Baedeker WISSEN KAURI Ein immergrüner Baum RUGBY Nationalsport Nr. 1 KIWI Beliebtes Früchtchen MAORITANGA Eine besondere Kultur NEUSEELAND Baedeker Wissen Baedeker Wissen i Baedeker Wissen... Land des Jadewassers nannten die Maori die Südinsel, weil sie hier die grünschimmernde Jade fanden: Einen schönen Stein, den sie bis heute zu edlem Schmuck verarbeiten. Seite 128 ... zeigt das etwas andere Neuseeland, etwa den Nationalvogel Kiwi, wo Mittelerde liegt und wer die All Blacks sind. e e Plattentektonik Weil sich bei Neuseeland zwei Erdplatten verkanten, gibt es hier heiße Quellen, aber auch brodelnde Vulkane und Erdbeben. Zwei schwere trafen jüngst die Stadt Christchurch. Seite 334 o Obwohl, oder gerade weil er nicht fliegen kann und zudem ein bedrohter Ureinwohner Neuseelands ist, hat es der Kiwi zum Nationalvogel des Inselstaats gebracht. Seite 26 und darüber hinaus p Neuseeland t s a u Süßkartoffeln und blaue Muscheln u Früchte des Bodens und des Meeres prägen die neuseeländische Küche – und eine Paste, die man nicht für Nuss-Nougat-Creme halten sollte. Seite 104 i Kauri-Baum Der neuseeländische Kauri-Baum zählt zu den mächtigsten Baumarten der Erde. Er kann über 50 m hoch und bis 2000 Jahre alt werden. Seite 212 a Rugby Zwar hat Neuseelands Fußball-Nationalmannschaft schon an Weltmeisterschaften teilgenommen, doch Nationalsport Nr. 1 ist Rugby. Hier zählt das Nationalteam »All Blacks« zu den Großen der Welt. Seite 114 t Mittelerde liegt in And the Oscar goes to... der fantastischen Landschaft Neuseelands, in der Regisseur Peter Jackson Tolkiens berühmte Trilogie »Der Herr der Ringe« eindrucksvoll in Szene setzte. Seite 86 p Bis an die eigenen Grenzen Das lässt einem die Haare zu Berge stehen – aus freiem Willen: Swoop, Rocket Bungee und Abseiling sind nur drei Funsport-Arten, für die Neuseeland berühmt ist. Seite 138 r »Kiwiii, Kiwiii« r o Der grüne Stein der Weisen s Maori-Versammlungshaus Ein Haus als Mensch: Das Versammlungshaus der Maori repräsentiert mit seinen Bauteilen den »hochverehrten Ahnen«. Schnitzereien dienen als Geschichtsbuch dieser schriftlosen Kultur. Seite 194 NEUSEELAND www.baedeker.com Verlag Karl Baedeker 2 INHALT Top-Reiseziele Top-Reiseziele Am schönsten Ende der Welt gibt es viel anzuschauen. Auch wer sich Zeit lassen kann, sollte vorher aussuchen. Die hier aufgelisteten Top-Reiseziele sollen Ihnen die Wahl Ihrer Urlaubsziele in Neuseeland erleichtern. uM M Rotorua Das Vulkangebiet und seine Geysire sind nichts für empfindliche Nasen. Seite 252 iM M Te Kuiti Waitomo Caves Unechte »Glühwürmchen« erleuchten die Tropfsteinhöhlen. Seite 275 oM M Tongariro National Park Die Vulkanlandschaft wurde als Weltkulturerbe ausgewiesen. Seite 277 pM M Taupo Wairakei Neuseelands größtes Binnengewässer ist ein Paradies für Angler. Seite 265 NORDINSEL eM M Bay of Islands Mehr als 150 grüne Inselchen tummeln sich in dieser idyllischen Bucht nördlich von Auckland. Seite 190 rM M Dargaville Kauri Coast Die schönsten Kauririesen Neuseelands erzählen ihre Geschichte. Seite 211 tM M Auckland Die einstige Hauptstadt verbreitet kosmopolitisches Flair. Seite 169 aM M Napier Eine Art-Deco-Stadt, die in diesem Teil der Erde einmalig ist Seite 241 sM M Whanganui NP Ein dschungelartiges Buschland, in dem es sich gut wandern lässt Seite 308 u Top-Reiseziele INHALT dM M Wellington Eine neuseeländische Metropole: übersichtlich, weltoffen, liebenswert Seite 290 Südinsel >M M Westland NP Aufgrund des Regenwaldbestandes als Weltnaturerbe ausgewiesen Seite 425 z fM M Abel Tasman NP Die goldenen Sandstrände ziehen Wassersportler magisch an. Seite 315 gM M Malborough Sounds An dieser zerklüfteten Küste scheint die Sonne 2000 Stunden im Jahr. Seite 381 ?M M Mount Aspiring NP Das »neuseeländische Matterhorn« inmitten alpiner Landschaft. Seite 386 > {M M Milford Sound Hier kann man wandern, Boot fahren oder Wasserfälle anschauen. Seite 383 yM M Queenstown :M M Pancake Rocks Durch die Pfannkuchen aus Sandstein spritzt bei Brandung die Gischt. Seite 402 ;M M Mount Cook NP Die Schneefelder am Mount Cook sind Ganzjahresskigebiete. Seite 387 <M M Christchurch Die »englischste« Stadt Neuseelands ist die größte der Südinsel. Seite 327 Einstige Goldgräbersiedlung mit abwechslungsreichem Programm Seite 406 zM M Fiordland NP Die schönsten Tracks des Landes verlaufen hier. Seite 355 YM M Lake Te Anau Hier gibt es Glühwürmchen-Höhlen und ein unterirdisches Kraftwerk zu bewundern. Seite 371 ZM M Dunedin =M M Fox Glacier Franz Josef Glacier Die höchsten Gipfel der Neuseeländischen Alpen Seite 358 In der einst reichsten Stadt der Südinsel zeugen repräsentative Bauten von der mondänen Vergangenheit. Seite 345 3 4 INHALT Lust auf... Lust