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Prionen als Krankheitserreger
Neben AIDS hat wohl keine Krankheit die Menschen, die Medizin, die Medien sowie die
Politiker so sehr beschäftigt wie BSE und damit zusammenhängende Krankheiten, wie z.B.
die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Diese ursprünglich auf Rinder, bzw. Schafe (Scrapie),
begrenzte Erkrankung hat u.a. den Haushalt der Europäischen Union (EU) mit Milliarden
von DM belastet, in England viele Rinderzüchter in den Ruin getrieben sowie das Verhältnis
von Großbritannien zum europäischen Kontinent teilweise erheblich gestört.
Obwohl die Anzahl der an BSE Erkrankten, präziser der an der n.v. Creutzfeldt-JakobKrankheit Erkrankten, zur Zeit in England 85 und in Frankreich 4 Verstorbene umfasst
(Stand: November 2000), wird darüber spekuliert, ob sich hier möglicherweise eine
Epidemie anbahnt.
Es ist mittlerweile unumstritten, dass BSE die Artengrenze übersprungen hat und auch den
Menschen infizieren kann. Jedoch sind die genauen Überträgermechanismen und vor allem
das mögliche Ausmaß der Übertragung noch nicht hinreichend bekannt. Sollten die
schlimmsten Prognosen eintreffen, so sind bereits Millionen von Menschen infiziert und
würden in den nächsten Jahren erkranken und versterben. So hält der englische
Epidemiologe Roy Anderson aus Oxford bis zu 500.000 Tote in den nächsten 30 Jahren für
nicht unmöglich. Andere - genauso renommierte - Wissenschaftler gehen von
vernachlässigbar kleinen Zahlen an infizierten Menschen aus. In einigen Jahren werden wir
mehr wissen.
Entstehung von BSE
Die meisten Wissenschaftler sind sich darin einig, dass BSE durch an Scrapie erkrankte
Schafe entstand. Diese wurden zu Tiermehl verarbeitet und an Rinder verfüttert. Die
Krankheitserreger der Schafe breiteten sich in veränderter Form auch bei Rindern aus. Die
Erkrankung wird wahrscheinlich durch Eiweißverbindungen oder Viren hervorgerufen.
Hierzu gibt es zwei Hypothesen: Nach der Prionen-Hypothese werden normale
Nervenproteine aus ungeklärter Ursache zu infektiösen Eiweißmolekülen (Prionen), die
dann weitere Nervenproteine "anstecken". Nach der Virus-Theorie verursacht ein gegen
Hitze und Chemikalien resistentes Virus die Krankheit. Das Immunsystem kann die Erreger
nicht unschädlich machen.
Die Schuldigen
Britische Tiermehlhersteller haben belastete Tierkadaver unzureichend erhitzt, um Kosten zu
sparen. Britische Futtermittelhersteller mischten infiziertes Tiermehl in das Mastfutter, so
dass Kühe, die sonst nur Pflanzen fressen, mit tierischem Eiweiß zwangsernährt wurden. Die
britische Regierung hat aus wirtschaftlichen Interessen die Gefahren jahrelang
heruntergespielt und wichtige Erkenntnisse zurückgehalten. Der wissenschaftliche
Veterinärausschuss der EU-Kommission hat nicht rechtzeitig reagierte und damit ein
Ansteckungsrisiko beim Menschen in Kauf genommen. Importeure und Exporteure haben
britische Kälber und Rindfleisch umdeklariert und mit gefälschten Papieren über Europas
Grenzen verschoben.
Ähnliche Erkrankungen
Bei Mensch und Tier sind eine Vielzahl schwammartiger Gehirnerkrankungen bekannt Scrapie bei Schafen, Encephalopathien bei Nerzen, Ziegen und Katzen, beim Menschen
Kuru Kuru, Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom (GSS) und Fatale Familiäre Insomnia
(FFI). Die Übertragung erfolgt teilweise über Artgrenzen hinaus: Die Erkrankungen führen
immer zum Tod.
Creutzfeld-Jakob-Krankheit
Inzwischen wird kaum mehr bezweifelt, dass diese Krankheit durch BSE hervorgerufen
werden kann. In England sind 42 und in Frankreich ist ein Mensch an einer neuen Variante
von Creutzfeld-Jakob erkrankt. Selbst britische Wissenschaftler gehen nun von einer
Infektion dieser Patienten durch den Verzehr BSE-verseuchter Nahrungsmittel aus.
Ansteckungsrisiko
In Hirn, Rückenmark und Augen kommen die Krankheitserreger in der größten
Konzentration vor. Ebenfalls hohe Konzentrationen weisen Mandeln, Thymusdrüse, Milz,
Darm, Wirbelsäule, Nerven und Lymphknoten auf. Die üblichen Zubereitungsmethoden wie
Kochen und Backen können den Krankheitserreger nicht abtöten. Nur durch Temperaturen
von 133 Grad über 20 Minuten und gleichzeitig hohen Druck (3 bar) wird der Erreger
unwirksam. Wie gefährlich einzelne Produkte sind, erfahren Sie hier.
BSE bei Fischen?
Die derzeit populärste Theorie über den BSE-Erreger geht von veränderten Prionproteinen
aus. Diese Eiweiße kommen im Gehirn vor und können sich (unter bisher nicht geklärten
Umständen) zu einer abnormalen Form verändern, die dann BSE auslöst. In Lachshirnen
wurden Prionproteine nachgewiesen - jedoch nur die normale Form. Ob sich Lachse
tatsächlich anstecken können, ist nicht bewiesen.
Allgemeines
BSE ist eine Erkrankung, die an sich nur bei Rindern auftritt. Da sie aber vom Rind auf den
Menschen übertragbar ist, und dort zu einer der Creutzfeldt-Jakob- Erkrankung ähnlichen
Erkrankung, der n.v. Creutzfeldt- Jakob- Erkrankung führt, wird sie an dieser Stelle
ausführlich dargestellt.
Kurze Historie des Rinderwahns
18.Jhdt
Bei Schafen ist seit dem 18. Jahrhundert die Traberkrankheit (engl. Scrapie) bekannt. Sie hat
bei den Schafen die gleiche Symptome wie BSE bei den Rindern. Durch Verfütterung von
ungenügend erhitztem Tiermehl von erkrankten oder an Scrapie verstorbenen Schafen an
Rinder konnte der Erreger wahrscheinlich die Artengrenze zu den Rindern überwinden.
1984/1985
Ende des Jahres 1984 wurde diese Erkrankung das erste Mal von einem Tierarzt in West
Sussex in England bei einer Kuh beobachtet. Das Tier verstarb am 11. Februar 1985. Im
späteren Verlauf wurden weitere Tiere mit diesen Symptomen registriert. Die betroffenen
Tiere zeigten sich ungewöhnlich aggressiv und litten unter schweren Störungen ihrer
Körperkoordinationen. Sie konnten ihre Gliedmaßen nicht mehr kontrollieren, stürzten
ständig und verstarben nach kurzer Zeit. Als zahlreiche weitere Tieren an der gleichen neuen
Krankheit verstarben, wurden die Kadaver im Central Laboratory in Weybridge nahe London
untersucht. Im Gehirn der Tiere zeigte sich ein massenhafter Untergang von Nervenzellen.
Diese "Löcher" im Hirngewebe erinnern unter dem Mikroskop an einen Schwamm. Deshalb
wurde der Rinderkrankheit der Name Bovine Spongiforme Encephalopathie (BSE) gegeben.
In den Medien wurde die neue Krankheit verkürzt als Rinderwahn bezeichnet.
1987 - Entdeckung des Erregers
Auf der Suche nach dem Erreger wurde eine besondere Form von Eiweißen entdeckt, die
sogenannten Prionen. Es handelt sich dabei im Prinzip um körpereigene Eiweiße, die jedoch
erhebliche strukturelle Veränderungen aufweisen. Es stellte sich heraus, dass Prionen auch bei
anderen seltenen Krankheiten bei Tieren und Menschen eine Rolle spielen. Dazu gehören die
Traberkrankheit bei Schafen und die Bovine Spongiforme Encephalopathie (BSE) beim Rind.
Beim Menschen wurden bei der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die über Rinder übertragene
nvCreutzfeld-Jakob-Krankheit, Kuru, dem Gerstmann-Sträussler-Syndrom und der Fatal
Familial Insomnia (FFI) Prionen gefunden. Da diese veränderten Eiweiße (Prionen) all diesen
Erkrankungen zu Grunde liegen, fasst man sie neuerdings unter dem Begriff
Prionenkrankheiten zusammen. Der Neurologe Stanley Prusiner erhielt 1997 für die
Aufstellung einer Theorie über die Natur der Prionenkrankheiten den Nobelpreis für Medizin.
Erste Hinweise verdichten sich, dass Tiermehl die Prionen übertragen könnte
1988
Die britische Regierung verbietet die Fütterung von Tiermehl an Wiederkäuer, der Export
bleibt aber erlaubt.
