Modelle für Koordinationsmechanismen in der dezentralen betrieblichen Planung Claudia Schmidt Justus-Liebig-Universität Gieÿen BWL-Wirtschaftsinformatik 1 Einleitung Mit der Identikation von relevanten Attributen für betriebliche Planungsprobleme (Anzahl der Aufträge, Zerlegbarkeit und Arten der Zerlegbarkeit) können für sinnvolle Attributkombinationen Koordinationsmechanismen bestimmt werden, die in Hinblick auf den Einsatz in einem Elektronischen Markt geeignet sind (vgl. [Gomber et al., 1997]), d. h. die Mechanismen stellen eine eziente Allokation von Aufträgen auf eigenverantwortliche Organisationseinheiten sicher, schlieÿen strategisches Verhalten ex ante aus, d. h. die Organisationseinheiten geben ihre wahren individuellen Bewertungen (dispositionsspezischen Deckungsbeiträge), unabhängig vom Marktverhalten der anderen Organisationseinheiten an. Die Mechanismen können auch negative Bewertungen handhaben und weisen akzeptable Kommunikationskosten auf. Die folgende Tabelle 1 enthält die neun Klassen von Planungsproblemen, die sich aus relevanten Attributkombinationen ergeben, mit den jeweils geeigneten Koordinationsmechanismen. Im folgenden Abschnitt werden für die verschiedenen Koordinationsmechanismen Modelle formuliert. Über eine Zuordnung der Modelle zu Problemklassen der Optimierung können abschlieÿend geeignete Lösungsverfahren für ihre Implementation identiziert werden. 1 Anzahl Aufträge mehrere Aufträge ein Auftrag nicht zerlegbar 2.1 Vickrey Auktion identische Aufträge 2.2 Matrix Auktion unterschiedliche Aufträge 2.3 Matrix Auktion Zerlegbarkeit zerlegbar Zerlegung bekannt identische unterschiedliche Teile Teile 2.4 Matrix Auktion 2.5 Matrix Auktion identische Teile unterschiedliche Teile 2.6 Matrix Auktion Zerlegung unbekannt 2.8 Mehrstuge Erweiterte Vickrey Auktion 2.7 Matrix Auktion 2.9 Mehrstuge Erweiterte Vickrey Auktion Tabelle 1: Klassen von Planungsproblemen und geeignete Koordinationsmechanismen 2 Mechanismen für verschiedene Problemklassen der Produktionsplanung 2.1 Mechanismus für einen, nicht zerlegbaren Auftrag Die Vickrey Auktion [Vickrey, 1961] ist als ein geeigneter Koordinationsmechanismus für die Zuordnung eines einzelnen nicht zerlegbaren Auftrags durch MAS identiziert worden [Weinhardt und Gomber, 1996]. Den Zuschlag erhält der Bieter mit dem höchsten Gebot zu einem Preis in Höhe des zweithöchsten Gebots. Mit den Parameter- und Variablenbezeichnungen i = 1; :::; B Index für Bieter dbi i = 1; :::; B Bewertung des Auftrag durch Bieter i pi i = 1; :::; B Preis des Auftrags für Bieter i erhält der Bieter b mit dbb = maxi=1;:::;B fdbig den Zuschlag zu einem Preis von pb = max i=1i6=;:::;B fdbig: b Der Spezialfall mehrerer identischer höchster Gebote, für den zur Ermittlung des Zuschlags eine Prioritätsregel (wie z. B. Zuschlag für den Bieter, der als erstes sein Gebot abgegeben hat, oder zufällige Auswahl des Bieters, der den Zuschlag erhält) herangezogen werden muÿ, wird im folgenden nicht weiter 2 betrachtet. 2.2 Mechanismus für mehrere, nicht zerlegbare, identische Aufträge Sollen N identische Aufträge simultan zugeordnet werden, berechnen die Bieter ihre individuellen Deckungsbeiträge für Pakete bestehend aus 1 bis N Aufträgen. Die Bieter übermitteln ihre Gebote dem Auktionator, der diese in einer Matrix notiert, in deren Spalten die verschiedenen Paketgröÿen und in deren Zeilen die Bieter eingetragen sind. Mit den Parameter- und Variablenbezeichnungen i = 1; :::; B Index für Bieter j = 1; :::; N Index für Pakete von Aufträgen dbij i = 1; :::; B j = 1; :::; N Bewertung eines Pakets mit j Aufträgen durch Bieter i xij i = 1; 8:::; B j = 1; :::; N Binärvariable der Zuordnung mit < xij = : 1; wenn Bieter i Zuschlag für Paketgröÿe j erhält 0; sonst ergibt sich folgende Modellformulierung für das Zuordnungsproblem: maximiere B X N X i=1 j =1 dbij xij unter Beachtung von N X j =1 B X N X xij 1 i = 1; :::; B xij j N i=1 j =1 xij (1) (2) 2 f0; 1g i = 1; :::; B; j = 1; :::; N Über die Zielfunktion wird eine eziente Allokation ermittelt, d. h. eine Zuordnung bestimmt, die die Summe der Deckungsbeiträge maximiert. Dabei ist zu berücksichtigen, daÿ maximal eine Zuordnung in jeder Zeile erfolgen darf jeder Bieter erhält maximal ein Auftragspaket (siehe Nebenbedingung (1)) und daÿ sich die Summe der mit der jeweiligen Paketgröÿe multiplizierten Zuordnungen höchstens zu N der Gesamtzahl der AufträgeP addieren darf P B N (siehe Nebenbedingung (2)). Die Nebenbedingung (2) lautet i=1 j=1 xij j = N , wenn z. B. wegen vertraglicher Bindungen sichergestellt