Verfaßt von Smus Lukas 1999/2000

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Verfaßt von Smus Lukas 1999/2000
Inhaltsverzeichnis:
Die Geschlechtsorgane des Mannes:
Die inneren männlichen Geschlechtsorgane:
Hoden und Nebenhoden
Samenleiter und Samenbläschen
Vorsteherdrüse
Die äußeren männlichen Geschlechtsorgane:
Männliches Glied
Hodensack
Die Geschlechtsorgane der Frau:
Die inneren weiblichen Geschlechtsorgane:
Eierstock
Eileiter
Gebärmutter
Scheide
Die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane:
Große Schamlippen
Kitzler
Kleine Schamlippen
Jungfernhäutchen
Die Krankheiten der Geschlechtsorgane:
Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane:
Benigne Prostatahyperplasie
Phimose
Paraphimose
Hodentorsion
Nebenhodenentzündung
Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane:
Harninkontinenz
Bartholin-Zyste und Bartholin-Abzeß
Condylomata acuminata
Pruritus vulvae
Endometriumhyperplasie
Endometriose
Adnexitis
Ovarialkarzinom
Die Geschlechtskrankheiten:
Männliche und weibliche Geschlechtskrankheiten:
Gonorrhoe
Syphilis
Die Geschlechtsorgane des
Mannes
Die inneren männlichen
Geschlechtsorgane:
Sie bestehen aus den Hoden, der Produktionsstätte der Samenfäden, den
Nebenhoden, den Samenleitern, den Bläschendrüsen und der Vorsteherdrüse.
Sie dienen der Samenerzeugung, Samenaufbewahrung und Samenleitung und
liefern wichtige Sekrete. Hoden, Nebenhoden und ein Teil des Samenleiters bilden
gemeinsam eine Ausstülpung der Bauchwand, den Hodensack.
Hoden (Testis) und Nebenhoden (Epididymis):
In jedem Hoden befinden sich zahlreiche Läppchen mit Hodenkanälchen, in denen ab der
Pubertät aus den vorhandenen Urkeimzellen reife Samenzellen entstehen.
Sie sind auch für die Bildung von Hormonen, Testosteron, verantwortlich, die sie direkt in die
Blutbahn abgeben (endokrine Funktion), und eben für die Spermien, die über die HarnSamen-Röhre nach außen abgegeben werden (exokrine Funktion).
Der Nebenhoden besteht aus einem breiten, abgestumpften Kopf, einem dünnen Körper und
einem kräftigeren Schweif. Der letztere geht mit einer Umbiegung in den Samenleiter über.
Die Nebenhoden liegen über und hinter den Hoden. Sie nehmen die unreifen Gameten aus
der Testis auf und speichern diese bis zur Ejakulation auf. Während dieser Zeit reifen die
Spermien aus.
Samenleiter und Samenbläschen:
Der Samenleiter, ein 50-60 cm langer Gang, beginnt am Schweif der Nebenhoden, steigt
zunächst über den Leistenkanal auf, läuft seitlich an der Harnblase vorbei und dringt in die
hinter und unterhalb der Harnblase liegende Prostata ein. Knapp oberhalb dieser
Einmündungsstelle nehmen sie die Ausführungsgänge der Bläschendrüsen auf, die ein
alkalisches Sekret produzieren. Erst unter Einwirkung dieses Sekrets werden die bis dahin
ruhig gestellten Spermien beweglich. Innen, im Samenbläschen, befindet sich ein Netzwerk
von größeren und kleineren Schleimfalten, die ein Labyrinth von Gruben und Kammern
abgrenzen. Wenn man in ihm auch vereinzelt Samenfäden findet, so trägt es den Namen
„Samenbläschen“ zu Unrecht, da es kein Reservoir für Samenfäden, sondern eine Drüse ist.
Sein Ausführgang vereinigt sich mit dem Samenleiter zum Ausspritzungsgang.
Vorsteherdrüse (Prostata):
Die Vorsteherdrüse, Prostata, ist ein fester Körper von der Größe einer Eßkastanie, der die
Harnröhre ringförmig umfaßt. Mit ihrer Basis ist sie der Blase zugewandt. Sie sondert ein
milchiges Sekret ab, dessen Aufgabe es ist, das Spermakonzentrat zu verdünnen. Es wird
zusammen mit dem Sperma bei der Ejakulation in die Harn-Samen-Röhre abgegeben. Diese
verläuft von der Harnblase über die Prostata, Beckenboden und Penis bis zur Eichel. In sie
münden die Ausführungsgänge einer Schleimdrüse ein, deren Sekret die verbliebenen
Urinreste unwirksam macht.
Die äußeren männlichen
Geschlechtsorgane:
Sie bestehen aus nur zwei Teilen: Penis und Hodensack;
Männliches Glied (Penis):
Das männliche Glied hängt in erschlafftem Zustande herab und liegt auf dem Hodensack. An
der Unterseite des Gliedes liegt der Harnröhrenschwellkörper. Die Haut des Schaftes ist sehr
dehnbar und verschiebbar. Nach vorn bildet sie eine Duplikatur, die als Vorhaut, die Eichel
bedeckt und als Hautvorrat für die Erektionszustände dient. Die Vorhaut hat noch dazu an
der Unterseite der Eichel ein zartes Halteband. Die Haut des Penis besitzt Talg-,
Schweißdrüsen und Lanugohäarchen. Das innere Blatt der Vorhaut und die Haut der Eichel
gleichen einer Schleimhaut. Haare und Schweißdrüsen fehlen.
Hodensack (Scrotum):
Der Hodensack hängt unter der Peniswurzel zwischen den Oberschenkeln und vor dem
Damm herab. Eine mediane Naht deutet die Entstehung aus zwei Hälften an. Die Haut ist
dunkler, dünn, fettlos, enthält zahlreiche große Talgdrüsen und wenige Haare. Sie wird durch
die reichliche glatte Muskulatur gewöhnlich in zahlreiche Runzeln gelegt. Das spielt bei der
Wärmeregulierung eine wesentliche Rolle. So können die Hoden bei kühler
Außentemperatur durch eine unwillkürliche Kontraktion der glatten Muskelfasern näher an
den Körper herangezogen werden.
