Energiespeicher Akkumulatoren für photovoltaische Inselanlagen H. Buers, Berlin Bei netzgekoppelten Anlagen spielt es für die Verbraucher in der Regel keine Rolle, zu welcher Tageszeit Solarenergie eingespeist wird. Anders bei photovoltaischen Inselanlagen: Fehlt die Solareinstrahlung, etwa nachts, fehlt auch der Strom für die elektrische Versorgung – es sei denn, die notwendige Energie wurde zuvor in einer Akkumulatorenanlage gespeichert. 1 Einleitung Für elektrische Verbraucher sind in der Regel Energiequellen gefragt, die kontinuierlich Strom mit konstanter Spannung und Frequenz liefern können. Das gilt auch für photovoltaische Inselanlagen, die Ortschaften oder landwirtschaftliche Betriebe abseits kommunaler oder überregionaler Stromnetze mit elektrischer Energie versorgen. Sie müssen deshalb in der Lage sein, in Zeiten eines solaren Überangebots Sonnenenergie für sonnenlose oder sonnenarme Zeiten zu speichern. Dafür werden fast immer Blei-, weniger häufig NiCd-, NiMH- oder Lithium-Ionen-Akkumulatoren eingesetzt. Der Akkumulator bildet in einer einfachen PVInselanlage mit Gleich- und Wechselstromverbrauchern die zentrale Energiequelle, wenn der Solargenerator als Energieerzeuger ausfällt, beispielsweise bei fehlender Sonnenein- Autor Hermann Buers ist freier Fachjournalist, Berlin. strahlung (Bild ➊). Der elektrische Strom fließt vom Solargenerator (1) zunächst zum Solarladeregler (2), der neben weiteren wichtigen Funktionen vor allem eine Überladung des Akkumulators verhindern soll. Bei Photovoltaikanlagen größerer Leistung wird meistens statt eines „einfachen“ Solarladereglers ein FÜR DIE PRAXIS Maximum Power Point Tracker (MPPT) eingesetzt, der dann nicht nur den Überladeschutz sicherstellt, sondern auch dafür sorgt, dass die Solarmodule immer im Punkt maximaler Leistung (MPP) betrieben werden. Es folgt der Akkumulator (3) für die Energiespeicherung und -versorgung; der sich anschließende Entladeregler (4) trennt beim Unterschreiten der Entladeschlussspannung des Akkumulators die Verbraucher (7, 8 und 9) vom Netz. Der Gleichspannungswandler (5) und der Wechselrichter (6) passen die Systemspannung an die Verbraucherspannung an. Die im Blockschema genannten Solarladeund Entladeregler wurden bereits in Ausgabe 3/4-2008 (S. 30 – 33) der ep Photovoltaik aktuell behandelt. Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen Akkumulatoren sowie ihr Betriebsverhalten einschließlich einiger Kenngrößen. Am Schluss folgen Hinweise zur Aufstellung und zur Entsorgung. 5 = = 7 + 8 – 1 2 3 = 4 6 ⬃ 9 ➊ Blockschema einer photovoltaischen Inselanlage mit Akkumulator 1 Solargenerator, 2 Solarladeregler, 3 Akkumulator, 4 Entladeregler, 5 Gleichspannungswandler, 6 Wechselrichter, 7 Verbraucher (DC-Betriebsspannung nicht gleich DC-Systemspannung), 8 Verbraucher (DC-Betriebsspannung gleich DC-Systemspannung), 9 Verbraucher für Wechselspannung Energiezähler und Netzüberwachung: Zwei in Einem Einerseits für die DIN-Schiene Andererseits für den Fronteinbau EM 21 CARLO GAVAZZI GmbH ep Photovoltaik aktuell – 9/10-2008 D-64331 Weiterstadt Telefon 06151/8100-0 [email protected] www.gavazzi.de/energie 37 FÜR DIE PRAXIS Energiespeicher 2 Blei-Akkumulatoren in Photovoltaikanlagen Für die Speicherung überschüssiger elektrischer Solarenergie aus kleinen bis mittleren Solaranlagen kommen fast ausschließlich Akkumulatoren zum Einsatz, obwohl