18. Oktober 2011 Nr. 2 Medizin 2012: Schmerzen richtig deuten Veranstaltung Medizin beleuchtet Facetten des Schmerzes / Rückenschmerzen als Volkskrankheit Nummer 1 Egal ob starke, schwache, akute oder chronische Schmerzen. Jeder Mensch kennt sie, und hat im schlimmsten Fall schon alle Arten von Schmerzen am eigenen Leib erfahren. Doch was tun, wenn die Schmerzen der Patienten chronisch werden? Schmerzen sind komplexe subjektive Sinneswahrnehmungen, die als akutes Geschehen den Charakter eines Warn- und Leitsignals aufweisen. Sie können in der Intensität von unangenehm bis unerträglich reichen. Chronische Schmerzen hingegen haben den Charakter des Warnsignales verloren und müssen als eigenständiges Krankheitsbild gesehen und behandelt werden. Im Folgenden werden die vielgestaltigen Schmerzformen sowie deren Diagnostik und Therapie an drei Beispielen veranschaulicht. Volkskrankheit Rückenschmerz Fast alle Deutschen kennen das Stechen im Kreuz, rund 20 Millionen haben regelmäßig Rückenschmerzen. Längst haben sich diese Beschwerden in den westlichen Industrieländern zur Volkskrankheit Nummer 1 entwickelt. Rückenschmerzen sind einer der häufigsten Gründe für Krankmeldungen. Länger krank als Rückenschmerz-Patienten sind nur Menschen mit Krebs oder psychischen Problemen. Die Wirbelsäule plagt vor allem Arbeitnehmer zwischen 45 und 59 – und verursacht Kosten von fast 40 Milliarden Euro im Jahr. Dabei ist es egal, ob der Mensch eher geistig oder eher körperlich arbeitet. Häufig stehen internistische Ursachen von Rückenschmerzen weniger im Mittelpunkt, obwohl u.a. auch Erkrankungen der Lunge, des Herzens und der Blutgefäße im Brustkorb als Ursachen in Betracht kommen. Eine besondere Rolle spielt hier eine Lungenentzündung mit Beteiligung des Rippfells, die häufig Fieber und atemabhängige Rückenschmerzen als Symptome aufweist. Auch kann eine Tumorerkrankung (Bronchialkarzinom) mit Beteiligung des Rippfells zu anhaltenden starken Rückenschmerzen führen. Ein Einriss der Hauptschlagader (Aortendissektion) macht sich nicht selten durch rückseitig ausstrahlende Schmerzen im Brustkorb bemerkbar. In seltenen Fällen kann sich ein Herzinfarkt nicht nur durch die klassischen Symptome, wie Angina pectoris mit Ausstrahlung in den Hals und linken Arm zeigen, sondern auch einen ausstrahlenden Schmerz in den Schulterbereich aufweisen. Genannt werden muss aus internistischer Sicht noch die Lungenembolie, d.h. Verlegung einer Lungenschlagader über eine Verschleppung (Embolie) eines Blutgerinnsels aus dem venösen Gefäßsystem zum Beispiel nach einer tiefen Beinvenenthrombose. Hormone als Schmerzauslöser Schmerzen führen in der weiteren Abklärung häufig zu umfangreicher Diagnostik. Die dabei entstehenden Nebenbefunde stellen dann häufig ein Problem im weiteren Procedere dar – dies gilt insbesondere bei Erkrankungen aus dem endokrinen Formenkreis: Auch wenn beispielsweise Hypophysentumore durchaus direkt mit Kopfschmerzen assoziiert werden können, findet sich viel häufiger die Konstellation des Zufallsbefundes eines Inzidentaloms. Eine entsprechende Situation ergibt sich bei der Abklärung abdomineller Pressekontakt: Anja Bräutigam Tel.+49 711 18560 –2728, Fax – 2700, [email protected] Beschwerden und direkter Beschwerden durch Nebennierentumore und der Problematik der differentialdiagnostischen Evaluation des adrenalen Inzidentaloms. Sensomotorische Polyneuropathie Die sensomotorische Polyneuropathie ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung eines diabetischen Fußsyndroms. Deshalb sind eine frühzeitige Diagnostik und entsprechende prophylaktische Maßnahmen in der Schuhversorgung wesentliche Bestandteile in der Ulcusprophylaxe. Die klinische Diagnostik ist nach den Leitlinien der Deutschen Diabetesgesellschaft mit dem Neuropathie-Symptom-Score und dem Neuropathie-Defizit-Score durchzuführen. Neurophysiologische Untersuchungen wie die Durchführung einer Nervenleitgeschwindigkeit können in unklaren Fällen angeschlossen werden. Die Behandlung der schmerzhaften sensomotorischen Polyneuropathie stellt eine besondere Herausforderung an den Therapeuten dar, da häufig lediglich eine Symptomlinderung trotz umfangreicher Therapie erzielt werden kann. Breites Themenspektrum auf der MEDIZIN Diese und weitere Themen sind Mittelpunkt der ärztlichen Fortbildungen der Veranstaltung MEDIZIN. Mehr zur Diagnose und Therapie von Rückenschmerzen und dem Zusammenhang zwischen Endokrinologie und Schmerz erfahren Ärztinnen und Ärzte auf dem 47. Ärztekongress, der im Rahmen der MEDIZIN vom 27. bis 29. Januar stattfindet. An den drei Veranstaltungstagen können Ärztinnen und Ärzte bis zu 22 Fortbildungspunkte sammeln und ihrer Nachweispflicht zur fachlichen Fortbildung nachkommen. In den Seminaren „Update Rückenschmerz“ sowie „Endokrinologie und Schmerz“ erörtern Experten neben den Leitsymptomen und der Diagnostik auch die verschiedenen Therapiestrategien von Schmerzen. Zusätzlich werden weitere schmerzbezogene Seminare zu folgenden Themen angeboten: Jucken / Kratzen bis der Schmerz kommt, Äußere Anwendungen bei Schmerzpatienten, Schmerzhafter Bewegungsapparat - die Perspektive des Rheumatologen, Schmerzen bei Kindern, Neuropathischer Schmerz / Kopfschmerz, Rückenschmerz / Neue Optionen in der speziellen Schmerztherapie, Arzneimittelinteraktionen mit Analgetika, Psychotherapie in Aktion – Schmerzstörungen, Schmerz: Die Perspektive der klassischen Homöopathie. Weitere Informationen zum genauen Programm der Medizin und des 47. Ärztekongresses gibt es unter http://www.medizin-stuttgart.de. Pressekontakt: Anja Bräutigam Tel.+49 711 18560 –2728, Fax – 2700, [email protected]