Die Geschlechtsorgane der
Frau
Die inneren weiblichen
Geschlechtsorgane:
Man versteht darunter jene weiblichen Genitalien, die oberhalb des Beckenbodens
untergebracht sind. Die Grenze gegen die äußeren Geschlechtswerkzeuge bildet das
Jungfernhäutchen.
Sie bestehen aus dem Eierstock, dem Eileiter, der Gebärmutter und der Scheide.
Eierstock (Ovarium):
Der Eierstock ist ein abgeplatteter, länglich ovaler, 2,5-5 cm langer, 1,5-3 cm breiter und 0,61,5 cm dicker Körper. Die zwischen Uterus und Beckenwand liegenden Ovarien erfüllen
sowohl endo- als auch exokrine Funktionen. Sie bilden Östrogene und Progesteron, geringe
Mengen Androgene, die sie in die Blutbahn abgeben (endokrine Funktion), und die Eizellen
(exokrine Funktion).
Eileiter (Tuba):
Die Eileiter sind etwa 10-12 cm lange und 0,5 mm dicke, von den Ovarien bis zum Uterus
reichende Kanäle. Da sie durch Flimmerzellepithel ausgestattet sind, können sie die Eizelle,
die vom Wimpertrichter des Eileiters aufgefangen wurde, innerhalb von 3-4 Tagen in die
Gebärmutter transportieren. Dieser Vorgang wird durch wellenförmige Muskelkontraktionen
unterstützt.
Gebärmutter (Uterus):
Der Uterus besteht aus dem Körper, einem engen Zwischenstück und dem Hals. Er ist ein
dorsoventral abgeplatteter birnenförmiger Körper, der im Gebärmutterhals-Bereich rundlich
wird.
Die Gebärmutter ist ein etwa 7-8 cm großes, muskulöses Organ, in dem die vorgeburtliche
Entwicklung stattfindet. Ihre äußere, aus glatter Muskulatur bestehende Wand vergrößert
sich während der Schwangerschaft deutlich. Die regelmäßigen Kontraktionen dieses
Muskels (=Wehen) sind Voraussetzung für den normalen Ablauf einer Geburt. Die innere
Wand des Uterus besteht aus zwei Schichten, der Basal- und der Funktionsschicht. Die
Funktionsschicht ist durch einen hohen Anteil von Drüsen gekennzeichnet. Sie wird unter
hormonellen Einfluß monatlich erneuert bzw. abgebaut (Zyklus). Beim Eintritt einer
Schwangerschaft übernimmt die Funktionsschicht der Gebärmutterschleimhaut solange die
Ernährung der befruchteten Eizelle, bis der Kontakt zum mütterlichen Blutgefäßsystem
hergestellt ist.
Scheide (Vagina):
Sie ist ein 8-10 cm langes, ventral-dorsal abgeplattetes Rohr, das von vorn unten nach
hinten oben verläuft. Die Vagina, das eigentliche weibliche Begattungsorgan wird, an ihrem
unteren Ende, bis zum ersten Geschlechtsverkehr durch das mehr oder weniger elastische
Jungfernhäutchen, Hymen, begrenzt.
Die am Scheideneingang gelegene Drüse entspricht in ihrer Funktion der Cowperschen
Drüse und trägt zudem zum Feuchthalten der Schleimhaut bei.
Die äußeren weiblichen
Geschlechtsorgane:
Bei der aufrecht stehenden Frau fällt eine dreiseitige Erhebung, der Schamberg, auf.
Er ist durch eine Verdickung des Unterhautbindegewebes bedingt und trägt bei der
geschlechtsreifen Frau die Schamhaare. Die letzteren enden nach oben (im
Gegensatz zum Mann) in einer queren Linie und setzen sich nach hinten auf die
großen Schamlippen fort. Die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane bestehen
insgesamt aus paarigen großen und kleinen Schamlippen und dem Kitzler.
Große Schamlippen:
Die zwischen den Oberschenkeln angelegenen, an der Außenfläche behaarten großen
Schamlippen stellen ein Paar pralle Hautfalten dar, die zwischen sich die mediane
Schamspalte fassen und einen gewissen Verschluß der Scheide nach außen herstellen.
Die Schamspalte ist bei Frauen, die noch nicht geboren haben, gewöhnlich geschlossen.
Nach mehreren Geburten bleibt sie leicht offen; unter Umständen kann sie weit klaffen.
Die mit Haaren, Talg- und Schweißdrüsen versehene Haut der Außenfläche der großen
Schamlippen ist trocken und pigmentiert. Zur Innenfläche hin verschwinden allmählich die
Haare, Talg- und Schweißdrüsen. Die Haut wird röter, weicher und feuchter, gleicht mehr
einer Schleimhaut. Die großen Schamlippen enthalten innen reichlich Fett- und
Bindegewebe, glatte Muskulatur, sowie Nerven und Gefäße.
Kitzler (Clitoris):
Zwischen den großen Schamlippen ragt ein kleines rundliches Knöpfchen, der Kitzler, die
Clitoris, hervor. Dieser Bereich ist wegen sehr vieler Nervenendigungen einer der
sensibelsten der Frau. Er wird vorn und seitlich von einer kleinen Hautfalte umgeben. Von
der Rück- bzw. Unterseite des Kitzlers zieht noch ein Paar feiner Hautfalten beiderseits zu
den kleinen Schamlippen.
