen
depressiven und manischen Symptomen (Lish et al., 1994). Da es sich bei der ersten
Krankheitsphase häufig um eine depressive Episode handelt (Goodwin & Jamison, 2007;
Pfennig et al., 2011), wird die Symptomatik vielfach fälschlicherweise als unipolar
klassifiziert, - mit weitreichenden Konsequenzen für die Betroffenen, die häufig keine auf
bipolare Verläufe zugeschnittene Therapie erhalten. Eine inadäquate Behandlung kann eine
Erhöhung der Frequenz von Krankheitsphasen nach sich ziehen, manische Episoden
auslösen und mit einem erhöhten Suizidrisiko einhergehen (Bauer et al., 2008). Nicht zuletzt
aufgrund
der
Komplexität
der
Symptomatik
und
der
differentialdiagnostischen
Herausforderungen bleiben Bipolare Störungen im Verlauf oft lange Zeit unentdeckt (Bauer
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
8
et al., 2008), wobei die Latenzzeit (vom Beginn erster Symptome bis hin zur korrekten
Diagnosestellung und Beginn einer adäquaten Behandlung) auf acht bis zwölf Jahre
geschätzt wird (Baldessarini et al., 2003; Pfennig et al., 2011).
Bipolare Störungen verlaufen rezidivierend, häufig chronisch und sind im Langzeitverlauf mit
deutlichen Einschränkungen im psychosozialen Funktionsniveau der Betroffenen verbunden.
Unter dem Konzept des Funktionsniveaus wird das Leistungsvermögen einer Person in den
Bereichen Arbeit, Ausbildung/Studium, unabhängige Lebensführung und Engagement bei
Freizeitaktivitäten sowie in interpersonellen Beziehungen subsumiert (Zarate et al., 2000).
Studien konnten zeigen, dass Bipolar-I- und Bipolar-II- Erkrankte sowohl im Rahmen von
Krankheitsepisoden als auch in symptomfreien Intervallen deutliche Einschränkungen in den
Rollenbereichen Arbeit und Haushalt sowie in sozialen Beziehungen und Aktivitäten erleben,
die in ihrer Ausprägung teilweise schwerwiegender sind als bei unipolar erkrankten Personen
(Judd et al., 2008). Ebenso ließen sich Zusammenhänge zwischen Bipolaren Störungen und
einer deutlich herabgesetzten gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei den Betroffenen,
einer erhöhten Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen sowie Beeinträchtigungen in
der beruflichen Performanz und damit einhergehenden krankheitsbedingten Arbeitsausfällen
finden (Dean et al., 2004). In einer Übersichtsarbeit konnte gezeigt werden, dass die bei
Bipolaren
Störungen
subsyndromalen
zwischen
depressiven
Beeinträchtigungen,
den
und
Einschränkungen
Krankheitsphasen
manischen
in
der
häufig
Symptome
Lebensqualität
zu
beobachtenden
mit
psychosozialen
sowie
neurokognitiven
Störungen (z.B. Gedächtnis, Planung und Problemlösen) assoziiert sind und ferner das
Rückfallrisiko erhöhen (Sanchez-Moreno et al., 2009). Einige Studien geben Hinweise
darauf, dass die psychosozialen Einschränkungen bei bipolar Erkrankten gravierender sind
als bei Personen, die an anderen psychiatrischen Erkrankungen (z.B. Schizophrenie) oder
chronischen somatischen Erkrankungen leiden (Überblick siehe Dean et al., 2004). Ferner
konnte nachgewiesen werden, dass Bipolare Störungen mit frühem Krankheitsbeginn in
Kindheit oder Adoleszenz mit besonders schwerwiegenden psychosozialen und funktionellen
Einschränkungen assoziiert sind und eine schlechte Prognose des Krankheitsverlaufs
aufweisen, was wiederum den Bedarf an möglichst früh ansetzenden Interventionen bei
Bipolaren Störungen deutlich macht (Macneil et al., 2009).
Die
Schwere
unzureichenden
der
Erkrankung
steht
Versorgungssituation
demgegenüber
bipolarer
im
Patienten.
deutlichen
Eine
Kontrast
groß
zur
angelegte
Querschnittserhebung erbrachte das Ergebnis, dass weniger als die Hälfte der Personen mit
Bipolar-Spektrums-Erkrankungen eine psychiatrische Behandlung erhielten (Merikangas et
al., 2011). Pfennig et al. (2011) konnten zeigen, dass ein hohes Engagement von Seiten der
Betroffenen erforderlich ist, um eine angemessene Versorgung zu organisieren.
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
9
Bipolare Störungen zählen somit zu den schwerwiegendsten psychiatrischen Erkrankungen,
die mit immensen individuellen, aber auch sozialen und ökonomischen Kosten einhergehen
(Dean et al., 2004).
2.1.5.
Ätiologie
Bipolare Störungen weisen eine komplexe Pathophysiologie auf, die nach heutigem
Kenntnisstand
das
Ergebnis
einer
multifaktoriellen
Genese
aus
genetischen,
neurobiologischen und psychosozialen Faktoren darstellt (Haack et al., 2010).
Zahlreiche Studien belegen, dass genetischen Faktoren eine zentrale Bedeutung für die
Entstehung der Erkrankung zukommt (Schulze, 2010; Shih et al., 2004). Ferner gibt es
Hinweise, dass neurobiologische Dysregulationen an der Entstehung und dem Verlauf
Bipolarer Störungen beteiligt sind (Haack et al., 2010). Störungen in der zirkadianen
Rhythmik werden ebenfalls als wichtige ätiologische Faktoren diskutiert (Ritter et al., 2011,
Ritter et al., 2015). Ein instabiler Schlaf-Wach-Rhythmus geht mit endokrinologischen
Dysregulationen sowie typischen polysomnographischen Veränderungen einher. Soziale,
psychologische und umweltbedingte Faktoren (z.B. Störung der Alltagsstruktur durch
Arbeitsplatzverlust) können die zirkadiane Rhythmik stören, wodurch Krankheitsepisoden
ausgelöst werden können (Hautzinger & Meyer, 2011). Aufgrund der prädiktiven Bedeutung
eines gestörten Schlaf-Wach- und sozialen Lebensrhythmus bei Bipolaren Störungen wird im
Rahmen psychosozialer Interventionen die Beobachtung des Schlafverhaltens zur
Früherkennung affektiver Episoden ausdrücklich empfohlen (Bauer et al., 2009). Im Sinne
eines
Vulnerabilitäts-Stress-Modells
stellen
genetische
und
biologische
Faktoren
Vulnerabilitäten dar, die das Risiko erhöhen, affektive Symptome zu entwickeln (Meyer &
Hautzinger, 2004). Ob eine Bipolare Störung entsteht, hängt dabei vor allem von
psychosozialen Stressfaktoren ab. Signifikante Zusammenhänge fanden sich zwischen
chronischem Stress (z.B. innerhalb der Familie oder der Paarbeziehung) und der
Entwicklung von affektiven Symptomen (Kim et al., 2007). Die prädiktive Bedeutung von
episodischen Stressfaktoren bzw. stressvollen Lebensereignissen für die Entwicklung von
affektiven Episoden im Rahmen Bipolarer Störungen konnte ebenfalls nachgewiesen
werden. Kim und Kollegen (2007) fordern auf Grundlage ihrer Untersuchungen, dass das
Management solcher Stressfaktoren zentraler Gegenstand psychosozialer Interventionen bei
bipolar erkrankten Patienten darstellen sollte. Es konnte nachgewiesen werden, dass die
Entstehung und der Verlauf Bipolarer Störungen wesentlich von der Fähigkeit abhängen, mit
stressauslösenden subsyndromalen (Prodromal-) Symptomen umzugehen und adaptive
Copingstrategien anzuwenden (Lam et al., 2005). Verschiedene Studien zeigen, dass
erfolgreiches
Coping
Selbstmanagementstrategien
zur
Stressverarbeitung
durch
und
psychotherapeutische
der
Einsatz
Interventionen
erlernt
von
und
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
10
verbessert werden können, und dass diese Schutzfaktoren die Symptomatik bei Bipolaren
Störungen (z.B. die Rückfallrate affektiver Episoden) positiv beeinflussen (Lam et al., 2005;
Murray
et
al.,
2011;
Stressverarbeitungsprozessen
Post
&
spielen
Informationsverarbeitungsprozesse
eine
Leverich,
2006).
dysfunktionale
wichtige
Neben
Kognitionen
Rolle
in
der
Stress
und
und
fehlerhafte
Entstehung
und
Aufrechterhaltung Bipolarer Störungen (Hautzinger und Meyer, 2011). Ein bestimmter
Attributionsstil, der die Erfahrung von mangelnder Kontrolle über aversive Ereignisse nach
sich zieht (Ursachenzuschreibung unangenehmer Ereignisse auf interne, stabile und globale
Faktoren), gilt als Risikofaktor bei der Entstehung depressiver Episoden (Alloy et al., 2005).
Maladaptive Überzeugungen bzw. kognitive Schemata, die situationsübergreifend sind und
einen unmittelbaren Einfluss auf das Erleben und Verhalten haben (z.B. Übergeneralisieren
oder dichotomes Denken), können in einem Aufschaukelungsprozess affektive Symptome
provozieren (Meyer & Bauer, 2011). Die Arbeit an dysfunktionalen kognitiven Prozessen
stellt ein wichtiges Element psychologischer Interventionen bei Bipolaren Störungen dar
(Meyer & Hautzinger, 2004).
Aufgrund der komplexen Pathophysiologie sind bislang noch nicht alle Mechanismen
hinreichend identifiziert, die an der Genese und am Verlauf Bipolarer Störungen beteiligt sind
(Haack et al., 2010). Meyer und Hautzinger (2004) haben auf der Basis bisheriger
Kenntnisse ein Krankheitsmodell Bipolarer Störungen entwickelt, welches das Wechselspiel
aus einer genetisch determinierten Vulnerabilität zur Dysregulation biologischer Prozesse,
Stressfaktoren und kognitiven, affektiven und emotionalen Prozessen darstellt und die
Grundlage einer psychotherapeutischen Behandlung bilden sollte.
2.1.6.
Psychotherapeutische Behandlungskonzepte
2.1.6.1. Überblick und Behandlungsziele
Bei
der
Behandlung
Bipolarer
Störungen
kommen
pharmakologische
und
nicht-
medikamentöse somatische Therapieverfahren, psychotherapeutische Interventionen sowie
psychosoziale Maßnahmen zum Einsatz.
In der S3-Leitline zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen (DGBS und DGPPN,
2012) wird gefordert, dass alle Therapieverfahren einem wesentlichen Grundsatz Folge
leisten sollen:
„Übergeordnetes Ziel einer jeden Behandlung muss die Aufrechterhaltung eines möglichst
hohen psychosozialen Funktionsniveaus des Patienten sein, was dann wiederum in
erheblichem Maße seine gesundheitsbezogene Lebensqualität bestimmt und die Möglichkeit
adäquater sozialer Teilhabe wesentlich mitbestimmt.“ (DGBS und DGPPN, 2012, S. 79).
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
11
Um dieses Ziel erreichen zu können, ist in der Regel eine multimodale Behandlung,
bestehend
aus
unterstützenden
Pharmakotherapie,
Therapieverfahren
psychotherapeutischen
erforderlich.
Welche
Interventionen
Therapieform
und
vordergründig
angewendet wird, hängt im Wesentlichen vom Erkrankungsstadium und den daraus
abzuleitenden therapeutischen Zielen ab. Da im Rahmen der vorliegenden Studie eine
psychotherapeutische Intervention zum Einsatz kam, werden im Folgenden die wesentlichen
evidenzbasierten psychotherapeutischen Verfahren zur Behandlung Bipolarer Störungen
vorgestellt.
Eine
ausführliche
Darstellung
pharmakologischer,
nicht-medikamentöser
somatischer Therapieverfahren sowie psychosozialer Interventionen findet sich in der S3Leitline zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen (DGBS und DGPPN, 2012).
Psychotherapeutische
Behandlungskonzepte
verfolgen
in
Abhängigkeit
vom
Krankheitsstadium der Betroffenen unterschiedliche Zielsetzungen (siehe DGBS und
DGPPN, 2012). In der Regel wird Psychotherapie als wichtige Ergänzung zur
medikamentösen Behandlung eingesetzt. Im Rahmen einer Akutbehandlung, die oft
teilstationär oder stationär erfolgt, können psychotherapeutische Interventionen zur
Reduktion affektiver Symptome beitragen. Besonders können bipolar erkrankte Patienten in
Teilremission von einer Psychotherapie profitieren, indem an der Aufrechterhaltung bzw.
Stabilisierung des gebesserten Zustandes gearbeitet werden kann. Als weiteres wichtiges
Ziel psychotherapeutischer Interventionen bei Bipolaren Störungen ist die Verhinderung
weiterer Krankheitsepisoden, die sogenannte Rückfallprophylaxe, zu nennen.
Psychotherapie kann im Einzel- oder Gruppensetting durchgeführt werden. Während im
Rahmen einer Einzeltherapie mehr auf individuelle Bedürfnisse und Problembereiche
eingegangen werden kann, profitieren Patienten im Gruppensetting vor allem von
Rückmeldungen, sozialer Unterstützung und der Modellwirkung der anderen Teilnehmer.
Darüber hinaus können Gruppenteilnehmer wechselseitig Ressourcen aktivieren, und die
von bipolar erkrankten Patienten häufig bestehenden interpersonellen Probleme können
unmittelbar mittels psychotherapeutischer Techniken (z.B. Rollenspiele) bearbeitet werden
(Wittchen & Hoyer, 2011). Nicht zuletzt sind Gruppeninterventionen im Vergleich zur
psychotherapeutischen Einzelbehandlung weniger ressourcen- und kostenintensiv. Aufgrund
der vielen Vorzüge des Gruppensettings kam im Rahmen der vorliegenden Studie eine
psychotherapeutische Gruppenintervention zum Einsatz.
Die evidenzbasierten und am häufigsten eingesetzten psychotherapeutischen Verfahren zur
Rezidivprophylaxe manifester Bipolarer Störungen werden nachfolgend dargestellt.
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
12
2.1.6.2. Psychoedukation
Unter
Psychoedukation
werden
„systematische,
didaktisch-psychotherapeutische
Maßnahmen zusammengefasst, die dazu geeignet sind, Patienten und ihre Angehörigen
über die Krankheit und ihre Behandlung zu informieren, das Krankheitsverständnis und den
selbstverantwortlichen
Umgang
mit
der
Krankheit
zu
fördern
und
sie
bei
der
Krankheitsbewältigung zu unterstützen“ (Bäuml & Pitschel-Walz, 2003, S. 3).
Psychoedukation ist weniger als formale Wissensvermittlung zu verstehen, sondern umfasst
einen interaktionellen Prozess, in dem Therapeut und Patient die psychoedukativen Inhalte
auf Grundlage der individuellen Störungsentwicklung des Patienten gemeinsam erarbeiten
(Meyer und Bauer, 2011). In den letzten Jahren haben psychoedukative Verfahren bei
verschiedenen psychotherapeutischen Interventionen zur Behandlung Bipolarer Störungen
Eingang in die Behandlungspraxis gefunden (siehe DGBS und DGPPN, 2012). In der
folgenden Tabelle werden wesentliche Maßnahmen und Inhalte einer Psychoedukation bei
Bipolaren Störungen zusammengefasst (DGBS und DGPPN, 2012).
Tabelle 1. Maßnahmen und Inhalte der ausführlichen und interaktiven Psychoedukation bei Bipolaren
Störungen (übernommen aus DGBS und DGPPN, 2012)
Maßnahmen und Inhalte der ausführlichen und interaktiven Psychoedukation
bei Bipolaren Störungen

Informationen zur Bipolaren Störung, zu deren Symptomatik und Verlauf, den möglichen Ursachen und zur
Bedeutung der zuverlässigen Einnahme von Psychopharmaka, insbesondere der Phasenprophylaktika

Anleitung zur Selbstbeobachtung von Stimmung, Aktivitäten, Alltagsereignissen, Schlaf-Wach-Rhythmus,
um daraus den Zusammenhang von Stimmungsschwankungen und eigenem Verhalten,
Medikamentencompliance, sozialem Leben und Schlaf-Wach-Verhalten aufzuzeigen

Förderung einer für das ausgeglichene, normale Befinden günstigen Alltagsstruktur

Reduktion von Belastungen

Erkennen von Frühsymptomen und Warnzeichen sowie die Sammlung persönlich hilfreicher und
machbarer Maßnahmen, um bei Krisen und Frühsymptomen gegensteuernde Maßnahmen zu ergreifen
und die Eskalation in eine depressive bzw. manische Phase zu verhindern. Dabei werden
Selbstbeobachtungsprotokolle, Schaubilder und Materialen eingesetzt.
Die
in
den
nachfolgenden
Kapiteln
dargestellten
psychotherapeutischen
Behandlungskonzepte (KVT, IPSRT und FFT) beinhalten jeweils ein psychoedukatives
Modul, das im Wesentlichen ähnliche Inhalte über das Störungsbild der Bipolaren
Erkrankung und zur Förderung des Krankheitsverständnisses und der sich daraus
ableitenden Therapieziele umfasst (Meyer und Bauer, 2011).
Die Wirksamkeit ausführlicher und interaktiver Psychoedukation konnte vielfach belegt
werden (für einen Überblick siehe Hautzinger und Meyer, 2007). Besonders gut untersucht
ist der psychoedukative Ansatz von Colom und Kollegen (Colom et al., 2006). In einer
randomisierten kontrollierten Studie konnte gezeigt werden, dass bipolar erkrankte Personen
nach sechsmonatiger Gruppenpsychoedukation im Fünf-Jahres-Follow-Up signifikant
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
13
geringere Rezidivraten sowie eine geringere Anzahl an Krankheitstagen aufwiesen im
Vergleich zu Patienten der Kontrollbedingung, die an unstrukturierten Gruppensitzungen
teilnahmen (Colom et al., 2009). Colom und Kollegen ist es mit ihrer Untersuchung erstmals
gelungen, die langfristigen prophylaktischen Effekte einer Gruppenpsychoedukation bei
Bipolaren Störungen nachzuweisen.
2.1.6.3. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Ausgehend von der Annahme der wechselseitigen Beeinflussung von Gedanken, Gefühlen
und
Verhalten
(Meyer
&
Hautzinger,
2012),
werden
in
der
KVT
verschiedene
Therapieansätze kombiniert. Sie umfasst zum einen kognitive Elemente, die der Erkennung
und der Arbeit an dysfunktionalen Kognitionen und Informationsverarbeitungsprozessen
dienen. Zum anderen soll mittels verhaltenstherapeutischer Techniken auf Basis des
Leitgedankens, dass Verhaltensweisen grundsätzlich erlernt sind und somit auch wieder
verlernt
werden
können,
neues
Verhalten
gelernt
oder
bisherige
dysfunktionale
Verhaltensweisen umgelernt werden. Ein wesentliches Prinzip von KVT stellt die „Hilfe zur
Selbsthilfe“ dar (Margraf, 2009). Auf der Grundlage einer individuellen Verhaltens- und
Bedingungsanalyse früherer affektiver Episoden sollen das selbständige Erkennen von
potentiellen Frühsymptomen und Auslösern für zukünftige Krankheitsphasen gefördert und
individuelle Bewältigungsfertigkeiten aufgebaut werden (nach Meyer und Hautzinger, 2004).
Therapiebegleitende
Informationssammlung
Differenzierungsfähigkeit
Stimmungsund
und
Symptomtagebücher
zur
Förderung
zwischen
normalen
können
zur
Selbstbeobachtung
und
Stimmungsschwankungen
und
der
Krankheitssymptomen zum Einsatz kommen (nach Meyer und Hautzinger, 2004). Das
kognitiv-verhaltenstherapeutische Programm zur Behandlung Bipolarer Störungen von
Meyer und Hautzinger (2004) umfasst ferner die Bearbeitung störungsaufrechterhaltender
Kognitionen und Verhaltensweisen mit dem Ziel der Verhinderung des Aufschaukelns
(hypo-)manischer oder depressiver Symptome. Bestandteile der Schlussphase der KVT
Bipolarer Störungen nach Meyer und Hautzinger (2004) stellen die Verbesserung
interpersoneller Kompetenzen und Problemlösefähigkeiten, die Erstellung eines Notfall- und
Krisenplans und die Erkennung von Frühwarnsymptomen im Sinne der Rückfallprophylaxe
dar.
Bei dem Behandlungsprogramm für Bipolare Störungen von Meyer und Hautzinger (2004)
handelt es sich um die deutschsprachige Adaptation des von Basco und Rush (1996)
vorgestellten Manuals. In nachfolgender Tabelle sind die wesentlichen Therapieelemente
dieses aus 20 Sitzungen bestehenden Programms zusammengefasst.
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
14
Tabelle 2. Elemente einer KVT bei Bipolaren Störungen nach Meyer und Hautzinger (2004)
Elemente einer KVT bei Bipolaren Störungen nach Meyer und Hautzinger (2004)

Informationen und Psychoedukation

Complianceförderung

Analyse der bisherigen Krankheitsepisoden

Selbstbeobachtung von Stimmung, Befinden, Aktivitäten, Ereignissen, Medikation

Auswertung dieser Selbstbeobachtungen

Erkennen von persönlichen Frühwarnsymptomen

Normalisierung des Lebensrhythmus

regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus

Einschränkung und Verzicht auf Drogen jeglicher Art

Aufbau von sozialen, interaktionellen, kommunikativen und problemlösenden Kompetenzen

kognitive Interventionen

ggf. Einbezug des Partners
Inzwischen liegen Ergebnisse aus mehreren kontrollierten Interventionsstudien vor, die die
Wirksamkeit von KVT bei Bipolaren Störungen belegen (für einen Überblick siehe Hautzinger
& Meyer, 2007).
In einer randomisierten und kontrollierten Studie mit 103 Teilnehmern konnte gezeigt
werden, dass mit KVT behandelte bipolare Patienten im Vergleich zu Probanden der
„treatment as usual“ (TAU)-Bedingung signifikant weniger Rückfälle erlitten, weniger
stationäre Aufenthalte hatten und ein höheres psychosoziales Funktionsvermögen aufwiesen
(Lam et al., 2003; Lam et al., 2005). Dieser deutlich überlegene Effekt der KVT nahm jedoch
im Langzeitverlauf ab, weshalb Lam und Kollegen empfehlen, Booster-Sessions zur
Erhaltungstherapie zu etablieren und deren langfristigen Effekt auf die Rückfallhäufigkeit zu
evaluieren.
In einer breit angelegten multizentrischen randomisierten und kontrollierten Studie mit 253
bipolaren Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf konnte kein Nachweis für eine generelle
Überlegenheit einer adjuvanten KVT im Vergleich zur TAU-Bedingung erbracht werden,
jedoch ergaben Post-Hoc-Analysen, dass hauptsächlich diejenigen Patienten von der KVT
profitierten,
die
weniger
Krankheitsepisoden
und
somit
weniger
schwerwiegende
Krankheitsverläufe aufwiesen (Scott et al., 2006). Die Autoren geben daher die Empfehlung,
KVT in einem möglichst frühen, noch nicht chronifizierten Stadium der Erkrankung
einzusetzen.
Im Kontext des multizentrischen „Systematic Treatment Enhancement“-Programms für
Bipolare
Störungen
(STEP-BD)
wurde
die
Effektivität
einer
adjuvanten
psychotherapeutischen Intervention (FFT, IPSRT und KVT) im Vergleich zu einem
psychoedukativen Kurzprogramm untersucht (Miklowitz et al., 2007a; Miklowitz et al.,
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
2007b).
Die
Autoren
psychotherapeutischen
kamen
zu
dem
Interventionen
dem
Ergebnis,
15
dass
Kurzprogramm
alle
im
drei
untersuchten
Ein-Jahres-Follow-Up
hinsichtlich der Genesung von Bipolaren Depressionen sowie der Verbesserung des
Funktionsvermögens der Probanden überlegen waren. Die Aussagekraft der Ergebnisse
hinsichtlich der Wirksamkeit von STEP-BD ist jedoch aufgrund einiger Limitationen der
Studie (keine Kontrolle von paralleler Pharmakotherapie, unterschiedliche Anzahl an
Sitzungen in den beiden Versuchsbedingungen) als eingeschränkt zu betrachten.
Meyer und Hautzinger (2012) gingen in einer randomisierten, kontrollierten Studie der Frage
nach, inwieweit eine KVT bei Bipolaren Störungen eine höhere Wirksamkeit zeigt als eine
unterstützende, unspezifische Intervention gleicher Intensität und Dauer. Die Autoren
konnten weder während der therapeutischen Intervention noch im Zwei-Jahres-Follow-Up
signifikante Unterschiede hinsichtlich Rezidivrate und affektiver Symptomatik zwischen den
beiden Therapiebedingungen nachweisen, vielmehr schien der Therapieoutcome mit der
Anzahl vorangegangener Krankheitsepisoden, der Anzahl der Therapiesitzungen und der Art
der Bipolaren Störung (Bipolar I vs. II) assoziiert gewesen zu sein. Dieses Ergebnis steht im
Kontrast zu den oben erwähnten kontrollierten Therapiestudien mit eindeutiger empirischer
Evidenz für die Wirksamkeit von Psychotherapie bei Bipolaren Störungen. Die Autoren
führen als Begründung für diese Diskrepanz an, dass bei vorangegangenen Studien (z.B.
Lam et al., 2003; Miklowitz et al., 2007a, 2007b) KVT als Add-On-Intervention zu TAU oder
zu einem psychoedukativen Kurzprogramm eingesetzt wurde und damit die Probanden der
Interventionsbedingung mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung erhielten, während die
beiden untersuchten Therapieformen in der Studie von Meyer und Hautzinger (2012)
hinsichtlich Frequenz und Intensität der Kontakte vergleichbar waren. Eine weitere
Erklärungsmöglichkeit für die vergleichbaren Ergebnisse in beiden Therapiebedingungen ist
nach Hautzinger und Meyer (2012) darin zu sehen, dass in beiden Bedingungen eine
positive therapeutische Beziehung gestaltet werden konnte und auch die supportive
Intervention psychotherapeutisch wirksame Elemente (Psychoedukation, Anleitung zur
strukturierten Selbstbeobachtung) enthielt.
Bei der Interpretation der Ergebnisse aus kontrollierten Psychotherapiestudien muss folglich
berücksichtigt werden, dass die Vergleichbarkeit oftmals aufgrund unterschiedlicher
Studienmerkmale (z.B. therapeutisches Setting) beschränkt ist (Hautzinger & Meyer, 2007;
Meyer & Hautzinger, 2012). In vielen Untersuchungen wurde eine psychotherapeutische
Intervention als adjuvante Therapie zu TAU eingesetzt, so dass a priori eher mittelstarke
statt starke Effekte zu erwarten gewesen sind. Bei den meisten der berichteten
Forschungsergebnisse muss ferner kritisch angemerkt werden, dass hauptsächlich die
Symptomreduktion oder die Rückfallrate als Outcome-Maße verwendet wurden und
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
16
psychotherapeutische Zielvariablen (z.B. Lebensqualität, Selbstmanagementfähigkeiten,
Copingstrategien) kaum als Outcome-Variablen einbezogen worden sind.
Aufgrund der nachgewiesenen Evidenz bei Bipolaren Störungen kam im Rahmen der
vorliegenden Studie ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Programm zum Einsatz (Details
hierzu finden sich in Kapitel 4.5.1.).
2.1.6.4. Weiterentwicklungen der KVT: Achtsamkeitsbasierte Therapieansätze
In den letzten Jahren ist die KVT stetig weiterentwickelt und um wertvolle therapeutische
Interventionen ergänzt worden, die der komplexen Emotionalität des Menschen Rechnung
tragen und beispielsweise akzeptanz- und achtsamkeitsbasierte Konzepte beinhalten. Bei
der sogenannten Achtsamkeitsbasierten Therapie (mindfulness-based cognitive therapy
(MBCT); Segal et al., 2002; Segal et al., 2004) handelt es sich um eine vielversprechende
Behandlungsform, die Elemente der KVT und des Achtsamkeitsbasierten StressreduktionsProgramms nach Kabat-Zinn (1990) in sich vereint. Diese Intervention hat sich als
erfolgreiche Methode zur Rückfallprophylaxe einer depressiven Episode erwiesen (Piet &
Hougaard, 2011; Teasdale et al., 2000). Bei der MBCT lernen Personen, eine achtsame
Haltung gegenüber ihren grüblerischen Gedanken und den damit einhergehenden
Emotionen zu entwickeln. Anders als bei der traditionellen kognitiven Therapie geht es
hierbei nicht um die Modifikation der Inhalte der Gedanken, sondern um die Änderung des
Verhältnisses zu diesen Gedanken im Sinne eines „Decentering“ (nach Segal et al., 2002).
Die Einnahme einer dezentrierten oder auch metakognitiven Perspektive soll es
ermöglichen, intrapsychische Prozesse zu registrieren, ohne darauf emotional zu reagieren
(Bohus, 2012).
Mittlerweile wird die Effektivität vom MBCT auch für Bipolare Störungen untersucht.
Analysen aus einer Pilotstudie mit 51 unipolar depressiven und 17 bipolaren Patienten mit
Suizidalität in der Vorgeschichte zeigen, dass durch MBCT in der Subgruppe der bipolaren
Probanden eine häufig komorbid bestehende Angstsymptomatik im Vergleich zur
Wartekontrollbedingung signifikant reduziert werden konnte (Williams et al., 2008). Darüber
hinaus zeigte sich bei Teilnehmern der Interventionsbedingung ein signifikanter Effekt
hinsichtlich der Reduktion depressiver Symptome, der sowohl in der Subgruppe der unipolar
depressiv Erkrankten als auch bei den bipolaren Patienten zu beobachten war. Aufgrund der
kleinen Stichprobengröße und des spezifischen Symptomprofils der Teilnehmer ist die
Generalisierbarkeit der Ergebnisse auf bipolare Populationen aber begrenzt.
In einer weiteren Pilotstudie zur MBCT mit acht bipolar erkrankten Personen konnten ferner
positive Effekte im Hinblick auf Exekutivfunktionen, Gedächtnisleistung sowie die Fähigkeit,
Aufgaben zu initiieren und erfolgreich abzuschließen, nachgewiesen werden, die teilweise
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
17
auch im Drei-Monats-Follow-Up nachweisbar waren (Stange et al., 2011). Aufgrund einiger
Limitationen (kein RCT-Design, geringe Stichprobengröße, kurzer Follow-Up-Zeitraum,
Erfassung der Veränderung kognitiver Funktionen nur über Selbstreport) sind die Ergebnisse
dieser Studie als vorläufig zu betrachten.
Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass eine achtsamkeitsbasierte Gruppenintervention bei
bipolaren Patienten mit chronischem Erkrankungsverlauf und Komorbiditäten zu einer
Verbesserung in der achtsamen Wahrnehmung von Gedanken und Emotionen, zur
Abnahme von zirkulärem Grübeln und übermäßigem Sich-Sorgen, zu verbesserten
Emotionsregulationsfähigkeiten,
psychosozialen
Funktionsniveau
einem
sowie
höheren
zur
Wohlbefinden,
Abnahme
affektiver
einem
stabileren
Symptome
führt
(Deckersbach et al., 2012). Auch bei dieser Studie ist die Aussagefähigkeit der Ergebnisse
eingeschränkt (kein RCT-Design, geringe Stichprobengröße von 12 Probanden).
In einer randomisierten kontrollierten Studie zur MBCT mit 95 bipolar erkrankten Personen
zeigte sich zwar keine Abnahme der Rückfallrate affektiver Episoden im Vergleich zur TAUBedingung, jedoch konnten durch MBCT die komorbide Angstsymptomatik sowie
dysfunktionale Einstellungen signifikant reduziert werden (Perich et al., 2013).
Basierend auf der aussichtsreichen Datenlage achtsamkeitsbasierter Konzepte bei affektiven
Störungen empfehlen Hautzinger und Meyer (2011) für die psychotherapeutische
Behandlung Bipolarer Störungen neben klassischen Elementen der KVT den Einsatz von
Achtsamkeitsübungen (z.B. Body Scan, achtsames Gehen; Williams et al., 2006) mit dem
Ziel, Stress und Belastungen zu reduzieren und Rückfälle zu verhindern.
Das regelmäßige Üben in Achtsamkeit mittels konkreter Achtsamkeitsübungen kam daher
auch im Rahmen der vorliegenden Gruppenpsychotherapiestudie zur Anwendung.
2.1.6.5. Familienfokussierte Therapie (FFT)
Bei der FFT für Bipolare Störungen (Miklowitz, 2008) handelt es sich um eine früh
einsetzende verhaltenstherapeutisch orientierte Familientherapie für vorwiegend junge
bipolar erkrankte Personen und deren Eltern bzw. zentrale Bezugspersonen oder Partner.
Die Basis für die Entwicklung dieser Intervention stellte die Forschung auf dem Gebiet der
„expressed emotion“ dar. Dieses aus der Schizophrenieforschung bekannte Konzept (Brown
et al., 1962) schreibt Rückfälle der Schizophrenie den Merkmalen der Kommunikation mit
den Angehörigen, mit denen der Betroffene zusammenlebt, bzw. einem durch Kritik,
Feindseligkeit oder emotionales Überengagement charakterisierten Familienklima zu. Es gibt
Evidenz, dass auch bei bipolaren Patienten ein solches durch expressed emotion geprägtes
Familienklima die Rückfallrate signifikant erhöht (Miklowitz et al., 1988; Yan et al., 2004).
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
18
Die FFT für Bipolare Störungen umfasst 21 Sitzungen, die sich über einen Zeitraum von
neun Monaten erstrecken. Das Therapieprogramm gliedert sich in vier Phasen mit
spezifischen therapeutischen Zielen, die in nachfolgender Tabelle zusammengefasst sind.
Tabelle 3. Elemente der FFT für Bipolare Störungen nach Miklowitz (2008)
Elemente der FFT für Bipolare Störungen nach Miklowitz (2008)
Aufbau einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung

Schaffung der Voraussetzungen für ein vertrauensvolles therapeutisches Arbeiten durch transparente
Information zum Aufbau und zu den Inhalten der FFT
Psychoedukation

Informationen zu Störungsbild, Epidemiologie, Ätiologie, Verlauf, Prognose, Behandlungsmöglichkeiten,
Rolle von Risikofaktoren und Frühwarnsymptomen

Management affektiver Symptome

Erstellung eines Non-Suizidvertrages
Kommunikationstraining

Erarbeitung und Anwendung von Skills zur Verbesserung der Kommunikation innerhalb der Familie
(Äußerung positiver Gefühle, konstruktives Feedback geben etc.)

