Das Kreuz mit dem Kreuz Folge 2

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DENTAL TRIBUNE
4 Medicine
German Edition · Nr. 11/2004 · 28. Mai 2004
Das Kreuz mit dem Kreuz Folge 2
Nadeln, TENS und Pflanzenmedizin – Sanft gegen Rückenschmerzen angehen
von Simone Widhalm
ELTVILLE – Längst haben sich
für „sanfte“ Heilmittel oder
Therapien auch in der Zahnarztpraxis die Türen geöffnet:
Mit Kräuterauszügen bei Gingivitis, Akupunktur bei Zahnschmerzen oder Veilchenwurzeln für den zahnenden Nachwuchs lassen sich erfreuliche
Erfolge erzielen. Mit dem
Nebeneffekt, dass diese Therapiemöglichkeiten meist frei von
Nebenwirkungen sind. Wer von
solchen Verfahren angetan ist,
denkt vielleicht auch bei
Rückenschmerzen
darüber
nach, was es an Alternativen zur
herkömmlichen Pharmakotherapie gibt. Wir haben für Sie
Erfolg versprechende Therapieformen zusammengestellt.
Wer auf synthetische Mittel
verzichten möchte, kann sich
pflanzlicher Pharmaka bedienen
– vor allem bei leichten bis mäßigen Rückenschmerzen ohne
klare morphologische Ursache.
Extrakte aus der Teufelskralle
(Harpagophytum procumbens)
haben einen günstigen Einfluss
auf die verspannte Muskulatur
und lindern den Schmerz. Die
Wirkung der südafrikanischen
Teufelskralle (enthalten in Rivoltan® oder Doloteffin®) wurde in
Studien bestätigt.
nischen Rückenschmerzen lässt
sich mit dem WeidenrindenExtrakt (z.B. Assalix® oder Lintia®) in einer Dosierung von 120
bis 240 mg Salicin pro Tag eine
gute Wirkung erzielen, die in Studien sogar mit der Wirkung von
selektiven COX-2-Hemmern vergleichbar war.
Wer unter psychosomatisch
bedingten Rückenschmerzen leidet, kann einen Therapieversuch
mit Johanniskraut (Hypericum)
wagen. Dabei sollte allerdings auf
eine ausreichend hohe Dosierung geachtet werden, wie sie
beispielsweise bei dem Johanniskraut-Präparat Jarsin® gegeben
ist. Günstiger Nebeneffekt: Johanniskraut hat eine stimmungsaufhellende Wirkung.
Wenn Bewegung zur Qual
wird: Wie die alten Chinesen
Orthopädische Erkrankungen gehören zu den Erkrankungen, bei denen die traditionelle
chinesische Medizin – TCM – besonders erfolgreich ist. Chronische Gelenkschmerzen, Hexenschuss, Schiefhals, aber auch
Tennisellenbogen oder Schulterbeschwerden sind Krankheitsbilder, die auf Behandlungen gemäß
der traditionellen chinesischen
Medizin sehr gut ansprechen.
Zum Teufel mit den Schmerzen
Her mit der Teufelskralle
PRETORIA – Nicht nur bei Schmerzen soll sie helfen. Auch bei Fieber und gastrointestinalen Beschwerden krallt man sich im südlichen Afrika die dort wachsende Teufelskralle, eine Kletterpflanze,
die mit Widerhaken versehene, holzige Früchte trägt.*
Auszüge aus den Speicherwurzeln der Teufelskralle besitzen entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften, die
bei degenerativen Gelenkbeschwerden, rheumatischen Erkrankungen oder chronischen Rückenschmerzen eingesetzt werden.
Die alleinige Gabe von Teufelskrallen-Extrakten ist bei leichten
Schmerzen indiziert, bei stärkeren Schmerzen können sie unterstützend gegeben werden. Da dieses pflanzliche Mittel meist erst
nach 2 bis 4 Wochen seine Wirkung entfaltet, ist es zur Behandlung
akuter, starker Schmerzen nicht geeignet.
