Wochenzeitung für Politik Wirtschaft Wissen und Kultur Irre erfolgreich Begnadete Manager, Spitzenpolitiker oder Firmenchefs haben oft eine psychische Störung. Wir leiden an ihnen – und profitieren dabei Wirtschaft SEite 19 Preis Deutschland 4,50 € DIE ZEIT Wochenzeitung für Politik Wirtschaft Wissen und Kultur DIE ZEIT auf dem iPad www.zeit.de/apps 14. August 2013 No 34 Plötzlich groß! Ein Jugendheft Foto [M]: Fredrik Brodén; www.reneerhyner.com Irre erfolgreich Begnadete Manager, Spitzenpolitiker oder Firmenchefs haben oft eine psychische Störung. Wir leiden unter ihnen – und profitieren dabei Aufschwung in Europa ZEITmagazin Wirtschaft SEite 19 Deutsche bahn Die Wende kommt Der Zug steht Kurz vor der Wahl ebbt die EU-Krise ab. Für die Kanzlerin ist das ein Geschenk. Aber ist es auch ihr Verdienst? Von mark schieritz M an könnte meinen, Angela Merkel habe die Zahlen bestellt. Pünktlich zu Beginn der heißen Phase des Wahlkampfs geht in Europa die längste Rezession der Nachkriegszeit zu Ende. In Deutschland wächst die Wirtschaft bereits jetzt rasant, bald schon dürfte sie auch in den Südstaaten wieder zulegen. Dieser Sommer könnte damit als Wendepunkt in der bislang schwersten Krise der Europäischen Union in die Geschichte eingehen. Um die Bedeutung dieser Entwicklung zu erfassen, muss man sich nur einmal vor Augen führen, welche Horrorszenarien in den vergangenen Monaten die Runde machten: Zerfall der Währungsunion, Ende des europäischen Projekts, Aufstände, Massenarmut, Demokratie in Gefahr. Nicht Spinner, sondern seriöse Ökonomen und Journalisten haben sich das ausgedacht. Falsch war es trotzdem. Es gibt den Euro noch, und statt an der Spaltung Europas zu arbeiten, wird die nächste Stufe der Integration, werden gemeinsame Regeln für die Banken der EuroZone vorbereitet. Gewiss, noch bleibt die Lage fragil. Das Wachstum ist bei Weitem nicht stark genug, um die dringend benötigten Arbeitsplätze entstehen zu lassen. Und die Schulden sind nach wie vor zu hoch. Diese Krise wird die Deutschen also noch einmal Geld kosten, schon kurz nach der Wahl ist ein neues Hilfspaket für die Griechen fällig. Aber das wird Deutschland nicht ruinieren – und die Erholung der europäischen Konjunktur lässt nun hoffen, dass auch künftig das Schlimmste verhindert werden kann. Die Sache mit der Krise und der Kanzlerin ist ein wenig vertrackt Die Krise galt in diesem Wahlkampf immer als offene Flanke der Kanzlerin. Bei der Bundestagswahl im September wird eine Partei antreten, die eigens gegründet wurde, weil die Belastungen für die Deutschen durch die Euro-Rettung angeblich ins Unermessliche steigen und die Wirtschaft in den Südländern trotzdem hoffnungslos verloren sein soll. Insofern ist die Wende für Angela Merkel das größtmögliche Geschenk. Aber ist sie auch ihr Verdienst? Die Sache mit der Krise und der Kanzlerin ist ein wenig vertrackt, was einerseits an der Krise liegt und anderseits an der Kanzlerin. Angela Merkels Unnachgiebigkeit in den ersten Monaten des Dramas hat dazu beigetragen, dass in Südeuropa überfällige Reformen begonnen wurden. Das zahlt sich jetzt aus. Von Lissabon bis Athen wurden Arbeitsmärkte flexibilisiert und Kosten gesenkt. Spanien hat seine Ausfuhren zuletzt so stark gesteigert wie kein anderes großes Euro-Land. All das wäre vielleicht nicht geschehen, wenn die Bundesregierung einfach nur Geld an klamme Staaten verteilt hätte. Doch die Kanzlerin trägt auch eine Mitverantwortung dafür, dass aus der griechischen Misere ein Flächenbrand werden konnte, der die gesamte Währungsunion bedroht. Merkel hat in Griechenland Sparauflagen durchgesetzt, die so hart waren, dass sie die Wirtschaft erdrückten. Und die Drohung, Schuldenstaaten zur Not aus der Euro-Zone auszuschließen, führte dazu, dass die internationalen Geldgeber ihr Kapital aus den betroffenen Ländern abzogen. Damit ging es erst richtig bergab, weil plötzlich die Kredite knapp und teuer wurden. Es ist kein Zufall, dass sich die Lage ausgerechnet jetzt verbessert. In den vergangenen Monaten haben alle Krisenstaaten erheblich mehr Zeit für das Erreichen ihrer Defizitziele bekommen. Die Regierungen mussten also weniger rabiat kürzen, was die Wirtschaft schont. Vor allem aber hat Notenbankpräsident Mario Draghi mit seinem Versprechen, die Währungsunion um jeden Preis zusammenzuhalten, die Panik an den Finanzmärkten beendet. Seither fließt wieder Geld nach Südeuropa. Die Konjunkturwende ist die Folge einer Politikwende, von der bisher kaum jemand etwas mitbekommen hat – das ist die erste Wahrheit dieses Sommers. Angela Merkel hat – die zweite Wahrheit – diese Politikwende mitgetragen. Sie hat sie nicht verhindert, obwohl die kompromisslose Haltung aus den Anfangstagen der Krise in der Bevölkerung immer noch populär ist. Vielleicht weil das von Anfang an ihr Plan war, sehr wahrscheinlich aber, weil sie irgendwann erkannt hat, dass sich die alte Strategie nicht durchhalten lässt. Für Letzteres spricht, dass sich an der Rhetorik der Kanzlerin wenig verändert hat. Nach wie vor prägen Sparappelle die Reden von Angela Merkel – und sie stehen in einem zunehmend merkwürdigen Gegensatz zu ihrem Handeln. Das führt zu der etwas bizarren Situation, dass die Wende zwar auch Angela Merkels Verdienst ist – aber aus Gründen, über die sie selbst im Wahlkampf nicht so gerne spricht. Es ist die Frage, wie lange sich dieser Spagat durchhalten lässt. Denn die Krise wird den Deutschen in den kommenden Monaten noch eine Menge ab­ verlangen. Banken müssen saniert, neue Hilfspakete beschlossen werden. Die Deutschen werden wissen wollen, wofür ihre Regierung steht. Es gab in dieser Krise eine Phase, in der nur ein radikaler Souveränitätsverzicht der Nationalstaaten und die Zentralisierung der Finanzpolitik in Brüssel einen Ausweg zu bieten schienen. Wenn das so wäre, hätte der Euro keine Chance, weil ein solcher Superstaat nicht durchsetzbar ist. Es ist aber nicht so. Europa hat sich – der Rettungsfonds ESM ist dafür nur ein Beispiel – Institutionen und Instrumente gegeben, um Krisen wirkungsvoll zu bekämpfen und vielleicht sogar zu verhindern. Viel mehr ist vorerst zumindest unter funktionalen Gesichtspunkten nicht nötig. www.zeit.de/audio Sandra, Marius und Janina erzählen vom Erwachsenwerden Immer neue Pannen erzürnen die Fahrgäste. Der Bund als Eigentümer schimpft mit. Aber das ist verlogen Von kerstin bund E s ist ein deutsches Ritual: Die Bahn baut Mist, die Fahrgäste beschweren sich. Die Medien berichten über Fahrgäste, die sich beschweren, dass die Bahn schon wieder Mist gebaut hat. Dann schalten sich die Politiker ein und fordern, die Bahn müsse