1990
Die EU führt eine Meldepflicht für BSE Fälle ein. Aus einzelnen Fällen entwickelte sich
schnell eine Epidemie. Bis 1996 verendeten innerhalb eines Jahres alleine in Großbritannien
170.000 Rinder. Doch auch außerhalb Europas traten, bedingt durch den weitreichenden
Tierhandel, Erkrankungsfälle auf.
Juni1994
Die EU erlässt ein Verbot zur Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer, also Rinder und
Schafe. Die Verfütterung an andere Tiere bleibt erlaubt.
1995
Der erste Patient stirbt an nvCJD, der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die
vermutlich durch den Konsum von Rinderprodukten auf den Menschen übertragen wird.
1996
Am 20. März 1996 erklärte der britische Gesundheitsminister Dorrell, es gebe eine neuartige
Form einer sonst seltenen Hirnerkrankung. Angesichts der Ähnlichkeit der Symptome
zwischen der bei Menschen auftretenden Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und BSE müsse von
einer Übertragung des unbekannten Erregers zwischen Rind und Mensch ausgegangen
werden. Die EU verhängte ein Verbot für den Export britischer Rinder.
Tiermehl musste von nun an mit einer Temperatur von 133°C unter einem Druck von 3 bar 20
Minuten lang sterilisiert werden.
Die Übertragung des Erregers von Kühen auf den Menschen wird aus folgenden Gründen
angenommen:
•
•
Anders als bei der "normalen CJD" tritt diese Krankheit auch bei jungen Menschen
auf.
Die Form der veränderten Prionen ähnelt der von BSE-Prionen.
Die britische Regierung reagierte erst sehr spät und veranlasste die Notschlachtung und
Verbrennung von Herden mit erkrankten Tieren. Von 1996 bis 1999 bestand in der EU ein
Exportverbot für britische Rinder, Rindfleisch und Tiermehl. Im eigenen Land wurde der
Verkauf von Rindfleisch mit Knochen sowie von Nervengewebehaltigen Produkten aus
Rindern verboten, nachdem bekannt wurde, dass dieses Material besonders infektiös ist.
2000
Bis November des Jahres 2000 verstarben 88 Menschen an der neuen Erkrankung in England
und 2 in Frankreich, 2 weitere liegen mit typischen Symptomen im Sterben.
Die EU beschließt im April die Einführung eines BSE-Schnelltests ab Januar 2001 für
Risikotiere im Alter von mehr als 30 Monaten. Ab dem 1. Juli 2001 müssen dann alle mehr
als 30 Monate alten Tiere, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, getestet werden.
Seit September 2000 ist eine neue EU-weite Kennzeichnungspflicht für Rindfleisch in Kraft,
an der die Verbraucher erkennen können, wo ein Tier geschlachtet wurde.
Seit Oktober 2000 müssen Hirn, Schädel, Augen und Milz von Rindern nach der Schlachtung
vernichtet werden, damit diese Gewebe, die potentiell die höchste Konzentration der Erreger
enthalten,
nicht
in
die
Nahrungskette
gelangen
können.
Am 26. November wird in Deutschland der erste Fall von BSE bei einem in Deutschland
geborenen und aufgewachsenen Rind diagnostiziert. Die Bundesregierung beschließt
daraufhin, eine Rechtsverordnung zum Verbot der Verfütterung von Tiermehl zu erlassen. Sie
entscheidet sich aber aus juristischen Gründen dafür, diesen Sachverhalt als Gesetz zu
verabschieden. Dieses Gesetz hatte die kürzeste Laufzeit in der Geschichte der BRD: Die
erste Gesetzesvorlage lag am 28.11.00 vor, am 30.11.00 wurde das Gesetz vom Deutschen
Bundestag beschlossen, am 1.12.00 gab der Bundesrat seine Zustimmung und am 2.12.00 trat
es
in
Kraft.
Es sei erwähnt, dass die Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer EU-weit bereits seit 1994
verboten ist. Siehe auch näheres dazu unter Tiermehl.
Übertragungswege
Besonders hohe Erregerkonzentrationen wurden zunächst im Nervengewebe (Gehirn und
Rückenmark) der erkrankten Tiere entdeckt. Sie lagern sich jedoch auch stark in den
Lymphorganen wie der Milz an. Inzwischen wurden sie jedoch auch im Muskel und im Blut
der kranken Tiere nachgewiesen. Kälber können sich bei der Mutter über den Mutterkuchen
anstecken (maternale bzw. vertikale Transmission). Die Infektion wurde ursprünglich
vermutlich über Tierfutter verbreitet. Diesem wurde Tiermehl beigemischt. Seit 1972 wurde
in Großbritannien die Wärmebehandlung nur noch mit 80° C statt mit 130° C durchgeführt.
Dadurch könnte der besonders hitzebeständige Erreger von an der Traberkrankheit (Scrapie)
infizierten
Schafen
auf
Rinder
übertragen
worden
sein.
In Deutschland wurde Tiermehl wie folgt behandelt: 133°C mit einem Druck von 3 bar, 20
Minuten. Der EU Lenkungsausschuss hält diese Behandlung nicht mehr für ausreichend
sicher und empfiehlt stattdessen die folgende Behandlung: 140°C, 3,6 bar, 30 Minuten.
Inzwischen wurde nachgewiesen, dass auch andere Tierarten, wie Mäuse, Affen und Katzen,
infiziert werden können.
Bei aller Vorsicht sollte man bedenken, dass die Wahrscheinlichkeit, sich jetzt noch mit BSE
zu infizieren außerordentlich gering ist. Dennoch sollte man beim Kauf von Rindfleisch und
Rinderprodukten sehr genau auf die Herkunft des Tieres (Züchter, Schlachthof) achten. Eine
Berliner Firma namens Biopsytec arbeitet an einem hervorragendem Ohrmarkierungssystem,
das mit Hilfe eines genetischen Fingerabdrucks die Herkunft eines Stücks Fleisch im
Supermarkt eindeutig zu einer Herde zurückführen lässt.
Rinderprodukte
Die folgenden Produkte stammen von Rindern:
•
•
•
•
Milch
Alle bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Milch und Milchprodukte, wie
Käse und Joghurt ohne Gelatine, als sicher anzusehen sind.
Arzneimittel
Bestimmte Teile von Arzneimitteln, wie deren Kapseln, bestehen Gelatine. Einige
Medikamente, wie zum Beispiel Insulin, werden zum Teil aus Rinderorganen
gewonnen.
Gelatine
Gelatine wird vor allem aus Knochen und anderen Schlachtabfallprodukten gewonnen.
Sie ist beispielsweise in Joghurt, vielen Fertigsüßspeisen, Gummibärchen und einigen
Medikamenten enthalten. Diese Produkte können nicht als unbedenklich angesehen
werden. Gelatine in Deutschland wird jedoch zu ca. 90% aus Schweineknochen
gewonnen. Außerdem sind die meisten Gelatineprodukte, die aus Rinderknochen
bestehen, für den Export in islamische Länder (Schweinefleischverbot) gedacht.
Impfstoffe
Einige Impfstoffe, wie z.B. die gegen Kinderlähmung oder Röteln, werden auf
•
•
•
Zellkulturen gezüchtet, deren Nährflüssigkeit Kälberserum enthält. Seit einigen Jahren
werden jedoch nur noch Kälberseren von Tieren aus BSE-freien Ländern verwendet.
Kosmetika
Einige Kosmetika, vor allem Antifaltencremes und Lippenstifte, können
Rinderbestandteile enthalten. Eine Übertragung durch die Haut ist allerdings extrem
unwahrscheinlich.
Brühwürfel
Brühwürfel und Rinderextrakte enthalten ebenfalls eine Reihe von Rinderprodukten.
In Deutschland werden sie seit 1996 nur noch aus BSE-freien Beständen (Argentinien)
hergestellt.
Rindfleisch
Generell sind in Innereien, Hirn- und Nervengewebe mehr Prionen zu finden, als im
Muskelfleisch. Wer dennoch weiterhin Rindfleisch verzehren will, sollte dies nur aus
überwachten Beständen tun. Am Besten aus ökologisch geführten Bauernhöfen.
Weitere Lebensmittel
Für die folgenden Lebensmittel lässt sich derzeit folgendes feststellen:
•
•
•
•
•
Schwein
Obwohl Schweine bisher auch mit Tiermehl gefüttert wurden, besteht nach
derzeitigem Wissensstand keinerlei Gefahr bezüglich einer Ansteckung mit BSE.
Lamm
Wegen des Vorkommens der Prionenerkrankung namens Scrapie bei Schafen wird vor
dem Verzehr von Fleisch, das von Lämmern oder Schafen stammt, gewarnt.
Fisch
Zuchtfische, vor allem Lachs aus Norwegen und Forellen, dürfen auch weiterhin mit
Fischmehl gefüttert werden. Trotzdem besteht nach dem derzeitigen Wissensstand
keinerlei Gefahr bezüglich einer Ansteckung mit BSE.