Nachgewiesen teuflisch gut
Die Wirkung des Teufelskrallenwurzelextrakts wurde in einer Studie mit insgesamt 675 Patienten im Durchschnittsalter von 58 Jahren untersucht. Bewertet wurden Bewegungsschmerz, Funktionseinschränkung, Schmerzen sowie Muskelverspannungen. Unter
der Teufelskralle besserten sich alle Symptome um mindestens
50 %. 60 % der Patienten, die ihre Beschwerden vorher mit einem
NSAR-Präparat** behandelten, konnten dieses im Verlauf der Studie absetzen. Auch auf die weitere Einnahme von Kortikoiden
konnte bei Einnahme von Teufelskralle verzichtet werden – und
das bei guter Verträglichkeit des Phytopharmakons.
* Übrigens gibt es auch in der hiesigen Flora 2 Pflanzen, die als Teufelskralle bezeichnet werden. Allerdings haben diese offenbar keine pharmakologischen Effekte aufzuweisen.
** NSAR steht für Nicht-Steroidale Antirheumatika
Eine wahre Rückenweide:
Weidenrinden-Extrakt
Weiden sind nicht nur Lieferoder zumindest Inspiranten für
die bewährte Acetylsalicylsäure.
Die Weidenrinde liefert auch das
so genannte Salicin, das als Trockenextrakt und hochdosiert eine
antiphlogistische und analgetische Wirkung entfaltet. Bei chro-
Zwar ist es hierzulande schwierig, einen TCMler zu finden, der
nicht nur akupunktieren kann,
sondern aus chinesischer Kräutertherapie, Tuina-Massagen, Ernährungstherapie und Qi-Gong
eine individuelle Therapie gemäß den Regeln der traditionellen chinesischen Medizin zusammenstellen kann. In Studien
Wenn Bäume
Geschichte schreiben …
ELTVILLE – Die medizinische Anwendung der Weidenrinde wurde
bereits in der Antike von Hippokrates, Plinius, Dioskurides und Galen erwähnt. Der Tübinger Arzt Leonhardt Fuchs führte die Weide
1543 in seinem Kräuterbuch nebst den damals bekannten Anwendungen auf, allerdings ohne Vermerk bezüglich einer fiebersenkenden Wirkung oder als Antirheumatikum. 1828 wurde das Phenolglykosid Salicin aus der Weidenrinde isoliert. Um diese Zeit
konnte dann auch die Wirkung der Reinsubstanz Salicin bei Fieber
und rheumatischen Beschwerden nachgewiesen werden. 1838
wurde erstmalig Salicylsäure aus Salicin gewonnen, 1897 begann
dank der Möglichkeit, großer ASS-Mengen herzustellen, der Siegeszug von Aspirin® ... und die Weidenrinde geriet in Vergessenheit.
Aber: Rückenschmerzen nehmen immer mehr zu – und so besann
man sich wohl auf den Wirkstoff aus der Weide.
hat sich jedoch klar gezeigt, dass
auch die Akupunktur alleine effektiv gegen Rückenschmerzen
angewandt werden kann.
Übrigens: Auch die WHO hat
definiert, bei welchen Erkrankungen Akupunktur helfen kann.
Zu diesen Indikationen zählen:
Schulter-Arm-Syndrom, Gelenkentzündungen, Tennisellenbogen, Ischiasentzündung, Hexenschuss und die rheumatoide Arthritis.
Nadeln
gegen Rückenschmerzen:
erste Studienergebnisse
Eine Studie zu Akupunktur bei
Patienten mit chronischen Lendenwirbelsäulen-Schmerzen
(LWS), die von der Techniker
Krankenkasse
mitgetragen
wurde, hat gute Ergebnisse gezeigt. Die am Universitätsklinikum Charité in Berlin durchgeführte Studie sollte die Effektivität
von Therapie mit Akupunktur vs.
ohne Akupunktur im Rahmen
einer multizentrischen, randomisierten Interventionsstudie
untersuchen. Patienten mit chronischen LWS-Schmerzen wurden
dabei in eine Akupunkturgruppe
(AKU) oder eine Warteliste als
Kontrollgruppe (KON) randomisiert. Die AKU-Gruppe erhielt bis
zu 15 Akupunkturbehandlungen
innerhalb von 3 Monaten, während die KON-Gruppe in diesem
Zeitraum keine Akupunktur bekam. Konventionelle Therapie
war in beiden Gruppen gestattet.