endlich aufhören, Mist zu bauen. Das Ritual setzt sich reflexartig in Gang, nur der Auslöser kann variieren. Mal sind es vereiste Oberleitungen, mal ausgefallene Klimaanlagen. Mal verspätete Züge, mal überfüllte Waggons. Oder es ist die S-Bahn-Krise in Berlin, die sich zum größten Verkehrschaos nach dem Krieg auswuchs. Im jüngsten Fall sind es fehlende Fahrdienstleiter, die so etwas wie Fluglotsen des deutschen Schienennetzes sind. Ohne sie bewegt sich in Deutschland kaum ein Zug. Weil sieben der 15 Fahrdienstleiter am Stellwerk in Mainz krank oder im Urlaub sind, läuft der Hauptbahnhof nur noch im Notbetrieb. Jede zweite Regionalbahn fällt aus, die meisten Fernzüge rauschen an der Landeshauptstadt vorbei, am Abend fahren nur Busse. Tausende Pendler sind betroffen. Und es könnten noch viel mehr werden. Die Situation sei überall im Land angespannt, räumt die Bahn ein. Was läuft da eigentlich schief? Die erste Dampflokomotive fuhr 1835 von Nürnberg nach Fürth. Die Deutschen fahren schon viel länger Zug, als sie Auto fahren. Warum also häufen sich gerade in letzter Zeit die Vorfälle? Warum scheint die Zeit nach einem Bahn-Chaos nur die Vorbereitung auf das nächste zu sein? Auf einen Schuldigen können sich am Ende eigentlich alle einigen: Hartmut Mehdorn. Der ehemalige Bahn-Chef habe die Bahn auf dem Weg an die Börse kaputtgespart. Ein jahrelanger Sparwahn sei verantwortlich dafür, dass es heute von allem zu wenig gebe: zu wenig Reservezüge, zu wenig Weichenheizungen, zu wenig Fahrdienstleiter. Und der heutige Bahn-Vorstand tue nicht genug, um die Not zu lindern. Der Konzern fahre auf Kante. All das stimmt, trifft aber nicht den Kern. Das Chaos gründet auf dem Dilemma zwischen Gewinn und Gemeinwohl Das Problem der Bahn ist auch das Problem des Bundes. Der Bund ist der Eigentümer, doch er vernachlässigt seinen letzten großen Staatskonzern. Die Politiker im Aufsichtsrat interessieren sich nur dann für das Unternehmen, wenn das Volk zürnt (zugegeben: Es zürnt häufig). Sie wollen von der Bahn eigentlich nichts wissen. Sie wollen nur, dass die Bahn keinen Ärger macht. Doch Ärger ist im System, das der Bund der Bahn auferlegt hat, programmiert. Dieses System gründet auf dem Dilemma, auf das der Kölner ICE-Achsenbruch, die Berliner S-Bahn-Krise und jetzt das Mainzer Stellwerk-Desaster zurückzuführen sind: das Dilemma zwischen Gewinn und Gemeinwohl. Dieses Dilemma ist nun knapp 20 Jahre alt. Davor war die Bahn eine Behörde, schwerfällig, marode und heruntergewirtschaftet. Anfang der neunziger Jahre schrieb sie Milliardenverluste, die Personalkosten lagen höher als der Gesamtumsatz, die Schulden waren gewaltig. Die Bundesbahn war ein Sanierungsfall. Das musste sich ändern, darüber waren sich alle einig. Die Bahn-Reform von 1994 machte aus der Deutschen Bundesbahn die Deutsche Bahn AG. Aus einer Riesenbehörde wurde ein Zwitterwesen: eine Bahn, die handelt wie ein normales Wirtschaftsunternehmen, aber gleichzeitig für alle da ist. Die Reform sollte noch mehr bringen: mehr Markt, mehr Wettbewerb, mehr Qualität, mehr Verkehr auf der Schiene. Zugleich sollte die Bahn dem Bund nicht länger auf der Tasche liegen, ja, endlich Gewinne machen und später dann an die Börse gehen. Gewinne machte sie aber nur, indem sie eisern sparte. Die Politiker haben all das im Aufsichtsrat abgesegnet. Sie haben es mitgetragen, dass sich die Bahn in einen internationalen Logistikriesen verwandelte. Sie haben dem Börsengang und dem Sparkurs zugestimmt, und wäre die Finanzkrise nicht dazwischengekommen, würde die Bahn heute privaten Aktionären gehören. Der Bund hat der Bahn freie Hand gelassen und war froh, dass das Unternehmen sich gut entwickelt hat. Gewinnmaximierung wurde zum Leitziel der Bahn-Manager – und die Volks­ vertreter nahmen die 500-Millionen-Euro-Dividende gern an, die der Konzern zuletzt Jahr um Jahr ablieferte. Endlich warf die Bahn etwas ab! Der Bund behandelt sie wie ein normales Unternehmen, nur ist sie keines. Die Bahn betreibt nicht nur Güter- und Personenzüge, ihr gehört auch das Schienennetz, auf dem diese fahren. Darin offenbart sich das ganze Dilemma. Die Infrastruktur muss zum »Wohl der All­ gemeinheit« ausgebaut und erhalten werden. So steht es im Grundgesetz. Deshalb bezuschusst der Staat Gleise und Bahnhöfe mit jährlich rund vier Milliarden Euro. Doch solange Netz und Betrieb unter einem Dach angesiedelt sind, kann die Bahn-Holding mit Monopolgewinnen aus der Netzsparte Verluste aus anderen Bereichen ausgleichen. Hier widersprechen sich unternehmerische Gewinnorientierung und die Verpflichtung zur Versorgung. Deshalb sollte man der Bahn das Netz wegnehmen und es einer strengen staatlichen Aufsicht unterstellen. Die Bahn gehört den Bürgern. Ihr Geld ist unser Geld. Keiner kann die Behördenbahn zurückwollen, als Kunden noch Beförderungsfälle hießen. Die Bahn darf Gewinne machen, aber nicht um jeden Preis und nicht zulasten der Fahrgäste. Es wird Zeit, zu entscheiden, welche Bahn wir wollen: eine Bahn für die Bürger oder eine Bahn für die Börse. Beides geht nicht. www.zeit.de/audio Liebe und Tod in Bayreuth Die Festspiele – rezensiert von Helene Hegemann Feuilleton, Seite 45 Wer hat Angst vor Frau Weber-Wulff, Deutschlands berühmtester Plagiatsjägerin? Chancen, Seite 65 Prominent Ignoriert WC Lichtblick Das Verwaltungsgericht München hat die Klage eines Polizisten, der sich auf dem WC den Finger in der Tür eingeklemmt hatte und die Arztkosten erstattet haben wollte, mit der Begründung abgewiesen, der Gang auf die Toilette sei dienstlicher, ihre Benutzung aber »privatwirtschaftlicher Natur«. Dass dem Staat, dem nichts Privates mehr heilig ist, der Zugriff auf ein letztes Refugium gerichtlich entzogen wurde, ist ein Lichtblick. GRN Kleine Bilder (v.o.n.u.): Kathrin Spirk für DZ; Leonie Hahn; DZ ZEIT Online GmbH: www.zeit.de; ZEIT-Stellenmarkt: www.jobs.zeit.de Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, 20079 Hamburg Telefon 040 / 32 80 ‑ 0; E-Mail: [email protected], [email protected] Abonnentenservice: Tel. 040 / 42 23 70 70, Fax 040 / 42 23 70 90, E-Mail: [email protected] Preise im Ausland: DKR 45,00/NOR 65,00/FIN 7,00/E 5,50/ Kanaren 5,70/F 5,50/NL 4,80/A 4,60/ CHF 7.30/I 5,50/GR 6,00/B 4,80/P 5,50/ L 4,80/HUF 1960,00 o N 34 6 8. J a h rg a n g C 7 45 1 C 4 190745 104500 34 Wirtschaft 1 4 . Au g u s t 2 0 1 3 D I E Z E I T No 3 4 20 000 neue Mängel Ein Gutachten dokumentiert das Desaster beim Berliner Großflughafen S. 27 19 Titelgeschichte: Irre erfolgreich Foto: Stéphane Gautronneau Man hat den Aufstieg großer Persönlichkeiten stets als Erfolgsgeschichte erzählt. Womöglich