FÜTTERUNG Propylenglykol automatisch dosieren? Für Betriebe mit Transponderfütterung sind automatische Dosierer für Propylenglykol eine praktische Lösung. Worauf ist beim Einsatz zu achten? D er Zusatz von Propylenglykol in die Ration hochleistender Kühe ist die wirksamste Maßnahme überhaupt, um im ersten Laktationsdrittel einer Ketose vorzubeugen. Dabei trägt es aktiv zum Leberschutz und damit zur Stabilität des Stoffwechsels der Tiere bei. Bei regelmäßiger Zufütterung von Propylenglykol zu Beginn der Laktation bleibt die Milchleistung zudem länger auf hohem Niveau: „Die Laktationskurve dieser Tiere verläuft flacher und sie geraten nicht mehr so stark in Energiemangelsituationen“, erklärt Thorsten Schuldt vom Verein für Rinderspezialberatung Steinburg (VRS) in Itzehoe. Per Dosierer oder direkt in die TMR? In größeren Betrieben mit eigener Transit- und Frischmelker-Gruppe wird Propylenglykol meist direkt in die TMR gegeben. Wichtig ist dabei nur, dass die Mischung homogen ist, sonst leidet die Futteraufnahme, da Propylenglykol nicht sehr schmackhaft ist. Für kleinere Betriebe mit Transponder dagegen, bei denen eine separate Frischmelker-Gruppe oft nicht möglich ist, gibt es mittlerweile automatische Propylenglykol-Dosierer. Wenn in diesen Betrieben die Transitkühe in den letzten zwei Wochen vor der Kalbung in der laktierenden Herde mitlaufen, können auch sie über den Dosierer optimal versorgt werden. So hat das zeitaufwändige Drenchen der einzelnen Tiere ein Ende. Außerdem R22 top agrar 6/2005 Der Dosierer wird an der Kraftfutterstation installiert und sprüht Propylenglykol über das Kraftfutter. Fotos: Ballheimer, S. Lehnert (3) ist die gezielte Versorgung des Tieres wirtschaftlicher. Diese Vorteile eines automatischen Dosierers überzeugen immer mehr Milchviehhalter. In der Rinderspezialberatung in Itzehoe haben sich in den letzten zwei Jahren 30 Betriebe mit einer durchschnittlichen Herdengröße von 70 Kühen einen solchen Dosierer angeschafft. Propylenglykol wird dabei als zusätzliche Futterkomponente an der Kraftfutterstation eingerichtet. Das Gerät besteht aus einem Vorratsbehälter und einer Dosierpumpe. Mit einer Düse wird Propylenglykol über das Kraftfutter gesprüht. Der Zeitraum, in dem Propylenglykol R I N D verabreicht werden soll und in welcher Dosierung, kann jeweils tierindividuell eingestellt werden. Auch die Montage im Melkkarussell oder im Melkroboter ist möglich. Viele Praktiker befürchten, dass das mit Propylenglykol besprühte Kraftfutter nicht mehr so gern gefressen wird. „Die Schmackhaftigkeit ist nur bei kleinen Kraftfuttermengen von etwa 2 bis 3 kg ein Problem“, erklärt Christian Alpers, ebenfalls Berater beim VRS in Itzehoe. Allerdings spielen seiner Meinung nach auch tierindividuelle Unterschiede eine Rolle. Er rät dazu, pro kg Kraftfutter maximal 50 ml Propylenglykol einzusetzen. Empfohlen werden generell 200 bis 250 ml Propylenglykol pro Tag bis etwa zum 60. oder gar 100. Laktationstag. Für Transitkühe reichen 150 ml pro Tier und Tag über 14 Tage vor der Kalbung. Wichtig ist beim Einsatz des Dosierers, die Menge Jens Eggers, Oldendorf „Akzeptanzprobleme kenne ich nicht“ S eitdem unsere komplette Herde unter einer subklinischen Ketose litt, will ich auf den standardmäßigen