Erlernen von Techniken zur Regulation impulsiver Emotionen
Problemlösetraining

Benennung aktuell bestehender Probleme innerhalb der Familie

Ableitung von Zielen

Erarbeitung von Bewältigungsmöglichkeiten
Die Wirksamkeit von FFT bei Bipolaren Störungen konnte vielfach belegt werden:
Im Rahmen des kontrollierten Colorado-Projekts (Miklowitz et al., 2003) mit 101
erwachsenen akut erkrankten bipolaren Patienten wurde eine medikamentenbegleitende
FFT gegen eine kurze adjuvante Krisenmanagement-Intervention getestet. Miklowitz und
Mitarbeiter konnten zeigen, dass Patienten der Interventionsbedingung über einen ZweiJahres-Verlauf signifikant bessere Outcomes im Sinne von geringeren Rückfallraten und
längeren
phasenfreien
Intervallen
aufwiesen
im
Vergleich
zu
Probanden
der
Kontrollbedingung.
In einer anderen kontrollierten Studie konnte nachgewiesen werden, dass durch eine
begleitende FFT bei adoleszenten bipolaren Patienten zwar eine bessere Stabilisierung
depressiver, jedoch nicht manischer Symptome erzielt wurde (Miklowitz et al., 2008).
Mittlerweile wird die Wirksamkeit von FFT auch bei subsyndromalen Kollektiven bzw. bei
Risikogruppen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung beforscht (siehe Kapitel 2.3.). Ein
Überblick über alle bis dato durchgeführten Studien zur FFT bei Bipolaren Störungen und
deren zentralen Ergebnisse findet sich bei Miklowitz (2012).
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
19
2.1.6.6. Interpersonelle und Soziale Rhythmus-Therapie (IPSRT)
Die IPSRT (Frank, 2005) ist eine manualisierte Einzeltherapie zur Rezidivprophylaxe
Bipolarer Störungen, die auf zwischenmenschliche Probleme und sozial bedingte Störungen
des Schlaf-Wach-Rhythmus fokussiert. Die IPSRT besteht aus vier Phasen, die in Tabelle 4
dargestellt sind (siehe auch DGBS und DGPPN, 2012).
Tabelle 4. Phasen einer IPSRT bei Bipolaren Störungen nach Frank (2005)
Phasen einer IPSRT bei Bipolaren Störungen nach Frank (2005)
Initialphase

Erfassung der Krankheitsgeschichte unter besonderer Berücksichtigung von Veränderungen oder
Unterbrechungen der alltäglichen Routine sowie von interpersonellen Aspekten

Aufklärung über die Erkrankung/Psychoedukation

Identifizierung von Problembereichen (z.B. zwischenmenschliche Konflikte)

Einführung eines Selbstbeobachtungsinstruments zur Erfassung des sozialen Rhythmus
Symptommanagement und Bearbeitung interpersoneller Probleme

Stabilisierung des Alltags (Schlaf-Wach-Rhythmus, regelmäßige Arbeitszeiten)

Identifikation von Unterbrechungen des alltäglichen Rhythmus (z.B. durch Arbeitsanhäufung) und
Aufrechterhaltung einer Balance

Bearbeitung interpersoneller Probleme durch verschiedene Techniken (z.B. Rollenwechsel, Problemlösen,
Kommunikation)
Stabilisierung und Anwendung des Gelernten im Alltag

Stärkung der Selbstwirksamkeitsüberzeugung

Selbständiger Transfer des Gelernten in den Alltag

Umgang mit Krisen und Notfällen

Zukunftsplanung

Vereinbarung von Booster-Sitzungen
Im Rahmen einer kontrollierten Studie wurde die Wirksamkeit einer adjuvanten IPSRT bei
175 Bipolar-I-Patienten im Vergleich zur „clinical management“-Bedingung, die supportive
Gespräche mit dem Ziel der Erhöhung der Medikamentencompliance umfasste, untersucht
(Frank et al., 2005). Die Autoren konnten zwar keinen Unterschied zwischen den beiden
Gruppen hinsichtlich der Remission affektiver Symptome sowie Rückfallraten nachweisen,
jedoch zeigten die mit IPSRT behandelten Probanden während der Therapie signifikant
stabilere soziale Rhythmen. Die Ergebnisse aus einer weiteren kontrollierten Studie (Frank et
al., 2008) mit 125 bipolaren Patienten zeigen, dass durch eine kombinierte Behandlung aus
Pharmakotherapie und IPSRT deutliche Effekte in der Verbesserung der beruflichen
Funktionsfähigkeit erzielt werden konnten, die über ein Zwei-Jahres-Follow-Up stabil waren.
Auch für Patienten mit Bipolar-II-Störung scheint die IPSRT erfolgversprechend zu sein
(Swartz et al., 2012).
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
20
2.2.
Früherkennung Bipolarer Störungen
2.2.1.
Grundlagen und Ziele der Früherkennung Bipolarer Störungen
Dank intensiver epidemiologischer Forschungsaktivitäten der letzten Jahre konnte ein
solides Verständnis über den Krankheitsverlauf manifester Bipolarer Störungen bei
Erwachsenen gewonnen werden (siehe Kapitel 2.1.3. und 2.1.4.). Wie bereits in Kapitel 2.1.
dargestellt, beginnen Bipolare Störungen meist in der Adoleszenz und im frühen
Erwachsenenalter, bleiben jedoch häufig über Jahre unentdeckt, mit der Folge, dass eine
adäquate, bipolar-spezifische Therapie erst viel zu spät einsetzen kann (Baldessarini et al.,
2003; Pfennig et al., 2011). Es besteht Konsens darüber, dass die lange Latenzzeit bis zur
korrekten Diagnosestellung und zum Beginn einer bedarfsgerechten Behandlung mit
gravierenden Konsequenzen verbunden ist (z.B. Post et al., 2010). Falsche diagnostische
Klassifikationen (z.B. Verkennung einer bipolaren Depression als unipolare Störung) und
eine
inadäquate
Pharmakotherapie
(z.B.
antidepressive
Monotherapie
statt
stimmungsstabilisierende Medikation) können den Verlauf und die Prognose der Erkrankung
drastisch verschlechtern (siehe Bauer et al., 2008).
Der möglichst frühen Identifizierung von bereits Erkrankten und von Hochrisikopersonen für
die Entwicklung Bipolarer Störungen kommt demzufolge eine zentrale Bedeutung zu (Berk et
al., 2009; Hauser et al., 2007; Pfennig et al., 2012). Ziel der Früherkennung Bipolarer
Störungen ist es, das aktuelle Krankheitsstadium zu erfassen bzw. das Risiko für die
Entwicklung einer Bipolaren Störung einzuschätzen. Eine frühe Erkennung Bipolarer
Störungen stellt somit die Grundlage für die Indikation zu einer bedarfsgerechten
Frühintervention dar (Bauer et al., 2008).
Während Früherkennungs- und Präventionsmaßnahmen bei verwandten psychiatrischen
Erkrankungen wie der Psychose zunehmend Eingang in die Praxis finden (Bechdolf et al.,
2012b; Fusar-Poli et al., 2013), handelt es sich bei der Erforschung der Frühphasen
Bipolarer Störungen um ein relativ junges Forschungsfeld (Conus & McGorry, 2002; Correll
et al., 2007b; Özgurdal et al., 2009). Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Früherkennung
Bipolarer Störungen komplexer gestaltet als bei Psychosen (siehe Pfennig et al., 2012).
Während die Diagnose einer Psychose bereits nach der ersten Krankheitsepisode zu stellen
ist, geht bei Bipolaren Störungen der ersten Manie häufig eine depressive Episode voraus
(Goodwin und Jamison, 2007), so dass die Abgrenzung zwischen einer Bipolaren Störung
und einer unipolaren depressiven Störung erschwert ist (Conus et al., 2008; Pfennig et al.,
2012) und somit depressive Symptome allein nicht als Indikator für die Entwicklung einer
Bipolaren Störung herangezogen werden können (Hauser et al., 2007).
Erkenntnisse aus retrospektiven und prospektiven Untersuchungen auf dem Gebiet der
Früherkennung haben zur Entwicklung von Stadien-Modellen (Berk et al., 2011; Duffy et al.,
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
21
2010; Duffy et al., 2014; Duffy, 2015) geführt, die die Grundlage für die Charakterisierung der
Frühphasen Bipolarer Störungen darstellen. Diese Modelle beschreiben den Langzeitverlauf
Bipolarer Störungen mit seinen für das jeweilige Krankheitsstadium typischen Symptomen.
Auf der Datenbasis einer prospektiven Verlaufsuntersuchung an Kindern und Jugendlichen
von bipolar erkrankten Eltern hat die Forschergruppe um Duffy (2015) jüngst ein StadienModell Bipolarer Störungen publiziert, das in Abbildung 1 dargestellt ist. Duffy (2015)
postuliert, dass der Verlauf bei Personen mit erhöhtem genetischen Risiko für die
Entwicklung einer Bipolaren Störung zunächst durch eine asymptomatische Periode
gekennzeichnet ist, welcher eine Vielzahl unspezifischer Symptome (z.B. Ängste und SchlafRhythmusstörungen) folgen kann. Der Konsum von Substanzen (v.a. periodischer Konsum
von Alkohol), der häufig in einen Missbrauch oder in eine Abhängigkeit übergeht, ist bei
dieser Hochrisikoklientel häufig zu beobachten. In der Adoleszenz leiden die Betroffenen
bereits unter fluktuierenden subsyndromalen affektiven Symptomen, die sich wiederum zu
rezidivierenden depressiven Episoden entwickeln können. Die Konversion in Bipolare oder
schizoaffektive Störungen findet in der späten Adoleszenz bis zum frühen Erwachsenenalter
statt.
Abbildung 1. Klinisches Stadien-Modell Bipolarer Störungen (nach Duffy, 2015)
Die strukturierte Beschreibung der verschiedenen Krankheitsstadien Bipolarer Störungen im
Langzeitverlauf anhand von Stadien-Modellen hat wichtige klinische Implikationen für die
Behandlung Bipolarer Störungen. Berk et al. (2010) gehen davon aus, dass durch eine frühe,
an das jeweilige Stadium der Erkrankung angepasste Intervention der Outcome im Hinblick
2.
auf
Theoretischer und empirischer Hintergrund
22
die Reduktion von Symptomatik und die Verbesserung des psychosozialen
Funktionsvermögens deutlich erhöht werden kann. Durch eine frühe, bedarfsgerechte
Intervention auf der Grundlage des Stadien-Modells kann ebenso der Übergang in ein
nachfolgendes Krankheitsstadium verzögert und im besten Fall die Vollmanifestation einer
Bipolaren Störung verhindert werden (McGorry, 2010).
2.2.2.
Prodromalsymptome Bipolarer Störungen
In einer Reihe von retrospektiven Untersuchungen an bipolaren Patienten konnte gezeigt
werden, dass dem Vollbild einer Bipolaren Störung meist eine sogenannte Prodromalphase
vorausgeht (Review siehe Howes et al., 2010). Der aus dem Griechischen stammende
Begriff des Prodroms wird mit „Vorbote eines Ereignisses“ übersetzt (Fava & Kellner, 1991).
Die Bezeichnung ist in der Medizin nur dann gerechtfertigt, wenn die Betroffenen im
Prodromalstadium symptomatisch waren und später die vollständige Erkrankung entwickeln.
Die Beschreibung eines Prodroms kann demzufolge nur retrospektiv erfolgen (Hafner &
Maurer, 2012). Bei Bipolaren Störungen setzen sich Prodromalsymptome aus affektiven,
kognitiven und behavioralen Symptomen zusammen (Lam et al., 2005; Pfennig et al., 2012)
und können sich in ihrem Erscheinungsbild deutlich vom Vollbild einer bipolaren
Krankheitsepisode unterscheiden (Lam et al., 2005). Die retrospektive Forschung zur
Phänomenologie des bipolaren Prodroms konnte fluktuierende Stimmungsschwankungen,
Affektlabilität, subklinische depressive Symptome und Störungen im Schlaf-Wach-Rhythmus
als Prodromalsymptome Bipolarer Störungen identifizieren (Review siehe Howes et al.,
2010).
Das sogenannte Manie-Prodrom, das mit der dafür entwickelten Bipolar Prodrome Symptom
Scale-Retrospective (BPSS-R) erhoben werden kann (Correll et al., 2007a; Correll et al.,
2007b), ist charakterisiert durch eine Symptomkonstellation aus unspezifischen Merkmalen
(z.B. Leistungsabfall, sozialer Rückzug) sowie unterschwelligen manischen Symptomen (z.B.
gehobene Stimmung, Gereiztheit, vermehrte Energie, vermindertes Schlafbedürfnis).
Jüngsten Studienergebnissen zufolge ist die Prodromalphase in den meisten Fällen durch
eine mehrmonatige Periode fortschreitender subsyndromaler affektiver Symptomatik mit
einhergehenden Funktionsbeeinträchtigungen gekennzeichnet, die in einen langsamen
Beginn der ersten manischen Episode mündet (Correll et al., 2014a). Grundsätzlich müssen
bei
der
Interpretation
der
Ergebnisse
retrospektiver
Untersuchungen
kognitive
Erinnerungsverzerrungen (sogenannter Recall-Bias) bei den Befragten als Fehlerquelle
berücksichtigt werden (Pfennig et al., 2012), wobei es Hinweise gibt, dass bipolare Patienten
fähig sind, Prodromalsymptome retrospektiv reliabel zu berichten (Lam et al., 2005).
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
23
Anhand von prospektiven Untersuchungen an jungen Erwachsenen mit und ohne bekannte
Risikofaktoren (z.B. positive Familienanamnese oder unterschwellige affektive Symptome)
können demgegenüber verlässlichere Daten zu den Frühstadien Bipolarer Störungen
gewonnen werden (Überblick siehe Howes et al., 2010; Pfennig et al., 2012). Das Ergebnis,
dass nicht bei allen bipolaren Patienten retrospektiv ein Manie-Prodrom entdeckt werden
konnte, regte die prospektive Forschung zur Identifizierung von Risikofaktoren für die
Entwicklung Bipolarer Störungen an.
2.2.3.
Risikofaktoren für die Entwicklung Bipolarer Störungen
Ein aktuell erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Bipolaren Störung wird nicht nur durch
Prodromalsymptome angezeigt, die bereits Ausdruck des Krankheitsprozesses sind, sondern
auch durch frühe dispositionelle Vulnerabilitätsfaktoren. Wenngleich das genetische Risiko,
also eine positive Familienanamnese für Bipolare Störungen, als der robusteste Prädiktor für
die Entwicklung einer Bipolaren Störung gilt (Duffy et al., 2010), erkranken nicht automatisch
alle genetisch vorbelasteten Risikopersonen. Gleichzeitig weist nur ein Teil der bipolaren
Patienten eine positive Familienanamnese auf (Conus et al., 2008). Auf Basis dieser
Erkenntnisse hat sich die prospektive Verlaufsforschung auf die Identifizierung von weiteren
Risikofaktoren für die Entwicklung einer Bipolaren Störung fokussiert. In Anlehnung an die
Entwicklung von Risikostufen (ultra-high-risk (UHR)-criteria) zur Vorhersage einer Psychose
(McGlashan, 2011; Schultze-Lutter et al., 2007) wurden UHR-Kriterien für die Entwicklung
Bipolarer Störungen definiert und deren prognostische Validität untersucht (Bechdolf et al.,
2010). Die Ergebnisse zweier Studien (Bechdolf et al., 2012a, Bechdolf et al., 2014) geben
erste Hinweise, dass sich die festgelegten Kriterien (subklinische Manie, depressive
Symptome, zyklothyme Symptome und genetisches Risiko) als valide erweisen und die
Einschätzung eines Risikostatus erlauben, jedoch steht eine Validierung an einer größeren
Stichprobe
im
Rahmen
einer
prospektiven
Untersuchung
mit
einem
längeren
Nachbeobachtungszeitraum noch aus.
Auf der Grundlage einer umfangreichen Literaturrecherche wurden Risikokonstellationen für
die Entwicklung einer Bipolaren Störung definiert, die eine noch frühere Identifikation von
Risikopersonen
ermöglichen
soll
(Leopold
et
al.,
2012).
Die
charakterisierten
Symptomcluster können noch vor oder parallel zu einem Manie-Prodrom bestehen.
In Abbildung 2 ist das multifaktorielle Risikoprofil nach Leopold et al. (2012) dargestellt, bei
dem neben der klinischen Symptomatik und der positiven Familienanamnese auch
psychosoziale Funktionsbeeinträchtigungen Eingang finden.
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
24
Abbildung 2. Risikokonstellation für die Entwicklung einer Bipolaren Störung (nach Leopold et al., 2012)
Die Autoren nehmen eine Kategorisierung der Faktoren in Haupt- und Nebenrisikofaktoren
für die Entwicklung einer Bipolaren Störung vor, anhand derer eine Risikoeinschätzung in die
Kategorien „kein Risiko“, „Risikogruppe“, „Hochrisikogruppe“ und „Ultra-Hochrisikogruppe“
erfolgen kann. Die Erfassung des beschriebenen Risikoprofils erfolgt über EPIbipolar, ein
neu entwickeltes Früherkennungsinstrument (Pfennig & Leopold, 2011), das auch im
Rahmen der vorliegenden Studie zum Einsatz kam (siehe Kapitel 4.4.5.2.).
2.3.
Frühinterventionen bei Bipolaren Störungen
2.3.1.
Grundlagen und Ziele von Frühinterventionen bei Bipolaren Störungen
Bipolare Störungen sind nicht nur mit folgenschweren Konsequenzen für die Betroffenen
verbunden (siehe Kapitel 2.1.4.), sondern verursachen auch erhebliche Kosten im
Gesundheitssystem.
Den
größten
Kostenfaktor
stellt
die
Inanspruchnahme
von
Gesundheitsleistungen bipolarer Patienten, v.a. die stationäre Versorgung, dar, die in den
USA auf mehrere Billionen US-Dollar geschätzt wird (mit weiteren Nachweisen: Dean et al.,
2004). Dean und Kollegen kamen in ihrem systematischen Review (2004) zu dem Schluss,
dass präventive Maßnahmen bei Bipolaren Störungen den effektivsten Weg zur Senkung der
enormen gesundheitsökonomischen Kosten darstellen.
Wenngleich auf dem relativ jungen Gebiet der Erforschung von Frühphasen und
Risikokonstellationen für Bipolare Störungen bis dato noch viele Fragen ungeklärt sind, zeigt
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
25
die Versorgungspraxis, dass bereits Personen in Risikostadien unter ihren subsyndromalen
Symptomen und Funktionseinschränkungen leiden und aufgrund dessen professionelle Hilfe
aufsuchen. In einer australischen Querschnittserhebung konnte nachgewiesen werden, dass
noch nicht erkrankte Jugendliche und junge Erwachsene mit affektiven Symptomen, die in
spezialisierten Früherkennungszentren für psychische Störungen Hilfe aufsuchten, hohe
Werte an psychischer Belastung und Funktionsbeeinträchtigungen aufwiesen (Hamilton et
al., 2011). Die Erfahrungen aus sich zunehmend etablierenden Früherkennungsinitiativen in
Deutschland, die komplementär zur Regelversorgung niedrigschwellig Möglichkeiten für
Diagnostik und Beratung anbieten, zeigen ebenfalls, dass ein dringender Bedarf an
psychosozialer Unterstützung bei jungen, noch nicht erkrankten Personen mit erhöhtem
Bipolar-Risiko besteht (Leopold et al., 2013a).
Eine frühzeitige und bedarfsgerechte, bereits in Risikostadien der Bipolaren Störung
ansetzende Intervention im Sinne einer indizierten Prävention bietet die Chance, junge
Menschen
in
ihrer
Adoleszenzentwicklung
zu
unterstützen
sowie
sekundäre
Problembereiche (z.B. interpersonelle Konflikte, Probleme in der Ausbildung, geringe
Selbstwirksamkeit) gezielt zu bearbeiten (Berk et al., 2010). Weitere Ziele einer
bedarfsgerechten Frühintervention gemäß der S3-Leitlinie (DGBS und DGPPN, 2012, S. 75)
sind:

Reduktion der frühen Symptomatik

Verbesserung oder zumindest die Stabilisierung des funktionellen Status auf einem
möglichst hohen Niveau

Verhinderung oder zumindest Verzögerung der Erkrankungsmanifestation

Minimierung des Erkrankungsschweregrades

Verkürzung unbehandelter Krankheitsphasen sowie

positive
Beeinflussung
des
Krankheitsverlaufs,
falls
eine
Verhinderung
der
Vollmanifestation einer Bipolaren Störung nicht möglich ist.
Die Entscheidung für eine frühe Behandlungsstrategie muss stets partizipativ mit den
Betroffenen und deren Angehörigen nach gründlicher Aufklärung und sorgfältiger Kostenund Nutzen-Abwägung erfolgen (DGBS und DGPPN, 2012; Pfennig et al., 2012).
Der Einsatz einer frühen Intervention bei Personen mit erhöhtem Bipolar-Risiko ist immer mit
den Gefahren einer fehlerhaften Diagnosezuschreibung, Stigmatisierung oder unnötigen
Medikamentengabe mit möglichen Nebenwirkungen verknüpft (Berk et al., 2009). In der S3Leitlinie der DGBS und der DGPPN (2012) wird daher die Durchführung strukturierter
Nachbeobachtungen nach Durchführung einer Frühintervention gefordert, um valide
Erkenntnisse über den Verlauf der Symptomatik bzw. der Erkrankung sowie über die
Wirksamkeit neu eingesetzter Interventionsstrategien gewinnen zu können.
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
26
Leopold et al. (2013) haben ein klinisches Kategorienmodell entwickelt, das konkrete
Therapieoptionen für verschiedene Risikostadien enthält (siehe Abbildung 3). Die Autoren
empfehlen, dass nur therapeutische Maßnahmen mit belegter Wirksamkeit und guter
Verträglichkeit bei manifesten Bipolaren Störungen, wie zum Beispiel die kognitive
Verhaltenstherapie, eingesetzt werden sollten. Leopold und Kollegen befürworten in allen
Risikostadien den Einsatz von Therapiestrategien mit einem als eher gering einzustufenden
Nebenwirkungsprofil wie Psychoedukation sowie die ausführliche Beratung z.B. bezüglich
eines Substanzgebrauchs. Das therapeutische Vorgehen muss beim Vorliegen mehrerer
Risikofaktoren, stets unter Berücksichtigung von Kosten-Nutzen-Aspekten, um spezifische
Interventionen ergänzt werden. Aufgrund der noch fehlenden Datenlage kann bis dato keine
Aussage über den prädiktiven Wert der vorgeschlagenen Risikostadien und den praktischen
Nutzen des multifaktoriellen Interventionsmodells getroffen werden. Die Wirksamkeit der
empfohlenen spezifischen psychotherapeutischen Interventionen (Achtsamkeitstraining,
Schlafhygiene, Stressmanagement, Elemente der KVT) bei Personen mit (Hoch-)Risikoprofil
für
die
Entwicklung
Bipolarer
Störungen
wird
im
Rahmen
der
vorliegenden
Gruppentherapiestudie untersucht.
Abbildung 3. Klinisches Kategorienmodell mit Behandlungsoptionen für Personen mit (Hoch-)Risikoprofil
für die Entwicklung Bipolarer Störungen (nach Leopold et al., 2013b)
2.
2.3.2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
27
Evidenzlage von Frühinterventionen
Während im Bereich der Psychoseforschung bereits psychosoziale Programme zur
Behandlung von Personen mit erhöhtem Psychoserisiko erfolgreich angewendet und deren
Effektivität in Bezug auf die Übergangsrate in eine manifeste Psychose nachgewiesen
werden konnte (Addington et al., 2011; Bechdolf et al., 2012b; Okuzawa et al., 2014), ist bis
dato die Evidenzlage zu frühen Interventionen bei Personen in Risikostadien für die
Entwicklung Bipolarer Störungen begrenzt (Conus et al., 2006; Pfennig et al., 2014).
In Bezug auf die Wirksamkeit psychotherapeutischer Frühinterventionen bei Risikopersonen
wurde von Pfennig und Kollegen (2014) ein systematisches Review durchgeführt, in
welchem nur über drei bisher publizierte und qualifizierte Arbeiten berichtet werden kann:
In einer randomisierten und kontrollierten Studie wurde die Effektivität einer Mehr-FamilienPsychoedukativen Therapie (MF-PE) für Kinder im präpubertalen Alter mit DepressionsSpektrums-Erkrankung mit (n = 37) und ohne transiente manische Symptomatik (n = 13) und
für deren Eltern untersucht (Nadkarni & Fristad, 2010). Die im Gruppensetting aus acht
wöchentlichen Sitzungen bestehende Intervention enthielt Elemente aus der KVT und der
systemischen Familientherapie. Die Studienteilnehmer wurden in eine von zwei Gruppen
(sofortige Intervention vs. Wartegruppe) randomisiert und erhielten, wenn benötigt, eine
adjuvante Pharmakotherapie. Die Post-hoc-Analysen zur Konversion in eine manifeste
Bipolare Störung erfolgten hierbei nicht für die randomisierte Gesamtstichprobe, sondern
umfassten
Vergleiche
zwischen
Subgruppen
von
Probanden
mit
unterschiedlich
ausgeprägter affektiver Symptomatik. Über den Verlauf von 18 Monaten ging bei etwa einem
Drittel der Teilnehmer die affektive Symptomatik in eine manifeste Bipolar-SpektrumsErkrankung über, wobei ein Trend in einer niedrigeren Konversionsrate in der
Interventionsgruppe verglichen zur Wartelistenbedingung zu beobachten war. Aufgrund der
geringen Stichprobengröße und der geringen statistischen Power zur Prüfung der
Hypothesen ist die Generalisierbarkeit der Ergebnisse von Fristad und Kollegen begrenzt,
wenngleich sie Hinweise in Richtung auf einen präventiven Effekt einer psychoedukativen
Frühintervention bei Kindern mit erhöhtem Bipolar-Risiko liefern.
In einer offenen, unkontrollierten Studie wurde die Wirksamkeit einer viermonatigen FFT für
subsyndromale Jugendliche mit erhöhtem Bipolar-Risiko untersucht (Miklowitz et al., 2011).
Zehn von den insgesamt 13 behandelten Jugendlichen erhielten die FFT ergänzend zu einer
pharmakologischen Behandlung, drei der Probanden befanden sich zusätzlich zur FFT in
psychotherapeutischer Einzelbehandlung. Miklowitz und Kollegen konnten eine signifikante
Reduktion von affektiven Symptomen sowie eine Verbesserung im psychosozialen
Funktionsvermögen der Probanden nachweisen, die auch im Zwölf-Monats-Follow-Up noch
stabil waren. Die Generalisierbarkeit der Ergebnisse ist aufgrund der Limitationen der Studie
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
28
(offenes Studiendesign/keine Kontrollgruppe, geringe Stichprobengröße, FFT als adjuvante
Therapie) als eingeschränkt zu betrachten.
In einer randomisierten, kontrollierten Studie (Miklowitz et al., 2013) wurde der Effekt einer
adjuvanten FFT bei 40 Hochrisikopersonen mit affektiver Symptomatik und genetischem
Risiko für die Entwicklung einer Bipolaren Störung untersucht. Die Wirksamkeit der
viermonatigen FFT wurde gegen eine Kontrollbedingung, die aus ein bis zwei edukativen
Sitzungen bestand, getestet. Im Ein-Jahres-Follow-Up zeigte sich, dass die Teilnehmer der
Interventionsbedingung schneller von affektiven Symptomen genesen konnten und längere
Remissionsperioden aufwiesen. Als Limitation dieser Arbeit ist zu nennen, dass die Frage,
ob die positiven Effekte bei den Probanden der Interventionsbedingung tatsächlich auf die
Inhalte der FFT oder auf die deutlich größere Anzahl an Sitzungen im Vergleich zur
edukativen Kontrollbedingung zurückzuführen sind, nicht abschließend beantwortet werden
kann.
Neben
den
vorliegenden
Studien
zur
Wirksamkeit
einer
psychotherapeutischen
Frühintervention bei Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung läuft
seit 2011 eine multizentrische, randomisierte und kontrollierte Studie aus der Arbeitsgruppe
von Miklowitz zur Untersuchung der Wirksamkeit einer FFT bei Hochrisikopersonen
zwischen 9-17 Jahren und deren Eltern hinsichtlich der Symptomschwere, Konversionsrate
und des psychosozialen Funktionsvermögens bei den Betroffenen1. Die Studie mit einer
angestrebten
Stichprobengröße
von
150
Probanden
wird
voraussichtlich
2017
abgeschlossen sein; erste Ergebnisse liegen bis dato noch nicht vor.
Für die Wirksamkeit von Pharmakotherapie bei Risikopersonen fehlt bisher ausreichende
Evidenz (Pfennig et al., 2012). In einer randomisierten kontrollierten Studie an 30
depressiven Kindern und Jugendlichen mit positiver Familienanamnese für affektive
Störungen konnte keine Überlegenheit von Lithium im Vergleich zum Placebo gezeigt
werden (Geller et al., 1998). Die placebokontrollierte Gabe von Valproat bei 56 Kindern und
Jugendlichen mit „Bipolarer Störung, nicht näher bezeichnet“ oder Zyklothymie sowie
genetischem Risiko für die Entwicklung einer Bipolaren Störung führte nicht zu besseren
Ergebnissen in der affektiven Symptomatik sowie im psychosozialen Funktionsvermögen im
Vergleich zum Placebo (Findling et al., 2007). Bei der Interpretation der dargestellten
Ergebnisse zur Wirksamkeit von Psychopharmaka muss berücksichtigt werden, dass die
Untersuchungen an relativ geringen Stichproben durchgeführt worden sind und die
teilnehmenden
Risikopersonen
bereits
erhebliche
affektive
(Überblick siehe Pfennig et al., 2012).
1
Siehe Datenbank zu klinischen Studien der U.S. National Institutes of Health:
URL: http://www.clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT01483391?term=miklowitz&rank=2
(Aufruf am 11.02.2016).
Symptomatik
aufwiesen
2.
Theoretischer und empirischer Hintergrund
29
Aufgrund des Fehlens allgemeingültiger Empfehlungen (Conus et al., 2006) sollte die
Entscheidung für oder gegen eine Pharmakotherapie immer eine Einzelfallentscheidung
sein, die sich an den Symptomen des Betroffenen und dessen Bedürfnissen orientiert und
stets Nutzen und Risiken gegeneinander abwägt (nach Pfennig et al., 2012).
1.3.3.
Implikationen
aus
der
Forschung
zur
Frühintervention
für
die
vorliegende Studie
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde eine psychotherapeutische Frühintervention für
Personen mit erhöhtem Bipolar-Risiko gewählt, da Psychotherapie im Vergleich zur
Pharmakotherapie im Allgemeinen akzeptabler und tolerabler für die Betroffenen erscheint2
und ferner nachhaltigere Effekte zu erwarten sind (vgl. auch Benkert & Hippius, 2013). Das
untersuchte Gruppenpsychotherapieprogramm bestand aus Elementen, die bei der
bestehenden Symptomatik und auch bei manifesten Bipolaren Störungen nachweislich
wirksam sind, und bei denen von einem geringen Nebenwirkungsprofil auszugehen ist. Eine
detaillierte Beschreibung des eigens für die vorliegende Studie konzipierten Manuals sowie
zum Aufbau des Gruppenpsychotherapieprogramms findet sich in Kapitel 4.5.1.
2
Zum Problem der geringen Medikamentenadhärenz bei Personen in Frühphasen Bipolarer Störungen siehe
Macneil et al., 2011.
3.
3.
Zielsetzung, Fragestellungen und Hypothesen
30
Zielsetzung, Fragestellungen und Hypothesen
Die Kombination aus einer lange unentdeckten Erkrankung mit keiner oder einer
inadäquaten Behandlung und der Konsequenz psychosozialer Einschränkungen verdeutlicht
die Notwendigkeit einer frühen Erkennung und Behandlung Bipolarer Störungen. Während
im Bereich der Schizophrenieforschung bereits die Wirksamkeit psychotherapeutischer
Interventionen bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko belegt werden konnte, gibt es so
gut wie keine Evidenz zum Effekt von Psychotherapie in möglichen frühen Stadien Bipolarer
Störungen, und es liegen hierzu bis dato keine validierten und publizierten Manuale vor.
Die vorliegende Arbeit ist eingebettet in die multizentrische DFG-geförderte EarlyCBTStudie, die den Wissensstand auf dem Gebiet der Wirksamkeit eines zeitigen spezifischen
Gruppeninterventionsprogramms bei Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren
Störung im Vergleich zu unstrukturierten Gruppensitzungen erweitern soll.
Vor dem Hintergrund des Forschungsdefizites auf dem Gebiet der Charakterisierung von
Hochrisikopersonen für die Entwicklung Bipolarer Störungen hinsichtlich des psychosozialen
Funktionsniveaus sowie des Stresserlebens und –managements sollte im Rahmen des
vorliegenden Projektes zunächst eine deskriptive Betrachtung dieser Parameter erfolgen. Es
wurde
angenommen,
dass
die
untersuchte
Klientel
zu
Studienbeginn
bereits
Einschränkungen im psychosozialen Funktionsvermögen zeigt, ein hohes Ausmaß an Stress
erlebt und ihre Bewältigungsmöglichkeiten limitiert sind. Die Veränderung im psychosozialen
Funktionsvermögen der Studienteilnehmer in Abhängigkeit von der Gruppenzugehörigkeit
stellte das primäre Outcome-Kriterium des vorliegenden Projektes dar. Hierbei wurde von
einer besseren psychosozialen Anpassung der Probanden der Interventionsbedingung an
ihre Umweltbedingungen im Vergleich zu Teilnehmern der Kontrollgruppe ausgegangen.
Daneben sollten Veränderungen in der Wahrnehmung von und im Umgang mit Belastungen
und Stress sowie in den Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten der Probanden
erforscht werden, wobei ein stärkerer Effekt auf stressassoziierte Parameter bei Probanden
der Interventionsgruppe vorhergesagt wurde. Es wurde erwartet, dass neben der
psychotherapeutischen Intervention auch die unstrukturierten Sitzungen, die im Rahmen der
Kontrollbedingung realisiert wurden, einen therapeutischen Nutzen zeigen sollten, der sich in
der Verbesserung der beschriebenen Parameter widerspiegeln sollte. Aufgrund der
bekannten Nachhaltigkeit von Psychotherapie wurde schließlich prognostiziert, dass die zu
erwartenden positiven Effekte im psychosozialen Funktionsvermögen und in den
stressassoziierten Parametern in beiden Versuchsgruppen auch stabil über die Zeit sein
sollten.
3.
Zielsetzung, Fragestellungen und Hypothesen
31
Fragestellung 1: Wie gut ist das psychosoziale Funktionsvermögen der Studienteilnehmer
zu Studienbeginn ausgeprägt, wie stark ist ihr Stresserleben, und verfügen sie über
Copingstrategien?
Hypothese 1: In der Stichprobe zeigen sich deutliche Einschränkungen im
psychosozialen
Funktionsvermögen,
das
Stresserleben
ist
hoch,
und
die
Möglichkeiten, angemessen darauf zu reagieren, sind eingeschränkt.
Fragestellung 2: Lässt sich eine bedeutsame Verbesserung des psychosozialen
Funktionsvermögens durch das Gruppeninterventionsprogramm feststellen?
Hypothese 2a: In beiden Versuchsgruppen zeigen sich am Ende der Intervention
signifikante Verbesserungen im psychosozialen Funktionsvermögen.
Hypothese 2b: In der Interventionsgruppe zeigen sich am Ende der Intervention
signifikant höhere Werte im psychosozialen Funktionsvermögen als in der
Kontrollgruppe.
Hypothese 2c: In beiden Versuchsgruppen zeigen sich sechs Monate nach Beginn
der Intervention signifikante Verbesserungen im psychosozialen Funktionsvermögen
im Vergleich zum Ausgangsniveau.
Fragestellung 3: Lässt sich eine bedeutsame Verbesserung im Stresserleben und in den
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten durch das Gruppeninterventionsprogramm
feststellen?
Hypothese 3a: In beiden Versuchsgruppen zeigt sich am Ende der Intervention ein
signifikant geringeres Ausmaß an chronischem Stress.
Hypothese 3b: In der Interventionsgruppe zeigt sich am Ende der Intervention ein
signifikant niedrigeres Ausmaß an chronischem Stress als in der Kontrollgruppe.
Hypothese 3c: In beiden Versuchsgruppen zeigen sich sechs Monate nach Beginn
der Intervention signifikante Verbesserungen im Ausmaß an chronischem Stress im
Vergleich zum Ausgangsniveau.
3.
Zielsetzung, Fragestellungen und Hypothesen
32
Hypothese 4a: In beiden Versuchsgruppen zeigen sich am Ende der Intervention
signifikante Verbesserungen in den Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten.
Hypothese 4b: In der Interventionsgruppe zeigen sich am Ende der Intervention
signifikant höhere Werte in den Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten als in
der Kontrollgruppe.
Hypothese 4c: In beiden Versuchsgruppen zeigen sich sechs Monate nach Beginn
der
Intervention
signifikante
Selbstmanagementfähigkeiten
Verbesserungen
im
Vergleich
in
den
zum
Ressourcen
und
Ausgangsniveau.
4.
Methode
33
4.
Methode
4.1.
Überblick
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des DFG-geförderten Projekts zur frühen
kognitiven Verhaltenstherapie bei Hochrisikopersonen für die Entwicklung Bipolarer
Störungen (engl.: „Early cognitive behavioural psychotherapy in subjects at high risk for
bipolar affective disorders“; Akronym: EarlyCBT). Hierbei handelt es sich um eine
multizentrische, randomisierte und kontrollierte klinische Studie mit Verblindung der
Versuchsteilnehmer, der Rater und des für die Datenauswertung zuständigen Statistikers
bezüglich der Gruppenzugehörigkeit der Probanden. Teilnehmende Studienzentren waren
die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an
der Technischen Universität Dresden, die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des
Universitätsklinikums an der Ruhr-Universität Bochum, die Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie am Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums HamburgEppendorf, die LWL-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums
Hamm der Ruhr-Universität Bochum sowie die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des
Universitätsklinikums Köln. Zur Erhöhung der Rekrutierungszahlen wurden im Verlauf der
Erhebung die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des
Universitätsklinikums Würzburg sowie die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der
Charité Berlin als weitere Studienzentren aufgenommen.
Die Studie wurde der Ethikkommission des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der
Technischen Universität Dresden zur Begutachtung vorgelegt. Nach eingehender Prüfung
wurde am 23.02.2010 ein positives Votum für das beantragte Forschungsvorhaben
ausgesprochen.
4.2.
Studienablauf
4.2.1.
Rekrutierung
Studienteilnehmer waren Personen, die gemäß vorab definierten Kriterien (z.B. genetische
Vulnerabilität, Stimmungsschwankungen, Funktionseinschränkung) in die Hochrisikogruppe
für die Entwicklung Bipolarer Störungen einzuordnen waren.
Die Rekrutierung erfolgte für dieses Projekt im Zeitraum von Oktober 2010 bis August 2014
über die Ambulanzen und Stationen der psychiatrischen Kliniken in den sieben
partizipierenden
Studienzentren.
Ferner
durchliefen
Personen,
die
sich
in
den
Früherkennungszentren für psychische Störungen in Dresden, Bochum, Köln, Hamburg und
Berlin vorstellten, ein Screening (Screening-Checkliste siehe Anhang H) zur Prüfung der
4.
Methode
34
Eingangsvoraussetzungen
für
die
Studie.
Alle
als
potentielle
Studienkandidaten
identifizierten Personen wurden über das Gruppentherapieprogramm informiert. Diejenigen,
die Interesse an der Studienteilnahme zeigten, wurden durch einen Studienarzt im Sinne
eines
„informed
consent“
ausführlich
aufgeklärt
und
erhielten
ferner
eine
Probandeninformation (siehe Anhang B) zum theoretischen Hintergrund, zu den Zielen sowie
zum Ablauf des Forschungsprojektes. Erst nach schriftlicher Einwilligung (siehe Anhang E)
der Probanden wurden diagnostische Interviews aus der Baselineuntersuchung zur Prüfung
der Ein- und Ausschlusskriterien durchgeführt. Minderjährige und somit beschränkt
geschäftsfähige Probanden erhielten altersgerechte Versionen der Probandeninformation
(siehe Anhang C) und eine spezifische Einverständniserklärung (siehe Anhang F). Die
gesetzlichen Vertreter (Eltern/Sorgerechtstragende) minderjähriger Probanden wurden
ebenfalls aufgeklärt und um ihre Einwilligung zur Teilnahme des Kindes gebeten. Für die
gesetzlichen Vertreter standen spezifische Probandeninformationen (siehe Anhang D) und
Einwilligungserklärungen (siehe Anhang G) zur Verfügung.
4.2.2.
Ein- und Ausschlusskriterien
Voraussetzung
für
die
Studienteilnahme
war
das
Vorliegen
einer
spezifischen
Risikokonstellation für die Entwicklung einer Bipolaren Störung, welche im Studienprotokoll
(siehe Anhang A) ausführlich dargelegt ist. Neben einer positiven Familienanamnese für
affektive und/oder schizoaffektive Störungen mussten die Probanden bereits affektive
Symptome inklusive Stimmungsschwankungen aufweisen, die jedoch nicht die DSM-IVDiagnosekriterien für eine manifeste Bipolare Störung erfüllten. Die diagnostische
Einordnung der Symptome und Prüfung der Eingangsvoraussetzungen erfolgte mittels des
Strukturierten Klinischen Interviews für Psychische Störungen (SKID-I und II, siehe Kapitel
4.4.3.) sowie anhand ein Konsensus-Boardes, bestehend aus zwei Fachärzten für
Psychiatrie pro Studienzentrum. Der spezifische Risikostatus wurde mittels strukturierter
Früherkennungsskalen (BPSS-P und EPIbipolar, siehe Kapitel 4.4.5.) operationalisiert.
Weiteres Kriterium für den Einschluss in die Studie war eine Progredienz der affektiven
Symptomatik
sowie
eine
zunehmende
Einschränkung
des
psychosozialen
Funktionsvermögens in den vorangegangenen zwölf Monaten, gemessen mit der Social
Interview Schedule (SIS, siehe Kapitel 4.4.1.). Das vorgesehene Altersspektrum für die
Studienteilnahme lag bei 15-30 Jahren.
Nicht eingeschlossen werden konnten Personen, die entweder bereits die diagnostischen
Kriterien für eine aktuelle oder anamnestische (hypo-)manische Episode erfüllten, die die
Diagnose einer Psychose gestellt bekommen hatten oder deren affektive Symptomatik
besser durch eine andere psychische Störung (z.B. Persönlichkeitsstörung) erklärt werden
konnte. Ferner durften die Studienteilnehmer nicht unter einer organischen ZNS-Erkrankung
4.
Methode
35
oder einer schweren somatischen Erkrankung leiden. Gemäß einem Amendment, welches
von der Ethikkommission des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der Technischen
Universität Dresden nach eingehender Prüfung am 20.05.2011 als positiv bestätigt wurde,
stellte die Einnahme einer psychotropen Medikation kein Ausschlusskriterium zur
Studienteilnahme dar, sofern es sich entweder um eine reine Schlafmedikation oder um eine
antidepressive Medikation handelte, die vor Studienbeginn bereits seit mindestens acht
Wochen stabil eingestellt war. Damit eine Person in die Studie eingeschlossen werden
konnte, mussten alle Einschlusskriterien erfüllt sein, und es durfte keiner der festgelegten
Ausschlussgründe vorliegen.
In den Tabellen 5 und 6 sind die Ein- und Ausschlusskriterien für die Studienteilnahme
zusammengefasst.
Tabelle 5. Einschlusskriterien
Einschlusskriterien