verbergen sich dahinter aber auch Krankengeschichten. Sind Genie und Wahnsinn ein und dasselbe? Eine Seelenschau unserer Mächtigen – und ein Test: Wer ist ein Psychopath? (Seite 20) Wahnsinns-Typen Multimilliardär Richard Branson: Nur eitel – oder narzisstisch? Wie gestört muss man sein, um Besonderes zu leisten? Erstaunlich viele Chefs sind psychisch auffällig Von Kerstin Bund und Marcus Rohwetter E ine Frage der Weltgeschichte: Muss man außergewöhnlich sein, um Außergewöhnliches zu leisten? Und was heißt außergewöhnlich? Bloß wunderlich, ganz speziell intellektuell, mental auffällig oder sogar psychisch gestört? Da ist die Studie der Cass Business School in London, in der mehr als jeder dritte Firmengründer bekennt, Legastheniker zu sein. Die Lese- und Rechtschreibstörung tritt bei Unternehmenslenkern demnach achtmal häufiger auf als im Durchschnitt der Bevölkerung. Oder ADHS. Studenten mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom, so haben Forscher der Erasmus-Universität Rotterdam beobachtet, werden später mit überdurchschnittlich großer Wahrscheinlichkeit ein Unternehmen gründen. Es kann sogar ganz schlimm kommen: Konzernkarrieristen sind übermäßig häufig gefährliche Irre. In den Führungsetagen von Unternehmen finden sich dreieinhalbmal so viele Psychopathen wie im Durchschnitt der Bevölkerung, wie Robert Hare, Psychologe und Forensiker aus Vancouver, und der New Yorker Unternehmensberater Paul Babiak durch Hunderte von Interviews herausgefunden haben. Zwischen Legasthenie und Psychopathie liegt eine gewaltige Spanne von mentalen Defiziten – sie reicht von der Rechenschwäche bis zum Narzissmus, von der Depression über die bipolare Störung bis hin zum Autismus. Mal sind die Leiden relativ harmlos, mal schwerwiegend. Und alle diese Verrücktheiten stehen in einer seltsamen Verbindung zum beruflichen Erfolg. Selbst ins Fernsehen hat das Phänomen schon gefunden: Die CIA-Agentin Carrie Mathison jagt in der gefeierten US-Serie Homeland wie besessen Terroristen. Ihre Erkrankung, die manisch-depressive Störung, ist das Geheimnis ihres Erfolgs. Oder der von Phobien geplagte Superdetektiv Adrian Monk, der mit seiner absurden Logik jeden Fall löst. Auch im realen Leben sind Sonderlinge mit sozialen Defiziten oder mentalen Störungen auf einmal gefragt; Softwarefirmen umgarnen eigenbrötlerische Computerfreaks; Hedgefonds reißen sich um verschrobene Zahlen-Nerds; Politiker preisen exzentrische ­Firmengründer: Die Arbeitswelt hat sich zu einem Eldorado für Sonderlinge entwickelt. Psychisch Auffällige sitzen tatsächlich bemerkenswert häufig in den Topetagen von Unternehmen, Kultureinrichtungen und Parteibüros. Dort, wo es auf besondere Fähigkeiten und Führungsqualitäten ankommt, trifft man Menschen mit Außenseiter­ hirnen. Zum Beispiel Mark Zuckerberg, Anfang 30: Der Chef des Milliardenunternehmens Facebook kann bis heute seinem Gegenüber kaum in die Augen schauen. Welche Rolle würde so jemand als junger Mensch heute auf dem Schulhof spielen? Wohl die des sozialen Sonderlings. Und dann definiert aus­ gerechnet so einer das Verständnis von Freundschaft und sozialer Beziehung neu. Und macht damit ein Vermögen. »Züge von Asperger-Autismus« attestiert ihm ein ehemaliger Facebook-Manager. Zuckerberg gebe »kaum aktives Feedback oder eine Rückmeldung, dass er dir zuhört«, schrieb der einstige Mitarbeiter auf dem Internetportal Quora. Oder Richard Branson. Der Flugliniengründer und Weltraumreise-Pionier pflegt als in die Jahre gekommener Milliardär noch pubertäre Gockeleien. Im Frührentenalter ließ er sich fotografieren, wie er beim Kitesurfen die Elemente bezwingt – umklammert von einem nackten Model. Wo verläuft hier die Grenze zwischen »normaler« Eitelkeit und einer ernsthaften narzisstischen Störung? Oder Steve Jobs. Zu seinen Lebzeiten galt der Chef von Apple als Charismatiker und Choleriker. Vor allem aber galt er als jemand, der in die Zukunft sah. Er verlieh Dingen Gestalt, die andere noch nicht einmal erkennen konnten. Er war schwerer Legastheniker, erfolgloser Student – aber ein Visionär. Man hat die Geschichten vieler großer Persönlichkeiten immer als Erfolgsgeschichten herausragender Talente erzählt. Aber womöglich sind es zugleich Krankengeschichten. Dann müsste man sich zwei Fragen stellen: Ist Genie und Wahnsinn doch ein und dasselbe? Muss man ein Abweichler sein, um Besonderes zu leisten? Aus einem psychisch Kranken wird womöglich der Manager des Jahres Durchaus möglich, meint Nassir Ghaemi, Psychiatrieprofessor in Boston, der erstaunliche »Zusammenhänge zwischen psychischen Störungen und Führungsfähigkeiten« entdeckt hat. Der Wissenschaftler glaubt, dass die Karrieren etlicher großer Männer aus Politik, Militär und Wirtschaft ohne ihre Krankheitsschübe anders verlaufen wären. »Wenn Frieden herrscht, und das Staatsschiff nur auf Kurs bleiben muss, eignen sich geistig gesunde Führer. Wenn unsere Welt aber in Aufruhr gerät, eignen sich geistig kranke Führer am besten«, behauptet Ghaemi in seinem Buch A first-rate madness (»Erstklassiger Wahnsinn«). Er nennt seine Theorie the inverse law of sanity, das umgekehrte Gesetz der Vernunft, was zur alten Psychiater-Weisheit passt: »In guten Zeiten behandeln wir sie, in schlechten regieren sie uns.« Das Problem, vor dem Forscher wie Ghaemi stehen: Geistige Leiden sind schwer zu beweisen, die Grenzen zwischen Normalsein und Wahnsinn oft fließend. Präzise Diagnosen sind aus der Ferne kaum möglich. Die Betroffenen müssten schon bereit sein, sich untersuchen zu lassen. Doch wer erfolgreich und gesellschaftlich anerkannt ist, legt sich freiwillig kaum auf die Couch oder in die Röhre. Seine Krankheit geht als Spleen durch. Und aus einem Fall für den Therapeuten wird jemand, der Grenzen überwindet und Wunder vollbringt. Aus einem psychisch Kranken wird womöglich der Manager des Jahres. Nassir Ghaemi hat sich deshalb einen Kniff einfallen lassen: Er erforscht die psychischen Leiden von Verstorbenen. Dafür wälzt er Biografien, studiert Krankenakten, spricht mit Zeitzeugen. Dem britischen Staatsmann Winston Churchill zum Beispiel bescheinigt Ghaemi schwere Depressionen. Er, der sein Land durch den Zweiten Weltkrieg navigierte und darüber hinaus den Literaturnobelpreis gewann, bezeichnete seine Krankheit als seinen »schwarzen Hund«, der ihn treu begleite, bis ins hohe Alter. Weil Churchill Angst hatte, sich während eines Krankheitsschubs das Leben zu nehmen, mied er zeitlebens Felsvorsprünge und Bahnsteigkanten. Er fürchtete: »Eine spontane Aktion würde alles beenden.