10-006

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Hessischer Rundfunk
hr2-kultur
Redaktion: Dr. Karl-Heinz Wellmann
Wissenswert
Kleiner Piks mit großen Folgen (1)
Wie sich das Immunsystem austricksen lässt
Von Florian Hildebrand
Montag, 18.01.2010, 08.30 Uhr, hr2-kultur
Sprecherin: Dagmar Fulle
Sprecher: Niels Kaiser
Overvoice: Marian Funk
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COPYRIGHT:
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Musik: Anfang von „Crack city“ aus CD-Reihe „Space night“ Vol 11b
Hoch und unter O-Ton legen
O-Ton 1 Schätzl:
Viren sind wahnsinnig intelligente Lebewesen. Ein Virus benimmt
sich dann wie ein Alien, wie man es aus den Filmen kennt.
Musik kurz hoch
(noch O-Ton) Es versteckt sich im Körper, es macht sich fertig und irgendwann,
wenn es der Meinung ist, es muss sich vermehren, bricht es aus
und befällt einen anderen Körper.
Musik kurz hoch
Sprecherin: Hermann Schätzl muss es wissen. Er ist Fachmann für Viren an
der Technischen Universität München. Viren verstecken sich
tatsächlich in Körperzellen. Sie maskieren sich mit ihnen, um
nicht erkannt zu werden, sie vermehren sich und befallen eine
Zelle nach der anderen. Eine Guerilla-Brut, die sich der Körper
ungewollt selbst heranzüchtet. Bakterien agieren da offener,
direkter, aber deswegen nicht weniger brutal. Sie zeigen sich,
ungeniert; sie greifen den Körper unmittelbar an oder über
Giftstoffe, die sie ausscheiden.
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Sprecher:
Viren oder Bakterien – manche dieser Krankheitserreger sind auf
dramatische Weise gefährlich für den Menschen. Wenn sie das
erste Mal im Körper auftauchen, dann treffen sie auf ein
Immunsystem, das auf ihre Attacken nicht oder nur schlecht
vorbereitet ist. Sie tricksen das Abwehrsystem aus oder
überwältigen es durch ihre schiere Menge. Damit der Körper sich
vorbereiten kann, gibt es die Impfung. Durch den Impfstoff lernt
das Immunsystem, sich rasch und mit den richtigen Mitteln zu
wehren. Das Impfen ist ein Fitnessprogramm für das
Abwehrsystem. In der Regel zumindest.
Musik weg
Sprecherin: Aber der Reihe nach.
O-Ton 2 Schätzl:
Es gibt kleine Viren, es gibt große Viren, es gibt brutale Viren, die
den Menschen sofort umbringen wie das Ebola Virus. Es gibt die
ganz komplexen Viren, die im Körper drin bleiben lebenslang. Die
Herpes-Viren, die kriegt man nicht mehr raus. Die bleiben ein
ganzes Leben im Körper, und wenn es dem Körper schlecht geht,
dann kommen sie zum Vorschein und können Probleme machen.
Es gibt Viren, die benutzen unterschiedliche Informationsmaterialien: DNA, RNA; die haben eine Hülle, die haben keine
Hülle, also es gibt eigentlich alles.
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Sprecher:
Eine Armada von Feinden also, die sich ganz unterschiedlich
tarnen und bewaffnen: Viren, die Grippe, Hautausschläge oder
Krebs verursachen; Viren, die zu Kinderlähmung, Pocken oder
Aids führen. Die soll das Abwehrsystem allesamt erkennen und
niederkämpfen, ohne dass wir es bemerken. Das klappt nicht
immer.
O-Ton 3 Schätzl:
Ein gutes Beispiel ist das HI-Virus, das AIDS-Virus, das hat einen
unglaublich intelligenten Lebensweg eingeschlagen. Und zwar
geht es in die Zellen rein, die eigentlich für die Abwehr
verantwortlich sind. Es hat sich genau den Wachposten des
Immunsystems ausgesucht, geht da rein und taucht ab und ist für
das Immunsystem, das eigentlich da ist, die Viren zu eliminieren,
so gut wie nicht sichtbar, taucht immer wieder ab, verändert sich,
tritt immer wieder neu auf und kann praktisch lebenslang in so
einem Körper bleiben, vermehrt sich auch immer wieder, d. h.
andere Individuen werden immer wieder angesteckt, kann sich gut
ausbreiten. Das kann über Jahrzehnte gehen, und irgendwann ist
das Immunsystem doch so stark geschädigt, dass dann andere
Krankheiten ausbrechen.