werden muÿ, daÿ alle Aufträge zugeordnet werden. Tabelle 2 stellt ein Beispiel für die Zuordnung von vier identischen Aufträgen auf fünf Bieter dar, wobei die grau unterlegten Zellen die optimale 3 Bieter Zuordnung zeigen. Die Summe der Deckungsbeiträge in der optimalen Zuordnung beträgt 185: Bieter A und B erhalten jeweils einen Auftrag und Bieter C erhält ein Paket von zwei Aufträgen. A B C D E Anzahl Aufträge 2 3 1 4 55 70 80 110 30 80 -10 nicht möglich 25 100 nicht möglich nicht möglich -10 30 40 70 20 45 60 80 Tabelle 2: Matrix für die Allokation identischer Aufträge Die Lösung des Zuordnungsproblems entspricht genau dann einer ezienten Allokation, wenn die Bieter ihre wahren Bewertungen der Aufträge als Gebote abgeben. Für eine Preissetzung nach der Generalized Vickrey Auction [Varian, 1995] wurde gezeigt [Gomber et al., 1998], daÿ es eine dominante Strategie der Bieter ist, ihre wahren Bewertungen zu bieten. In der Generalized Vickrey Auction entspricht der Gewinn eines Bieters b der Höhe seines Beitrags zu einer ezienten Allokation, d. h. der Dierenz zwischen der Summe der Deckungsbeiträge in einer ezienten Allokation mit Teilnahme von b und der Summe der Deckungsbeiträge in einer ezienten Allokation b b ohne Teilnahme von b. Sind x: ij bzw. xij (i = 1; :::; B; j = 1; :::; N ) die optimalen Lösungen der Zuordnungsprobleme ohne bzw. mit Teilnahme von Bieter b, so beträgt sein Gewinn gb = B X N X i=1 j =1 dbij xijb ; B X N X i=1 j =1 i6=b b dbij x: ij : Der Preis pb , den Bieter b zu zahlen hat, ergibt sich folglich als Dierenz zwischen dem Deckungsbeitrag von b in der ezienten Allokation xijb und seinem Gewinn: pb = = = N X j =1 N X dbbj xbjb ; gb dbbj xbjb ; ( j =1 B X N X i=1 j =1 i6=b B X N X i=1 j =1 dbij xijb ; b b dbij (x: ij ; xij ) 4 B X N X i=1 j =1 i6=b b dbij x: ij ) Bieter pb entspricht demnach der Dierenz zwischen der Summe der Deckungsbeiträge in einer ezienten Allokation, an der Bieter b nicht teilnimmt, und der Summe der Deckungsbeiträge aller anderen Bieter in einer ezienten Allokation, an der Bieter b teilnimmt. Für obiges Beispiel mit einer ezienten Allokation von 185 ergibt sich der Preis von Bieter C, indem die Summe der Deckungsbeiträge aller anderen Bieter in der ezienten Allokation (hier: 55(A) + 30(B) = 85) von der Summe der Deckungsbeiträge einer ezienten Allokation ohne Teilnahme von Bieter C (siehe Tabelle 3) abgezogen wird. Dementsprechend zahlt Bieter C einen Preis von pC = (55 + 80 + 20) ; (55 + 30) = 155 ; 85 = 70 für zwei Aufträge. Bieter A bzw. B zahlen pA = 180 ; 130 = 50 bzw. pB = 175 ; 155 = 20. A B D E 1 Anzahl Aufträge 2 3 55 30 -10 20 Tabelle 3: 4 70 80 110 80 -10 nicht möglich 30 40 70 45 60 80 Optimale Zuordnung ohne Bieter C Als Alternative zur Preissetzung durch die Generalized Vickrey Auction, für die bis zu maxfB; N g + 1 Zuordnungsprobleme zu lösen sind, wurde das Pricing Per Column eingeführt [Gomber et al., 1997], das die Anzahl der zu lösenden Zuordnungsprobleme auf 1 reduziert. Die Preissetzung nach dem Pricing Per Column basiert auf dem Vickrey-Prinzip: ein Bieter b, der den Zuschlag für eine bestimmte Anzahl von Aufträgen (Paketgröÿe) j 0 erhält, zahlt als Preis pb das nächstniedrigere Gebot, das für diese Paketgröÿe abgegeben wurde: pb = i=1max fdbij0 g ;:::;B dbij 0 <dbbj 0 Erhalten mehrere Bieter den Zuschlag für Pakete derselben Gröÿe, wird eine Mehrfachauktion angewendet. Diesen Koordinationsmechanismus für die Vergabe von m identischen Objekten beschreibt Vickrey [Vickrey, 1961]: Die m Objekte werden an die m höchsten Bieter zum Preis des (m + 1)höchsten Gebots verkauft. Erhalten für eine bestimmte Anzahl von Aufträgen j 0 die Bieter b1 ; :::; bm den Zuschlag, ergibt sich der Preis als: pb1 = ::: = pbm = max i=1;:::;B dbij 0 <minfdbb1 j 0 ;:::;dbbm j 0 g fdbij0 g In dem Beispiel der Tabelle 2 zahlt C demnach pC = 80 für zwei Aufträge und A und B zahlen jeweils pA = pB = 25 für einen Auftrag. 