EEZ - ENERGIE-, BILDUNGS- UND ERLEBNISZENTRUM AURICH Public/Office buildings EEZ - ENERGIE-, BILDUNGS- UND ERLEBNISZENTRUM AURICH Grunddaten Objekttyp: Ausstellungszentrum Anwendungsbereich: Lastabtragende Dämmung unter der Bodenplatte Architekten: Lothar Tabery, Dipl.Ing. Architekt BDA + Stadtplaner Wettbewerb: 2009 Planung: 2012-2014 Bauzeit: 2013-2015 Grundstücksfläche: 59.500 m² Wasserfläche: 14.500 m² Bebaute Fläche: 4.540 m² Bruttogeschoßfläche: 8.000 m² Nutzflächen: 6.800 m² Brutto-Rauminhalt: 37.420 m³ (c) Bilder: ?Prefa, Croce & Wir? Public/Office buildings EEZ - ENERGIE-, BILDUNGS- UND ERLEBNISZENTRUM AURICH Idee und Entwicklung Die Idee zu einem sichel- bzw. bogenförmigen Gebäude des Energie-Erlebniszentrums (EEZ) wurde im Rahmen des vom Architekturbüro Tabery gewonnenen Wettbewerbes für den auf dem Auricher ?Großen Sett? vorgesehenen Neubau geboren. Die Gestaltung war durch den scharfen Bogen des Jade-Emskanals, welcher dort ein halbinselförmiges Grundstück formt, inspiriert und fügte sich harmonisch in das Umfeld ein. Da sich jedoch die zur Verfügung stehende Baufläche nach mehrfacher Erweiterung des Raumprogramms und der Mutation des EEZ zum Energie-, Bildungs- und Erlebniszentrum als zu klein erwies, erfolgte eine Verlegung der Baumaßnahme auf eine Wiesenfläche am Rande des Industriegebiets Tannenhausen im Norden der Stadt. Diese Fläche liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Rotorblatt-Fertigung des Windkraftanlagenherstellers Enercon. Das hier fehlende Wasser des Jade-Emskanals wurde durch ein neu angelegtes Gewässer ersetzt, in dessen Mitte das EEZ auf einer künstlichen Insel seine endgültige Position fand. Bögen, Kreise und Ellipsen Bei der Erarbeitung des Entwurfs stellten sich die Grundsatzfragen: Wie soll ein Gebäude aussehen das dem Thema Energie gewidmet ist? Lässt sich diese Thematik baulich zum Ausdruck bringen und welche Gestaltungsmittel müssen hierbei eingesetzt werden? Formen mit Energie-Analogien in der Natur existieren in dynamischen und spannungsreichen Strukturen des Mikro- und des Makrokosmos. Sowohl Kreisbahnen von Elektronen um Atomkerne, als auch kreisförmige oder elliptische Planetenbahnen symbolisieren Kräfteverhältnisse und energetische Bezüge in ihrer ursprünglichsten Form. Ergänzt wird dieses formale Spektrum durch bogenförmige Kometenbahnen, z.B. Parabeln. Weiterhin verwandelt der Bogen als Jagdinstrument Lageenergie in kinetische Energie und ist dabei die älteste Energie-Umwandlungsmaschine der Welt. Es lag daher nahe diese dynamischen geometrischen Formen in der (Grundriss) Gestaltung des EEZ einzusetzen und hierdurch dem Gebäude eine besondere Charakteristik zu verleihen. Kreise, Bögen (Sicheln) und Ellipsen finden sich als Metaphern in der Gestaltung der Freianlagen, in der inneren und äußeren Gebäudegestaltung und bei den Ausstellungsobjekten im gesamten EEZ-Gebäudekomplex. Einsatz von GEOCELL Schaumglasschotter GEOCELL wurde bei diesem Objekt als Dämmung unter der Bodenplatte eingesetzt. Durch die große Anzahl an Punktfundamenten war der Einsatz eines Schüttgutes gegenüber Plattenmaterialien zu präferieren. Eingebracht wurde GEOCELL mit mehreren Schütttüchern, welche mit dem Baustellenkran manipuliert wurden. So konnte das Material schnell und punktgenau vorverteilt werden. Die Bauteile und ihre Nutzung Bauteil 1, das