18.10.2014 Zahlen und Fakten: • Die Diagnose, Therapie und Versorgung der heute bereits 1,2 Millionen Demenzkranken sind eine große Herausforderung für die Gesundheitsberufe, die Angehörigen, sowie die gesundheitsökonomischen und volkswirtschaftlichen Systeme • Aufgrund der weiterhin steigenden Lebenserwartung ist mit einem starken Anstieg der Demenzerkrankten in den nächsten Jahrzehnten zu rechnen 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 1 • In Deutschland leben gegenwärtig mehr als 1,4 Millionen Demenzkranke. • Jahr für Jahr fast 300.000 Ersterkrankungen • Infolge der demografischen Veränderungen kommt es zu weitaus mehr neuen Erkrankungen als zu Sterbefällen unter den Erkrankten • Heute gibt es 1,4 Millionen Demenzkranke in Deutschland und 2050 werden es 3 Millionen sein. • Dies entspricht einem Anstieg der Krankenzahl um 40.000 pro Jahr bzw. um mehr als 100 pro Tag. 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 3 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 2 • Die Erkrankungsrate steigt mit dem Alter steil an. • Sie liegt in der Altersgruppe der 65-69-Jährigen bei 1,6%, • bei den 80-84-Jährigen bei 15,7% • und bei den über 90-Jährigen bei 41%. • Zwei Drittel aller Erkrankten haben bereits das 80. Lebensjahr vollendet, • In den nächsten Jahrzehnten wird nach Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes die Anzahl der über 65-Jährigen um weitere 7 Millionen ansteigen. • Dieser Anstieg und die durch fortwährend wachsende Lebenserwartung bedingte überproportionale Zunahme der Höchstbetagten werden auch weiterhin die Krankenzahlen erhöhen. 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 4 Demenz-Definition • Zwischen den Bundesländern gibt es Unterschiede aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung über 65. • Die höchste Zahl Demenzkranker gibt es heute im Osten Deutschlands, wo ganze Gebiete durch die Abwanderung junger Menschen „vergreist“ sind. Am wenigsten Erkrankte gibt es dagegen in jungen Universitätsstädten und Gebieten mit vielen jungen Familien. 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand • Der Begriff Demenz bezeichnet syndromal klinischneuropsychologische Defizite, denen verschiedene Ätiologien zugrunde liegen können • Demenz ist der Verlust eines vorher vorhandenen Leistungsvermögen • nicht automatisch irreversibel, da demenzielle Syndrome im Rahmen behandelbarer Grunderkrankungen auch rückläufig sein kann 5 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 6 1 18.10.2014 Definition nach ICD 10: Übersicht über die Einteilung • Demenz ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit • Störung vieler höherer kortikaler Funktionen wie • Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache, Sprechen und Urteilsvermögen • Das Bewusstsein ist nicht getrübt • Gewöhnlich begleitend Veränderungen der emotionalen Kontrolle und des Sozialverhaltens 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 7 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand Primäre Demenzformen: Sekundäre Demenzformen: 1. Neurodegenerativ: • • • • • − Alzheimer Demenz − Frontotemporale Demenz (M. Pick) − Lewy-Body-Demenz 2. Vaskuläre Demenzen 8 Endokrinologisch/Metabolisch Infektiös Traumatisch Toxisch Hypoxisch 3. Gemischte Demenzen 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 9 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 10 Leichte kognitive Störung (MCI) • MCI= subjektive und objektivierbare kognitive Leistungsverschlechterung bei erhaltener Alltagskompetenz. Sie kann, muss aber nicht ein frühes Stadium der Demenz sein • Die jährliche Konversionsrate zu einer Demenz liegt bei nur ca. 10% • Andere häufige Ursachen sind vaskuläre Läsionen, depressive Episoden, Medikamentennebenwirkungen, Alkohol • Erhöhte Aufmerksamkeit für diese Patienten 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 11 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 12 2 18.10.2014 Neurodegenerative Demenzen: Demenz vom Alzheimer Typ (DAT) • Erstbeschreibung durch Alois Alzheimer 1906, der am 25.11.1901 seine Patientin Auguste