5 2.3 Mechanismus für mehrere, nicht zerlegbare, unterschiedliche Aufträge Betrachtet werden mehrere, nicht zerlegbare Aufträge, wobei im Unterschied zu 2.2 die N Aufträge nicht identisch sind. Damit erhöhen sich die an die Bieter zu übermittelnden Informationen. Die Bieter berechnen die Bewertung für jede der 2N ; 1 möglichen Kombinationen von Aufträgen. Um eine eziente Allokation zu ermitteln, stellt der Auktionator eine Matrix mit den 2N ; 1 Kombinationen in den Spalten und den Bietern in den Zeilen auf. Bei der Ermittlung einer ezienten Allokation (d. h. einer Zuordnung, die die Summe der Deckungsbeiträge maximiert) muÿ berücksichtigt werden, daÿ jeder Bieter maximal für eine Auftragskombination den Zuschlag erhält, d. h. daÿ in jeder Zeile maximal eine Zuordnung erfolgt, und daÿ jeder Auftrag höchstens einmal zugeordnet wird, d. h. daÿ Kombinationen von Aufträgen (Spalten), die irgendeinen Auftrag gemeinsam haben, nicht zusammen ausgewählt werden. Für die Modellierung des zugrunde liegenden Zuordnungsproblems ist demnach zunächst ein Zusammenhang zwischen Spalten und zugehörigen Kombinationen von Aufträgen abzubilden. Im folgenden erweist es sich als günstig, diese Zuordnung so vorzunehmen, wie sie in Tabelle 4 für ein Beispiel mit vier unterschiedlichen Aufträgen dargestellt ist. Spalte j 1 2 3 4 5 6 Aufträge 1 1 1 2 2 2 3 3 3 7 8 9 10 11 12 13 14 15 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 3 3 3 3 3 4 4 4 4 4 4 4 4 Bieter ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... Tabelle 4: Schreibweise für die Zuordnung von Spalten zu Kombinationen von Aufträgen Tabelle 5 verdeutlicht, daÿ unter Verwendung dieser Schreibweise jeder Auftrag k (k = 1; :::; N ) als ein Bit einer Dualzahl aufgefaÿt werden kann und daÿ die Kombination von Aufträgen k, die zu einer Spalte j (j = 1; :::; 2N ; 1) gehört, den Einsen an der k-ten Stelle einer Binärkodierung von j entsprechen. Die Spalten, in denen ein Auftrag k vorhanden ist, lassen sich explizit darstellen: 6 Spalte j 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 k = 1 2k;1 = 1 1 1 1 1 1 1 1 k = 2 2k;1 = 2 1 1 1 1 1 1 1 k ; 1 k=3 2 =4 1 1 1 1 1 1 1 k ; 1 k=4 2 =8 1 1 1 1 1 1 1 Tabelle 5: Erläuterung der Zuordnung von Aufträgen zu Spalten 15 1 1 1 1 =1: (1 3 5 7 9 11 13 15) =(1+2 0 ; 0 1+2 1 ; 0 1+2 2 ; 0 1+2 3 ; 0 1+2 4 ; 0 1+2 5 ; 0 1+2 6 ; 0 1+2 7 ; 0) =f1+2 ( ; 1) ; ( ; 1) mod 1 j = 1 2N ;1 g k ; ; ; ; ; ; ; ; ; t t ; t ; ; ; ; ; :::; =2: (2 3 6 7 10 11 14 15) =(2+2 0 ; 0 2+2 1 ; 2 2+2 2 ; 0 2+2 3 ; 1 2+2 4 ; 0 2+2 5 ; 1 2+2 6 ; 0 2+2 7 ; 1) =f2+2 ( ; 1) ; ( ; 1) mod 2 j = 1 2N ;1 g k ; ; ; ; ; ; ; ; ; t t ; t ; ; ; ; ; :::; =3: (4 5 6 7 12 13 14 15) =(4+2 0 ; 0 4+2 1 ; 1 4+2 2 ; 2 4+2 3 ; 3 4+2 4 ; 0 4+2 5 ; 1 4+2 6 ; 2 4+2 7 ; 3) =f4+2 ( ; 1) ; ( ; 1) mod 4 j = 1 2N ;1 g k ; ; ; ; ; ; ; ; ; t t ; t ; ; ; ; ; :::; =4: (8 9 10 11 12 13 14 15) =(8+2 0 ; 0 8+2 1 ; 1 8+2 2 ; 2 8+2 3 ; 3 8+2 4 ; 4 8+2 5 ; 5 8+2 6 ; 6 8+2 7 ; 7) =f8+2 ( ; 1) ; ( ; 1) mod 8 j = 1 2N ;1 g k ; ; ; ; ; ; ; t ; ; t ; t ; ; ; ; :::; Allgemein gilt also: Auftrag k (k = 1; :::; N ) ist enthalten in den Spalten der Menge ff (t; k) := 2k;1 + 2(t ; 1) ; (t ; 1) mod 2k;1 j t = 1; :::; 2N ;1g: (Der Beweis durch vollständige Induktion ndet sich im Anhang A.1.) Mit den Parameter- und Variablenbezeichnungen 7 ; i = 1; :::; B k = 1; :::; N j = 1; :::; 2N ; 1 t = 1; :::; 2N ;1 dbij i = 1; :::; B j = 1; :::; 2N ; 1 Index für Bieter Index für Aufträge Index für Spalten Index für Spalteneinträge Bewertung der Aufträge in Spalte j durch Bieter i N xij i = 1; 8:::; B j = 1; :::; 2 ; 1 Binärvariable der Zuordnung mit < xij = : 1; wenn Bieter i Zuschlag für Aufträge in Spalte j erhält 0; sonst ergibt sich folgende Modellformulierung für das Zuordnungsproblem: maximiere N ;1 B 2X X i=1 j =1 dbij xij unter Beachtung von N ;1 2X N ;1 B 2X X i=1 t=1 xij 1 i = 1; :::; B (1 ) xi 2k;1+2(t;1);(t;1) mod 2k;1 1 k = 1; :::; N (2) j =1 xij 2 f0; 1g i = 1; :::; B; j = 1; :::; 2N ; 1 Über die Zielfunktion wird wiederum eine Zuordnung bestimmt, die die Summe der Deckungsbeiträge maximiert. Für dieses Zuordnungsproblem muÿ berücksichtigt werden, daÿ maximal eine Zuordnung in jeder Zeile erfolgt jeder Bieter erhält für höchstens eine Auftragskombination den Zuschlag (siehe Nebenbedingung (1)) und daÿ Kombinationen von Aufträgen (Spalten) j , die irgendeinen Auftrag k gemeinsam haben, nicht zusammen ausgewählt werden (siehe Nebenbedingung (2)). Die Formulierung der Bedingung (2) als Gleichheits-Nebenbedingung sichert (analog zu 2.2) die Zuordnung aller Aufträge. Tabelle 6 stellt ein Beispiel für die Zuordnung von drei unterschiedlichen Aufträgen auf vier Bieter dar, wobei die grau unterlegten Zellen die optimale Zuordnung zeigen. Die Summe der Deckungsbeiträge in der optimalen Zuordnung beträgt 150: Bieter B erhält Auftragskombination {1,3} und Bieter C Auftrag {2}. Eine Preisfestsetzung nach der Generalized Vickrey Auction erfolgt analog 2.2. Der Preis pb, den ein Bieter b für eine bestimmte Kombination von Aufträgen zu zahlen hat, ergibt sich als Dierenz zwischen der Summe der Deckungsbeiträge in einer ezienten Allokation, an der er nicht teilnimmt, und der Summe der Deckungsbeiträge