auf... ...ein etwas anderes Neuseeland? Ob seltene Tiere, kunstvolle Maori-Häuser oder herrliche Strände – Sie werden staunen. EINZIGARTIGE TIERE • Wale & Delfine ▶ In Kaikoura kann man neben Robben vor allem Delfine und Pottwale beobachten. Beliebte Touristen-Attraktion: Schwimmen mit Delfinen. Seite 325 • Pinguine An der Küste von Oamaru tummeln sich Blaue Pinguine und Gelbaugen-Pinguine. Mit Aufzuchtstation. Seite 122 • Albatrosse Die weltweit einzige Brutkolonie von Königsalbatrossen auf dem Festland findet man an der Nordspitze der OtagoHalbinsel (Taiaroa Head). Seite 354 SPANNENDE BAUTEN • Napier Nach einem schweren Erdbeben wurde Napier im amerikanischen Art-Deco-Stil wieder aufgebaut. Seite 241 ◀◀ Wellington & Auckland Für Fans moderner Architektur: Regierungsgebäude in Wellington (Abb.) und Aucklands Skyline Seite 290 & 169 • Larnach Castle Das einzige Schloss Neuseelands bei Dunedin mit extravagantem Stilmix aus gotischen und viktorianischen Elementen Seite 353 INHALT Lust auf... KUNSTVOLLE MAORI-HÄUSER • Waitangi ▶ Reich verziertes Versammlunghaus beim Treaty House, wo der Vertrag von Waitangi (»Geburtsurkunde« Neuseelands) unterzeichnet wurde Seite 193 • Rotorua Meisterwerk der Schnitzkunst: das Maori-Versammlungshaus Tamatekapua marae in Rotorua Seite 254 • Auckland Auch das War Memorial Museum besitzt ein kunstvolles Maori-Haus. Seite 182 HERRLICHE STRÄNDe ◀◀ Ninety Mile Beach 103 Kilometer Strand am Stück: Auf dem Ninety Mile Beach zwischen Kaitaia und Cape Reinga dürfen sogar Autos fahren. Seite 235 • Bay of Islands Klares Wasser, lange Strände: Die Bay of Islands ist ein atemberaubendes Badeparadies. Seite 190 • Hot Water Beach Graben Sie sich selbst eine Badewanne: Hier auf der Coromandel Peninsula südlich von Hahei quillt heißes Thermalwasser aus dem Sand. Seite 226 • Banks Peninsula Klimatisch sehr begünstigte Halbinsel mit vielen Buchten Seite 343 ◀◀ Abel Tasman National Park Goldene Sandstrände und reizvolle Buchten bietet der Abel Tasman National Park. Seite 315 5 6 INHALT Inhaltsangabe Hintergrund 12 Fakten 13 Natur und Umwelt 18 3D: Plattentektonik 22 Infografik: Neuseeland auf einen Blick 26 Das Wappentier 30 Bevölkerung · Politik · Wirtschaft 44 Infografik: Energie 50 Willkommen im Alltag 52 Geschichte 53 Erst kommen Maori, dann Europäer ins Land 72 Kunst und Kultur 73 Kultur der Maori 76 Bildende Kunst 78Architektur 81Literatur 84Theater 85Film 86 Special: Herr der Ringe 89Musik 90 Berühmte Persönlichkeiten Erleben & Geniessen 100 Essen und Trinken 101 Die Multi-Kulti-KiwiKüche 104 Typische Gerichte 106 Infografik: Kiwi – beliebtes Früchtchen 108 Special: Neuseeländischer Wein 110 Feiertage · Feste · Events 111 Alles ist ein Grund zum Feiern 114 Infografik: Rugby – Nationalsport Nr. 1 118 Special: Das Hangi Über 60 Millionen Schafe weiden in Neuseeland Inhaltsangabe INHALT 120 Mit Kindern unterwegs 121 Mit dem Campmobil durchs Abenteuerland 124 Shopping 125 Possum-Pelz und Edelholz 128 Special: Pounamu 130 Übernachten 131 Jenseits von Stress und Hektik 133 Special: Öko-Unterkünfte 134 Urlaub aktiv 135 Von Trekking bis Rafting 138 Special: Extrem aktiv 142 Special: Trekking-Touren 146 Special: Die Segelnation Neuseeland Touren 150Tourenübersicht 152 Unterwegs in Neuseeland 155 Tour 1: Höhepunkte der Nordinsel 157 Tour 2: Höhepunkte der Südinsel 160 Tour 3: Taranaki-Route 162 Tour 4: East Cape Route 164 Tour 5: Mackenzie Reiseziele von A bis Z 169 NORDINSEL 169Auckland 176 3D: Sky Tower 190 Bay of Islands 194 3D: MaoriVersammlungshaus 200 Bay of Plenty 203 Coromandel Peninsula 211 Dargaville Kauri Coast 212 Infografik: Kauri – Ein immergrüner Baum 214 East Cape 217 Gisborne Poverty Bay 219Hamilton 224 Infografik: Eine besondere Kultur 227Hastings 230 Hawke‘s Bay 232 Hokianga Harbour 235 Kaitaia Far North 239Masterton 241Napier 245 New Plymouth 249 Palmerston North 252Rotorua 261 Taranaki Mount Egmont 265 Taupo Wairakei 272Tauranga 275 Te Kuiti Waitomo Caves 277 Te Urewera National Park 277 Tongariro National Park 284 Urewera National Park Preiskategorien Restaurants (Preis für ein Hauptgericht) AAAA = über 50 NZ$ AAA = bis 50 NZ$ AA = bis 35 NZ$ A = bis 25 NZ$ Hotels (Preis für ein DZ) AAAA = ab 300 NZ$ AAA = unter 300 NZ$ AA = unter 200 NZ$ A = unter 100 NZ$ Hinweis Gebührenpflichtige Servicenummern sind mit einem Stern gekennzeichnet: *0800.... 