Positive Familienanamnese für affektive und/oder schizoaffektive Störungen (Angehörige ersten und/oder
zweiten Grades)

Einschränkung im psychosozialen Funktionsvermögen, erfasst mittels SIS, in den letzten 12 Monaten im
Vergleich zu den 12 Monaten davor

Affektive Symptomatik (unterschwellige Manie3 und/oder mind. unterschwellige Depression4 mit
zyklothymen Symptomen und/oder zyklothyme Symptome)5 in den letzten 12 Monaten (Definitionen
gemäß Bechdolf et al., 2010; erfasst durch EPIbipolar und BPSS-P)

Alter zwischen 15-30 Jahre

Ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache

Schriftliche Einwilligung
3
Subklinische Manie: Diese wird definiert als Periode einer abnormalen und persistierenden gesteigerten,
expansiven oder gereizten Stimmung über einen Zeitraum von mindestens zwei aufeinander folgenden Tagen.
Darüber hinaus müssen mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein: Größenideen, vermindertes
Schlafbedürfnis, vermehrter Redefluss, beschleunigter Gedankengang/Ideenflucht, Ablenkbarkeit, erhöhte
Energie/zielgerichtete Aktivität, Risikoverhalten.
4
Subklinische Depression: Diese umfasst eine depressive Stimmung oder ein vermindertes
Interesse/Freudverlust über einen Zeitraum von mindestens einer Woche plus wenigstens zwei der folgenden
Kriterien: Erschöpfung oder verminderte Energie, Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuldgefühle, Insomnie oder
Hypersomnie, signifikanter Gewichtsverlust, psychomotorische Verlangsamung oder –Unruhe, Denk- und
Konzentrationsschwierigkeiten, wiederkehrende Gedanken an den Tod/Suizidgedanken.
5
Zyklothyme Symptome: Diese Kategorie umfasst wiederkehrende Episoden mit subklinischen manischen
Symptomen, die nicht die Kriterien für subklinische Manien erfüllen sowie zahlreiche Episoden mit depressiven
Symptomen.
4.
Methode
36
Tabelle 6. Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien

DSM-IV-Diagnose einer Bipolaren Störung Typ I/II (Prüfung mittels SKID-I)

Anamnestisch behandelte oder unbehandelte Psychose von mind. 7 Tagen Dauer (SKID-I)

Hauptsymptomatik darf nicht allein auf eine Persönlichkeitsstörung zurückzuführen sein (SKID-II)

Organische ZNS-Erkrankung

akute Suizidalität

Schwere, instabile somatische Erkrankung

Einnahme psychotroper Medikation (Ausnahme: Medikation bei Schlafstörung und stabile Medikation mit
SSRI, Venlafaxin, Duloxetin, Mirtazapin oder Valdoxan seit mindestens 8 Wochen)
4.2.3.
Randomisierung
Alle Personen, die ihre schriftliche Einwilligung gegeben hatten und gemäß dem
Studienprotokoll
die
Voraussetzungen
zur
Studienteilnahme
erfüllten,
wurden
bei
genügender Teilnehmerzahl für die Durchführung einer Gruppe per Gruppenrandomisierung
einer der beiden Versuchsbedingungen (Interventionsgruppe mit spezifischer kognitiver
Verhaltenstherapie vs. Kontrollgruppe mit unstrukturiertem Gruppensetting) zugeordnet. Ab
einer Teilnehmerzahl von vier Probanden konnte eine Gruppe durchgeführt werden. Ein
Gruppenstart konnte bei nicht erreichter Teilnehmerzahl auch durch Hinzunahme von
Auffüllkandidaten (Personen mit subsyndromaler affektiver Symptomatik, die nicht alle
Einschlusskriterien zur Studienteilnahme erfüllten) erfolgen.
Die Zuteilung der Gruppe zu einer der beiden Versuchsbedingungen wurde zentral vom
Zentrum Dresden über eine vor Studienbeginn erstellte Randomisierungstabelle realisiert.
4.2.4.
Trainings
Um Zentrumseffekte möglichst gering zu halten, erhielten die wissenschaftlichen Mitarbeiter
aller Studienzentren vor Studienbeginn ein intensives Training in der Prüfung der
Voraussetzungen
für
die
Studienteilnahme
und
der
sicheren
Anwendung
der
Messinstrumente. Ferner erhielten die Psychotherapeuten, die die Durchführung der
Gruppensitzungen übernahmen, eine mehrtägige Schulung in der Anwendung des
Interventionsmanuals sowie im therapeutischen Vorgehen in der Kontrollbedingung.
4.2.5.
Ablaufschema
Im Folgenden soll der Studienablauf genauer dargestellt werden:
Diejenigen Personen, die ein positives Screeningergebnis erzielt hatten und somit als
potentielle Studienkandidaten identifiziert werden konnten, nahmen nach eingehender
Aufklärung in die Studie und schriftlicher Einwilligung an einer Baselineuntersuchung teil, die
von einem geschulten Studienarzt durchgeführt wurde. Diese Erhebung diente zunächst der
4.
Methode
37
Prüfung der Eingangsvoraussetzungen für die Studienteilnahme. Hierzu wurden eine
ausführliche
Anamnese
erhoben
sowie
klinische
Interviews
und
spezifische
Früherkennungsskalen zur diagnostischen Einordnung der vorliegenden Symptome
eingesetzt. Zur genaueren Abbildung der affektiven Symptomatik der Probanden kamen
verschiedene Fremdbeurteilungsinstrumente zum Einsatz. Darüber hinaus erfolgte im
Rahmen
der
Baselineuntersuchung
die
Erfassung
des
aktuellen
psychosozialen
Funktionsvermögens der Studienteilnehmer, welches gemäß dem Studienprotokoll durch
eine Verschlechterung in den vorangegangenen zwölf Monaten gekennzeichnet sein musste.
Zudem wurden im Rahmen der Baselinemessung die Wahrnehmung von Stress, die
Reaktion
darauf
und
das
Ausmaß
an
bestehenden
Ressourcen
und
Selbstmanagementfähigkeiten anhand von Selbstreportfragebögen erfasst. Um einen
möglichst hohen Rücklauf zu gewährleisten, erhielten die Studienteilnehmer frankierte
Rückumschläge
mit
der
Bitte
um
zeitnahe
Bearbeitung
und
Rücksendung
der
Fragebogenpakete.
Die Dauer der gesamten Studie betrug für jeden Studienteilnehmer 18 Monate. Davon
fanden in den ersten 14 Wochen wöchentliche Gruppensitzungen à 90 Minuten Dauer statt.
Bis zum Studienende wurden fünf umfassende Follow-Up-Messungen durchgeführt, in
denen ein Teil der bereits zur Baselineuntersuchung eingesetzten Instrumente erneut zum
Einsatz kam. Für die vorliegende Arbeit waren die Follow-Up-Messzeitpunkte am Ende der
Intervention sowie sechs Monate nach Beginn der Intervention von Relevanz; die Follow-UpDatenerhebung für die gesamte Studie wird voraussichtlich Ende 2016 abgeschlossen sein.
Im Anhang I ist ein Flowchart der Gesamtuntersuchung für alle Messzeitpunkte mit den
jeweiligen eingesetzten Instrumenten aufgeführt.
Abbildung 4 zeigt zusammenfassend das Ablaufschema der gesamten Studie.
4.
Methode
38
Abbildung 4. Schematische Darstellung des gesamten Studienablaufes
Für den Zeitraum der Durchführung der Gruppensitzungen waren unstrukturierte
Konsultationen der Versuchsteilnehmer mit dem jeweiligen behandelnden Arzt zugelassen.
Falls aufgrund von Zunahme von Symptomatik bei einem Probanden während der
Gruppensitzungen zusätzliche strukturierte psychotherapeutische Interventionen erforderlich
wurden (z.B. der Beginn einer Psychotherapie im Einzelsetting), führte dies zum Dropout des
Teilnehmers aus der Studie, wobei dieser weiterhin an den Gruppensitzungen teilnehmen
konnte. Bei Einverständnis des Studienteilnehmers wurden die Follow-Up-Untersuchungen
zwecks Informationsgewinnung über die Symptomentwicklung und etwaige Konversion in
eine Bipolare Störung jeweils weitergeführt.
In nachfolgender Tabelle sind alle Kriterien zusammengefasst, die zum Dropout eines
Probanden während der Durchführung der Studie führten.
Tabelle 7. Dropout-Kriterien
Dropout-Kriterien

Teilnehmer hat kein Interesse mehr an Studienteilnahme

akute Suizidgefahr bzw. andere klinische Gründe (Ausschluss durch Studienarzt)

medizinische Gründe (z.B. Dauermedikation (länger als 7 Tage), abgesehen von der zugelassenen
antidepressiven Medikation)

Beginn einer Psychotherapie

Teilnahme an weniger als 50% der Sitzungen
4.
Methode
4.3.
Qualitätssicherung
4.3.1.
Dokumentation
39
Die Dokumentation der Studiendaten wurde in Übereinstimmung mit den Guidelines for
Good Clinical Practice (GCP) durchgeführt.
Für jeden Studienteilnehmer wurde ein sogenanntes case report form angelegt, welches in
verschlüsselter, pseudonymisierter Form alle Untersuchungsdaten enthielt und gemäß den
gesetzlichen Datenschutzbestimmungen angelegt war.
Unerwünschte medizinische Ereignisse, sogenannte adverse events, wurden zu jedem
Visitentermin erfasst und entsprechend dokumentiert.
Bei Ausscheiden aus der Studie (z.B. aufgrund medizinischer Gründe) erfolgte nach
expliziter Zustimmung des Probanden die Weiterführung der Follow-Up-Untersuchungen mit
entsprechender Verlaufsdokumentation.
Zur Untersuchung der Vergleichbarkeit der Gruppendurchführung in allen Studienzentren
sowie zur Prüfung der Erfüllung der Qualitätskriterien der beiden Gruppenbedingungen
wurden sämtliche Sitzungen mit Kamera aufgezeichnet. Darüber hinaus erfolgte eine
schriftliche Dokumentation aller Sitzungsinhalte durch den jeweiligen Studientherapeuten.
4.3.2.
Schulung der Studienmitarbeiter
Alle Studienmitarbeiter erhielten im koordinierenden Studienzentrum Dresden qualifizierte
Schulungen in GCP, in der Durchführung der Ratings sowie der Realisierung der beiden
Gruppenbedingungen.
4.3.3.
Monitoring
Um gewährleisten zu können, dass die Durchführung der Untersuchung und Dokumentation
der Daten in allen Zentren gemäß dem Studienprotokoll und mit hoher Qualität erfolgte,
wurden von Mitarbeitern des klinischen Studienzentrums in Dresden regelmäßige
Monitoringtermine nach einem vorab festgelegten Zeitschema durchgeführt. Wesentliche
Ziele der Monitorings stellten die Prüfung der Untersuchungsdaten auf Vollständigkeit und
Plausibilität sowie die Sicherstellung der Einhaltung der Datenschutzbestimmungen dar6.
4.3.4.
Expertenboard
Ein Expertenboard, bestehend aus Wissenschaftlern in den Disziplinen Früherkennung
psychischer Störungen, Durchführung klinischer Studien gemäß den Standards der GCP
sowie aus dem Bereich der Biometrie, stand den Projektmitarbeitern supervisorisch über den
gesamten Projektverlauf hinweg zur Verfügung. Das Expertenbord hatte weiterhin die
6
Details zum Monitoring finden sich im Studienprotokoll, siehe Anhang A.
4.
Methode
40
Aufgabe, die Einhaltung des Studienprotokolls zu prüfen sowie wichtige Entscheidungen im
Studienverlauf (z.B. bezüglich der Weiterführung der Studie bei unvorhergesehenen
Ereignissen) zu treffen.
4.4.
Studienmaterial
4.4.1.
Psychosoziales Funktionsvermögen
Social Interview Schedule (SIS)
Die SIS (Clare & Cairns, 1978; Faltermaier et al., 1985) ist ein standardisiertes Interview zur
Erfassung der sozialen Anpassung eines Individuums an seine Umgebungsbedingungen.
Die SIS erweist sich als reliables, sowohl für klinische als auch non-klinische Populationen
gut geeignetes und anerkanntes Verfahren. Anders als bei anderen Instrumenten zur
sozialen Anpassung, die ausschließlich die Rollenperformanz einer Person messen, können
mittels der SIS drei wichtige Kategorien abgebildet werden: Der Aspekt der materiellen und
objektiven Lebensbedingungen eines Individuums wird mit Hilfe von Fragen aus der
Kategorie „objektive Bedingungen“ erfasst. Die soziale Kompetenz einer Person und das
Ausmaß des erfolgreichen Handels und Erfüllens sozialer Verpflichtungen werden durch
Items der Kategorie „soziales Management“ abgebildet. Mittels der Skala „Zufriedenheit“
kann schließlich die Befriedigung oder Erfüllung einer Person gemessen werden, die diese
durch ihre Lebenssituation und durch das Agieren in verschiedenen Rollen erfährt.
Faltermaier und Kollegen (1985) betonen, dass es sich bei den Kategorien „soziales
Management“ und „Zufriedenheit“ um relativ unabhängige Faktoren handele, die keineswegs
stabil im Sinne eines traits, sondern besonders änderungssensitiv seien. Eingesetzt wird die
SIS somit zur Erfassung der aktuellen sozialen Situation einer Person, und sie erweist sich
hierbei als geeignetes Instrument zur Veränderungsmessung. Die soziale Anpassung wird
anhand von acht Rollenbereichen (Wohnsituation, Arbeit/Interaktion, finanzielle Situation,
Freizeit/Kontakte, Kontakte zu Familie und Verwandten, häusliche Situation, Zurechtkommen
mit Alleinleben bzw. Partnerschaft, Kindererziehung) erhoben. Die 44 Items der SIS
beziehen sich auf den Zeitraum der vergangenen vier Wochen. Die Ratings der Kategorien
„objektive Bedingungen“ und „soziales Management“ werden vom Interviewer anhand eines
Ratingmanuals auf einer Vierpunkt-Skala (1 = keine Einschränkungen, 2 = leichte
Einschränkungen,
3
=
deutliche
Einschränkungen,
4
=
starke Einschränkungen)
vorgenommen; die Zufriedenheitsbeurteilung erfolgt durch die Untersuchten ebenfalls auf
einer Skala mit vier Antwortalternativen (1 = sehr zufrieden, 2 = zufrieden, 3 = unzufrieden, 4
= sehr unzufrieden).
Nach Faltermaier und Kollegen (1985) kann die Berechnung der sozialen Anpassung sowohl
durch Bestimmung eines Gesamtscores als auch durch separate Betrachtung und
4.
Methode
41
Scorebildung der drei Dimensionen „objektive Bedingungen“, „soziales Management“ und
„Zufriedenheit“ erfolgen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit erfolgte die Auswertung anhand
eines Gesamt-Management-Scores, der durch Aufsummierung der Management-Items und
Mittelwertbildung berechnet wurde.
Die SIS weist gute psychometrische Eigenschaften auf. So berichteten Faltermaier und
Kollegen (1985) von Test-Retest-Reliabilitäten7 des Gesamtscores der sozialen Anpassung
von rtt = .90, gemessen an psychisch erkrankten Probanden. Im Rahmen der
Reliabilitätsstudie wurde ebenfalls die Übereinstimmung der Bewertungen unabhängiger
Rater ermittelt; die Inter-Rater-Reliabilitätswerte für die Gesamtscores lagen bei rtt = .90.
Ferner haben die Autoren eine Studie an gesunden Probanden durchgeführt, in der die
Beziehungen zwischen den Items der drei Kategorien der SIS analysiert wurden. Die
vergleichsweise geringen Assoziationen zwischen den Dimensionen, gemessen mit ProduktMoment-Korrelationen, werten die Autoren als Beleg für die relative Unabhängigkeit der drei
Dimensionen der SIS.
Da die SIS eine detaillierte Abbildung des psychosozialen Managements ermöglicht, wurde
das Instrument im Rahmen der vorliegenden Studie zur Veränderungsmessung zu allen
Messzeitpunkten als zentrales Outcome-Maß eingesetzt.
4.4.2.
Stresserleben, Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten
4.4.2.1. Trierer Inventar zu chronischem Stress (TICS)
Das TICS (Schulz et al., 2004) ist ein Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung
verschiedener Facetten von chronischem Stress. Grundlage für die Konzeption des
Instruments stellen Befunde aus der Stressforschung dar, wonach chronischer Stress mit
klinisch relevanten Beeinträchtigungen der Gesundheit assoziiert ist. Die Entstehung von
Stress wird von den Autoren auf eine Beanspruchung personenbezogener Ressourcen bei
der Auseinandersetzung einer Person mit ihrer Umwelt zurückgeführt (Schulz & Schlotz,
1999). Stress wird erlebt, wenn Person-Umwelt-Interaktionen „übermäßig lange andauern,
negativ oder konflikthaft verlaufen oder zu selten sind bzw. gar nicht stattfinden“ (zitiert nach
Schulz und Schlotz, 1999, S. 9). Chronischer Stress wird in der TICS durch Einschätzungen
komplexer Belastungserfahrungen ermittelt.
Die 57 Items des Fragebogens sind in zehn Skalen zusammengefasst und beziehen sich auf
Aspekte chronischen Stresses, wie sie in den vergangenen drei Monaten erlebt wurden. Die
Beurteilung des Stresserlebens erfolgt anhand einer 5-Punkte-Skala (0 = nie, 1 = selten, 2 =
manchmal, 3 = häufig, 4 = sehr häufig). Mit Hilfe der Skalen „Arbeitsüberlastung“, „Soziale
Überlastung“ und „Erfolgsdruck“ soll chronisches Stresserleben erfasst werden, das aus
7
Bei der Test-Retest-Reliabilität wurde die Übereinstimmung der Ratings zwischen zwei Interviewern gemessen.
4.
Methode
42
hohen Anforderungen resultiert. Die Skalen „Arbeitsunzufriedenheit“, „Überforderung bei der
Arbeit“, „Mangel an sozialer Anerkennung“, „Soziale Spannungen“ und „Soziale Isolation“
beziehen sich auf Stress, der auf einen Mangel an Bedürfnisbefriedigung durch
unbefriedigende Arbeits- oder soziale Bedingungen zurückzuführen ist. Daneben können
sorgenvolle Gedanken, die sich auf die Zukunft beziehen, mittels der Skala „Chronische
Besorgnis“ erfasst werden. Schließlich enthält das TICS eine Screening-Skala zur
Globalerfassung von erlebtem Stress.
Die Auswertung des TICS erfolgt über Bildung von Summenscores der einzelnen Skalen und
Umwandlung der Skalenrohwerte in t-Werte.
Das TICS weist überzeugende psychometrische Eigenschaften auf: So konnten Schulz und
Mitarbeiter (2004) hohe Reliabilitätswerte der zehn Skalen (.84 ≤ Cronbachs α ≤ .91)
zeigen. Darüber hinaus wurden mittels einer Faktorenanalyse die ermittelten Dimensionen
des TICS bestätigt. Die hohen Korrelationen mit anderen Stressfragebögen und
Persönlichkeitsmerkmalen weisen zudem auf die hohe Konstruktvalidität des Instrumentes
hin.
Wichtige Einsatzgebiete des TICS sind klinische Untersuchungen zum Zusammenhang von
Stress
und
körperlicher
und
seelischer
Gesundheit
sowie
die
Evaluation
von
psychotherapeutischen Interventionen, beispielsweise Stressbewältigungstrainings.
In der vorliegenden Arbeit kam das TICS daher als Instrument zur Erfassung der
Veränderung des Erlebens von chronischem Stress der Studienteilnehmer zum Einsatz.
4.4.2.2. Fragebogen zur Erfassung von Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten (FERUS)
Der FERUS (Jack, 2007) dient der Erhebung von gesundheitsrelevanten Ressourcen und
Selbstmanagementfähigkeiten und eignet sich zur Anwendung bei erwachsenen stationären
Psychosomatik- oder Psychiatriepatienten und auch bei ambulanten Psychotherapieklienten.
Einsetzbar ist das Selbstreportverfahren nicht nur zur Erfassung von dispositionalen
Ressourcen bzw. Ressourcendefiziten, sondern auch zur Überprüfung der Zielerreichung
und Veränderungsmessung im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung. Als
Grundkonzept für das Messinstrument dienten das salutogenetische Modell nach
Antonovsky (1979, 1987) sowie das Selbstmanagementkonzept nach Kanfer et al. (1996).
Der FERUS besteht aus 66 Items, die sich auf den Zeitraum der letzten zwei bis drei
Wochen einschließlich des aktuellen Tages beziehen. Die Beantwortung der Items erfolgt auf
einer fünfstufigen Skala (1= stimmt nicht, 2= stimmt wenig, 3= stimmt mittelmäßig, 4= stimmt
ziemlich, 5= stimmt sehr). Die Items des FERUS sind zu 7 Skalen zusammengefasst
(„Veränderungsmotivation“,
„Coping“,
„Selbstbeobachtung“,
„Selbstwirksamkeit“,
„Selbstverbalisation“, „Hoffnung“ und „Soziale Unterstützung“). Zudem kann ein Wert für die
4.
Methode
43
Erfassung der Gesamtressourcen einer Person durch Zusammenfassung der Skalen
„Coping“, „Selbstbeobachtung“, „Selbstverbalisation“ und „Hoffnung“ gebildet werden. Die
Auswertung des FERUS erfolgt durch Addition der zu einer Subskala gehörenden
Itemantworten und Transformation der Skalenrohwerte in t-Werte und Prozentränge. Es
liegen Normierungstabellen für eine stationäre Psychosomatikstichprobe sowie für eine
Stichprobe aus gesunden Probanden vor.
Die Bestimmung der Gütekriterien erfolgte anhand einer klinischen Stichprobe aus 195
stationären Psychosomatik-Patienten. Jack (2007) konnte befriedigende bis gute RetestReliabilitäten aller Skalen (.66 ≤ rtt ≤ .86) sowie gute bis sehr gute interne Konsistenzen (.86
≤ Cronbachs α ≤ .93) nachweisen. Eine Hauptkomponentenanalyse zeigte eine gute
faktorielle Validität der Skalen. Die konvergente und divergente Validität des FERUS, erfasst
durch Korrelationen der Skalen mit verschiedenen Fragebögen (Zusammenfassung siehe
Jack, 2007), kann ebenfalls als zufriedenstellend beurteilt werden.
In der vorliegenden Studie wurde deshalb anhand des FERUS die Veränderung von
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten der Hochrisikopersonen für Bipolare
Störungen untersucht.
4.4.3.
Klassifikatorische Diagnostik
Strukturiertes Klinisches Interview für Psychische Störungen, Achse I und II
(SKID-I und II)
Das SKID (Wittchen et al., 1997) dient der Erfassung und Diagnostik ausgewählter
psychischer Syndrome und Störungen, wie sie im DSM-IV auf den Achsen I und II definiert
werden. Alle Diagnosen werden im Längs- und Querschnitt sowie mit Zusatzinformationen
über Beginn und Verlauf erhoben. Folgende DSM-IV Diagnosen können im SKID-I auf Achse
I beurteilt werden: Affektive Störungen, Psychotische Störungen, Störungen durch
psychotrope Substanzen, Angststörungen, Somatoforme Störungen, Essstörungen und
Anpassungsstörungen. Beim SKID-II handelt es sich um ein zweistufiges Verfahren,
bestehend aus einem Screeningfragebogen und einem halbstrukturierten Interview, zur
Erfassung von zehn Persönlichkeitsstörungen sowie zwei im Anhang des DSM-IV
aufgeführten Persönlichkeitsstörungen.
Für die deutschsprachige Fassung des SKID-I nach DSM-IV liegen keine gesonderten
psychometrischen Kennwerte vor. Für die Vorgängerversion (Strukturiertes Klinisches
Interview für DSM-III) konnten gute bis befriedigende Test-Retest-Reliabilitäten für die
untersuchten SKID/DSM-III-Diagnosen nachgewiesen werden (Wittchen et al., 1991). Der
Kappa-Wert für Bipolare Störungen betrug  = .70.
4.
Methode
44
Für die deutsche Version des SKID-II für DSM-III-R ergab sich eine prozentuale InterraterÜbereinstimmung von 89 bis 100% für die einzelnen Persönlichkeitsstörungen (Wittchen et
al., 1993).
In der vorliegenden Arbeit diente die Durchführung des SKID I und II zu Studienbeginn der
Prüfung der Eingangsvoraussetzungen in die Studie. Darüber hinaus wurden die klinischen
Interviews zur Charakterisierung von komorbiden psychiatrischen Erkrankungen bei den
untersuchten Probanden mit Risikostatus für eine bipolare Entwicklung eingesetzt.
4.4.4.
Schwere der affektiven Symptomatik
4.4.4.1. Hamilton-Depressionsskala (HAMD)
Bei der HAMD (englisches Original Hamilton, 1960; deutsche Version Baumann, 1976)
handelt es sich um das gebräuchlichste Verfahren zur Erfassung der Schwere einer
depressiven Erkrankung. Das Instrument ist als halbstandardisiertes Interview konzipiert; die
Einschätzung depressiver Symptome erfolgt hierbei durch ein Expertenrating. Die
Gesamtskala besteht aus 21 Items, die sich sowohl auf physische (beispielsweise
Schlafstörungen, psychomotorische Unruhe) als auch auf psychologische Symptome einer
Depression (z.B. Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle, Ängste) beziehen.
Die Beurteilung der depressiven Symptome erfolgt durch den Kliniker je nach Item auf einer
drei- bzw. fünfstufigen Skala. Auf Grundlage von klinischen Erfahrungen wurden folgende
Konventionen bezüglich der Cut-off-Werte der Skala getroffen: Während Punktwerte in der
HAMD unter 8 als unauffällig zu bewerten sind, weisen Werte von 8 bis 13 auf eine milde
Depression hin, solche von 14 bis 18 auf eine mäßige Depression und Werte von 19
Punkten und mehr auf eine schwere Depression (Hamilton, 1986).
Zur Erfassung der psychometrischen Eigenschaften der HAMD wurde ein Review der hierzu
publizierten Literatur seit Veröffentlichung der Skala durch Hamilton erstellt (Bagby et al.,
2004). Bagby und Kollegen konnten interne Konsistenzen über alle Studien hinweg von .46
≤ Cronbachs α ≤ .97 aufzeigen. Die Inter-Rater-Reliabilitäten nahmen in der systematischen
Zusammenschau Werte zwischen .82 ≤ rPearson ≤ .98 an. Ferner konnten gute Test-RetestReliabilitäten nachgewiesen werden (.81 ≤ rtt ≤ .98). Da die Skala auf der Grundlage des
DSM-III konstruiert wurde und aufgrund dessen nicht alle heute erforderlichen Symptome
einer Depression enthält, muss die Inhaltsvalidität der HAMD allerdings als eingeschränkt
betrachtet werden. Bei der Beurteilung Bipolarer Störungen durch die HAMD muss zudem
berücksichtigt werden, dass zusätzliche typische Symptome Bipolarer Depressionen
(Hypersomnie, Appetit- und Gewichtszunahme) nicht erfragt werden.
Die HAMD hat sich trotz methodischer Kritik weltweit etabliert und in zahlreichen klinischen
Studien sowie zur Verlaufsbeurteilung von therapeutischen Interventionen bei depressiven
Störungen bewährt.
4.
Methode
45
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde folglich mittels der HAMD die affektive
Symptomatik der Hochrisikopersonen zu Baseline erfasst.
4.4.4.2. Young Mania Rating Scale (YMRS)
Die YMRS (Young et al., 1978) ist ein Fremdbeurteilungsmaß zur Beurteilung und
Quantifizierung manischer Symptome. Inzwischen ist eine deutsche Version verfügbar
(Bernhard & Meyer, 2012). Die Ratingskala besteht aus 11 Items, die das gesamte Spektrum
manischer Symptome, aber auch in der Manie typischerweise auftretende psychotische
Symptome umfasst. Die Schweregradeinschätzung der einzelnen Symptome erfolgt,
angelehnt an die Struktur der HAMD, auf der Grundlage eines Interviews durch einen
erfahrenen und geschulten Kliniker. Bei vier Items (Reizbarkeit, Sprechweise, Sprach- und
Denkstörungen, expansiv-aggressives Verhalten), die mit einer hohen Beeinträchtigung für
die Betroffenen verbunden sind, erfolgt eine Bewertung auf einer Punkteskala von 0-8,
während die restlichen 7 Items Werte zwischen null und vier annehmen können.
Ein Wert von kleiner als 5 auf der YMRS kann als „remittiert“ bewertet werden, während
Werte größer als 17 auf eine starke Beeinträchtigung hinweisen (Hautzinger & Meyer, 2004).
Young und Kollegen (1978) berichten eine hohe Inter-Rater-Reliabilität der englischen
Originalskala (.66 ≤ rSpearman ≤ .95; rSpearman
gesamt
= .93). Die Validität der YMRS konnte
ebenfalls gut belegt werden. So konnten die Autoren eine hohe Korrelation zwischen der
Skala und anderen Maßen zur Beurteilung des manischen Spektrums nachweisen (rSpearman
Beigel-Scale =
.71; rSpearman Petterson-Scale = .89). Hinweise auf die prädiktive Validität des Instruments
lieferten hohe Korrelationen zwischen dem YMRS-Gesamtscore und der Dauer des
Krankenhausaufenthaltes (rSpearman = .66). Die psychometrischen Kennwerte der deutschen
Adaptation der YMRS sind mit denen der Originalversion vergleichbar (Mühlbacher et al.,
2011).
Zusammenfassend handelt es sich bei der YMRS um eine weltweit etablierte reliable und
valide Testskala zur Beurteilung des Schweregrades manischer Symptome, welche
insbesondere im Rahmen klinischer Studien zum Einsatz kommt.
Die YMRS wurde daher in der vorliegenden Arbeit bei den Studienteilnehmern zur Erfassung
manischer Symptome zu Baseline eingesetzt.
4.4.5.
Frühsymptome in der Entwicklung einer Bipolaren Störung
Zur Erfassung von Frühsymptomen in der Entwicklung einer Bipolaren Störung liegen zwei
halbstandardisierte Interviews vor, die im Folgenden beschrieben werden sollen. Da diese
Instrumente im Rahmen der vorliegenden Arbeit lediglich zur Erfassung des Risikostatus der
potentiellen Probanden und somit zur Prüfung der Eingangsvoraussetzungen zur
4.
Methode
46
Studienteilnahme dienten, nicht jedoch in die Auswertung eingingen, soll die Darstellung
dieser Skalen nur überblicksartig erfolgen.
4.4.5.1. Bipolar Prodrom Symptom Skala-Prospektiv (BPSS-P)
Bei der BPSS-P handelt es sich um die deutsche, für das EarlyCBT-Projekt adaptierte
Version der Bipolar Prodrome Symptome Interview and Scale-Prospective (Correll et al.,
2005). Das Instrument, welches als halbstrukturiertes Interview konzipiert ist, dient der
Erfassung von potentiellen affektiven Frühsymptomen, die im vergangenen Jahr aufgetreten
sind. Formal gliedert sich die BPSS-P in zwei Abschnitte (Manie-Symptome, DepressionsSymptome) mit jeweils einer Gruppe von Fragen, die Hinweise auf ein Manie-Prodrom, ein
Subdepressions-/Depressions-Syndrom
sowie
auf
das
Vorliegen
von
Stimmungsschwankungen liefern.
In einer jüngst erschienenen Arbeit konnten gute bis sehr gute psychometrische
Eigenschaften für die BPSS-P nachgewiesen werden (Correll et al., 2014b). Eine
Validierungsstudie bezüglich der Konversionsprädiktion läuft aktuell.
4.4.5.2. Early Phase Inventory for bipolar disorders (EPIbipolar)
Ergänzend zu der oben beschriebenen BPSS-P, die auf affektive Frühsymptome von
Bipolaren Störungen fokussiert, wurde im Rahmen der Studie das halbstrukturierte Interview
EPIbipolar (Pfennig & Leopold, 2011) eingesetzt. Mittels EPIbipolar können die in frühen
Phasen zusätzlich zur affektiven Symptomatik als Risikofaktoren in Frage kommenden
Bereiche (Schlaf und zirkadiane Periodik/Licht, Stimmungsschwankungen und Affektlabilität,
Ängste/Ängstlichkeit, Kreativität, Substanzgebrauch, psychosoziale Funktionseinschränkung
sowie dissoziative Symptome) erfasst werden. Zur finalen Risikoabschätzung kann eine
Einordnung
in
die
drei
Risiko-Kategorien
„Risikogruppe“,
„Hochrisikogruppe“
und
„Ultrahochrisikogruppe“ für die Entwicklung einer Bipolaren Störung erfolgen (siehe auch
Leopold et al., 2012).
Eine prospektive Validierungsstudie zur Beurteilung des prädiktiven Werts von EPIbipolar für
die Entwicklung einer Bipolaren Störung und zur Erhebung weiterer psychometrischer
Kennwerte wird derzeit von Leopold und Mitarbeitern durchgeführt.
4.
Methode
47
4.5.
Interventionen
4.5.1.
Interventionsgruppe: Spezifische kognitiv-behaviorale Psychotherapie
Da für die Behandlung von Personen mit hohem Risikoprofil für die Entwicklung einer
Bipolaren
Störung
nach
Kenntnis
der
Projektleitung
keine
strukturierten
psychotherapeutischen Behandlungsprogramme existieren, wurde eigens für das EarlyCBTProjekt ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Manual entwickelt und im Rahmen der Studie
erstmals eingesetzt. Das Therapieprogramm mit dem Namen „Best (be)for(e) bipolar“ (©
Marx et al., 2010) ist für ein Gruppensetting konzipiert und umfasst 14 Sitzungen à 90
Minuten, die jeweils wöchentlich stattfinden. Grundlage für Struktur und Inhalt des Manuals
bildeten verschiedene evidenzbasierte Therapieprogramme zur Behandlung Bipolarer
Störungen
(Manisch-depressive
Störungen
-
Kognitiv-verhaltenstherapeutisches
Behandlungsmanual: Meyer & Hautzinger, 2004; Kognitiv-psychoedukative Therapie bei
bipolaren Erkrankungen: Schaub et al., 2004), aus denen Elemente zur Stressbewältigung
und Problemlösung entnommen und auf die Hochrisikoklientel zugeschnitten wurden. Ferner
wurde das Manual an das therapeutische Konzept des Programms Psychoedukation bei
Personen mit erhöhtem Psychoserisiko (Bechdolf & Juckel, 2006) zur Frühintervention bei
Risikopersonen für die Entwicklung von Psychosen angelehnt. Bechdolf und Juckel (2006)
legen in ihrem bereits evaluierten Behandlungsprogramm besonderen Wert auf eine nichtstigmatisierende Informationsvermittlung sowie die Erarbeitung von Copingstrategien zur
Förderung des selbstverantwortlichen Umgangs mit den Symptomen unter Berücksichtigung
der Besonderheiten der Behandlungsklientel (eher geringes Lebensalter, häufig keine
Therapieerfahrung, Befürchtungen und Unsicherheit bezüglich Diagnosen; nach Bechdolf &
Juckel, 2006). Als Grundlage für die Interventionen zur Achtsamkeit dienten Komponenten
aus der Achtsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie der Depression (Segal et al., 2008).
Das manualisierte Behandlungsprogramm „Best (be)for(e) bipolar“ umfasst sowohl
psychoedukative Elemente als auch Aspekte, die auf die Verbesserung von CopingStrategien abzielen, wie den Umgang mit Belastungen und kritischen Lebensereignissen,
Achtsamkeits-
und
Entspannungsübungen
sowie
Elemente
aus
dem
sozialen
Kompetenztraining. Ferner kommen kognitive Strategien zur Identifikation und Modifikation
dysfunktionaler Gedanken und Überzeugungen zum Einsatz. Die therapeutische Grundlage
des Programms stellt somit ein ressourcenorientierter Ansatz dar, der das Ziel verfolgt, die
Selbstmanagement-Fähigkeiten der Klienten gezielt zu fördern. Auf dieser Basis soll eine
Verbesserung
des
psychosozialen
Funktionsniveaus
sowie
der
Stressmanagementfähigkeiten der Teilnehmer erzielt werden. Weiteres therapeutisches Ziel
ist die Reduktion der affektiven Symptome sowie die Reduktion der Wahrscheinlichkeit der
Konversion in eine Bipolare Störung.
4.
Methode
48
Der Transfer des in der Gruppe Erarbeiteten in den Alltag der Teilnehmer wird durch
Durchführung von Verhaltenstrainings, Rollenspielen sowie Hausaufgaben zwischen den
Therapiesitzungen
(z.B.
Führen
von
Verhaltenstagebüchern,
Training
in
Entspannungsübungen) realisiert. Das didaktische Konzept von „Best (be)for(e) bipolar” sieht
vor, dass aktuelle Themen der Teilnehmer immer zuerst bearbeitet werden können. Erst im
Anschluss werden psychoedukative Elemente (z.B. Darstellung des Vulnerabilitäts-StressModells)
vermittelt.
Die
Theorieblöcke,
die
die
Themen
Verhaltensanalyse,
Stimmungsschwankungen, Achtsamkeit, Einfluss des Denkens, Zirkadiane Periodik und
Schlaf, Stress und Entspannung umfassen, sind pro Sitzung auf maximal 30 Minuten
beschränkt und bauen kleinschrittig aufeinander auf. Die Teilnehmer erhalten zu allen
Theorieblöcken und zur Durchführung der Hausaufgaben Handouts.
Weitere didaktische Elemente des Therapieprogramms stellen die Festigung der Inhalte
durch Wiederholen sowie die Elaboration des Gelernten durch Trainings (z.B. zur
Achtsamkeit) dar. Jede Therapiesitzung sieht hierzu eine kurze Wiederholung und
Zusammenfassung der besprochenen Themen aus der vorherigen Sitzung sowie einen
Erfahrungsaustausch bezüglich der Realisierung der Hausaufgaben zu dem jeweiligen
Thema vor. Zudem stehen vier Gruppensitzungen zur Verfügung, in denen keine neuen
theoretischen Inhalte vermittelt oder neue Strategien erarbeitet werden, sondern die
ausschließlich
dem
Trainingseinheiten
Training
dienen
der
ferner
erlernten
der
Fertigkeiten
Vertiefung
dienen
des
sollen.
Entspannungs-
Diese
und
Achtsamkeitstrainings. Auf dieser Basis sollen die Teilnehmer befähigt werden, einfache
Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen in kritischen Alltagssituationen anzuwenden.
Ferner soll es durch die recht breit angelegte Einführung in verschiedene Entspannungs- und
Achtsamkeitsverfahren (Übungen zur Progressiven Muskelrelaxation, zum Autogenen
Training, Imaginationsreisen, Genussübungen, Atemmeditation) ermöglicht werden, dass die
Teilnehmer die Verfahren identifizieren können, die ihren Bedürfnissen und Vorlieben
entsprechen, und sie diese weiter vertiefen können.
Alle Behandlungsbausteine von „Best (be)for(e) bipolar“ stellen in der KVT bereits etablierte
Konzepte dar und zeigen im Bereich der affektiven Störungen eine hohe Wirksamkeit. Im
Rahmen der vorliegenden Studie sollte nun geprüft werden, inwieweit sich das neu
entwickelte Therapieprogramm „Best (be)for(e) bipolar“ bei Hochrisikopersonen für die
Entwicklung einer Bipolaren Störung als erfolgversprechend erweist.
Im Folgenden sind die einzelnen Sitzungen und die wesentlichen Inhalte von „Best (be)for(e)
bipolar“ dargestellt.
4.
Methode
49
1. Sitzung: Kennenlernen