Musik „Gliding senses“ aus CD „Space night“ Vol 6b
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kurz hoch und bis O-Ton unter Sprecherin legen
Sprecherin: Gegen AIDS gibt es noch keine Impfung. An ihr wird aber intensiv
gearbeitet. Generell greift die Impfung dem Abwehrsystem unter
die zellulären Arme. Dabei bürdet sie ihm nicht etwas
Ungewohntes auf, sondern fügt sich genau in die normale Arbeit
des Immunsystems ein.
Sprecher:
Zunächst beschreibt Josef Eberle, wie und wann das
Abwehrsystem generell in Gang kommt. Er ist Impfspezialist am
Max-von-Pettenkofer-Institut der Universität München.
Musik ganz kurz hoch
O-Ton 4 Eberle:
Der Weg ist, dass wir uns infizieren, entweder durch Essen oder
durch Tröpfchen beim Anniesen oder durch unsaubere Hände oder
durch Stichverletzungen. Die Menge der Erreger ist bei diesen
Prozessen immer sehr gering. Diese Erreger müssen sich dann
vermehren, und erst wenn eine größere Menge von
Krankheitserregern da ist, führen entweder bei Bakterien Toxine
oder die Beschädigung des Gewebes oder die Immunreaktion, die
ausgelöst wird, zu Symptomen und zur Beschädigung des
Körpers. Da gibt es auch wieder angeborene Teile der Immun-
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reaktion, aber die können wir durch Impfung nicht beeinflussen,
die laufen immer gleichmäßig ab. Wenn es die angeborenen
Anteile schaffen, die in Schach zu halten, findet möglicherweise
kein zweiter Schlag statt. Das führt dann dazu, dass wir nie lernen,
damit besser umzugehen.
Musik kurz hoch und unter Sprecherin langsam ausblenden
Sprecher:
Eberle spricht von „angeborenen Teilen der Immunreaktion“. Im
Abwehrsystem gibt es daneben auch Abschnitte, die nicht geerbt
sind. Sie kommen gleichsam unvorbereitet mit dem
Neugeborenen auf die Welt, und sie lernen danach mit und in ihrer
persönlichen Umwelt – ein eleganter Schachzug der Evolution, das
Immunsystem jedes Menschen genau an jene Umgebung
anzupassen, mit der der Einzelne sein künftiges Leben lang
zurechtkommen muss.
O-Ton 5 Eberle:
Wenn der lernfähige Teil des Immunsystems darauf anspricht,
werden diese Krankheitserreger zerlegt und an der Oberfläche
gezeigt und diese Kombination führt bei spezialisierten
Immunzellen zur Anlagerung. Dann werden Abwehrzellen
gebildet, die später Antikörper herstellen.
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Sprecherin: Doch das Abwehrsystem produziert nicht einfach irgendwelche
Antikörper, um die Krankheitserreger unschädlich zu machen. Die
Antikörper müssen in der Lage sein, gezielt auf Krankheitserreger
loszugehen. Dafür werden sie auf eine sehr spezielle Weise
vorbereitet: Sie bekommen eine eigens konstruierte Oberfläche,
sodass Antikörper und Erreger wie Puzzleteile aneinander passen.
Daher können Antikörper an ihren Gegnern andocken. Andernfalls
würden sie quasi abrutschen und ergebnislos wieder wegdriften.
Sprecher:
Diesen Anpassungsprozess leistet das Immunsystem für jeden
Krankheitserreger, der das erste Mal im Körper auftaucht, für
jeden einzelne Krankheit. Das geschieht auf eine verblüffende
Weise, sagt Josef Eberle:
O-Ton 6 Eberle:
Die Natur spielt Lego, das heißt, es gibt ein Baukastensystem an
Genen, die zufällig sich aneinander legen und dabei neue
Oberflächenstrukturen erfinden. In jedem von uns passiert das in
der Frühphase der Zellentwicklung ganz oft, deswegen haben wir
100 Milliarden verschiedene Möglichkeiten, auf Oberflächenstrukturen zu reagieren. Aus dieser großen Vielfalt werden im
Lauf der eigenen persönlichen Immungeschichte diejenigen
rausgeholt, die am besten passen, und gegen die kann man richtig
Antikörper machen. Damit ist gut verständlich, warum wir das,
was wir dann schon kennen, meistens nur einmal durchmachen,
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weil beim nächsten Kontakt unser Immunsystem so schnell ist,
dass wir es gar nicht mehr merken.
