Neumarkter Nachrichten Dienstag, 13. April 2010 Beethovens Experimente mit der Geige Renaud Capuc;on und Frank Braley spielen am 17. April im Neumarkter Reitstadel Valery Afanassiev (dieses Jahr zusammen auch wieder bei den SalzbW'ger Festspielen) sensationell die "Kreutzer-Sonate" gespielt: diese Sonate "in un stilo molto concertante wie Beethoven betonte. Dieser neue Geigenstil sollte das Stück über den intimen Salon hinausführen: in Konzertsäle wie den Wiener Augarten (mit Restaurationsbetrieb), wo während der ersten zwölf Abonnementskonzerte ab 1782 ~ucb Mozart auftrat. Ein Epoche machendes Stück steht beim ' kommenden .. Konzert- freunde"-Abend am Samstag, 17. April, 20 Uhr (Abonnements A und G) am Ende eines Programms, das ganz Beethovens Vtolinsonaten gewidmet ist: Die Geigensonate ap. 47. Vorher werden die Sonaten op. 30 Nr. 2 und 3 gegeben. NEUMARKT - Multikulti schon zu Beethovens Zeiten: Da war der dunkelhäutIge Page am Hof des Fürsten Esterhazy mit e~ Sächsin verbandelt, der gemeinsame Sohn hieß George Augustus Polgreen Bridgetower, wurde ein berühmter Geigenvirtuose, ein "mulattischer Komponist" und "ein großer Narr", Zumindest schrieb Beethoven das in die Widmung seiner Geigensonate ap. 47. Nach deren Uraufführung 1803 bei den Wiener "Augarten-Konzerten" ha.ben sich Beethoven, der die Klavier~tim.me spielte, und Bridgetower zerstritten. Die Folge: ein neuer Widmungsträger, der französische Geiger Rodolphe Kreutzer. Der war dur~haus kein "gran pazzo", sondern neben anderen dafür verantwortlich, dass die Violine sich mit erweitertem Tonvolumen und -umfang für solche Stücke wie die "Kreutzer-Sonate" eignete: "quasi come d'un concerto" hieß es in Beethovens neuer überschrift. "Was es an talentierten jungen Geigerinnen und Geigern derzeit gibt, das können wir in unserer Konzertreihe kaum abbilden~\ sagte ErnstHerbert Plleiderer bei der Vorstellung des diesjährigen Programms. Geiger, von denen er als Künstlerischer Leiter wirklich überzeugt ist, können aber l ', Gleichberechtigt neben Klavier Pianist Frank Braley Foto: privat gleich mehrfach mit Einladungen rechnen: jetzt der französische Geiger Renaud Caput;on. Vor zehn Jahren wurde er "Neues Talent des Jahres 2000" und I,Rising Star 2000 11 I debütierte schnell bei den Berliner Philharmonikern oder bei Boston Symphony, mit seinem Bruder Gautier (Cellist) kam er sofort ins Neumarkter Reitstadelprogramm, heute gehört er zu den großen Geigerstars, die ;veltweit gefragt sind. Mit dem Pianisten Frank Braley zusammen wird sich Caput;on an einem der denkwürdigsten "Konzertfreunde/I-Abende messen lassen müssen. Da hatten Gidon Kremer und Für Beethoven war das durchaus ein Experiment, er schrieb Sätze um, sogar neu: In , damals unbekannter .Weise befreite er die Geige von ihrer eher begleitenden Funktion und stellte sie gleichberechtigt neben das Klavier. Das gilt besonders für op. 47, die vorletzte von Beethovens VioHnsonaten, aber aucll schon für die beiden Werke aus op. 30, die Beethoven dem russischen Zaren Alexander 1. widmete: Stücke von pathetischer Virtuosität, einfallsreicher und mitreißender Melodik. Renaud Capu~on ziti~rte in einem Interview den Dirigenten Claudio Abbado: "Das Entscheidende ist, dass wir zusammen musizieren die richtige Einstellung für diese vor 200 Jahren äußerst innovativen Stücke. Damit hat Capll~on auch Erfolg beim jungen Publikum: "Die Säle sind voll, immer . .. und wenn ich am Abend vorher ins Konzert gehe, da ist es auch immer voll. Lauter junge Leute." UWE MlTSCHING jj - <D Stehplätze und Restkarten im Vor- . verkauf unter 'G' (09181) 28474 und an der Abendkasse. •