Vorstellungsrunde zum gegenseitigen Kennenlernen

Sammeln von Wünschen und Erwartungen der Teilnehmer bezüglich der
Gruppenintervention

Darstellung des Therapieprogramms

theoretische Inhalte: Definition psychischer Störungen, Epidemiologie, Bezugnahme
auf Bipolare Störungen
2. Sitzung: Psychoedukation

Erarbeitung
von
Störungsmodellen
(Vulnerabilitäts-Stress-Modell)
sowie
des
Synapsenmodells zur Erklärung der Wirkweise von Psychopharmaka

Vorstellung
des
Verhaltenstagebuches
„Situation-Verhalten-Gedanken-Gefühle“,
Führen des Tagebuches als Hausaufgabe
3. Sitzung: Verhaltensanalyse

Achtsamkeitsübung

Einführung in das SORKC8-Modell nach Kanfer unter Einbeziehung der Hausaufgabe
(Verhaltenstagebuch)

Sammeln von Copingstrategien für kritische Situationen: Welche Ressourcen haben
Sie? Was kann in einer solchen Situation helfen?

Hausaufgabe: Weiterführen des Verhaltenstagebuches
4. Sitzung: Stimmungsschwankungen

Achtsamkeitsübung

Besprechung der Verhaltenstagebücher und der Erfahrungen mit den zuvor
erarbeiteten Copingstrategien

Stimmungsschwankungen: Graphische Erarbeitung von affektiven Symptomen unter
Bezugnahme auf die Unterscheidung zwischen gesunden und krankheitswertigen
Schwankungen

8
kurze Entspannungsübung
S: Stimulus, O: Organismus, R: Reaktion, K: Kontingenz, C: Konsequenz.
4.
Methode
50
5. Sitzung: Achtsamkeit

Achtsamkeitsübung

Einführung in das Achtsamkeitskonzept und dessen wesentliche Ziele

Motivierung zum regelmäßigen Training mit dem Ziel, später Achtsamkeit bei sich
ankündigenden Stimmungsumbrüchen einzusetzen

Entspannungsübung
6. Sitzung: Einfluss des Denkens

Achtsamkeitsübung

Einführung in das ABC-Schema9 zur Identifikation von dysfunktionalen Gedanken und
ihre Konsequenzen für die Teilnehmer

Erarbeitung von Techniken zur Modifikation und zum Umgang mit dysfunktionalen
Kognitionen

Schlaftagebuch als Hausaufgabe zur Vorbereitung auf die nächste Sitzung

Entspannungsübung
7. Sitzung: Zirkadiane Periodik und Schlaf

Achtsamkeitsübung

Psychoedukation zu Schlafstadien, gesunder Tag-/Nacht-Struktur, Schlafhygiene,
Schlafstörungen

Erarbeitung des Einflusses von Störungen der zirkadianen Rhythmik auf die
Entwicklung affektiver Symptome

Entspannungsübung
8. Sitzung: Stress und Entspannung

Achtsamkeitsübung

Psychoedukation zu Stress (Was ist Stress? Wann habe ich Stress? Wie spüre ich
ihn, und welche Konsequenzen hat er?)

Bewältigungsstrategien sammeln

falls geeignete Beispielsituationen der Teilnehmer gebracht werden: Übungen aus
dem
Sozialen
Kompetenztraining
Stressreduktion)

9
Entspannungsübung
A: Action, B: Belief, C: Consequence.
(„nein“
sagen,
„sich
abgrenzen“
zur
4.
Methode
51
9. -12. Sitzung: Training

Training der vorgestellten Techniken und Diskussion des aktuellen Befindens

ausführliches Achtsamkeitstraining (z.B. Körperreise, Bodyscan, Sinneswanderung)

ausführliches Entspannungstraining (z.B. Progressive Muskelrelaxation, Autogenes
Training)
13. Sitzung: Früherkennung und Krisenintervention

Achtsamkeitsübung

Psychoedukation zu Frühwarnzeichen für affektive Episoden/ Stimmungsumbrüche

Erstellung eines Krisenplans

Entspannungsübung
14. Sitzung: Abschluss

Achtsamkeitsübung

Rückblick auf die vergangenen Stunden und Zusammenfassung (Was war besonders
interessant und hilfreich? Was von dem Gelernten werde ich zukünftig anwenden?
Welche Bereiche will ich weiter trainieren?)

Zusammenfassung/Bezugnahme zur letzten Stunde: Was ist zu tun, wenn eine Krise
droht?

