Vierradantrieb und Lob der Freundschaft

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Nummer 212 • Montag, 14. September 2015
Vierradantrieb und Lob der Freundschaft
11
Kurz berichtet
Pionier Grönemeyer
Musikfest Stuttgart Finale mit vier Flügeln, vier Streichern und Beethovens Neunter
Brüder“–Appell wenigstens ein Mindestmaß an Erbauung, gerade weil die politische
Realität dem „Seid umschlungen, Millionen“-Pathos
von
Beethoven/Schillers
Neunter mehr denn je spottet. Als Zeichen
der Gast-„Freundschaft“ waren – in Anwesenheit von Ministerpräsident Winfried
Kretschmann – 90 Flüchtlinge und ihre
Betreuer von der Bachakademie am
Samstagabend in den Beethovensaal eingeladen worden.
Immerhin stand mit Stéphane Denève ein
Musiker am Pult des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR, der sich mit repräsentativer Pflichterfüllung nicht zufriedengab. Formal gerundet gelang ihm die Neunte
in ihrer gesamtzyklischen Anlage. Geschickt
variierte er die Tempi innerhalb eines flüssigen Grundmetrums und ließ – trotz gelegentlicher Unschärfezonen – seine Radiosinfoniker ohne größere Interventionen ausspielen, führte die Gächinger und Stuttgarter Kantorei sowie den Philharmonia Chor
Stuttgart (Einstudierung Johannes Knecht)
zwischen Verzückung und Raserei sicher
durch das „Freude, schöner Götterfunken“-Finale.
Den hoch dramatischen, als Tragödie in
einen Trauermarsch mündenden Eingangssatz, Maestoso, entwickelte Denève eher unaufgeregt. Das Hauptthema wurde nicht als
allmähliches Werden geboten, sondern als
locker musiziertes Portal. Der zweite Satz
kam ohne die sonst übliche panische Getriebenheit aus. Diesem „Molto vivace“, von
Beethoven bewusst nicht als Scherzo
bezeichnet, ließ er ein warmherziges, elegisches „Adagio molto e cantabile“ folgen
voller ruhig fließender Gestalten mit eher
sparsamer Espressivo-Verdichtung.
Das Freuden-Finale nahm der Franzose
sehr rasch, ohne das Konfliktpotenzial der
Sinfonie mit ihren zerklüfteten Durchführungsteilen und auffahrenden FortissimoSchüben voll auszuspielen. Markus Eiche
(Bass) trug seinen Text „Freunde, nicht diese
Töne“ sehr selbstbewusst, fast wie eine Rolle
vor, und die „holden Flügel“ führten Sabina
Cvilak (Sopran) leidlich sicher in höchste
Register, was auch für Brenden Gunnells tenorale Ausflüge galt, denen sich unauffällig
Daniela Sindram (Alt) hinzugesellte.
Insgesamt blieb Stéphane Denèves lichte,
alles andere als auf einen dunkel-expressiven „deutschen“ Orchesterklang bauende
Wiedergabe eine Fata Morgana der Menschheitsverbrüderung. Eine Utopie eben. (fied)
Am Samstag ging das Musikfest 2015 mit
Schillers und Beethovens „Ode an die
Freude“ im Beethovensaal zu Ende.
Vorher feierte das Minguet-Quartett den
bevorstehenden 80. Geburtstag Helmut
Lachenmanns und seines Komponisten
Georg Katzer, und das Gershwin Piano
Quartet ließ die Tasten rauschen.
Von Susanne Benda, Verena Grosskreutz
und Helmuth Fiedler
Gershwin zu Ehren
Vier Flügel sind kein Streichquartett. Stehen vier Tasteninstrumente neben- und hintereinander auf der Bühne, dann geht es
nicht um Konzentration und Entschlackung, sondern um Wirkung, um Vergrößerung und Verbreiterung von Klang. Mit beidem und etlichen exzellenten Arrangements
hat am späten Freitagabend das Zürcher
Gershwin Piano Quartet für Jubel im (leider
nur schütter besuchten) Hegelsaal gesorgt.