Kleine Schamlippen:
Die kleinen Schamlippen, zwei schmale dünne, fettfreie Hautfalten mit zahlreichen
Talgdrüsen, umgeben den Scheidenvorhof. Normal sind sie von den großen Schamlippen
verdeckt. Oft sind sie auch stärker in die Länge gezogen und hängen aus der Schamspalte
heraus. Besonders große Formen nennt man auch „Hottentottenschürzen“, weil sie bei
Hottentottenfrauen besonders häufig vorkommen. Die kleinen Schamlippen sind Bildungen
der äußeren Haut, gleichen aber, soweit sie in der Schamspalte verborgen liegen, einer
Schleimhaut. Sie bestehen aus Bindegewebe mit reichlichen elastischen Fasern und starken
Venennetzen, die bei geschlechtlicher Erregung anschwellen.
Jungfernhäutchen (Hymen):
Bei Jungfrauen wird der Scheideneingang durch eine meistens halbmondförmige quere
Hautfalte, den Hymen oder das Jungfernhäutchen, eingeengt. Der Hymen kann aber auch
ringförmig, siebförmig sein oder den Eingang vollständig verschließen. Auch ein
vollständiges Fehlen ist eine Möglichkeit.
Das Jungfernhäutchen ist die Grenze zwischen äußerem und innerem Genitale. Durch den
Geschlechtsverkehr zerreißt es im allgemeinen. Die Einrisse brauchen aber nicht einmal bis
zum Rande zu gehen. Durch den Geburtsakt wird der Hymen vollständig zerquetscht. Nur
spärliche Reste ragen als Wärzchen gegen den Scheideneingang vor.
Die Krankheiten der
Geschlechtsorgane:
Krankheiten der männlichen
Geschlechtsorgane:
Benigne Prostatahyperplasie (BPH):
Die BPH ist eine gutartige Gewebeproliferation. Die Gewebeknoten können den Harnabfluß
behindern. Die benigne Prostatahyperplasie ist die häufigste urologische Erkrankung des
über Fünfzigjährigen, von der jeder zweite Mann dieser Altersgruppe betroffen ist.
∙Symptome:
Zeichen der mechanischen Blasenentleerungsstörung sind zunehmende Miktionsfrequenz
und Nykturie (nächtliche Miktion), abnehmender Harnstrahl mit Verlängerung der
Miktionszeit und Restharn. Dabei werden drei klinische Stadien unterschieden:
Stadium der Kompensation ( I ):
- Restharn < 10% des Miktionsvolumens
- abnehmender Harnstrahl, häufiger Harndrang
Stadium der beginnenden Dekompensation ( II ):
- Restharn > 10% des Miktionsvolumens
- abnehmender Harnstrahl, Nykturie
- Harnweginfektion
Stadium der Dekompensation ( III ):
- Überlaufblase
- Harnstauungsnieren
∙Komplikationen:
Bei einer kurz vor der Dekompensation stehenden Blasenentleerung aufgrund der BPH kann
durch bestimmte Reize wie Kälte, Alkohol oder Streß eine akute Harnverhaltung ausgelöst
werden, bei der der Patient trotz prallvoller Blase und schmerzhaften Harndrang nicht
miktionieren kann.
∙Therapie:
Bei akuter Harnverhaltung wird mit einem Einmalkatheter katheterisiert. Wenngleich bei den
meisten Patienten innerhalb weniger Wochen wieder eine Harnverhaltung auftritt, kann ein
Teil danach restharnfrei miktionieren.
Phimose:
Eine primäre Phimose liegt bei einer angeborenen Enge des äußeren Vorhautringes vor.
Dadurch läßt sich die Vorhaut nicht zurückziehen und die Eichel kann nicht gereinigt werden.
Bis zum 3. Lebensjahr soll keine forcierte Lösung der Vorhautverklebung vorgenommen
werden.
∙Komplikationen:
Bei hochgradiger Vorhautverengung kann es zur akuten Harnverhaltung, zu chronischen
Harnabflussstörungen und zur Entzündung der Eichel kommen.
∙Therapie:
Die komplette Entfernung der Vorhaut führt zur Verbesserung der Genitalhygiene und damit
zur Prophylaxe von Portio- und Peniskarzinomen, von den Beschwerden beim
Geschlechtsverkehr mit Phimose abgesehen.
Paraphimose:
Darunter versteht man die Einklemmung der zu engen Vorhaut hinter den Eichelkranz mit
schmerzhafter Schwellung und bläulicher Verfärbung der Eichel.
∙Therapie:
Zuerst wird die unblutige Reposition versucht, indem das Ödem ausgepreßt und die Vorhaut
zu reponieren versucht wird. Gelingt dies nicht, muß in Peniswurzelanästhesie eine
operativer Eingriff vorgenommen werden.
Hodentorsion:
Bei der Hodentorsion tritt nach einer plötzlichen körperlichen Bewegung, aber auch im Schlaf
spontan eine Drehung des Samenstrangs um die Längsachse auf. Häufigkeitsgipfel sind das
Säuglingsalter und die Pubertät.
∙Symptome:
Typisch ist der plötzlich einschießende stärkste Schmerz im Bereich eines Skrotalfaches mit
Ausstrahlung in die Leiste. Der betroffene Hoden steht höher und zeigt eine
Achsenfehlstellung. Er ist extrem druckschmerzhaft und zeigt zunächst weder eine
Überwärmung noch eine Rötung der Skrotalhaut, wobei sich eine Walze im Bereich des
Samenstranges tastet. Im Gegensatz zur Nebenhodenentzündung (siehe später) kommt es
zu keiner Schmerzlinderung, sondern zu einer Schmerzzunahme bei Hochheben des
Hodens und dadurch verursachtem Zug am Samenstrang. Mit zunehmender Dauer der
Torsion wird die Skrotalhaut gerötet. Die Patienten sind bei einer akuten Torsion fieberfrei.
∙Therapie:
Es muss eine sofortige operative Freilegung durchgeführt werden. Der Hoden kann innerhalb
der ersten 6 Stunden erhalten werden.
Nebenhodenentzündung:
Sie ist eine hochfieberhafte Erkrankung, die sich im Verlauf von einigen Stunden entwickelt.