4.5.2.
Verabschiedung
Kontrollgruppe: unstrukturiertes Gruppensetting
Die Kontrollbedingung umfasste äquivalent zur Interventionsbedingung 14 Sitzungen à 90
Minuten im Gruppensetting, welche im wöchentlichen Rhythmus stattfanden. Die
unstrukturierten Gruppensitzungen, denen kein Manual zugrunde lag, wurden von einem
speziell geschulten, psychotherapeutisch tätigen Kollegen geleitet. Der Gruppenleiter agierte
in diesem Setting weniger therapeutisch, sondern übernahm die Moderation der Gruppe,
indem er beispielsweise direkte Fragen der Teilnehmer an die Gruppe zurückgab. Ziel des
Therapeuten war es, durch Anregung von offenen Gesprächen eine angstfreie Atmosphäre
zu schaffen, in der sich alle Teilnehmer wohlfühlen sollten. Falls keine Themenvorschläge
seitens der Gruppe gemacht wurden, hatte der Therapeut die Möglichkeit, allgemeine
Themen wie beispielsweise Sport oder gesunde Ernährung anzubieten. Phantasiereisen, die
keinen spezifischen Entspannungs- und Achtsamkeitswert hatten, konnten bei Bedarf
ebenfalls angeleitet werden. Auf Basiselemente der kognitiven Verhaltenstherapie
(Psychoedukation, Kognitives Umstrukturieren, Stressmanagement) sowie Entspannungs-,
Achtsamkeits-
und
soziales
Kompetenztraining,
so
wie
sie
Interventionsbedingung zum Einsatz kamen, wurde bewusst verzichtet.
im
Rahmen
der
4.
4.6.
Methode
52
Statistische Analysen
Die Fallzahlschätzung für die Gesamtstudie wurde mittels des Programms G*Power Version
3.1.2. (Faul et al., 2007) vorgenommen. Bei einer Effektstärke von 0.5 wurde eine
Stichprobengröße von 2 * 50 Probanden ermittelt, welche zur Erfassung von signifikanten
Unterschieden zwischen beiden Versuchsgruppen im primären Outcome (SIS-ManagementScore) mit einer statistischen Power von 0.8 erforderlich ist.
Die statistische Auswertung der vorliegenden Arbeit diente der Interims-Auswertung zur
Überprüfung der Fallzahlschätzung und basierte auf einer geringeren Stichprobengröße, als
für die Gesamtstudie geplant war.
Die Datenauswertung erfolgte mit Hilfe des Statistik-Programms SPSS 22.0 für Windows.
Bei sämtlichen statistischen Berechnungen wurde ein Signifikanzniveau von α < .05
verwendet. Gemäß den Konventionen für klinische Wirksamkeitsstudien (Cohen, 1988)
wurde eine Teststärke von 80% zugrunde gelegt.
Basierend auf einer intention-to-treat (ITT)-Analyse gingen die Daten aller randomisierten
Probanden
in
die
Auswertung
Gruppensitzungen gemäß
dem
mit
ein,
unabhängig
davon,
ob
diese
Studienprotokoll teilnahmen oder aus der
an
den
Studie
ausschieden. Für die inferenzstatistischen Analysen wurden fehlende Werte anhand des
Expectation-Maximization (EM)-Algorithmus (Dempster et al., 1977) geschätzt.
Zur Charakterisierung der vorliegenden Stichprobe erfolgte eine deskriptive Auswertung
hinsichtlich der Mittelwerte und Standardabweichungen bzw. Häufigkeiten der wichtigsten
soziodemographischen
und
klinischen
Parameter,
getrennt
für
die
beiden
Versuchsbedingungen. Zur Überprüfung etwaiger Unterschiede zwischen den beiden
Versuchsgruppen
hinsichtlich
soziodemographischer
und
klinischer
Charakteristika
(„Geschlecht“, „Alter“, „Familienstand“, „Schulbildung“, „derzeitige berufliche Tätigkeit“,
„DSM-IV-Diagnosen“, „Suizidversuche in der Vergangenheit“, „frühere Behandlungen“,
„affektive Symptomatik“, „psychosoziales Management“, „Erleben von chronischem Stress“,
„Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten“) wurden t-Tests (für intervallskalierte
Variablen) und 2-Tests (für kategoriale Variablen) durchgeführt. Aufgrund der Vielzahl von
Subkategorien und der damit einhergehenden kleinen Fallzahlen in den einzelnen Zellen
wurden
die
Daten
zur
Schulbildung
und
zur
derzeitigen
beruflichen
Tätigkeit
zusammengefasst10.
Zur Beantwortung der Frage, wie sich die Kohorte der Hochrisikopersonen hinsichtlich ihres
psychosozialen Funktionsvermögens sowie des Ausmaßes von Bewältigungsstrategien und
10
„Schulbildung“: 10. Klasse und darunter (achte Klasse, neunte Klasse, Realschule); Abitur und höhere
Qualifikation (Abitur, Ausbildung/Lehre, Fachhochschule, Universität)
„derzeitige berufliche Tätigkeit“: berufstätig (selbständig, angestellt, andere); nicht berufstätig (Schüler, Student,
arbeitssuchend).
4.
Methode
53
Ressourcen zum Umgang mit Stress charakterisieren ließ (Hypothese 1), wurden deskriptive
Analysen durchgeführt. Das psychosoziale Management gemäß der SIS wurde hierbei durch
Berechnen eines Gesamtscores (Aufsummieren aller Management-Items) ermittelt. Dieser
Score umfasste Werte zwischen 1 (keine Einschränkungen) bis 4 (starke Einschränkungen).
Die Berechnung des Erlebens von chronischem Stress anhand des TICS erfolgte gemäß
den Auswertungshinweisen von Schulz et al. (2004) durch Addition der t-transformierten
Items der globalen Screeningskala „chronische Besorgnis“. Erhöhte Skalenwerte sprachen
hierbei für ein ausgeprägteres Stresserleben.
Zur Darstellung der gesundheitsrelevanten Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten
der Studienteilnehmer wurde auf Basis der Normierungstabellen für Gesunde ein FERUSGesamtscore ermittelt, der, wie von Jack (2007) empfohlen, durch Aufsummieren der ttransformierten Itemwerte der Skalen „Coping“, „Selbstbeobachtung“, „Selbstwirksamkeit“,
„Selbstverbalisation“ und „Hoffnung auf Erfolg“ erfolgte. Eine Zunahme des FERUSGesamtscores
konnte
hierbei
als
Verbesserung
in
den
Ressourcen
und
Selbstmanagementfähigkeiten gewertet werden.
Als statistische Verfahren für die Prüfung der Hypothesen 2 bis 4 kamen Varianzanalysen
zum Einsatz. Zur Überprüfung von prä-post-Unterschieden in den zentralen OutcomeParametern in beiden Versuchsgruppen wurden einfaktorielle Varianzanalysen mit
Messwiederholung durchgeführt. Der Innersubjektfaktor war hierbei die Zeit (Score zur BL
vs. Score zu FU2 bzw. FU3), der Zwischensubjektfaktor war die Gruppenzugehörigkeit
(Intervention vs. Kontrolle). Zur Prüfung von Gruppenunterschieden am Ende der
Intervention
Stresserleben
im
primären
und
in
Outcome
den
„psychosoziales
Ressourcen
und
Funktionsvermögen“
sowie
Selbstmanagementfähigkeiten
im
wurden
einfaktorielle Varianzanalysen mit dem Faktor „Gruppenzugehörigkeit“ durchgeführt.
Während im Ergebnisteil signifikante Effekte von p < .05 berichtet wurden, floss in die
Diskussion und Interpretation der Ergebnisse aufgrund der recht geringen Fallzahlen auch
die numerische Betrachtung von Veränderungen in den untersuchten Outcome-Parametern
ein.
Zur Identifizierung von möglichen systematischen Dropouts erfolgte eine Deskription der
Zeitpunkte und Gründe für die Ausfälle. Zur Prüfung von Unterschieden zwischen Probanden
der Dropout-Gruppe und denjenigen Personen, die bis zum Sechs-Monats-Follow-Up an der
Untersuchung teilgenommen haben, wurden 2- Tests und einfaktorielle Varianzanalysen
durchgeführt.
5.
Ergebnisse
54
5.
Ergebnisse
5.1.
Stichprobe
Studienteilnehmer waren Personen, die gemäß vorab definierten Kriterien in die
Hochrisikogruppe für die Entwicklung Bipolarer Störungen einzuordnen waren.
Bis zum Auswertungszeitpunkt für die vorliegende Arbeit wurden in den sieben
teilnehmenden Studienzentren insgesamt 125 Personen für die Untersuchung positiv
gescreent und zur Prüfung der Eingangsvoraussetzungen für die Studienteilnahme weiter
untersucht. Von den 85 Personen, die in die Studie eingeschlossen worden waren, konnten
im Rahmen der vorliegenden Arbeit Datensätze von 74 Probanden ausgewertet werden. Die
Interventionsbedingung absolvierten 38 Teilnehmer, während sich 36 Probanden in der
Kontrollstichprobe befanden. Im nachfolgenden Flussdiagramm (Abbildung 5) ist der
Rekrutierungs- und Selektionsprozess im Studienverlauf ausführlich dargestellt. Probanden,
die aus der Studie aufgrund eines Dropouts ausgeschieden sind, durften die Gruppe
(Intervention oder Kontrolle) weiterhin besuchen und wurden auch, sofern dem zugestimmt
wurde, im Rahmen der Follow-Up-Termine weiter untersucht. Im Flussdiagramm ist nur der
Anteil der Probanden angegeben, die weiterhin die Studienkriterien erfüllten und somit
regulär an den Verlaufsuntersuchungen teilnahmen.
In Tabelle 8 findet sich eine Übersicht über die soziodemographischen Daten sowie
klinischen Charakteristika der Versuchsteilnehmer, getrennt betrachtet für die beiden
Versuchsbedingungen. Das mittlere Alter in der Gesamtstichprobe betrug 23.43 Jahre (SD =
5.12). Der Anteil weiblicher Probanden lag bei 48.6%. Gemäß den Einschlusskriterien litten
alle Versuchsteilnehmer zu Beginn der Untersuchung unter subsyndromalen affektiven
Symptomen,
die
mit
Einschränkungen
des
psychosozialen
Funktionsvermögens
einhergingen. Die recht hohe Rate an Manie-Prodromi (54.1%) und die Eingruppierung der
meisten
Probanden
in
die
Ultrahochrisikogruppe
(83.1%)
verdeutlichen
die
Erkrankungsschwere sowie die niedrige Schwelle zum Übergang in eine Bipolare Störung
innerhalb der Stichprobe. Bei einem Großteil der Teilnehmer waren die Kriterien für eine
unipolare affektive Störung bereits erfüllt (74.3%). Ferner bestanden häufig Komorbiditäten
mit
anderen
psychischen
Störungen,
vor
allem
Angststörungen
(25.7%)
und
Persönlichkeitsstörungen (21.6%). Der Anteil an komorbiden substanzbezogenen Störungen
lag bei 4.1%.
5.
Ergebnisse
Abbildung 5. Flussdiagramm zum Rekrutierungs- und Selektionsprozess im Studienverlauf
55
5.
Ergebnisse
56
Tabelle 8. Soziodemographische und klinische Charakteristika der Gesamtstichprobe
Soziodemographische und klinische Charakteristika der Gesamtstichprobe
Intervention
Kontrolle
(n = 38)
(n = 36)
Geschlecht (n = 74)
Frauen (%)
Männer (%)
21 (55.3)
17 (44.7)
15 (41.7)
21 (58.3)
Alter (SD) (n = 74)
23.37 (3.96)
23.50 (6.16)
Familienstand (n = 74)
ledig (%)
verheiratet (%)
34 (89.5)
4 (10.5)
32 (88.9)
4 (11.1)
Schulbildung (n = 72)
achte Klasse (%)
neunte Klasse (%)
Realschule (%)
Abitur (%)
Ausbildung/Lehre (%)
Fachhochschule (%)
Universität (%)
1 (2.7)
2 (5.4)
5 (13.5)
24 (64.9)
0 (0.0)
4 (10.1)
1 (2.7)
2 (5.7)
3 (8.6)
7 (20.0)
14 (40.0)
4 (11.4)
1( 2.9)
4 (11.4)
derzeitige berufliche Tätigkeit (n = 74)
selbständig (%)
Angestellter (%)
arbeitssuchend (%)
Schüler (%)
Student (%)
andere (%)
0 (0.0)
2 (5.3)
2 (5.3)
7 (18.4)
22 (57.9)
5 (13.2)
1 (2.8)
8 (22.2)
5 (13.9)
11 (30.6)
10 (27.8)
1 (2.8)
DSM-IV-Diagnosen (aktuell und/oder lifetime,
Mehrfachangaben möglich) (n = 74)
affektive Störungen (%)
Angststörungen (%)
Anpassungsstörungen (%)
substanzinduzierte Störungen (%)
Essstörungen (%)
andere (%)
Persönlichkeitsstörungen Cluster A (%)
Persönlichkeitsstörungen Cluster B (%)
Persönlichkeitsstörungen Cluster C (%)
29 (76.3)
9 (23.7)
0 (0.0)
2 (5.3)
1 (2.6)
0 (0.0)
1 (2.6)
4 (10.5)
4 (10.5)
26 (72.2)
10 (27.8)
1 (2.8)
1 (2.8)
1 (2.8)
0 (0.0)
2 (5.6)
1 (2.8)
4 (11.1)
Suizidversuche in der Vergangenheit (n = 74)
6 (15.8)
3 (8.3)
frühere Behandlungen (n = 21) (Mehrfachangaben möglich)
Psychotherapie (%)
pharmakologische Behandlung (%)
0 (0.0)
6 (50.0)
0 (0.0)
3 (33.3)
affektive Symptomatik zu Baseline
HAMD-Summenscore (n = 68) (SD)
YMRS-Summenscore (n = 68) (SD)
BPSS-P Manie-Prodrom (n = 74) (%)
EPIbipolar Risikogruppe (n = 65) (%)
EPIbipolar Hochrisikogruppe (n = 65) (%)
EPIbipolar Ultrahochrisikogruppe (n = 65) (%)
9.97 (7.67)
4.91 (4.23)
24 (63.2)
2 (5.6)
7 (19.4)
27 (75.0)
10.15 (7.73)
3.12 (3.62)
16 (44.4)
0 (0.0)
2 (6.9)
27 (93.1)
5.
Ergebnisse
57
Psychosoziales Funktionsvermögen zu Baseline
SIS Management-Gesamtscore (n = 70) (SD)
1.97 (0.45)
2.11 (0.45)
Aspekte des Stresserlebens und Copingstrategien zu
Baseline
t-Wert TICS-Gesamtscore (n = 74) (SD)
t-Wert FERUS-Gesamtscore (n = 62) (SD)
53.84 (18.34)
39.23 (11.41)
54.83 (15.96)
38.13 (10.17)
5.2.
Vergleichbarkeit der beiden Versuchsgruppen
Beide
Versuchsgruppen
waren
hinsichtlich
der
soziodemographischen
Parameter
vergleichbar. In Bezug auf frühere psychotherapeutische und psychiatrische Behandlungen
zeigten sich ebenfalls keine signifikanten Gruppenunterschiede. Ferner waren die
Teilnehmer beider Gruppen hinsichtlich komorbider psychiatrischer Diagnosen, des
Auftretens von Suizidversuchen in der Vergangenheit sowie der affektiven Symptomatik und
Risikogruppierung für die Entwicklung einer Bipolaren Störung vergleichbar. Schließlich
erbrachten die Analysen keine signifikanten Gruppenunterschiede im psychosozialen
Funktionsvermögen der Teilnehmer sowie im Stresserleben und in den Fähigkeiten zur
Stressbewältigung.
Tabelle 9 zeigt die Ergebnisse der t-Tests und 2-Tests zur Prüfung der Vergleichbarkeit der
beiden Versuchsgruppen.
5.
Ergebnisse
58
Tabelle 9. Vergleichbarkeit der beiden Versuchsgruppen hinsichtlich soziodemographischer und
klinischer Parameter
Vergleichbarkeit der beiden Versuchsgruppen
hinsichtlich soziodemographischer und klinischer Parameter
Variable
t
2
DF
p
Geschlecht
--
1.37
1
.24
-0.11
--
72
.91
Familienstand
--
0.01
1
.94
Schulbildung
--
1.44
1
.23
derzeitige berufliche Tätigkeit
--
0.92
1
.34
DSM-IV-Diagnose affektive Störungen
--
0.10
1
.76
DSM-IV-Diagnose Angststörungen
--
0.40
1
.53
DSM-IV Diagnose Persönlichkeitsstörungen
--
0.02
1
.90
Suizidversuche in der Vergangenheit
--
0.96
1
.33
frühere Behandlungen
--
0.58
1
.45
HAMD-Summenscore
-0.10
--
66
.92
YMRS-Summenscore
1.87
--
66
.07
BPSS-P Manie-Prodrom
--
2.61
1
.11
EPIbipolar Risikogruppe
--
4.07
2
.13
SIS Management-Gesamtscore
-1.29
--
68
.20
TICS-Gesamtscore
-0.25
--
72
.81
FERUS-Gesamtscore
0.40
--
60
.69
Alter (SD)
5.
Ergebnisse
59
5.3.
Testung der Hypothesen
5.3.1.
Psychosoziales Funktionsvermögen, Stresserleben sowie Ressourcen
und Selbstmanagementfähigkeiten zu Studienbeginn
Hypothese 1
Zur
Charakterisierung
des
psychosozialen
Funktionsvermögens
der
untersuchten
Risikokohorte wurde der SIS-Management-Gesamtscore berechnet. Die Gesamtstichprobe
wies einen Mittelwert von M = 1.99 (SD = 1.12) auf. Das bedeutet, dass die Teilnehmer im
Mittel leichte Schwierigkeiten im psychosozialen Management verschiedener Rollenbereiche
aufwiesen. Eine deskriptive Betrachtung der einzelnen Management-Dimensionen zeigte,
dass die größten Defizite im Bereich der Qualität der Interaktion mit nahestehenden
Personen (M = 2.48, SD = 0.80) sowie hinsichtlich des Funktionsvermögens im Job (M =
2.40,
SD
=
0.85)
bestanden.
Hier
konnten
leichte
bis
deutlich
ausgeprägte
Beeinträchtigungen festgestellt werden. Keine bis leichte Schwierigkeiten zeigten sich im
Management von Finanzen (M = 1.41, SD = 0.67).
Eine deskriptive Analyse der Werte im TICS erbrachte eine mittlere Stressbelastung von M =
21.07 (SD = 11.80). Eingeordnet in eine altersnormierte Bevölkerungsstichprobe (Schulz et
al., 2004), ergab sich ein transformierter Wert von t gesamt TICS BL = 54.32 (SD = 17.11).
Der in der vorliegenden Stichprobe ermittelte Stresswert lag somit noch innerhalb einer
Standardabweichung der t-Werte-Verteilung einer nicht-psychiatrischen Kohorte. Die
Teilnehmer der vorliegenden Studie erlebten somit chronischen Stress, welcher aber noch
im durchschnittlichen Bereich anzusiedeln war.
Hinsichtlich der gesundheitsrelevanten Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten der
Studienteilnehmer wurde auf Basis einer Normierungsstichprobe für Gesunde (Jack, 2007)
ein FERUS-Score von t gesamt FERUS BL = 39.56 (SD = 11.73) ermittelt. Der mittlere
Rohwert lag bei M = 134.58 (SD = 28.58). Unter Zugrundelegung der Konventionen für die
Interpretation der Testwerte (siehe Jack, 2007, S. 26) bestanden bei der vorliegenden
Hochrisikokohorte zu Studienbeginn somit gravierende Ressourcendefizite.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass im Einklang mit Hypothese 1 bei den
Studienteilnehmern zu Studienbeginn deutliche Einschränkungen im psychosozialen
Funktionsvermögen vorlagen, dass das Stresserleben hoch war und große Defizite in den
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten bestanden.
5.
Ergebnisse
5.3.2.
60
Verbesserung des psychosozialen Funktionsvermögens durch das
Gruppeninterventionsprogramm
5.3.2.1. Hypothese 2a
Zur Überprüfung von prä-post-Unterschieden (BL vs. FU2) im psychosozialen Management
in beiden Versuchsgruppen, gemessen mit der SIS, wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse
mit Messwiederholung durchgeführt. Die Mittelwerte und Standardabweichungen werden in
Tabelle 10 präsentiert. Die Varianzanalyse erbrachte keinen signifikanten Effekt für den
Faktor „Zeit“ (λ = 1.00, F(1, 72) = .02, p = .89, partielles η2 < .001). In der Gesamtstichprobe
bestand somit keine signifikante Veränderung im psychosozialen Management zwischen der
Baseline und der Follow-Up-Messung am Ende der Intervention. Der Interaktionseffekt mit
dem Faktor „Gruppe“ erwies sich ebenfalls als nicht signifikant (λ = .98, F(1, 72) = 1.22, p =
.27, partielles η2 = .02). Auch innerhalb der beiden Versuchsgruppen konnten keine
signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Veränderung in den SIS-Werten von prä zu post
festgestellt werden.
Tabelle 10. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der SIS-Management-Scores zu BL
und FU2 für beide Versuchsgruppen
Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der SIS-Management-Scores zu BL und FU2
Variable
Gruppe
n
M
SD
SE
SIS Management BL
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
1.88
2.10
1.99
1.25
0.96
1.12
0.18
0.19
0.13
SIS Management FU2
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
1.50
2.39
1.93
2.94
2.61
2.80
0.53
0.36
0.33
In Abbildung 6 sind die SIS-Management-Scores zu Baseline (BL) und am Ende der
Intervention (FU2) für beide Versuchsgruppen graphisch dargestellt. Unter Berücksichtigung
der SIS-Schweregradskala spiegelt sich eine Verbesserung im psychosozialen Management
in einer Abnahme des mittleren Scores wider. Je niedriger der Score, desto geringer ist die
Beeinträchtigung im Management verschiedener Rollenbereiche.
5.
Ergebnisse
61
Abbildung 6. SIS-Management-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und FU2 für beide
Versuchsgruppen
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Hypothese 2a nicht beibehalten werden
konnte. Die Ausprägung im psychosozialen Management zeigte keine signifikanten
Verbesserungen vom Studienbeginn bis zum Ende der Intervention. Auch innerhalb der
beiden Versuchsgruppen konnten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der
Veränderungen in den SIS-Scores gefunden werden.
5.3.2.2. Hypothese 2b
Zur Prüfung eines Gruppenunterschieds am Ende der Intervention (FU2) in Bezug auf das
psychosoziale Management wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse mit dem Faktor
„Gruppenzugehörigkeit“ durchgeführt. Es ergab sich kein signifikanter Unterschied in den
SIS-Management-Scores zwischen den beiden Versuchsgruppen (F(1) = 1.89, p = .17,
partielles η2 = .03).
Die Mittelwerte und Standardabweichung der SIS-Management-Scores zu FU2 für beide
Versuchsgruppen finden sich in Tabelle 10. Bezüglich der graphischen Darstellung des
psychosozialen Managements für beide Versuchsgruppen am Ende der Intervention wird auf
Abbildung 6 verwiesen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass entgegen der Hypothese 2b am Ende der
Intervention keine signifikante bessere psychosoziale Anpassung bei den Teilnehmern der
Interventionsbedingung im Vergleich zu den Kontrollprobanden bestand.
5.
Ergebnisse
62
5.3.2.3. Hypothese 2c
Zur Prüfung von Unterschieden in beiden Versuchsgruppen im psychosozialen Management
über den Verlauf von sechs Monaten (BL vs. FU3) wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse
mit Messwiederholung durchgeführt. Die Mittelwerte und Standardabweichungen zu BL und
FU3 werden in Tabelle 11 präsentiert. Die Varianzanalyse erbrachte einen signifikanten
Effekt für den Faktor „Zeit“ (λ = .89, F(1, 72) = 9.17, p < .001, partielles η2 = .11). In der
Gesamtstichprobe zeigte sich somit eine signifikante Verbesserung im psychosozialen
Management zwischen der Baseline und der Follow-Up-Messung nach sechs Monaten.
Nach den vorgeschlagenen Richtlinien zur Klassifikation von Effektstärken (Cohen, 1988)11
wies dieses Ergebnis eine mittlere Effektstärke auf. Der Interaktionseffekt mit dem Faktor
„Gruppe“ erwies sich nicht als signifikant (λ = .98, F(1, 72) = 1.51, p = .22, partielles η2 = .02).
Innerhalb der beiden Versuchsgruppen konnten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich
der Veränderung in den SIS-Werten vom Studienbeginn bis zur Verlaufsmessung nach
sechs Monaten festgestellt werden.
Tabelle 11. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der SIS-Management-Scores zu BL
und FU3 für beide Versuchsgruppen
Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der SIS-Management-Scores zu BL und FU3
Variable
Gruppe
n
M
SD
SE
SIS Management BL
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
1.88
2.10
1.99
1.25
0.96
1.12
0.18
0.19
0.13
SIS Management FU3
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
1.60
1.44
1.52
0.82
0.51
0.69
0.12
0.10
0.08
In Abbildung 7 sind die SIS-Management-Scores zu Baseline (BL) und zur Follow-UpMessung nach sechs Monaten (FU3) für beide Versuchsgruppen graphisch dargestellt.
11
.01 = kleiner Effekt, .06 = mittlerer Effekt, .14 =großer Effekt.
5.
Ergebnisse
63
Abbildung 7. SIS-Management-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und FU3 für beide
Versuchsgruppen
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich im Einklang mit Hypothese 2c eine
signifikante Verbesserung im psychosozialen Management in der Gesamtstichprobe von der
Baseline zum Sechs-Monats-Follow-Up feststellen ließ. Innerhalb der Versuchsgruppen
bestanden keine signifikanten Unterschiede in der Verbesserung im psychosozialen
Management.
5.3.3.
Verbesserung
des
Stresserlebens
Selbstmanagementfähigkeiten
sowie
durch
das
der
Ressourcen
und
Gruppeninterventions-
programm
5.3.3.1. Hypothese 3a
Zur Überprüfung von Veränderungen (BL vs. FU2) in beiden Versuchsgruppen im Erleben
von chronischem Stress, abgebildet mit dem TICS, wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse
mit Messwiederholung durchgeführt. Die Mittelwerte und Standardabweichungen werden in
Tabelle 12 dargestellt. Die Varianzanalyse erbrachte einen signifikanten Effekt für den Faktor
„Zeit“ (λ = .77, F(1, 72) = 20.70, p < .001, partielles η2 = .22). In der Gesamtstichprobe ließ
sich somit eine signifikante Verringerung im mittleren Stresserleben zwischen der Baseline
und der Follow-Up-Messung am Ende der Intervention nachweisen, die Effektstärke war
hierbei sehr hoch. Der Interaktionseffekt mit dem Faktor „Gruppe“ erwies sich nicht als
signifikant (λ = .97, F(1, 72) = 2.58, p = .11, partielles η2 = .04). Innerhalb der beiden
Versuchsgruppen
konnten
somit
keine
signifikanten
Unterschiede
Veränderung in den TICS-Werten von prä zu post festgestellt werden.
hinsichtlich
der
5.
Ergebnisse
64
Tabelle 12. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der TICS-Gesamt-Scores zu BL und
FU2 für beide Versuchsgruppen
Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der TICS-Gesamt-Scores zu BL und FU2
Variable
Gruppe
n
M
SD
SE
t-Wert gesamt TICS BL
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
53.84
54.83
54.32
18.34
15.96
17.11
2.98
2.66
1.99
t-Wert gesamt TICS FU2
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
46.28
39.04
42.76
20.98
21.05
21.18
3.40
3.51
2.46
Abbildung 8 zeigt die TICS-Gesamt-Scores zu Baseline (BL) und zum Ende der Intervention
(FU2) für beide Versuchsgruppen. Eine Abnahme des TICS-Scores spiegelt hierbei eine
Verringerung im Erleben von chronischem Stress wider.
Abbildung 8. TICS-Gesamt-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und FU2 für beide
Versuchsgruppen
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Hypothese 3a beibehalten werden
konnte. Das mittlere Stresserleben der Teilnehmer verringerte sich signifikant vom
Studienbeginn bis zum Ende der Intervention. Innerhalb der beiden Versuchsgruppen
konnten keine signifikanten Unterschiede in der Abnahme der TICS-Gesamt-Scores
nachgewiesen werden.
5.
Ergebnisse
65
5.3.3.2. Hypothese 3b
Zur Prüfung eines Gruppenunterschieds am Ende der Intervention (FU2) hinsichtlich des
Erlebens von chronischem Stress wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse mit dem Faktor
„Gruppenzugehörigkeit“ durchgeführt. Es ergab sich kein signifikanter Unterschied in den
TICS-Gesamt-Scores zwischen den beiden Versuchsgruppen (F(1) = 2.20, p = .14, partielles
η2 = .01).
Die Mittelwerte und Standardabweichung der TICS-Gesamt-Scores zu FU2 für beide
Versuchsgruppen finden sich in Tabelle 12. Bezüglich der graphischen Darstellung des
chronischen Stresserlebens für beide Versuchsgruppen am Ende der Intervention wird auf
Abbildung 8 verwiesen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Hypothese 3b nicht beibehalten werden
konnte. Am Ende der Intervention zeigten die Teilnehmer der Interventionsbedingung kein
signifikant
niedrigeres
Ausmaß
an
chronischem
Stress
als
die
Teilnehmer
der
Kontrollgruppe.
5.3.3.3. Hypothese 3c
Zur Prüfung von Unterschieden in beiden Versuchsgruppen hinsichtlich des Stresserlebens
über den Verlauf von sechs Monaten (BL vs. FU3) wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse
mit Messwiederholung durchgeführt. Die Mittelwerte und Standardabweichungen werden in
Tabelle 13 präsentiert. Die Varianzanalyse erbrachte einen signifikanten Effekt für den
Faktor „Zeit“ (λ = .68, F(1, 72) = 34.00, p = < .001, partielles η2 = .32). In der
Gesamtstichprobe zeigte sich somit eine signifikante Verbesserung im Erleben von
chronischem Stress zwischen der Baseline und der Follow-Up-Messung nach sechs
Monaten. Dieses Ergebnis wies eine sehr hohe Effektstärke auf. Der Interaktionseffekt mit
dem Faktor „Gruppe“ erwies sich nicht als signifikant (λ = .99, F(1, 72) = .96, p = .33,
partielles η2 = .01). Innerhalb der beiden Versuchsgruppen konnten keine Unterschiede
hinsichtlich der Veränderung in den TICS-Gesamt-Scores vom Studienbeginn bis zur
Verlaufsmessung nach sechs Monaten festgestellt werden.
Tabelle 13. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der TICS-Gesamt-Scores zu BL und
FU3 für beide Versuchsgruppen
Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der TICS-Gesamt-Scores zu BL und FU3
Variable
Gruppe
n
M
SD
SE
t-Wert gesamt TICS BL
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
53.84
54.83
54.32
18.34
15.96
17.11
2.98
2.66
1.99
t-Wert gesamt TICS FU3
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
35.48
41.76
38.54
20.15
15.52
18.20
3.27
2.59
2.12
5.
Ergebnisse
66
Abbildung 9 zeigt die TICS-Gesamt-Scores zu Baseline (BL) und zum Follow-Up nach sechs
Monaten (FU3) für beide Versuchsgruppen.
Abbildung 9. TICS-Gesamt-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und FU3 für beide
Versuchsgruppen
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass im Einklang mit Hypothese 3c eine
signifikante Verbesserung im Ausmaß an chronischem Stress in der Gesamtstichprobe von
der Baseline zum Sechs-Monats-Follow-Up gezeigt werden konnte. Innerhalb der
Versuchsgruppen ließen sich keine signifikanten Unterschiede in der Verbesserung des
Stresserlebens feststellen.
5.3.3.4. Hypothese 4a
Zur Überprüfung von Veränderungen (BL vs. FU2) in beiden Versuchsgruppen in den
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten, gemessen mit dem FERUS, wurde eine
einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung durchgeführt. Die Mittelwerte und
Standardabweichungen sind in Tabelle 14 dargestellt. Die Varianzanalyse erbrachte einen
signifikanten Effekt für den Faktor „Zeit“ (λ = .88, F(1, 72) = 9.70, p < .001, partielles η2 =
.12). In der Gesamtstichprobe konnte somit eine signifikante Zunahme von Ressourcen und
Selbstmanagementfähigkeiten zwischen der Baseline und der Follow-Up-Messung am Ende
der Intervention nachgewiesen werden. Die Effektstärke war hierbei im mittleren bis hohen
Bereich anzusiedeln. Der Interaktionseffekt mit dem Faktor „Gruppe“ erwies sich nicht als
signifikant (λ = 1,00, F(1, 72) = .03, p = .87, partielles η2 < .001). Innerhalb der beiden
5.
Ergebnisse
Versuchsgruppen
67
konnten
somit
keine
signifikanten
Unterschiede
hinsichtlich
der
Veränderung in den FERUS-Werten von prä zu post festgestellt werden.
Tabelle 14. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der FERUS-Gesamt-Scores zu BL und
FU2 für beide Versuchsgruppen
Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der FERUS-Gesamt-Scores zu BL und FU2
Variable
Gruppe
n
M
SD
SE
t-Wert gesamt FERUS BL
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
39.50
39.63
39.56
12.93
10.50
11.73
2.10
1.75
1.36
t-Wert gesamt FERUS FU2
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
44.60
45.29
44.94
11.70
11.11
11.34
1.90
1.85
1.32
Abbildung 10 zeigt die FERUS-Gesamt-Scores zu Baseline (BL) und zum Ende der
Intervention (FU2) für beide Versuchsgruppen. Eine Zunahme des FERUS-Scores spiegelt
hierbei eine Verbesserung in den Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten wider.
Abbildung 10. FERUS-Gesamt-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und FU2 für beide
Versuchsgruppen
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Hypothese 4a beibehalten werden
konnte. Die Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten der Teilnehmer verbesserten
sich signifikant vom Studienbeginn bis zum Ende der Intervention. Innerhalb der beiden
Versuchsgruppen konnten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Zunahme in den
FERUS-Gesamt-Scores nachgewiesen werden.
5.
Ergebnisse
68
5.3.3.5. Hypothese 4b
Zur Prüfung eines Gruppenunterschieds am Ende der Intervention (FU2) hinsichtlich der
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse mit
dem Faktor „Gruppenzugehörigkeit“ durchgeführt. Es ergab sich kein signifikanter
Unterschied in den FERUS-Gesamt-Scores zwischen den beiden Versuchsgruppen (F(1) =
.07, p = .80, partielles η2 = .00).
Die Mittelwerte und Standardabweichung der FERUS-Gesamt-Scores zu FU2 für beide
Versuchsgruppen finden sich in Tabelle 14. Bezüglich der graphischen Darstellung der
FERUS-Gesamt-Scores für beide Versuchsgruppen am Ende der Intervention wird auf
Abbildung 10 verwiesen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass entgegen der Hypothese 4b die
Teilnehmer der Interventionsbedingung am Ende der Intervention keine signifikant höheren
Werte
in
den
Ressourcen
und
Selbstmanagementfähigkeiten
zeigten
als
die
Kontrollprobanden.
5.3.3.6. Hypothese 4c
Zur Prüfung von Unterschieden in beiden Versuchsgruppen in den Ressourcen und
Selbstmanagementfähigkeiten über den Verlauf von sechs Monaten (BL vs. FU3) wurde eine
einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung durchgeführt. Die Mittelwerte und
Standardabweichungen sind in Tabelle 15 dargestellt. Die Varianzanalyse erbrachte einen
signifikanten Effekt für den Faktor „Zeit“ (λ = .49, F(1, 72) = 75.30, p < .001, partielles η2 =
.51). In der Gesamtstichprobe zeigte sich somit eine signifikante Verbesserung in den
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten zwischen der Baseline und der Follow-UpMessung nach sechs Monaten. Dieses Ergebnis wies eine hohe Effektstärke auf. Der
Interaktionseffekt mit dem Faktor „Gruppe“ erwies sich nicht als signifikant (λ = 1.00, F(1, 72)
= .34, p = .56, partielles η2 = .01). Innerhalb der beiden Versuchsgruppen konnten somit
keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Veränderung in den FERUS-GesamtScores vom Studienbeginn bis zum Follow-Up nach sechs Monaten festgestellt werden.
Tabelle 15. Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der FERUS-Gesamt-Scores zu BL und
FU3 für beide Versuchsgruppen
Mittelwerte, Standardabweichungen und Standardfehler der FERUS-Gesamt-Scores zu BL und FU3
Variable
Gruppe
n
M
SD
SE
t-Wert gesamt FERUS BL
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
39.50
39.63
39.56
12.93
10.50
11.73
2.10
1.75
1.36
t-Wert gesamt FERUS FU3
Intervention
Kontrolle
Gesamt
38
36
74
48.41
47.42
47.93
13.26
11.28
12.26
2.15
1.88
1.43
5.
Ergebnisse
69
In Abbildung 11 sind die FERUS-Gesamt-Scores zu Baseline (BL) und zur Follow-UpMessung nach sechs Monaten (FU3) für beide Versuchsgruppen graphisch dargestellt.
Abbildung 11. FERUS-Gesamt-Scores (Mittelwerte und Standardfehler) zu BL und FU3 für beide
Versuchsgruppen
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass im Einklang mit Hypothese 4c eine
signifikante Verbesserung in den Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten in der
Gesamtstichprobe von der Baseline zum Sechs-Monats-Follow-Up nachgewiesen werden
konnte. Innerhalb der Versuchsgruppen konnten keine signifikanten Unterschiede in der
Verbesserung der FERUS-Gesamt-Scores festgestellt werden.
5.4. Dropout-Analyse
Aufgrund der Ausfallquote im Studienverlauf wurde eine Dropout-Analyse durchgeführt. Bis
zum FU2 am Ende der Intervention gab es 32 Dropouts, was einer Dropout-Quote von
43.2% in der Gesamtstichprobe entsprach. Bis zur Verlaufsmessung nach sechs Monaten
(FU3) lag die Dropout-Quote bei 48.6%. Die Häufigkeiten in den Dropouts sowie die
Dropout-Gründe bis zum FU3, getrennt für beide Versuchsgruppen, sind in Tabelle 16
dargestellt.
5.
Ergebnisse
70
Tabelle 16. Dropout-Häufigkeiten und Dropout-Gründe bis FU3 in den beiden Versuchsgruppen
Dropout-Häufigkeiten und Dropout-Gründe bis FU3 in den beiden Versuchsgruppen
Intervention
Kontrolle
Dropout bis FU3 (n = 74) (%)
18 (47.4)
18 (50.0)
Dropout Grund bis FU3 (n = 36)
kein Interesse mehr an Teilnahme (%)
klinische Gründe (%)
Beginn einer Psychotherapie (%)
Teilnahme an < 50% der Sitzungen (%)
fehlerhafter Einschluss
mehrere Gründe (%)
12 (57.1)
2 (9.5)
1 (4.8)
2 (9.5)
0 (0.0)
1 (4.8)
7 (38.9)
0 (0.0)
3 (16.7)
3 (16.7)
4 (22.2)
1 (5.6)
Die Dropout-Rate nach sechs Monaten lag in der Interventionsgruppe bei 47.4%, während
sie in der Kontrollbedingung 50% betrug. Der Unterschied in den Dropout-Raten zwischen
Interventions- und Kontrollbedingung zu FU3 war nicht signifikant (2(1) = .05, p = .82).
Ferner konnten zwischen den beiden Versuchsgruppen keine signifikanten Unterschiede in
den Dropout-Gründen festgestellt werden (2(5) = 7.00, p = .22).
Die Ergebnisse von einfaktoriellen Varianzanalysen zeigten ferner, dass sich Personen der
Dropout-Gruppe nicht signifikant von den nicht ausgeschiedenen Teilnehmern in den
zentralen Outcome-Parametern „psychosoziales Funktionsvermögen“ (F(1) = .01, p = .94),
„Stresserleben“ (F(1) = .57, p = .45) und „Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten“
(F(1) = .16, p = .69) unterschieden.
In Tabelle 17 sind die Häufigkeiten der Zeitpunkte des Ausscheidens aus der Studie sowie
die Verteilung der Gründe für die Dropouts dargestellt. Der größte Anteil an Probanden (27
von den insgesamt 36 Dropouts) schied bereits zu Baseline aus der Studie aus; dies
entsprach einem Prozentanteil innerhalb der Dropout-Gruppe von 75%. Von diesen bereits
zu Studienbeginn ausgeschiedenen Probanden nahmen 14 Personen an der Gruppe teil.
Insgesamt nahmen 60 Probanden entweder an der spezifischen Gruppentherapie oder an
den unstrukturierten Sitzungen der Kontrollbedingung teil.
5.
Ergebnisse
71
Tabelle 17. Häufigkeiten der verschiedenen Dropout-Zeitpunkte und –gründe innerhalb der DropoutStichprobe
Häufigkeiten der verschiedenen Dropout-Zeitpunkte und –gründe
innerhalb der Dropout-Stichprobe (n = 36)
Variable
Häufigkeit
Prozentanteil
Dropout Zeitpunkt
zu BL
zu FU1
zu FU2
zu FU3
27
2
3
4
75.0
5.6
8.3
11.1
Dropout Grund
kein Interesse mehr an Teilnahme
klinische Gründe
Beginn einer Psychotherapie
Teilnahme an < 50% der Sitzungen
fehlerhafter Einschluss
mehrere Gründe
19
2
4
5
4
2
52.8
5.6
11.1
13.9
11.1
5.6
Der häufigste Grund für einen Dropout war mit 52.8% das mangelnde Interesse an der
Studienteilnahme. Aus nachfolgender Kreuztabelle (Tabelle 18) für die Variablen „DropoutZeitpunkt“ * „Dropout-Grund“ geht hervor, dass die größte Gruppe der ausgeschiedenen
Teilnehmer diejenige darstellte, die zu Baseline aufgrund eines mangelnden Interesses an
der Studienteilnahme ausschied. Diese Gruppe umfasste 14 der insgesamt 19 Dropouts zu
Baseline, was einem Prozentanteil von 73.7% innerhalb der zu Baseline ausgeschiedenen
Probanden entsprach.
Tabelle 18. Dropout-Zeitpunkt * Dropout-Grund Kreuztabelle
Dropout-Zeitpunkt * Dropout-Grund Kreuztabelle
Häufigkeit Dropout-Zeitpunkt
Dropout Grund
kein Interesse mehr an Teilnahme
klinische Gründe
Beginn einer Psychotherapie
Teilnahme an < 50% der Sitzungen
fehlerhafter Einschluss
mehrere Gründe
zu BL
zu FU1
zu FU2
zu FU3
Gesamt
14
1
1
5
4
2
2
0
0
0
-0
1
1
1
0
-0
2
0
2
0
-0
19
2
4
5
4
2
Zur Überprüfung von etwaigen Unterschieden in den zentralen Outcome-Parametern
zwischen den 14 Dropouts aufgrund mangelnden Interesses zu Baseline und allen anderen
Teilnehmern wurden einfaktorielle Varianzanalysen durchgeführt. Es zeigten sich dabei
keine signifikanten Unterschiede im psychosozialen Funktionsvermögen zwischen den
beiden Subgruppen (F(1) = .94, p = .34). Weiterhin konnten keine Gruppenunterschiede im
5.
Ergebnisse
72
Stresserleben (F(1) = .99, p = .32) nachgewiesen werden. Hinsichtlich der Ressourcen und
Selbstmanagementfähigkeiten ergab sich aber ein signifikanter Gruppenunterschied (F(1) =
5.47, p = .02, partielles η2 = .08). Die Teilnehmer, die zu Baseline aufgrund mangelnden
Interesses aus der Studie ausschieden, wiesen hierbei signifikant höhere Werte in den
Ressourcen
und
Selbstmanagementfähigkeiten
auf
als
alle
anderen
Teilnehmer.
6.
Diskussion
6.
73
Diskussion
Im Folgenden werden die Ergebnisse der vorliegenden Studie zusammengefasst und unter
Berücksichtigung theoretischer sowie methodischer Überlegungen diskutiert. Hierbei sollen
Stärken und Grenzen der vorliegenden Arbeit aufgezeigt und abschließend ein Ausblick auf
Implikationen für zukünftige Forschung und die psychotherapeutische Behandlung von
Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung gegeben werden.
6.1.
Diskussion der Untersuchungsergebnisse
6.1.1.
Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse
In
der
vorliegenden
Studie
konnte
gezeigt
werden,
dass
die
teilnehmenden
Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung bereits zu Studienbeginn
deutliche psychosoziale Einschränkungen aufwiesen, chronischen Stress erlebten und nur
über begrenzte Copingstrategien zum Umgang mit Stress und Belastungen verfügten. Am
Ende der Intervention ließen sich in der Gesamtstichprobe signifikante Verbesserungen
hinsichtlich des Stresserlebens sowie der Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten
beobachten; in Bezug auf das psychosoziale Funktionsvermögen ergaben sich numerische,
aber
keine
signifikanten
Verbesserungen.
Zwischen
der
Interventions-
und
Kontrollbedingung konnten am Ende der Intervention keine bedeutsamen Unterschiede in
den geprüften Zielgrößen
psychosoziales Funktionsvermögen, Stresserleben
sowie
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten festgestellt werden. Sechs Monate nach
Beginn
der
Intervention
zeigten
sich
in
beiden
Versuchsgruppen
signifikante
Verbesserungen in den drei untersuchten Parametern.
6.1.2.
Psychosoziales Funktionsvermögen, Stresserleben sowie Ressourcen
und Selbstmanagementfähigkeiten zu Studienbeginn
Bei der Identifizierung und Charakterisierung von Hochrisikopersonen für die Entwicklung
einer Bipolaren Störung handelt es sich um ein recht junges Forschungsfeld. Während die
Versorgungspraxis
zeigt,
dass
betroffene
junge
Erwachsene
bereits
deutliche
Einschränkungen im Funktionsvermögen zeigen und Schwierigkeiten haben, den an sie
gestellten Anforderungen gerecht zu werden, existieren bis dato keine repräsentativen Daten
zum Ausmaß dieser Beeinträchtigungen. Im Rahmen der vorliegenden Studie konnten