7 8 INHALT Inhaltsangabe 287Wanganui 290Wellington 308 Whanganui National Park 311Whangarei 315 SÜDINSEL 315 Abel Tasman National Park 319Alexandra 321 Balclutha Catlins Forest 323Blenheim 325 Chathams Island 327Christchurch 334 Infografik: Erdbeben 345Dunedin 355 Fiordland National Park 258 Fox Glacier Franz Josef Glacier 361Greymouth 365 Hanmer Springs 366Hokitika 367Invercargill 371 Lake Te Anau Lake Manapouri 374 Special: Eigenwillige Tierwelt 377 Lake Wanaka 379 Mackenzie Country 381 Marlborough Sounds Maritime Park 383 Milford Sound 386 Mount Aspiring National Park 387 Mount Cook / Aoraki National Park 392Nelson 397 Nelson Lakes Nationalpark 398Otago 402 Paparoa National Park Pancake Rocks 404Picton 406Queenstown 413 Stewart Island 416Timaru 419 Waitaki River 423 West Coast Westland 426Westport Praktische Informationen 432 Anreise · Reiseplanung 438Auskunft 439Badeurlaub 440 Mit Behinderung 441Elektrizität 441Etikette 442Geld 443Gesundheit 444 Literatur und Film 445 Maße und Gewichte 446Medien 446Nationalparks 448Notrufe 448 Post · Telekomunikation 451 Preise · Vergünstigungen 452Reisezeit 454Sprache 463Toiletten 463Verkehr 471Zeit 472Register 480Bildnachweis 481 Verzeichnis der Karten und grafischen Darstellungen 481atmosfair 482Impressum 483 Die Erfindung des Reiseführers 484Verlagsprogramm 486 Kurioses Neuseeland Bei Queenstown zu sehen: Mutprobe in der Kawarau-Schlucht Inhaltsangabe INHALT 9 Hintergrund Für die einen lästige Pflicht, für die anderen die Krönung der Vorfreude: Wer sich schon vor der Abreise über Zahlen und Fakten seines Reiselandes informiert, findet sich besser zurecht in der Politik, der Wirtschaft und dem Naturraum seines Ziels. Kapitel-/ Fakten Regioneneinstieg Natur und Umwelt HINTERGRUND Natur und Umwelt Warum sieht man das berühmteste Tier Neuseelands, den Kiwi, nie am Tag? Wie verehren die Maori ihre Ahnen? Wird in Neuseeland heute noch nach Gold geschürft? Und wer war eigentlich Abel Tasman, nach dem in Neuseeland so viel benannt ist? Obwohl Neuseeland kein Kontinent ist, sondern aus zwei größeren Inseln besteht, kann es mit einer ungewöhnlichen landschaftlichen Vielfalt aufwarten. Hinsichtlich ihrer Natur unterscheiden sich die beiden Hauptinseln grundlegend voneinander. Die Nordinsel ist in starkem Maße von vulkanischen Erscheinungen aller Art geprägt. Einzelne Vulkankegel erreichen stolze Höhen von mehr als 1900 m über dem Meer. Vulkankegel im Norden Auf der Südinsel hingegen bestimmen alpine Faltengebirge mit etlichen Dreitausendern und imposanten Gletscherströmen das Landschaftsbild. Auch klimatisch unterscheiden sich die beiden Hauptinseln sehr: Während die Nordinsel bereits in die Subtropen bzw. ins wüstenhafte Trockenklima hineinreicht, herrscht auf der Südinsel ein kälteres und zunehmend raueres Klima vor, was natürlich mit der relativen Nähe der Antarktis zusammenhängt. Gletscher im Süden Ein Blick in die Erdgeschichte Die besondere Lage Neuseelands im Grenzbereich zweier riesiger Platten der Erdkruste – der Indisch-Australischen Platte und der Pazifischen Platte – lässt die unruhige erdgeschichtliche Entwicklung der beiden Hauptinseln erahnen. Als sich der Ur- oder Superkontinent Pangaea vor etwa 200 Mio. Jahren zu spalten begann, entstanden die Großkontinente Laurasia im Norden (Nordamerika, Europa, Asien) und Gondwana im Süden (Südamerika, Afrika, Vorderindien, Antarktika, Australien). Kollision zweier Platten Der weitere Zerfall der Großkontinente begann vor zirka 150 Mio. Jahren. Aus Gondwana entstanden um diese Zeit die Kontinente Südamerika, Afrika und Vorderindien. Australien, Antarktika und Neuseeland waren noch in einer Landmasse vereint. Vor ca. 80 Mio. Jahren schließlich wurde Neuseeland von Australien und Antarktika durch die Bildung der Tasman-See getrennt. Neuseeland war also Trennende Tasman-See Seit dem Film-Epos »Herr der Ringe« weltbekannt: die Vulkanlandschaft des Tongariro National Park mit dem Mount Ruapehu 13 14 HINTERGRUND Natur und Umwelt schon isoliert, als sich Australien und Antarktika vor ca. 50 Mio. Jahren zu trennen begannen. Ein Blick auf den Globus macht deutlich, dass die Randbereiche des Pazifischen Ozeans von Gebirgen und Tiefseegräben umrahmt sind. Diese sind Teil des »unstable circumpacific mobile belt«. Damit wird die Randzone des Pazifiks beschrieben, die geprägt ist von der Kollision kontinentaler und ozeanischer Erdkrustenplatten. Erdbeben und vulkanische Aktivität sowie die Bildung von Gebirgen und Tiefseegräben sind typische Merkmale des unruhigen Gürtels. Dieser wird wegen seiner häufigen Erdbeben und seines aktiven Vulkanismus zu Recht auch »Ring of Fire« (Feuerring) genannt. Architekt Erde Häufige Erdbeben, viele Verwerfungen, aktiver Vulkanismus sowie junge Faltengebirge sind das Ergebnis der Kräfte, die durch die Kollision der Indisch-Australischen Platte mit der Pazifischen Platte entstehen. Die beiden Platten bewegen sich einerseits aufeinander zu, andererseits aneinander vorbei. Infolge dieser Bewegungen taucht die Pazifische Platte im Bereich der Nordinsel unter die