es durchaus Alternativen gibt, die aber wie beispielsweise Kondensatorspeicher zu teuer sind oder wie Druckluftspeicher den Großanlagen vorbehalten bleiben. Die größte Verbreitung haben Blei-Akkumulatoren in ihren verschiedenen Bauformen gefunden, weil sie das beste Preis-/ Leistungsverhältnis vorweisen können. Wo es um höhere Energiedichten geht, kommen aber auch Nickel-Cadmium-(NiCd-) oder NickelMetall-Hydrid-(NiMH-)Ausführungen zum Zuge. Große Hoffnungen für die Zukunft macht die Lithium-Ionen-Batterie, die sehr leistungsfähig, aber eben auch sehr teuer ist. ➋ Aufbau eines Blei-Akkumulators für Solaranlagen 䉱 Quelle: Varta ➌ Akkumulator im entladenen (a) und geladenen Zustand (b) ➍ Bleibatterie der Baureihe Moll Solar Wichtige Merkmale: Sonderlegierung und Spezialmasse, Taschenseparatoren mit Glasvliesauflage, geringe Selbstentladung (<1 %), zentrale Gasableitung mit Rückzündschutz (Moll-Patente), patentierte Mittelwandverbindung Foto: Akkumulatorenfabrik Moll ➎ Kapazität eines Akkumulators in Funktion des Entladestroms. Bei der Angabe eines Wertes wird häufig mit einem Index gearbeitet, der die Entladezeit (h) angibt. K10 = 100 Ah ist also die Kapazität bei einer Entladedauer von 10 h und einem Strom von 10 A (I10). 38 2.1 Blei-Akkumulatoren mit verstärkten Gitterplatten Zunächst eine grobe Skizzierung des Aufbaus und der Funktion: Blei-Akkumulatoren setzen sich in der Regel aus mehreren Einzelzellen zusammen. Jede Zelle besteht aus einem Behälter, der mit einem Elektrolyten aus Schwefelsäure und destilliertem Wasser gefüllt ist und in den zwei Plattensätze unterschiedlicher Polarität eingelassen sind (Bild ➋). Die Dichte der Schwefelsäure beträgt bei einer Temperatur von 25 °C etwa 1,24 kg/l; sie ändert sich mit der Temperatur und dem Ladezustand, der über einen Säureheber oder über die Batteriespannung bestimmt werden kann. Die Platten dienen als Elektroden und bestehen jeweils aus einem gitterförmigen Träger mit dem sogenannten aktiven Material, das an den Lade- und Entladereaktionen teilnimmt (also sind die Gitterträger die eigentlichen Energiespeicher). Mit ihrer schwammartigen Struktur bieten sie genügend Oberfläche für die elektrochemische Reaktion. Die positive Platte wird mit einer mikroporösen Hülle (Separator) von der negativen isoliert. Die Zellen haben eine Nennspannung von jeweils 2 V und werden intern in Reihe zu Blöcken verschaltet, um zu einer gängigen Betriebsspannung zu kommen. Die Funktion des Blei-Akkumulators lässt sich am besten an den Ladezuständen und -vorgängen ablesen (Bild ➌): • Im entladenen Zustand besteht die aktive Masse aus Bleisulfat – sowohl in den positiven und als auch in den negativen Platten. Die Dichte des Elektrolyten ist auf ihren niedrigsten Wert abgesunken. • Zum Aufladen wird die Batterie an eine Gleichspannungsquelle angeschlossen. Der Elektronenfluss geht von der positiven zur negativen Platte; der negativen Platte werden also Elektronen zugeführt, während der positiven Platte Elektronen entzogen werden. Dieser Elektronenfluss bewirkt an der negativen Platte eine Reduktion des Bleisulfats zu metallischem Blei, während sich ep Photovoltaik aktuell – 9/10-2008 Energiespeicher das Bleisulfat an der positiven Platte unter Elektronenabgabe und Aufnahme von zwei Sauerstoffatomen in Bleidioxid verwandelt. • Im geladenen Zustand (nach der vollständigen