« Gerade depressive Phasen, argumentiert Ghaemi, hätten Churchill geholfen, herausragende Führungsqualitäten zu entwickeln. Die bewies er in der schwersten Krise des vergangenen Jahrhunderts. 1930, weit vor allen anderen, warnte er vor den Nazis und drang auf eine militärische Aufrüstung. Als Arthur Neville Chamberlain das Münchner Abkommen mit Hitler unterzeichnet hatte, verweigerten nur Churchill und eine Handvoll Abgeordnete dem Premier den Applaus und blieben demonstrativ auf den Parlamentsbänken sitzen. Sie wurden ausgebuht – und hatten doch recht. »Depressive sehen die Welt tendenziell klarer, mehr so, wie sie ist«, schreibt Ghaemi. Wer kein Vertrauen ins Leben und in die Zukunft hat, lässt sich nicht täuschen. Auch bei Willy Brandt gingen finstere Tage mit einer klarsichtigen Politik einher. Fortsetzung auf S. 20 Krankheitsbilder Psychopathie Wer unter Psychopathie leidet, fällt zunächst ­positiv auf. Betroffene gelten als äußerst ­charmant, authentisch, selbstsicher und wort­ gewandt. Sie haben eine durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Intelligenz. Ihnen fehlt jedoch jegliche Empathie, und sie scheuen soziale Verantwortung. Dabei neigen sie sehr stark zu impulsiven Reaktionen. Sie verspüren Genugtuung, wenn sie andere Menschen manipulieren Autismus und kontrollieren können. Unter Psychopathie versteht man eine schwere Form der dissozialen Persönlichkeitsstörung. Die Krankheit wurde erstmals vom US-amerikanischen Psychiater Hervey M. Cleckley im Jahre 1941 be­ schrieben, ist jedoch bis heute nicht als ­Diagnose anerkannt. Erkrankte haben einen erhöhten Dopamin- und Serotoninspiegel. Eine Therapie ist nur sehr schwer möglich. SIH Menschen mit Autismus haben Probleme, soziale Situationen richtig einzuschätzen und mit anderen Menschen angemessen zu kommunizieren. Es handelt sich dabei um eine tief greifende Ent­ wicklungsstörung. Unterschieden wird zwischen frühkindlichem Autismus, atypischem Autismus und dem Asperger-Syndrom. Weil die Abgrenzung zunehmend schwerfällt, wird heute oft der Oberbegriff Autismus-Spektrum-Störung verwendet. Woher Autismus kommt, ist unklar. Wahrscheinlich wirkt mehreres zusammen: Schädigungen am Gehirn, biochemische Störungen und die Gene. Menschen mit Asperger, benannt nach einem Wiener Kinderarzt, der diese milde Form des ­Autismus 1944 erstmals beschrieb, besitzen eine normale bis überdurchschnittliche Intelligenz. Etwa 6 von 1000 Menschen sind Autisten, die Hälfte von ­ihnen leidet am Asperger-Syndrom. keb Kleine Arbeit, schlechte Arbeit Wer Altersarmut vermeiden will, muss die Minijobs beschränken Wie konnte es passieren, dass ausgerechnet die fleißigen Deutschen die Lust an den Überstunden verloren haben? Innerhalb von fünf Jahren sank die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden um 20 Prozent – trotz anziehender Konjunktur. Wie erklärt sich, dass ausgerechnet die Deutschen eine Nation der Teilzeitarbeiter wurden? Jeder dritte Beschäftigte in Deutschland hat keine volle Stelle, wir liegen damit in internationalen Vergleichen ganz weit vorn. Aus einer gerade veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken lassen sich klare Antworten auf diese Fragen herauslesen. Wirklich hören will sie in den letzten Wochen des Wahlkampfs freilich fast niemand. Das Fazit aus diesen Antworten lautet: Die nächste Regierung muss die Regeln für Minijobber ändern. Sie sollten zwar nicht abgeschafft werden, wie es die Linke fordert. Aber diese Jobs dürfen nicht so billig bleiben wie bisher, weil das zu Tricksereien einlädt und Altersarmut produziert wird. Die Statistik zeigt, dass mittlerweile 2,66 Millionen Menschen zusätzlich zu ihrem Hauptberuf einen Minijob erledigen. Für Überstunden müssen Beiträge an die Kranken- oder Rentenversicherung gezahlt werden, für die Zweitjobs dagegen in der Regel nicht. Das ist ungerecht und wird sich für viele Betroffene im Alter rächen. Denn was er im Erstjob verdient, reicht längst nicht bei jedem, um eine Altersversorgung aufzubauen. Und den Sozialversicherungen wird Geld entzogen, das sie mittelfristig dringend brauchen. Minijobs sind beliebt bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern, deshalb traute sich bisher keine Regierung wirklich an Begrenzungen heran. Die schwarz-gelbe Koalition hat die Regeln sogar gelockert, so gibt es inzwischen fast sieben Millionen Minijobber. Das erklärt auch die hohe Zahl der Teilzeitkräfte. Wer bei Teilzeit nur an Mütter kleiner Kinder denkt, die halbtags ins Büro gehen und damit glücklich sind, hat ein falsches Bild. Gerade Frauen in Minijobs wollen Umfragen zufolge oft mehr Stunden pro Woche arbeiten. Für ihre Arbeitgeber ist das wegen der geltenden Minijob-Gesetze meist nicht attraktiv. Das zu ändern wäre eine wirksame Maßnahme gegen Altersarmut, die zu verhindern ja angeblich allen wahlkämpfenden Parteien ein großes Anliegen ist. Und es wäre viel billiger als die milliardenschweren Rentengesetze, die gerade gegen Altersarmut versprochen werden, von denen aber wenig finanzierbar ist. ELISABETH NIEJAHR 60 S ekunden für Flexibilität Fleischverächter sollte man nicht über einen Kamm scheren. Es gibt Vegetarier, Veganer oder Frutarier, die nur Fallobst essen. Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Hohenheim haben überdies herausgefunden, dass knapp zwölf Prozent der Deutschen sogenannte Flexitarier sind. Flexitarier darf sich nennen, wer nur gelegentlich ein Steak vertilgt; er muss sich nicht mehr mit dem gemeinen Fleischesser in einen Topf werfen lassen. »Flexi« also. Das trifft den Nerv der Zeit, in der viele nach dem Motto leben: Alles kann, nichts muss. Auf diesen Trend springen Telekom-Firmen auf, wenn sie Flexi-Tarife anbieten, Fluggesellschaften, wenn sie Flexi-­ Tickets verkaufen, und Versicherungen, wenn sie für Leistungen, die früher zur Grundsicherung gehörten, nun »CCS flexi ZB«-Policen verkaufen. Dass es keiner versteht, versteht sich von selbst. Aber es klingt gut. Das dachte sich wohl auch die Bundesfamilienministerin. Mit ihrer »Flexi-Quote« will Kristina Schröder nun Unternehmen verpflichten, eine flexible Frauen­quote für Führungsjobs einzuführen. Flexi-Quote klingt nicht so nach Regulierung. Früher hätte man Selbstverpflichtung gesagt, aber das klingt ja nicht mehr modern. Die Deutsche Bank sollte sich daran ein Beispiel nehmen. Statt ihre Manager auf einen sperrigen Begriff wie Kulturwandel einzuschwören, könnten sie den Flexi-­ Banker einführen – einen, der nur halbtags spekuliert. Caspar Tobias Schlenk 20 wirtschaft Testen Sie sich selbst! Weisen Sie sich (oder Ihrem Chef ) einen Wert zu: Trifft völlig zu: 2 Punkte Trifft teilweise zu: 1 Punkt Trifft gar nicht zu: 0 Punkte Dann zählen Sie alle Punkte zusam­ men. Das Ergebnis finden Sie unten. 