Einsatz von Propylenglykol nicht mehr verzichten“, erklärt Jens Eggers aus Oldendorf im Kreis Itzehoe. Propylenglykol wurde daraufhin mit dem Futter- Berater Christian Alpers vom Verein für Rinderspezialberatung Steinburg, Milchviehhalter Jens Eggers und sein Hoftierarzt Dr. Helfried Möller (v. l.). in kleinen Schritten zu steigern, um die Akzeptanz zu erhalten. Begonnen wird in der Regel zwei Wochen vor der Kalbung mit 20 bis 30 ml pro Tier und Tag. Das Problem ist, dass in Glycerin statt Propylenglykol? N euerdings wird verstärkt über Glycerin als preisgünstige Alternative zu Propylenglykol diskutiert. Bei der Bioethanol-Gewinnung fällt Glycerin als Nebenprodukt an, das jetzt günstig vertrieben wird. Die Hauptgenossenschaft in Schleswig-Holstein bietet Glycerin zum Beispiel in zwei Reinheitsstufen (99 % und 90 %) für ca. 0,90 bis 1 E/kg an. Propylenglykol kostet derzeit im Schnitt etwa 1 bis 1,50 E/kg. Glycerin ist im Vergleich zu Propylenglykol süßer und damit schmackhafter, so dass die Akzeptanz bei den Tieren besser ist. Nach Aussage von Fütte- rungsexperten kann mit Glycerin (8 bis 9,7 MJ NEL abhängig vom Kraftfutter) die Energieversorgung der Tiere ebensogut verbessert werden wie mit Propylenglykol (9,8 MJ NEL). Wer Glycerin als Energiespender einsetzt, sollte die Reinheitsstufe 90 % wählen, da es gegenüber 99 %iger Reinheit fließfähiger ist. Zur Ketoseprophylaxe ist Glycerin bisher nicht zu empfehlen, zumal nach einem neuen Versuch an der Uni Rostock das Risiko für Ketose durch Glycerin sogar höher sein soll. Es gibt derzeit aber noch zu wenig Untersuchungen, um diese Frage abschließend beantworten zu können. mischwagen verabreicht. „Aus Kostengründen haben wir uns dann aber für den Dosierer entschieden“, so Eggers. Jetzt erhalten seine 110 Kühe ab einer Milchleistung von 35 l und Färsen ab 30 l per Dosierer automatisch Propylenglykol über das Kraftfutter. Er steigert die tägliche Menge langsam bis auf 250 ml am 14. Tag nach der Kalbung. „Bei einem Verhältnis von 50 ml Propylenglykol auf 1 kg Kraftfutter gibt es keine Akzeptanzprobleme“, so seine Erfahrung. Um den 40. Tag wird die Menge langsam zurückgefahren. Die Transitgruppe, die im Jungviehstall untergebracht ist, bekommt ab drei Wochen vor der Kalbung 200 ml pro Tier und Tag über die TMR-Ration. „Ideal wäre, in dieser sensiblen Phase auch einen Dosierer zu haben, um Propylenglykol zufüttern zu können. Aber dann müsste ich noch eine Kraftfutterstation anschaffen“, meint er. „Die Anschaffung der Dosierer hat sich für mich gerechnet, weil ich jetzt kaum noch Ketosen und 1 000 kg mehr Milch habe.“ Die Befüllung von Hand findet Eggers sehr aufwändig, zumal durch das kleine Fassungsvermögen von 15 l pro Dosierer häufig nachgefüllt werden muss. Er will die Befüllung aus einem großen Vorratsbehälter automatisieren: „Nur ist dann der Überblick über die tatsächlich abgerufenen Mengen nicht mehr so gut“, meint der Landwirt. -sldieser Zeit die Kraftfutteraufnahme gering ist und daher auch noch nicht genug Propylenglykol aufgenommen wird. Deshalb sollte die Kraftfutteraufnahme am Beginn der Verabreichung täglich kontrolliert werden: „Nimmt das Tier zu wenig Kraftfutter auf, muss die Menge an Propylenglykol wieder reduziert oder ganz weggenommen