Wurstwaren
Wegen der Vielzahl an Wurstprodukten, wie z.B. Salami, Wienerwurst, Leberwurst,
diversen Bratwürsten oder Weißwurst, lässt sich hier keine generelle Empfehlung
geben. Kaufen Sie diese Produkte möglichst bei einer Fachmetzgerei und fragen Sie
nach den Wurstbestandteilen, und bei Rindsprodukten, gegebenenfalls nach dem
Herkunftsort.
Geflügel
Auch Geflügel wird bzw. wurde mit Tiermehl gefüttert. Mit Ausnahme von Hühnern
besteht nach dem derzeitigen Wissensstand keinerlei Gefahr bezüglich einer Infektion
mit BSE.
Tiermehl
Wie bereits erwähnt, gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass die Verbreitung von BSE auf
die Verfütterung von Tiermehl zurückzuführen ist. Im Tiermehl werden u.a. tote Schafe, totes
Geflügel sowie Hunde- und Katzenkadaver verarbeitet. Bis zum Jahre 1994 war der Einsatz
dieses Futtermittels auch bei Wiederkäuern, also auch bei Rindern, üblich und erlaubt. Die
Verfütterung an andere Tiere, wie z.B. Schweine war bis zum 1. Dez.00 in Deutschland
immer noch erlaubt. Noch Anfang November 2000 hatte sich der deutsche
Landwirtschaftsminister bei der EU gegen ein generelles Verbot von Tiermehlfutter
ausgesprochen. Erst unter dem Druck der Ereignisse anlässlich des Auftretens eines BSEFalls bei einem deutschen Rind in Schleswig Holstein musste er seine Einstellung ändern.
Ursprünglich sollte daher per Rechtsverordnung, also durch die Bundesregierung, in
Deutschland Tiermehl ab dem 29.11.2000 generell verboten werden. Aus rechtlichen Gründen
war dafür aber ein Gesetz, das durch den deutschen Bundestag sowie den Bundesrat
verabschiedet werden muss, erforderlich.
Wie oben bereits erwähnt, lag die erste Vorlage eines Gesetzentwurfs schon am 28.11.00 vor,
am 30.11.00 wurde das Gesetz vom deutschen Bundestag beschlossen, am 1.12.00 gab der
Bundesrat seine Zustimmung, kurz darauf unterzeichnete es der Bundespräsident und am
2.12.00 trat es bereits in Kraft. Nach Inkrafttreten des Gesetzes dürfen die Bauern aber noch
Altbestände verbrauchen, was etwa nach einen Monat abgeschlossen sei dürfte. Erlaubt bleibt
aber das Verfüttern von Fischmehl an Fische.
Ein Verstoß gegen das Gesetz wird erstaunlicherweise nur als Ordnungswidrigkeit mit einer
maximalen Geldbuße von 50 000 DM geahndet.
Krankheitsverlauf
Erkrankte Rinder fallen zunächst durch ihre besondere Aggressivität und Ängstlichkeit auf.
Ferner kann eine vermehrte Schmerzempfindlichkeit auftreten. Die Rinder verlieren
schließlich die Kontrolle über ihre Gliedmaßen. Sie torkeln, taumeln, knicken ein, bis sie zu
Boden stürzen. Diese Gangstörungen können ein Hinweis darauf sein, dass sich die
krankhaften Veränderungen schwerpunktmäßig im Kleinhirn der Tiere abspielen. Das
Kleinhirn
ist
für
die
Steuerung
von
Bewegungsabläufen
zuständig.
Rinder erkranken in der Regel im Alter von 4-5 Jahren. Der Krankheitsverlauf schreitet rasch
voran und dauert zwischen einem und fünf Monaten. Die Erkrankung führt stets zum Tod.
Erreger
Es gilt mittlerweile als nahezu sicher, dass Prionen die Erreger dieser Krankheit sind. Prionen
sind jedoch keine Krankheitserreger im klassischen Sinne. So unterscheiden sie sich z.B.
wesentlich von Viren und Bakterien. Hitze von 100° C, Chemikalien und vielen
Desinfektionsmitteln wiederstehen sie. Sogar im Boden können sie Jahre überdauern.
Es handelt sich bei den Prionen (PrPSc) um Eiweiße, die möglicherweise durch
Genmutationen oder Infektion aus den körpereigenen Eiweißen (PrPC) gebildet werden. Der
Zusatz "Sc" steht für Scrapie-spezifisch, der von "C" für cellulär, also für körpereigen. Die
Prionen (PrPSc) unterscheiden sich von den natürlichen Eiweißen durch eine teilweise andere
Abfolge von Aminosäuren. Dadurch besitzen sie eine andere Faltung und damit eine
abweichende räumliche Struktur. Das Gen, welches die Information für dieses Prion-Protein
trägt, liegt auf dem Chromosom 20. Über die Funktion der Prionen und den Mechanismus
ihrer Infektiosiät ist bisher wenig bekannt.
Inkubationszeit
Die genaue Inkubationszeit ist nicht bekannt. Man geht jedoch von einem Zeitraum von 5-7
Jahren aus. Während dieser Zeit sind die Rinder scheinbar völlig gesund. Die ersten
Krankheitszeichen treten erst im Endstadium der Erkrankung auf.
Diagnose
Die erste Veränderung, die man in den Gehirnproben unter dem Mikroskop sehen kann, ist
die Astrogliose. Darunter versteht man die Tatsache, dass zunächst die Astrozyten im Bereich
ihrer Endplatten, die den Hirngefäßen anliegen, beginnen anzuschwellen und dann später die
gesamte Zelle. Als Neuroglia ("Leim") bezeichnet man das Hüll- und Stützgewebe des
Gehirns. Es besteht aus Astrozyten (Makroglia), Oligodendrozyten (Oligodendroglia) und
Hortgazellen (Mikroglia). Außerdem wird vermehrt ein bestimmtes Eiweiß mit der
Bezeichnung glial fibrillary acidic protein (GFAP) gebildet. Dieses Eiweiß ist nach einer
besonderen Anfärbung im Mikroskop sichtbar.
Typisch sind ferner die vermehrte Bildung von Vakuolen ("Bläschen") in den Astrozyten
(Makroglia) und möglicherweise auch in den Oligodendrozyten. Durch die vermehrte
Vakuolenbildung schwellen die Zellen bis zu einer kritischen Größe an und gehen dann unter.
Dadurch entstehen "Löcher" im Gewebe, die insgesamt betrachtet an die löchrige Struktur
eines Schwammes erinnern. Man spricht deshalb auch vom Status spongiosus. Es kann
außerdem zu Veränderungen der Nervenzellen, einer Abnahme der Verschaltung der
Nervenzellen (synaptische Kontakte) untereinander bis hin zum kompletten Verlust von
Nervenzellen kommen.
Besonders bei längerem Krankheitsverlauf kann die Ablagerung von Amyloiden
("Stärkekörnern") beobachtet werden. Amyloide sind Komplexe aus Eiweißen und Zuckern
(Protein-Polysaccharid-Komplex). Sie haben die Struktur kleinster Fäserchen, die sich seitlich
aneinander reihen. Sie lagern sich bevorzugt in der Nähe von Gefäßen ab. Dadurch kommt es
wahrscheinlich zu einer Beeinträchtigung des lokalen Stoffaustausches. Durch die Bindung an
einen Farbstoff (Kongorot) können sie im Gewebe sichtbar gemacht werden.
Im Hirngewebe kann außerdem ein charakteristisches Eiweiß (Protein) nachgewiesen werden.
Es heißt Prionenprotein (PrPSc,). Der Zusatz "Sc" steht für Scrapie spezifisch.
Prionenproteine (PrPC)- wobei das Suffix "C" "cellular" bedeutet- werden auch vom
gesunden Körper gebildet. Über ihrer Funktion ist bisher wenig bekannt. Die Variante "Sc",
die bei Prionenkrankheiten gefunden wird, unterscheidet sich von der normalen Variante
PrPC durch eine geringe Veränderung in der Abfolge der Aminosäuren aus denen sie besteht.
Diese Variante entsteht durch eine Mutation des Genes, das dieses Eiweiß kodiert.
Andererseits kann das veränderte Eiweiß, Prion (PrPSc)genannt, vermutlich auch auf dem
Wege einer Infektion in einen gesunden Körper gelangen und dort die Bildung von
krankhaftem Eiweiß (PrPSC) anregen.
Die typischen Veränderungen im Gehirn von Tieren und Menschen, die an einer
Prionenkrankheit leiden, ähneln stark den bei der Traberkrankheit der Schafe beobachteten
Veränderungen. Deshalb wurde frühzeitig eine ursächliche Beziehungen zwischen diesen
Erkrankungen hergestellt.