Ladung) besteht die aktive Masse der negativen Platte aus Bleischwamm, die der positiven aus Bleidioxid. Die Dichte des Elektrolyten ist wieder auf ihren Nennwert angestiegen. • Beim Entladen der Batterie, also beim Anschluss von Verbrauchern, fließt ein Strom; die Batterie wird entladen. Die Elektronen bewegen sich dabei über den äußeren Stromkreis und den Verbraucher von der negativen zur positiven Platte. Zum Ausgleich wandern Sulfat-Ionen aus dem Elektrolyten zur negativen Platte und bilden mit dort vorhandenem Blei Bleisulfat. Aus dem Bleidioxid an der positiven Platte entsteht unter Bildung von Wasser bei Verbrauch von Sulfat-Ionen und Wasserstoff-Ionen ebenfalls Bleisulfat. Was hier als Funktion beschrieben wurde, gilt prinzipiell für alle Blei-Akkumulatoren. Es gibt aber unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten und dementsprechend auch unterschiedliche Typen und Bauformen. So ist es die vorrangige Aufgabe einer Kfz-Starterbatterie, während des Startvorgangs für kurze Zeit eine große Kraft anzuwenden beziehungsweise einen hohen Strom zu liefern, um einen Verbrennungsmotor zu starten. Da das nur über große Plattenoberflächen zu bewerkstelligen ist, sind die Zellen von Starterbatterien mit vielen dünnen parallel geschalteten Elektroden bestückt. Mit dieser Konstruktion sind sie aber nicht „zyklenfest“, denn hohe Lade- und Entladezyklen mit Entladetiefen von bis zu 50 %, wie sie im Einsatz mit Solargeneratoren zu erwarten sind, würden zu einer Ablösung der aktiven FÜR DIE PRAXIS ➐ Baureihe Classic Solar ➏ 3D-Darstellung eines Gel-Blocks in Gitterplattenbauweise Quelle: Exide Masse vom Elektrodengitter und somit zu einem vorzeitigen Verschleiß führen. Solarakkumulatoren sind deshalb mit stärkeren und mit Antimon verhärteten Platten ausgerüstet. Außerdem hat der Elektrolyt einen etwas geringeren Säuregehalt, um die Eigenkorrosion zu verringern und somit die Lebensdauer zu erhöhen (Bilder ➍ und ➎). 2.2 Blei-Akkumulatoren mit einem Gel-Elektrolyten Der „Blei-Gel-Akku“ ist eine Weiterentwicklung des klassischen Blei-Akkumulators. Der Name verweist schon auf den wesentlichen Unterschied: Die Batteriesäure ist bei diesen Typen mit Gel verdickt. Das bietet einige Vorteile: Blei-Gel-Akkus sind im Normalbetrieb gas- sowie elektrolytdicht und deshalb weitgehend wartungsfrei. Die Zyklenfestigkeit ist höher als bei den herkömmlichen Blei-Akkumulatoren. Hierbei handelt es sich um geschlossene Batterien in konventioneller Bauart (Nassbatterien). Das Composing ist gemischt aus Typen mit Gitterplatten und Röhrchenplatten (OPzS). Sie können auch in nicht belüftbaren Räumen eingesetzt werden, da im störungsfreien Betrieb keine Gasung auftritt. Blei-Gel-Akkus sind schon daran zu erkennen, dass die sonst üblichen Verschlussstopfen fehlen. Stattdessen besitzen sie Sicherheitsventile, die im Falle einer starken Überladung überschüssiges Gas ausblasen (die während eines normalen Ladevorgangs bis zur Ladeschlussspannung sich bildenden Gase wie Sauerstoff und Wasserstoff werden im Akkumulator zu Wasser rekombiniert). Es werden Typen mit verstärkten positiven und negativen Gitterplatten angeboten, die in PV-Anlagen eine ähnliche Lebensdauer erreichen können wie normale Gitterplattenbatterien mit flüssigem Elektrolyten. Es gibt spezielle besonders langlebige Ausführungen mit positiven Panzerplatten, die eigens für den