Hauptgebäude der Gesamtanlage, erreicht der Besucher vom nördlich gelegenen Parkplatz und den Bushaltestellen über eine stählerne Zugangsbrücke, die den oberen See des stufenförmig angelegten Gewässers überspannt. Schon von weitem sind der Energie-Pur-Turm und die Fenster des Zukunftslabors zu sehen, die als EEZ-Buchstaben in die Fassade geschnitten sind und als Logo auf die Gebäudenutzung hinweisen. Die Fassade des Hauptgebäudes ist um 7 Grad geneigt, was dem Bau eine zusätzliche Dynamik verleiht. Das Innere des Gebäudes teilt sich genau mittig in zwei unterschiedliche Nutzungszonen. Im Erdgeschoss nimmt die östliche Hälfte Foyer, Shop, Bistro, Sonderausstellungsfläche und einen Ausstellungsbereich der Firma Enercon auf. Es beherbergt zusätzlich einen Seminarraum sowie den Zugang zum ?Intro? der westlich benachbarten Ausstellungsfläche. Durch die verglaste Südseite des Innenraumes fällt der Blick in den Innenhof der Gesamtanlage. In der westlichen Gebäudehälfte des Erdgeschosses befindet sich die Ausstellung Energie-Zukunft mit 8 Stationen und dem Energie-Spiel, an dem alle Besucher im ?Free-Flow? Verfahren teilnehmen können. Der fensterlose Raum enthält auch den Zugang zum Energie-Pur-Turm, in dem eine multimediale Energie-Vision zu erleben ist. Im Obergeschoss enthält der nördliche Randbereich neben Büro- und Seminarräumen Räumlichkeiten des Experimentariums, mit umfangreichen technischen Installationen ausgestattete Lehr- und Forschungsräume für Biologie, Chemie und Physik. Diese stehen den regionalen Gymnasien als zusätzliche, außerschulische Übungsräume zur Verfügung und ermöglichen dank ihrer hochwertigen technischen Ausrüstung das naturwissenschaftliche Arbeiten für besonders interessierte Schüler auf fast universitärem Niveau. Das hier ebenfalls angeordnete Zukunftslabor, in dem medial unterstützte Gruppenarbeiten ermöglicht werden, ergänzt das Raumprogramm und wird in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen genutzt. Der größte Teil des Obergeschosses bietet als Luftraum den darunterliegenden Flächen räumlichen Entfaltungsspielraum. Sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite ermöglichen Galerien den Blick von oben in die Ausstellung und in die Sonderausstellung im Erdgeschoss. Im Foyer sind die Galerien über eine abgehängte Brücke miteinander verbunden. Über die nördliche Galerie erreicht man auch den Aufgang zum Dach des Energie-Pur-Turms. Von dort kann man die teilweise Fotovoltaik-bestückten Dachflächen der Gebäude, die Freianlagen und die benachbarten Liegenschaften, wie z.B. die Produktionsflächen der Firma Enercon, überblicken. Bei gutem Wetter sind auch der nördlich gelegene, zur Zeit größte Windpark Europas bei Holtriem und die Nordseeküste zu sehen. Die Turmspitze ist für ein später noch zu errichtendes Windspiel oder eine Medienkugel vorbereitet. In den beiden Sichel-Enden des Gebäudegrundrisses liegen Technikräume im Erd- und Obergeschoss, die die erforderlichen Elektro-, Wärmeversorgungs- und Lüftungsanlagen für die Bauteile 1 bis 3 enthalten. DieBauteile 2 und 3sind über verglaste aber unbeheizte Laubengänge im Erd- und Obergeschoss mit dem Hauptgebäude verbunden und docken bogen- bzw. sichelförmig an dieses an. Bauteil 2 enthält im Erdgeschoss Räume des Zentrums für Natur und Technik (ZNT), ein weiterer außerschulischer