IndischAustralische. Hierbei entstehen enorme Druck- und Temperaturunterschiede in der Erdkruste, die sich an der Erdoberfläche in Vulkanen, Geysiren, Thermalquellen, Schlammtöpfen, Fumarolen (Aushauchungen vulkanischer Gase) und Solfataren (Aushauchungen von Schwefelwasserstoff) entladen. Southern Alps Im Bereich der Südinsel hingegen schiebt sich die Pazifische über die Indisch-Australische Platte. Dabei wurden und werden die Southern Alps aufgefaltet. Die seitwärts gerichtete Verschiebung der beiden Erdkrustenplatten entlang der als »Alpine Fault« bezeichneten Verwerfungslinie beträgt inzwischen mehr als 450 Kilometer. Sie ist deutlich an den gleichaltrigen Gesteinen im Nordwesten und im Süden der Südinsel nachzuvollziehen. Nordinsel (Te Ika a Maui) Vulkan Ruapehu Die vulkanische Aktivität ist im zentralen Bereich der Nordinsel nicht zu übersehen. Der momentan 2797 m hohe Vulkan Ruapehu – er ist die höchste Erhebung der Nordinsel – macht sich öfters bemerkbar. Er ist Teil einer vulkanisch sehr aktiven Zone, die sich in nordöstlicher Richtung erstreckt. Hier gibt es zahlreiche Schlammlöcher, Dampfaustritte, Schwefel- und Thermalquellen. Weitere mächtige Vulkane auf der Nordinsel sind der 2287 m hohe Ngauruhoe und der 1967 m hohe Tongariro und der weit nach Westen vorgeschobene 2518 m hohe Taranaki (Mt. Egmont), ein geradezu lehrbuchhaft modellierter Feuerberg. Natur und Umwelt HINTERGRUND 15 16 HINTERGRUND Natur und Umwelt Frühling am Mount-Cook-Massiv: Während in den Hochlagen noch tiefster Winter herrscht, blühen weiter unten die Lupinen. Geysire in Rotorua Zeuge einer gigantischen Vulkanexplosion ist der berühmte Kratersee Lake Taupo. In dem nördlich an diesen See anschließenden Hügeliger Charakter Das zentrale Vulkangebiet der Nordinsel ist von Bergländern umgeben, die diesem Inselteil einen eher hügeligen Charakter verleihen. Von der Südspitze der Nordinsel bis zum Nordostkap (East Cape) ist die Verlängerung des jüngsten Faltengebirges Neuseelands zu verfolgen, das an der Südspitze der Südinsel beginnt und in den Südalpen seine höchsten Erhebungen erreicht. Endlos lange Sandstrände In enger Nachbarschaft finden sich die verschiedensten Küstenformen. Für das »Northland« sind ausgedehnte Ausgleichsküsten mit kilometerlangen Sandstränden und Sanddünen charakteristisch. Auf den beiden Hauptinseln sind Schwemmlandebenen, Deltas und an einigen Stellen auch höchst imposante Kliffküsten anzutreffen. Bemerkenswert sind die vom Meer überfluteten Flussmündungen (Riasküste) im Nordosten der Südinsel und vor allem die an norwegische Fjorde erinnernden, einstmals von Gletschern ausgehobelten Täler im Südwesten der Südinsel. Thermalgebiet von Rotorua kann man die gesamte Palette vulkanischer und postvulkanischer Erscheinungen studieren: Neben vielen kleineren Kraterseen, Geysiren und heißen Schlammtöpfen gibt es in vielen Farben schillernde Sinterterrassen, Thermalquellen und Dampfaustritte, die den Besuchern wegen ihres strengen Geruchs in lebhafter Erinnerung bleiben. Natur und Umwelt HINTERGRUND 17 Die gebirgige Coromandel-Halbinsel im Norden unterscheidet sich grundlegend von den übrigen Mittelgebirgen der Nordinsel. Während bei Letzteren überwiegend Sandsteine, Tonsteine oder Kalksteine den Untergrund bilden, ist die Halbinsel aus vulkanischem Material aufgebaut. CoromandelHalbinsel Nördlich von Auckland erstreckt sich das so genannte Northland, eine subtropisch geprägte und recht ausgeglichene Hügellandschaft. Die höchsten Erhebungen erreichen nicht ganz die 800-m-Marke. Dieser landschaftlich und klimatisch begünstigte Raum bietet geradezu ideale Voraussetzungen für die Entwicklung der Landwirtschaft und auch des Tourismus. Subtropisches Northland Südinsel (Te Wahi Ponamu) Die Südinsel ist in erster Linie von dem in geologischer Hinsicht noch recht jungen Faltengebirge der Südalpen (Southern Alps) geprägt. In seinem Zentrum erhebt sich der 3754 m hohe Aoraki/ Mount Cook, der höchste Berg Neuseelands. In nächster Nachbarschaft ragen weitere Dreitausender auf, so der Mount Tasman (3497 m), der Mount Sefton (3157 m) und noch einige Schneegipfel. Der Reiz dieser Hochgebirgslandschaft wird durch zahlreiche imposante Gletscherströme verstärkt. Die spektakulärsten sind der 29 km lange Tasman Glacier, der Hooker Glacier und der Mueller Glacier. Diese Gebirgsregion steht inzwischen als »Mount Cook National Park« unter besonderem Schutz. Southern Alps Nach Westen fallen die Southern Alps innerhalb eines nur 50 km breiten Streifens bis auf Meeresniveau ab. Dieses extreme Gefälle auf kurze Distanz hat dazu geführt, dass sich die imposanten, bis auf 300 m ü. d. M. hinabrei­chenden Gletscherzungen des Fox Glacier und des Franz