Traberkrankheit (engl. Scrapie)
Krankheit und Verlauf
Die Traberkrankheit bei Schafen ist in Großbritannien bereits seit dem 18. Jahrhundert
bekannt und tritt bis heute gelegentlich auf. Der Name rührt von der Tendenz der erkrankten
Schafe her, sich die Wolle abzuscheuern. Ferner treten Störungen der Körperkoordination und
beim Laufen auf, die auf eine Erkrankung des Kleinhirns hindeuten. Daher stammt die
deutsche Bezeichnung "Traberkrankheit" und die französische Bezeichnung "la tremblante".
Gelegentlich wird auch ein Hang zum übermäßigen Wassersaufen (Polydypsie) beobachtet.
Die Variation der Symptome erklärt sich vermutlich aus dem Befall jeweils anderer Teile des
Gehirns. Wegen der langen Inkubationszeit, die mehrere Jahre betragen kann, erschient der
symptomatische Krankheitsverlauf mit einer Dauer von zwei bis sechs Monaten relativ kurz.
Erreger
Prionen , näheres zu den Prionen siehe unter BSE
Inkubationszeit
Bis zum Auftreten der ersten körperlichen Symptome vergehen drei bis vier Jahre. Bis zu
diesem Zeitpunkt sind die Tiere äußerlich gesund.
Diagnose
siehe unter BSE.
Übertragungswege
Die genauen Übertragungswege sind nicht bekannt. Die Erkrankung kann über den
Mutterkuchen in der Gebärmutter der Tiere an den Embryo weitergegeben werden. Ferner
lässt sich durch Übertragung von Nervengewebe erkrankter Tiere auf gesunde Schafe eine
experimentelle Erkrankung erzeugen. Die so erzeugte Traberkrankheit hat einen schwereren
Verlauf und führt zu wesentlich ausgeprägteren Veränderungen am Gehirn als die natürliche
Infektion.
Therapie
Eine spezifische Therapie der Erkrankung gibt es, wie bei allen anderen Prionenkrankheiten,
auch hier nicht. Die Tiere werden, um ein Ausbreiten der Erkrankung zu verhindern,
vorsorglich isoliert und notgeschlachtet. Die Verbrennung der Kadaver soll die
Infektionsquelle beseitigen. Wegen der langen Inkubationszeit und der spät einsetzenden
Symptome ist die Aussonderung erkrankter Tiere schwierig. Daher ist mit einer unbekannten
Zahl kranker Tiere in einer scheinbar normalen Herde zu rechnen.
Weitere Prionenerkrankungen bei Tieren
Außer bei Schafen und Rindern treten auch bei anderen Tieren Erkrankungen des Gehirns auf,
die ähnliche Krankheitssymptome verursachen. Im Gehirn kommt es dabei zu den typischen
schwammartigen Veränderungen. Man spricht daher allgemein auch von transmissibler
spongiformer Enzephalitis (TSE).
Krankheit
transmissible mink encephalopathy
chronic wasting disease
übertragbare spongiforme
Enzephalopathien ohne spezielle
Eigennamen bei weiteren Tierarten
Abkürzun
erkranktes Tier
g
TME
Nerz
CWD
Elche, Hirsche
Hauskatzen, arabischer Oryx,
Gemse, Kudu, Antilope
BSE-Test
Seit 1998 gibt es einen BSE-Schnelltest. Die erste Hoffnung, man könne so infizierte Tiere
leichter aussondern, wurde leider bisher nicht erfüllt. Der Test schlägt erst bei Tieren an, die
bereits mindestens 30 Monte alt und zudem schon hochinfektiös sind. Es ist nicht möglich,
diesen Test an lebenden Tieren durchzuführen. Für den Test muss aus dem getöteten Tier
Gewebe aus dem Gehirn entnommen und untersucht werden. Das Ergebnis liegt dann
innerhalb weniger Tage vor. Ein negativer Test gibt allerdings keine 100% Sicherheit, dass
das Tier auch tatsächlich gesund ist.
Entsprechend einer Eil-Rechtsverordnung aus dem Gesundheitsministerium in Berlin müssen
in Deutschland ab dem 6. Nov.00 alle geschlachteten Rinder mit einem Alter über 30 Monate
dem Schnelltest unterzogen werden. Wie oben erwähnt, gilt dies in der EU erst ab dem 1. Juli
2001. Da ein Test bis zu 200 DM kostet, ist mit geringen Preissteigerungen für Rindfleisch zu
rechnen
Es sei erwähnt, dass ca. 60-70% der Schlachttiere in Deutschland Jungbullen in einem Alter
zwischen 17 und 22 Monaten sind. In diesen Fällen greift der Schnelltest natürlich nicht.
Therapie
Eine Behandlung der BSE ist bisher nicht möglich. Die Isolation erkrankter Tiere ist wegen
der langen Inkubationszeit und dem innerhalb des Krankheitsverlaufes späten Auftreten der
typischen Symptome schwierig. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass es in den Rinderherden
eine bisher unbekannte Zahl infizierter, aber noch nicht erkrankter Tiere gibt. So könnte man
sich die, trotz umfangreicher Notschlachtungen, immer wieder neu auftretenden
Erkrankungsfälle bei Rindern erklären.
Creutzfeldt-Jakob-Disease (CJD)
Allgemeines
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankeit (Krankheit=Disease wurde 1920 erstmals beschrieben. Sie
tritt sehr selten auf. Weltweit tritt sie mit einer Häufigkeit von 0,5- 1 Fall pro 1 Million
Menschen pro Jahr auf. Man unterscheidet eine zufällig (sporadisch) auftretende Form von
einer dominant vererbbaren und familiär gehäuft auftretenden Variante. Die familiär gehäufte
Variante wird z.B. bei Israelis beobachtet, die aus der Slowakei oder aus Libyen stammen.
Insgesamt sind ca. 15% der Fälle erblich, 80% sporadisch und 5% durch verunreinigte
Instrumente oder aus der Hypophyse von Verstorbenen hergestellte Wachstumshormone
übertragen worden. Eine Infektionsübertragung von Erkrankten auf Gesunde ist somit sehr
selten und auf natürlichem Wege nicht möglich.
Die sogenannte neue Variante der Krankheit nvCreutzfeldt-Jakob-Krankheit entspricht
bezüglich der Symptome der natürlich vorkommenden Erkrankung Creutzfeldt - Jakob Erkrankung, wird aber wahrscheinlich beim Menschen durch den Verzehr von mit BSE
verseuchtem Rindfleisch ausgelöst. Nähere Informationen dazu finden Sie hier
Die Krankheit zeichnet sich durch eine rasch voranschreitende Demenz aus. Unter Demenz
versteht man den Verlust erworbener intellektueller Fähigkeiten. Ursache sind Schädigungen
des Gehirns. Sie zeichnen sich durch Gedächtnisstörungen, Störungen der Wahrnehmung und
Persönlichkeitsveränderungen aus. Der Krankheitsverlauf ist zunächst schleichend. Wegen
der eher unspezifischen klinischen Krankheitszeichen ist die Abgrenzung zu anderen
dementiellen Veränderungen anderer Ursache schwierig. Zusätzlich treten Muskelkrämpfe
und Muskelzuckungen auf. In späten Krankheitsstadien kommt es zu willkürlichen und
unwillkürlichen Bewegungsstörungen. Das Erkrankungsalter legt zwischen 55 und 75 Jahren.
Die Krankheit hat einen Verlauf von unter einem Jahr und endet immer mit dem Tod.
Erreger
Es gilt mittlerweile als nahezu sicher, dass Prionen die Erreger dieser Krankheit sind.
Prionen sind jedoch keine Krankheitserreger im klassischen Sinne. So unterscheiden sich z.B.
wesentlich von Viren und Bakterien. Hitze von 100° C, Chemikalien und vielen
Desinfektionsmitteln wiederstehen sie. Sogar im Boden können sie Jahre überdauern. Es
handelt sich bei den Prionen (PrPSc) um Eiweiße, die möglicherweise durch Genmutationen
oder Infektion aus den körpereigenen Eiweißen (PrPC) gebildet werden. Der Zusatz "Sc" steht
für Scrapie- spezifisch, der von "C" für cellulär, also für körpereigen. Die Prionen (PrPSc)
unterscheiden sich von den natürlichen Eiweißen durch eine teilweise andere Abfolge von
Aminosäuren. Dadurch besitzen sie eine andere Faltung und damit eine abweichende
räumliche Struktur. Über die Funktion der Prionen und den Mechanismus ihrer Infektiosiät ist
bisher wenig bekannt. Es werden mehrere Theorien diskutiert.
Der Bildung des Eiweißes PrPSc liegt eine Punktmutation in einem Gen (PRNP) der
erkrankten Patienten zu Grunde. Bisher sind Mutationen an unterschiedlichen Stellen des
Gens bekannt, die alle zum Erkrankungsbild der CJD führen. Es kommt dadurch zum Einbau
jeweils einer anderen Aminosäure als im normalen Eiweiß PrPC. Meist treten diese
Mutationen spontan auf. Bei 15% der Erkrankten handelt es sich um eine erbliche
Veränderung (familiäre CJD).