Das betreffende Skrotalfach ist meist gerötet. Der extrem druckschmerzhafte Nebenhoden
ist überwärmt, aufgetrieben und verdickt. Das Hochheben des Skrotalfaches bringt im
Gegensatz zur Hodentorsion Linderung. Die Nebenhodenentzündung geht fast immer mit
einem akuten Harnweginfekt einher. Das Risikoalter liegt im Gegensatz zur Hodentorsion
viel höher und deshalb bei Patienten mit Restharnbildung.
∙Therapie:
Hochlagern und Kühlen des Skrotums. Bei starker Schmerzhaftigkeit verwendet man ein
leichtes Lokalanästhetikum. Gleichzeitig wird ein Antibiotikum verabreicht. Bei Restharn ist
ein Dauerkatheter (durch die Bauchwand eingeführt) essentiell zur Verhinderung von
Reinfektion durch infizierten Urin.
Krankheiten der weiblichen
Geschlechtsorgane:
Harninkontinenz (HI):
HI bedeutet ungewollter Harnabgang, worunter 10-20% der Frauen leiden. Der ungewollte
Harnabgang hat für die betroffene Frau große psychische und soziale Konsequenzen.
∙Einteilung:
Unter Streßinkontinenz (=Belastungsinkontinenz) versteht man den unfreiwilligen
Harnabgang bei körperlicher Belastung durch Steigerung des inneren Druckes wie Husten,
Lachen, Niesen, Pressen usw. durch Blasenhalsschwäche. Die Streßinkontinenz ist ein
häufiges Symptom bei Senkungszuständen des inneren Genitale und wird in drei
Schweregrade eingeteilt:
- Grad 1: Harnverlust beim Husten, Lachen, Niesen (also bei massiver Erhöhung des
inneren Druckes und damit vermehrtem Druck auf die Harnblase).
- Grad 2: Harnverlust beim Heben von Lasten und Treppensteigen (also bei mittlerer
Erhöhung des inneren Druckes).
- Grad 3: Harnverlust bereits im Stehen (ohne besondere Belastung, die eine innere
Druckerhöhung bedeuten würde).
Neben der Streßinkontinenz gibt es noch die Dranginkontinenz. Sie ist ein zwanghafter
Harndrang, der nicht willkürlich unterdrückt werden kann (z.B. häufig bei
Harnweginfektionen).
∙Therapie:
Die Behandlung der Streßinkontinenz ist notwendig, wenn sie die Frau belastet. Man kann
sich leicht vorstellen, wie unangenehm es sein kann, wenn unfreiwillig Urin abgeht, ständig
Vorlagen gebraucht werden, der typische Geruch die Problematik verrät usw. Viele Frauen
mit schwerer Streßinkontinenz trauen sich gar nicht mehr außer Haus, brechen alle sozialen
Kontakte ab und leben völlig isoliert.
Leichte Grade der HI werden konservativ behandelt: Eine gute und konsequente
Beckenbodengymnastik ist hier der erste Schritt. Besonders bei älteren Frauen, die aufgrund
der erloschenen Ovarialfunktion einen Mangel an Östrogenen haben, kann durch lokale
Östrogensalben- oder zäpfchenbehandlung in der Vagina eine deutliche Besserung erreicht
werden. Durch die lokale Östrogenwirkung wird das Scheidenepithel besser aufgebaut und
die Durchblutung gesteigert. Aufgrund der engen anatomischen Beziehung zwischen
Scheide und Blase bzw. Blasenhals wirkt sich dies auch günstig auf eine Streßinkontinenz
aus.
Bei Streßinkontinenz 2. und 3. Grades ist eine operative Therapie zu erwägen. Eine
Drangkontinenz ist nicht zu beheben.
Die Streßinkontinenz ist die häufigste Form der HI bei Frauen.
Bartholin-Zyste und Bartholin-Abzeß:
Die Bartholin-Drüsen sind 2 kleine Drüsen im unteren Drittel der großen Schamlippen. Ihre
Ausführungsgänge münden auf der Grenze zwischen dem unteren und mittleren Drittel der
kleinen Schamlippen. Ihr Sekret feuchtet den Scheideneingang an.
Bartholin-Zyste: Wenn die Ausführungsgänge durch Entzündungen verkleben, staut sich
das Sekret der Bartholin-Drüsen. Es kommt zur Aufreibung von Drüse und Ausführungsgang
mit zunehmender Schwellung im unteren Drittel der großen Schamlippen. Die Schwellung
entwickelt sich zum Eingang der Vagina hin und kann die Größe eines Hühnereies erreichen.
Dadurch werden Sitzen und Gehen sehr unangenehm.
∙Therapie:
Sie besteht entweder in der operativen Ausschälung der Zyste oder der Öffnung der Zyste.
Dabei wird die Zystenwand mit der Schamlippenhaut vernäht. Dadurch kann das Sekret
ungehindert abfließen.
Bartholin-Abzeß: Wenn die Ausführungsgänge verklebt sind und das Sekret aus der
Bartholin-Drüse nicht abfließen kann, ist eine Infektion vorprogrammiert. Klinisch fällt neben
der prall-elastischen Schwellung im Bereich der großen Schamlippen, bis zum Eingang der
Vagina reichend, die Hautrötung und der große Schmerz auf.
∙Therapie:
Die meist schlagartige Linderung bringende ist der Einschnitt der Zyste oder das Öffnen
dieser, um dann die Zystenwand mit der Schamlippenhaut zuzunähen. Anschließend sollten
Sitzbäder durchgeführt werden, um den infizierten Bereich zu spülen. Gerade wenn im
hochentzündlichen Stadium operiert werden mußte, können sich die Zystenwände wieder
verschließen. Dann droht ein Rückfall.
Condylomata acuminata:
Das sind gutartige Epithelwucherungen, die durch virale Infektionen hervorgerufen werden.
Sie kommen im Vulva- und Vaginalbereich vor. Die Übertragung der Viren erfolgt durch
Geschlechtsverkehr. Risikofaktoren für die Infektion sind: Chronischer Ausfluß, die
Einnahme der Pille und Rauchen.