Josef Glacier ausbilden konnten. An der West Coast wird der durch seine Klippen, Buchten und Verebnungen landschaftlich sehr abwechslungsreiche Küstensaum an der aufgewühlten Tasman-See durch die geologische Störungszone der »Alpine Fault« von den Southern Alps abgegrenzt. Im Osten dagegen ist das Gefälle des Hochgebirges geringer, und viele Seen verleihen der Ostabdachung der Southern Alps ihren landschaftlichen Reiz. West Coast: wilde See Der Norden der Südinsel ist durch zwei Mittelgebirgslandschaften geprägt. Im Nordwesten erheben sich die Tasman Mountains. Die Region Marlborough im Nordosten ist hingegen die eher hügelige Verlängerung der Southern Alps (s. oben). Sehenswert ist die als Marlborough Sounds benannte Küste. Es handelt sich hierbei um ein ganzes System vom Meer überfluteter Flusstäler (Riasküste). Marlborough Sounds WISSEN Plattentektonik Special-Titel Plattentektonik Mitten durch die Nordinsel Neuseelands zieht sich der so genannte »Ring of Fire«, ein unruhiger Gürtel, der von Erdbeben und Vulkanausbrüchen geprägt ist. Grund dafür sind die Bewegungen und Kollisionen der Indisch-Australischen und der Pazifischen Erdkrustenplatte. Enorme Druck- und Temperaturunterschiede in der Erdkruste sorgen für die Entstehung von Vulkanen, Geysiren, Thermalquellen und Erdbeben. eErdmantel Der etwa 3000 km dicke Erdmantel umhüllt den heißen Kern des Planeten. Das darin zirkulierende Magma, ein »Brei« aus glühend heißem Gestein, verursacht auch Bewegungen der 5 bis 35 km dicken Erdkruste. oRing of Fire Neuseelands Nordinsel ist Teil des so genannten Ring of Fire, der den Pazifischen Ozean umschließt. pMount Tongariro rIndisch-Australische Platte Der Mount Tongariro gehört zu den aktiven und am meisten gefürchteten Vulkanen Neuseelands. tPazifische Platte aLake Taupo Die Erdkruste »schwimmt « auf dem Erdmantel und ist in ozeanische bzw. kontinentale Platten zerbrochen. Im Bereich von Neuseeland bewegen sich die kontinentale Indisch-Australische Platte und die ozeanische Pazifische Platte aufeinander zu und tauchen untereinander ab. Im Norden taucht die ozeanische unter die kontinentale, im Süden ist es umgekehrt. uSubduktionszone In dem Bereich, wo die ozeanische Kruste der Pazifischen Platte abtaucht, entstehen vulkanische Inselbögen und Tiefseegräben. Im Bereich der Subduktionszone kommt es häufig zu See- bzw. Erdbeben. iAufsteigendes Magma Kollisionen der ozeanischen und kontinentalen Platte bewirken das Aufsteigen von Magma an die Erdoberfläche und vulkanische Aktivität. Dieser See entstand im 2. Jh. n. Chr. nach zahlreichen Vulkanausbrüchen. Das Wasser sammelte sich, nachdem der leere Krater eingebrochen war. 19 Direkt am Lake Rotorua zeugt das ehemalige Badehaus in den Governments Gardens von zahlreichen Thermalquellen im Vulkangebiet um Rotorua. Heute werden die Heilquellen in einem modernen Thermalbad genutzt, das alte Badehaus beherbergt ein Museum. Die Vulkankette auf der Nordinsel setzt sich im Pazifik mit der Insel White Island fort. Aus der kleinen Vulkaninsel treten ständig Dampf- und Schwefelschwaden aus. Der Vulkan Ruahepu versetzt immer wieder die Bewohner eines weiten Umkreises in Angst und Schrecken. 1953 starben 151 Menschen nach einem Ausbruch. © o p r a i t e u Bei einem Vulkanausbruch ergießt sich das aufsteigende Magma in Lavaströmen über die Landschaft im zentralen Vulkangebiet um den Mount Tongariro. 20 HINTERGRUND Natur und Umwelt Mystisches Fiordland Am anderen Ende der Südinsel, im Südwesten, zieht eine Landschaft Besucher in ihren Bann, die unter sehr ähnlichen Bedingungen wie die Riasküste im Norden entstanden ist: das so genannte Fiordland. Bei diesen Fjorden handelt es sich um voreiszeitliche Flusstäler, die durch die mächtigen, zum Meer abfließenden Eisströme während der Eiszeiten ausgehobelt und übertieft wurden. Die Wände dieser Trogtäler sind sehr steil. Ihr Querprofil ähnelt in vielen Fällen einem »U«. Auch zahlreiche, teilweise äußerst schöne Seen, so beispielsweise der Lake Te Anau, sind nach dem Abschmelzen der Eismassen entstanden. Das aus Graniten, Gneisen und Schiefern aufgebaute Gebirge ist stark zertalt und erreicht Höhen bis über 1700 m über dem Meer. Central Otago Eine weitere Gebirgslandschaft mit Höhen bis 2000 m ü. d. M erstreckt sich im südlichen zentralen Hinterland der Südinsel: Central Otago. Breit angelegte Flusstäler und ein sanfteres Relief sind für diese eher kontinental geprägte Landschaft charakteristisch. Im Süden und Osten der sonst gebirgigen Südinsel erstrecken sich ausgedehnte Ebenen. Von der großen Canterbury Plain im Osten ragt die Banks Peninsula ins Meer hinaus. Diese Halbinsel wird von einem erloschenen Vulkan gebildet, dessen Kratersee mit der