Deter traf. • Häufigste Ursache einer Demenz (über die Hälfte aller Demenzen) • Unterteilung in präsenile (<65J) und senile (>65J) • ca. 7% mit familiärer Häufung für demenzielle Syndrome • Weniger als 1% mit autosomal-dominanter Heredität • Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) • Frontotemporale Demenzen • Lewy-Körperchen Demenz 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 13 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 14 15 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 16 Pathologie der DAT • Das früheste morphologische Korrelat ist ein kortikaler Synapsenverlust • Weitere neuropathologische Befunde der DAT sind fibrilläre Zytoskelettveränderungen • Diese zeigen sich in den Nervenzellkörpern in Form von spiraligen Neurofibrillen, den Tangles und bestehen aus unlöslichen, aggregierten und z.T. hyperphosphorilierten Tau-Proteinen • Kortikale Ablagerungen des ß-Amyloidprotein (Bilden unlösliche Aggregate=Amyloidplaques) 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand Risikofaktoren Klinik der DAT • Schleichender Progress der kognitiven Störungen • Merkfähigkeit früh beeinträchtigt • Andere Teilleistungsbereiche (Orientierung, Praxie, SchreibRechenstörung, Wortfindung) in unterschiedlichem Maß mitbetroffen • Meist gleichförmige Zunahme der Defizite mit möglichen Plateauphasen • Oft bereits vor den kognitiven Störungen fremdanamnestisch diskrete Wesensänderung • Neurologischer Untersuchungsbefund anfangs unauffällig • Psychiatrische Begleitsymptome im Verlauf • „Sundowning“ (gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus) • Vorhandensein des ApoE4-Allels des ApoELipoproteins • Eine familiäre Belastung mit demenziellen oder neurodegenerativen Erkrankungen • Schädel-Hirn-Traumen • Geringe Schulbildung • Psychosoziale Inaktivität • Mögliche protektive Faktoren: Östrogensubstitution nach der Menopause, NSAR. 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 17 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 18 3 18.10.2014 Frontotemporale Demenz • Lappenatrophie; am häufigsten sind der Frontal- und Temporallappen betroffen • 10-100 mal seltener als die DAT • Beginn der Erkrankung meist vor dem 65.Lj • Klinisch treten früh Persönlichkeitsstörungen und Antriebsstörungen auf • Persönlichkeitsveränderung besteht meist in extremer Apathie und Gleichgültigkeit oder • In einer Enthemmung und emotionalen Verflachung • Die Antriebsstörung kann zu psychomotorischer Hemmung oder Unruhe führen 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 19 18.10.2014 Klinik der FTD Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 21 • Fontotemporale Atrophie im cCT/MRT (Oft schwierig gegen AD abzugrenzen) • SPECT und PET ergeben einen deutlicheren Befund und zeigen eine ausgedehnte fokale Inaktivität 18.10.2014 Therapie Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 22 Lewy-Körperchen Demenz • Gehört zu den atypischen ParkinsonSyndromen • Kennzeichnend sind die Fluktuation der kognitiven Defizite • Vigilanzschwankungen • Früh auftretende optische Halluzinationen • Leichtes Parkinson-Syndrom • Ausgeprägte Sturzneigung • Es existiert keine überzeugende Evidenz zur Behandlung kognitiver Symptome oder Verhaltenssymptome bei Patienten mit FTD 18.10.2014 20 Diagnostik FTD • Merk- und Orientierungsfähigkeit anfangs gut erhalten • Alltagspraktische Planungsdefizite • Oft früh Vernachlässigung persönlicher Angelegenheiten, sozial unangepasstes Verhalten • Tendenz Nahrung, Zigaretten, oder Alkohol unkontrolliert zu konsumieren • Bei weiterem Fortschreiten Perseverationen im Verhalten und in der Sprache bis hin zu Echolalie oder Mutismus • Progrediente Aphasie kann Leitsymptom der temporalen Variante sein 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 23 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 24 4 18.10.2014 Lewy-Körperchen Demenz Vaskuläre Demenz • Stellt die 2. häufigste Demenzform dar • Kognitive Einschränkungen und demenzielle Bilder treten bei einer Vielzahl zerebrovaskulärer Erkrankungen auf z.B. bei • Multiplen embolischen