Symptome
Die Erkrankung beginnt mit uncharakteristischen Beschwerden, wie z.B. Schlafstörungen.
Nach und nach treten außerdem psychische Symptome auf, wie z.B. Wahnvorstellungen oder
Halluzinationen. Zusätzlich kommt es zu einem Gedächtnisverlust sowie zu
neuropsychologischen Symptomen, wie Aphasie, also die Unfähigkeit sprechen zu können,
oder Alexie, also die Unfähigkeit zu lesen. Die Erkrankung schreitet dann schnell voran und
führt zu vielfältigen Symptomen wie:
Lähmungen
Tremor, also Zittern von Armen, Beinen oder dem Kopf
Chorea, darunter versteht man ausladende Bewegungen des Körpers, die sich bei Erregung
verstärken und im Schlaf aufhören
Zerebellare Ataxie, d.h. ein unkoordinierter Bewegungsablauf
Myoklonien, dass sind blitzartig ablaufende Zuckungen in der Muskulatur, die z.B. durch
akustische Reize ausgelöst
Epileptische Anfälle
Im Endstadium der Erkrankung haben die Patienten keinerlei Möglichkeit, mit ihrer Umwelt
Kontakt aufzunehmen und umgekehrt. Die Patienten versterben nach wenigen Monaten bis 2
Jahren im Zustand der Dezerebration, d.h. einer Enthirnungsstarre.
Inkubationszeit
Über die Zeit bis zum ersten Ausbruch von Krankheitszeichen gibt es noch keine
verlässlichen Daten.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand des neurologischen Befundes gestellt.
Die erste Veränderung, die man an Hirnbiopsien unter dem Mikroskop sehen kann, ist die
Astrogliose. Darunter versteht man die Tatsache, dass zunächst die Astrozyten im Bereich
ihrer Endplatten, die den Hirngefäßen anliegen, beginnen anzuschwellen und dann später die
gesamte Zelle. Als Neuroglia ("Leim") bezeichnet man das Hüll- und Stützgewebe des
Gehirns. Es besteht aus Astrozyten (Makroglia), Oligodendrozyten (Oligodendroglia) und
Hortgazellen (Mikroglia). Außerdem wird vermehrt ein bestimmtes Eiweiß mit der
Bezeichnung glial fibrillary acidic protein (GFAP) gebildet. Dieses Eiweiß ist nach einer
besonderen Anfärbung im Mikroskop sichtbar.
Typisch sind ferner die vermehrte Bildung von Vakuolen ("Bläßchen") in den Astrozyten
(Makroglia) und möglicherweise auch in den Oligodendrozyten. Durch die vermehrte
Vakuolenbildung schwellen die Zellen bis zu einer kritischen Größe an und gehen dann unter.
Dadurch entstehen "Löcher" im Gewebe, die insgesamt betrachtet an die löchrige Struktur
eines Schwammes erinnern. Man spricht deshalb auch vom Status spongiosus. Es kann
außerdem zu Veränderungen der Nervenzellen, einer Abnahme der Verschaltung der
Nervenzellen (synaptische Kontakte) untereinander bis hin zum kompletten Verlust von
Nervenzellen kommen.
Besonders bei längerem Krankheitverlauf kann die Ablagerung von Amyloiden
("Stärkekörnern") beobachtet werden. Amyloide sind Komplexe aus Eiweißen und Zuckern
(Protein-Polysaccharid-Komplex). Sie haben die Struktur kleinster Fäserchen, die sich seitlich
aneinander reihen. Sie lagern sich bevorzugt in der Nähe von Gefäßen und ab. Dadurch
kommt es wahrscheinlich zu einer Beeinträchtigung des lokalen Stoffaustausches. Durch die
Bindung an einen Farbstoff (Kongorot) können sie im Gewebe sichtbar gemacht werden.
In manchen Fällen zeigt die Bluthirnschranke eine vermehrte Durchlässigkeit. Die
Bluthirnschranke ist eine Art Filter, die normalerweise verhindert, dass Stoffe aus den kleinen
Gefäßen ins Hirngewebe gelangen. Sie wird vermutlich durch die Zellen (Kapillarendothel),
welche die Wände der kleinen Blutgefäße (Kapillaren) auskleiden, gebildet. Normalerweise
ist dieses "Filter" nur über einen aktiven Stofftransport durch den Körper jener Zellen
passierbar aus denen es besteht.
Obgleich man bei den Prionenkrankheiten auch von einer transmissiblen spongiformen
Encephalitis spricht, treten doch keine klassischen Veränderungen, wie etwa die Invasion von
Entzündungszellen, in das erkrankte Gewebe auf.
Im Hirngewebe kann außerdem ein charakteristisches Eiweiß (Protein) nachgewiesen werden.
Es heißt Prionenprotein (PrPSc,). Der Zusatz "Sc" steht für Scrapie spezifisch.
Prionenproteine (PrPC)- wobei das Suffix "C" "cellular" bedeutet- werden auch vom
gesunden Körper gebildet. Über ihrer Funktion ist bisher wenig bekannt. Die Variante "Sc",
die bei Prionenkrankheiten gefunden wird, unterscheidet sich von der normalen Variante
PrPC durch eine geringe Veränderung in der Abfolge der Aminosäuren aus denen sie besteht.
Diese Variante entsteht durch eine Mutation des Genes, das dieses Eiweiß kodiert.
Andererseits kann das veränderte Eiweiß, Prion (PrPSc)genannt, vermutlich auch auf dem
Wege einer Infektion in einen gesunden Körper gelangen und dort die Bildung von
krankhaftem Eiweiß (PrPSC) anregen.
Die typischen Veränderungen im Gehirn von Tieren und Menschen, die an einer
Prionenkrankheit leiden, ähneln stark den bei BSE an Rindern sowie den bei an der
Traberkrankheit erkrankten Schafen beobachteten Veränderungen. Deshalb wurde frühzeitig
eine ursächliche Beziehungen zwischen diesen Erkrankungen hergestellt.
Übertragungswege
CJD ist unter normalen Bedingungen nicht ansteckend. Bei weniger als 5% der Erkrankten
liegt eine Übertragung der Erreger im Rahmen eines operativen Eingriffs vor oder durch das
Verabreichen von z.B. Wachstumshormon, die aus der Hypophyse von Verstorbenen
gewonnen werden. Als Infektionsquelle kommen Hirnhaut- und Hornhauttransplantationen in
Betracht. Extrem selten sind verunreinigte Operationsinstrumente, stereotaktische Elektroden
oder wachstumshormon- oder gonadotropinhaltige Medikamente die Ursache.
Therapie
Eine Therapie ist bisher nicht möglich. Die Erkrankung endet stets mit dem Tode.
New variant Creutzfeldt - Jakob-Disease (nvCJD)
Allgemeines
Die nvCreutzfeldt-Jakob-Krankeit entspricht bezüglich der Symptome der natürlich
vorkommenden Erkrankung Creutzfeldt - Jakob - Erkrankung (CJD). Allerdings sind im
Gegensatz zur CJD von dieser Krankheit bisher besonders jüngere Menschen betroffen. Der
Alterdurchschnitt liegt hier bei 29 Jahren.
Insgesamt sind an dieser Krankheit nachgewiesenermaßen bisher 85 Personen in England und
4 in Frankreich verstorben (Stand: November 2000).
Außerdem ist diese Erkrankung übertragbar, z.B. von erkrankten Rindern, und besitzt keine
erblich bedingten Genmutationen als Ursache.
Erreger
Es gilt mittlerweile als nahezu sicher, dass Prionen die Erreger dieser Krankheit sind.
Prionen sind jedoch keine Krankheitserreger im klassischen Sinne. So unterscheiden sich z.B.
wesentlich von Viren und Bakterien. Hitze von 100° C, Chemikalien und vielen
Desinfektionsmitteln wiederstehen sie. Sogar im Boden können sie Jahre überdauern. Es
handelt sich bei den Prionen (PrPSc) um Eiweiße, die möglicherweise durch Genmutationen
oder Infektion aus den körpereigenen Eiweißen (PrPC) gebildet werden. Das Gen, welches
die Information für dieses Prion-Protein trägt, liegt auf dem Chromosom 20. Der Zusatz "Sc"
steht für Scrapie- spezifisch, der von "C" für cellulär, also für körpereigen. Die Prionen
(PrPSc) unterscheiden sich von den natürlichen Eiweißen durch eine teilweise andere Abfolge
von Aminosäuren. Dadurch besitzen sie eine andere Faltung und damit eine abweichende
räumliche Struktur. Über die Funktion der Prionen und den Mechanismus ihrer Infektiosiät ist
bisher wenig bekannt. Es werden mehrere Theorien diskutiert.
