VI. Zusammenfassung In der vorliegenden Arbeit geht es um die Untersuchung der bildgebenden diagnostischen Möglichkeiten der transkraniellen Hirnparenchym-Sonographie (TCS) bei bipolarer Störung. Der Forschungsschwerpunkt ist hierbei die Untersuchung der Echogenität der mesencephalen Raphe-Region mittels TCS bei bipolar affektiven Patienten in Abhängigkeit vom aktuellen Zustandsbild. In verschiedenen TCS-Studien konnte eine verminderte oder unterbrochene RapheEchogenität bei Patienten mit einer Major Depression nachgewiesen werden. In bisher nur einer Studie wurde die Raphe-Echogenität auch bei bipolardepressiven Patienten untersucht mit dem Ergebnis, dass bipolare Patienten insgesamt regelrechte Raphe-Echogenitäten aufwiesen. Die unterschiedlichen Zustände, also Episoden (depressiv, manisch, remittiert) der bipolar Erkrankten, wurden dabei jedoch nicht berücksichtigt. Somit stellt sich die Frage, ob sich das Bild der Raphe-Echogenität in der TCS möglicherweise in den verschiedenen Erkrankungsphasen der bipolaren Störung unterschiedlich darstellt. Um eine klare Klassifizierung des aktuellen Zustandbildes der Probanden sowie die Einhaltung der Ein- und Ausschlusskriterien zu gewährleisten, wurden depressive sowie manische Episoden mittels standardisierter psychometrischer Testverfahren (HAM-D, YMRS, MINI-SKID) und Selbstbeurteilungsbögen (BDI, MSS) erfasst beziehungsweise ausgeschlossen. Demographische und somatische Basisdaten wurden anhand eines Anamnesebogens erhoben. Die sonographische Beurteilung des Hirnparenchyms erfolgte anhand eines etablierten Untersuchungsprotokolls in standardisierten Untersuchungsebenen. Die RapheRegion wurde dabei durch eine 3-stufige Raphe-Skalierung bewertet. Zur statistischen Analyse der gesammelten Daten wurde das Gesamtkollektiv in drei Gruppen eingeteilt: Patienten in Remission (n=14), mit depressiver Episode (n=14) und manischer Episode (n=8). Zum Vergleich wurde eine gesunde Kontrollgruppe (n=15) untersucht. Mit Blick auf die Ergebnisse zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit des Nachweises einer pathologischen RapheEchogenität zwischen der Vergleichsgruppe der bipolaren Patienten und der 52 Kontrollgruppe und auch nicht zwischen den einzelnen Untersuchungsgruppen der bipolaren Patienten. Es ergaben sich signifikante Korrelationen zwischen der angewandten RapheSkalierung und den HAM-D- und MADRS-Scores in der Gruppe der bipolardepressiven Patienten. Somit ging eine pathologische (verminderte oder nur unterbrochen darstellbare) Raphe-Echogenität signifikant häufig mit einem hohen Grad an Depressivität einher. Je depressiver die Probanden dieser Gruppe waren, desto pathologischer stellte sich ihre Raphe-Region in der TCS dar. Das wesentliche Ergebnis dieser Studie ist somit, dass bipolar-depressive Patienten mit einer pathologischen Raphe-Echogenität in der TCS (die auch bei 10 % der Allgemeinbevölkerung vorkommen kann) signifikant häufig eine stärker ausgeprägte depressive Symptomatik im Vergleich zu den weiteren untersuchten bipolar-depressiven Patienten aufwiesen. Es könnte also sein, dass Menschen mit einer bipolaren Erkrankung in Kombination mit einer pathologischen Raphe-Echogenität in der TCS und damit möglicherweise schwach strukturierten Raphe-Region, zu einer stärker ausgeprägten depressiven Symptomatik neigen als bipolar-depressiv Erkrankte ohne diese pathologische RapheDarstellung. An dieser Stelle besteht weiterhin Forschungsbedarf auch in Bezug auf die noch ausstehende pathophysiologisch und morphologisch klärende Interpretation der Raphe-Hypoechogenität in der TCS. In Zukunft könnten sich daraus möglicherweise auch klinisch-pharmakologische Konsequenzen im Hinblick auf den klinischen Alltag ergeben. 53