Infarkten (Multiinfarktsyndrom) • Strategischen Infarkten • Zerebraler Mikroangiopathie • Die Muster der neuropsychologischen Defizite und der zeitliche Verlauf hängen dabei von der Ätiologie und der Lokalisation der Hirnschädigung (en) ab. • Die Bezeichnung vaskuläre Demenz bezeichnet kein umschriebenes Krankheitsbild, es wir dabei aber meist die subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie (SAE) gemeint • Insbesondere die fluktuierneden Symptome scheinen gut auf Cholinesterasehemmer zu reagieren (Off-Label-Behandlung mit Rivastigmin) • !Neuroleptikaüberempfindlichkeit! Die Patienten reagieren sehr sensibel und mit einer massiven extrapyramidalen Symptomatik auf Neuroleptika 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 25 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 26 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 28 Ätiologie und Pathogenese • Veränderungen der weissen Substanz (Marklager) und multiple lakunäre Infarkte (Kleine Gefäßverschlüsse) sind die pathologische Grundlage der SAE • Zerebrale Mikroangiopathie: Betroffen sind die kleinen perforierenden Gefässe nach der Abzweigung aus den grossen (Media/Basilaris) • Zusätzlich Mikroembolien und hämodynamische Einflüsse in den Grenzzonen führen zu vielen kleinen lakunären Infarkten und diffusen, konfluierenden Veränderungen der weissen Substanz 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 27 Klinik Therapie • Anders als bei der DAT steht der Gedächtnisverlust nicht im Vordergrund • Vielmehr fluktuierende Beeinträchtigung von Frontalhirnfunktionen mit • Störung der Aufmerksamkeit und • Verlust der kognitiven Flexibilität • Oft abrupter Beginn und schubweise Verschlechterung • Neurologische Defizite in der klinischen Untersuchung • Psychiatrische Begleitsymptome: pathologische Affektlabilität mit fluktuierender Stimmung und vermehrter Irritabilität sind charakteristisch 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 29 • Es existieren keine spezifischen Daten zur Behandlung der SAE • Gute Blutdruckeinstellung entscheidend für Prävention und Therapie 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 30 5 18.10.2014 Gemischte Demenz Sekundäre Demenzen • Mischform aus DAT und vaskulärer Demenz • Meist DAT mit begleitenden vaskulären Veränderungen • Liegt v.a. bei alten und hochaltrigen Pat. vor • Die Evidenz zur antidementiven Behandlung der gemischten Demenz ist noch ergänzungsbedürftig. Studien zeigen jedoch Wirksamkeit von Antidementiva 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand Die kognitiven Defizite sind Folge einer anderen organischen Erkrankung: Strukturelle Erkrankung (Hirntumor) Metabolische Erkrankungen Medikamentös-Toxisch Infektiös Traumatisch • • • • • • Defizite können mit Behandlung der Grunderkrankung reversibel sein. 31 18.10.2014 Endokrinologische Demenzen • • • • Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 32 Infektiöse Demenzen Ursache: Krankheitserreger • Stoffwechselstörung z.B. Schilddrüsenerkrankungen v.a. Hypothyreose 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand • Morbus Creutzfeldt-Jakob • HIV-Enzephalopathie • Neuroborreliose 33 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 34 Toxische Demenzen Traumatische/Hypoxische Demenzen Ursache: Giftstoffe Schwermetalle Kohlenwasserstoffe (in Farblösungsmitteln) Morbus Korsakow als Folge starken Alkoholabusus (daher auch = äthyltoxische Demenz = Wernicke-KorsakowSyndrom) medikamentös bedingte Demenz Ursache: äußere Einwirkungen/Sauerstoffmangel 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand • • • • 35 Verlust von Hirnsubstanz durch Unfälle Dementia pugilistica, (= Boxer Demenz) Tumore oder Gehirnoperationen nach Reanimation (Wiederbelebung) 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 36 6 18.10.2014 Leichte Demenz Mittelschwere Demenz Erste geistige Defizite, vollständig selbständiges Leben möglich: • Vergesslichkeit • Zeitliche Orientierungsschwierigkeiten Zunehmender Verlust der geistigen Fähigkeiten, eingeschränkte Selbständigkeit: • Schwindende Rechen- und