aller anderen Bieter in einer ezienten b b Allokation, an der er teilnimmt. Sind x: ij bzw. xij i = 1; :::; B; j = 1; :::; N 8 Bieter A B C D {1} Auftragskombination {2} {1,2} {3} {1,3} {2,3} {1,2,3} 10 30 65 40 -20 10 -60 5 -10 -30 30 80 40 80 -10 70 40 60 45 -20 10 5 40 40 35 -30 60 50 Tabelle 6: Matrix für die Allokation von Auftragskombinationen die optimalen Lösungen des obigen Zuordnungsproblems ohne bzw. mit Bieter b, so ergibt sich sein Preis als: pb = N ;1 B 2X X i=1 j =1 i6=b b b dbij (x: ij ; xij ) Im Beispiel zahlt C pC = 120 ; 80 = 40 für Auftrag {2} und B pB = 125 ; 70 = 55 für die Auftragskombination {1,3}. Die Preissetzung nach dem Pricing Per Column ergibt sich wie in 2.2, wobei jedoch keine Mehrfachauktionen auftreten können. Erhält ein Bieter b den Zuschlag für eine Auftragskombination j 0, beträgt sein Preis: pb = i=1max fdbij0 g ;:::;B dbij 0 <dbbj 0 Im Beispiel zahlt C pC = 40 für Auftrag {2} und B pB = 45 für die Auftragskombination {1,3}. In Abschnitt 2.2 und 2.3 werden zwei Varianten von Koordinationsmechanismen für die Allokation identischer bzw. unterschiedlicher Aufträge dargestellt. Obwohl beiden Mechanismen unterschiedliche Zuordnungsprobleme zu Grunde liegen und mit der Generalized Vickrey Auction und dem Pricing Per Column unterschiedliche Mechanismen der Preissetzung denkbar sind, nutzen beide das Vickrey-Prinzip und ermitteln die Zuordnung über eine Matrix. Daher werden derartige Mechanismen im folgenden als Matrix Auktion bezeichnet. 2.4 Mechanismus für einen, zerlegbaren Auftrag mit gegebener Zerlegung in identische Teile Identische Zerlegungen eines Auftrags können wie identische Aufträge, die nicht zerlegbar sind, gehandhabt werden. Daher wird diese Problemklasse wie das Zuordnungsproblem in 2.2 modelliert. Die Nebenbedingung (2) wird P P B N in der Regel i=1 j=1 xij = N lauten, da Teilaufträge nicht abgelehnt werden können. 9 2.5 Mechanismus für einen, zerlegbaren Auftrag mit gegebener Zerlegung in unterschiedliche Teile Diese Problemklasse weist im Hinblick auf den erforderlichen Koordinationsmechanismus dieselben Anforderungen auf, wie ein Allokationsproblem mit mehreren, nicht identischen Aufträgen. Also kann für die Allokation nicht identischer Aufträge die Modellierung aus 2.3 herangezogen werden. Auch hier wird Nebenbedingung (2) zumeist als Gleichheits-Nebenbedingung formuliert sein (siehe auch 2.4). 2.6 Mechanismus für mehrere, zerlegbare Aufträge mit gegebener Zerlegung in identische Teile Wird das Zuordnungsproblem aus 2.2 von einem Auftrag auf mehrere Aufträge, die in identische Teile zerlegt werden, erweitert, beeinuÿt dies nicht den Koordinationsmechanismus als solchen, sondern führt zu einer Erhöhung der Anzahl zuzuordnender Elemente. Wird Auftrag j (j = 1; :::; N ) in tj Teilaufträge zerlegt, beträgt die Anzahl identischer Teilaufträge, d. h. die Anzahl der Spalten in der Zuordnungsmatrix, PNj=1 tj . 2.7 Mechanismus für mehrere, zerlegbare Aufträge mit gegebener Zerlegung in unterschiedliche Teile Betrachtet man N Aufträge mit einer gegebenen Zerlegung eines Auftrags j in tj unterschiedliche Teile kann das Zuordnungsproblem analog zu 2.3 formuliert werden. Es erhöht sich die Anzahl der Teilaufträge und damit die Anzahl PN tj der Kombinationsmöglichkeiten (Spalten in der Zuordnungsmatrix) auf 2 j=1 ; 1 . 2.8 Mechanismus für einen, zerlegbaren Auftrag mit unbekannter Zerlegung Ist ein Auftrag zerlegbar, so kann der Auftrag durch mehrere kooperierende Bieter (Koalitionen) durchgeführt werden. Während bei einer gegebenen Zerlegung die zuzuordnenden Teilaufträge ex ante bekannt sind, muÿ bei einer unbekannten Zerlegung eine günstige Zerlegung durch bi- oder multilaterale Verhandlungen zwischen Bietern ermittelt werden. Mit der Mehrstufigen Erweiterten Vickrey Auktion [Gomber et al., 1996] wurde ein Mechanismus identiziert, der den genannten Anforderungen an Koordinationsmechanismen genügt: I. In einem mehrstugen Bietprozeÿ werden in einer Stufe i ausschlieÿlich Koalitionen der Gröÿe i aufgefordert, Gebote abzugeben, d. h. die Anzahl der Stufen entspricht der Anzahl der teilnehmenden Bieter. 