Lernort, in welchem Schüler aller Altersklassen mit Themen der Energie und Technik auf spielerische Weise und über experimentelle Übungen vertraut gemacht werden. Im Obergeschoss liegt die Elektro-Ausbildungswerkstatt der Firma Enercon, welche, wie die Metallbauwerkstatt im Erdgeschoss des Bauteils 3, als ?gläserne Werkstatt? ausgebildet wurde und hierdurch Besuchern vom Laubengang aus Einblick in die Räumlichkeiten ermöglicht. Im Obergeschoss des Bauteils 3 runden ein Vortragsraum, Konferenz- und Schulungsräume, sowie ein Roboterraum der Firma Enercon das Raumprogramm ab. Von hier aus ist auch über eine Glasgangverbindung der Einblick in das Innere des Rotorkopfes (Gondel) einer modernen Enercon-Windkraftanlage E115 möglich. Die Gestaltung der Gondel stammt aus dem Londoner Büro des weltbekannten Architekten Sir Norman Foster. Alle drei Gebäude umfassen einen Innenhof, an dessen Südseite eine leicht demontierbare Stahlbrücken-/ Treppenkonstruktion die Bauteile 2 und 3 miteinander verbindet und der hier durch eine Toranlage abgeschlossen wird. Die einfache Demontierbarkeit ist erforderlich um ggf. den Rotorkopf austauschen zu können. Man kann im Hof auch die 1986 von der Firma Enercon als erste in Serie gebaute Rotorkopfanlage E16 besichtigen und so das Ergebnis einer ca. 30-jährigen Windkraftanlagenentwicklung mit ihren Anfängen vergleichen.Bauteil 4schließt als freistehender ?Bogenbau? die Gebäudegruppe nach Süden ab und vollendet die aufgebrochene elliptische Grundform der Gesamtanlage. Hier befinden sich im Erdgeschoss weitere Räumlichkeiten des Zentrums für Natur und Technik, sowie das Zentrum für nachhaltige Ernährung (ZNE) und ein Frühstücks- und Begegnungsraum als ?Energie-Treffpunkt? für Schüler und Lehrlinge, die im EEZ lernen und arbeiten. Das Obergeschoss wird komplett durch das Studienseminar Aurich des Landes Niedersachsen belegt und enthält neben Seminarräumen auch Büroräume und eine Bibliothek. Energetisches Konzept Das EEZ wird durch regenerative Energien versorgt. Eine Biogasanlage und ein Blockheizkraftwerk im unmittelbaren Umfeld liefern Wärme und Strom. Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Bauteils 1 liefert zusätzlichen Solarstrom zur weiteren Minimierung des Gesamtenergiebedarfs. In Bauteil 1 wird die Wärme überwiegend über Deckenstrahlungselemente ins Gebäude gebracht, die im Sommer auch zur Kühlung des Gebäudes genutzt werden können. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung versorgt die Räume mit Frischluft. Die unter der Decke des Sonderausstellungsbereichs untergebrachten Versorgungsanlagen, wie Heiz- und Kühlelemente, Brandmeldeanlagen, Strom- und Datenleitungen, Lüftungskanäle sowie weitere Einrichtungen zur Energieversorgung und zum Erhalt der Gebäudefunktion sind offen einsehbar und zur Nachvollziehbarkeit ihrer Funktionen auch für Besucher gekennzeichnet. Strom- und Datenversorgung für Exponate im Ausstellungs- und Sonderausstellungsbereich erfolgen fast ausschließlich von oben über Stromschienen im Deckenbereich, wodurch eine maximale Flexibilität der elektrischen Energieversorgung erreicht wird und bei Konzeptänderungen in der Ausstellung aufwändige technische oder bauliche Umbauten vermieden werden. Zahlen und Fakten: Materialien: Alu-Rautenbleche: ca. 3.000 m² = 73.000 Stück Fotovoltaikanlage: 854 Module = 226 kW/peak