Solarbetrieb ausgelegt wurden (Bilder ➏, ➐ und ➑). Fundiertes Basiswissen Verkauf, Planung und Montage von Solarstromanlagen Für Fachhandwerker, Techniker und Planer: Fundiertes Basiswissen für die Praxis Konkrete Handlungsempfehlungen Insidertipps Leicht verständlich und anschaulich illustriert Antony/Dürschner/Remmers, Photovoltaik für Profis, 324 S., zahlr. farbige Abb., Broschur, Bestell-Nr. 564 538 3, € 39,00 HUSS-MEDIEN GmbH 10400 Berlin ep Photovoltaik aktuell – 9/10-2008 Direkt-Bestell-Service: Tel. 030 42151-325 · Fax 030 42151-468 E-Mail: [email protected] www.huss-shop.de Preisänderungen und Liefermöglichkeiten vorbehalten TIPP 39 FÜR DIE PRAXIS Energiespeicher 2.3 Ortsfeste PanzerplattenAkkumulatoren Eine solide Lösung für stärker beanspruchte und größere Photovoltaikanlagen sind BleiAkkumulatoren des Typs OPzS (Ortsfeste Panzerplatte Spezial) mit flüssigem Elektrolyten (Bild ➐); daneben gibt es die verschlossene Ausführung OPzV mit einem Gel-Elektrolyten (Bilder ➑ und ➒), die allerdings etwas teurer ist. Bei beiden besteht die positive Platte aus vielen einzelnen meist kammartig angeordneten Bleistäben, die einzeln mit einer speziellen Hülle umgeben sind mit dem Ziel, die aktive Masse zusammenzuhalten (Bild ➓ oben). Für die Herstellung werden meist spezielle Bleilegierungen mit Zusatz geringer Mengen Selen und etwa 1,6 % Antimon verwendet. OPzS-Akkumulatoren erreichen je nach Hersteller eine Vollzyklenlebensdauer nvz von 900 bis 1200. Das Wartungsintervall im Zyklenbetrieb beträgt etwa zwei Jahre, die monatliche Selbstentladung liegt unter 4 %. Das Angebot der Hersteller umfasst mehrzellige Blockbatterien mit Kapazitäten bis 430 Ah (bezogen auf den Index K100) und 2-V-Einzelzellen bis 4500 Ah (ebenfalls bei K100). ➑ Baureihe Sonnenschein Solar Verschlossene gasdichte Solarakkumulatoren mit Gel-Elektrolyt. Die Einzelzelle A600 Solar (hinten) mit einer Kapazität von K100 = 1200 Ah ist mit Röhrchenplatten ausgerüstet (ist also eine OPzV). Die beiden Blockakkumulatoren im Vordergrund arbeiten mit verstärkten Gitterplatten. Foto: Exide 2.4 OGi-Akkumulator Der OGi-Akkumulator ist eine ortsfeste Blockbatterie mit positiven und negativen Gitterplatten, die als Rundgitter konstruiert sind mit dem Ziel, den Innenwiderstand zu senken. Das befähigt diese Akkumulatoren dazu, in einer sehr kurzen Zeit einen sehr hohen Strom abzugeben. Sie werden als Blöcke mit mehreren Zellen oder als Einzelzellen gefertigt. Die Kapazität reicht je nach Ausführung von 25 Ah bis 2400 Ah. Die Zyklenzahl wird meistens mit 1200 angegeben. Der flüssige Elektrolyt erfordert eine Wartung im Drei-Jahres-Rhythmus. Ansonsten ist ein „OGi-Block“ wartungsarm. Die Brauchbarkeitsdauer beträgt im Bereitschaftsparallelbetrieb bis zu 15 Jahre. Eine herstellerspezifische Variante ist der Block-Akkumulator mit einer sogenannten positiven Stabplatte, bestehend aus vielen einzelnen Bleistäben, die wie bei einem Drahtgitter quer vermascht sind (Bild ➓ unten). Diese Stabplatten sind – nicht wie die Bleiröhrchen der OPzS-Akkumulatoren einzeln – sondern als Einheit von einer speziel- ➒ Der OPzVAkkumulator power.bloc hat Röhrchenplatten und einen Gel-Elektrolyten. ➓ Schnitt durch eine Panzerplatte aus Bleiröhrchen (oben) und durch eine Stabplatte (unten) len Tasche aus Glasvlies umgeben. Die Vollzyklenlebensdauer nvz geben die Hersteller mit 1000 bis 1350 