offenen See verbunden ist und der auch als natürlicher Hafen genutzt wird. Flora und Fauna Endemischer Reichtum Rund 80 Millionen Jahre Isolation und Abgeschiedenheit von anderen Landmassen ermöglichten der neuseeländischen Flora und Fauna eine eigenständige und unabhängige Entwicklung. So überrascht es nicht, dass über 70% der Flora endemisch sind, d.h. sie kommen nur in Neuseeland vor. Die Entwicklung endemischer Fauna beschränkte sich in erster Linie auf Vögel und Insekten. Es sind aber auch wenige Arten von einheimischen Reptilien und Süßwasserfischen anzutreffen. Zeit für Entwicklung Über Jahrmillionen war die Pflanzen- und Tierwelt sich selbst überlassen. Vulkanausbrüche und mehrere Eiszeiten prägten die Entwicklung der neuseeländischen Pflanzen- und Tierwelt. In ihrer Tragweite kaum abschätzbar sind die Eingriffe in die naturräumliche Ausstattung Neuseelands seit der Ankunft der Europäer. In dem höchstens als »Augenblick der Erdgeschichte« zu bezeichnenden Zeitraum von nur 200 Jahren sind viele Pflanzen- und Tierarten verdrängt oder ausgerottet worden, weitere sind heute davon bedroht, darunter beispielsweise Neuseelands Wappenvogel, der Kiwi (s. Baedeker Wissen S. 26). Natur und Umwelt HINTERGRUND 21 Pflanzenwelt Ursprünglich war ganz Neuseeland weitgehend von Wald bedeckt. Nur kleinere Areale bildeten Sonderstandorte, an denen es entweder zu kalt oder zu trocken für die Ausbreitung von Gehölzen war. Dies sind insbesondere die hohen Gebirgsregionen auf der Südinsel, sowie die im Windschatten der Neuseeländischen Alpen gelegenen niederschlagsarmen Gebiete. Die Vegetation passte sich dem von Nord nach Süd verlaufenden Temperaturgefälle an. Dementsprechend bestehen die Wälder der einzelnen Regionen aus verschiedenen Baumarten. Üppige Wälder Typisch für die neuseeländischen Urwälder sind immergrüne Laubund Nadelbäume. Die Pflanzen sind in der Lage, sich kalten winterlichen Temperaturverhältnissen so anzupassen, dass sie nicht – wie eine Vielzahl europäischer Bäume – ihr Laub abwerfen müssen. Dies wird in der warmen Jahreszeit kaum augenfällig. Dagegen ist der Anblick der im Winter belaubten neuseeländischen Bäume schon eher gewöhnungsbedürftig. Der subtropisch geprägte Teil Neuseelands, vor allem das Northland und die Coromandel Halbinsel, aber auch die Landschaft um Auckland, waren ursprünglich von KauriWäldern bedeckt. Die Kauri-Fichte beeindruckt Besucher vor allem durch ihren gewaltigen Wuchs. Mächtige Kauri-Fichten WISSEN Im Unterwuchs der neuseeländischen Wälder finden sich zahlreiche Silberfarn und Farne, Moo­se, Lianen, Kletterpflanzen und Epiphyten. Man fühlt Südbuche sich geradezu in den tropischen Urwald versetzt. Ein besonders typischer und stattlicher Vertreter der neuseeländischen Flora ist der Silberfarn, der wie ein Baum bis zu 10 m hoch wird und inzwischen zur Nationalpflanze erkoren wurde. Er ist auf Nord- und Südinsel Rata-Fortpflanzung heimisch. Die am weitesten verbreiDer Samen des Ratabaumes wird tete Baumart ist die immergrüne vom Wind auf andere Bäume geSüd- oder Scheinbuche. Während tragen und abgelagert. Von dort dieses Gewächs auf der Nordinsel bildet er Luftwurzeln aus und tömit anderen Arten wie z. B. der hoch tet langsam durch sein eigenes wachsenden Totara vergesellschaftet Wachstum die Wirtspflanze ab. sein kann, bildet sie auf der Südinsel Auf diese eigenwillige Art und große Wälder, so beispielsweise im Weise vermehrt sich der Rata. Fiordland und im Westland. Charakteristisch für die recht homogenen Südbuchenwälder ist der lichte und artenarme Unterwuchs. Im Gegensatz dazu findet man in den anderen Wäldern einen Stockwerkbau mit Baumfarnen, Büschen und schattenverträglichen Baumarten vor. Mit zunehmender Höhe gehen die Südbuchenbestände in Nadelwälder über. WISSEN Neuseeland auf einen Blick © 23 24 HINTERGRUND Natur und Umwelt 1000 Jahre alte Bäume Der Rimu (Dacrydium cupressinum) ist in ganz Neuseeland anzutreffen. Wegen seines gedrungenen Wuchses erfreut er sich als Zier­ gehölz großer Beliebtheit. Vertreter dieser Zypressenart kommen mit anderen Baumarten vergesellschaftet in Wäldern vor. Sie wachsen sehr langsam und können bis zu 1000 Jahre alt werden. Das harte und widerstandsfähige Rimuholz ist als Baumaterial begehrt. Christmas Tree Für seine Blütenpracht bekannt ist der um die Weihnachtszeit rot leuchtende Pohutukawa, der auch als »Christmas Tree« bekannt ist. Der »Weihnachtsbaum« ist in erster Linie an den Stränden der Nordinsel anzutreffen. Bevorzugter Lebensraum des tief rot blühenden Rata ist die Süd­insel. Ein weiterer Farbtupfer im neuseeländischen Wald ist der gelb blühende Kowhai. Enziane und Orchideen Hohe Tussock- oder Büschelgrasbedeckung ist charakteristisch