Sprecherin: Wenn Krankheitserreger ein zweites Mal auftauchen, dann
erinnert sich das Immunsystem nämlich daran, welche Antikörper
es nun braucht. Blitzschnell mobilisiert es die passenden
Abwehrzellen und schickt sie gegen die Erreger los. Die
Abwehrzellen fressen die Eindringlinge auf oder beschädigen sie
zumindest so stark, dass die Erreger keinen großen Schaden
mehr anrichten können.
O-Ton 7 Eberle:
Wenn sich diese Infektion ein zweites Mal abwickelt, sind schon
Gedächtniszellen da, die wissen, wie dieser Ablauf zu korrigieren
ist, und in der Regel verläuft diese zweite oder dritte oder x-te
Reaktion so schnell, dass wir gar nichts davon merken.
Sprecherin: Aber ganz so einfach ist es oft leider nicht.
Sprecher:
Auch die Erreger lernen, sie designen ihre Oberfläche um. Darauf
muss dann das Immunsystem wieder neu reagieren. So kommt es
zu einem beständigen Wettlauf zwischen Erreger und Immunantwort, denn jede Seite versucht, die andere mit immer neuen
Tricks zu überrumpeln. Im Amerikanischen spricht man in diesem
Zusammenhang von „arms race“, von Wettrüsten.
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Sprecherin:
Das hat Folgen für die Impfung, denn ein einmal gewählter
Impfstoff wirkt unter diesen Umständen nicht ewig, sondern muss
immer wieder neu angepasst werden. Nur so kann er beim
Wettlauf zwischen Erreger und Abwehrsystem mithalten. Ein
Beispiel ist die Grippeimpfung, deren Wirkstoff jedes Jahr
aktualisiert werden muss.
Musik „Lost message“ aus „Space night“ Vol 4b
hoch und unter O-Ton stehen lassen
O-Ton 8 Icke:
Dont have the vaccine…
Sprecher OV:
Lass dich nicht impfen, lass dich nicht impfen! Sag es so vielen
Menschen wie möglich: lass dich nicht impfen. Für das Immunsystem von Kindern, das sich noch entwickelt, ist das eine
Katastrophe. Wir haben ein unglaubliches Abwehrsystem. Wenn
es stark ist und in gut funktioniert, hält es uns gesund. Es befreit
den Körper von Infekten. Mit Impfungen unterminieren Sie das
Immunsystem und hindern es so an seiner Entwicklung, Sie
machen es anfällig für Krankheiten bis hin zum Tod/ und so etwas
wird Kindern in jungen Jahren angetan.
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. . very early age.
Musik kurz hoch
Sprecher:
So eifert der britische Autor David Icke (sprich iiiki), einer der
militanten Vertreter aus der großen Schar der Impfgegner. Er
behauptet: Impfungen nehmen dem Immunsystem die Arbeit ab
und schwächen es statt es zu stärken.
Musik kurz hoch
Sprecherin: Die Befürworter hingegen argumentieren genau anders herum.
Impfen, so sagen sie, führe das Immunsystem ein wenig an der
Nase herum, gaukele ihm Gefahr vor, wo keine ist. Im Prinzip
unterstütze man so das Abwehrsystem und sorge dafür, dass es
sich auf Erreger vorbereiten kann, dass es nicht überfordert wird,
wenn die echten Erreger über unseren Körper herfallen.
Musik weg
O-Ton 9 Eberle:
Beim Impfen ist es nun so, dass wir mit nicht krank machenden
Krankheitserregern, die entweder zerstört sind, zerstückelt oder
abgeschwächt, ein Trainingsprogramm abwickeln und dem Körper
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dieselben Informationen liefern, die es normal erst nach der
ersten Auseinandersetzung hat.
Sprecherin: Wird das Immunsystem das erste Mal und unvorbereitet mit
einem gefährlichen Krankheitserreger konfrontiert, kann es noch
keine maßgeschneiderten Antikörper gegen die Infektion
losschicken. Es wird mit der Infektion womöglich nicht fertig.