10 II. Der Auktionator speichert in jeder Runde die Gebote mit den zugehörigen Koalitionen. Eine Rückmeldung erfolgt nicht in den einzelnen Runden, sondern nur am Ende der letzten Runde. III. Den Zuschlag erhält die Koalition mit dem höchsten Gebot aller Runden zum Preis des zweithöchsten Gebots aller Runden. Dabei bleiben Gebote unberücksichtigt, die von den Teilnehmern der Koalition, die den Zuschlag erhält, in vorhergehenden Runden abgegeben wurden. IV. Der Auktionator ermittelt einen Referenzgewinn, wenn eine Teilmenge der Koalition mit dem höchsten Gebot bei alleiniger Gebotsabgabe den Zuschlag erhalten hätte, d. h. der Referenzgewinn entspricht einem Mindestgewinn, den eine Koalition bei alleiniger Gebotsabgabe erzielen würde. Abstrahiert man von einer Modellierung der Verhandlungen zur Ermittlung der Koalitionspartner und einer gemeinsamen Bewertung des Auftrags, ergibt sich aus Sicht des Auktionators das folgende Zuordnungsproblem, um Zuschlag, Preis und Referenzgewinne zu ermitteln. Es gelten folgende Parameter- und Variablenbezeichnungen: i = 1; :::; B Index für Bieter B j = 1; :::; 2 ; 1 Index für Koalitionen dbj j = 1; :::; 2B ; 1 Bewertung des Auftrags durch Koalition j Den Zuschlag erhält die Koalition b mit dem höchsten Gebot aller Runden, d. h. mit dbb = j=1max fdb g: ;:::;2B ;1 j Abbildung 1 zeigt ein Beispiel mit vier Bietern, d. h. es wird in vier Stufen geboten. In Stufe 1 geben alle vier Bieter alleine Gebote ab (Bieter 1 bietet dbf1g = 4:000, 2 bietet dbf2g = 6:000 und 3 bzw. 4 bieten dbf3g = 6:500 bzw. dbf4g = 5:000). In Stufe 2 gibt nur die Zweier-Koalition {1,2} ein Gebot in Höhe von dbf1;2g = 7:000 ab. Die Koalition {1,2,3} ist mit dbf1;2;3g = 8:000 alleiniger Bieter der Stufe 3 und in der letzten Stufe 4 gehen keine Gebote ein. Nach der letzten Runde erfolgt eine Rückmeldung bzgl. des Zuschlages und Preises. Die Koalition {1,2,3} erhält als höchster Bieter mit einem Deckungsbeitrag von 8.000 den Zuschlag. Bei der Ermittlung des Preises bleiben Gebote, die die Koalitionsteilnehmer von b in früheren Runden abgegeben haben, unberücksichtigt. (Durch die Zahlung von Referenzgewinnen ist es ökonomisch nicht rational, Gebote aus vorherigen Runden aufrechtzuerhalten (siehe auch [Gomber et al., 1996]).) 11 8 .0 0 0 4 7 .0 0 0 1 4 .0 0 0 2 5 .0 0 0 6 .0 0 0 3 6 .5 0 0 Abbildung 1: Beispiel für die Mehrstufige Erweiterte Vickrey Auktion mit vier Bietern Für die Preissetzung wird zunächst der Zusammenhang zwischen einer Koalition j (j = 1; :::; 2B;1 ) und zugehörigen Bietern i (i = 1; :::; B ) abgebildet. Dies geschieht analog zu 2.3: Dort wurde der Zusammenhang zwischen einer Spalte j und einer zugehörigen Kombination von Teilaufträgen abgebildet. Die Bieter i in einer Koalition j entsprechen den Einsen an der i-ten Stelle einer Binärkodierung von j . Für ein Beispiel mit vier Bietern erhält man die in Tabelle 7 dargestellte Beziehung. Koalition 1 2 i = 1 2i;1 = 1 1 i = 2 2i;1 = 2 1 i = 3 2i;1 = 4 i = 4 2i;1 = 8 Tabelle 7: 3 4 5 6 1 1 1 1 1 1 1 7 8 9 10 11 12 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Zuordnung von Bietern zu Koalitionen 13 14 15 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Allgemein gilt also: In einer Koalition j (j = 1; :::; 2B ; 1) sind die Bieter aus der Menge Ij := f (j mod 2i) div 2i;1 = 1 j i 2 f1; :::; B gg enthalten (siehe auch Anhang A.2). Bei der Bestimmung des Preises von b werden nur Gebote betrachtet, die von Koalitionen abgegeben werden, in denen kein Mitglied der Menge Ib enthalten ist. Die Spalten bzw. Koalitionen j , in denen ein Teilnehmer i aus Ib nicht enthalten ist, lassen sich explizit darstellen: 12 i=1: (2; 4; 6; 8; 10; 12; 14) = (2 ; 0; 4 ; 0; 6 ; 0; 8 ; 0; 10 ; 0; 12 ; 0; 14 ; 0) = f2t ; t mod 1 j t = 1; :::; 2N ;1 ; 1g i=2: (1; 4; 5; 8; 9; 12; 13) = (2 ; 1; 4 ; 0; 6 ; 1; 8 ; 0; 10 ; 1; 12 ; 0; 14 ; 1) = f2t ; t mod 2 j t = 1; :::; 2N ;1 ; 1g i=3: (1; 2; 3; 8; 9; 10; 11) = (2 ; 1; 4 ; 2; 6 ; 3; 8 ; 0; 10 ; 1; 12 ; 2; 14 ; 3) = f2t ; t mod 4 j t = 1; :::; 2N ;1 ; 1g i=4: (1; 2; 3; 4; 5; 6; 7) = (2 ; 1; 4 ; 2; 6 ; 3; 8 ; 4; 10 ; 5; 12 ; 6; 14 ; 7) = f2t ; t mod 8 j t = 1; :::; 2N ;1 ; 1g Allgemein gilt also: Bieter i (i = 1; :::; B ) ist nicht enthalten in den Spalten der Menge Ji := f2t ; t mod 2i;1 j t = 1; :::; 2B;1 ; 1g: (Der Beweis durch vollständige Induktion verläuft analog zu dem in Anhang A.1.) Betrachtet man die Schnittmenge der Ji für alle Koalitionsmitglieder i der Koalition b (d. h. für alle i 2 Ib), erhält man alle Spalten j , in denen kein Mitglied der Koalition b enthalten ist. Der Preis pb, den die Koalition b zu zahlen hat, entspricht also gerade dem gröÿten Deckungsbeitrag einer Koalition in dieser Schnittmenge: pb = max T fdbj g j 2 i2I Ji b Die Matrix, die sich im obigen Beispiel für den Auktionator ergibt, ist in Tabelle 8 dargestellt. Mit Ib = f1; 2; 3g erhält man T i 2 Ib Ji = J1 \ J2 \ J3 = f2; 4; 6; 8; 10; 12; 14g \ f1; 4; 5; 8; 9; 12; 13g \ f1; 2; 3; 8; 9; 10; 11g = 8 und damit ergibt sich für die Koalition {1,2,3} in Spalte 7 ein Preis von p7 = (pf1;2;3g =) maxj2f8gfdbj g = db8 = 5:000, d. h. in Höhe des Gebots von Bieter {4} in Spalte 8. 