Die KON-Patienten erhielten
nach 3 Monaten ebenfalls Akupunktur. Standardisierte Erhebungen mit Patientenfragebögen
wurden zu den Zeitpunkten Baseline, 3 und 6 Monate später durchgeführt. Hauptzielparameter war
die Rückenfunktion, gemessen
mit einem speziellen Funktionsfragebogen (FFbH-R). Insgesamt
hatten 2.807 Patienten von 1.279
Ärzten an der Studie teilgenommen, 57 % Frauen (52 ± 14 Jahre)
und 43 % Männer (54 ± 13 Jahre).
Die Akupunkturgruppe zeigte
nach 3 Monaten eine signifikant
(p < 0,001) größere Besserung des
Rückenfunktionsscores von 61,9
± 21,1 auf 74,0 ± 20,5 verglichen
mit der Kontrollgruppe, bei der
sich der Score von 63,0 ± 20,6 auf
65,3 ± 21,6 änderte. Erfreulich
war, dass der Therapieerfolg in
der AKU-Gruppe auch nach 6 Monaten noch vorhanden war.
TENS: Über die Haut
an den Schmerz
Wer seine Rückenschmerzen
am liebsten selbst behandeln
möchte, kann dies auch mit der
transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) versuchen. Es handelt sich dabei um
eine niederfrequente Elektrotherapie. Neu ist die TENS nicht, eher
ein jahrtausendealtes Heilverfahren. Schon im alten Ägypten
hat man Reizstrom zu nutzen gewusst und dazu Fische, die elektrische Impulse abgeben (z.B. Zitterrochen), als Stromquelle gebraucht. So haben sich Überlieferungen zufolge Gichtpatienten
bei Schmerzattacken im flachen
Meerwasser auf einen Zitterrochen gestellt und blieben dort stehen, bis die Füße und Beine taub
wurden. Hierzulande wandte
man die Elektrostromtherapie
seit Mitte des 19. Jahrhunderts an,
allerdings ohne Zitterpartie im
Aquarium. In den letzten 20 bis 25
Jahren wurde diese Form der
Schmerztherapie weiterentwickelt. Kleine, batteriebetriebene
Reizstromgeräte mit selbstklebenden Elektroden konnten bei
Bedarf über schmerzenden Stellen, Akupunktur- oder Triggerpunkten angelegt werden.
Endorphine –
gezielt produziert
Ziel einer TENS-Behandlung
ist die Unterdrückung akuter und
chronischer Schmerzen, die Verbesserung der Durchblutung sowie eine Muskelentspannung.
TENS wird etwa in der konservativen Orthopädie, in der Neurologie und in der Zahnheilkunde
eingesetzt. Der Wirkungsmechanismus der TENS ist bisher nicht
völlig geklärt. Nach der 1965 publizierten Gate-Control-Theorie
wird durch die Erregung peripherer Afferenzen der Zufluss nozizeptiver Impulse auf Rückenmarksebene eingeschränkt – und
damit auch die Weiterleitung der
Schmerzinfo zum Gehirn. Be-
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kannt ist inzwischen auch, dass
die transkutane elektrische Nervenstimulation endogene myund delta-Opioide (also Endorphine) zentral freisetzt, was die
wohltuende Wirkung der TENS
erklären könnte.
Man unterscheidet hoch- von
niedrigfrequenter Stimulation.
Die hochfrequente Stimulation
wird mitunter als „echte“ TENS
bezeichnet, die niederfrequente
als „akupunkturähnliche“ TENS
(ALTENS). Im hochfrequenten
Bereich (50–150 Hz), in dem mit
niedriger Intensität stimuliert
wird, kommt es zur segmentalen
spinalen Hemmung durch die
kompetitiven Impulse von afferenten Nervenfasern. Die niederfrequente Stimulation (1–10 Hz)
hingegen bewirkt die EndorphinAusschüttung, wobei eine höhere
Intensität benötigt wird. Welche
Frequenz, Stromstärke und Impulsdauer eine TENS-Schmerzbehandlung haben sollte, wird
noch kontrovers diskutiert. Bei
chronischen Erkrankungen werden bislang meist niedrige Frequenzen, bei akuten Schmerzen
höhere Frequenzen verwendet.