∙Symptome:
Blumenkohlartige, weiche und spitze Tumoren können im Vulva- und Vaginalbereich
entstehen. Zum Teil finden sich richtige Beete dieser Epithelwucherungen.
∙Therapie:
In Frage kommt die elektrochirurgische Abtragung der Wucherungen oder die Entfernung
mittels Laser. Es gibt aber häufig Rückfälle. Dann ist ein Therapieversuch mit Interferon
angezeigt. Grundsätzlich sollte eine Mitbehandlung des Partners erfolgen, sonst kommt es
immer wieder zu den sogenannten Pingpong-Infektionen, wobei sich die Sexualpartner
immer wieder gegenseitig infizieren. Sollte es zu dieser Infektion während der
Schwangerschaft kommen, muß die Geburt eventuell durch einen Kaiserschnitt beendet
werden, um die Infektion des Neugeborenen zu vermeiden.
Pruritus vulvae:
Das ist ein Juckreiz im Bereich der Vulva, der ausgesprochen quälend sein kann.
∙Ursachen:
Ursachen können ein allergisches Kontaktekzem, Dermatitis (z.B. durch mechanische
Irritationen), aber auch andere dermatologische Krankheiten, Infektionen (z.B. durch Pilze)
oder Parasiten sein. Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus können Pruritus vulvae
aber auch hervorrufen. Bei postmenopausalen Frauen ist dies eventuell durch
Östrogenmangel bedingt.
Häufig finden sich sekundär Veränderungen der Vulva durch Kratzen. Dabei können
Kratzspuren entstehen aus denen es bluten kann.
∙Therapie:
Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Findet sich keine Ursache, kommen nach
Probeentnahmen aus repräsentativen Stellen lokale Maßnahmen zur Anwendung. Es
werden Sitzbäder (z.B. mit Kamille), Salben mit Östrogen-, Kortison- oder
Testosteronzusätzen empfohlen. Auch die Vermeidung von reizenden Seifen oder
Deodoranten bei der Intimpflege ist wichtig. Am besten ist immer noch die reine Anwendung
von klarem Wasser ohne jegliche Zusätze.
Endometriumhyperplasie:
Das Endometrium ist ein hormonabhängiges Gewebe, das den Einflüssen der weiblichen
Geschlechtshormone (Östrogene und Gestagene) unterworfen ist. Östrogene führen zu
Profileration. Gestagene bewirken eine sekretorische Umwandlung des Endometriums, damit
die weitere Wucherung aufhört. Fehlt der Gestageneinfluss auf das Endometrium und wird
dieses von Östrogenen immer weiter zur Profileration angeregt, tritt Hyperplasie auf. Solche
Zustände findet man z.B., wenn der Eisprung nicht stattfindet. Dann wird im Eierstock kein
Gelbkörper entstehen und damit werden keine Gestagene gebildet. Die Östrogenproduktion
geht aber immer weiter.
Man unterscheidet drei Formen der Endometriumhyperplasie:
Glanduläre und glandulär-zystische Hyperplasie: Bei fehlenden Gestagen- und
anhaltendem Östrogeneinfluss findet man glanduläres oder ein glandulär-zystisches
Endometrium mit erweiterten Drüsenschläuchen. Das Entartungsrisiko ist gering. Klinisch
auffällig werden Blutungsstörungen oder Blutungen in der Postmenopause. Diese müssen
durch eine fraktionierte Abrasio (Abkratzen, Abschabung) abgeklärt werden.
Adenomatöse Hyperplasie des Endometriums: Hält der alleinige Östrogeneinfluss weiter
an, entsteht aus der glandlären oder glandulär-zystischen Hyperplasie eine adenomatöse
Hyperplasie. Ihr Entartungsrisiko ist groß. Auch hier werden Blutungsstörungen beobachtet
und Postmenopauseblutungen.
Polypen des Endometriums: Kommt es lokal begrenzt zu einer Proliferation des
Endometriums, entstehen Polypen. Klinisch auffällig werden Blutungsstörungen oder
Blutungen in der Postmenopause. Fraktionierte Abrasio ist erforderlich.
∙Therapie:
Die fraktionierte Abrasio stellt eine diagnostische Maßnahme dar. Ist eine Hyperplasie des
Endometriums nachgewiesen, muß eine Gestagentherapie erfolgen. Etwa nach 3-6 Monaten
Behandlung sollte eine Kontroll-Abrasio durchgeführt werden. War die Gestagentherapie
nicht in der Lage, die Hyperplasie zu beheben oder sind die Veränderungen ausgeprägter,
muß die Entfernung der Gebärmutter zur Vermeidung eines Endometriumkarzinoms
empfohlen werden.
Endometriose:
Funktionstüchtige Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Gebärmutter-Hohlraumes nennt
man Endometriose. Sie ist eine Krankheit des geschlechtsreifen Alters, nach der Menopause
verschwinden die Beschwerden. Sie ist häufig: 2-3% aller Frauen sollen eine Endometriose
haben. Bei Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch wird sie besonders oft diagnostiziert.
Wie die Endometriose entsteht, ist auch heute noch unklar.
Endometrioseherde reagieren wie das normale Endometrium: Östrogene bewirken eine
Proliferation, Gestagene eine Umwandlung, der Abfall der ovariellen Hormone führt zum
Ödem im Endometrioseherd und zur Blutung. Bei den Endometrioseherden kann das
Abbluten der Schleimhaut nicht nach außen geschehen, wie das im Gebärmutter-Hohlraum
der Fall ist. Ödem und Blutung verursachen eine Raumforderung mit Schmerzen, die vor der
Menstruation und zur Zeit der Regelblutung am stärksten sind und von Monat zu Monat
zunehmen. Brechen Endometrioseherde auf, kommt es zu entzündlichen, später narbigen
Reaktionen mit dem umliegenden Gewebe. Hierdurch können eisenharte Verwachsungen
entstehen, die zu Dauerschmerzen führen können.