wichtige Erkenntnisse auf dem Gebiet der Charakterisierung einer Hochrisikoklientel
hinsichtlich des psychosozialen Funktionsvermögens, des Erlebens von chronischem Stress
sowie des Ausmaßes an Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten gesammelt werden.
6.
Diskussion
74
Die gefundenen Ergebnisse sollen im Folgenden unter Hinzunahme von Vergleichsdaten
aus gesunden und psychiatrischen Populationen interpretiert werden.
Im Einklang mit Hypothese 1 konnte in der vorliegenden Arbeit gezeigt werden, dass bei den
untersuchten hilfesuchenden Personen mit erhöhtem Risiko für eine bipolare Entwicklung zu
Studienbeginn
deutliche
Einschränkungen
in
der
psychosozialen
Anpassung
an
verschiedene Rollenbereiche (z.B. Arbeit/Studium, Interaktion mit nahestehenden Personen,
Hausarbeit, Freizeitaktivitäten) bestanden. Dieses Ergebnis ist wahrscheinlich darauf
zurückzuführen, dass es sich bei Einschränkungen im psychosozialen Funktionsvermögen
um ein Einschlusskriterium für die Studienteilnahme handelte. Zur Untersuchung der Frage,
wie der Management-Gesamtscore der vorliegenden Stichprobe mit gesunden und
psychiatrischen Populationen ins Verhältnis gesetzt werden kann, wurden Vergleichsdaten
herangezogen (Hecht & Wittchen, 1988). Der vorliegende SIS-Management-Gesamtscore
von M = 1.99 (SD = 1.12) lag in einer großen allgemeinen Population (n = 393) auf dem
90%-Perzentil. Dies bedeutet, dass 90% der Werte in der Allgemeinbevölkerung unter dem
Mittelwert der vorliegenden Stichprobe lagen. Im Vergleich zur allgemeinen Kohorte wiesen
die untersuchten Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung somit
deutlich größere Schwierigkeiten in der psychosozialen Anpassung auf. Verglichen mit der
um psychiatrische Patienten bereinigten allgemeinen Kohorte (n = 293), lag der vorliegende
Management-Score über dem 90%-Perzentil. Aus der Gegenüberstellung der Daten mit
psychiatrisch Gesunden wird somit ersichtlich, dass das psychosoziale Funktionsniveau der
Teilnehmer der vorliegenden Studie deutlich niedriger war. Das Ausmaß an Beeinträchtigung
im psychosozialen Management war ähnlich ausgeprägt wie bei Personen mit affektiven
Störungen (n = 51, M = 1.8, SD nicht angegeben). Dieses vergleichbare Ergebnis ist
vermutlich vor dem Hintergrund erklärbar, dass etwa drei Viertel der untersuchten
Hochrisikoklientel
neben
der
subsyndromalen
bipolaren
Symptomatik
bereits
die
Diagnosekriterien für eine unipolare affektive Störung erfüllte. Im Vergleich zum
Management-Score von schizophren erkrankten Patienten (n = 63, M = 1.6, SD nicht
angegeben) erschienen die Probanden der vorliegenden Studie sogar etwas belasteter.
Hinsichtlich des Erlebens von chronischem Stress zeigten sich bei der untersuchten
Hochrisikokohorte
ebenfalls
hypothesenkonforme
Ergebnisse.
Die
Probanden
der
vorliegenden Studie gaben zu Studienbeginn an, sich übermäßig viele Sorgen zu machen,
sich vor allem im beruflichen Kontext überlastet und überfordert zu fühlen und nicht
genügend Anerkennung für ihre Leistung zu erhalten. Vergleicht man den vorliegenden
TICS-Score zu Baseline (M = 21.07, SD = 11.80) mit den Stresswerten aus einer großen
bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe (siehe Hapke et al., 2013) mit fast 8000
Teilnehmern,
zeigte
sich
bei
den
Studienteilnehmern
eine
überdurchschnittliche
6.
Diskussion
75
Stressbelastung12. Aufgrund des Fehlens von Vergleichsdaten aus klinischen Populationen
zum chronischen Stresserleben, wie es das TICS erfasst, können die vorliegenden
Ergebnisse nicht in Relation zu Patientengruppen oder gar Risikopopulationen gesetzt
werden.
Schließlich
zeigten
sich
bei
der
untersuchten
Hochrisikoklientel
deutliche
gesundheitsrelevante Ressourcendefizite (M = 134.58, SD = 28.58). Ein Vergleich mit dem
mittleren FERUS-Score aus der von Jack (2007) beschriebenen Normierungsstichprobe von
86 gesunden Probanden (M = 162.5, SD = 20.5) verdeutlicht, dass den Teilnehmern der
vorliegenden Studie deutlich weniger Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten zur
Verfügung standen. Nach Einordnung des vorliegenden FERUS-Scores in die Verteilung der
Gesunden-Stichprobe ergab sich ein Prozentrang von PR = 10. Nur 10% der Kohorte der
Gesunden hatten somit ähnlich schwach ausgeprägte gesundheitsrelevante Ressourcen wie
die Teilnehmer der vorliegenden Studie. Die Einschränkungen in den Ressourcen und
Selbstmanagementfähigkeiten waren vergleichbar mit denen von sich in stationärer
Behandlung befindlichen psychosomatischen Patienten (Jack, 2007) (n = 545, M = 133.9,
SD = 31.2) und lagen mit einem Prozentrang von PR = 50 in der Mitte der Verteilung der
psychosomatischen Stichprobe. Die Teilnehmer der vorliegenden Studie zeigten zu
Studienbeginn
somit
ähnlich
starke
Einschränkungen
in
den
Selbstmanagementfähigkeiten wie psychosomatische Patienten,
Ressourcen
und
die vorwiegend an
unipolaren depressiven Erkrankungen, Anpassungs- und Angststörungen litten.
Aus der Psychoseforschung ist bekannt, dass Hochrisikopersonen für die Entwicklung von
Psychosen über ein deutlich eingeschränktes psychosoziales Funktionsniveau verfügen.
Psychose-Hochrisikopopulationen weisen hierbei Werte im Globalen Funktionsvermögen
(Global Assessment of Functioning Scale (GAF)) im Bereich von 48-61 auf (Addington et al.,
2011, Bechdolf et al., 2012b, McGorry et al., 2002; Morrison et al., 2004), was auf mäßig bis
stark ausgeprägte Schwierigkeiten bezüglich der sozialen, beruflichen oder schulischen
Leistungsfähigkeit hindeutet. Wenngleich im Rahmen der Studien zur Früherkennung und –
intervention bei Psychosen die Operationalisierung des Funktionsvermögens über andere
Instrumente als die im Rahmen der vorliegenden Studie verwendete SIS erfolgte, deutet ein
Vergleich der vorliegenden Daten mit dem von Psychose-Hochrisikopersonen auf ähnlich
starke psychosoziale Funktionsbeeinträchtigungen hin.
In der Literatur zur klinischen Charakterisierung bipolarer Patienten finden sich Hinweise auf
erhebliche psychosoziale Dysfunktionen (Überblicksarbeiten siehe Mehta et al., 2014;
Sanchez-Moreno et al., 2009), besonders im Bereich des Funktionierens im Job, hinsichtlich
12
Hapke und Kollegen (2013) legten folgende Klassifikation der Stresswerte zugrunde: 0 bis 11 Punkte (≤
Median) „unterdurchschnittliche bis durchschnittliche Stressbelastung“, 12 bis 22 Punkte „überdurchschnittliche
Stressbelastung“, 23 bis 48 Punkte (≥ 90. Perzentil) „starke Stressbelastung“.
6.
Diskussion
76
interpersoneller Beziehungen und in der adäquaten Gestaltung von Freizeitaktivitäten. In
einer prospektiven Multicenterstudie (The European Mania in Bipolar Longitudinal Evaluation
of Medication (EMBLEM)) konnte gezeigt werden, dass 68% der untersuchten bipolar
erkrankten Personen unter mittelgradigen bis schweren Einschränkungen im Bereich des
Jobs litten (Goetz et al., 2007). Schwierigkeiten in interpersonellen Beziehungen sind bei
bipolar erkrankten Personen stärker ausgeprägt als bei depressiven Patienten (Mehta et al.,
2014). In der vorliegenden Studie lag bei der untersuchten Hochrisikoklientel für die
Entwicklung einer Bipolaren Störung der Anteil an im Job mittelgradig bis stark
beeinträchtigten Personen bei 39%; nur 10.8% der Probanden berichteten keine
Einschränkungen in diesem Rollenbereich. Auch die Qualität der Interaktion mit anderen
Personen war in der vorliegenden Stichprobe deutlich herabgesetzt. Die psychosozialen
Funktionsbeeinträchtigungen der untersuchten Hochrisikokohorte wiesen somit deutliche
Parallelen zu denen von bipolar erkrankten Personen auf. Beim Vergleich der vorliegenden
Befunde mit den oben beschriebenen Studienergebnissen muss berücksichtigt werden, dass
zur Erfassung von psychosozialen Dysfunktionen unterschiedliche Messinstrumente, die
ähnliche,
teilweise
überlappende
Konstrukte
messen
(z.B.
psychosoziales
Funktionsvermögen gemäß der SIS vs. Globales Funktionsniveau/GAF), zum Einsatz
kamen.
Zusammenfassend
verdeutlichen
Funktionsbeeinträchtigungen
und
die
Befunde
Ressourcendefizite
die
im
enormen
Umgang
psychosozialen
mit
Stress
und
Belastungen, unter denen Personen mit Risikostatus für eine bipolare Entwicklung leiden.
Diese erheblichen Einschränkungen sind in ihrem Schweregrad vergleichbar mit denen von
psychiatrischen Populationen und zeigen den dringenden psychotherapeutischen Bedarf
hinsichtlich der Förderung der Funktionsfähigkeit und des Stressmanagements für diese
Klientel auf.
6.1.3.
Verbesserung des psychosozialen Funktionsvermögens durch das
Gruppeninterventionsprogramm
Aufgrund der hohen klinischen Relevanz wurde in der vorliegenden Studie das
psychosoziale Funktionsvermögen der Hochrisikopersonen als ein primäres Maß für die
Wirksamkeit der Gruppenintervention gewählt. Hierbei wurden in beiden Versuchsgruppen
Verbesserungen im psychosozialen Management erwartet, wenngleich bei den Teilnehmern
der Interventionsbedingung größere Effekte als bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe
postuliert wurden.
Entgegen der Hypothese 2a konnten in der Gesamtstichprobe am Ende der Intervention
keine signifikanten Verbesserungen im psychosozialen Funktionsvermögen nachgewiesen
6.
Diskussion
77
werden. Wenngleich das Ergebnis keine statistische Signifikanz erreicht, zeigte sich jedoch,
dass die SIS-Werte der Interventionsgruppe abnahmen, sich also das Funktionsvermögen
verbesserte, während sie in der Kontrollgruppe zunahmen. Dieses Ergebnis lässt
verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu:
Zum
einen
könnte
die
Gruppeninterventionsprogramm
Schlussfolgerung
nicht
wirksam
abgeleitet
in
Bezug
werden,
auf
das
dass
das
psychosoziale
Funktionsvermögen der Teilnehmer war. Gegen die These der mangelnden Wirksamkeit
spricht der Befund, dass sich übereinstimmend mit Hypothese 2c sechs Monate nach Beginn
der Intervention durchaus positive Effekte in Bezug auf das psychosoziale Management der
Probanden beobachten ließen. Möglicherweise handelt es sich bei der Veränderung im
psychosozialen Management um einen Prozess, der nicht innerhalb weniger Wochen zu
messbaren Ergebnissen führt, sondern sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten
erstreckt. Deutliche Fortschritte hinsichtlich der Interaktion mit Kollegen und nahestehenden
Personen, im Bereich des Funktionierens im Job oder in der adäquaten Freizeitgestaltung
können vermutlich gar nicht innerhalb von wenigen Wochen erzielt werden. Allerdings
können die Erfahrungen aus der Gruppenteilnahme dazu beigetragen haben, dass
längerfristig Erfolge im psychosozialen Management erreicht werden können.
Eine weitere Erklärung für die fehlende signifikante Verbesserung im psychosozialen
Funktionsvermögen am Ende der Intervention betrifft die Messung dieses Outcomes mittels
der SIS. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich während der 14-wöchigen
Intervention durchaus Verbesserungen im psychosozialen Management ergeben haben, die
aber mit dem Messinstrument nicht operationalisiert werden konnten. Obwohl die Autoren
der SIS die Veränderungssensitivität ihres Verfahrens hervorheben, wurde das Instrument in
klinischen Wirksamkeitsstudien wenig angewandt, so dass Vergleichsdaten aus anderen
klinischen
Populationen
fehlen.
Die
Frage,
ob
sich
die
SIS
im
Kontext
von
Psychotherapiestudien tatsächlich als änderungssensitiv erweist, kann somit nicht
abschließend beantwortet werden.
Denkbar wäre auch, dass die Probanden durchaus Fortschritte in einzelnen Dimensionen
des psychosozialen Managements, beispielsweise in der funktionalen Interaktion mit
anderen Personen, erzielt haben, diese Veränderungen jedoch durch die Auswertung der
SIS mittels Bildung eines Gesamtscores nicht erkennbar waren. Im Rahmen der
vorliegenden Arbeit hätte eine statistische Analyse der Veränderung in den einzelnen
Rollenbereichen des psychosozialen Managements aufgrund der Stichprobengröße und der
geringen Zellhäufigkeiten in den einzelnen Subskalen der SIS keine interpretierbaren
Erkenntnisse gebracht. Eine größere Datenbasis erscheint daher notwendig, um Aussagen
über
etwaige
Veränderungen
einzelner
Dimensionen
Funktionsvermögens der Studienteilnehmer treffen zu können.
des
psychosozialen
6.
Diskussion
78
Entgegen der Hypothese 2b ergaben sich nach Abschluss der Intervention zwischen den
beiden
Versuchsgruppen
keine
signifikanten
Unterschiede
im
psychosozialen
Funktionsvermögen. Die numerische Betrachtung der Management-Scores geht konform mit
der
Hypothese
und
zeigt
zumindest
eine
Tendenz,
dass
Teilnehmer
der
Interventionsbedingung ein besseres psychosoziales Management aufwiesen als die
Probanden der Kontrollbedingung.
Im Gegensatz zu diesen Ergebnissen konnte in den bekannten Psychotherapiestudien bei
Hochrisikopersonen für Psychosen (für einen Überblick: siehe Müller et al., 2012) eine
deutliche Überlegenheit der spezifischen psychotherapeutischen Gruppeninterventionen
gegenüber den Kontrollbedingungen gezeigt werden. Allerdings muss beim Vergleich der
vorliegenden Ergebnisse mit denen aus der Psychoseforschung berücksichtigt werden, dass
die Operationalisierung der Wirksamkeit der Interventionen vornehmlich über die
Konversionsraten in eine manifeste Psychose
erfolgte. Darüber hinaus
war
die
Kontrollbedingung in einigen Interventionsstudien für Personen in Risikostadien einer
Psychose viel weniger strukturiert als in der vorliegenden Studie, beispielsweise bestand die
Kontrollbedingung
nur
aus
einem
Monitoring
der
Symptomatik
ohne
jeglichen
Interaktionscharakter (Morrison et al., 2007). In den aktuelleren Psychotherapiestudien bei
Hochrisikopersonen für Psychosen kamen, ähnlich wie in der vorliegenden Studie, aktive,
supportive Settings als Kontrollbedingung zum Einsatz. Interessanterweise fanden sich in
diesen Publikationen viel geringere Unterschiede zwischen den beiden Versuchsgruppen. In
der Studie von Addington und Kollegen (2010) wurden beispielsweise keine signifikanten
Unterschiede in den Konversionsraten zwischen Interventions- und Kontrollbedingung
festgestellt. In der Arbeit von Bechdolf et al. (2012) konnte zwar eine deutliche Überlegenheit
der Interventionsbedingung im Hinblick auf die Erstmanifestation einer Psychose, nicht aber
in Bezug auf das globale Funktionsniveau der Teilnehmer nachgewiesen werden. Offenbar
kann durch eine Gruppenteilnahme per se eine Verbesserung der Funktionsfähigkeit von
Hochrisikopersonen für die Entwicklung Bipolarer Störungen und Psychosen erreicht
werden, wobei die Form und Konzeption der Intervention einen vergleichsweise geringen
Einfluss auf den Outcome zu haben scheint. Dieses als „Äquivalenzparadoxon“ bezeichnete
Phänomen des Nicht-Unterschieds zwischen einzelnen Therapieformen wird jedoch in der
Psychotherapieforschung vielfach als ein methodisches Artefakt angesehen, nämlich als ein
Problem der statistischen Power (Reinecker, 2009). Psychotherapiestudien weisen oftmals
nicht die erforderliche statistische Power auf, um kleine oder mittlere Unterschiede zwischen
verschiedenen psychotherapeutischen Verfahren entdecken zu können. Kazdin (1989)
schlussfolgerte aus einer Analyse von 85 Psychotherapiestudien, dass eine statistische
Power von 80-90% nötig ist, um kleine bis mittlere Effekte entdecken zu können.
6.
Diskussion
79
Die relativ geringe Stichprobengröße von 74 Probanden in dieser Studie könnte dazu
beigetragen haben, dass ein möglicher, tatsächlich bestehender Unterschied zwischen den
beiden Versuchsgruppen keine statistische Signifikanz erreicht hat. Aufgrund des hohen
Rekrutierungsaufwandes und der beschränkten personellen und finanziellen Ressourcen
(siehe Kapitel 6.2.1.) konnte im Rahmen der vorliegenden Studie keine Untersuchung an
einer größeren Stichprobe realisiert werden. Die Erklärung, dass die spezifische
Gruppenpsychotherapie keine signifikant besseren Effekte in Bezug auf das psychosoziale
Funktionsvermögen der Teilnehmer nach sich zog als die unstrukturierte Kontrollbedingung,
muss daher in Betracht gezogen werden. Zum Ausschluss des möglichen Effektes, dass die
Teilnahme an einer Gruppe per se dazu beigetragen haben könnte, dass zwischen den
beiden Versuchsgruppen keine Unterschiede zu beobachten waren, hätte ein weiterer
Studienarm, eine Wartekontrollgruppenbedingung, realisiert werden müssen, auf den aus
ethischen Gründen jedoch verzichtet wurde, da die Probanden aufgrund erheblicher
psychosozialer Funktionsbeeinträchtigungen und Symptomatik Hilfe gesucht hatten (siehe
auch Kapitel 6.2.2.).
Aufgrund
der
dargestellten,
nicht-hypothesenkonformen
Ergebnisse
am
Ende
der
Intervention, dass keine signifikanten Verbesserungen hinsichtlich des psychosozialen
Funktionsvermögens in der Gesamtstichprobe und ferner keine bedeutsamen Unterschiede
zwischen den beiden Versuchsgruppen festgestellt werden konnten, muss die Auswahl des
14-Wochen-Outcomes als primärer Endpunkt der Studie kritisch hinterfragt werden. Denkbar
wäre es, dass die Teilnehmer der Interventionsgruppe einige Monate nach Abschluss der
Intervention den Kontrollprobanden im psychosozialen Funktionsvermögen durchaus
überlegen waren. Dieser Frage gilt es im Rahmen der Auswertung der Gesamtstudie, die für
Ende 2016 geplant ist, auf den Grund zu gehen. Dort kann abschließend geklärt werden, ob
auf Basis der Ergebnisse aus den Follow-Up-Untersuchungen (nach 6, 12 und 18 Monaten)
differenziertere Aussagen zur Wirksamkeit der spezifischen Gruppentherapie, aber auch
zum Effekt des unstrukturierten Kontrollsettings, getroffen werden können.
Wie bereits erwähnt, stützen die Ergebnisse aus der Verlaufsmessung nach sechs Monaten
die Hypothese 2c, welche signifikante Verbesserungen in der Gesamtstichprobe hinsichtlich
des psychosozialen Funktionsvermögens postuliert. Die Teilnehmer beider Versuchsgruppen
konnten im Zeitraum von sechs Monaten deutliche Fortschritte in der psychosozialen
Anpassung erzielen, wobei die größten Verbesserungen in der Zeit nach Abschluss der
Intervention bis zum Sechs-Monats-FU zu beobachten waren (vgl. Abbildung 12 im Anhang).
Inwieweit diese positive Veränderung auf die Gruppenteilnahme zurückzuführen ist, oder ob
andere Faktoren ausschlaggebend für den Effekt waren, kann nicht abschließend geklärt
werden. Es wäre beispielsweise denkbar, dass die beobachteten Veränderungen auf
sogenannten Regressionseffekten beruhen, was bedeutet, dass eine Verbesserung aufgrund
6.
Diskussion
80
von spontaner Remission zustande kommt. Einer der Pioniere der Psychotherapieforschung,
Klaus Grawe, konnte dagegen in einer umfangreichen Analyse von 111 Studien nachweisen,
dass der Effekt von spontaner Remission psychischer Störungen vielfach überschätzt wird
(Grawe,
1992).
In
der
vorliegenden
Studie
wurde
eine
Personengruppe
mit
Risikosymptomatik untersucht, bei der eine Progredienz der Symptomatik bzw. der
funktionalen Beeinträchtigungen zu Studienbeginn als Einschlusskriterium gefordert war, so
dass eine spontane Remission dieser Einschränkungen nicht zu erwarten war. Zur
Beantwortung der Frage nach dem Einfluss des potentiellen Effekts der Spontanremission
wäre wiederum ein Wartekontrollgruppendesign erforderlich gewesen, welches, wie bereits
erwähnt, aus ethischen Gründen nicht umgesetzt wurde (eine ausführliche Diskussion
bezüglich des Studiendesigns findet sich in Kapitel 6.2.2.).
6.1.4.
Verbesserung
des
Stresserlebens
Selbstmanagementfähigkeiten
durch
sowie
das
der
Ressourcen
und
Gruppeninterventions-
programm
Neben der psychosozialen Funktionsfähigkeit wurde bei den Teilnehmern der vorliegenden
Studie die Veränderung des Erlebens von chronischem Stress anhand des TICS als
wichtiger Outcome-Parameter untersucht. Grundlage für die Stressgenese stellt hierbei eine
Dysbalance von Anforderungen und anforderungsbezogenen Ressourcen dar (siehe Schulz
et al., 2004), die im engen Zusammenhang mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von
psychischen und somatischen Erkrankungen steht (z.B. Kaluza, 2004). Ziel des spezifischen
Gruppenpsychotherapieprogramms war sowohl die Reduktion des aktuellen chronischen
Stresserlebens als auch die Prävention von zukünftigem Stress durch spezifische
Stressbewältigungs- und Problemlösestrategien. Es wurden in beiden Versuchsgruppen
positive Veränderungen in Bezug auf das Stressniveau vorhergesagt, wenngleich ein
größerer Effekt in der Interventionsbedingung erwartet wurde.
Das Ergebnis, dass in der Gesamtstichprobe eine signifikante Reduktion im Erleben von
chronischem Stress vom Studienbeginn bis zum Ende der Intervention nachgewiesen
werden konnte, steht im Einklang mit Hypothese 3a. Der gefundene Effekt erwies sich als
hoch signifikant und zeigte eine hohe Effektstärke. Demgegenüber konnten innerhalb der
beiden Versuchsgruppen keine bedeutsamen Unterschiede in der Veränderung des
Stressniveaus von prä zu post identifiziert werden. Offenbar fanden in beiden
Versuchsgruppen Veränderungsprozesse im Stresserleben statt, die sich in ihrem Ergebnis
kaum voneinander unterschieden. Es erscheint naheliegend, die positiven Effekte in der
Interventionsbedingung im Hinblick auf das Erleben von und den Umgang mit chronischem
Stress den spezifischen Stressbewältigungs- und Problemlösetechniken zuzuschreiben, die
im Rahmen der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Intervention zum Einsatz kamen. Der
6.
Diskussion
81
Befund, dass Versuchsteilnehmer beider Gruppenbedingungen zu profitieren schienen,
spricht
allerdings
dafür,
dass
neben
spezifischen
Wirkmechanismen
der
psychotherapeutischen Intervention (z.B. Problemlösetechniken, Achtsamkeitstraining) auch
allgemeine, therapieübergreifende Wirkfaktoren (z.B. Ressourcenaktivierung oder die
therapeutische Beziehung) zur Erklärung der positiven Effekte in Bezug auf das Ausmaß an
chronischem Stress in Betracht gezogen werden müssen. Für die Planung zukünftiger
Interventionen für Hochrisikopersonen für die Entwicklung Bipolarer Störungen erscheint es
daher erstrebenswert, anhand einer größeren Stichprobe der Frage nachzugehen, welche
spezifischen und unspezifischen Wirkfaktoren in den beiden Versuchsbedingungen zur
positiven Beeinflussung des Erlebens von chronischem Stress beigetragen haben könnten.
Die Auswertung zu Hypothese 3b, in welcher am Ende der Intervention eine signifikante
Überlegenheit des spezifischen Gruppentherapieprogramms in Bezug auf das Stresserleben
im Vergleich zur Kontrollbedingung erwartet wurde, erbrachte keine hypothesenkonformen
Ergebnisse. Numerisch betrachtet, war das Ausmaß an chronischem Stress bei den
Teilnehmern der Kontrollgruppe sogar etwas geringer als bei den Probanden, die an der
spezifischen Gruppenintervention teilgenommen hatten. Eine Erklärungsmöglichkeit für den
fehlenden Unterschied im Hinblick auf das chronische Stresserleben stellt das bereits im
vorangegangenen Kapitel 6.1.3. beschriebene Äquivalenzparadoxon, also der vielfach
überschätzte Einfluss der Therapiemethode auf den Outcome, dar. Die Kontrollbedingung
der vorliegenden Studie stellte keine strukturierte und evaluierte Therapieform dar. Obschon
in der Kontrollgruppe keine spezifischen psychotherapeutischen Techniken angewandt
wurden, handelte es sich hierbei nicht um eine Placebobedingung. Durch das
Gruppensetting und die moderierende, weniger aktive und direktive Rolle des Therapeuten
wurde die Eigenverantwortung und gegenseitige Unterstützung der Teilnehmer in Bezug auf
das Stressmanagement angesprochen, so dass die Kontrollbedingung bereits eine
unspezifische Form der psychosozialen Intervention darstellte (siehe Kapitel 6.2.5.).
In Psychotherapiestudien wurde das Phänomen ähnlicher Effekte zwischen Interventionsund Kontrollgruppe vielfach untersucht. Meyer und Hautzinger (2012) kamen in ihrer Studie
zur Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie bei Patienten mit Bipolarer Störung zu
dem Schluss, dass in der supportiven Kontrollbedingung offenbar auch die allgemeinen
Wirkfaktoren von Psychotherapie greifen. Die Erfahrungen und Rückmeldungen der
Studientherapeuten der vorliegenden Studie, wie auch die Analyse erster Videosequenzen
der Gruppensitzungen zeigen, dass in der Kontrollbedingung eine positive therapeutische
Beziehung gestaltet wurde, die Probanden Zuwendung und Anerkennung bekamen und
durch die offene, nicht-manualisierte Struktur die Möglichkeit erhielten, Inhalt und Verlauf der
Sitzungen selbst zu bestimmen.
6.
Diskussion
82
Aus Interventionsstudien für Personen in frühen Phasen von Psychosen ergeben sich
ebenfalls Hinweise auf die relativ hohe Wirksamkeit von in den Kontrollbedingungen
angebotenen supportiven Interventionen, so dass diese inzwischen als First-LineInterventionen bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko diskutiert werden (McGorry et al.,
2013; Yung et al., 2011). Aufgrund der Unterschiedlichkeit zwischen Psychosen und
Bipolaren Störungen hinsichtlich der Entwicklung vom Prodromalstadium bis hin zur
Erstmanifestation können die Erkenntnisse aus der Psychoseforschung nur begrenzt auf
Bipolare Störungen übertragen und hieraus therapeutische Empfehlungen abgeleitet werden.
Da die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit als vorläufig zu betrachten sind, kann die Frage,
ob bei Hochrisikopersonen für eine bipolare Entwicklung eine ausschließlich supportive
Therapie
ebenfalls
eine
Alternative
zu
einer
spezifischen,
psychotherapeutischen
Intervention darstellen könnte, an dieser Stelle nicht abschließend geklärt werden.
Im Einklang mit Hypothese 3c erwiesen sich die gefundenen positiven Effekte im Hinblick auf
das Erleben von chronischem Stress als zeitlich stabil. Im Sechs-Monats-Follow-Up konnte
erwartungsgemäß eine signifikante Verminderung des Ausmaßes an chronischem Stress in
der Gesamtstichprobe nachgewiesen werden. Nach Abschluss der Intervention nahm das
Stresserleben im Verlauf von sechs Monaten sogar weiter ab (vgl. Abbildung 13 im Anhang).
Ähnlich wie im Follow-Up am Ende der Intervention (Hypothese 3a) erreichte die Interaktion
mit dem Faktor „Gruppe“ nach sechs Monaten keine statistische Signifikanz, was bedeutet,
dass innerhalb der beiden Versuchsgruppen keine Unterschiede in der Veränderung der
TICS-Werte zu beobachten waren. Aufgrund des Studiendesigns, welches keine
Wartekontrollbedingung vorsah, kann an dieser Stelle wiederum nicht ausgeschlossen
werden, dass der positive Effekt in Bezug auf das Stresserleben in beiden Versuchsgruppen
auf andere Einflussfaktoren, wie beispielsweise Reifungseffekte, zurückgeführt werden kann.
Aufgrund der ausgeprägten Psychopathologie der untersuchten Hochrisikokohorte, der
hohen Komorbiditätsraten mit anderen psychiatrischen Erkrankungen und der schweren
funktionalen Beeinträchtigungen erscheint eine spontane Remission im Sinne einer
Reduktion des chronischen Stresserlebens in einem kurzen Zeitraum von sechs Monaten
aufgrund von Entwicklungs- und Reifungsprozessen allerdings unwahrscheinlich. Nach
Abschluss der Gesamtstudie könnte eine Analyse der Veränderung des Stresserlebens
derjenigen Probanden, die bereits vor Beginn der Intervention aufgrund mangelnden
weiteren Interesses aus der Studie ausschieden, Aufschluss über die Frage geben, ob bei
dieser Kohorte, die quasi unbehandelt blieb, eine Reduktion des Stresserlebens auch ohne
gruppentherapeutische Intervention festgestellt werden kann.
Aufgrund der sehr geringen Anzahl (in der vorliegenden Untersuchung handelte es sich um
eine Subpopulation von 14 Personen, die aufgrund mangelnden Interesses bereits zu
Baseline aus der Studie ausschieden) und der Tatsache, dass diese Personengruppe eher
6.
Diskussion
83
schwer zu motivieren war, an den Verlaufsuntersuchungen teilzunehmen, wurde im Rahmen
der vorliegenden Arbeit auf die separate Betrachtung dieser Substichprobe hinsichtlich der
Veränderung im Erleben von chronischem Stress verzichtet. Die Auswertung der
Gesamtstudie wird schließlich Aufschluss darüber geben können, ob Teilnehmer beider
Versuchsbedingungen auch über einen längeren Zeitraum als sechs Monate von der
Gruppenteilnahme profitieren können und stabil niedrigere Stresslevel im Vergleich zum
Studienbeginn aufweisen.
Einen weiteren Aspekt des funktionalen Umgangs mit Stress und Belastungen stellen
gesundheitsrelevante Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten dar, die in der
vorliegenden Arbeit mittels des FERUS erhoben wurden. Ziel des in der vorliegenden Studie
angewandten Gruppenpsychotherapieprogramms war hierbei die Stärkung von Ressourcen,
Selbstwirksamkeits- und Kontrollüberzeugungen sowie Fertigkeiten zum Management von
Stress, um letztlich gemäß dem salutogenetischen Modell (Antonovsky, 1979) die
psychische Gesundheit und das Wohlbefinden bei den Studienteilnehmern zu fördern.
Die Analysen zur Veränderung von Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten
erbrachten ähnliche Ergebnisse wie die oben diskutierten Befunde zum Erleben von
chronischem Stress. Im Einklang mit Hypothese 4a, in welcher signifikante Fortschritte in
den Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten in beiden Versuchsgruppen postuliert
wurden, zeigten sich am Ende der Intervention deutlich geringere Ressourcendefizite. Der
nicht signifikante Interaktionseffekt mit dem Faktor „Gruppe“ deutet wiederum auf fehlende
Unterschiede innerhalb der beiden Versuchsgruppen hinsichtlich der Veränderung in den
FERUS-Werten hin. Durch die Gruppenteilnahme konnte somit eine deutliche Verbesserung
im Hinblick auf Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten der Probanden erreicht
werden, wenngleich der potentielle Einfluss anderer Faktoren (spontane Verbesserung,
Reifungseffekte) aufgrund des Studiendesigns nicht ausgeschlossen werden kann.
In Bezug auf die Überlegenheit der Teilnehmer der Interventionsbedingung in den
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten (Hypothese 4b) ergaben sich keine
hypothesenkonformen Ergebnisse. In beiden Versuchsgruppen konnte am Ende der
Intervention eine ähnliche Ausprägung in den untersuchten Parametern festgestellt werden.
Offenbar haben in beiden Versuchsbedingungen Prozesse stattgefunden, durch welche
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten der Teilnehmer gefördert wurden. Im
Rahmen
der
Interventionsbedingung
wurde
auf
spezifische,
bei
verschiedenen
psychiatrischen Erkrankungen bereits bewährte, psychotherapeutische Techniken zur
Ressourcenaktivierung und Problembewältigung der Studienteilnehmer zurückgegriffen, wie
beispielsweise
die
Anregung
zur
Selbstreflexion,
die
Anleitung
von
selbstwirksamkeitsfördernden Achtsamkeitsübungen oder die Problemaktivierung und –
6.
Diskussion
84
lösung mit Hilfe von Rollenspielen. Diese spezifischen, psychotherapeutischen Ansätze
kamen in der unstrukturierten Kontrollbedingung nicht zum Einsatz, wobei es gleichwohl
gelungen sein muss, die verfügbaren Ressourcen der Studienteilnehmer zu fördern und
Selbstmanagementfähigkeiten auszubauen. Es kann vermutet werden, dass eine gute
Therapeut-Patient-Beziehung, die für einen ressourcenorientierten Ansatz als bedeutend
angesehen wird (Beesdo-Baum, 2011), in beiden Versuchsbedingungen realisiert werden
konnte. Eine umfangreiche Analyse der Videomitschnitte aus den Gruppensitzungen wird
Aufschluss darüber geben können, inwieweit das offene, unstrukturierte Setting der
Kontrollbedingung, welches einen intensiven Austausch der Studienteilnehmer ermöglichte,
im besonderen Maße dazu beitragen konnte, persönliche Ressourcen zu stärken, das
Selbstwirksamkeitserleben zu erhöhen und Problemlösefertigkeiten zu etablieren.
Im Einklang mit Hypothese 4c konnte in der vorliegenden Studie gezeigt werden, dass die
positiven Veränderungen im Hinblick auf die Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten
der Probanden auch über den Sechs-Monat-Follow-Up-Zeitraum zeitlich stabil waren. Das
Ausmaß von gesundheitsrelevanten Kompetenzen ist nach Abschluss der Intervention bis
zum FU3 sogar weiter angestiegen (vgl. Abbildung 14 im Anhang). Innerhalb der Gruppen
konnten nach sechs Monaten wiederum keine Unterschiede hinsichtlich der Veränderung der
untersuchten Parameter gefunden werden. Auch bei diesem Ergebnis, welches eine hohe
Effektstärke aufwies, kann der potentielle Einfluss anderer Faktoren aufgrund des Fehlens
einer Wartekontrollbedingung nicht ausgeschlossen werden. Daher kann nur die Annahme
getroffen werden, dass das in den Gruppensitzungen angesammelte Wissen und der Erwerb
von Kompetenzen dazu geführt haben, dass auch über die Gruppensitzungen hinausgehend
nachhaltige Fortschritte in den Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten in beiden
Versuchsgruppen erkennbar waren. Interessant sind in diesem Zusammenhang die im
Rahmen der Gesamtstudie vorgesehenen Analysen der weiteren Messzeitpunkte der Studie,
welche Aufschluss über die Stabilität der gefundenen positiven Effekte über den SechsMonats-Zeitraum hinaus und somit über die nachhaltige Wirksamkeit der Gruppenteilnahme
geben können.
6.2.
Stärken und Limitationen der vorliegenden Arbeit
6.2.1.
Merkmale der Stichprobe
Bei der in der vorliegenden Studie untersuchten Hochrisikoklientel handelte es sich um
Adoleszente und junge Erwachsene, die zwar nicht die Diagnosekriterien für eine Bipolare
Störung erfüllten, jedoch bereits klinisch symptomatisch (vgl. Tabelle 8) sowie stark
funktional beeinträchtigt (siehe Kapitel 5.3.1.) waren. Durch die Randomisierung konnte eine
Parallelität der beiden Versuchsgruppen hinsichtlich soziodemographischer und klinischer
6.
Diskussion
85
Charakteristika erreicht werden, was die interne Validität der vorliegenden Befunde erhöht.
Da
komorbide
psychische
Störungen
per
se
kein
Ausschlusskriterium
für
die
Studienteilnahme darstellten, war die untersuchte Stichprobe diesbezüglich wenig selektiert
und wies bereits ähnliche Komorbiditäten wie bipolare Kohorten auf (für einen Überblick:
siehe Kapitel 4.6.1. der S3-Leitlinie der DGBS und der DGPPN, 2012). Komorbide
Angststörungen, welche auch als Risikofaktor für die Entwicklung Bipolarer Störungen
diskutiert werden (Duffy et al., 2013), waren in der vorliegenden Hochrisikoklientel ähnlich
häufig wie bei bipolaren Populationen vertreten. Im Hinblick auf die Verteilung von Frauen
und Männern zeigte sich in der untersuchten Hochrisikopopulation ein ausgewogenes
Geschlechterverhältnis, so wie es auch für Bipolar-I-Störungen bekannt ist (vgl. Kapitel
2.1.3.).
Trotz
der
für
Bipolare
Störungen
und
deren
frühe
Stadien
charakteristischen
Symptomatologie kann die Stichprobe der vorliegenden Untersuchung nicht als repräsentativ
für die Gesamtheit der Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung
angesehen werden. Die externe Validität der vorliegenden Studie ist insofern eingeschränkt,
als es sich bei der untersuchten Population um hilfesuchende Personen handelte, die über
Früherkennungsinitiativen rekrutiert wurden. Demgegenüber kann in der vorliegenden Arbeit
eine Repräsentativität im Hinblick auf die Klientel der hilfesuchenden Personen, welche in
Früherkennungszentren
multizentrischen
vorstellig
Charakter
Früherkennungsinitiativen
der
in
wurden,
Studie
angenommen
gelang
Deutschland,
es,
die
in
eine
werden.
den
derzeit
Durch
den
existierenden
Früherkennung
bipolarer
Krankheitsentwicklung anbieten, alle hilfesuchenden jungen Menschen hinsichtlich der
Risikokonstellation für eine bipolare Entwicklung zu screenen und bei Erfüllung der
Eingangsvoraussetzungen in die Studie einzuschließen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie müssen darüber hinaus vor dem Hintergrund des
sogenannten „volunteer bias“ diskutiert werden. Die Studienteilnehmer nahmen freiwillig an
der Untersuchung teil und waren möglicherweise motivierter und veränderungsbereiter als
nicht-hilfesuchende Hochrisikopersonen oder solche, die zwar ein Früherkennungsangebot
wahrgenommen, jedoch die Studienteilnahme abgelehnt haben. Hautzinger (2007) geht in
diesem Zusammenhang davon aus, dass bei kontrollierten Psychotherapiestudien aufgrund
von stattfindenden Probandenselektionsprozessen mit einer eingeschränkten externen
Validität der Ergebnisse zu rechnen ist.
Eine Generalisierbarkeit der vorliegenden Befunde ist aufgrund der Stichprobengröße nur
eingeschränkt möglich, wenngleich hervorzuheben ist, dass mittels des multizentrischen
Designs
der
Studie
und
der
Beteiligung
aller
in
Deutschland
bestehenden
Früherkennungsinitiativen, welche eine Früherkennung für Bipolare Störungen anbieten,
hoffentlich alle hilfesuchenden Hochrisikopersonen für eine bipolare Entwicklung erreicht
6.
Diskussion
86
werden konnten. Vor dem Hintergrund der vergleichsweise geringen Prävalenz Bipolarer
Störungen und deren Vorstufen sowie der strengen Hürden in Bezug auf den
Studieneinschluss, ist die Stichprobengröße der vorliegenden Arbeit von 74 Probanden
jedoch als recht gut zu bewerten. Verglichen mit den wenigen bislang publizierten
Interventionsstudien bei Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung, die
Stichproben zwischen 13 (Miklowitz et al., 2011) und 37 (Nadkarni & Fristad, 2010)
Teilnehmern untersucht haben, erscheint die Aussagekraft der Befunde aus der
vorliegenden Arbeit deutlich höher.
6.2.2.
Studiendesign, Studienablauf und Datenqualität
Bei der vorliegenden Untersuchung wurde ein multizentrisches, randomisiertes, kontrolliertes
Studiendesign realisiert, welches in der klinischen Forschung aufgrund seiner nachgewiesen
hohen Aussagekraft als der „Goldstandard“ bezeichnet wird (Buchkremer & Klingberg, 2001).
Eine weitere Stärke der vorliegenden Studie ist in der Verblindung der Studienteilnehmer und
Rater bezüglich der Gruppenzugehörigkeit zu sehen. Die Studienqualität wurde weiterhin
durch
intensive
Trainings
der
Studienmitarbeiter
in
der
Durchführung
der
Gruppenbedingungen sowie in der Anwendung der Instrumente, GCP-Schulungen und
regelmäßige Monitorings in den Studienzentren gewährleistet. In der vorliegenden Studie
war
neben
der
Interventions-
und
Kontrollbedingung
kein
weiterer
Studienarm,
beispielsweise eine Wartekontrollgruppe, zur Messung von spontanen Veränderungen
vorgesehen, da ein solches Design mit ethischen Problemen verbunden gewesen wäre.
Aufgrund der ausgeprägten Psychopathologie und funktionalen Einschränkungen der
Studienteilnehmer erschien es ethisch nicht vertretbar, den Teilnehmern die angebotene
Gruppenintervention, von der sie, wenngleich noch nicht hinsichtlich der Effektivität
untersucht, profitieren könnten, über mehrere Monate hinweg vorzuenthalten.
Die Datenanalyse erfolgte nach dem ITT-Prinzip, welches die Daten aller Studienteilnehmer,
auch der ausgeschiedenen, in der Ergebnisauswertung berücksichtigt. Bei der Interpretation
von Ergebnissen, die auf der Grundlage dieses Auswertungsprinzips gewonnen wurden,
muss berücksichtigt werden, dass positive Effekte realistischer, aber auch deutlich
unvorteilhafter ausfallen können, indem tatsächlich bestehende Effekte kleiner erscheinen,
als sie tatsächlich sind. Nichtsdestotrotz wird der Einsatz des ITT-Verfahrens aufgrund seiner
Vorteile gegenüber anderen Ansätzen (wie beispielsweise der per-protocol-Analyse) in den
internationalen Leitlinien zur Durchführung klinischer Studien empfohlen (Moher et al., 2010).
Trotz der intensiven Schulung der Studienmitarbeiter wurden vier Personen in die Studie
eingeschlossen, die, wie sich im späteren Monitoring herausstellte, die Einschlusskriterien
nicht vollständig erfüllten. Diese Probanden wiesen in dem zentralen Outcome-Instrument,
der SIS, geringere Beeinträchtigungen auf, als es für den Studieneinschluss vorgesehen
6.
Diskussion
87