Symptome
Die Erkrankung beginnt mit uncharakteristischen Beschwerden, wie z.B. Schlafstörungen.
Nach und nach treten außerdem psychische Symptome auf, wie z.B. Wahnvorstellungen oder
Halluzinationen. Zusätzlich kommt es zu einem Gedächtnisverlust sowie zu
neuropsychologischen Symptomen, wie Aphasie, also die Unfähigkeit sprechen zu können,
oder Alexie, also die Unfähigkeit zu lesen. Die Erkrankung schreitet dann schnell voran und
führt zu vielfältigen Symptomen wie:
Lähmungen
Tremor, also Zittern von Armen, Beinen oder dem Kopf
Chorea, darunter versteht man ausladende Bewegungen des Körpers, die sich bei Erregung
verstärken und im Schlaf aufhören
Zerebellare Ataxie, d.h. ein unkoordinierter Bewegungsablauf
Myoklonien, dass sind blitzartig ablaufende Zuckungen in der Muskulatur, die z.B. durch
akustische Reize ausgelöst
Epileptische Anfälle
Im Endstadium der Erkrankung haben die Patienten keinerlei Möglichkeit, mit ihrer Umwelt
Kontakt aufzunehmen und umgekehrt. Die Patienten versterben nach wenigen Monaten bis 2
Jahren im Zustand der Dezerebration, d.h. einer Enthirnungsstarre.
Inkubationszeit
Über die Zeit bis zum Ausbruch der ersten Krankheitszeichen sind keine genauen Zahlen
bekannt. Es handelt sich aber wahrscheinlich um einen Zeitraum von mehreren Jahren.
Häufigkeit
Diese Erkrankung war bis vor wenigen Jahren nahezu unbekannt und auch die "normale"
Creutzfeldt- Jakob- Erkrankung kam nur extrem selten vor. Dies hat sich in allerletzter Zeit
teilweise dramatisch geändert. Im Mutterland von BSE, also in England, sind bis November
2000 85 Menschen an der nvCJD verstorben. In Frankreich hat es bisher 4 Todesfälle an nv
CJD gegeben. Der englische Epidemiologe Roy Anderson aus Oxford hält bis zu 500.000
Tote in den nächsten 30 Jahren für nicht unmöglich.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand des neurologischen Befundes gestellt.
Die erste Veränderung, die man an Hirnbiopsien unter dem Mikroskop sehen kann, ist die
Astrogliose. Darunter versteht man die Tatsache, dass zunächst die Astrozyten im Bereich
ihrer Endplatten, die den Hirngefäßen anliegen, beginnen anzuschwellen und dann später die
gesamte Zelle. Als Neuroglia ("Leim") bezeichnet man das Hüll- und Stützgewebe des
Gehirns. Es besteht aus Astrozyten (Makroglia), Oligodendrozyten (Oligodendroglia) und
Hortgazellen (Mikroglia). Außerdem wird vermehrt ein bestimmtes Eiweiß mit der
Bezeichnung glial fibrillary acidic protein (GFAP) gebildet. Dieses Eiweiß ist nach einer
besonderen Anfärbung im Mikroskop sichtbar.
Typisch sind ferner die vermehrte Bildung von Vakuolen ("Bläßchen") in den Astrozyten
(Makroglia) und möglicherweise auch in den Oligodendrozyten. Durch die vermehrte
Vakuolenbildung schwellen die Zellen bis zu einer kritischen Größe an und gehen dann unter.
Dadurch entstehen "Löcher" im Gewebe, die insgesamt betrachtet an die löchrige Struktur
eines Schwammes erinnern. Man spricht deshalb auch vom Status spongiosus. Es kann
außerdem zu Veränderungen der Nervenzellen, einer Abnahme der Verschaltung der
Nervenzellen (synaptische Kontakte) untereinander bis hin zum kompletten Verlust von
Nervenzellen kommen.
Besonders bei längerem Krankheitverlauf kann die Ablagerung von Amyloiden
("Stärkekörnern") beobachtet werden. Amyloide sind Komplexe aus Eiweißen und Zuckern
(Protein-polysaccharin-komplex). Sie haben die Struktur kleinster Fäserchen, die sich seitlich
aneinander reihen. Sie lagern sich bevorzugt in der Nähe von Gefäßen und ab. Dadurch
kommt es wahrscheinlich zu einer Beeinträchtigung des lokalen Stoffaustausches. Durch die
Bindung an einen Farbstoff (Kongorot) können sie im Gewebe sichtbar gemacht werden.
Im Hirngewebe kann außerdem ein charakteristisches Eiweiß (Protein) nachgewiesen werden.
Es heißt Prionenprotein (PrPSc,). Der Zusatz "Sc" steht für Scrapie spezifisch.
Prionenproteine (PrPC)- wobei das Suffix "C" "cellular" bedeutet- werden auch vom
gesunden Körper gebildet. Über ihrer Funktion ist bisher wenig bekannt. Die Variante "Sc",
die bei Prionenkrankheiten gefunden wird, unterscheidet sich von der normalen Variante
PrPC durch eine geringe Veränderung in der Abfolge der Aminosäuren aus denen sie besteht.
Diese Variante entsteht durch eine Mutation des Genes, das dieses Eiweiß kodiert.
Andererseits kann das veränderte Eiweiß, Prion (PrPSc)genannt, vermutlich auch auf dem
Wege einer Infektion in einen gesunden Körper gelangen und dort die Bildung von
krankhaftem Eiweiß (PrPSC) anregen.
Die typischen Veränderungen im Gehirn von Tieren und Menschen, die an einer
Prionenkrankheit leiden, ähneln stark den bei der Traberkrankheit der Schafe sowie den bei
BSE bei Rindern beobachteten Veränderungen. Deshalb wurde frühzeitig eine ursächliche
Beziehungen zwischen diesen Erkrankungen hergestellt.
Übertragungswege
Die Übertragung erfolgt über den Verzehr von Nahrungsmitteln aus Rindern. Als besonders
infektiös gelten Nervengewebe, lymphatisches Gewebe und andere innere Organe. Allerdings
gibt es experimentelle Hinweise dafür, dass auch das Fleisch erkrankter Tiere, wenn auch in
geringerem Maße, infektiös ist. Die Inaktivierung des Erregers durch Kochen ist wegen seiner
ungewöhnlichen Hitzebeständigkeit nicht möglich.
Therapie
Eine Therapie gibt es bislang nicht. Die Erkrankung endet immer mit dem Tode.
Ernährung
BSE - Rinderwahnsinn
Mehr als 175.000 Rinder starben bisher in Großbritannien an BSE, und Woche für Woche
erhöht sich die Zahl. Das Kürzel BSE bedeutet Bovine (Rind) Spongiforme Encephalopathie
- eine schwammartige Erkrankung des Gehirns. Eine Übertragung auf Menschen wird für
sehr wahrscheinlich gehalten. Es gibt bisher weder Nachweismethode (am lebenden
Menschen oder Tier) noch Behandlungsmöglichkeit oder Impfschutz.
Exportverbot für britisches Rindfleisch am 1.8.99 gelockert!
Am 14.7.99 hat die EU-Kommission das seit dem 27.3.96 bestehende weltweite
Ausfuhrverbot für britisches Rindfleisch unter bestimmten Auflagen gelockert. Diese sind
u.a.:
•
•
•
•
nur Fleisch ohne Knochen
von Rindern, die zwischen 6 und 30 Monaten alt sind
die Herkunft der Tiere muss eindeutig nachvollziehbar sein
nur in besonders zugelassenen Schlachthöfen gewonnenes Fleisch
Nach Ansicht der Verbraucher-Zentrale NRW kommt diese Entscheidung viel zu früh und
ist unvereinbar mit dem Verbraucherschutz. In Großbritannien gab es 1998 immer noch über
3.000 neue BSE-Fälle und selbst in den ersten fünf Monaten dieses Jahres noch fast 1.500
(BSE in Europa).
Verbraucherinnen und Verbraucher können nun bei Rindfleisch und rindfleischhaltigen
Erzeugnissen ohne Herkunftsangabe nicht mehr ausschließen, dass diese von britischen
Rindern stammen könnten (Einkauftipps).
BSE auf Menschen übertragbar?
Diese Frage wurde in den vergangenen Jahren immer wieder unterschiedlich beantwortet.
Seit Herbst 1997 wird jedoch allgemein davon ausgegangen, dass der Verzehr von BSEinfizierten Rinderprodukten eine ähnliche Erkrankung bei Menschen auslösen kann.
Creutzfeld-Jacob-Krankheit
GENTECHNIK
Prionen – Proteine auf Abwegen?
Was weiß man über die mutmaßlichen BSE-Erreger?
Martin H. Groschup (Tübingen) und Thomas C. Mettenleiter (Insel Riems)(Abgeändert
v.:C.S.)