an. Auch das in den Datenblättern ausgewiesene Wartungsintervall liegt mit 3 bis 5 Jahren deutlich höher als bei den „normalen“ OPzS-Akkumulatoren mit Röhrchenplatte. Für die monatliche Selbstentladung wird meistens ein Wert von 3 % genannt. Dieser Typ wird in Photovoltaikanlagen recht häufig eingesetzt, wohl nicht zuletzt deshalb, weil sich schon kleine Ströme zur Wiederaufladung nutzen lassen und weil mit etwa 95 bis 98 % ein sehr guter Ah-Wirkungsgrad erreicht wird. 3 Tafel ➊ Daten unterschiedlicher Akkumulatoren 40 Der Rundumschutz der aktiven Masse durch gewobene Polyestertaschen gewährleistet eine hohe Zyklenlebensdauer. OPzV-Akkumulatoren mit Röhrchenplatten sind optimal für den Einsatz in Bereichen mit hoher Lade- und Entladebelastung, wie zum Beispiel in Solaranlagen. Foto: Hoppecke Batterietyp Blei NiCd NiMH Lithium-Ionen Positive Elektrode Negative Elektrode Elektrolyt Energiedichte in Wh/l Energiedichte in Wh/kg Zellspannung in V Zyklenlebensdauer nz Betriebstemperatur in °C Selbstentladungsrate in %/Monat Wh-Wirkungsgrad in % PbO2 PbO H2SO4 + H2O 10…100 25…35 2 500…1500 0…55 NiOOH Cd KOH + H2O 80…140 30…50 1,2 1500…3000 –20…55 NiOOH Metalle KOH + H2O 100…160 50…80 1,2 ca. 1000 –20…45 Graphit (nC) LiMn2O4 Polymer o. Salze 200…300 90…160 3,6 500…1200 –20…55 5…15 70…85 20…30 60…70 20…50 60…85 5…10 70…90 Andere Akkumulatortypen Wie eingangs schon erwähnt, werden in photovoltaischen Inselanlagen und hybriden Stromversorgungen neben den bewährten Blei-Akkumulatoren auch teurere Systeme mit Nickel-Cadmium (NiCd) oder Nickel-Metallhydrid (NiMH) eingesetzt, weil sie eine größere Energiedichte haben und eine längere Lebensdauer erwarten lassen. Im Bereich großer Energiespeicherungsanlagen setzen Forscher und Entwickler auf die Lithium-Ionen-Batterie (Tafel ➊). Sogar der Bund unterstützt diese Technologie, wie ein umfangreiches Förderprogramm beweist. ep Photovoltaik aktuell – 9/10-2008 3.1 NiCd-Akkumulatoren Nickel-Cadmium-Akkumulatoren werden in der Photovoltaik in der Regel nur dann eingesetzt, wenn der vorgesehene Anwendungsbereich sehr hohe Anforderungen an sie stellt, wie beispielsweise eine lange Lebensdauer, absolute Gasdichtigkeit oder die Fähigkeit, auch bei sehr niedrigen Temperatur noch zufriedenstellend zu arbeiten. Ihr größtes Manko besteht wohl darin, dass sie etwa drei- bis fünfmal so teuer sind wie herkömmliche Blei-Akkumulatoren. Ein weiterer Nachteil: Wird ein NiCd-Akkumulator nur selten vollgeladen, sinkt seine Kapazität. Diese unerwünschte Eigenschaft lässt sich zwar durch wiederholtes Laden und Entladen minimieren, dennoch kann sich dieser sogenannte Memory-Effekt im Betrieb als Problem erweisen. Als Materialien werden bei diesem Akkumulatortyp – der Name sagt es – die Metalle Nickel und Cadmium verwendet. Als Elektrolyt dient verdünnte Kalilauge mit einer Dichte von 1,24 kg/l bis 1,34 kg/l. Die Nennspannung einer NiCd-Zelle ist niedriger als beim Bleiakku und beträgt 1,2 V. Die Verwendung von Cadmium ist problematisch, falls sich nicht ausschließen lässt, dass es in die Nahrungskette gelangt. Cadmium wird nämlich vom menschlichen Organismus nur teilweise wieder ausgeschieden und kann bei hoher Belastung Organschäden oder Krebs verursachen. 