∙Symptome:
- Blutungsstörungen
- starke Bauch- oder Kreuzschmerzen, die zyklusabhängig auftreten, aber auch später
zyklusunabhängig sein können
- schmerzhafter Geschlechtsverkehr
- Blutungen nach Geschlechtsverkehr
- Verstopfung und schmerzhafte Defäkation
- Sterilität
∙Diagnose:
Während einer gynäkologischen Untersuchung kann man bläulich-rote, bläulich-schwarze
oder bläulich-braune Flecken oder Knötchen finden. Gelegentlich sind die
Endometrioseherde jedoch auch sehr schwer als solche zu erkennen, vor allem dann, wenn
die typische Farbe fehlt. Handelt es sich um Endometrioseherde im Eierstock, können große
Zysten entstehen, in die es zyklisch einblutet mit typischem „Schokolade- oder Teerinhalt“:
Bei der Eröffnung einer solchen Zyste quillt das angesammelte Menstrualblut wie flüssige
Schokolade oder wie Teer heraus.
∙Therapie:
Einerseits versucht man die Endometrioseherde durch Operationen anderseits durch
Medikament zu entfernen. Eines der operativen Verfahren ist das Herausschneiden. Ist dies
nicht möglich versucht man die Endometrioseherde im inneren gerinnen zu lassen. Wenn die
Eierstöcke befallen sind, werden diese meistens ausgeschält. Im schlimmsten Fall ist die
Entfernung des betroffenen Organs nicht zu umgehen. Bei der medikamentösen Therapie ist
das Ziel die Abnahme der Größe. Wirkungsvoll sind Gestagene. Die Behandlung sollte
mindestens 6-9 Monate durchgeführt werden. Die Rückfälligkeit ist relativ hoch.
Adnexitis:
Die Adnexitis ist die häufigste gynäkologische Infektionskrankheit der nicht schwangeren
Frau. Mehr als 70% der Betroffenen sind jünger als 25 Jahre. Ihre Folgen können
schwerwiegend sein, z.B: Kinderlosigkeit, weil die Eileiter verkleben.
In der Regel sind es aufsteigende Infektionen, die zu einer Adnexitis führen. Dies bedeutet,
daß die Erreger den Gebärmutterhals passieren, über das Endometrium in den Eileiter
gelangen, auf den Eierstock übergreifen und schließlich zu einer Infektion des umgebenden
Bauchfells führen können.
Die Infektion der Eileiterschleimhaut führt zur Absonderung von Sekret, welches in den freien
Bauchraum abfließt und so auf das Bauchfell des kleinen Beckens gelangt, wo es eine
Bauchfellentzündung hervorruft. Dies bedingt die heftigen Schmerzen und die
Druckempfindlichkeit des Unterbauches. Wenn jetzt nicht konsequente Abhilfe geschaffen
wird, kommt es zur Zerstörung der Schleimhautfalten im Eileiter. Damit ist der Eitransport
vom Eierstock in den Gebärmutter-Hohlraum nicht mehr möglich.
∙Symptome:
Die Adnexitis läuft in vier Stadien ab: akutes, subakutes, chronisches Stadium,
Folgeerscheinungen.
Akute Adnexitis: Bei der akuten Form stehen heftige Unterbauchschmerzen (eventuell
einseitig, meist aber beidseitig), Fieber und beeinträchtigtes Allgemeinbefinden im
Vordergrund.
Subakute Adnexitis: Das subakute Stadium dauert einige Wochen. Die Symptome sind
Druckempfindlichkeit des Unterbauches, eventuell noch leichte ziehende oder stechende
Schmerzen im Unterbauch, leichtes Fieber und die Eileiter sind verdickt tastbar.
Chronische Adnexitis: Das chronische Stadium verläuft milde. Keine erhöhten
Temperaturen und nur noch geringe Druckempfindlichkeit der Adnexe sind festzustellen. Es
kann aber immer wieder zum Aufflackern eines akuteren Krankheitsstadiums kommen.
Folgeerscheinungen: Diese werden erst ab dem chronischen Stadium offensichtlich. Als
Folge kann es zur Sterilität durch Eileiterverschluss und Eileiterschwangerschaften bei
unvollständigem Verschluß kommen. Für chronische Schmerzen sind Verwachsungen im
kleinen Becken verantwortlich.
∙Therapie:
Im akuten Stadium ist die Therapie in der Regel konservativ. Zu den Allgemeinmaßnahmen
zählen strikte Bettruhe, Schmerzmittel, leichte Kost und die Entfernung einer eventuell
liegenden Spirale, da es die Infektion zumindest unterhält. Die Infektion sollte, je nach
Erreger mit Antibiotika behandelt werden. Eine eventuelle Partnermitbehandlung wäre nicht
schlecht.
Ab dem subakuten Stadium müssen resorptionsfördernde Maßnahmen zur Vermeidung von
ausgedehnten Verwachsungen ausreichend lange durchgeführt werden. Wenn die
Temperatur wieder steigt, ist strikte Bettruhe und erneute Antibiotikaeinnahme einzuhalten.
Im chronischen Stadium bestehen Beschwerden vor allem aufgrund von Verwachsungen.
Wärmebehandlungen und die Therapie sind wie bei akuter Adnexitis, wenn die Infektion
wieder aufflackert. Eventuell müssen Verwachsungen operativ beseitigt werden.
∙Prognose:
Diese hängt davon ab, ob die Diagnose frühzeitig genug gestellt und die Therapie
konsequent durchgeführt worden ist. Es drohen Sterilität, erhöhtes Risiko für
Eileiterschwangerschaften und chronische Schmerzzustände durch Verwachsungen.
Ovarialkarzinom:
Das Ovarialkarzinom hat vor allem eine schlechte Prognose. Sein Altersgipfel liegt im 6.