14. Au g u s t 2013 D I E Z E I T No 3 4 Fotos: Zuma Press/action press, Werner Schuering/imagetrust, Newspix/action press (v. l.) Sind Sie ein Psychopath? Titelgeschichte: Irre erfolgreich Dimension 1: Aggressiver Narzissmus sprachgewandter Blender mit oberflächlichem Charme erheblich übersteigertes Selbstwertgefühl krankhaftes Lügen betrügerisch-manipulatives Verhalten Mangel an Schuldbewusstsein oberflächliche Gefühle Gefühlskälte, Mangel an Empathie übernimmt keine Verantwortung für sein Handeln Dimension 2: Antisoziales Verhalten Erlebnishunger schmarotzerhafter Lebensstil Verhalten nicht unter Kontrolle frühe Verhaltensauffälligkeiten Fehlen von realistischen langfristigen Zielen Impulsivität Verantwortungslosigkeit Jugendkriminalität Verstoß gegen Bewährungsauflagen weitere Punkte: Promiskuität viele kurzzeitige eheähnliche Beziehungen vielgestaltige Kriminalität Die Auswertung Maximal können 40 Punkte erzielt werden, ab 25 Punkten diagnostizieren forensische Psychiater eine Psychopathie (Kriterien nach Robert Hare) Präsident John F. Kennedy war manisch rastlos Ferdinand Piëch kämpft mit den Buchstaben zählen neben Steve Jobs auch die Gründer von Kon­ zernen wie Ford, General Electric, IBM und Ikea. Auch Charles Schwab (der Gründer des gleichnami­ gen Finanzmaklerunternehmens), John Chambers (der Chef von Cisco) und Ferdinand Piëch (VW) John F. Kennedy steht für ein anderes Extrem. kämpften mit dem Gewimmel der Buchstaben. Beim »Zappelphilipp-Syndrom« ADHS, das Ghaemi attestiert dem jungen amerikanischen Prä­ sidenten manische Züge, die sich oft in völlig über­ ebenfalls bei zahlreichen Firmengründern zu finden steigertem Tatendrang äußerten. Obwohl Kennedy ist, geht die Vermutung in eine andere Richtung: körperlich sehr angeschlagen war, arbeitete er wie ein Jemand, der sich nicht lange auf eine Sache konzen­ Besessener. Er las Manuskripte im Gehen, diktierte trieren kann und sich schnell langweilt, ist vielleicht ohne Unterlass Briefe und Memos, konnte Hände ein Chaot, aber eben auch ein Quell immer neuer und Füße kaum still halten. Was andere Präsidenten Ideen. Er ist kreativer und risikofreudiger als andere. in einem Jahr an Regierungserklärungen und Ge­ Eines sollte dabei aber nicht vergessen werden: setzesanträgen bewältigten, erledigte Kennedy in Psychische Leiden und mentale Störungen jeder Art gerade mal zwei Monaten. Zwei Stühle verschliss der sind kein Glück für den Betroffenen. Im Normalfall umtriebige Präsident im Weißen Haus durch per­ ist eine Krankheit auch kein Karrierebeschleuniger. manentes Wippen und Aufspringen. Seine Besessen­ Oft zerstört die Diagnose nicht nur das Leben der heit und, damit verbunden, die Begeisterungs­ Betroffenen, sondern auch das ihrer Familie und ausbrüche eines Manikers trugen viel zum glänzenden Freunde. Das wohl prominenteste Beispiel ist die Geschichte des genialen Mathematikers und Spiel­ Image bei, das Kennedy bis heute anhaftet. Je nach Umgebung gelangen sehr unterschiedliche theoretikers John Forbes Nash, die unter dem Titel Abnormitäten und psychische Auffälligkeiten zu A Beautiful Mind ein Massenpublikum im Kino be­ ihrer Blüte. Andy Grove, einer der Gründer des Chip­ geisterte. Nash litt unter Schizophrenie und gewann konzerns Intel, hat in den neunziger Jahren ein Buch den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. mit einem prophetischen Titel geschrieben: Nur die Vor einiger Zeit verblüffte der ebenso kauzige wie Paranoiden überleben. Man hat Grove damals ironisch geniale Mathematiker Grigori Perelman die Öffent­ verstanden, aber der Mann dürfte es todernst gemeint lichkeit, als er für die Lösung eines mathematischen haben. Paranoia äußert sich oft als Verfolgungswahn Jahrhunderträtsels die Fields-Medaille, eine Art Ma­ und ist eigentlich eine behandlungsbedürftige Krank­ thematik-Nobelpreis, sowie eine Million Dollar Preis­ heit – kann aber in einer wettbewerbsintensiven geld ablehnte. Er hätte zur Verleihung nach Madrid Branche zum entscheidenden Plus werden. reisen müssen. Nach Medienberichten verlässt der Denn wer überall Verfolger und Verräter wittert, akademische Eremit äußerst ungern seine Dreizim­ tut alles, um Wettbewerber früh aus dem Weg zu merwohnung, in der er mit seiner Mutter am Rande räumen. So wie Gina Rinehart, die mächtige austra­ von St. Petersburg lebt. lische Bergbauunternehmerin, eine der reichsten Schon vor 2500 Jahren brachte Aristoteles Genie Frauen der Welt. Rineharts und Wahnsinn in einen Zu­ Kosmos besteht aus zwei Lagern: sammenhang. Doch erst im 19. aus Verbündeten und aus Fein­ »Es gab diverse Jahrhundert entwickelte der ita­ den, die sie ums Erbe bringen lienische Psychiater Cesare Lom­ wollen. Über Jahre zerrte die Phasen, in denen wir broso daraus eine bekannte eisenharte Lady ihre Stiefmutter psychiatrischen Theorie. Diese wurde wiederum vor Gericht und bezichtigte sie Anfang des 20. Jahrhunderts des Mordes an ihrem Vater. Sie Erkrankungen mal stark angezweifelt, etwa von dem setzte Privatdetektive auf sie an, mehr und mal weniger britischen Naturforscher Francis bestach Zeugen, die ihre Wider­ Galton. Dieser war überzeugt, sacherin mit Falschaussagen aufgeschlossen dass Genialität nur einem gesun­ belasten sollten, und bewirkte den Geist entspringen könne. schließlich eine Autopsie ihres gegenüberstanden« »Seither gab es diverse Phasen, Vaters. Diese ergab, dass der Niels Birbaumer, Neuropsychologe in denen wir psychiatrischen Er­ 82-Jährige eines natürlichen krankungen mal mehr und mal Todes gestorben war. Ihre eige­ weniger aufgeschlossen gegen­ nen Kinder zwang Rinehart, Schweigeabkommen überstanden. Derzeit befinden wir uns in einer tole­ zu unterzeichnen, die es ihnen verbieten, schlecht ranten Phase«, sagt der Neuropsychologe Niels Bir­ über die Mutter zu reden. baumer von der Universität Tübingen. Restlos geklärt ist sie nicht, die Frage, wie psy­ Zwischen Genie und Wahnsinn liegt ein schmaler chische Leiden und beruflicher Erfolg zusammen­ Grad, der mitunter in den Abgrund führen kann. Vor hängen, aber es gibt Erklärungsversuche. Zum Bei­ allem dann, wenn Kontext, Krankheit und Karriere spiel bei der Lese- und Rechtschreibstörung. So auf unheilvolle Weise zusammenwirken. Dann hat ­lernen Legastheniker schon in der Schule, Arbeit ab­ auch das Böse seinen Platz auf der Karriereleiter. »Schlangen in Anzügen«, so nennen der Psy­ zugeben, indem sie Mitschüler oder Mütter dazu bringen, die Hausaufgaben für sie zu machen. Die chologe Robert Hare und der Unternehmensbera­ Fähigkeit, Aufgaben zu delegieren, die