Problemlösungsfähigkeit • Verlust der Alltagskompetenz (Haushalt, Ankleiden) • Desorientierung (Zeit und Ort) • Sprachstörungen (besonders Sprachverständnis) • Vernachlässigung der Hygiene • Wahnvorstellungen (Bestehlungsideen, Vergiftungswahn) • komplexere Handlungen sind nicht mehr durchführbar • Kommunikation meist nur auf Gefühlsebene möglich • Lernen neuer Handlungen sind nicht mehr möglich 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 37 18.10.2014 Verlust der Alltagskompetenz mit völliger Pflegeabhängigkeit: • • • Gedächtniszerfall (auch Langzeitgedächtnis) • Mangelnde persönliche Orientierung • Erkennungsstörungen (auch Angehörige werden nicht mehr erkannt) • Sprachzerfall • Inkontinenz • Es kommt zur Bettlägerigkeit und schließlich zum Tod • • • • • Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 39 Grad 1: Keine kognitiven Leistungseinbußen Grad 2: Zweifelhafte kognitive Leistungseinbußen: Subjektive Vergesslichkeit, normaler Untersuchungsbefund Grad 3: Geringe kognitive Einbußen – leichte Demenz: Vom familiären Umfeld wahrgenommene Schwierigkeiten Grad 4: Mäßige kognitive Einbußen – leichte bis mittelschwere Demenz: Mobilität, Rechenvermögen, Kurzzeitgedächtnis, u. a. eingeschränkt Grad 5: Mittelschwere kognitive Leistungseinbußen – mittelschwere Demenz: Hilfe bei Kleiderauswahl nötig, örtliche und zeitliche Orientierung deutlich eingeschränkt Grad 6: Schwere kognitive Leistungseinbußen – mittelschwere bis schwere Demenz: Hilfe beim Essen und bei der Körperpflege nötig; Patient desorientiert; hochgradige Sprachverarmung Grad 7: Sehr schwere kognitive Leistungseinbußen – schwere Demenz: Sprachverlust, Inkontinenz, motorische Rigidität 18.10.2014 Diagnosekriterien: Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 40 Diagnostik • Dient dazu, die syndromale und ätiologische Zuordnung der Demenz zu erreichen. • Ist Grundlage der Therapie und Betreuung • Dient zur Aufklärung von Erkrankten und deren Angehörige über die Ätiologie, Symptomatik, Therapieoptionen und präventive Maßnahmen • Möglichst frühzeitige Diagnostik von Demenzerkrankungen, da dynamischer und progredienter Prozess und viele Therapie- und präventive Ansätze gerade im Frühstadium Belastung und Pflegebedürftigkeit verzögern können • Störungen des Gedächtnisses • Beeinträchtigung mindestens eines weiteren neuropsychologischen Teilbereichs • Dadurch bedingte alltagsrelevante Einschränkung der Lebensführung • Bestehen der Symptomatik seit mindestens 6 Monaten 18.10.2014 38 Reisberg-Skala zur Einschätzung der Schwere der Demenz Schwere Demenz 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 41 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 42 7 18.10.2014 1.) Anamnese • • • • 2.) körperliche Untersuchung Eigen-, Fremd-, Familien- und Sozialanamnese Vegetative Anamnese Medikamentenanamnese Einschätzung auch besonderer Problembereiche, Alltagsbewältigung und des bisherigen Verlauf der Erkrankung soll möglich sein 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 43 3.) Untersuchung kognitiver Funktionen Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand MMST: Minimental Status Test nach Folstein • einfach durchzuführendes Verfahren zum Schnell-Screening auf Demenz, • Erfasst zwei der drei zentralen Demenz-Diagnosekriterien (Gedächtnisstörungen, Beeinträchtigung mindestens einer weiteren kognitiven Funktion) • Störanfällig • liefert nur eine grobe Einschätzung kognitiver Defizite • Muss durch weitere Verfahren gestützt und überprüft werden • kein Instrument zur Früherkennung von Demenz und hilft auch nicht bei der Unterscheidung der verschiedenen Demenzformen (Alzheimer-, vaskuläre, frontale Demenz) • Orientierende Hilfe zur Einteilung der Schweregrade 45 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand Kognitive Screening Verfahren Kognitive Screeningverfahren Uhrentestnach Shulmann (1993): • Schnell-Screening-Verfahren, welches die Fähigkeit zur Visuokonstruktion erfasst TFDD • Test zur Früherkennung mit Depressionsabgrenzung DemTect Montreal Cognitive Assessment (MoCA): • Deutlich sensitiver als