für die Ebenen. Die trockenen Graslandschaften finden sich vor allem im Windschatten der Neuseeländischen Alpen. Weit verbreitet ist auch das so genannte Toetoe-Gras, das mit dem südamerikanischen Pampas-Gras verwandt ist. Eine besondere Augenweide sind die im Sommer prächtig blühenden alpinen Wiesen und Matten. Neben den gänseblümchenartigen Celmisias leuchten Enziane, diverse Orchideen und zahlreiche weitere Alpenblumen. Dazu zählt die MountCook-Lilie ebenso wie der Weiße Hahnenfuß als größte Art seiner Gattung. Die am weitesten verbreitete Strauchart Neuseelands ist der Manuka, der nahezu überall gedeiht und deshalb als guter Erosionsschutz geschätzt wird. Auf gerodeten Flächen gehört er zur Pioniervegetation. Aus seinen getrockneten Blättern wurde früher eine Art Tee zubereitet, weshalb man ihn auch »Teebaum« nannte. Wichtiger Flachs Für die Maori war der neuseeländische Flachs (Phormium tenax) von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Er hat sich den Verhältnissen in den feuchten Ebenen sehr gut angepasst. Aus den Fasern dieser Pflanzen werden Körbe, Textilien usw. gefertigt. Aus ihrer polynesischen Heimat haben die Maori zudem verschiedene Kulturpflanzen nach Neuseeland mitgebracht, darunter beispielsweise die Süßkartoffel. Mehr als 2000 Zuzügler Enorme Ausmaße nahm die Einfuhr in Neuseeland bislang unbekannter Pflanzen an, als die Besiedlung durch die Weißen begann. Weit über 2000 Pflanzenarten kamen auf diese Weise und oft unbedacht hierher. Weite Verbreitung hat inzwischen die schnell wachsende, aus Kalifornien stammende Monterey-Fichte (Pinus radiata) gefunden. Der Baum wird an vielen Stellen in Neuseeland in Monokultur angepflanzt. Diese Fichte liefert wichtige Grundstoffe für die Holzindustrie. Auch der kalifornische Mammutbaum (Redwood; Sequoia sempervirens) ist mit Erfolg in Neuseeland angesiedelt wor- Natur und Umwelt HINTERGRUND 25 Der Bergpapagei Kea räubert schon mal, wo er nicht soll, deshalb sollten Urlauber nichts draußen liegen lassen. den. Aus verschiedenen Erdteilen hat man Bäume (u. a. Eiche), Obstgewächse (u. a. Chinesische Stachel­beere, die Kiwi, Gartenpflanzen, Ziergewächse, Klee und Ginster nach Neuseeland gebracht. Mehrere australische Eukalyptus- und Akazienarten haben ebenfalls den Weg hierher gefunden. Die »neuen« Pflanzen haben das empfindliche ökologische Gleichgewicht schon vielerorts durcheinander gebracht. Tierwelt Die einheimische Tierwelt wird in erster Linie von mehr als 250 Vogelarten repräsentiert. Unter ihnen findet man äußerst seltsame Vertreter, darunter den Kiwi (“Baedeker Wissen S. 26), einen nachtaktiven Laufvogel. Die Vögel hatten vor der Ankunft des Menschen außer einigen Artgenossen keine natürlichen Feinde, so dass sich gleich mehrere flugunfähige Vogelarten entwickeln konnten. Flugunfähige Vogelarten Bekannt geworden sind neben dem Kiwi der Weka, der Kakapo, der Takahe und der inzwischen ausgestorbene Moa. Letzterer, ein straußenähnlicher Laufvogel, war mit mehr als zwei Dutzend Arten vertreten. Die größten Moas konnten mehr als vier Meter hoch werden. Die frühen Besiedler Neuseelands, vor allem die Maori, jagten diese Vögel zur Bereicherung ihres Speiseplans. Deshalb waren die Moas bereits vor der Ankunft der Europäer ausgerottet. Jagd auf Moas Von den vier neuseeländischen Papageienarten hat der unter dem Namen »Kea« bekannte Bergpapagei den schlechtesten Ruf. Ihm wird nachgesagt, dass er Schafe angreife und töte. Aber auch Zelte, Kecke Keas WISSEN Das Wappentier Special-Titel »Kiwiii Kiwiii« Wer nachts durch neuseeländische Wälder streift, kann gelegentlich ein schrilles »Kiwiii Kiwiii« und auch ein dumpfes »Quaak Quaak« vernehmen. Die sinnliche Wahrnehmung durch das Ohr ist aber oftmals die einzige Möglichkeit, das berühmteste Tier Neuseelands kennen zu lernen. Denn es ist ziemlich scheu und hauptsächlich nachts aktiv. Die Rede ist vom Kiwi, einem zur Familie der Schnepfenstrauße (Apterygidae) gehörenden Laufvogel, der so groß wie ein mitteleuropäisches Haushuhn ist, über einen großen, säbelartig gekrümmten Schnabel verfügt und ein graubraunes, strähniges Gefieder besitzt. Die Flügel des Kiwi sind bis auf kaum mehr erkennbare Rudimente verkümmert, sodass das Tier nicht fliegen kann. Dagegen besitzt es ein ausgezeichnetes Riechorgan, das am Ende des Schnabels lokalisiert ist. Der Kiwi zählt zu den wenigen Vogelarten der Welt mit einem gut ausgebildeten Geruchssinn. An der Unterseite ihres Schnabels verfügen die Tiere über Tastborsten. Außerdem haben sie ein äußerst feines Gehör. Deshalb bleibt den Tieren kaum etwas verborgen, weder Feinde noch andere Vögel im Revier. Schrille Rufe Der neuseeländische Laufvogel, von dem man drei Arten kennt, ist