werden“, erklärt Alpers. Das Absetzen kann dagegen abrupt erfolgen, ohne dass die Futteraufnahme leidet. Bei der Kalibrierung des Fütterungscomputers ist zu beachten, dass manche Anlagen nur 100 g-Schritte anzeigen. Der Trick ist dann, so zu kalibrieren, dass nur ein Zehntel der eingestellten Menge zugeteilt wird. So werden nur 10 ml Propylenglykol gefüttert, wenn 100 g eingestellt wurden. Welche Dosierer gibt es? Mittlerweile gibt es mehrere Anbieter solcher Geräte. Bei der Auswahl eines Dosierers müssen Sie vor allem darauf achten, dass er mit Ihrem Transponder kompatibel ist und dass am Prozessor top agrar 6/2005 R23 FÜTTERUNG R I N D Detlev Kelting, Klein-Bahrenfleth „Kein tägliches Drenchen mehr“ D as tägliche Drenchen der Tiere war mir auf die Dauer einfach zu aufwändig“, begründet Detlev Kelting, Milchviehhalter aus Klein-Bahrenfleth in Schleswig-Holstein die Anschaffung seines Propylenglykol-Dosierers vor rund einem Jahr. Jetzt bekommen Detlev Kelting möchte den Dosierer nicht mehr missen. noch eine Futterkomponente frei ist. Folgende Geräte werden derzeit angeboten: Simmer Agri: Die holländische Firma ist seit Ende 2002 mit PropyDos auf dem Markt. Der Vorratsbehälter des Dosierers hat ein Fassungsvermögen von 27 l. PropyDos ist mit allen Kraftfutterstationen kompatibel. Preis: 730 E. Seit dem letzten Jahr bietet Simmer Agri das Gerät mit automatischer Befüllung „PropyFill“ an. Informationen: www.simmeragri.nl DeLaval bietet zwei Flüssigdosierer an: LD 500 und LD 1000. LD 500 arbeitet mit Propylenglykol wird über eine Pumpe auf das Kraftfutter gesprüht. R24 top agrar 6/2005 die 60 Kühe, die im Schnitt 10 500 kg Milch geben, ab einer Woche vor der Kalbung bis maximal zwölf Wochen danach Propylenglykol. Kelting steigert die Startmenge von 100 ml in 20 ml-Schritten auf maximal 300 ml. Die Färsen bekommen in den ersten zehn Tagen nach der Kalbung meist noch eine Zusatzgabe mit der Drenchpistole, um die Gefahr des Abmelkens zu reduzieren. Eine eigene Färsengruppe wäre praktisch. „Doch dafür ist mein Bestand zu klein, außerdem fehlt der Platz“, erklärt Kelting. Die Trockensteher im Nachbarstall müssen noch gedrencht werden. Wann der Energiespender abgesetzt wird, entscheidet der Landwirt von Fall zu Fall. Die Menge wird in 30 ml-Schritten zurück gefahren. Mit der Akzeptanz gibt es keine Probleme. Detlev Kelting ist vom Dosierer überzeugt. Nur die Befüllung des Gerätes von Hand findet er zu umständlich. Auch das Fassungsvermögen des Behälters ist mit 27 l zu gering: „Die automatische Befüllung aus einem 1 000 l-Kanister würde mir viel Arbeit abnehmen“, meint er. Deshalb überlegt er momentan, seinen Dosierer mit einem Selbstansaugmechanismus nachzurüsten. -sleiner selbstansaugenden Schlauchpumpe. Preis: 495 E o. MwSt. LD 1000 (vergleichbar mit PropyDos) ist mit einer Kolbenhubpumpe ausgestattet. Preis: 653 E o. MwSt. Informationen: www.delaval.com Wasserbauer: Powerdos ist für alle Fabrikate von Kraftfutterstationen geeignet. Das Gerät arbeitet mit einer Schlauchpumpe und kann mit einem Saugschlauch an verschieden große Vorratsbehältnisse angeschlossen werden. Preis: 585 E o. MwSt. Bei Fremdfabrikaten kostet die Installation allerdings ca. 187 E Aufpreis. Informationen: www.wasserbauer.at -sl-