13 Spalte j Koalition 1 2 3 1 1 2 2 4 5 6 7 8 9 10 1 1 1 2 2 2 3 3 3 3 4 4 4 4 6 7 6.5 8 5 11 12 13 1 1 2 3 3 4 4 4 14 15 1 2 2 3 3 4 4 Gebote (in Tausend) Tabelle 8: Matrix des Auktionators mit Koalitionen und abgegebenen Geboten Ein zwingender Anreiz zur Koalitionsbildung wird über Referenzgewinne rj (j = 1; :::; 2B ; 1) gesetzt. In Analogie zur Idee der Generalized Vickrey Auction ist sicherzustellen, daÿ der (Referenz-)Gewinn einer Koalition der Höhe ihres Beitrags zur ezienten Allokation entspricht. Hat eine echte Teilmenge b0 von b das höchste Gebot einer Runde abgegeben, ergibt sich ihr Referenzgewinn rb0 demnach aus der Dierenz zwischen dem Gebot von b0 und dem höchsten Gebot der Runde ohne Teilnahme der Koalition b0 . Im folgenden wird dargestellt, wie dieses höchste Gebot ermittelt werden kann: Relevante Gebote der Runde sind Gebote von Koalitionen mit einer Gröÿe jb0j, wobei Gebote, die von echten Teilmengen der Koalition b0 abgegeben werden, wiederum unberücksichtigt bleiben. Gesucht werden also zunächst Spalten j (j = 1; :::; 2B ; 1) mit einer bestimmten Anzahl u (u = 1; :::; B ) von Koalitionsteilnehmern. Für vier Bieter erhält man (siehe auch Tabelle 7): u=1: (1; 2; 4; 8) = (20; 21; 22; 23) = f2i1;1 j i1 = 1; :::; B g u=2: (3; 5; 6; 9; 10; 12) = (21 + 20; 22 + 20 ; 22 + 21; 23 + 20; 23 + 21; 23 + 22 ) = f2i1;1 + 2i2 ;1 j i1 = 1; :::; B; i2 = 1; :::; i1 ; 1g u=3: (7; 11; 13; 14) = (22 + 21 + 20 ; 23 + 21 + 20; 23 + 22 + 20; 23 + 22 + 21 ) = f2i1;1 + 2i2 ;1 + 2i3 ;1 j i1 = 1; :::; B; i2 = 1; :::; i1 ; 1; i3 = 1; :::; i2 ; 1g 14 u=4: (15) = (23 + 22 + 21 + 20) = f2i1;1 + 2i2 ;1 + 2i3 ;1 + 2i4 ;1 j i1 = 1; :::; B; i2 = 1; :::; i1 ; 1; i3 = 1; :::; i2 ; 1; i4 = 1; :::; i3 ; 1g Allgemein gilt also: Koalitionen der Gröÿe u (u = 1; :::; B ) sind enthalten in den Spalten der Menge Ku := fPum=1 2im;1 j im 2 f1; :::; B g; im < im+1 g: (Der Beweis durch vollständige Induktion ndet sich im Anhang A.3.) Die relevanten Gebote der Runde lassen sich darstellen als Gebote von Koalitionen der Gröÿe u jb0 j, d. h. es werden nur Spalten j aus [ujb0jKu betrachtet, und Gebote, die nicht von einer Teilmenge der Koalition b0 abgegeben wurden, d. h. es werden nur Spalten j aus \i2Ib0 Ji betrachtet. Der Referenzgewinn der Koalition b0 als Dierenz zwischen dbb0 (dem Gebot von b0 ) und dem nächsthöchsten Gebot der Runde wird ermittelt als: rb0 = dbb0 ; maxT j 2 uj[b0 j Ku \ i2Ib0 Ji fdbj g Liegt wiederum das höchste, von einer echten Teilmenge b00 von b0 abgegebene Gebot über dem Preis pb, so vermindert sich der Referenzgewinn rb0 der Koalition b0 um den Referenzgewinn rb00 . Betrachtet werden also Teilnehmer der Koalition Ib0 . Dieses Vorgehen zur Bestimmung von Referenzgewinnen wird iterativ bis zu Teilmengen der Gröÿe eins fortgesetzt. Für das obige Beispiel ergibt sich, daÿ die Koalition {1,2} einen Referenzgewinn von r3 = (rf1;2g =)500 erhält, da diese in Runde 2 mit db3 = 7:000 das höchste Gebot abgegeben hat und den Zuschlag zum Preis von p3 = 6:500 erhalten hätte. Weitere Referenzgewinne entstehen nicht. 2.9 Mechanismus für mehrere, zerlegbare Aufträge mit unbekannter Zerlegung Die Ausweitung des in 2.8 beschriebenen Planungsproblems von einem auf mehrere Aufträge mit einer unbekannten Zerlegung hat keinen Einuÿ auf die Auswahl des Koordinationsmechanismus. Da eine eziente Allokation nur auf 15 der Basis bi- oder multilateraler Verhandlungen zwischen den Bietern bezüglich aller vorstellbaren Teilaufträge sichergestellt werden kann, ist eine Mehrstufige Erweiterte Vickrey Auktion für die Gesamtheit der Aufträge durchzuführen. 3 Fazit Mit der Modellierung der verschiedenen Koordinationsmechanismen ist jetzt eine Zuordnung zu Problemklassen der Optimierung und die Identikation geeigneter Lösungsverfahren möglich. Für die Problemklasse 2.1 ist das Maximum einer Menge von Daten ohne Nebenbedingungen zu bestimmen. Die Modellierung der Klassen 2.2 2.7 führt zu Problemen der binären Optimierung, die z. B. über ein Branch&Bound-Verfahren lösbar sind. Eine Relaxation entsteht durch Weglassen der Binärbedingung. Das Branching kann durch eine Verzweigungsregel vorgenommen werden, die in jeder Stufe eine der Binärvariablen xij xiert. Ein Bounding ist durch die Lösung der Linearen Optimierungsprobleme möglich, die durch Branching und Relaxation entstehen. Die Klassen 2.8 und 2.9 führen wie 2.1 zu Problemen, in denen ein Maximum aus einer