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Für das Anlegen der Elektroden existieren verschiedene
Möglichkeiten: Direkt über dem
Schmerzgebiet sowie über Akupunktur- oder Triggerpunkten.
Die TENS-Elektroden sollten
nicht auf irritierten Hautstellen
oder Wunden platziert werden.
Kontraindiziert ist diese Methode übrigens bei Patienten mit
Herzschrittmachern und Herzrhythmusstörungen sowie bei
Schwangeren. Und wo es Wirkung gibt, können auch Nebenwirkungen auftreten: Bei der
TENS sind das Überstimulationssyndrome mit einer möglichen
Schmerzverstärkung sowie Hautirritationen. Hier gilt wie so oft:
Wer nach dem Grundsatz handelt
„Viel hilft viel“, treibt den Teufel
mit dem Beelzebub aus und hat
den Grundsatz des Paracelsus
vergessen, auf Neudeutsch: Die
Dosis macht die Musik.
Quellen:
– Kerr DP et al.: Acupuncture in the management of chronic low back pain: a
blinded randomized controlled trial.
Clin J Pain. 2003, Vol. 19, S. 364–70
thop Ihre Grenzgeb 2003, DOI:
10.1055/s-2003-821492
– Chrubasik S et al.: A randomized double-blind pilot study comparing Doloteffin and Vioxx in the treatment of
low back pain. Rheumatology 2003,
Vol. 42, S. 141–8
– Göbel H et al.: HarpagophytumExtrakt LI 174 (Teufelskralle) bei der
Behandlung unspezifischer Rückenschmerzen. Schmerz 2001, Vol. 15, S.
10–18
– Mitteilung der Privaten Universität
Witten/Herdecke 23.9.2003
– Wagner I et al.: Salicin and treatment
of rheumatic diseases. J Rheumatol.
2003 Vol. 30, S. 1125
– Becker-Witt C et al.: Effektivität von
Akupunktur bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule – eine
randomisierte Interventionsstudie im
Rahmen eines Modellvorhabens. Or-
In Folge 3 bringen wir Sie in
Bewegung – mit Übungen
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HERDECKE – Klingt nach
Wellness, ist aber eine Form
der Therapie bei Rückenschmerzen: Lavendelmilchbäder mit anschließender
Schwitzpackung und ArnikaAuflagen sind ein neuer Ansatz. Neben Medikamenten
und Krankengymnastik bilden
diese komplementären Methoden den Kernbestandteil der
Behandlung von Rückenschmerzen im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, einer
der 20 kooperierenden Kliniken der Universität Witten/
Herdecke. Und es gibt dazu sogar eine prospektive Beobachtungsstudie mit 17 Patienten,
in der u.a. die Schmerzverläufe
genau dokumentiert wurden.
Die Patienten sollten dazu ihren Schmerz auf einer Skala
von 0 (= klein) bis 10 (= stärkster vorstellbarer Schmerz) vor
und nach den äußeren Anwendungen einstufen. Bei den Erkrankungen handelte es sich
um
Bandscheibenvorfälle,
akute
Rückenschmerzen
durch Wurzelreizungen oder
degenerative Veränderungen
der Wirbelsäule. Verblüffendes Ergebnis: Am Anfang lagen
die Mittelwerte des Schmerzempfindens bei 8,7, am Ende
der Untersuchungszeit (Follow-up-Erhebung) bei 1,5. Dabei verläuft das Schmerzempfinden keinesfalls bei allen Patienten gleich. So verringerten
sich die Schmerzen mitunter
deutlich von einem Tag auf den
anderen. Manchmal ist auch
ein eher schwankender Verlauf zu erkennen, bei dem es
sogar zu einer kurzfristigen
Schmerzsteigerung und Stagnation des Therapieergebnisses kommen kann. Insgesamt
verringerten sich die Schmerzen bei den untersuchten Patienten jedoch deutlich.
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