anderen die ter Paul Babiak die psychisch gestörten Aufsteiger, Kleinarbeit machen zu lassen und sich derweil ums die auf ihrem Weg an die Spitze erst die anderen, Große und Ganze zu kümmern, zeichnet Führungs­ dann dem ganzen Unternehmen und letztlich kräfte aus. Die Erklärung mag sich simpel anhören, auch sich selbst schaden. Der Tübinger Psychologe aber fest steht, dass viele prominente Legastheniker Birbaumer würde ihnen gerne eine echte klinische ökonomische Weltreiche erschaffen haben. Dazu Diagnose stellen, kommt aber nicht nah genug an Fortsetzung von S. 19 Wahnsinns-Typen Milliardärin Gina Rinehart wittert vielerorts Feinde sie heran: »Ich bin sicher, dass ein erheblicher Teil verfügen über Eigenschaften, die im Beruf sehr nütz­ der Topmanager erfolgreiche Psychopathen sind, lich sein können: Sie halten sich für grandios, können aber ich kann es nicht beweisen. Dafür müsste ich extrem charmant sein, kennen weder Skrupel noch sie in den Kernspintomografen stecken«, sagt er. Reue oder Angst, scheuen kein Risiko und wissen, So könnte er die aktiven und die abgeschalteten wie man andere geschickt für seine Zwecke einsetzt. Hirnregionen erkennen und beobachten. Sie sind Meister der Manipulation. Wohl niemand beherrschte das besser als Adolf Kevin Dutton hat eine andere Methode gewählt, um sich Psychopathen anzunähern: Er ist selbst einer Hitler, der vielleicht schlimmste Irre der Welt­ geworden. Der britische Psychologe unterzog sich geschichte, der die Psychopathie gewissermaßen einem »psychopathischen Umstyling«. Dafür ließ er zur Staatsform erhob. Dutton wollte nicht nur wissen, was Psycho­ sich auf einem speziell präparierten Zahnarztstuhl festschnallen, seinen Kopf mit einem Geschirr fixie­ pathen erfolgreich macht, sondern auch, in welchen ren und setzte diesen einem elek­ Berufen sie häufig anzutreffen sind. In einer groß angelegten tromagnetischen Feld aus. Dabei Studie setzte er britischen Be­ wurde – vereinfacht ausgedrückt »Ich fühlte mich rufstätigen einen Persönlich­ – jener erdnussgroße Bereich keitstest vor, mit dem er psy­ seines Gehirns, der dafür verant­ großartig! Es war ein chopathische Merkmale ab­ wortlich ist, wie wir Dinge emp­ bisschen, wie fragte. Die Berufe mit dem finden, deaktiviert. Für eine höchsten Anteil an Psychopa­ halbe Stunde fühlte Dutton wie betrunken zu sein, then waren – in dieser Reihen­ ein Psychopath. Und erschrak aber ohne die folge – Vorstandsvorsitzende, über sich selbst: Beim Anblick Anwälte, Rundfunkjournalis­ von Fotos von Verstümmelten, Trägheit. Ich platzte ten, Verkäufer, Chirurgen. Gefolterten und Hingerichteten, auf die er zuvor im Gehirnscan vor Selbstbewusstsein« Auch Geistliche und Beamte noch heftig reagiert hatte, zeigte Kevin Dutton, Psychopathenexperte waren unter den Top Ten. er nun keinerlei Regung. Sein »Psychopathen lieben Macht­ Puls blieb ruhig, die Gehirn­ strukturen, die sie manipulieren ströme glitten in sanften Wellen dahin. Hätte er sich und kontrollieren können. Manche Berufe bieten vorher beim Anblick der Bilder noch fast übergeben, dafür ein ideales Umfeld«, sagt Dutton. Ein Manager, sagte er jetzt: »Um ehrlich zu sein, fällt es mir schwer, der unter großem Druck harte Entscheidungen ein Lächeln zu unterdrücken.« treffen und andere ausstechen kann, ist erfolgreicher Zum ersten Mal spürte Dutton am eigenen als einer, der sich in Selbstzweifeln ergeht. Ein Straf­ Leib, was allen Psychopathen fehlt: die Fähigkeit verteidiger, der seinen Mandanten rücksichtslos ver­ zur Empathie. Mit Entsetzen stellte der Gelehrte tritt, bringt es weiter als einer, der Mitleid mit dem fest, dass es sich in dieser Gefühlskälte wunderbar Opfer hat. Ein Chirurg, der sich von seinem Patien­ leben lässt. »Ich fühlte mich großartig! Es war ein ten emotional ganz und gar distanziert, operiert wo­ bisschen, wie betrunken zu sein, aber ohne die möglich präziser. So argumentiert Dutton. Trägheit und Müdigkeit von Alkohol. Ich war Erfolgreiche Business-Psychopathen sind dabei enorm fokussiert und platzte vor Selbstvertrauen.« nicht unbedingt weniger gestört als inhaftierte Ge­ Dutton trägt eine auffällige Hornbrille, das nach waltverbrecher. Das zeigt eine Studie der beiden hinten gekämmte Haar fällt auf ein rosafarbenes Psychologinnen Belinda Board und Katarina Fritzon Hemd mit Blümchenmuster. Er empfängt im altehr­ aus dem Jahr 2005, die die Wesenszüge von 39 bri­ würdigen Magdalen College der Oxford-Universität, tischen Firmenchefs mit denen von über tausend das sich rühmt, sieben Nobelpreisträger hervor­ Insassen der englischen Hochsicherheitsklinik Broad­ gebracht zu haben. Dutton führt durch den von Efeu moor verglichen. Das Ergebnis: Die Wirtschafts­ umrankten Innenhof mit den spitzen Türmchen und führer übertrafen die verhaltensgestörten Kriminellen den hohen Fenstern, umrundet den perfekt getrimm­ sogar in manchen Eigenschaften, die Psychopathen ten Rasen, der so aussieht, als hätte ihn noch nie je­ zugeschrieben werden. Sie traten noch herrischer auf, mand betreten. Sein Büro liegt im neueren Teil des zeigten noch weniger Mitgefühl und waren noch Colleges, wobei in Oxford als neu gilt, was nicht älter besser darin, andere zu manipulieren. als 300 Jahre ist. Wo einst der Literaturwissenschaft­ Das bedeutet: Die Kombination aus mangelnder ler C. S. Lewis, der Verfasser der Chroniken von Empathie und fehlender Angst vor den Folgen des Narnia, sein Arbeitszimmer hatte, serviert Dutton eigenen Handelns kann einen Menschen je nach Tee mit Zitrone, entschuldigt sich für die fehlenden Umstand zu einem blutrünstigen Ted Bundy machen Biskuits und versinkt in einem Polstersessel. oder zu einem smarten James Bond. Auch in Richard Fuld, einstiger Chef der Plei­ Auf dem Tisch liegt Duttons neuestes Werk, das vor wenigen Monaten auf Deutsch erschienen ist: te-Bank Lehman Brothers, deren Zusammenbruch Psychopathen: Was man von Heiligen, Anwälten und den Ausbruch der globalen Finanzkrise markiert, Serienmördern lernen kann. Man fragt sich natürlich, erkennen manche einen Paradepsychopathen. ob man überhaupt etwas von ihnen lernen will. Sind Fuld, auch bekannt unter dem Spitz­namen Goril­ Psychopathen nicht diese blutrünstigen Serienkiller, la, drohte in einem internen Firmenvideo Wider­ die Frauen verstümmeln und Kinder verscharren? sachern an, ihnen das Herz bei lebendigem Leibe »Das sind nur die extremsten Vertreter, die früher herauszureißen und es zu verschlingen. Das USoder später im Gefängnis landen.