Lebensjahrzehnt, kommt aber in allen Alterstufen vor. Relativ häufig ist das zystische
Ovarialkarzinom vom serösen Typ, das in etwa 50% doppelseitig auftritt. Es handelt sich um
bösartige Geschwülste, die rasch wachsen und die Umgebung wird schnell mitbefallen.
Ovarialkarzinome können Tochtergeschwulste in die Lymphknoten der Leiste und der
Beckenwand setzen. Außerhalb der Bauchhöhle metastasiert das Ovarialkarzinom meist
relativ spät. Metastasen finden sich dann zum Beispiel im Brustfell, der Lunge, in Knochen
oder im Gehirn.
∙Symptome:
Frühsymptome gibt es nicht. Die Patientinnen gehen oft erst wegen Zunahme des
Leibumfanges, Gewichtsveränderungen, Stuhl- oder Miktionsbeschwerden und schlechtem
Allgemeinbefinden zum Arzt. Gelegentlich finden sich Unterleibs- oder Kreuzschmerzen,
Vollgefühl, Druckgefühl auf Blase oder Darm. Die meisten Ovarialtumoren werden zufällig
entdeckt.
∙Therapie:
Sie umfaßt die Operation und die Chemotherapie. Grundsätzlich gilt, daß jeder Ovarialtumor
operiert werden muß. Bei Bösartigkeit sollte möglichst radikal operiert werden. Dabei kann
es zur Entfernung beider Eierstöcke und Eileiter und der Gebärmutter kommen. Dieses
radikale Vorgehen verbessert die Ansprechrate auf die postoperative Chemo- bzw.
Bestrahlungstherapie. Von der empfohlenen Radikalität kann nur in ganz seltenen Fällen
abgewichen werden. Dies ist meist bei jungen Frauen mit Kinderwunsch und extrem
günstigem Tumor und günstigen Tumorstadium.
Vor allem für Ovarialkarzinome, die sich bereits im gesamten Bauchraum ausgebreitet
haben, steht die Chemotherapie im Vordergrund. Dabei sind Polychemo- den Monotherapien
in ihren Erfolgsaussichten überlegen und besser verträglich, da die Dosis der einzelnen
Komponenten niedriger gehalten werden können. Besonders platinhaltige Verbindungen
haben die Remissionsraten verbessern könne. Ihre Nebenwirkungen auf das Knochenmark,
die Niere und das Nervensystem müssen kontrolliert werden. Hat die Chemotherapie Erfolge
gezeigt, so kann eine Zweitoperation eine noch weitergehende Tumorreduktion oder sogar
eine komplette Tumorentfernung erzielen.
Oft können durch Operation und Chemotherapie nur Remissionen erzielt werden, das heißt
die Krankheit wird wieder auftreten.
Die Geschlechtskrankheiten:
Männliche und weibliche
Geschlechtskrankheiten:
Gonorrhoe (Tripper):
Die Gonorrhoe ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die beim Erwachsenen fast
ausschließlich durch direkten Kontakt beim Geschlechtsverkehr übertragen wird. Es handelt
sich um eine Lokalinfektion der Schleimhaut der Genital- und Harnorgane, die durch
Gonokokken verursacht wird.
Aber auch Neugeborene können während der Geburt infiziert werden und an einer
Blennorrhoe erkranken, wenn die Mutter an Tripper leidet. Bei dieser Krankheit ist auch die
Hornhaut des Kindes gefährdet. Ohne Behandlung kann sie sogar zur Erblindung führen.
Schließlich ist bei Kleinkindern noch eine Schmierinfektion über Handtücher und
Waschlappen oder durch Verschmieren von gonokokkenhaltigen mütterlichem Sekret auf
Kleinkinder möglich.
∙Symptome:
Nach einer Inkubationszeit von 2-12 Tagen (meist 3-4 Tage) beginnt die Erkrankung beim
Mann mit einem Prickeln in der Harnröhre, Brennen beim Wasserlassen und einem eitrigen
Ausfluß. Diese akute Gonorrhoe beschränkt sich zunächst als Entzündung auf die vordere
Harnröhre. Bei etwa 50% der Patienten kann in der zweiten bis dritten Krankheitswoche
auch der hintere Harnröhrenanteil befallen werden. Jetzt entsteht ständiger Harndrang sowie
ein Druckgefühl in der Damm- und Analregion. Durch Aufsteigen der Keime können weitere
Komplikationen entstehen. Unbehandelt geht sie bei abnehmender Symptomatik in die
chronische Gonorrhoe über.
Bei der Frau verläuft die Erkrankung oft symptomarm oder –los. Tripper äußert sich, wenn
überhaupt, durch brennendes Gefühl oder Juckreiz und eitrigen Ausfluß. Ebenso wie beim
Mann kann es während des chronischen Stadiums durch Aufsteigen der Keime auch zu
weiteren Komplikationen kommen.
Patienten im Stadium der chronischen Gonorrhoe sind wegen der oft vorhandenen
Symptomlosigkeit eine wichtige Infektionsquelle.
∙Komplikationen:
Eine sehr gefürchtete Spätkomplikation im Gefolge der Komplikationsmöglichkeiten während
der chronischen Phase ist die Sterilität.
∙Diagnose:
Diese erfolgt am besten durch den direkten mikroskopischen Erregernachweis aus
Abstrichen. Er ist aber in der chronischen Phase unsicher, so dass in solchen Fällen eine
Bakterienkultur angelegt werden muß, um gerade die wichtigen symptomlosen Fälle zu
erkennen und zu behandeln, da sonst eine Verbreitung erfolgen kann. Als typische
Lokalinfektion gibt es keine ausgedehnte Antikörperbildung, so dass serologische Methoden
keine große Bedeutung haben. Eine Immunität wird nicht erworben. Daher gibt es keine
aktive Impfung.
∙Therapie:
Bisher erfolgte diese mit Penizillin. Ein Problem ist die zunehmende Penizillinresistenz, so
dass heute oft auch auf andere Antibiotika zurückgegriffen werden muß.