3.2 NiMH-Akkumulatoren Deutlich weniger problematisch sind die Inhaltsstoffe eines Nickel-Metallhydrid-(NiMH-) Akkumulators. Die verwendeten Legierungen bestehen aus Nickel, Titan, Vanadium, Zirkonium und Chrom. Den Elektrolyten bildet wie beim NiCd-Akkumulator verdünnte Kalilauge. Der NiMH-Akkumulator weist im Vergleich zum NiCd-Akku noch weitere Vorteile auf, wie die höhere Energiedichte und das Fehlen des Memory-Effekts. Nachteile sind der geringere Betriebstemperaturbereich und die hohe Selbstentladerate von etwa 1 % pro Tag. Wie beim NiCd-Akkumulator beträgt die Zellspannung 1,2 V. 3.3 Lithium-Ionen-Akkumulator Ein Konsortium aus fünf Industrieunternehmen hat sich vor einigen Monaten verpflichtet, in den nächsten Jahren 360 Mio. Euro für Forschung und Entwicklung des Lithium-IonenAkkumulators zu investieren. Diese Nachricht an dieser Stelle soll belegen, wie hoch die Erwartungen hinsichtlich einer zufriedenstellenden Speicherlösung sind. Ob der Lithium-IonenAkkumulator sie wird erfüllen können, bleibt abzuwarten. Bei der ersten Generation dieses Typs haben Brände und Explosionen durch Kurzschlüsse oder Überladen für Negativschlagzeilen gesorgt. Moderne Zellabsicherungen können dies heute allerdings weitgehend verhindern. Lithium-Ionen-Akkumulatoren zeichnen sich durch eine hohe Energiedichte und eine geringe Selbstentladerate aus. Sie kennen keinen ep Photovoltaik aktuell – 9/10-2008 Memory-Effekt. Der Wirkungsgrad liegt aufgrund der hohen Beweglichkeit der Lithiumionen und des dadurch bedingten niedrigen Innenwiderstands bei etwa 95 %. Meist wird eine Lebensdauer von etwa 500 Ladezyklen angegeben. Ein konventioneller Lithium-IonenAkkumulator liefert eine Nennspannung von 3,6 Volt, die damit rund dreimal so hoch ist wie die eines NiMH-Akkus. Die Energiedichte ist etwa doppelt so hoch wie die des NickelCadmium-Akkus. 4 Hinweise zur Aufstellung Für Akkumulatoren in Inselanlagen sind Maßnahmen sowohl hinsichtlich der elektrischen Sicherheit als auch des Umgangs mit ätzenden Elektrolyten und der Bildung explosiver Gase (Knallgas) notwendig. Bei der Aufstellung und beim Betrieb von ortsfesten AkkuAnlagen ist deshalb neben einschlägigen Sicherheitsvorschriften die DIN VDE 0510 zu beachten. Das Dokument gilt für stationäre Akkumulatoranlagen mit einer maximalen DCNennspannung von 1500 V und beschreibt die grundsätzlichen Maßnahmen zum Schutz vor Gefahren, die durch elektrischen Strom, austretende Gase und/oder Elektrolyten hervorgerufen werden. Es legt Anforderungen in Fragen der Sicherheit fest, die in Verbindung mit dem Errichten, dem Betrieb, der Inspektion, der Wartung und der Entsorgung entstehen. Von der elektrischen Seite her ist grundsätzlich eine Hauptsicherung zwischen dem Akkumulator und allen anderen Geräten sowie dem PV-Generator vorgeschrieben. Dies gilt auch für Kleinstanlagen mit nur einem oder zwei PVModulen. Erwünschte Eigenschaften für Akkumulatoren in PV-Anlagen • Die Akkumulatorenanlage muss eine große Kapazität besitzen. • Wichtig ist ferner eine hohe Zyklenlebensdauer nz. • Gelegentliche Tiefentladezyklen mit Zyklentiefen von über 80 % müssen ohne Beeinträchtigung der Lebensdauer möglich sein. • Für eine effiziente Energiespeicherung sollten bereits sehr kleine Ladeströme, beispielsweise I1000, nutzbar sein. • Die Selbstentladung sollte einen Wert von maximal 2 bis 5 % der Nennkapazität pro Monat nicht überschreiten. • Wichtig ist außerdem ein guter Ampèrestundenwirkungsgrad. • Geringe Wartung oder Wartungsfreiheit begrenzen die