« Für Dutton sind Magazin Time wählte Fuld unter die »25 Men­ das die erfolglosen Psychopathen – die weitaus grö­ schen, die die Finanzkrise verschuldet haben«. ßere Zahl, glaubt Dutton, laufe frei herum und sei Darüber, ob die Finanzkrise das Werk von Psycho­ im Job sogar überaus erfolgreich. Denn Psychopathen pathen ist, lässt sich nur spekulieren. Aber es ist Krankheitsbilder Narzissmus Wer unter einer narzisstischen Persönlichkeits­ störung leidet, hat ein geringes Selbstwertgefühl und lehnt sich selbst ab, versucht dies jedoch durch übertriebenes Selbstbewusstsein nach außen zu kaschieren. Narzissten überschätzen dabei deut­ lich ihre Fähigkeiten, sind aber der Meinung, dass ihre Mitmenschen sie genau so sehen, wie sie sich selbst sehen. Um ihr Ansehen zu steigern, bauen sie nicht selten Lügenkonstrukte auf. Bei Miss­ Manie erfolgen fühlen sie sich erniedrigt und wertlos und können mit Kritik schwer umgehen. Die Klassifikation ICD-10 der Weltgesundheits­ organisation kennt die narzisstische Persönlich­ keitsstörung nicht als Diagnose. Unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden mehr Männer als Frauen, insgesamt aber weniger als ein Prozent der Bevölkerung. Nur sehr ­wenige Betroffene lassen sich behandeln. sih Die Manie wird teilweise als das Gegenteil einer Depression angesehen und ist die einzige psychische Störung, die von vielen Kranken als angenehm empfunden wird (weshalb sich wenige Betroffene auf eine Therapie einlassen. Ver­ schriebene Medikamente werden häufig nicht ein­ genommen). Manisch Kranke haben meist eine heitere Stimmung und eine persönlich erhöhte Leistungsfähigkeit, die allerdings mit dem Verlust von Hemmungen und nicht selten mit Selbst­ überschätzung bis hin zum Größenwahn ein­ hergeht. Bei einigen ist eine extrem erhöhte Reiz­ barkeit festzustellen. Die Betroffenen haben oft verschiedene Gedanken gleichzeitig und können diese nicht richtig ordnen und verarbeiten. Im Größenwahn werden häufig finanzielle Ver­ pflichtungen eingegangen, die im Normalzustand ­niemals in Erwägung gezogen würden. sih Titelgeschichte: Irre erfolgreich wirtschaft 21 D I E Z E I T No 3 4 Fotos: Topham Picturepoint/United Archives, Sören Andersson/Scanpix/danapress, Elena Dorfman/Redux/laif (v. l.) 1 4 . Au g u s t 2 0 1 3 Der britische Premier Winston Churchill war depressiv Ikea-Gründer Ingvar Kamprad hat Rechtschreibprobleme Autismus ist eine unheilbare Entwicklungsstöplausibel, dass in einer kompetitiven und auf kurzfristige Gewinne ausgerichteten Geschäftswelt rung, bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Psychopathen leichter nach oben gelangen. Informationen beeinträchtigt sind. Viele Autisten Dutton glaubt sogar, dass unsere Gesellschaft sind arbeitsunfähig und können ihren Alltag ohne insgesamt psychopathischer wird. Eine Meta- Hilfe nicht meistern. Aber gerade diejenigen mit Analyse der US-Psychologin Sara Konrath mit Asperger-Syndrom, einer milden Ausprägung von mehr als 13 000 amerikanischen Collegestuden- Autismus, unterscheiden sich in Intelligenz und ten zeigt, dass die Empathiewerte zwischen 1979 Sprachvermögen nicht von anderen Menschen. Nur und 2009 kontinuierlich abnahmen, am deut- tun sie sich mit den einfachen Dingen im Leben lichsten war der Abfall nach dem Jahr 2000. Die enorm schwer. Der Kinofilm Rain Man, in dem Studenten zeigten immer weniger Anteilnahme Dustin Hoffman einen genialen Autisten spielt, der für Menschen, denen es nicht so gut ging wie mit seinem Bruder (Tom Cruise) durch Amerika ihnen. »Gleichzeitig hat der Narzissmus in dieser tourt, hat das Leiden Millionen Menschen zum Zeit zugenommen mit dem stärksten Anstieg in ersten Mal nähergebracht. Autisten haben Probleden vergangenen zehn Jahren«, sagt Dutton. me, soziale Situationen richtig einzuschätzen und Die Folgen können gewaltig sein, wenn einfluss- mit anderen Menschen zu kommunizieren. Jede reiche Narzissten zerstörerisch wirken. »Wir muss- Mimik, jede Geste ist für sie ein Code, den sie mühten den Mann schließlich rausnehmen, weil die sam knacken müssen. Sie lernen Gesichter zu lesen ganze Organisation nach und nach in Schockstarre wie andere chinesische Schriftzeichen. Menschliche verfiel«, erzählt der ehemalige Personalchef einer Begegnungen bedeuten für sie Stress. Sie vermeiden international operierenden Großbank über den Ex- Blickkontakt, Smalltalk empfinden sie als Qual, was Vorstandsvorsitzenden einer nationalen Tochter. ihre Routine stört, bringt sie aus der Fassung. Schon »Der CEO hatte alle Anzeichen einer narzisstischen ein Blumentopf, der nicht an seinem gewohnten Störung und glaubte, besser zu sein als alle anderen. Platz steht, kann eine Krise auslösen. Dann begann er, ausschließlich Menschen um sich Etwa ein Prozent der Bevölkerung lebt mit einer zu versammeln, die ihm bedingungslos zustimmten. Form von autistischer Störung. Der Softwaregigant Wer ihn kritisierte, flog raus.« SAP hat sich nun verpflichtet, diese Quote auch bei Lange sei die Entwicklung unbemerkt geblieben, seinen Angestellten zu erreichen. SAP hat weltweit erinnert sich der Personaler. Und selbst als das Ver- 66 000 Mitarbeiter, Hunderten von Autisten winkt halten auffiel, habe sich die Bank nur schwer von nun also ein Arbeitsplatz. Diese Aktion ist keine dem Chef trennen können. Denn auf dem Papier Wohltätigkeitsveranstaltung, denn SAP glaubt, dass waren die Ergebnisse des Topmanagers prächtig, an Autisten in der Welt der Computerprogramme den Umsätzen und Gewinnen der von ihm gelenk- Spitzenleistungen vollbringen können. Viele Autisten sind sehr geschickt im Umgang ten Tochtergesellschaft war nichts auszusetzen. Zudem konnte er gegenüber seinen eigenen Vor- mit Zahlen, Daten, Formeln. Ihr Blick für Degesetzten äußerst charmant und überzeugend auf- tails und ihre Vorliebe für Regeln sind ideale Voraussetzungen für die Artreten. Dass ihn seine narzissbeit mit Algorithmen. Comtische Störung schließlich doch puter funktionieren nach biden Job kostete, lag daran, dass »Sehen Sie sich die nären Regeln, sie haben eine es kaum ein Mitarbeiter bei klare Struktur und eine logiihm aushielt. »Er feuerte viele Internetunternehmen sche Sprache und müssen Leute, die besten gingen frei- der vergangenen nicht erst mühsam entschlüswillig, weil sie so nicht mehr selt werden. Maschinen sind weiterarbeiten wollten«, erzählt Jahre an. Deren berechenbarer als Menschen. der ehemalige Personalchef. Führungskräfte sind »Wir bekommen unglaub­ »Die Bank verlor auf diese lich viele Bewerbungen, seit Weise viel wertvolles Know- alle auf irgendeine wir unseren Plan publik gehow. Lange wäre das nicht Art autistisch« macht haben«, sagt Anka mehr gut gegangen.