∙Prophylaxe:
Eine ganze Reihe von Maßnahmen dient der Prophylaxe. Dennoch nimmt Gonorrhoe zu. Sie
ist als Geschlechtskrankheit meldepflichtig. Wichtig ist die Suche nach der jeweiligen
Infektionsquelle, Verbot des Geschlechtsverkehrs bei Infektionsverdacht. Eine allgemeine
Prophylaxe besteht in der Aufklärung besonders der Jugendlichen, die an der zunehmenden
Tendenz der Gonorrhoe erheblich beteiligt sind. Gleichzeitig steigt die Anzahl der Frauen,
die als Folge einer Gonorrhoe steril sind.
Syphilis (Lues):
Die Syphilis ist wie die Gonorrhoe eine weltweit verbreitete, aber chronische
Geschlechtskrankheit, die zyklisch in drei Stadien abläuft. Sie ist durch unterschiedliche
Hauterscheinungen charakterisiert, später können weitere Organe befallen werden, wobei
das Zentralnervensystem und die Aorta oder andere Gefäße wegen der schwerwiegenden
Folgen eine besondere Bedeutung haben. Der Erreger ist ein anaerober Lymph- und
Gewebeparasit, der zu den Schraubenbakterien gehört. Infektionsquelle ist ausschließlich
der erkrankte Mensch. In etwa 95% aller Fälle erfolgt die Infektion direkt beim
Geschlechtsverkehr, in den restlichen 5% asexuell als Schmierinfektion durch enge Kontakte
mit infektiösen Patienten oder beruflich bei Mitarbeitern des Gesundheitswesens über mit
Lues verseuchtes Material. Auch durch nicht ordnungsgemäß untersuchte Blutkonserven
kann eine Infektion erfolgen. Neben der sexuell oder asexuell erworbenen Syphilis gibt es
eine angeborene Syphilis, die von einer infizierten Mutter während der Schwangerschaft auf
das Kind übertragen wird.
∙Symptome:
Syphilis I: Das Primärstadium beginnt 3 Wochen nach der Infektion mit einem Primäraffekt
an der Eintrittsstelle des Erregers, das heißt vorwiegend im Genitalbereich. Bei
homosexuellen Männern ist der Primäraffekt häufig im Analbereich zu finden. Weitere
extragenitale Lokalisationen sind Lippen, Mund oder Finger.
Beim Primäraffekt handelt es sich um einen derben, bohnen- bis kirschgroßen Knoten, der
sich im weiteren Verlauf durch zentralen Zerfall in ein schmerzloses Ulkus mit einem
wallartigen Rand umwandelt. Typisch sind die Schmerzlosigkeit und Derbheit. Es heilt
innerhalb von 2-6 Wochen spontan ab. Ergänzt wird der Primäraffekt durch eine
schmerzlose regionäre Lymphknotenschwellung. Die vergrößerten Lymphknoten sind
ebenfalls hart und bleiben so über Monate bestehen. Während des Primärstadiums kommt
es außerdem zu einer Milzschwellung sowie gelegentlich zu Durchfällen oder zu
schmerzhaften Gelenkschwellungen.
Syphilis II: Unbehandelt kann etwa 6-8 Wochen nach dem Primäraffekt durch Ausbreitung
der Erreger über den Blut- und Lymphweg das Sekundärstadium folgen. In dieser Phase
können neben hochinfektiösen Haut- und Schleimhautveränderungen sowie einer weiteren
Lymphknotenschwellung auch Allgemeinsymptome wie Fieber, körperliche Schwäche,
Müdigkeit, Glieder- und Kopfschmerzen vorhanden sein. Die Hauterscheinungen beginnen
mit fleckförmigen Veränderungen ohne Juckreiz. Auch der behaarte Kopf ist betroffen und an
diesen Stellen gehen später die Haare aus. Danach bilden sich Exantheme, wobei
besonders typisch ein Befall der Handteller und Fußsohlen ist. Charakteristisch ist auch die
symmetrische Verteilung. Zu den für die Syphilis II typischen Befunden gehört ein
Schleimhautbefall in Form gräulicher Erosionen, die sehr infektiös sind. Auch Entzündungen
des Nebenhodens, der Eierstöcke, der Gebärmutter sowie der Gelenke, der Leber und
Hirnhäute sind möglich. Nach dem ersten Exanthem folgt zunächst eine als Frühlatenz
bezeichnete Periode während der nur noch die Lymphknotenschwellung besteht, alle
anderen klinischen Erscheinungen sind abgeklungen. Die Syphilis ist jetzt serologisch
nachweisbar.
Syphilis I, Syphilis II und Frühlatenz werden zusammenfassend als Frühsyphilis bezeichnet.
Syphilis III: Bei vielen Patienten (> 50%) kann der weitere Verlauf bis zum Lebensende
symptomlos bleiben. Bei etwa 30-40% entwickelt sich Jahre nach der Infektion ein
Tertiärstadium, die Spätsyphilis, die Gegensatz zur Syphilis I und II nicht infektiös ist. Die
Hautveränderungen bei der Syphilis III sind asymmetrisch angeordnet. Unter der Haut
gelegene Knoten, die eine Walnußgröße erreichen können, erweichen oft und können durch
Zerfall zu oft erheblichen Destruktionen führen. Diese Knoten können überall auftreten: z.B.:
Gefäße, Lunge, Magen, Leber, Hoden, Knochen, Muskeln;
∙Diagnose:
Wird durch die klinischen Symptome vermutet und durch Erregernachweis sowie
serologische Untersuchungen bestätigt. Ab Lues II sind Antikörper nachzuweisen.
∙Therapie:
Auch hier erfolgt sie durch Penizillin und es entsteht keine Immunität, sodaß wiederholte
Infektionen möglich sind.
∙Prophylaxe:
Die Meldepflicht als Geschlechtskrankheit dient der Erkennung von Infektionsquellen. Schon
bei Verdacht besteht Verbot des Geschlechtsverkehrs. Die Maßnahmen entsprechen denen
bei der Gonorrhoe.
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