Menge von Daten ermittelt wird. Die Schwierigkeit liegt hier in der in 2.8 vorgestellten Modellierung der jeweils relevanten Teilmengen zur Bestimmung von Zuschlag, Preis bzw. Referenzgewinnen. Ausgangspunkt dieses Papers sind früheren Arbeiten (vgl. hierzu z. B. [Gomber et al., 1997] ), die betriebliche Planungsprobleme klassizieren und adäquate Koordinationsmechanismen im Hinblick auf den Einsatz in einem elektronischen Markt identizieren. Der Fokus der Arbeit liegt auf der Modellierung dieser Koordinationsmechanismen. Die konkreten Modelle können Problemklassen der Optimierung zugeordnet werden, für die geeignete Lösungsverfahren bekannt sind. Damit sind grundlegende Fragen für die Implementation der Koordinationsmechanismen geklärt. 16 A Ergänzungen A.1 Vollständige Induktion für die Zuordnung von Aufträgen zu Spalten Induktionsbehauptung: Für k Aufträge k = 1; :::; N gilt, daÿ sie enthalten sind in den Spalten der Menge ff (t; k) := 2k;1 + 2(t ; 1) ; (t ; 1) mod 2k;1 j t = 1; :::; 2N ;1g. Induktionsverankerung: Für einen Auftrag gilt mit k = N = 1 ! t = 1, daÿ er in der Spalte f (1; 1) = 21;1 + 2(1 ; 1) ; (1 ; 1) mod 21;1 = 1 enthalten ist. Induktionsschritt: Für k = 1; :::; N Aufträge gelte, daÿ sie in den Spalten f (t; k) = 2k;1 + 2(t ; 1) ; (t ; 1) mod 2k;1; t = 1; :::; 2N ;1 enthalten sind (Induktionsvoraussetzung). ) Für k = 1; :::; N + 1 Aufträge gilt, daÿ sie in den Spalten f (t; k) = 2k;1 + 2(t ; 1) ; (t ; 1) mod 2k;1; t = 1; :::; 2N enthalten sind. Beweis: Man erhält eine Matrix mit N + 1 Zeilen und 2N +1 ; 1 Spalten (siehe auch Abbildung 2). k = 1; :::; N; t = 1; :::; 2N ;1 : Die Einträge in den Zeilen k = 1; :::; N und den Spalten j = 1; :::; 2N ; 1 (siehe auch Block (I) in Abbildung 2) bleiben vom Induktionsschritt unberührt: Für k = 1; :::; N Aufträge gilt nach der Induktionsvoraussetzung, daÿ sie in den Spalten f (t; k) = 2k;1 +2(t;1);(t;1) mod 2k;1 (t = 1; :::; 2N ;1) enthalten sind und diese Spalten bleiben für gröÿere t unverändert, da f (t; k) streng monoton steigend in t ist (siehe Lemma 1). 17 1 . . . . . . . . . . 2 N -1 2 N 2 N + 1 . . . . . . . . . . 2 N + 1 . . . . . . . . . . . . 1 -1 . . . . . 1 ( I ) ( II ) N N + 1 1 1 ( III ) Abbildung 2: Aufbau der Matrix mit Aufträgen in den Zeilen und Auftragskombinationen in den Spalten k = 1; :::; N; t = 2N ;1 + t0 ; t0 = 1; :::; 2N ;1 : N ;1 + (t0 ; 1)) mod 2k;1 f (t; k) = 2k;1 + 2N + 2(t0 ; 1) ; (2 | {z } (t0 ;1) mod 2k;1 2N + 2k;1 + 2(t0 ; 1) ; (t0 ; 1) mod 2k;1 2N + f (t0; k) = = Die Einträge in den Zeilen k = 1; :::; N und den Spalten j = 2N +1; :::; 2N +1 ; 1 entsprechen einer Kopie der Einträge in den Zeilen k = 1; :::; N und den Spalten j = 1; :::; 2N ; 1 (siehe auch Block (II) in Abbildung 2). k = N + 1; t = 1; :::; 2N : f (t; N + 1) = 2N + 2(t ; 1) ; (t ; 1) mod 2N = 2N + 2(t ; 1) ; (t ; 1) = 2N + (t ; 1) In Zeile k = N +1 stehen Einträge in den Spalten j = 2N ; :::; 2N +1 (siehe auch Block (III) in Abbildung 2). qed. Lemma 1: f (t; k) ist streng monoton steigend in t für gegebenes k (k = 1; :::; N ). Beweis: f (t; k) = 2k;1 + 2(t ; 1) ; (t ; 1) mod 2k;1 = 2| k{z;1} + (|t ;{z 1)} + |(t ; 1) ; (t ;{z 1) mod 2k;1} (1:) (2:) (3:) Wegen 1. 2k;1 konstant für gegebenes k, 18 2. (t ; 1) streng monoton steigend in t und 3. (t ; 1) ; (t ; 1) mod 2k;1 = (t ; 1) div 2k;1, ganzzahliges Ergebnis der Division von (t ; 1) durch die Konstante 2k;1, monoton steigend in t ist f (t; k) streng monoton steigend in t für gegebenes k (k = 1; :::; N ). 19 A.2 Zuordnung von Bietern zu Koalitionen Behauptung: In einer Koalition j (j = 1; :::; 2B ; 1) sind die Bieter aus der Menge Ij := f (j mod 2i) div 2i;1 = 1 j i 2 f1; :::; B gg enthalten. Beweis: Die Binärkodierung von j (j = 1; :::; 2B ; 1) sei (siehe auch Spalten 13 in Tabelle 9): B X i=1 ai2i;1 = j Um den Nennwert ak an einer Stelle k der Binärkodierung zu ermitteln, werden zunächst durch (j mod 2k ) alle Bits an den Stellen i > k abgeschnitten die Stellen i = 1; :::; k bilden gerade den ganzzahligen Rest der Division von j durch 2k (siehe auch Spalte 4 in Tabelle 9) und anschlieÿend durch (j mod 2k ) div 2k;1 alle Bits an den Stellen i < k abgeschnitten die Stellen i = 1; :::; k ; 1 bilden den ganzzahligen Rest der Division von j durch 2k;1 und das ganzzahlige Ergebnis der Division steht an der Stelle k (siehe auch Spalte 5 in Tabelle 9). Stelle i Stellenwert Nennwerte ai j mod 2k (j mod 2k )div2k;1 i=1 20 a1 a1 ... ... ... ... ... i=k;1 2k;2 ak;1 ak;1 k ; 1 i=k 2 ak ak ak i=k+1 2k ak+1 ... ... ... ... ... i=B 2B;1 aB Tabelle 9: Prüfen des Nennwerts der Stelle k einer Binärkodierung von j Für eine Koalition j (j = 1; :::; 2B ; 1) gibt der Ausdruck (j mod 2i)div2i;1 (i = 1; :::; B; ) also den Nennwert der i-ten Stelle einer Binärkodierung von j wieder. Folglich sind in der Menge Ij := f (j mod 2i) div 2i;1 = 1 j i 2 f1; :::; B gg alle Stellen i (i 2 f1; :::; B g) enthalten, deren Nennwert ai = 1 ist und damit sind in Ij alle Bieter der Koalition j enthalten. 