war. Diese vier fehlerhaften Einschlüsse gingen aufgrund des ITT-Prinzips dennoch in die
Auswertung ein, was jedoch im Hinblick auf die Datenqualität als kritisch betrachtet werden
muss.
Für die Auswertung und Interpretation der interessierenden Parameter stellten Dropouts und
fehlende Werte in der vorliegenden Arbeit ein methodisches Problem dar, welches wiederum
in der klinischen Forschung allgegenwärtig erscheint, da eine vollständige Datenerhebung
nahezu nie erreicht werden kann. Um dem Problem unvollständiger Datensätze zu
begegnen, musste ein Schätzverfahren angewandt werden, was in der vorliegenden Arbeit
mit dem EM-Algorithmus realisiert wurde.
Da in klinischen Studien stets mit Dropouts im Studienverlauf zu rechnen ist, wurde gemäß
dem Studienprotokoll der Gesamtstudie eine Dropout-Quote von etwa 30% der
eingeschlossenen Studienteilnehmer bis zum primären Endpunkt der Studie am Ende der
Intervention erwartet. Diese angenommene Quote stützte sich auf Befunde aus den wenigen
bisher publizierten Interventionsstudien bei Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer
Bipolaren Störung (z.B. Nadkarni und Fristad, 2010). Ein direkter Vergleich der DropoutRaten der verschiedenen Studien ist insofern schwierig, als sich die Dropout-Kriterien
deutlich voneinander unterscheiden; beispielsweise durften Probanden der Studie von
Miklowitz und Kollegen (2011) parallel zum Treatment eine ambulante Psychotherapie
beginnen oder eine neue psychiatrische Medikation erhalten, was in dieser Studie wiederum
Gründe für einen Dropout darstellten. In der vorliegenden Arbeit ergab sich eine DropoutRate von 43.2% von der Baseline bis FU2 am Ende der Intervention; zum Sechs-MonatsFollow Up lag die Dropout-Quote bei 48.6%. Hinsichtlich der Dropout-Quote und der Gründe
für das Ausscheiden zeigten beide Versuchsgruppen vergleichbare Ergebnisse. Ferner
konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen der Dropout-Gruppe und allen anderen
Probanden in den zentralen Outcome-Parametern festgestellt werden. Die Dropout-Analysen
zeigten weiterhin, dass der größte Anteil der Personen der Dropout-Gruppe zu Baseline
ausschied (74.4%). Hauptgrund für die recht hohe Ausfallrate zu Studienbeginn war das
mangelnde weitere Interesse an der Studienteilnahme, welches sicherlich mit den
Herausforderungen
der
Rekrutierung
und
Realisierung
des
Gruppenstarts
im
Zusammenhang stand. Aufgrund der recht hohen Eingangshürde in die Studienteilnahme
und des damit einhergehenden Zeitaufwandes, der zur Rekrutierung der für die
Gruppendurchführung
erforderlichen
Personenzahl
nötig
war,
konnte
den
Studienteilnehmern oftmals nicht direkt nach Studieneinschluss eine Gruppenteilnahme
angeboten werden. Dies führte dazu, dass die Probanden häufig in der Zwischenzeit ein
anderes therapeutisches Angebot, z.B. eine ambulante Psychotherapie, in Anspruch
nahmen oder einfach nicht mehr motiviert und interessiert waren, an der Gruppe
teilzunehmen. Die systematische Dropout-Analyse erbrachte keine Unterschiede zwischen
6.
Diskussion
88
den zu Studienbeginn aufgrund mangelnden weiteren Interesses ausgeschiedenen
Probanden und allen anderen Studienteilnehmern in den Parametern SIS und TICS, wohl
aber im FERUS. Hinsichtlich der Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten wies diese
Subgruppe signifikant höhere Werte als die anderen Studienteilnehmer auf. Offenbar war
diese Personengruppe funktional belastet und erlebte chronischen Stress, wobei das
Ausmaß an gesundheitsrelevanten Ressourcen höher eingeschätzt wurde. Dieses subjektive
Erleben von Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten kann möglicherweise dazu
beigetragen haben, dass diese Subgruppe kein weiteres Interesse an der Studienteilnahme
zeigte.
Im Studienzentrum Hamm, welches ein psychiatrisches Versorgungsangebot speziell für
Kinder und Jugendliche hat, bestand eine besondere Herausforderung hinsichtlich der
Motivierung der jungen Probanden zur Teilnahme an den Gruppensitzungen und Follow-UpTerminen, da die Studienteilnahme aufgrund des Standortes der Klinik mit recht großem
Fahraufwand verbunden war und oft eine Unterstützung durch die Eltern der jungen
Probanden erforderlich machte, welche jedoch nicht immer gewährleistet war. Darüber
hinaus gestaltete sich in allen Zentren die Terminfindung für die Gruppensitzungen als recht
schwierig. Einigen Studienteilnehmern war es nicht möglich, einen wöchentlichen Termin
einzurichten, oder sie waren zeitlich nicht flexibel genug, um sich mit den anderen
Teilnehmern hinsichtlich der Termine abzustimmen, was vielfach dazu führte, dass diese
Probanden entweder bereits zu Beginn der Gruppensitzungen oder im Studienverlauf
ausschieden. Schwierigkeiten ergaben sich ferner im Rücklauf der Selbstreportfragebögen,
was wiederum unvollständige Datensätze zur Folge hatte. Den Probanden fiel es mitunter
schwer, sich für die Bearbeitung des recht umfangreichen Fragebogenpaketes zu motivieren,
oder die Dokumente wurden vor allem bei den Verlaufsuntersuchungen zu Hause
vergessen.
Es kann vermutet werden, dass die im Ergebnisteil dargestellten Effekte größer gewesen
wären, wenn alle Probanden mit der Gruppenteilnahme erreicht worden wären und es ferner
besser gelungen wäre, diese für die Bearbeitung der Selbstreportfragebögen zu motivieren.
Im Rahmen von Folgestudien könnte dem Problem der recht hohen Dropout-Rate begegnet
werden, indem die Hochrisikopersonen für eine bipolare Entwicklung bereits nach
Studieneinschluss ein therapeutisches Angebot erhalten und den Teilnehmern ferner durch
den Einsatz neuer Medien flexiblere Möglichkeiten der Nutzung spezifischer Therapiemodule
sowie der digitalen Bearbeitung von Fragebögen bereitgestellt werden (siehe Kapitel 6.3.).
6.
Diskussion
6.2.3.
Im
89
Messinstrumente
Rahmen
der
vorliegenden
Verlaufsbeurteilung
und
Studie
Evaluation
kamen
des
zur
Statusdiagnostik
Erfolgs
der
sowie
zur
psychotherapeutischen
Gruppenintervention sowohl Fremdbeurteilungsinstrumente als auch Selbstreportverfahren
zum Einsatz, was eine Stärke im untersuchungsmethodischen Vorgehen darstellt. Bei
Selbstreportinstrumenten muss die Interpretation von Befunden stets vor dem Hintergrund
potentieller, nicht-kontrollierter Störgrößen erfolgen. Aus der Literatur ist bekannt, dass in der
Wahrnehmung
und
Bewertung
von
stressrelevanten
Belastungen
interindividuelle
Unterschiede bestehen (Caspar & Jacobi, 2007). Darüber hinaus können Probanden im
Sinne der sozialen Erwünschtheit geantwortet haben oder bestimmte Antworttendenzen (z.B.
Tendenz zur Mitte) zeigen, welche die Befunde verzerren. Da es auch bei der Durchführung
von Interviews zu Verzerrungen kommen kann, beispielsweise durch Merkmale des
Untersuchers, wird der parallele Rückgriff auf Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren
empfohlen.
Während
hinsichtlich
der
subjektiven
und
objektiven
psychosozialen
Funktionsfähigkeit mit Hilfe der SIS eine recht breite Erfassung gelang, wurden das Erleben
von
Stress
und
das
Ausmaß
an
vorhandenen
Ressourcen
und
Selbstmanagementfähigkeiten nur im Selbstreport erhoben. Aufgrund des Umfangs der
Untersuchungen erschien eine Hinzunahme weiterer Instrumente allerdings für die
Studienteilnehmer nicht zumutbar und wäre mit der Gefahr der Demotivierung der
Probanden verbunden gewesen, was wiederum fehlende Werte in den Datensätzen hätte
zur Folge haben können.
Die strukturierte Erfassung des Risikostatus für die Entwicklung einer Bipolaren Störung
erfolgte
in
der
vorliegenden
Studie
mittels
zweier
jüngst
konzipierter
Risikoerhebungsinstrumente (BPSS-P und EPIbipolar; siehe Kapitel 4.4.5.). Aussagekräftige
Daten zur prädiktiven Güte der identifizierten Risikofaktoren sowie psychometrische
Kennwerte der beiden Verfahren liegen bis dato nicht vor, werden aber aktuell im Rahmen
einer prospektiven Validierungsstudie erhoben.
Die Frage, ob der Erfolg der psychotherapeutischen Intervention anhand der untersuchten
Outcome-Parameter tatsächlich adäquat abgebildet werden konnte, kann an dieser Stelle
nicht abschließend beantwortet werden. Trotz der Vorzüge der SIS, welche die Erfassung
psychosozialer
Beeinträchtigungen
in
verschiedenen,
für
Adoleszente
und
junge
Erwachsene relevanten Rollenbereichen ermöglicht, ist das Instrument wenig verbreitet, und
es liegen kaum Vergleichsdaten aus anderen klinischen Studien vor. Wie bereits in Kapitel
6.1.3. beschrieben, ist unklar, ob sich die SIS tatsächlich als änderungssensitiv erweist und
somit als Instrument zur Messung des Therapieerfolges gut geeignet ist. Trotz der bekannten
Kritikpunkte an der SIS wurde dieses Instrument für die vorliegende Studie gewählt, da nach
6.
Diskussion
Kenntnisstand
der
90
Projektleiter
keine
Verfahren
existieren,
die
die
Dimensionen
psychosozialer Funktionsfähigkeit angemessener abbilden.
Schließlich können anhand der Befunde der vorliegenden Studie keine Aussagen über die
Wirksamkeit der psychotherapeutischen Gruppenintervention per se, sondern nur in Bezug
auf statistisch bedeutsame Veränderungen in den untersuchten Outcome-Parametern
getroffen werden. Im Rahmen zukünftiger Forschungsbemühungen sollte neben der
Therapieerfolgsmessung durch indirekte Maße auch die klinische Relevanz der untersuchten
Effekte erforscht werden, indem beispielsweise Fragebögen eingesetzt werden, welche die
Bedeutung der Veränderungen für die Patienten in deren Lebenskontext und die
Zufriedenheit mit der therapeutischen Intervention abbilden (vgl. dazu Reinecker, 2009).
6.2.4.
Merkmale der Interventionsbedingung
Vor dem Hintergrund der Evidenz zur Wirksamkeit von Psychotherapie bei Bipolaren
Störungen und der nachgewiesenen positiven Effekte von kognitiver Verhaltenstherapie bei
Hochrisikopersonen für Psychosen (siehe Kapitel 2.3.2.) wurde im Rahmen der vorliegenden
Studie die Wirksamkeit einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppenintervention bei
Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung untersucht. Aufgrund des
Fehlens von publizierten, kognitiv-verhaltenstherapeutischen Programmen für diese Klientel
kam
ein
eigens
für
das
vorliegende
Projekt
konzipiertes,
ressourcenorientiertes
Behandlungsmanual zur Anwendung, welches neben Bausteinen der klassischen kognitiven
Verhaltenstherapie auch Elemente aus der Achtsamkeitsbasierten Psychotherapie sowie
Interventionen zum Stressmanagement und Entspannungsübungen enthielt und an die
Besonderheiten der Klientel der Hochrisikopersonen für eine bipolare Entwicklung angepasst
war. Aufgrund von praktischen und ökonomischen Erwägungen beschränkte sich die
Intervention auf 14 Sitzungen und konnte somit neben einer ausführlichen Psychoedukation
sicherlich nur einen Einblick in die behandelten Themen bieten. Die praktischen Erfahrungen
der Studientherapeuten im Studienverlauf zeigten, dass die vorliegende Konzeption durch
die Vorgaben in der Struktur sowie den Umfang der Theorieblöcke und der praktischen
Übungen relativ wenig Raum für die individuellen Themen und Bedürfnisse der Teilnehmer
zuließ. Dem komplexen Charakter der affektiven Symptomatologie der Probanden, welche
vielfach mit Komorbiditäten verbunden war, konnte mittels der angewandten Intervention
aufgrund der Begrenztheit der Sitzungen und des Gruppensettings daher nur bedingt
Rechnung getragen werden. Psychotherapeutische Interventionen zum Umgang mit
komorbiden Substanzgebrauchsstörungen und Ängsten bzw. Angststörungen, die das Risiko
für die Entwicklung einer Bipolaren Störung erhöhen können, hätten im Behandlungsmanual
mehr Berücksichtigung finden können.
6.
Diskussion
91
Hinsichtlich des gewählten psychotherapeutischen Settings muss kritisch angemerkt werden,
dass das Gruppensetting trotz seiner vielen Vorzüge (Gefühl, mit seinen Problemen nicht
allein zu sein; Möglichkeit des Austausches und Chance des wechselseitigen Lernens;
Verbesserung der Selbstwahrnehmung durch Rückmeldungen; Kosten-Effektivität) nicht in
ausreichendem Maße geeignet war, die Therapieziele und Interventionen an der
individuellen
Situation
des
Patienten
zu
orientieren,
so
wie
es
mittels
einer
psychotherapeutischen Einzeltherapie möglich gewesen wäre.
Im Rahmen von zukünftigen Interventionsstudien erscheint es aufschlussreich, die
Wirksamkeit einer kombinierten Gruppen- und Individualtherapie, ähnlich wie sie bereits
erfolgreich zur Behandlung von Personen in frühen Phasen von Psychosen zum Einsatz
kommt, zu überprüfen und ferner der Frage nachzugehen, welche Subgruppen innerhalb der
Hochrisikoklientel
für
die
Entwicklung
einer
Bipolaren
Störung
von
welchem
psychotherapeutischen Regime gut profitieren können.
Zur Beurteilung der Behandlungsintegrität, also der Frage nach der manualgetreuen
Durchführung der Gruppenintervention, wurden alle Sitzungen auf Video aufgezeichnet. Die
Qualität der Studiendurchführung sollte durch intensive Schulungen der Studientherapeuten
im Behandlungsmanual und durchgeführte Supervisionen im Therapieverlauf gewährleistet
werden. Ferner wurde eine hohe interne Validität erwartet, da es sich bei den Therapeuten
zumeist um erfahrene approbierte Psychotherapeuten handelte und die Interventionen
ausführlich im Manual beschrieben waren. Nichtsdestotrotz erscheint eine formale Erfassung
der Umsetzung der psychotherapeutischen Kompetenz sowie des Therapiemanuals zur
Beurteilung der Aussagekraft hinsichtlich der Wirksamkeit der durchgeführten Intervention
unabdingbar. Eine umfassende Analyse der beiden Gruppenbedingungen durch eine
unabhängige formalisierte Auswertung der Videodateien ist geplant.
Eine
stichprobenartige
Auswertung
der
ersten
Videoaufzeichnungen
lieferte
erste
Erkenntnisse bezüglich der Behandlungsintegrität der vorliegenden Studie (Toth, 2013). Im
Rahmen
dieser
Arbeit
erfolgte
eine
Analyse
von
31
Videoaufzeichnungen
von
Gruppensitzungen aus den Studienzentren Dresden und Bochum anhand verschiedener
Qualitätskriterien in Anlehnung an die Skala für kognitive Therapie bei Psychosen (Wittorf et
al., 2007). Wenngleich die Ergebnisse zur Behandlungsintegrität allenfalls als vorläufig zu
betrachten sind, zeigten die Auswertungen, dass in der Interventionsbedingung die
allgemeinen Wirkfaktoren von Psychotherapie (Grawe et al., 1994), im Besonderen die
Problemaktualisierung und Hilfe zur Problembewältigung, stärker angeregt wurden als in der
Kontrollbedingung. Demgegenüber weisen die Befunde darauf hin, dass Ressourcen besser
in der Kontrollbedingung aktiviert werden konnten. Darüber hinaus gaben die Auswertungen
Hinweise auf ein manual-adhärentes Vorgehen und zeigten, dass die Ausführung der
inhaltlichen Schwerpunkte in den beiden Versuchsbedingungen gelungen ist.
6.
Diskussion
92
Trotz der dargestellten formalen und inhaltlichen Kritikpunkte an der psychotherapeutischen
Gruppenintervention muss positiv hervorgehoben werden, dass bei den Studienteilnehmern
signifikante Erfolge hinsichtlich der Funktionsfähigkeit und der Bewältigungsmöglichkeiten
mit Stress und Belastungen festgestellt werden konnten. Darüber hinaus zeigten die
Rückmeldungen der Teilnehmer, dass das Behandlungsprogramm sehr gut angenommen
wurde und eine Gruppenkohäsion soweit gelungen war, dass einige Probanden motiviert
waren, sich auch über die 14 Sitzungen hinaus in der Gruppe zu treffen und über ihre
Erfahrungen
auszutauschen.
Vermutlich
kann
die
Gruppenintervention
für
diese
Hochrisikoklientel, die trotz der ausgeprägten Psychopathologie wenig Therapieerfahrung
hat, als ein guter Einstieg in die psychotherapeutische Behandlung angesehen werden. Zur
nachhaltigen Stimmungsstabilisierung und Aufrechterhaltung der erzielten Therapieerfolge
erscheint indes eine längerfristige psychotherapeutische Behandlung mit Booster-Sitzungen
essentiell.
6.2.5.
Merkmale der Kontrollbedingung
Die Kontrollbedingung wurde in der vorliegenden Studie durch unstrukturierte, nichtmanualisierte Gruppensitzungen realisiert, welche hinsichtlich der Anzahl und Dauer
äquivalent zur Interventionsbedingung waren. Wenngleich auf den Einsatz spezifischer
kognitiv-verhaltenstherapeutischer Techniken verzichtet wurde, handelte es sich bei der
Kontrollbedingung nicht um eine Nicht-Behandlung, sondern diese stellte sicherlich eine
Form von psychosozialer Intervention dar. Der Studientherapeut hatte in diesem Setting die
Aufgabe, den offenen Austausch zwischen den Teilnehmern anzuregen und den
Gesprächsverlauf zu moderieren, ohne aktiv zu intervenieren. Die Rückmeldungen der
Studientherapeuten, welche in der Regel erfahrene approbierte Psychotherapeuten waren,
aber auch die Auswertungen der ersten Videoaufzeichnungen (Toth, 2013) zeigten, dass in
der
Kontrollbedingung
eine
therapeutische
Beziehung
gestaltet
wurde
und
die
Studienteilnehmer Lob, Zuwendung und Anerkennung erhielten. Aufgrund der Qualifikation
der Studientherapeuten wäre es sicherlich nicht umsetzbar gewesen, die therapeutische
Grundhaltung abzulegen und überhaupt keine therapeutische Beziehung aufzubauen.
Insofern
konnten
allgemeine
psychotherapeutische
Wirkfaktoren
im
Rahmen
der
Kontrollbedingung greifen, was wiederum die vergleichbaren positiven Effekte in den
untersuchten
Parametern
in
beiden
Versuchsgruppen
erklären
kann.
Die
ersten
Videoanalysen gaben sogar Hinweise darauf, dass in der Kontrollgruppe die Aktivierung und
Stärkung von Ressourcen im besonderen Maße gelungen war. Offenbar konnte
insbesondere durch das unstrukturierte Setting, welches keine konkreten Themenvorgaben
umfasste,
zum
intensiven,
gewinnbringenden
Austausch
Selbstwirksamkeitserleben der Gruppenteilnehmer gefördert werden.
angeregt
und
das
6.
Diskussion
6.3.
93
Fazit und Ausblick
Trotz des dringenden Bedarfs an psychosozialer Unterstützung von Personen mit
Hochrisikostatus für eine bipolare Entwicklung ist die Studienlage zur Effektivität von frühen
psychotherapeutischen Maßnahmen bisher unzureichend, und präventive, risikoarme
Interventionen haben bis dato keinen Eingang in die Versorgungspraxis gefunden (Leopold
et al., 2013b). Aufgrund der bereits in möglichen frühen Stadien der Erkrankung
bestehenden hohen subjektiven Belastungen für die Betroffenen und der schwerwiegenden
gesundheitsökonomischen Konsequenzen einer fehlenden oder zu späten Behandlung ist es
von
hohem
wissenschaftlichen
Behandlungsprogramme
zu
und
klinischem
entwickeln,
deren
Interesse,
Wirksamkeit
psychotherapeutische
zu
untersuchen
und
evidenzbasierte Therapiestrategien in das Versorgungsangebot zu implementieren.
Im Rahmen der vorliegenden Studie konnten erstmals wichtige Erkenntnisse auf dem Gebiet
der Effektivität einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppenintervention im Sinne einer
indizierten Prävention bei Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung
gewonnen werden. Während das primäre Ziel der eingesetzten spezifischen Intervention in
Bezug auf die Verbesserung der psychosozialen Funktionsfähigkeit sowie den Aufbau von
Bewältigungsstrategien zum Umgang mit Stress und Belastungen im Sechs-Monats-Verlauf
erreicht werden konnte, fanden sich in der vorliegenden Studie ebenfalls Belege für die
Wirksamkeit der unspezifischen Kontrollbedingung. Für die Weiterentwicklung von
psychotherapeutischen Behandlungsprogrammen ist eine systematische Untersuchung der
psychotherapeutischen Wirkvariablen, wie die Aktivierung und Förderung von Ressourcen im
Hinblick
auf
die
Hochrisikostatus,
Symptomatik
von
und
das
zukunftsweisender
Funktionsvermögen
Bedeutung.
Ein
von
Personen
weiteres
Ziel
mit
von
Forschungsbemühungen sollte die Identifikation von Prädiktoren sein, die bereits zu
Behandlungsbeginn
die
Passung
und
somit
die
Indikation
für
eine
spezifische
psychotherapeutische Intervention ermöglichen. Studien zur Beantwortung der Frage, von
welchem Behandlungsansatz speziell die Subgruppe der jugendlichen Hochrisikopersonen
gut profitieren kann, sollten hierbei besondere Beachtung finden. Es gibt erste Hinweise
darauf, dass gerade klinisch auffällige Jugendliche, welche oftmals unter komplexen und
fluktuierenden Störungen und Problemen leiden, auf transdiagnostische Therapieansätze mit
entwicklungsbezogenem Fokus besonders gut anzusprechen scheinen (Weisz, 2015). Weisz
und Kollegen entwickelten ein Behandlungsprogramm für Jugendliche mit Angst- und
depressiven Problemen bzw. Verhaltensauffälligkeiten (Child STEPs), welches der
Komplexität
der
Symptomatologie
und
gleichzeitig
den
bestehenden
Funktionsbeeinträchtigungen der jungen Hilfesuchenden Rechnung trägt. Empirisch
gestützte Therapieprogramme sind in der Regel linear konzipiert, haben oftmals (nur) einen
6.
Diskussion
94
Behandlungsschwerpunkt und sind durch eine fest vorgegebene Reihenfolge der
Therapiesitzungen charakterisiert. In der klinischen Praxis haben sich einige empirisch
gestützte psychotherapeutische Behandlungen jedoch nicht bewährt, was die Entwickler von
Child STEPs darauf zurückführen, dass individuelle Behandlungs- und Kontextbedingungen
nicht ausreichend Berücksichtigung gefunden hatten (siehe Weisz, 2015). Child STEPs
verwendet daher ein evidenzbasiertes, integratives und modulares Behandlungsprotokoll,
das die Therapie durch ein regelmäßiges Feedback der Behandlungsfortschritte der
Jugendlichen an den Kliniker begleitet. In ersten kontrollierten Studien konnten durch Child
STEPs deutlich höhere Effekte in Bezug auf die Psychopathologie der Jugendlichen im
Vergleich zu einer klinischen Standardbehandlung erbracht werden (Chorpita et al., 2013;
Weisz, 2015).
Aufgrund des Bestehens hoher Komorbiditäten (unipolare Depressionen, Angststörungen,
substanzassoziierte Störungen) bei Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren
Störung sollten zukünftige, zeitig einsetzende Therapieansätze nicht nur auf die bestehende
affektive Symptomatik, sondern auch auf andere bereits manifeste psychiatrische
Erkrankungen abzielen (vgl. dazu Leopold et al., 2013b). Moderne psychotherapeutische
Behandlungsprogramme für Personen mit Risikokonstellation für die Entwicklung einer
Bipolaren Störung sollten jedoch nicht nur störungsspezifische Interventionen umfassen,
sondern im Sinne einer modularen Konzeption (Bohus, 2013; Bohus, 2015) auch flexible
Therapiebausteine enthalten, mit denen eine bessere Anpassung an die Bedürfnisse der
Teilnehmer ermöglicht werden kann. Wie beispielsweise beim oben beschriebenen Child
STEPs-Programm
realisiert,
enthalten
modular
organisierte
Therapieansätze
eine
pragmatische Gliederung der derzeit etablierten therapeutischen Strategien und geben
Entscheidungsalgorithmen vor, welche Interventionen zu welchem Zeitpunkt und unter
welchen Bedingungen genutzt werden sollen (Bohus, 2013).
Ob ein zeitlich begrenztes psychotherapeutisches Gruppensetting, wie es in der
vorliegenden Studie zum Einsatz kam, sich tatsächlich eignet, um der recht komplexen
Symptomatologie und den unterschiedlichen Therapieanliegen und Bedürfnissen der Klientel
der Hochrisikopersonen gerecht zu werden, erscheint nach gegenwärtigem Kenntnisstand
fraglich. Wie bereits in Kapitel 6.2.4. dargestellt, kann mittels einer Einzeltherapie
zweifelsohne eine bessere Orientierung an der individuellen Situation der Betroffenen
erreicht werden. Demgegenüber zeigte sich in der vorliegenden Studie, dass durch das
Gruppensetting offenbar wichtige psychotherapeutische Prozesse wie der Aufbau von
Selbstwirksamkeitserleben sowie die Aktivierung und Förderung von Ressourcen angeregt
werden konnten. Auch vor dem Hintergrund von Kosten-Nutzen-Überlegungen sollte die
Perspektive für zukünftige Forschung darin bestehen, die Wirksamkeit einer kombinierten
psychotherapeutischen Einzel- und Gruppenintervention, wie sie bereits erfolgreich zur
6.
Diskussion
95
Behandlung von Personen mit Risikostatus für Psychosen zum Einsatz kommt, zu
untersuchen. Ferner erscheint eine bessere Einbeziehung von Angehörigen und besonders
von Bezugspersonen der jungen Betroffenen im Sinne eines trialogischen Prinzips, wie es
auch im Rahmen der Behandlungsleitlinien für Bipolare Störungen gefordert wird (DGBS und
DGPPN, 2012), essentiell. Um psychotherapeutische Effekte langfristig erhalten zu können,
sollten regelmäßige Auffrischungssitzungen über einen längeren Zeitraum angeboten
werden, was in der vorliegenden Studie nicht realisiert werden konnte. Zur Überprüfung der
Nachhaltigkeit von psychotherapeutischen Programmen im Hinblick auf die positive
Beeinflussung der Symptomatik, des psychosozialen Funktionsvermögens sowie bezüglich
der etwaigen Konversion in eine Bipolare Störung, sind Langzeituntersuchungen notwendig.
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde bei drei der 74 untersuchten Probanden ein
Übergang in eine manifeste Bipolare Störung festgestellt; Aussagen über den Einfluss der
durchgeführten psychotherapeutischen Gruppenintervention auf die Konversionsraten der
Teilnehmer können erst nach einer deutlich längeren Beobachtungszeit getroffen werden.
Wenngleich
bei
psychotherapeutischen
Interventionen
im
Vergleich
zu
anderen
Behandlungsstrategien wie der Pharmakotherapie (vgl. Kapitel 2.3.2.) von einem geringeren
Nebenwirkungsprofil auszugehen ist, kommt der langfristigen Verlaufsbeobachtung zur
Analyse
von
potentiellen
Folgen
von
präventiven
psychotherapeutischen
Behandlungsprogrammen bei noch nicht erkrankten Hochrisikopersonen zudem eine
zentrale Bedeutung zu.
In Kapitel 6.2.2. wurde bereits erörtert, dass die Nutzung des Potentials von digitalen Medien
im Rahmen von psychotherapeutischen Programmen gerade für die junge Klientel der
Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung eine vielversprechende
Ergänzung zu traditionellen face-to-face-Interventionen darstellen kann. Internetbasierte
Therapieprogramme bieten Personen, die aufgrund einer Hemmschwelle und Angst vor
Stigmatisierung einen Therapeuten gar nicht erst kontaktieren, die Chance eines
erleichterten Einstiegs in die psychologische Behandlung (Berger, 2013). Weitere Vorteile
internetbasierter Angebote stellen die flexible Verfügbarkeit der psychotherapeutischen
Interventionen sowie die Förderung der Selbstbestimmung der Teilnehmer dar. Die
Betroffenen
können
selber
entscheiden,
wann
und
wie
sie
die
verschiedenen
therapeutischen Module nutzen und übernehmen somit mehr Eigenverantwortung für die
Psychotherapie. Besonders störungsspezifische, auf die Klientel der Personen mit
Hochrisikostatus für eine bipolare Entwicklung zugeschnittene psychoedukative Module,
welche die Vermittlung von Wissen sowie konkrete Übungen und Hausaufgaben beinhalten,
könnten auf digitaler Basis angeboten werden. Überdies könnte dem Problem der Wartezeit,
bis Hochrisikopersonen eine Gruppenintervention erhalten können, mittels internetbasierter
Ansätze adäquat begegnet werden. An internetbasierte Therapiemodule sollten sich
6.
Diskussion
96
ressourcenintensivere
face-to-face-Interventionen
im
Gruppen-
und
Einzelsetting
anschließen. Das Internet könnte jedoch über den gesamten Therapieverlauf als
Informations- und Kommunikationsmedium dienen, indem Plattformen zum Zweck des
Austausches der Betroffenen eingerichtet werden und der Emailverkehr eine Variante des
Kontakthaltens zwischen dem Betroffenen und dem Therapeuten darstellt. Da ausschließlich
digitalbasierte Therapieprogramme in Bezug auf akute Krisen wie Suizidalität, wie sie bereits
bei der Hochrisikoklientel für Bipolare Störungen recht häufig zu beobachten ist, nicht
geeignet sind, sollten sie nur als Ergänzung zu face-to-face-Therapien eingesetzt werden.
Dem therapeutischen Kontakt kommt Berger (2013) zufolge auch in internetbasierten
Therapieansätzen eine zentrale Bedeutung zu, welcher den Therapieerfolg maßgeblich
beeinflussen kann.
Erste Untersuchungen auf dem Gebiet der Bipolaren Störungen zeigen, dass mittels
internetbasierter Psychotherapieprogramme die affektive Symptomatik, die Rückfallraten in
manische oder depressive Episoden und die Lebensqualität der Betroffenen günstig
beeinflusst werden können (Todd et al., 2014). Die Untersuchung der Wirksamkeit von
kombinierten internetbasierten und face-to-face-Therapieansätzen bei Bipolaren Störungen,
aber auch bei Personen mit erhöhtem Risiko für eine bipolare Entwicklung, sollte in den
Fokus weiterer Forschungsbemühungen gestellt werden.
Zusammengefasst liefert die vorliegende Studie wegweisende Erkenntnisse hinsichtlich der
Effektivität einer psychotherapeutischen Frühintervention bei Personen mit Hochrisikostatus
für die Entwicklung einer Bipolaren Störung, wobei eine Weiterentwicklung und Evaluation
von psychotherapeutischen Ansätzen dringend indiziert erscheint. Aussagekräftige Befunde,
welche einen wichtigen Beitrag zur Etablierung von auf die individuellen Bedürfnisse der
Hochrisikoklientel angepassten therapeutischen Angeboten leisten, können wahrscheinlich
am besten im Rahmen von Verbundprojekten, wie dem jüngst in Deutschland initiierten
BipoLife-Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung13, realisiert werden.
Da hinsichtlich der Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis
erfahrungsgemäß eine deutliche zeitliche Verzögerung zu erwarten ist (Bohus, 2015), stellt
schließlich
die
Implementierung
von
evidenzbasierten
Diagnosesystemen
und
Therapieprogrammen für Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung in
die Versorgungsrealität eine große Herausforderung dar, der eine stärkere Fokussierung auf
den Bereich der Prävention psychiatrischer Erkrankungen und damit auch Bipolarer
Störungen im Gesundheitssystem vorausgehen muss.
13
Siehe Datenbank zu klinischen Studien der U.S. National Institutes of Health:
URL: https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT02456545?term=BipoLife&rank=2
(Aufruf am 11.02.2016).
7.
Zusammenfassung
97
7.
Zusammenfassung
7.1.
Zusammenfassung
Hintergrund
Bipolare Störungen zählen zu den schwerwiegendsten psychiatrischen Erkrankungen, die
sich bereits in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter manifestieren, jedoch
aufgrund ihrer komplexen Symptomatologie oftmals erst mit deutlich zeitlicher Verzögerung
korrekt diagnostiziert werden. Auf Patientenseite ist die Erkrankung mit schweren
psychosozialen Beeinträchtigungen, Einbußen in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
und einem deutlich erhöhten Suizidrisiko verbunden; eine bipolar-spezifische Behandlung
setzt zumeist zu spät ein.
Forschungsbemühungen auf dem Gebiet der Früherkennung Bipolarer Störungen zeigen,
dass Personen in möglichen Vorstufen der Erkrankung bereits unter subsyndromalen
Symptomen und Funktionseinschränkungen leiden. Der Bedarf nach frühzeitiger und
adäquater Behandlung in Risikostadien kann in der klinischen Versorgung bis dato nicht
abgedeckt werden, da spezifische Versorgungsstrukturen für junge Menschen vor
Manifestation
einer
schweren
psychischen
Störung
sowie
evidenzbasierte
Therapieprogramme nicht existieren. Frühe präventive Maßnahmen können hilfesuchenden
Personen mit Risikokonstellation für eine bipolare Entwicklung aber die Chance bieten, die
bestehende Symptomatik zu reduzieren, die Funktionsfähigkeit zu verbessern und
Bewältigungsstrategien aufzubauen. Weitere Ziele einer frühen Intervention stellen die
Verzögerung oder Abschwächung von drohenden Krankheitsphasen beziehungsweise
bestenfalls die Verhinderung der Konversion in eine manifeste Bipolare Störung dar. Die
Studienlage zur Effektivität von adäquaten Behandlungsansätzen für Personen mit erhöhtem
Risiko für eine bipolare Entwicklung ist ausgesprochen begrenzt. Für psychotherapeutische
Verfahren gibt es erste Hinweise auf die Wirksamkeit familienbasierter Verfahren, wobei die
Aussagekraft der Befunde aufgrund methodischer Limitationen eingeschränkt ist. Trotz
indirekter
Evidenz,
welche
sich
aus
dem
Wirksamkeitsnachweis
von
kognitiver
Verhaltenstherapie bei bipolaren Patienten mit wenigen Krankheitsphasen ableiten lässt,
wurden kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze hinsichtlich der Effektivität bei jungen,
noch nicht erkrankten Personen mit erhöhtem Bipolar-Risiko bislang nicht systematisch
untersucht.
7.
Zusammenfassung
98
Fragestellungen/Hypothesen
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die beschriebene Forschungslücke zu schließen, indem
die Wirksamkeit einer spezifischen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppenintervention
bei Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren Störung untersucht wurde.
Aufgrund
des
bisherigen
unzureichenden
Kenntnisstands
erfolgte
zunächst
eine
Charakterisierung der untersuchten Hochrisikoklientel für die Entwicklung Bipolarer
Störungen hinsichtlich des psychosozialen Funktionsniveaus, des Stresserlebens sowie
Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten.
Ausgehend von ersten praktischen
Erfahrungen aus spezialisierten Früherkennungszentren wurde postuliert, dass die
teilnehmenden
Hochrisikopersonen
bereits
Einschränkungen
im
psychosozialen
Funktionsvermögen zeigen und ein hohes Ausmaß an chronischem Stress erleben, während
ihre Bewältigungsmöglichkeiten begrenzt erscheinen.
In der vorliegenden Arbeit wurde die zentrale Frage untersucht, inwieweit mittels einer
spezifischen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Intervention eine günstigere Beeinflussung
des psychosozialen Funktionsvermögens, des Stresserlebens sowie von Ressourcen und
Selbstmanagementfähigkeiten
der
Studienteilnehmer
gelingen
kann
als
bei
einer
unstrukturierten Kontrollbedingung. Wenngleich in der Interventionsbedingung eine stärkere
Verbesserung in den untersuchten Outcome-Maßen erwartet wurde, sollte sich durch die
Teilnahme an den unstrukturierten Sitzungen der Kontrollbedingung ebenfalls ein gewisser
therapeutischer Nutzen ergeben, der sich in der Verbesserung der beschriebenen Parameter
widerspiegeln sollte. Schließlich wurde die Hypothese geprüft, inwieweit sich die zu
erwartenden positiven Effekte im psychosozialen Funktionsvermögen sowie in den
stressassoziierten Parametern in beiden Versuchsgruppen auch als stabil über einen Verlauf
von sechs Monaten erweisen.
Methode
Die vorliegende Arbeit war eingebettet in die multizentrische, DFG-geförderte, randomisierte
und kontrollierte klinische EarlyCBT-Studie, in der die Wirksamkeit eines innovativen
Gruppentherapieprogramms für Hochrisikopersonen für die Entwicklung einer Bipolaren
Störung im Vergleich zu unstrukturierten Sitzungen untersucht wird. Das Vorliegen einer
positiven Familienanamnese für affektive und/oder schizoaffektive Störungen, gepaart mit
zunehmenden
Einschränkungen
in
der
psychosozialen
Funktionsfähigkeit
und
subsyndromaler affektiver Symptomatik, stellten die wesentlichen Einschlusskriterien zur
Studienteilnahme dar. Die Stichprobe umfasste 74 hilfesuchende Probanden im Alter
zwischen 15 und 30 Jahren, welche zu drei Erhebungszeitpunkten (Baseline, am Ende der
Intervention und sechs Monate nach Beginn der Intervention) untersucht wurden.
7.
Zusammenfassung
99
Das eigens für die Studie konzipierte Behandlungsmanual enthielt neben Elementen der
kognitiven Verhaltenstherapie auch Achtsamkeits- und Entspannungsübungen sowie
Interventionen zum Stressmanagement. Primäre Outcomes der vorliegenden Arbeit waren
das psychosoziale Funktionsvermögen, das Erleben von chronischem Stress sowie die
Ressourcen
und
psychosozialen
Selbstmanagementfähigkeiten
Funktionsniveau
der
der
Teilnehmer.
Hochrisikopersonen
Veränderungen
wurden
mittels
im
eines
semistrukturierten Interviews erhoben, während die Effektivität der therapeutischen
Intervention in Bezug auf stressassoziierte Parameter anhand von Selbstreportfragebögen
erfasst wurde.
Die Auswertungen basierten auf dem intention-to-treat (ITT)-Ansatz; fehlende Werte wurden
anhand des Expectation-Maximization (EM)-Algorithmus geschätzt.
Als statistische Verfahren für
die Prüfung der
dargestellten Hypothesen kamen
Varianzanalysen (einfaktoriell, mit und ohne Messwiederholung) zum Einsatz. Zur
systematischen Analyse von Dropouts erfolgte eine Deskription der Zeitpunkte und Gründe
für die Ausfälle sowie eine Prüfung von Unterschieden zwischen Probanden der DropoutGruppe und den vollständig an der Studie teilgenommenen Probanden mittels 2-Tests und
einfaktoriellen Varianzanalysen.
Ergebnisse
In der vorliegenden Studie konnte hypothesengemäß gezeigt werden, dass die untersuchten
Hochrisikopersonen
bereits
deutliche
psychosoziale
Einschränkungen
aufwiesen,
chronischen Stress erlebten und nur über begrenzte Ressourcen und Strategien zum
Umgang mit Stress und Belastungen verfügten.
Am Ende der Intervention zeigten sich in der Gesamtstichprobe erwartungsgemäß
signifikante Verbesserungen hinsichtlich des Stresserlebens sowie der Ressourcen und
Selbstmanagementfähigkeiten. Entgegen der Hypothese erbrachten die Auswertungen zum
psychosozialen Funktionsvermögen in der Gesamtstichprobe numerische, aber keine
signifikanten Effekte am Ende der Intervention. Zwischen der Interventions- und
Kontrollbedingung konnten entgegen den Hypothesen am Ende der Intervention keine
bedeutsamen Unterschiede in den geprüften Zielgrößen psychosoziales Funktionsvermögen,
Stresserleben und Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten festgestellt werden.
Sechs Monate nach Beginn der Gruppenteilnahme zeigten sich im Einklang mit den
Hypothesen in beiden Versuchsgruppen signifikante Verbesserungen in den drei
untersuchten Parametern.
7.
Zusammenfassung
100
Schlussfolgerungen
Die
im
Rahmen
der
vorliegenden
Studie
eingesetzte,
spezifische
kognitiv-
verhaltenstherapeutische Gruppenintervention bietet Personen mit Hochrisikostatus für die
Entwicklung einer Bipolaren Störung einen guten Einstieg in die psychotherapeutische
Behandlung. Um der komplexen Symptomatologie, der häufigen Komorbidität sowie den
individuellen Bedürfnissen der jungen, (noch) nicht bipolar erkrankten Hochrisikopersonen
besser gerecht werden zu können, erscheint ein kombinierter, über einen längeren Zeitraum
angelegter psychotherapeutischer Ansatz im Einzel- und Gruppensetting auch unter
Einbeziehung der neuen Medien sinnvoll, dessen Entwicklung und Evidenzprüfung Ziel
weiterer
Forschungsbemühungen
sein
sollte.
Eine
zeitnahe
Implementierung
von
präventiven, bedarfsgerechten Interventionsstrategien in die klinische Versorgung erscheint
vor dem Hintergrund der bereits in Risikostadien Bipolarer Störungen existierenden
erheblichen
psychosozialen
erstrebenswert.
Belastungen,
unter
denen
die
Betroffenen
leiden,
7.
7.2.
Zusammenfassung
101
Summary
Background
Bipolar disorders are among the most serious mental disorders that occur in adolescence
and early adulthood. Due to their complex symptomatology, they are often diagnosed with
considerably delay. Bipolar disorders are associated with severe psychosocial impairments,
loss in health-related quality of life and a significantly increased risk of suicide. Usually,
patients receive a bipolar-specific treatment far too late.
Research in the field of early detection of bipolar disorders has shown that people in the
early stages of the disease already suffer from subsyndromal symptoms and functional
impairments. To date, the need for an early and appropriate treatment for patients at risk for
bipolar disorders cannot be covered in clinical care because a health care system for young
people with at risk states of a serious mental disorder and evidence-based treatment
programs do not exist. However, early preventive interventions can provide help seeking at
risk individuals with the opportunity to reduce symptom burden and to improve psychosocial
functioning and coping skills. Further objectives of early interventions are the delay or