Unterhaltskosten der PV-Anlage und tragen somit zur Wirtschaftlichkeit bei. FÜR DIE PRAXIS Energiespeicher Begriffe und Kenngrößen Ampèrestunden-(Ah-)Wirkungsgrad ηAh Verhältnis zwischen beim Entladen verfügbarer Ladung QE und der für die Aufladung benötigten Ladung QL; ist abhängig vom Ladezustand des Akkumulators und liegt zwischen 80 und 98 %. Energiedichte in Wh/kg oder Wh/l In einer Batterie oder Zelle gespeicherte Energie (Wh); sie wird entweder zur Masse (gravimetrische Energiedichte) oder zum Volumen (volumetrische Energiedichte) in Beziehung gesetzt. Entladeschlussspannung Gibt die untere Spannungsgrenze einer Zelle oder Batterie an, bis zu welcher sie entladen werden darf. Das Unterschreiten dieser Grenzspannung (Tiefentladung) kann bei einigen Batteriearten, zum Beispiel bei Blei-, NiCdund NiMH-Akkumulatoren, zur Beeinträchtigung oder zur Zerstörung der elektrochemischen Zelle führen. Erhaltungsladespannung Spannung, bei der die Selbstentladung kompensiert wird und der Akkumulator nach einer Vollladung dauernd voll geladen bleibt; bei einem Blei-Akkumulator etwa 2,25 V bei 20 °C. Innenwiderstand, effektiver Feststellbarer Widerstand gegen Stromfluss in einer Batterie, der sich durch einen Abfall der Batteriespannung proportional zum Entla- Da ein Akkumulator gegen Ende der Ladung und vor allem bei Überladung ein Gemisch aus Wasserstoff- und Sauerstoffgas erzeugt und dann Explosionsgefahr besteht, sind Akkumulatoren so aufzustellen, dass ein eventuell entstehendes Gasgemisch durch natürliche oder künstliche Belüftung so verdünnt wird, dass es seine Explosionsfähigkeit verliert. Der Aufstellungsraum muss trocken, gut belüftbar, möglichst kühl und möglichst frei von Erschütterungen sein. Bei der Errichtung und Einrichtung von Batterieräumen muss außerdem die „Verordnung über den Bau von Betriebsräumen für elektrische Anlagen“ (EltBauVO) beachtet werden. Für die Lagerungs- und Betriebsbedingungen des Akkumulators sind zudem die Empfehlungen des Herstellers heranzuziehen. 5 Wartung Zunächst einige Hinweise auf Alterungsprozesse von Blei-Gitterplatten-Akkumulatoren: Ihr wesentlicher Nachteil ist die kurze Lebensdauer von etwa 10 bis 15 Jahren. Ursachen hierfür sind Alterungsprozesse, die sich 42 destrom zeigt. Der Wert hängt von Bauweise, Ladezustand, Temperatur und Alter der Batterie ab. Kapazität K Kapazität ist die verfügbare Elektrizitätsmenge einer Batterie oder Zelle, gemessen in Ampèrestunden (Ah). Sie hängt von der Batterietemperatur ab. Häufig wird mit einem Index gearbeitet, der die Entladezeit (h) angibt (siehe Bild ➎). Die Angabe K10 = 100 Ah ist dann die Kapazität bei einer Entladedauer von 10 h und einem Strom von 10 A (I10). Ladegrenzspannung Darf beim Laden eines Akkumulators nicht überschritten werden, da sonst der Elektrolyt unter Bildung von Wasserstoff- und Sauerstoffgas (bekannt als Knallgas) zersetzt wird. Selbstentladerate wird meistens in Prozent pro Monat angegeben. Wattstunden-(Wh-)Wirkungsgrad ηWh Der Wattstunden-Wirkungsgrad ist immer etwas niedriger als der Ampèrestunden-Wirkungsgrad, weil die Spannung am Akkumulator beim Laden immer etwas höher ist als mittlere Entladungsspannung. Er liegt bei BleiAkkumulatoren meist zwischen etwa 70 und 85 %. Zyklenfestigkeit Die Zyklenfestigkeit eines Akkumulators ist ein Maß dafür, wie oft dieser geladen und entladen werden kann; bei