der MMST • Mehr kognitive Domänen werden erfasst • Testet mehr exekutive Fähigkeiten • Erfasst auch andere Demenzformen (vaskuläre Demenz; Demenz i.R. M. Parkinson) 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 44 Kognitive Screeningverfahren • Die Frühdiagnose und die frühe Differenzialdiagnose erfordern eine qualifizierte neuropsychologische Untersuchung • Zunächst im Verdachtsfall neurologische Screening-Verfahren um eine genaue neuropsychologische Testung zu indizieren und um den Verlauf zu verfolgen 18.10.2014 Viele Erkrankungen können zu den klinischen Symptomen einer Demenz führen! Komplette internistische körperliche Untersuchung: Besonderes Augenmerk auf kardiovaskuläre, metabolische und endokrinologische Erkrankungen Komplette neurologische Untersuchung: Fokalneurologie, neurologische Ausfälle? Psychopathologischer Befund: Hinweise auf DD der Demenz wie Depression/Delir 47 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 46 48 8 18.10.2014 Neuropsychologische Testung: 4.) Labordiagnostik Wenn klinischer Verlauf Demenzverdacht stellt und Screening-Verfahren den Verdacht erhärten CERAD: • Durchführung durch Neuropsychologen oder an speziellen Zentren • Zur Diagnosestellung • Testbatterie, die ausführlich die kognitiven Bereiche Lernen, Gedächtnis, Orientierung, Raumkognition, Aufmerksamkeit, Praxie, Sprache und Handlungsplanung abdeckt 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand V.a. zum Aufdecken reversibler Demenz-erkrankungen • Basisdiagnostik: Blutbild, Elektrolyte, NüchternBlutzucker, Schilddrüsenwerte, Entzündungsparameter (BSG/CRP), Leberwerte, Nierenwerte, Vitamin B12/Folsäure, • Wenn klinisch unklar oder spezieller Verdacht: TPHA, HIV, Borrelien • Eine isolierte Bestimmung des Apolipoprotein-EGenotyps als genetischer RF wird im Rahmen der Diagnostik nicht empfohlen 49 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 5.) Bildgebung 6.) Doppler, EEG • Standardbildgebung in der Demenzdiagnostik wird aus ökonomischen Gesichtspunkten häufig hinterfragt • Zumindest ein Nativ-cCT, besser ein cMRT sollte jedoch erfolgen • DD zwischen vaskulärer Demenz und DAT schon ganz gut möglich • Hinweise zur Differenzialdiagnostischen Einordnung • Bei bestimmten Verdachtsdiagnosen (Anfälle, Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung • Sonografie der hirnversorgenden Gefäße bei vaskulären oder gemischten Demenzen zum Ausschluss von Stenosen 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 51 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 7.) Liquoruntersuchung 8.) Erweiterte Diagnostik • V.a. zum Ausschluss entzündlicher Ursachen, wenn sich klinische Hinweise dafür ergeben • Durch spezielle Liquorproteindiagnostik, kann eine DAT bereits früh belegt werden • Bestimmung von ß-Amyloid (↓) Tau-Protein (↑) und Phospho-Tau (↑) • V.a. bei jüngeren Patienten mit Unsicherheit bezüglich der Diagnose FDG-PET und SPECT • Hohe Sensitivität • Kann bei Unsicherheit bei der ätiologischen Einordnung (DAT, frontotemporale Demenz, vaskuläre Demenz) zur Klärung beitragen • Regelhafter Einsatz in der Diagnostik wird nicht empfohlen 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 53 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 50 52 54 9 18.10.2014 9.) Genetische Diagnostik bei familiären Demenzerkrankungen Therapie • Nicht regelhafte Durchführung im Rahmen der Diagnostik • Gesamtanteil der familiären Alzheimer Krankheit an allen Erkrankten mit DAT beträgt weniger als 5% • Bei V.a. eine monogen vererbte Demenzerkrankung sollte eine genetische Beratung angeboten werden 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 55 Die Therapie von Demenzerkrankten umfasst: • die pharmakologische Behandlung • und die psychosozialen Interventionen für Betroffene und Angehörige • Gesamtbehandlungsplan aus beiden Komponenten • Individuell und variabel, jeweils auf das Erkrankungsstadium angepasst 18.10.2014 Pharmakotherapie Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 56 Pharmakotherapie Derzeit bei der DAT zugelassenen Medikamente: • Acetylcholinesterase-Inhibitoren: Donepezil Rivastigmin Galantamin • NMDA-Rezeptor-Antagonist: Memantin 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 57 • Zeigen symptomatische Wirkung auf die Kernsymptome der Alzheimer-Demenz (Kognition, Alltagsaktivitäten) • Medikamente mit nachgewiesener krankheitsmodifizierender Wirkung mit Einfluss auf die Progression der Erkrankung, existieren derzeit nicht. 