Schon Rachmaninows Vocalise und Tarantella drückten emotional mächtig auf die Tube, und in der Bearbeitung dreier Sätze aus
Prokofjews „Leutnant Kije“-Suite bewiesen die vier exzellent aufeinander eingespielten Musiker, dass nicht nur ihr Name,
sondern auch ihre Interpretationen selbst
darauf abzielen, auf lustvoll-spielerische
Weise Verwirrung zu stiften: So wie ein Klavierquartett korrekt eigentlich ein Streichtrio mit Klavier ist, so enthält Prokofjews
Musik eigentlich nicht jene Zutaten von
Schostakowitsch und Keith Jarrett, die hier
auch zu hören waren. Es war aber gerade
dieses Unkorrekte, Grenzenüberschreitende, das diese Vorführung eines pianistischen
Vierradantriebs besonders machte, und weil
die Pianisten auch die Barrieren zwischen
Pop, Jazz und Klassik überwanden. (ben)
Lachenmann auf der Spur
Da trafen wirklich gegensätzliche moderne
Klangwelten aufeinander im Konzert des
Minguet Quartetts am Samstagnachmittag
im Mozartsaal: Einerseits spielten die Kölner Georg Katzers gestisch sehr expressives
1. Streichquartett (von 1965), das bei allen
dissonanten Klangreibungen, schreienden
Akkorden, grellen Schraffuren doch auch
sehr melodisch und fasslich ist. Andererseits
Helmut Lachenmanns „Gran Torso“ (von
1971), in dem kein klar definierter Klang zu
Der letzte Applaus – Musikfest-Abschlusskonzert in der Liederhalle Stuttgart Foto: Holger Schneider
hören ist, sondern nur die Schatten von Tönen: die geräuschhaften Nebenprodukte der
Tonerzeugung. Die akustischen Vorgänge
werden durch Klopfen, Schaben und Streichen des Bogens auf allen Teilen der Instrumente genau analysiert: ob Knarzen, ob
Knacken, das nach brechenden Knochen
klingt, ob flötenartiges Flüstern. Die Reduktion geht bis zur bloßen Geste des Streichens. Kein Ton ist dann mehr hörbar.
Das Minguet Quartett, Spezialist für Neue
Musik, kann beides ganz hervorragend: das
kantable, intensive, eindringliche Spiel genauso wie jene Spieltechniken, die Töne zu
verhindern haben. Und die Kommunikation
funktioniert perfekt zwischen Primarius Ulrich Isfort, Annette Reisinger (Violine), Aroa
Sorin (Viola) und Matthias Diener (Cello).
Das Konzert war als Hommage gedacht
für Katzer und Lachenmann, zwei ganz Große der zeitgenössischen Musik, die in diesem
Jahr 80 Jahre alt werden. Schön, dass das
Programm durch Mendelssohns letztes
Streichquartett f-Moll op. 80 ergänzt wurde.
Gerade dieses Werk, in dem Mendelssohn
den Tod seiner Schwester Fanny beweinte,
zeigt das zukunftweisende Potenzial dieses
Komponisten, das Minguet wunderbar herausarbeitete: seine erbarmungslos vorwärtstreibende Kraft, seine Schroffheit und
Härte, seine fahlen Farben und extreme
emotionale Zerrissenheit. (vgr)
Beethovens Neunte
Noch so ein eingeschliffenes Ritual unseres
Musikbetriebs: An manchen Tagen, allen voran zu Silvester oder zum Abschluss des
diesjährigen Musikfestes in Stuttgart, muss
ganz einfach Beethovens neunte Sinfonie
d-Moll op.125 aufs Konzertprogramm. Als
von der deutschen Arbeiterbewegung begründete Jubel- und Festmusik verspricht
der utopische „Alle Menschen werden
¡ Aufzeichnung am Samstag, 26. Dezember
2015, SWR 2, Beginn 20.03 Uhr.