« Wittenberg, Chief Diversity Mit Entwicklungsstörun- Peter Thiel, Silicon-Valley-Investor Officer bei SAP und verantgen und psychischen Leiden ist wortlich für das Autismuses wie mit Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Psychopathen oder Narzissten können ein Programm. In den Büros im indischen Bangalore Unternehmen zum Erfolg führen oder es zugrunde habe der Konzern schon einige Erfahrung gerichten. Oder beides – in dieser Reihenfolge. Ein sammelt. Dort arbeiten Autisten seit zwei Jahren, manischer Manager kann ungeahnte Kreativität »sie sind so weit integriert, dass sie mittlerweile freisetzen oder seine Mitarbeiter in den Wahnsinn selbstständig zur Arbeit kommen können, ohne treiben. Ein depressiver Chef kann Weitsicht ent- dass sie von Familienmitgliedern begleitet werwickeln oder in Tatenlosigkeit verfallen. Es kommt den müssen. Stellen Sie sich diesen Freiheits­ also sehr darauf an, in welche Richtung eine Krank- gewinn vor«, sagt Wittenberg. heit ausschlägt. Und wie die Umgebung reagiert – SAP profitiert von den Neuen, weil Autisten oft ob sie die Störung auffängt oder sie noch verstärkt. »ein fotografisches Gedächtnis haben und Fehler Es kommt aber auch darauf an, was eine Ge- sehr schnell erkennen«, sagt die Managerin. Zum Beispiel entdecken sie kleinste Fehler in seitenlansellschaft für »normal« hält. Der deutsche Softwarekonzern SAP hat diese gen Programmcodes besser als andere. Autisten Definition als eines der ersten Unternehmen er- üben auch solche Tätigkeiten überdurchschnittlich weitert. Vor wenigen Wochen kündigte die Firma gut aus, die sich sehr oft wiederholen. Außerdem an, gezielt auch Autisten einzustellen. habe sich das Betriebsklima gewandelt. »Menschen Mark Zuckerberg vermeidet oft Blickkontakt mit Autismus verstehen keine Ironie und keinen Sarkasmus, sie benötigen eine klare Kommunikation. Dies kommt allen Mitarbeitern zugute. Seit die Teams gemischt sind, geht man höflicher und ehrlicher mitein­ ander um«, sagt Wittenberg. Demnächst soll das Programm auch in den SAPBüros in Palo Alto im Silicon Valley starten. Die Gegend südlich von San Francisco wird von Firmen wie Google, Facebook und Apple beherrscht, sie gilt als Brutstätte des Nerds, jenes sozialen Sonderlings, der in analogen Dingen zwar ein Problemfall ist, im digitalen Kosmos aber ein Held. Mit komplizierten Programmcodes und Formeln jonglierend, wurde er zum Leitbild einer ganzen Generation. In der Fernsehserie Big Bang Theory wird dem Nerd ein Denkmal gesetzt. Im Silicon Valley scheint Asperger schon fast zum Gencode eines erfolgreichen Unternehmers zu gehören. The Geek Syndrome nannte das Technologiemagazin Wired den Asperger-Autismus einmal, das Computerfreak-Syndrom. Microsoft-Gründer Bill Gates werden autistische Züge zugeschrieben. Craig Newmark, der Gründer des erfolgreichen Kleinanzeigenportals Craigslist, hat einmal gesagt, die Symptome kämen ihm »auf unbehagliche Weise vertraut« vor. Peter Thiel, einer der frühen Investoren in Facebook, erzählte vor zwei Jahren im New Yorker von den besonderen Menschen im Tal der digitalen Wunder: »Sehen Sie sich all die Internetunternehmen der vergangenen zehn Jahre an«, sagt er. »Deren Führungskräfte sind alle auf irgendeine Art und Weise autistisch.« Im Valley kursiert der Witz, das ganze Internet sei von Autisten für Autisten erfunden worden. Tatsächlich gibt es in der Region überdurchschnittlich viele Menschen mit autistischen Symptomen. Die Diagnose trifft eines von 88 Kindern. Kein Zufall. Der Autismusforscher Simon Baron-Cohen hat herausgefunden, dass Cambridge-Studenten, die Mathematik, Physik oder Ingenieurwesen studieren, mit größerer Wahrscheinlichkeit autistische Verwandte haben als etwa Literaturstudenten. Gerade der Umgang mit dem Asperger-Syndrom zeigt, wie produktiv es sein kann, die Definitionen des Normalen zu allen Zeiten infrage zu stellen. Vielleicht brauchen neue Zeiten neue Menschen. Es könnte ja sein, dass Erfindungen und unerwartete Entwicklungen der Arbeitswelt die Stärken der Schwachen zutage treten lassen. Dass das Anderssein sich plötzlich als evolutionärer Vorteil entpuppt. Dass als genial entdeckt wird, was eben noch als krank galt. Und dass die Verlierer von gestern die Gewinner von morgen sind. Besonders häufig arbeiten Psychopathen als ... 1. Firmenchefs 2. Anwälte 3. TV- und Radiojournalisten 4. Verkäufer 5. Chirurgen 6. Printjournalisten 7. Polizisten 8. Geistliche 9. Köche 10. Beamte ZEIT-Grafik/Quelle: Kevin Dutton: »Psychopathen ...«, dtv 2013 I Weitere Informationen im Internet: w ww.zeit.de/management Mit dem Strom schwimmen. Schwäche? Oder Klugheit? Wie reagiert Ihr Portfolio? Treffen Sie Ihre Investitionsentscheidungen basierend auf der aktuellen UBS House View. Schauen Sie den Film und erfahren Sie die Meinung der Experten. Gehen Sie auf ubs.com/substance oder rufen Sie an unter 0800 - 827 1000 ADS und ADHS Unter des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms ­versteht man eine bereits meist im Kindesalter entstehende psychische Störung, die sich vor ­allem durch fehlende Aufmerksamkeit und impulsives Verhalten zeigt. Bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) kommt noch ein übermäßiger Bewegungsdrang hinzu, der vor allem in Gruppensituationen stark auftritt. Ungefähr 50 Prozent der Kinder, die an ADHS leiden, haben die Symptome auch noch im Erwachsenenalter. Rund drei Viertel der Betroffenen sind männlich. Nach Ansicht der meisten Wissenschaftler handelt es sich um eine Hirnstoffwechselstörung. Die ADHS-­ Diagnose ist eine reine Aus­schluss­dia­gno­se, die Krankheit kann daher niemals zweifelsfrei ­nachgewiesen werden. Den Kranken kann eine Verhaltenstherapie helfen. sih Wir werden nicht ruhen Die UBS Deutschland AG betreut Kunden ab einem Anlagevermögen von 500.000 EUR. Diese Unterlagen dienen ausschließlich zu Ihrer Information und stellen weder ein Angebot, eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes zum Kauf oder Verkauf von bestimmten Produkten, noch eine Erbringung von Anlageberatung dar. Die Gültigkeit der Informationen und Empfehlungen ist auf den Zeitpunkt der Erstellung dieser Unterlagen beschränkt und kann sich je nach Marktentwicklung jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern. Wir empfehlen Ihnen, vor einer Investition Ihren Anlage-, Steuer- oder Rechtsberater zu konsultieren. Zu beachten ist ferner, dass das hier vorgestellte Produkt unter Umständen im Hinblick auf die individuellen Anlageziele, die Portfolio- und Risikostruktur des jeweiligen Anlegers nicht angemessen ist. Dieses Dokument wird nicht von einer UBS Research Abteilung ausgegeben. 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