Solarbatterien ist eine hohe Zyklenfestigkeit wichtig. Memory-Effekt Als Memory-Effekt wird der Kapazitätsverlust bezeichnet, der bei sehr häufiger Teilentladung auftritt. Der Akku scheint sich den Energiebedarf zu merken und mit der Zeit statt der ursprünglichen nur noch die bei den bisherigen Entladevorgängen benötigte Energiemenge zur Verfügung zu stellen. Zyklenlebensdauer nz Akkus in photovoltaischen Inselanlagen werden meist zyklisch geladen und entladen, je nach Tageszeit und Wetterbedingungen. Die Zyklenlebensdauer gibt an, wieviel Zyklen der Akkumulator verträgt, bis seine Kapazität auf 80 % der Nennkapazität abgesunken ist. Hersteller geben häufig die Vollzyklenlebensdauer nvz an; sie entspricht dem Produkt aus Zyklenlebensdauer und Zyklentiefe (nvz = nz · tz) Selbstentladung Ein temperaturabhängiger ständiger chemischer Reaktionsprozess an den Elektroden der Zelle oder des Akkumulators, ohne dass ein Verbraucher angeschlossen wäre. Die Zyklentiefe oder Entladetiefe tz Die Zyklentiefe entspricht dem Verhältnis der entnommenen Ladung QE zur Akku-Nennkapazität K10. Sie gibt also an, wie stark der Akkumulator in einem Zyklus entladen wird. teilweise gegenseitig beeinflussen und verstärken. Ein Beispiel ist die Säureschichtung: Weil sich in einem Akkumulator die Säuredichte nach unten hin erhöht, entstehen zwischen oben und unten unterschiedliche Potentiale, die zu unterschiedlichen Entladungen führen, und zwar verstärkt im unteren Teil. Eine gewisse Abhilfe kann eine Gasungsladung zur Durchmischung der Säure bei jeder Wartung schaffen. Es gibt allerdings auch Alterungseffekte, die sich nicht rückgängig machen lassen. Zu nennen wären das Wachsen von Sulfatkristallen bei einer unvollständigen Ladung und die Austrocknung bei einem Mangel an destilliertem Wasser, also Erscheinungen, die sich zumindest größtenteils verhindern lassen. Nicht ganz auszuschließen sind allerdings Korrosion und Verschlammung. Diese Punkte sollten erkennen lassen, dass die Lebensdauer von Akkumulatoren in hohem Maße von der Sorgfalt des Betreibers abhängt. Bei normaler Nutzung dürfte eine jährliche Wartung, ergänzt durch regelmäßige Sichtkontrollen, genügen. Dabei sollten insbesondere der Ladezustand und die Spannung der Akkumulatoren mit Messgeräten wie Säuredichte- und Spannungsmesser überprüft und eine Gasungsladung durchgeführt werden. Rei- nigungsarbeiten an den Akku-Oberseiten helfen, unnötige Entladungen durch feuchten Staub und Schmutz zu vermeiden. 6 Recycling Wiederaufladbare NiCd- und Blei-Akkumulatoren enthalten nach wie vor als unverzichtbaren Bestandteil Schwermetalle. Gelangen diese in größeren Mengen in die Umwelt, können sie erheblichen Schaden anrichten. Hersteller und Importeure sind deshalb laut Batterieverordnung (BattV) verpflichtet, alle Altbatterien zurückzunehmen, zu sortieren und zu entsorgen. Neben dem Handel nehmen auch kommunale Sammelstellen Altbatterien zurück und führen sie dem Recycling zu. Durch diesen Stoffkreislauf lassen sich die Umweltauswirkungen bei der Energiespeicherung mit Blei-Akkumulatoren minimieren. Auf der anderen Seite arbeitet die Batterieindustrie an der Entwicklung von Alternativen, um dort, wo es möglich ist, auf Schwermetalle wie Quecksilber, Cadmium und Blei ganz verzichten zu können. Viele neue Technologien befinden sich kurz vor der Marktreife. ■ ep Photovoltaik aktuell – 9/10-2008