Die Rinderseuche BSE hat Konsequenzen für den gesamten europäischen
Rindfleischmarkt
Im Jahre 1986 wurde der erste Fall der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (BSE) bei
einem Rind in Großbritannien diagnostiziert. Seitdem entwickelte sich eine BSE-Epidemie
unerwarteten Ausmaßes. Es wird geschätzt, daß sich zwischen 1977 und 1995 über 900.000
britische Rinder mit dem BSE-Erreger infiziert haben. Von diesen erkrankten im Vereinigten
Königreich bis Ende 1996 ca. 165.000 Tiere an BSE, während die anderen Tiere vor dem
Ausbruch der klinischen Erkrankung geschlachtet wurden. Die Verfütterung von infektiösem
Tiermehl stellt nach heutigem Kenntnisstand den wichtigsten Übertragungsweg für den
Erreger dar. Die Frage, ob der BSE-Erreger vom Scrapie-Erreger der Schafe und Ziegen
abstammt oder ob er schon immer beim Rind auftrat, ist bis heute ungeklärt. Hier sollen kurz
der aktuelle Wissensstand zur Natur dieser außergewöhnlichen Erreger dargestellt und die
hierzu in der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV) durchgeführten
Forschungsvorhaben vorgestellt werden.
BSE und verwandte Krankheiten
Der „Rinderwahnsinn" ist die zur Zeit wohl bekannteste aus einer ganzen Gruppe von
Krankheiten, die alle ein ähnliches Erscheinungsbild aufweisen. Man spricht von den
sogenannten ‘Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien’ (TSEs), was sich mit
‘übertragbaren schwammartigen Gehirnerkrankungen’ übersetzen läßt. TSEs sind bei Mensch
und Tier bereits seit Jahrhunderten bekannt. Die Krankheit ‘Scrapie’ wurde im 18.
Jahrhundert erstmals bei Schafen und Ziegen beschrieben. Vereinzelte Ausbrüche der
übertragbaren Nerz-Enzephalopathie wurden seit 1947 vorwiegend in den Vereinigten Staaten
beobachtet. Dagegen kommt die 'Chronic Wasting Disease' in den USA und in Kanada erst
seit 1967 bei in Gefangenschaft gehaltenen Maultierhirschen und Elchen vor.
Beim Menschen kennt man seit der Jahrhundertwende die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
(CJK), das Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom (GSS) und die Kuru sowie – seit 1992 –
die tödliche familiäre Schlaflosigkeit (FFI). Inzwischen ist für nahezu alle TSE-Formen die
Übertragbarkeit von einem Individuum auf ein anderes belegt.
Abb. 1: Klinisches Bild eines an Scrapie erkrankten Schafes
(Aufnahme: M. Dawson, Central Veterinary Laboratory, GB).
Betroffene Tiere leiden unter erhöhter Schreckhaftigkeit, Stelzgang, Muskelzittern,
Abmagerung und Juckreiz, weshalb sie im Extremfall ihr Wollvlies ganz oder teilweise
herunterkratzen.
TSEs bei Mensch und Tier führen erst nach jahrelangen Inkubationszeiten zur Erkrankung
(Abb. 1). Besonders betroffen sind bestimmte Bereiche der grauen Gehirnsubstanz, die
mikroskopisch schwammartige Veränderungen aufweisen, was auf das Absterben von
Nervenzellen zurückzuführen ist (Abb. 2). In vielen Fällen finden sich Ablagerungen aus
unlöslichen Proteinen ("amyloide Plaques").
Abb. 2: Spongiforme Veränderungen im Rückenmark eines an BSE verendeten Rindes (a)
im Vergleich zum Rückenmark eines gesunden Tieres (b)
(Aufnahmen: G.A.H. Wells, Central Veterinary Laboratory, GB).
Die Arbeit mit transgenen Tieren, also mit Organismen, die neben ihrer eigenen Erbsubstanz
auch kleinere Stücke fremden Erbguts tragen, hat wesentlich dazu beigetragen, die
Krankheiten besser zu verstehen und Forschungsarbeiten zu vereinfachen und zu
beschleunigen. So wird an der BFAV ein wichtiger Teil der Untersuchungen zu BSE mit
transgenen Mäusen durchgeführt, die einfacher zu halten und schneller zu vermehren sind als
etwa Rinder.
Die Natur der Erreger
TSE-Erreger geben den Mikrobiologen nach wie vor Rätsel auf. Daß es sich um wahrhaft
'unkonventionelle' Erreger handelt, zeigt schon ein Blick auf ihre beispiellos hohe Stabilität.
Nur konzentrierte Säuren oder Laugen und chlorhaltige Lösungen inaktivieren sie zuverlässig.
Dagegen sind herkömmliche formaldehyd- oder alkohol-haltige Desinfektionsmittel völlig
wirkungslos. TSE-Erreger widerstehen ultravioletter oder ionisierender Strahlung, die bei
Viren durch die Schädigung des Erbguts zu einer völligen Zerstörung ihrer Infektiosität
führen.
Aufgrund dieser Eigenschaften vermutete der amerikanische Mikrobiologe Griffith 1967, daß
es sich bei diesen Erregern um reine Proteine, also um Eiweiße, handeln könnte. Der
Amerikaner Prusiner griff diesen Gedanken Ende der siebziger Jahre auf und formulierte im
Jahre 1982 die Grundlagen der Prion-Theorie. Sie geht davon aus, daß ein krankhaft
verändertes Eiweiß, das Prion-Protein, den Infektionserreger darstellt, was eine grundlegend
neue Klasse von Infektionserregern postuliert (Viren besitzen immerhin neben einer
Eiweißhülle auch noch eine darinliegende Erbsubstanz, die Nukleinsäuren DNS oder RNS).
Der eindeutige Beweis für diese Theorie steht allerdings noch aus.
Daneben wird weiterhin diskutiert, daß ein Virus für diese Erkrankungen verantwortlich sein
könnte, welches das Prion-Protein nur als Rezeptor zum Eindringen in die Zelle benutzt.
Anhänger der Virino-Theorie postulieren dagegen, daß eine kleine virale Nukleinsäure nicht
von viruseigenen Proteinen, sondern von Prion-Protein umgeben ist. Bisher gelang es aber
nicht, eine solche erregerspezifische Nukleinsäure nachzuweisen.
Ein natürlicher Bestandteil des Körpers
Eines der zahlreichen Proteine, die natürlicherweise in den Hirnzellen von Menschen und
Wirbeltieren vorkommen, ist das sogenannte Prion-Protein (PrPC). Schon früh wurde gezeigt,
daß im Gehirn erkrankter Personen und Tiere eine veränderte Form dieses Proteins auftritt,
die immer mit dem Vorhandensein des infektiösen Agens korreliert. Diese Form wird als
pathologisches Prion-Protein (PrPSc) bezeichnet.
Die Funktion des Prion-Proteins ist bis heute unklar: Transgene Mäuse, die nicht mehr in der
Lage sind, das zelluläre PrPC zu bilden (PrP0/0-Mäuse), entwickeln sich völlig normal.
Möglicherweise spielt PrPC bei der Regulation der inneren Uhr oder bei der Nervenreizleitung
in Synapsen eine Rolle.
Das Gen für das Prion-Protein liegt im Erbgut bei Mensch und Tier jeweils nur einmal je
Chromosomensatz vor. Das Protein besteht – je nach Spezies – aus 254 bis 273 Aminosäuren.
Bei seiner Bildung in der Zelle wird es mit unterschiedlichen Mengen von Zuckerresten
verknüpft. Reifes Prion-Protein weist daher drei verschiedene Molekularmassen auf, die sich
in biochemisch-immunologischen Nachweisverfahren als charakteristische Banden darstellen
lassen (vgl. Abb. 5).
Das pathologische Prion-Protein
Abb. 3: Prion-Theorie:
Umformung des zellulären Prion-Proteins (grün) in seine pathologische Form (rot).
Pathologisches Prion-Protein lagert sich an zelluläres Prion-Protein an und bildet mit ihm
einen Intermediär-Komplex, aus dem zwei pathologische Prion-Protein-Moleküle
hervorgehen.
Nach der Prion-Theorie stellt die Umwandlung vom natürlichen zellulären Prion-Protein
(PrPC) zum pathologischen Prion-Protein (PrPSc) das Schlüsselereignis für die Vermehrung
des infektiösen Agens dar (Abb. 3). Wie diese Umwandlung im Einzelnen im Organismus
vonstatten geht, ist bislang noch nicht geklärt.
Abb. 4: Immun-histochemischer Nachweis der Ablagerung von pathologischem PrionProtein im Gehirn einer an Scrapie erkrankten Maus. Die pathologischen Prion-Proteine
wurden markiert und angefärbt: Sie sind in den befallenen Zellen als rote, kleinkörnige
Ablagerungen zu erkennen.