20 A.3 Vollständige Induktion für die Zuordnung von Koalitionen einer bestimmten Gröÿe zu Spalten Induktionsbehauptung: Koalitionen der Gröÿe u (u = 1; :::; B ) sind in den Spalten der Menge u X Ku := f m=1 2im;1 j im 2 f1; :::; B g; im < im+1 g enthalten. Induktionsverankerung: Aus der Binärkodierung einer Koalition j (j = 1; :::; 2B ; 1) ergibt sich, daÿ Koalitionen der Gröÿe 1 in den Spalten der Menge K1 := f2i;1 j i 2 f1; :::; B g g enthalten sind. Induktionsschritt: Koalitionen der Gröÿe u ; 1 sind in den Spalten der Menge Ku;1 := f uX ;1 m=1 2im;1 j im 2 f1; :::; B g; im < im+1 g enthalten (Induktionsvoraussetzung). ) Koalitionen der Gröÿe u sind in den Spalten der Menge u X Ku := f m=1 2im;1 j im 2 f1; :::; B g; im < im+1 g enthalten. Beweis: Für B Bieter erhält man eine Matrix mit B Zeilen und 2B ; 1 Koalitionen in den Spalten. Der Aufbau der Matrix entspricht der aus Abbildung 2 in Abschnitt A.1. Koalitionen der Gröÿe u sind darstellbar als 21 die Menge der Koalitionen der Gröÿe u aus Block (i) in Abbildung 3, da Zeile B in den Spalten 1 bis 2B;1 keine Einträge hat (d. h. Bieter B ist in diesen Koalitionen nicht enthalten), und die Menge der Koalitionen der Gröÿe u ; 1 aus Block (ii) in Abbildung 3, da Zeile B in jeder Spalte 2B;1 bis 2B ; 1 Einträge hat (d. h. Bieter B ist in jeder dieser Koalitionen enthalten). 1 . . . . . . . . . 2 B -1 -1 2 B -1 2 B -1 + 1 . . . . . . . . . 2 B-1 . . . . . 1 ( ii ) ( i ) B -1 B 1 1 . . . . . . . . . . . . 1 Abbildung 3: Aufbau der Matrix mit Bietern in den Zeilen und Koalitionen in den Spalten Es gelte die folgende Notation: Ku(2t; v) ist die Menge aller Spalten mit Koalitionen der Gröÿe u, die ab Spalte 2t für die Bieter 1 bis v in 2v ; 1 Spalten auftreten. Demnach lassen sich Koalitionen der Gröÿe u darstellen als: Ku = Ku(20; B ) = Ku(20; B ; 1) + Ku;1 (2B;1; B ; 1) Setzt man dieses Vorgehen iterativ fort erhält man (siehe auch Abbildung 4): 0 Ku(20; B ) = K +Ku;1(2B;1 ; B ; 1) | u(2 ;{zB ; 1)} = Ku(20; B ; 2) + Ku;1(2B;2 ; B ; 2) +Ku;1(2B;1 ; B ; 1) ... = Ku(20; u) + Ku;1(2u; u) + ::: + Ku;1(2B;1; B ; 1) = Ku(20; u) + PBj=;u1 Ku;1(2j ; j ) In diesem Ausdruck entspricht der erste Term Ku(20; u) laut Denition der Menge der Spalten, die Koalitionen der Gröÿe u enthalten, wobei die Bieter 1 bis u in den Spalten 1 bis 2u ; 1 betrachtet werden. Über die Binärkodierung der Spalte 2u ; 1 = 20 +21 + ::: +2u;1 ergibt sich, daÿ die Spalte 2u ; 1 einziges Element der Menge ist, d. h. daÿ gilt: 22 1 . . . . 2 . . . 1 u u -1 -1 2 . . . . 2 u -1 B -2 -1 2 B -2 . . . . 2 B -1 -1 2 B -1 . . . . . . . . . . . . . . . 2 B-1 K u(2 0,u ) K u -1 (2 B -2 ,B -2 ) K . . . .. . . . B -2 B -1 1 B u -1 (2 B -1 ,B -1 ) . . . . . . . . 1 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Abbildung 4: Iterative Zerlegung der Matrix u X Ku(20; u) = f20 + 21 + ::: + 2u;1g = f m=1 2im ;1 j im 2 f1; :::; ug; im < im+1 g In dem zweiten Term PBj=;u1 Ku;1(2j ; j ) beziehen sich alle Summanden auf Koalitionen der Gröÿe u ; 1, für die die Mengen Ku;1 entsprechend der Induktionsvoraussetzung gegeben sind. Insgesamt erhält man: u X Ku(20 ; B ) = f m=1 [ ... [ [ f2u + uX ;1 m=1 f2B;2 + f2B;1 + u X = f 2im ;1 j im 2 f1; :::; ug; im < im+1 g m=1 2im;1 j im 2 f1; :::; ug; im < im+1 g uX ;1 m=1 uX ;1 m=1 2im ;1 j im 2 f1; :::; B ; 2g; im < im+1 g 2im ;1 j im 2 f1; :::; B ; 1g; im < im+1 g 2im ;1 j im 2 f1; :::; ug; im < im+1 ; iu = ug u [ X f 2im;1 j im 2 f1; :::; u + 1g; im < im+1 ; iu = u + 1g ... m=1 u [ X f 2im;1 j im 2 f1; :::; B ; 1g; im < im+1 ; iu = B ; 1g m=1 23 u [ X f 2im;1 j im 2 f1; :::; B g; im < im+1 g; iu = B g m=1 u X = f m=1 2im ;1 j im 2 f1; :::; B g; im < im+1 g = Ku qed: 24 Literatur [Gomber et al., 1996] Gomber, P., Schmidt, C., und Weinhardt, C. (1996). Synergie und Koordination in dezentral planenden Organisationen. Wirtschaftsinformatik., 38(3):299307. [Gomber et al., 1997] Gomber, P., Schmidt, C., und Weinhardt, C. (1997). Elektronische Märkte für die dezentrale Transportplanung. Wirtschaftsinformatik., 39(2):137145. [Gomber et al., 1998] Gomber, P., Schmidt, C., und Weinhardt, C. (1998). 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