slowdown of illness phases or at best, the prevention of conversion into manifest bipolar
disorder. The current evidence base regarding the efficacy of appropriate interventions for
people at high-risk for bipolar disorders is extremely limited. Concerning psychotherapeutic
interventions, there is some evidence indicating the efficacy of family-based approaches.
However, the statistical power of these findings is limited so far. Despite indirect evidence for
the efficacy of cognitive-behavioral therapy in young bipolar patients with few illness
episodes in their history, cognitive-behavioral approaches for individuals at risk for bipolar
disorders have not been systematically evaluated so far.
Question/Hypothesis
This study aims to close the described gap in knowledge by investigating the efficacy of a
specific cognitive-behavioral group intervention in individuals at risk for the development of
bipolar disorders.
Based on the current insufficient scientific knowledge a characterization of the high-risk
clientele in terms of psychosocial functioning, stress experience, resources and selfmanagement skills was carried out. Based on practical experiences of specialized early
recognition centers it has been postulated that the participating high-risk individuals already
show psychosocial impairments, experience a high degree of chronic stress and have limited
coping skills.
7.
Zusammenfassung
102
In the present work the primary objective was to investigate whether a specific cognitivebehavioral intervention has a favorable influence on the participantsꞌ psychosocial
functioning, stress level and resources and self-management skills compared to unstructured
group meetings. Even though a greater improvement in the analyzed outcome measures
was expected in the intervention condition, it has been assumed that participation in the
unstructured control condition would also show a therapeutic effect which should be reflected
in the improvement of the parameters described. Finally, the stability of the postulated
positive effects on psychosocial functioning and stress parameters in both groups over the
course of six months was analyzed.
Methods
The present work was embedded in the multicentered, DFG-funded, randomized and
controlled clinical trial EarlyCBT. The primary objective of this study was to investigate the
efficacy of an innovative group therapy program for individuals at high-risk of developing
bipolar disorders compared to unstructured sessions. The main inclusion criteria for study
participation were a family history for affective and/or schizoaffective disorders, increasing
psychosocial impairments and an affective symptomatology including mood swings. The
sample included 74 help-seeking individuals between 15 and 30 years of age. Study visits
have been conducted at baseline, at the end of the intervention and six months after starting
the intervention.
The innovative treatment manual included elements taken from cognitive behavioral therapy
as well as mindfulness and relaxation exercises and stress management interventions.
Primary outcomes of the present study were psychosocial functioning, experience of chronic
stress as well as the resources and self-management skills of the participants. Changes in
psychosocial functioning of high-risk individuals were examined by a semi-structured
interview. Stress-associated parameters have been detected on the basis of self-report
questionnaires.
The evaluations were based on the intent-to-treat (ITT)-approach. Missing values were
estimated using the expectation-maximization (EM)-algorithm. One-way-analyses of variance
(ANOVAS, with or without repeated measures) were used to test the hypotheses. A
systematic dropout analysis was conducted using descriptive statistics as well as 2 tests
and ANOVAS for examining differences between subjects in the dropout group and those
individuals who have been participated fully at the study.
7.
Zusammenfassung
103
Results
The results of the present study showed that in line with the hypothesis high-risk individuals
already had substantial psychosocial impairments, heightened chronic stress and had limited
resources and coping skills for dealing with stress.
As expected, significant improvements in the total sample concerning stress experience,
resources and self-management skills were found at the end of the intervention. Contrary to
the hypothesis, numerical, but no significant effects were found in psychosocial functioning of
the total sample at the end of the intervention. In contrast to the assumptions, there were no
significant differences between the tested group conditions concerning the examined
parameters psychosocial functioning, stress experience, resources and self-management
skills at the end of the intervention. Six months follow up data demonstrated the expected
significant improvements in all investigated parameters in the total sample.
Conclusions
The specific cognitive-behavioral group intervention investigated in the present study is a
reasonable treatment option for people at risk for bipolar disorders. In order to take account
the complex symptomatology, the high comorbidity and the individual needs of the young
help-seeking individuals, the investigation of a long-term psychotherapeutic approach in
individual and group setting, involving new media, seems reasonable. The development and
examination of evidence of such an appropriate intervention should be objective for further
research efforts. Because of the high functional impairments identified in individuals at risk
for bipolar disorders, a timely implementation of preventive, needs-based intervention
strategies into clinical care seems desirable.
8.
8.
Literaturverzeichnis
104
Literaturverzeichnis
Addington J, Epstein I, Liu L, French P, Boydell KM, Zipursky RB. 2011. A randomized
controlled trial of cognitive behavioral therapy for individuals at clinical high risk of psychosis.
Schizophr Res 125:54-61.
Akiskal HS. 1996. The prevalent clinical spectrum of bipolar disorders: beyond DSM-IV. J
Clin Psychopharmacol 16:4S-14S.
Alloy LB, Abramson LY, Urosevic S, Walshaw PD, Nusslock R, Neeren AM. 2005. The
psychosocial context of bipolar disorder: environmental, cognitive, and developmental risk
factors. Clin Psychol Rev 25:1043-1075.
American Psychiatric Association. 1996. Diagnostisches und Statistisches Manual
Psychischer Störungen (DSM-IV - deutsche Ausgabe). 4. Aufl. Göttingen, Hogrefe.
American Psychiatric Association. 2013. Diagnostic and statistical manual of mental
disorders. 5. Aufl. Arlington, American Psychiatric Association.
Angst J, Azorin JM, Bowden CL, Perugi G, Vieta E, Gamma A, Young AH. 2011. Prevalence
and characteristics of undiagnosed bipolar disorders in patients with a major depressive
episode: the BRIDGE study. Arch Gen Psychiatry 68:791-798.
Antonovsky A. 1979. Health, stress and coping. San Francisco, Jossey-Bass.
Bagby RM, Ryder AG, Schuller DR, Marshall MB. 2004. The Hamilton Depression Rating
Scale: has the gold standard become a lead weight? Am J Psychiatry 161:2163-2177.
Baldessarini RJ, Tondo L, Hennen J. 2003. Treatment-latency and previous episodes:
relationships to pretreatment morbidity and response to maintenance treatment in bipolar I
and II disorders. Bipolar Disord 5:169-179.
Bauer M, Glenn T, Grof P, Rasgon N, Alda M, Marsh W, Sagduyu K, Schmid R, Adli M,
Whybrow PC. 2009. Comparison of sleep/wake parameters for self-monitoring bipolar
disorder. J Affect Disord 116:170-175.
Bauer M, Juckel G, Correll CU, Leopold K, Pfennig A. 2008. Diagnosis and treatment in the
early illness phase of bipolar disorders. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 258:50-54.
8.
Literaturverzeichnis
105
Bauer M, Pfennig A. 2005. Epidemiology of bipolar disorders. Epilepsia 46 Suppl 4:8-13.
Baumann U. 1976. Methodische Untersuchungen zur Hamilton-Depressions-Skala. Arch
Psychiatr Nervenkr 222:359-375.
Bäuml J, Pitschel-Walz G. 2003. Psychoedukation bei schizophrenen Erkrankungen.
Stuttgart, Schattauer.
Bechdolf A, Juckel G. 2006. Psychoedukation bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko.
Stuttgart, Schattauer.
Bechdolf A, Nelson B, Cotton SM, Chanen A, Thompson A, Kettle J, Conus P, Amminger
GP, Yung AR, Berk M, McGorry PD. 2010. A preliminary evaluation of the validity of at-risk
criteria for bipolar disorders in help-seeking adolescents and young adults. J Affect Disord
127:316-320.
Bechdolf A, Ratheesh A, Cotton SM, Nelson B, Chanen AM, Betts J, Bingmann T, Yung AR,
Berk M, McGorry PD. 2014. The predictive validity of bipolar at-risk (prodromal) criteria in
help-seeking adolescents and young adults: a prospective study. Bipolar Disord 16:493-504.
Bechdolf A, Ratheesh A, Wood SJ, Tecic T, Conus P, Nelson B, Cotton SM, Chanen AM,
Amminger GP, Ruhrmann S, Schultze-Lutter F, Klosterkotter J, Fusar PP, Yung AR, Berk M,
McGorry PD. 2012a. Rationale and first results of developing at-risk (prodromal) criteria for
bipolar disorder. Curr Pharm Des 18:358-375.
Bechdolf A, Wagner M, Ruhrmann S, Harrigan S, Putzfeld V, Pukrop R, Brockhaus-Dumke
A, Berning J, Janssen B, Decker P, Bottlender R, Maurer K, Moller HJ, Gaebel W,
Hafner H, Maier W, Klosterkotter J. 2012b. Preventing progression to first-episode psychosis
in early initial prodromal states. Br J Psychiatry 200:22-29.
Beesdo K, Hofler M, Leibenluft E, Lieb R, Bauer M, Pfennig A. 2009. Mood episodes and
mood disorders: patterns of incidence and conversion in the first three decades of life.
Bipolar Disord 11:637-649
Beesdo-Baum K. 2011. Ressourcenaktivierung. In: Wittchen HU, Hoyer J (Hrsg). Klinische
Psychologie und Psychotherapie. Berlin, Springer, p 491-502.
8.
Literaturverzeichnis
106
Benkert O, Hippius H. 2013. Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie. 9. Aufl.
Berlin, Springer.
Berger T. 2013. Internetbasierte Therapien und mögliche Konsequenzen für die traditionelle
Psychotherapie und Psychotherapieforschung. In: Znoi H, Berger T (Hrsg). Die Kunst und
Wissenschaft der Psychotherapie. Bern, Huber, p 199-218.
Berk M, Brnabic A, Dodd S, Kelin K, Tohen M, Malhi GS, Berk L, Conus P, McGorry PD.
2011. Does stage of illness impact treatment response in bipolar disorder? Empirical
treatment data and their implication for the staging model and early intervention. Bipolar
Disord 13:87-98.
Berk M, Malhi GS, Hallam K, Gama CS, Dodd S, Andreazza AC, Frey BN, Kapczinski F.
2009. Early intervention in bipolar disorders: Clinical, biochemical and neuroimaging
imperatives. J Affect Disord 114:1-13.
Bernhard B, Meyer TD. 2012. Bipolare Störungen. In: Meinlschmidt G, Schneider S, Margraf
J (Hrsg). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Materialien für die Psychotherapie. Berlin,
Springer, p 323-334.
Bohus M. 2012. Mindfulness-based psychotherapy. Nervenarzt 83:1479-1487.
Bohus M. 2013. Modulare Psychotherapie: Ein Werkzeugkoffer für Psychotherapeuten? In:
Znoi H, Berger T (Hrsg). Die Kunst und Wissenschaft der Psychotherapie. Bern, Huber, p
161-282.
Bohus M. 2015. Elfenbeintürme im Treibsand oder: Was macht es so schwierig,
Erkenntnisse
aus
der
Forschung
in
der
therapeutischen
Praxis
umzusetzen?
Verhaltenstherapie 25:145-155.
Brown GW, Carstairs GM, Topping G. 1962. Influence of family life on the course of
schizophrenic illness. Br J Prev Soc Med 16:55-68.
Buchkremer G, Klingberg S. 2001. Was ist wissenschaftliche Psychotherapie? Zur
Disskussion um Leitlinien in der Psychotherapieforschung. Nervenarzt 72:20-30.
Caspar F, Jacobi F. 2007. Psychotherapieforschung. In: Hiller W, Leibing E, Leichsenring F,
Sulz S (Hrsg). Lehrbuch der Psychotherapie (Band 1: Wissenschaftliche Grundlagen der
Psychotherapie). München, CIP-Medien, p 395-410.
8.
Literaturverzeichnis
107
Chorpita BF, Weisz JR, Daleiden EL, Schoenwald SK, Palinkas LA, Miranda J, HigaMcMillan CK, Nakamura BJ, Austin AA, Borntrager CF, Ward A, Wells KC, Gibbons RD.
2013. Long-term outcomes for the Child STEPs randomized effectiveness trial: a comparison
of modular and standard treatment designs with usual care. J Consult Clin Psychol 81:9991009.
Clare AW, Cairns VE. 1978. Design, development and use of a standardized interview to
assess social maladjustment and dysfunction in community studies. Psychol Med 8:589-604.
Cohen J. 1988. Statistical Power Analysis for the Behavioral Sciences. New York, Routledge
Academic.
Colom F, Vieta E, Sanchez-Moreno J, Palomino-Otiniano R, Reinares M, Goikolea JM,
Benabarre A, Martinez-Aran A. 2009. Group psychoeducation for stabilised bipolar
disorders: 5-year outcome of a randomised clinical trial. Br J Psychiatry 194:260-265.
Colom F, Vieta E, Scott J. 2006. Psychoeducation manual for bipolar disorders. New York,
Cambridge University Press.
Conus P, Berk M, McGorry PD. 2006. Pharmacological treatment in the early phase of
bipolar disorders: what stage are we at? Aust NZ J Psychiatry 40:199-207.
Conus P, McGorry PD. 2002. First-episode mania: a neglected priority for early intervention.
Aust N Z J Psychiatry 36:158-172.
Conus P, Ward J, Hallam KT, Lucas N, Macneil C, McGorry PD, Berk M. 2008. The proximal
prodrome to first episode mania - a new target for early intervention. Bipolar Disord 10:555565.
Correll CU, Auther A, Lencz T, Cornblatt B. 2005. Bipolar Prodrome Symptom Scale (BPSS).
Personal Communication.
Correll CU, Hauser M, Auther AM, Cornblatt BA. 2010. Research in people with psychosis
risk syndrome: a review of the current evidence and future directions. Journal of Child
Psychology and Psychiatry 51:390-431.
Correll CU, Hauser M, Penzner JB, Auther AM, Kafantaris V, Saito E, Olvet D, Carrion RE,
Birmaher B, Chang KD, DelBello MP, Singh MK, Pavuluri M, Cornblatt BA. 2014a. Type and
duration of subsyndromal symptoms in youth with bipolar I disorder prior to their first manic
episode. Bipolar Disord 16:478-492.
8.
Literaturverzeichnis
108
Correll CU, Olvet DM, Auther AM, Hauser M, Kishimoto T, Carrion RE, Snyder S, Cornblatt
BA. 2014b. The Bipolar Prodrome Symptom Interview and Scale-Prospective (BPSS-P):
description and validation in a psychiatric sample and healthy controls. Bipolar Disord
16:505-522.
Correll CU, Penzner JB, Frederickson AM, Richter JJ, Auther AM, Smith CW, Kane JM,
Cornblatt BA. 2007a. Differentiation in the preonset phases of schizophrenia and mood
disorders: Evidence in support of a bipolar mania prodrome. Schizophr Bull 33:703-714.
Correll CU, Penzner JB, Lencz T, Auther A, Smith CW, Malhotra AK, Kane JM, Cornblatt BA.
2007b. Early identification and high-risk strategies for bipolar disorder. Bipolar Disord 9:324338.
Coryell W, Fiedorowicz J, Leon AC, Endicott J, Keller MB. 2013. Age of onset and the
prospectively observed course of illness in bipolar disorder. J Affect Disord 146:34-38.
Dean BB, Gerner D, Gerner RH. 2004. A systematic review evaluating health-related quality
of life, work impairment, and healthcare costs and utilization in bipolar disorder. Curr Med
Res Opin 20:139-154.
Deckersbach T, Holzel BK, Eisner LR, Stange JP, Peckham AD, Dougherty DD, Rauch SL,
Lazar S, Nierenberg AA. 2012. Mindfulness-based cognitive therapy for nonremitted patients
with bipolar disorder. CNS Neurosci Ther 18:133-141.
Dempster AP, Laird NM, Rubin DB. 1977. Maximum Likelihood from Incomplete Data via the
EM Algorithm. J R Stat Soc Series B (Methodol) 39:1-38.
DGBS e.V.und DGPPN e.V. 2012. S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie Bipolarer
Störungen.
Langversion
(Aufruf
am
02.03.2016),
URL:
http://www.leitlinie-
bipolar.de/downloads/.
Dilling H, Mombour W, Schmidt MH. 2004. Internationale Klassifikation psychischer
Störungen:
ICD-10,
Kapitel
V
(F),
Klinisch-diagnostische
Leitlinien,
Weltgesundheitsorganisation. Bern, Huber.
Duffy A. 2015. Early identification of recurrent mood disorders in youth: the importance of a
developmental approach. Evid Based Ment Health 18:7-9.
8.
Literaturverzeichnis
109
Duffy A, Alda M, Crawford L, Milin R, Grof P. 2007. The early manifestations of bipolar
disorder: a longitudinal prospective study of the offspring of bipolar parents. Bipolar Disord
9:828-838.
Duffy A, Alda M, Hajek T, Sherry SB, Grof P. 2010. Early stages in the development of
bipolar disorder. J Affect Disord 121:127-135.
Duffy A, Horrocks J, Doucette S, Keown-Stoneman C, McCloskey S, Grof P. 2013.
Childhood anxiety: an early predictor of mood disorders in offspring of bipolar parents.
J
Affect Disord 150:363-369.
Duffy A, Horrocks J, Doucette S, Keown-Stoneman C, McCloskey S, Grof P. 2014. The
developmental trajectory of bipolar disorder. Br J Psychiatry 204:122-128.
Egeland JA, Hostetter AM, Pauls DL, Sussex JN. 2000. Prodromal symptoms before onset
of manic-depressive disorder suggested by first hospital admission histories. J Am Acad
Child Adolesc Psychiatry 39:1245-1252.
Faltermaier T, Wittchen HU, Ellmann R, Lassle R. 1985. The Social Interview Schedule (SIS)
- content, structure and reliability. Soc Psychiatry 20:115-124.
Faul F, Erdfelder E, Lang AG, Buchner A 2007. G*Power 3: A flexible statistical power
analysis program for the social, behavioral, and biomedical sciences. Behav Res Methods
39:175-191.
Fava GA, Kellner R. 1991. Prodromal symptoms in affective disorders. Am J Psychiatry
148:823-830.
Findling RL, Frazier TW, Youngstrom EA, McNamara NK, Stansbrey RJ, Gracious BL, Reed
MD, Demeter CA, Calabrese JR. 2007. Double-blind, placebo-controlled trial of divalproex
monotherapy in the treatment of symptomatic youth at high risk for developing bipolar
disorder. J Clin Psychiatry 68:781-788.
Frank E. 2005. Treating bipolar disorder: a clinician`s guide to interpersonal and social
rhythm therapy. New York, Guilford.
8.
Literaturverzeichnis
110
Frank E, Kupfer DJ, Thase ME, Mallinger AG, Swartz HA, Fagiolini AM, Grochocinski V,
Houck P, Scott J, Thompson W, Monk T. 2005. Two-year outcomes for interpersonal and
social rhythm therapy in individuals with bipolar I disorder. Arch Gen Psychiatry 62:996-1004.
Frank E, Soreca I, Swartz HA, Fagiolini AM, Mallinger AG, Thase ME, Grochocinski VJ,
Houck PR, Kupfer DJ. 2008. The role of interpersonal and social rhythm therapy in improving
occupational functioning in patients with bipolar I disorder. Am J Psychiatry 165:1559-1565.
Fusar-Poli P, Borgwardt S, Bechdolf A, Addington J, Riecher-Rossler A, Schultze-Lutter F,
Keshavan M, Wood S, Ruhrmann S, Seidman LJ, Valmaggia L, Cannon T, Velthorst E, De
HL, Cornblatt B, Bonoldi I, Birchwood M, McGlashan T, Carpenter W, McGorry P,
Klosterkotter J, McGuire P, Yung A. 2013. The psychosis high-risk state: a comprehensive
state-of-the-art review. JAMA Psychiatry 70:107-120.
Geller B, Cooper TB, Zimerman B, Frazier J, Williams M, Heath J, Warner K. 1998. Lithium
for prepubertal depressed children with family history predictors of future bipolarity: a doubleblind, placebo-controlled study. J Affect Disord 51:165-175.
Goetz I, Tohen M, Reed C, Lorenzo M, Vieta E. 2007. Functional impairment in patients with
mania: baseline results of the EMBLEM study. Bipolar Disord 9:45-52.
Gonda X, Pompili M, Serafini G, Montebovi F, Campi S, Dome P, Duleba T, Girardi P,
Rihmer Z. 2012. Suicidal behavior in bipolar disorder: epidemiology, characteristics and
major risk factors. J Affect Disord 143:16-26.
Goodwin FK, Jamison KR. 2007. Manic Depressive Illness. Oxford, University Press.
Grawe K. 1992. Psychotherapieforschung zu Beginn der neunziger Jahre. Psychol Rundsch
43:132-162.
Grawe K, Donati R, Bernauer F. 1994. Psychotherapie im Wandel. Von der Konfession zur
Profession. 3. Aufl. Göttingen, Hogrefe.
Haack S, Pfennig A, Bauer M. 2010. Bipolar depression. Epidemiology, etiopathogenesis,
and course. Nervenarzt 81:525-530.
Hafner H, Maurer K. 2012. Früherkennung von Psychosen. In: Hafner H, Bechdolf A,
Klosterkotter J, Maurer K (Hrsg). Psychosen - Früherkennung und Frühintervention. Der
Praxisleitfaden. Schriftenreihe Kompetenznetz Schizophrenie, Schattauer.
8.
Literaturverzeichnis
111
Hamilton BA, Naismith SL, Scott EM, Purcell S, Hickie IB. 2011. Disability is already
pronounced in young people with early stages of affective disorders: data from an early
intervention service. J Affect Disord 131:84-91.
Hamilton M. 1960. A Rating Scale for Depression. J Neurol Neurosurg Psychiatry 23:56-62.
Hamilton M. 1986. The Hamilton Rating Scale for Depression. In: Sartorius N, Ban TA
(Hrsg). Asssessment of depression. Berlin, Springer.
Hapke U, Maske UE, Scheidt-Nave C, Bode L, Schlack R, Busch MA. 2013. Chronischer
Stress bei Erwachsenen in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit
Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt 56:749-754.
Hauser M, Pfennig A, Özgürdal S, Heinz A, Bauer M, Juckel G. 2007. Early recognition of
bipolar disorder. Eur Psychiatry 22:92-98.
Hautzinger M. 1998. Depression. Göttingen, Hogrefe.
Hautzinger, M. (2007). Psychotherapieforschung. In: C Reimer, J Eckert, M Hautzinger, E
Wilke (Hrsg), Psychotherapie, ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen. Berlin, Springer.
Hautzinger, Meyer. 2007. Psychotherapie bei bipolaren affektiven Störungen. Nervenarzt
78:1248-1260.
Hautzinger
M,
Meyer
TD.
2011.
Bipolare
affektive
Störungen.
Fortschritte
der
Psychotherapie. Göttingen, Hogrefe.
Hecht H, Wittchen HU. 1988. The frequency of social dysfunction in a general population
sample and in patients with mental disorders - A comparison using the Social Interview
Schedule (SIS). Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol 23:17-29.
Howes OD, Lim S, Theologos G, Yung AR, Goodwin GM, McGuire P. 2010. A
comprehensive review and model of putative prodromal features of bipolar affective disorder.
Psychol Med 41:1567-1577.
Jack
M.
2007.
FERUS:
Fragebogen
zur
Erfassung
von
Ressourcen
und
Selbstmanagementfähigkeiten. Testmappe und Manual. Göttingen, Hogrefe.
Judd LL, Schettler PJ, Solomon DA, Maser JD, Coryell W, Endicott J, Akiskal HS. 2008.
Psychosocial disability and work role function compared across the long-term course of
bipolar I, bipolar II and unipolar major depressive disorders. J Affect Disord 108:49-58.
8.
Kaluza
Literaturverzeichnis
G.
2004.
Stressbewältigung.
112
Trainingsmanual
zur
psychologischen
Gesundheitsförderung. Berlin, Springer.
Kanfer FH, Reinecker H, Schmelzer, D 1996. Selbstmanagement-Therapie. Berlin, Springer.
Kazdin AE, Bass D. 1989. Power to detect differences between alternative treatments in
comparative psychotherapy outcome research. J Consult Clin Psychol 57:138-147.
Kim EY, Miklowitz DJ, Biuckians A, Mullen K. 2007. Life stress and the course of early-onset
bipolar disorder. J Affect Disord 99:37-44.
Kupfer DJ, Frank E, Grochocinski VJ, Cluss PA, Houck PR, Stapf DA. 2002. Demographic
and clinical characteristics of individuals in a bipolar disorder case registry. J Clin Psychiatry
63:120-125.
Lam DH, Hayward P, Watkins ER, Wright K, Sham P. 2005. Relapse prevention in patients
with bipolar disorder: cognitive therapy outcome after 2 years. Am J Psychiatry 162:324-329.
Lam DH, Watkins ER, Hayward P, Bright J, Wright K, Kerr N, Parr-Davis G, Sham P. 2003. A
randomized controlled study of cognitive therapy for relapse prevention for bipolar affective
disorder: outcome of the first year. Arch Gen Psychiatry 60:145-152.
Leopold K, Pfeiffer S, Correll CU, Bauer M, Pfennig A. 2013a. Früherkennungszentren für
psychische Erkrankungen - ein Komplementärangebot der psychiatrischen Regelversorgung
in Deutschland. Psychiatr Prax 40:264-273.
Leopold K, Pfennig A. 2010. Early Phase Inventory for Bipolar Mood disorders Prediction.
Personal Communication.
Leopold K, Pfennig A, Severus E, Bauer M. 2013b. Prävention bipolarer Störungen.
Nervenarzt 84:1310-1315.
Leopold K, Ritter P, Correll CU, Marx C, Ozgurdal S, Juckel G, Bauer M, Pfennig A. 2012.
Risk constellations prior to the development of bipolar disorders: rationale of a new risk
assessment tool. J Affect Disord 136:1000-1010.
Lish JD, Dime-Meenan S, Whybrow PC, Price RA, Hirschfeld RM 1994. The National
Depressive and Manic-depressive Association (DMDA) survey of bipolar members. J Affect
Disord 31:281-294.
8.
Literaturverzeichnis
113
Macneil CA, Hasty MK, Berk M, Henry L, Evans M, Redlich C, Daglas R, McGorry PD,
Conus P. 2011. Psychological needs of adolescents in the early phase of bipolar disorder:
implications for early intervention. Early Interv Psychiatry 5:100-107.
Macneil CA, Hasty MK, Conus P, Berk M, Scott J. 2009. Bipolar Disorder in Young People. A
Psychological Intervention Manual. New York, Cambridge University Press.
Margraf J. 2009. Hintergründe und Entwicklung. In: J Margraf & S Schneider (Hrsg).
Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band I. Berlin, Springer.
McGlashan. 2011. A scale for the assessment of prodromal symptoms and states. In: TJ
Miller (Hrsg), Early Interv Psychot Disord, p 135–150.
McGorry PD. 2010. Risk syndromes, clinical staging and DSM V: new diagnostic
infrastructure for early intervention in psychiatry. Schizophr Res 120:49-53.
McGorry PD, Nelson B, Phillips LJ, Yuen HP, Francey SM, Thampi A, Berger GE, Amminger
GP, Simmons MB, Kelly D, Dip G, Thompson AD, Yung AR. 2013. Randomized controlled
trial of interventions for young people at ultra-high risk of psychosis: twelve-month outcome.
J Clin Psychiatry 74:349-356.
McGorry PD, Yung AR, Phillips LJ, Yuen HP, Francey S, Cosgrave EM, Germano D, Bravin
J, McDonald T, Blair A, Adlard S, Jackson H. 2002. Randomized controlled trial of
interventions designed to reduce the risk of progression to first-episode psychosis in a
clinical sample with subthreshold symptoms. Arch Gen Psychiatry 59:921-928.
Mehta S, Mittal PK, Swami MK. 2014. Psychosocial Functioning in Depressive Patients: A
Comparative Study between Major Depressive Disorder and Bipolar Affective Disorder.
Depress Res Treat 2014:1-6.
Merikangas KR, Akiskal HS, Angst J, Greenberg PE, Hirschfeld RM, Petukhova M, Kessler
RC. 2007. Lifetime and 12-month prevalence of bipolar spectrum disorder in the National
Comorbidity Survey replication. Arch Gen Psychiatry 64:543-552.
Merikangas KR, Jin R, He JP, Kessler RC, Lee S, Sampson NA, Viana MC, Andrade LH, Hu
C, Karam EG, Ladea M, Medina-Mora ME, Ono Y, Posada-Villa J, Sagar R, Wells JE,
Zarkov Z. 2011. Prevalence and correlates of bipolar spectrum disorder in the world mental
health survey initiative. Arch Gen Psychiatry 68:241-251.
8.
Literaturverzeichnis
114
Meyer TD, Bauer M. 2011. Bipolare Störungen. In: HU Wittchen & J Hoyer (Hrsg). Klinische
Psychologie und Psychotherapie. Berlin, Springer.
Meyer
TD,
Hautzinger
M.
2004.
Manisch-depressive
Störungen:
Kognitiv-
verhaltenstherapeutisches Behandlungsmanual. Weinheim, Beltz.
Meyer TD, Hautzinger M. 2012. Cognitive behaviour therapy and supportive therapy for
bipolar disorders: relapse rates for treatment period and 2-year follow-up. Psychol Med
42:1429-1439.
Miklowitz DJ. 2008. Bipolar disorder: A family-focussed treatment approach. 2. Aufl. New
York, Guilford.
Miklowitz DJ. 2012. Family-focused treatment for children and adolescents with bipolar
disorder. Isr J Psychiatry Relat Sci 49:95-101.
Miklowitz DJ, Axelson DA, Birmaher B, George EL, Taylor DO, Schneck CD, Beresford CA,
Dickinson LM, Craighead WE, Brent DA. 2008. Family-focused treatment for adolescents
with bipolar disorder: results of a 2-year randomized trial. Arch Gen Psychiatry 65:10531061.
Miklowitz DJ, Chang KD, Taylor DO, George EL, Singh MK, Schneck CD, Dickinson LM,
Howe ME, Garber J. 2011. Early psychosocial intervention for youth at risk for bipolar I or II
disorder: a one-year treatment development trial. Bipolar Disord 13:67-75.
Miklowitz DJ, George EL, Richards JA, Simoneau TL, Suddath RL. 2003. A randomized
study of family-focused psychoeducation and pharmacotherapy in the outpatient
management of bipolar disorder. Arch Gen Psychiatry 60:904-912.
Miklowitz DJ, Goldstein MJ, Nuechterlein KH, Snyder KS, Mintz J. 1988. Family factors and
the course of bipolar affective disorder. Arch Gen Psychiatry 45:225-231.
Miklowitz DJ, Otto MW, Frank E, Reilly-Harrington NA, Kogan JN, Sachs GS, Thase ME,
Calabrese JR, Marangell LB, Ostacher MJ, Patel J, Thomas MR, Araga M, Gonzalez JM,
Wisniewski SR. 2007a. Intensive psychosocial intervention enhances functioning in patients
with bipolar depression: results from a 9-month randomized controlled trial. Am J Psychiatry
164:1340-1347.
8.
Literaturverzeichnis
115
Miklowitz DJ, Otto MW, Frank E, Reilly-Harrington NA, Wisniewski SR, Kogan JN,
Nierenberg AA, Calabrese JR, Marangell LB, Gyulai L, Araga M, Gonzalez JM, Shirley ER,
Thase ME, Sachs GS. 2007b. Psychosocial treatments for bipolar depression: a 1-year
randomized trial from the Systematic Treatment Enhancement Program. Arch Gen
Psychiatry 64:419-426.
Miklowitz DJ, Schneck CD, Singh MK, Taylor DO, George EL, Cosgrove VE, Howe ME,
Dickinson LM, Garber J, Chang KD. 2013. Early intervention for symptomatic youth at risk for
bipolar disorder: a randomized trial of family-focused therapy. J Am Acad Child Adolesc
Psychiatry 52:121-131.
Moher D, Hopewell S, Schulz KF, Montori V, Gotzsche PC, Devereaux PJ, Elbourne D,
Egger M, Altman DG. 2010. CONSORT 2010 Explanation and Elaboration: Updated
guidelines for reporting parallel group randomised trials. J Clin Epidemiol 63:e1-37.
Morrison AP, French P, Walford L, Lewis SW, Kilcommons A, Green J, Parker S, Bentall RP.
2004. Cognitive therapy for the prevention of psychosis in people at ultra-high risk:
randomised controlled trial. Br J Psychiatry 185:291-297.
Mühlbacher M, Egger C, Kaplan P, Simhandl C, Grunze H, Geretsegger C, Whitworth A,
Stuppaeck C. 2011. Reliabilität und Übereinstimmungsvalidität der deutschen Version der
Young Mania Rating Scale (YMRS). Neuropsychiatrie 25:1-10.
Müller H, Wießmann T, Bechdolf A. 2012. Interventionen bei Personen mit erhöhtem
Psychoserisiko: Eine aktuelle Übersicht über randomisiert kontrollierte Studien. Fortschr
Neurol Psychiatr 80:570-579.
Murray G, Suto M, Hole R, Hale S, Amari E, Michalak EE. 2011. Self-management strategies
used by 'high functioning' individuals with bipolar disorder: from research to clinical practice.
Clin Psychol Psychother 18:95-109.
Nadkarni RB, Fristad MA. 2010. Clinical course of children with a depressive spectrum
disorder and transient manic symptoms. Bipolar Disord 12:494-503.
Okuzawa N, Kline E, Fuertes J, Negi S, Reeves G, Himelhoch S, Schiffman J. 2014.
Psychotherapy for adolescents and young adults at high risk for psychosis: a systematic
review. Early Interv Psychiatry 8:307-322.
8.
Literaturverzeichnis
116
Özgurdal S, van Haren E, Hauser M, Strohle A, Bauer M, Assion HJ, Juckel G. 2009. Early
Mood Swings as Symptoms of the Bipolar Prodrome: Preliminary Results of a Retrospective
Analysis. Psychopathology 42:337-342.
Perich T, Manicavasagar V, Mitchell PB, Ball JR, Hadzi-Pavlovic D. 2013. A randomized
controlled trial of mindfulness-based cognitive therapy for bipolar disorder. Acta Psychiatr
Scand 127:333-343.
Pfennig A, Correll CU, Leopold K, Juckel G, Bauer M. 2012. Early recognition and
intervention for bipolar disorders : State of research and perspectives. Nervenarzt 83:897902.
Pfennig A, Correll CU, Marx C, Rottmann-Wolf M, Meyer TD, Bauer M, Leopold K. 2014.
Psychotherapeutic interventions in individuals at risk of developing bipolar disorder: a
systematic review. Early Interv Psychiatry 8:3-11.
Pfennig
A,
Jabs
B,
Pfeiffer
S,
Weikert
B,
Leopold
K,
Bauer
M.
2011.
Versorgungserfahrungen bipolarer Patienten in Deutschland: Befragung vor Einführung der
S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen. Nervenheilkunde 30:333-340.
Pfennig A, Leopold K. 2011. Early Phase Inventory for bipolar disorders EPIbipolar. Personal
Communication.
Pfennig A, Ritter PS, Hofler M, Lieb R, Bauer M, Wittchen HU, Beesdo-Baum K. 2016.
Symptom characteristics of depressive episodes prior to the onset of mania or hypomania.
Acta Psychiatr Scand 133:196-204.
Piet J, Hougaard E. 2011. The effect of mindfulness-based cognitive therapy for prevention
of relapse in recurrent major depressive disorder: a systematic review and meta-analysis.
Clin Psychol Rev 31:1032-1040.
Post RM, Leverich GS. 2006. The role of psychosocial stress in the onset and progression of
bipolar disorder and its comorbidities: the need for earlier and alternative modes of
therapeutic intervention. Dev Psychopathol 18:1181-1211.
Post RM, Leverich GS, Kupka RW, Keck PE, Jr., McElroy SL, Altshuler LL, Frye MA,
Luckenbaugh DA, Rowe M, Grunze H, Suppes T, Nolen WA. 2010. Early-onset bipolar
disorder and treatment delay are risk factors for poor outcome in adulthood. J Clin Psychiatry
71:864-872.
8.
Literaturverzeichnis
117
Reinecker H. 2009. Therapieforschung. In: Margraf J, Schneider S (Hrsg). Lehrbuch der
Verhaltenstherapie. Berlin, Springer.
Ritter PS, Hofler M, Wittchen HU, Lieb R, Bauer M, Pfennig A, Beesdo-Baum K. 2015.
Disturbed sleep as risk factor for the subsequent onset of bipolar disorder - Data from a 10year prospective-longitudinal study among adolescents and young adults. J Psychiatr Res
68:76-82.
Ritter PS, Marx C, Bauer M, Leopold K, Pfennig A. 2011. The role of disturbed sleep in the
early recognition of bipolar disorder: a systematic review. Bipolar Disord 13:227-237.
Sanchez-Moreno J, Martinez-Aran A, Tabares-Seisdedos R, Torrent C, Vieta E, AyusoMateos JL. 2009. Functioning and Disability in Bipolar Disorder: An Extensive Review.
Psychother Psychosom 78:285-297.
Schaub A, Bernhard B, Gauck L. 2004. Kognitive psychoedukative Therapie bei bipolaren
Erkrankungen. Göttingen, Hogrefe.
Schultze-Lutter F, Addington J, Ruhrmann S, Klosterkötter J. 2007. Schizophrenia
Proneness Instrument, Adult version (SPI-A). Rom, Fioriti.
Schulz P, Schlotz W. 1999. Trierer Inventar zur Erfassung von chronischem Stress (TICS):
Skalenkonstruktion,
teststatistische
Überprüfung
und
Validierung
der
Skala
Arbeitsüberlastung. Diagnostica 45:8-19.
Schulz P, Schlotz W, Becker P. 2004. TICS. Trierer Inventar zum chronischen Stress.
Testmappe mit Manual. Göttingen, Hogrefe.
Schulze TG. 2010. Genetic research into bipolar disorder: the need for a research framework
that integrates sophisticated molecular biology and clinically informed phenotype
characterization. Psychiatr Clin North Am 33:67-82.
Scott J, Paykel E, Morriss R, Bentall R, Kinderman P, Johnson T, Abbott R, Hayhurst H.
2006. Cognitive-behavioural therapy for severe and recurrent bipolar disorders: randomised
controlled trial. Br J Psychiatry 188:313-320.
8.
Literaturverzeichnis
118
Segal ZV, Teasdale JD, Williams JMG. 2004. Mindfulness based cognitive therapy. In:
Hayes SC, Follette VM, Linehan MM (Hrsg). Mindfulness and acceptance: expanding the
cognitive-behavioral tradition. New York, Guilford Press. p 45-65.
Segal ZV, Williams JMG, Teasdale JD. 2008. Die Achtsamkeitsbasierte Therapie der
Depression: Ein neuer Ansatz zur Rückfallprävention. Tübingen, Deutsche Gesellschaft für
Verhaltenstherapie.
Segal ZV, Williams JMG, Teasdale JD. 2002. Mindfulness-based cognitive therapy for
depression: a new approach to preventing relapse. New York, Guilford Press.
Severus E. 2014. Bipolare Störungen im DSM-5. Nervenarzt 85:543-547.
Shih RA, Belmonte PL, Zandi PP. 2004. A review of the evidence from family, twin and
adoption studies for a genetic contribution to adult psychiatric disorders. Int Rev Psychiatry
16:260-283.
Stange JP, Eisner LR, Holzel BK, Peckham AD, Dougherty DD, Rauch SL, Nierenberg AA,
Lazar S, Deckersbach T. 2011. Mindfulness-based cognitive therapy for bipolar disorder:
effects on cognitive functioning. J Psychiatr Pract 17:410-419.
Swartz HA, Levenson JC, Frank E. 2012. Psychotherapy for Bipolar II Disorder: The Role of
Interpersonal and Social Rhythm Therapy. Professional Psychology: Res Pract 43:145-153.
Teasdale JD, Segal ZV, Williams JM, Ridgeway VA, Soulsby JM, Lau MA. 2000. Prevention
of relapse/recurrence in major depression by mindfulness-based cognitive therapy. J Consult
Clin Psychol 68:615-623.
Todd NJ, Jones SH, Hart A, Lobban FA. 2014. A web-based self-management intervention
for Bipolar Disorder 'living with bipolar': a feasibility randomised controlled trial. J Affect
Disord 169:21-29.
Toth K. 2013. Frühintervention bei Risikopersonen für bipolare Störungen- therapeutische
Wirkfaktoren und psychotherapeutische Behandlungsintegrität. Hochschule MagdeburgStendal, Angewandte Humanwissenschaften - Studiengang Rehabilitationspsychologie,
Master-Thesis.
8.
Literaturverzeichnis
119
Weisz JR. 2015. Bridging the Research-Practice Divide in Youth Psychotherapy: The
Development-Focused Model and Transdiagnostic Treatment. Verhaltenstherapie 25:129132.
Weltgesundheitsorganisation. 1992. Internationale Klassifikation psychischer Störungen (10.
Revision) (ICD-10 - deutsche Ausgabe). Bern, Huber.
Williams JM, Alatiq Y, Crane C, Barnhofer T, Fennell MJ, Duggan DS, Hepburn S, Goodwin
GM. 2008. Mindfulness-based Cognitive Therapy (MBCT) in bipolar disorder: preliminary
evaluation of immediate effects on between-episode functioning. J Affect Disord 107:275279.
Williams JM, Duggan DS, Crane C, Fennell MJ. 2006. Mindfulness-based cognitive therapy
for prevention of recurrence of suicidal behavior. J Clin Psychol 62:201-210.
Wittchen HU, Hoyer J. 2011. Klinische Psychologie und Psychotherapie. Berlin, Springer.
Wittchen HU, Schramm E, Zaudig M, Unland H. 1993. Strukturiertes Interview für DSM-III-R
Achse
II
(Persönlichkeitsstörungen)
(deutschsprachige,
erweiterte
Bearbeitung
der
amerikanischen Originalversion des SCID-II von RL Spitzer, JBW Williams, M Gibbon und
MB First), Testmappe mit Manual, Interviewheft, Errata zum Interviewheft, Fragebögen,
Schablone und Computerprogramm auf Diskette. Weinheim, Beltz.
Wittchen HU, Zaudig M, Fydrich T. 1997. Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV
Achse I und II. Göttingen, Hogrefe.
Wittchen HU, Zaudig M, Sprengler P, Mombour W, Hiller W, Essau CA, Rummler R, Spitzer
RL, Williams J. 1991. Wie zuverlässig ist operationalisierte Diagnostik? -Die Test-RetestReliabilität des Strukturierten Klinischen Interviews für DSM-III-R. Z Klin Psychol Heft 2:136153.
Wittorf A, Jakobi U, Klingberg S. 2007. German Translation of the CTS-PSY. Tübingen,
Universität Tübingen.
Yan LJ, Hammen C, Cohen AN, Daley SE, Henry RM. 2004. Expressed emotion versus
relationship quality variables in the prediction of recurrence in bipolar patients. J Affect
Disord 83:199-206.
Young RC, Biggs JT, Ziegler VE, Meyer DA. 1978. Rating-Scale for Mania - Reliability,
Validity and Sensitivity. Br J Psychiatry 133:429-435.
8.
Literaturverzeichnis
120
Yung AR, Phillips LJ, Nelson B, Francey SM, PanYuen H, Simmons MB, Ross ML, Kelly D,
Baker K, Amminger GP, Berger G, Thompson AD, Thampi A, McGorry PD. 2011.
Randomized controlled trial of interventions for young people at ultra high risk for psychosis:
6-month analysis. J Clin Psychiatry 72:430-440.
Zarate CA, Jr., Tohen M, Land M, Cavanagh S. 2000. Functional impairment and cognition
in bipolar disorder. Psychiatr Q 71:309-329.
9.
9.
Anhangsverzeichnis
Anhangsverzeichnis
Anhang A
Studienprotokoll EarlyCBT
Anhang B
Probandeninformation für Volljährige
Anhang C
Probandeninformation für Minderjährige
Anhang D
Probandeninformation für Sorgerechtstragende
Anhang E
Einwilligungserklärung für Volljährige
Anhang F
Einverständniserklärung für Minderjährige
Anhang G
Einwilligungserklärung für Sorgerechtstragende
Anhang H
Screening-Checkliste
Anhang I
Flowchart der Gesamtuntersuchung
Anhang J
Abbildungen
121
Herunterladen