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 58 Acetylcholinesterase-Inhibitoren NMDA-Rezeptor-Agonist • Donepezil, Rivastigmin, Galantamin • Zugelassen für leichte bis mittelschwere Alzheimer-Demenz • NW: Gastrointestinale NW wie Übelkeit, Erbrechen Appetitlosigkeit Diarrhoe oft Therapielimitierend, langsam Eindosieren, Einnahme zum Essen vermeiden • Schwindel, Kopfschmerzen • Memantin • Zugelassen für mittlere bis schwere Alzheimer Demenz (MMST 0-20) • NW: Schwindel, Kopfschmerzen, Obstipation, erhöhter Blutdruck und Schläfrigkeit können passager auftreten 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 59 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 60 10 18.10.2014 Therapie der vaskulären und gemischten Demenz Psychosoziale Interventionen • Vaskuläre Demenz: • Keine zugelassene medikamentöse Therapie • Einstellung der kardiovaskulären RF • Prävention und Sekundärprophylaxe Gemischte Demenz: • Bei gleichzeitigem Vorliegen einer AD Komponente, medikamentöse Therapie gerechtfertigt und zugelassen 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand • Sind ein zentraler und notwendiger Bestandteil der Betreuung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen • Ansätze und Ziele dieser Verfahren sind wesentlich breiter als die pharmakologischer Therapien 61 18.10.2014 • • • • • • Kognitive Verfahren (kognitives Training) Ergotherapie (Erhalt der Alltagsfähigkeiten) Körperliche Aktivität (Erhalt der Beweglichkeit/Balance) Künstlerische Therapien (Nonverbale Mittel die Patienten zu erreichen; Stimulation visueller, auditiver und taktiler Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Konzentration) Sensorische Verfahren (bei fortgeschrittener Demenz mit Beeinträchtigung der verbalen Kommunikationsfähigkeit) Biografiebezogenes Arbeiten Tagesstrukturierung Kommunikation Angehörigentraining Validation 18.10.2014 Diakoniewerk Münch en-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 62 Verhaltensstörungen als Begleitsymptome der Demenz Psychosoziale Interventionen • • • • Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 63 • • • • • • • • Depression Angst, Angststörung Agitiertes Verhalten, Aggressivität Enthemmung Psychomotorische Unruhe Psychotische Symptome- Halluzinationen, Wahn Apathie Schlafstörung und Umkehr des Schlaf-WachRhythmus 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 64 Rechtliche Forensische Aspekte Rechtliche Forensische Aspekte Einwilligungsfähigkeit: • Bei der Durchführung diagnostischer Maßnahmen ist die Einwilligungsfähigkeit des Patienten zu überprüfen und zu berücksichtigen • Ggf. gesetzliche Vertretung des Betroffenen für Fragen der Gesundheitsfürsorge schaffen Aufklärung: • Aufklärung von Pat und Angehörigen über die Erkrankung • Auch damit die Pat. Noch selbst ihre Belange vertreten und regeln können (Patverfügung, Vorsorgevollmacht) • Fahrtauglichkeit: • Im frühen Stadium nicht zwingend Verlust der Fahrtauglichkeit. Es gibt keine definierten Grenzen • Mittelschwere bis schwere Demenz nicht mehr mit Fahrtauglichkeit vereinbar • Symptome die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen sind neben Orientierungsstörungen v.a. eine eingeschränkte Reaktionsfähigkeit und die verminderte Fähigkeit komplexe Situationen schnell zu erfassen • Ausführliche und gezielte Anamnese und Fremdanamnese diesbezüglich, ggf. weitergehende Untersuchung (Neuropsych. Testung, Fahrsimulator, Fahrprobe). 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 65 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 66 11 18.10.2014 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 18.10.2014 Diakoniewerk München-Maxvorstadt Mehr Lebensqualität aus einer Hand 67 12