Eichstetten: Als die weiten Röcke flogen - badische

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Eichstetten: Als die weiten Röcke flogen - badische-zeitung.de
26.06.13 18:14
21. Juni 2013
Als die weiten Röcke flogen
Bei "Rock die Bowle" leben in Eichstetten Vergnügungen der
Wirtschaftswunderjahre wieder auf.
Musik der 50er und 60er, fliegende Röcke und erfrischende Bowle gab es am
Aktionssonntag des Eichstetter Heimat- und Geschichtsvereins auf dem eigens
aufgebauten Tanzboden. Foto: christa rinklin
EICHSTETTEN. Bei schönstem Sommerwetter "rockten" das Team des Heimat- und
Geschichtsvereins und mehrere hundert Gäste am Aktionssonntag das Dorfmuseum. Unter
dem Motto "Rock die Bowle" hatten sich die Organisatoren vom Heimat- und
Geschichtsverein mit der Frage beschäftigt, wie zu Zeiten des Wirtschaftswunders das
sonntägliche Tanzvergnügen auf dem Lande vonstatten ging.
Die Nachkriegszeit der 50er Jahre ließ die Menschen wieder aufatmen und sich den
angenehmen Seiten des Lebens zuwenden. Dazu gehörte, dass die Jugend damals "auf den
Tanz" ging, der noch einen zusätzlichen Zweck verfolgte: die Brautschau. Viele Ehepaare, die
in den letzten Jahren ihre Goldene Hochzeit feiern durften, berichten immer wieder davon,
dass beim Tanzen schlussendlich der "Funke" übersprang und in den Bund fürs Leben
mündete. In den Dörfern am Kaiserstuhl veranstalteten meist die Gasthäuser den Tanz, der
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zum Beispiel in Endingen im Sommer in einer Gartenwirtschaft stattfand. Die meisten
Mädchen mussten abends "zeitig" zu Hause sein – und wehe, die Eltern erfuhren, dass der
aus ihrer Sicht "falsche" junge Mann die Tochter zum Tanz aufgefordert hatte.
Erinnerung an raue Sitten in der "Moschdi"
Einige der Besucher des Eichstetter Dorfmuseums, die in den 50ern im Teenie-Alter waren,
können sich noch gut daran erinnern, dass man damals in die Köndringer Winzerhalle ging,
die den Spitznamen "d' Moschdi" trug. Dieser bezog sich weniger auf Apfel- oder
Traubenmost, sondern vielmehr auf die Gesichter der jungen Männer, die aufgrund von
körperlichen Auseinandersetzungen unter Rivalen mitunter "safteten". Heutzutage
unvorstellbar: Mit ihren wallenden Petticoat-Röcken wurden die "Maidli" im vornehmen
Damensitz auf dem Moped von ihren Verehrern zum Tanz und wieder nach Hause chauffiert.
Um den Aktionstag stilecht zu gestalten, war der Museumshof in eine Gartenwirtschaft mit
Tanzboden verwandelt, den Annette Hornecker geschmückt hatte. Eine achtköpfige
Tanztruppe legte mit Jive-Einlagen und fliegenden Röcken eine heiße Sohle auf das ohnehin
schon heiße Parkett. Auch manche Besucher schwangen das Bein zu Ohrwürmern wie "Dirty
Diana" oder "Lollipop". Für Abkühlung sorgte eine erfrischende Erdbeerbowle, für Stärkung
das Museumsbaguette. Die jüngsten Besucher bereiteten derweil unter der Anleitung von
Lena Hornecker in der kühlen Scheune ihre eigene, alkoholfreie Bowle zu und genossen diese
in selbst gestalteten Trinkbechern.
Info: Der nächste Aktionssonntag findet am 18. August unter dem Motto "Einwecken für
Aufgeweckte" statt.
Autor: Christa Rinklin
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