Der Südwestrundfunk machte Herbert
Grönemeyer zum „Pop-Pionier“
dpa
Der Musiker Herbert Grönemeyer ist am
Samstagabend in Baden-Baden zum
„Pioneer of Pop“ ernannt worden. Beim
SWR 3 New Pop Festival erhielt der 59Jährige am Samstagabend den Preis des
Senders, mit dem Größen der nationalen
und internationalen Popmusik geehrt
werden. Das „Special“ mit Grönemeyers
Auftritten ist am 18. September gegen
23.30 Uhr im Ersten zu sehen. (dpa)
Applaus für „Sezuan“
Szene aus „Der gute Mensch von
Sezuan“ im BE
Foto: Lucie Jansch
Minutenlanger starker Applaus für „Der
gute Mensch von Sezuan“: Die Premiere
von Bertolt Brechts Drama in der Regie
von Leander Haußmann („Sonnenallee“)
ist am Freitag am Berliner Ensemble sehr
gut beim Publikum angekommen. Für
Hauptdarstellerin Antonia Bill, die sowohl die Prostituierte Shen Te als auch
deren Vetter Shui Ta spielte, gab es Bravo-Rufe. In dem dreieinhalbstündigen
Stück stach auch das minimalistisch-moderne Bühnenbild des Künstlers Via
Lewandowsky hervor. (dpa)
Nagata triumphiert
Die japanische Organistin Mami Nagata
hat den diesjährigen Silbermann-Orgelwettbewerb im sächsischen Freiberg
gewonnen. Die 28-Jährige überzeugte
mit ihrem Spiel an der großen Silbermann-Orgel des Freiberger Doms die
Jury am meisten. Der Preis ist mit 7000
Euro verbunden. (epd)
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Wir sind bestürzt über den viel zu frühen
Tod unseres Mitarbeiters
Hilda Blässle
Gennaro Amato
geb. Reinhardt
Mit seinen Angehörigen fühlen wir uns in Trauer
verbunden und werden
ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Dieter Bilz "Jux"
* 21.12.1921 † 3.9.2015 gest. 14. 9. 12
Wir nehmen Abschied von meiner lieben Mama, unserer Großmama und Urgroßmama.
Wir bedanken uns bei allen, die uns bei der langjährigen Pflege geholfen haben.
In Liebe und Dankbarkeit
Hannelore Zieker
Jeanette und Thomas Waiblinger mit Maximilian Florian Zieker
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Fellbach
Begrenzt ist das Leben,
doch unendlich die Erinnerung.
Nick
* 15.6.1959 geb. Welzenbach
† 9.9.2015
Für uns alle unfassbar hat uns meine geliebte Mutter,
meine liebe Tochter und unsere Tante viel zu früh
verlassen. Wir vermissen ihre Güte und Herzlichkeit sehr.
Michaela Marquardt
Annemie Welzenbach
Katrin und Max
und alle Angehörigen
Ich werde die wiedersehen,
die ich auf Erden geliebt habe
und jene erwarten,
die mich lieben.
Du fehlst.
Christine und Andi
Trauerfeier am Dienstag, 15. September 2015, um 14 Uhr
in der Feierhalle des Bestattungshauses Ramsaier,
Stuttgart-Vaihingen, Katzenbachstraße 58.
Lieber Fabian
willkommen in der Oberstufe.
Ab Kl. 10 läuft der Countdown.
Sammel fleißig Punkte und
Sympathien.
Viel Spaß, Glück und
Erfolg dabei wünschen
Mama und Papa
Information, die
weiter reicht.
* 11. Oktober 1941
† 8. September 2015
In liebevoller Erinnerung nehmen wir Abschied.
Günter Eberhardt
Jürgen und Petra Eberhardt mit Adrian und Simon
Kelly
Die Urnentrauerfeier !ndet am Donnerstag, 17. September 2015, um 13 Uhr in der
ev. Kirche in LE-Stetten statt. Im Anschluss daran ist die Beisetzung auf dem Alten
Friedhof in LE-Stetten. Von Beileidsbekundungen bitten wir abzusehen.
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