P R O FI L RASTLOSER HESSE Heiko Schultze arbeitet seit 20 Jahren im Marketing und Vertrieb, mittlerweile für den Energiekonzern Goldgas. Seiner hessischen Heimat hat der 45-Jährige dafür nie den Rücken gekehrt, auch wenn er sie manchmal gern verlässt. uf einer Karte des Rhein-Main-Gebiets muss man die Nadel eines Zirkels ziemlich genau dort einstechen, wo die A67 von der A3 abzweigt, knapp neben dem Frankfurter Flughafen. Zieht man dann einen Kreis im Radius von 25 Kilometern, so hat man alle Orte umschlossen, in denen Heiko Schultze bislang wohnte und arbeitete: Ober-Ramstadt und sein Geburtsort Darmstadt im Süden, Wiesbaden im Westen, sein aktueller Wohnort Eppstein im Norden sowie das Frankfurter Stadtgebiet, mit gleich mehreren beruflichen Stationen, im Osten. „Vielleicht ist es Zufall, dass ich immer in der Gegend geblieben bin“, antwortet Schultze auf die Frage, weshalb es ihn eigentlich nie aus seiner Heimat weggezogen habe. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass es hier zu jeder Zeit reizvolle Jobs gegeben habe. Außerdem würden der Rheingau und der Taunus vor der Haustür liegen – er sei eben naturverbunden. Dann muss er doch lachen: „Aber so patriotisch, wie es auf den ersten Blick scheint, bin ich gar nicht.“ Kein hessischer Akzent verrät die regionale Verbundenheit, den hat er im Laufe seiner Jugend abgelegt. Damals, als er in Südhessen auf dem elterlichen Bauernhof aufwuchs, dem ersten Musterbetrieb für Schweinezucht in Hessen. Dort, wo er zu Schulzeiten als Kunstturner auf Leistungssportniveau Wettkämpfe bestritt und nach der Ausbildung zum Offizier bei der Bundeswehr beinahe ein Medizinstudium begonnen hätte. Einer Karriere als Arzt standen aber zwei Dinge im Weg: die geringe Anzahl an Studienplätzen und seine eigene Rastlosigkeit. Mehrere Semester zu warten kam nicht infrage. Ungeduld und Ehrgeiz gepaart mit Neugier und Tatendrang begleiteten Schultze zu Beginn seiner beruflichen Karriere. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann beim Farbenhersteller Caparol stieg er dort ins Marketing ein und studierte – um keine Zeit zu verlieren – neben dem Job abends und am Wochenende Marketing- und Kommunikationswirtschaft. Einige Jahre später setzte er für Honda einen weltweiten Markenrelaunch für die neugegründete Vertriebsregion Europe North um. Mit 30 Jahren A 64 kh_profil_1S.indd 2 HEIKO SCHULTZE Geboren 27. August 1968 in Darmstadt Familienstand verheiratet, drei Kinder AUSBILDUNG UND STUDIUM 1989–1991 Offiziersausbildung, Bundeswehr 1991–1993 Kaufmännische Ausbildung, Caparol Farben Gruppe, Ober-Ramstadt 1994–1996 Studium Marketing und Kommunikationswirtschaft, Akademie für Marketing-Kommunikation, Frankfurt BERUFLICHER WERDEGANG 1993–1998 Projektleiter MarketingKommunikation, Caparol Farben Gruppe, Ober-Ramstadt 1998–2004 Leiter Werbung, Media und Online, Honda Motor Europe North, Offenbach 2004–2008 Leitende Funktionen bei Werbeagenturen und Medien, u. a. bei McCann Erickson und Hubert Burda Media, Frankfurt 2008–2011 Leiter Vertrieb, Global Group Dialog Solutions, Idstein seit 2012 Direktor Marketing und Kommunikation, Goldgas, Frankfurt trug er dabei nicht nur die Verantwortung für 18 Mitarbeiter, sondern auch für ein 35-Millionen-Euro-Budget. Wenig später zog ihn die faszinierende Welt der Werbeagenturen und Medien an. Er plante Kampagnen, baute Vertriebsteams auf, strukturierte Marketingabteilungen um – und arbeitete innerhalb von acht Jahren erfolgreich für verschiedene namhafte Agenturen. Heute ist Schultze als Marketing-Direktor für den Energieversorger Goldgas nicht weniger enthusiastisch. Ein gewisse Rastlosigkeit, Erfolgswillen und Genauigkeit machten seine Arbeitsmoral noch immer aus, aber er sei gelassener geworden: „Ob ich mein Ziel über den linksseitigen oder rechtsseitigen Weg erreiche, ist mir heute egal.“ Ganz ablegen kann Schultze sein Streben nach Professionalität aber auch abseits des Jobs nur schwer. Um das Füttern und Gassigehen von Familienhund Emma bestmöglich zu organisieren, hat er etwa eigens einen Plan mit den Namen aller fünf Familienmitglieder entworfen. Zu 80 Prozent würden die Vorgaben eingehalten, ein Wert mit dem er nicht gerechnet hätte. Für den Handballverein seines Sohnes arbeitet der Marketing-Chef gerade ein Profi-Sponsoringkonzept aus. Überhaupt ist für Schultze die Familie das Wichtigste. Sie erde ihn, sagt er. Vorbei sind die Zeiten, als er an Feiertagen wegen eines laufenden Pitches in die Agentur musste oder jedes zweite Wochenende beruflich eingebunden war. Heute beginnt die Familienzeit freitags um 17 Uhr und endet erst am Montagmorgen auf dem Weg ins Büro. Und: Wenn er mit seiner Frau, den beiden Töchtern und seinem Sohn zusammen ist, dehnt sich auch der mit dem Zirkel ums Rhein-Main-Gebiet gezogene Kreis deutlich aus. Im Winter fährt die Familie jedes Jahr zum Skiurlaub ins Allgäu, im Sommer mehrere Wochen ins Ferienhaus nach Sardinien. Auch weil seine Frau seit mehr als 20 Jahren für die Lufthansa arbeitet, zieht es die Familie immer wieder noch weiter weg. Zuletzt war sie in Australien und den USA, demnächst soll es nach Südafrika gehen. Schultze möchte seinen Kindern dort gern zeigen, wo er einst für Honda Werbefilme drehte. K. Hartmann W W W. S P O N S O R S . D E 8 / 2 0 1 4 25.07.14 09:59