wohl nach dem Ruf des Männchens benannt, das ab und zu ein schrilles »Kiwiii Kiwiii« ertönen lässt. Der Ruf des Kiwi-Weibchens hört sich dagegen eher wie das Quaken eines Frosches an. Die Weibchen sind größer als die Männchen und legen stattliche Eier, die ungefähr einem Fünftel ihres Körper- gewichts entsprechen. Der als ungesellig bekannte Kiwi, der bis zu 25 Jahre alt werden kann, geht in der Dunkelheit auf Nahrungssuche und durchstreift dabei auf sorgfältig angelegten und ausgetretenen Pfaden die neuseeländischen Wälder. Mit seinem spitzen und gebogenen Schnabel stöbert er im Laub Larven und Würmer auf oder gräbt die Leckerbissen mit seinen starken und krallenbewehrten Beinen aus. In der Regenzeit und wenn die Waldbeeren reif werden, legen die Kiwis nachts oftmals ziemlich große Strecken zurück. Bei Nacht aktiv: der Kiwi 27 Hier haben Kiwis Vorfahrt! Wer ein solches Schild sieht, sollte besonders vorsichtig fahren. Kurze Zeit zu zweit Nur während der Paarungszeit werden die ansonsten passionierten Einzelgänger gesellig. Ein KiwiPaar verbringt die Tage in einer Schlafhöhle, wo es bis zu 20 Stunden schläft. Nachts gehen beide gemeinsam auf Nahrungssuche. Nachdem das Weibchen ein bis zwei, im Verhältnis zu seiner Körpergröße sehr große Eier, abgelegt hat, übernimmt das Männchen das Brüten. Nach etwa 80 Tagen schlüpfen die Kleinen. Die Jungvögel werden zwar sehr schnell selbstständig, da sich die Eltern wenig um sie kümmern, doch es können fünf bis sechs Jahre vergehen, bis sie geschlechtsreif sind. Bei den neuseeländischen Ureinwohnern, den Maori, galt und gilt der Kiwi als edles Jagdwild. Die Federn flochten sie in die Matten ihrer Häuptlinge ein. Leider wurden die Kiwis – besonders seit der Ankunft der Europäer – stark dezimiert; gegenwärtig sind sie sogar vom Aussterben bedroht. Da Kiwis weder fliegen noch schell laufen können, sind sie eine leichte Beute für Mensch und Tier, insbesondere für die von Europäern mitgebrachten Ratten, Marder, Igel, Katzen und vor allem für Hunde. Heute steht das neuseeländische Wappentier unter strengstem Schutz. 28 HINTERGRUND Natur und Umwelt Schlafsäcke u. Ä. sind mittlerweile vor dem an Menschen gewöhnten Papagei nicht sicher. Gummiteile aller Art, so beispielsweise Scheibenwischer und Autoreifen, haben es diesem Vogel mit seinem kräftigen Schnabel besonders angetan. Erstaunlich ist seine artuntypische Anpassung an die rauen Bedingungen in den Hochlagen der Neuseeländischen Alpen. Flugunfähiger Nachtpapagei Weitere bekannte neuseeländische Papageienarten sind der Busch­ papagei (Kaka) und der Parakeet. Inzwischen sehr selten geworden und deshalb streng geschützt ist der Kakapo, ein flugunfähiger Nacht­papagei. Relativ häufig kann man in den n ­ atürlichen Wäldern verschiedene Honigfresserarten beobachten, darunter auch den Bellbird und den so genannten Stitchbird. Diese Vögel ernähren sich in erster Linie von Nektar, aber auch von Früchten und Insekten. Wohl der bekannteste Singvogel Neuseelands ist der schwarz gefiederte Tui, der ebenfalls zu den Honigfressern gehört. Die letzten ihrer Art Auch Rallen sind in Neuseeland nicht ungewöhnlich. Besonders groß sind Takahe. Dieser flugunfähige Vogel galt bereits als ausgestorben, nach dem Zweiten Weltkrieg hat man aber im Fiordland noch eine größere Takahe-Kolonie entdeckt. Ebenfalls flugunfähig ist das Sumpfhuhn Weka, das ebenfalls zur Familie der Rallen gehört. Diesen entenähnlichen und sehr neugierigen Vogel kann man oft auf Camping- und Picknickplätzen antreffen, wo er wie eine Elster Ausschau nach glitzernden Gegenständen hält. Besonders vielgestaltig ist die Welt der Seevögel, die sich an Neuseelands Küsten tummeln. Am stärksten beeindrucken die Königsalbatrosse, die Flügelspannweiten bis zu 3 ½ m aufweisen können. Weitere Bewohner der Küstengebiete sind verschiedene Möwenarten, Nahrungssuche der Pilzmücke Kormorane, Sturmvögel, Seeschwalben und Sturmtaucher. Nur in NeuDie Pilzmücke produziert spinnenseeland kommen die scheuen, so genetzartige, klebrige Fäden und ernannten Gelbaugen-Pinguine vor. zeugt beim Verdau­ungsvorgang Lebensraum dieser Tiere ist vorwieein schwaches Licht, was ihr die gend die Südinsel. Bezeichnung »Glow Worm« ein- WISSEN Möwen und mehr gebracht hat. Von dem Licht angezogene Insekten verfangen sich in den klebrigen Fäden der »Glühwürmchen«. In Neuseeland gibt es unzählige Insektenarten. Sie sind die Hauptnahrung zahlreicher Vogelarten. Eines der interessantesten Insekten ist die Pilzmücke. Die Larven dieser Kleinlebewesen findet man vorwiegend an den Decken dunkler Höhlen. Faszinierend ist deren Art der Nahrungsbeschaffung. Aus der Nähe kann man das Naturschauspiel in den Waitomo Caves auf der Nord-