Anders als PrPC liegen PrPSc als intrazellulär abgelagerte Aggregate vor (Abb. 4). Die
Proteine besitzen eine partielle Resistenz gegenüber dem eiweißabbauenden Enzym
Proteinase-K: Nur das erste Drittel der Aminosäurekette wird enzymatisch verdaut. Der
Nachweis der Anreicherung des resistenten Reststücks im Gehirn besitzt diagnostische
Bedeutung (Abb. 5). Gegen zelluläres wie auch pathologisches Prion-Protein bildet das
Immunsystem aufgrund der natürlichen Toleranz gegenüber körpereigenen Bestandteilen
keine Antikörper. Deshalb ist derzeit keine Serodiagnostik für diese Erkrankungen möglich.
Abb. 5: Immunoblot-Nachweis des pathologischen Prion-Proteins (PrPSc) im Gehirn eines
an BSE verendeten Rindes. PrPSc wurde gereinigt, aufgetrennt und sichtbar gemacht. Die
drei charakteristischen Banden sind nur im Gehirnextrakt des BSE-Tieres, nicht aber im
Gewebe eines gesunden Rindes nachzuweisen. PrPSc besitzt darüber hinaus eine partielle
Proteinase K- (PK) Resistenz: die Behandlung mit dem Enzym führt nicht zum
vollständigen Verdau.
Die Pathogenese
Infektionsversuche belegen, daß die Bildung des normalen Prion-Proteins in den Zellen nicht
nur eine Voraussetzung für den Ausbruch der Erkrankung darstellt, sondern auch für die
Vermehrung der Erreger notwendig ist. Mäuse ohne Prion-Gen erkranken nicht und
produzieren auch keine infektiösen Erreger. Wird allerdings das Gen repariert, so bilden diese
Tiere wieder Prion-Protein und werden für die Krankheit empfänglich.
Implantationsexperimente mit embryonalem Nervengewebe einer PrP-bildenden Maus in das
Gehirn einer PrP0/0-Maus erbrachten einen weiteren Einblick in die Pathogenese dieser
Erkrankungsgruppe: Nach einer Infektion der so implantierten Mäuse mit Scrapie-Erregern
degenerieren ausschließlich die Zellen im implantierten Gewebe und bilden pathologisches
PrP, ohne daß die Mäuse erkranken.
Inzwischen wurden transgene Mäuse hergestellt, bei denen das PrP-Gen gezielt entweder nur
in Nervenzellen oder nur in Astrozyten (Stützzellen des Nervengewebes) gebildet wird. Da
beide Maustypen an Scrapie erkranken, sind wohl beide Zellarten infizierbar und vermehren
den Scrapie-Errreger. Welcher Mechanismus ursächlich für den Untergang der Zellen
verantwortlich ist, ist bisher noch unklar. Ein synthetisches ‘Mini-Eiweiß’ aus 20
Aminosäuren, das einem Teilstück von PrP entspricht, bringt in der Zellkultur neuronale
Zellen von normalen Mäusen zum Absterben, nicht aber die Zellen von PrP0/0-Mäusen.
Trotz großer Anstrengungen konnte bisher kein chemischer Unterschied zwischen PrPC und
PrPSc gefunden werden. Physikalische Untersuchungen zeigen aber, daß PrPSc vorwiegend aus
ß-Faltblatt-Strukturen aufgebaut ist, während PrPC einen höheren Anteil an α -helikalen
Strukturen aufweist. Das heißt, beide Erscheinungsformen des Proteins bestehen aus den
gleichen Aminosäuren, haben aber eine andere räumliche Struktur. Dies könnte die
unterschiedlichen Eigenschaften von PrPSc und PrPC zumindest teilweise erklären.
Die Artbarriere
Die Übertragung von TSEs über verschiedene Tierarten hinweg verläuft im allgemeinen sehr
ineffizient. Man spricht hier von einer Artbarriere. So sind Mäuse nur dann mit HamsterPrionen infizierbar, wenn sie das Hamster-Prion-Protein-Gen tragen. Diese Mäuse bilden
dann folgerichtig auch nur pathologisches Hamster-PrPSc und kein Maus-PrPSc. Dabei
unterscheiden sich die Hamster- und die Maus-Prion-Proteine nur in wenigen Aminosäuren.
Generell wird angenommen, daß die Artbarriere umso niedriger ist, je mehr sich die PrionProteine der verschiedenen Arten ähneln.
Wie nun in Großbritannien die Krankheit trotz Artbarriere von Scrapie-infizierten Schafen auf
Rinder übergesprungen sein könnte, verdeutlicht das Denkmodell.
Ist nun die Prion-Theorie bewiesen?
Die beschriebenen Ergebnisse belegen eine enge Assoziation zwischen Erkrankung,
ursächlichem Infektionserreger und Prion-Protein. Sie beweisen allerdings nicht endgültig,
daß der Infektionserreger mit dem pathologischen PrP identisch ist. Veränderungen im PrPGen, die in bestimmten Familien gefunden werden, haben ein deutlich höheres Auftreten von
TSE zur Folge und transgene Mäuse, die solch ein mutiertes menschliches PrP-Gen tragen,
erkranken spontan. Zwar war diese Erkrankung auf andere Mäuse übertragbar, es ließ sich
aber in deren Gehirn kein pathologisches PrP nachweisen.
Den wichtigsten Einwand gegen die Prion-Theorie stellt aber die Beobachtung von TSEErregerstämmen dar, die sich durch unterschiedliche Inkubationszeiten sowie durch
unterschiedliche Zerstörungsmuster im Gehirn auszeichnen. Es ist unklar, wie diese
Stammeseigenschaften von einem einzigen Protein mit einer fest definierten
Aminosäuresequenz codiert werden sollten. Deshalb kann bis heute nicht ausgeschlossen
werden, daß neben PrP auch andere Faktoren ursächlich an der Krankheit beteiligt sind.
Dr. Martin H. Groschup,
Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere,
Paul-Ehrlich-Str. 28, 72076 Tübingen
PD Dr. Thomas C. Mettenleiter,
Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere,
Friedrich-Loeffler-Institute,
17498 Insel Riems
Information zu den Nervenzellen
Stütz- und Hüllzellen des Nervensystems
Einleitung
Fast im gesamten Organismus sind die Nervenzellen von ihrer Umgebung durch spezielle
Stütz- bzw. Hüllzellen, den Astrozyten, abgegrenzt. Im Bereich des ZNS werden diese Zellen
als Gliazellen, im Bereich des PNS als Schwannsche Zellen bezeichnet.
Glia
Das Stützgewebe des ZNS sind die Gliazellen. Nervenzellen stehen untereinander lediglich
über Synapsen in Kontakt, im übrigen werden sie voneinander wie auch von den Blutgefäßen
und den Nervenwasser (Liquor-)räumen durch Gliazellen räumlich und wohl auch elektrisch
isoliert.
Dabei läßt sich die direkte Umhüllung der Nervenzellen und ihrer Fortsätze durch
Oligodendrogliazellen (Oligodendrozyten)von den gefäßbegleitenden Astrogliazellen
(Astrozyten)unterscheiden. Außerdem findet sich im ZNS ein Gruppe spezialisierter
Abwehrzellen, die sogenannte Mikroglia . Bei Entzündung oder Gewebsuntergang im ZNS
kommt es zur Vermehrung von Mikroglia, anschließend bilden Astrozyten ein Narbe aus.
Schwannsche Zellen
Das PNS besteht im wesentlichen aus Nervenzellfortsätzen. Diese werden von der Umgebung
durch eine Umhüllung durch die Schwannschen Zellen getrennt. Dabei lassen sich die - meist
dickeren - Nervenzellfortsätze, die einzeln von mehreren Lagen zwiebelschalenartig
aufgerollten Schwannzellzytoplasmas umhüllt sind ("bemarkte Nerven", links) von den meist dünneren - Nervenzellfortsätzen unterscheiden, die ohne "eigene" Schwannsche Zelle
zu mehreren zwischen Schwannzellfortsetzen verlaufen ("unbemarkte Nerven", rechts). Die
Schwannzellfortsätze bilden dabei das sogenannte"Mark" (=Myelin), welches aufgrund
seines hohen Fettanteils (Phospholipide) bereits makroskopisch den bemarkten
(=myelinisierten) Nerven ein weißlich-gelbliches Aussehen verleiht. Betrachtet man einen
bemarkten Nerven von der Längsseite, so lassen sich in regelmäßigen Abständen
Unterbrechungen der Markscheiden finden, die sogenannten Ranvierschen Schnürringe. Sie
entsprechen jeweils dem Übergang zweier Schwannscher Zellen. Eine große Anzahl von
Fortsätzen verläuft gemeinsam und bildet im Bereich des peripheren Nervensystems mit dem
bloßen Auge sichtbare Faserzüge, die peripheren Nerven.
Quellen: medicine-worldwide
Uni Tübingen
Uni Gießen
Christina Senkbeil 11EB
9. Dezember 2000
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