Denkbare Folge: Der Körper wird schwer und irreparabel
geschädigt.
Musikakzent „Suzuki“ aus CD „Space night“ Vol 6a
Sprecher:
Die Fachleute unterscheiden zwischen einer aktiven und einer
passiven Impfung. Passiv heißt zum Beispiel: Antikörper, die ein
anderer Mensch bereits gebildet hatte, werden vervielfältigt und
dem Impfling gespritzt. Sie wirken sofort, aber wenn sie
verbraucht sind, hört ihre Wirkung auf, zu früh womöglich. Aktiv
impfen heißt hingegen, so der Münchner Impfspezialist Josef
Eberle, das Immunsystem aktiv stimulieren:
O-Ton 10 Eberle:
Ein Impfstoff besteht entweder aus einem Bruchstück, typischerweise die Oberfläche des Krankheitserregers, mehr ist in einem
Impfstoff nicht drin. Es ist nur die Oberfläche von dem Virus. Das
ist nicht pathogen, das vermehrt sich nicht und macht gar nichts.
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Das kann auch keine Krankheit auslösen, sondern es kann nur in
den entsprechenden Immunzellen dazu führen, dass die
passenden Antikörper ausgewählt werden und gemacht werden.
Sprecherin: Aktiv impfen heißt also: Das Immunsystem wird mit einem Stoff
konfrontiert, der nur so aussieht wie ein Erreger, mit einer Art
Attrappe. Doch sie provoziert das Abwehrsystem immerhin dazu,
aktiv eine Immunantwort zu geben. Als Impfstoff reicht etwa ein
Bruchstück aus der Oberfläche des Krankheitserregers, tote
Materie. Ein so genannter Totimpfstoff.
Sprecher:
Verwendet werden aber auch Lebendimpfstoffe. Da werden
tatsächlich Krankheitserreger gespritzt, die in der Lage sind, sich
im Körper zu vermehren. Doch ist ihre infektiöse Wirkung
abgeschwächt. Angenommen, der Impfling ist gesund, sprich: sein
Immunsystem arbeitet normal, dann wird er von dem
abgeschwächten Erreger allenfalls einen Hauch von der Krankheit
bekommen. Der normale Erreger würde den Infizierten viel
heftiger ins Bett schicken.
Sprecherin: Lebende oder nicht lebende Impfstoffe, in jedem Fall muss sich
das Immunsystem mit dem Krankheitserreger aktiv auseinandersetzen. Diese Arbeit wird ihm in beiden Fällen nicht abgenommen.
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Sprecher:
Früher wurden beispielsweise lebende Erreger als TuberkuloseImpfung verwendet. Das führte meist zu einer bloß lokalen
Infektion, aber wenn jemand gesundheitlich nicht ganz auf der
Höhe war, dann hat ihn die Impfung mitunter schwer
mitgenommen. Ähnlich verhielt es sich vor Jahrzehnten mit dem
Pockenimpfstoff, der damals ebenfalls aus abgeschwächten
Erregern bestand und heftige Nebenwirkungen hervorrief.
Musikakzent „Suzuki“ aus „Space night“ Vol 6a
Sprecherin: Am erfolgreichsten gewirkt haben in Europa bisher die Impfstoffe
gegen Pocken und Wundstarrkrampf, gegen Diphterie und
Tollwut, gegen Masern und Röteln, gegen Hepatitis A und Hepatitis
B, gegen Säuglingshirnhautentzündung und gegen
Kinderlähmung. All diese Krankheiten sind dank der Impfungen
selten geworden – zumindest in Europa. Es gibt aber nach wie vor
einige Infektionen, gegen die es noch keine zugelassenen
Impfstoffe gibt, obwohl schon lange daran geforscht wird.
Prominente Beispiele sind HIV und Hepatitis C. Einer der Gründe
liegt im Wettlauf zwischen Erreger und Abwehrsystem – auch bei
Bakterien.
O-Ton 11 Eberle:
Gemeinerweise ist es so, dass dieses Spiel mit dem Baukastensystem nicht nur unser Abwehrsystem kennt, sondern auch die
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Bakterien. Auch die machen für ihre Oberflächenstrukturen etwas
Ähnliches, die haben auch Gen-Kassetten, die sie neu
rekombinieren können, die die gleiche Funktion erfüllen, aber an
der Oberfläche ein bisschen anders ausschauen.
Sprecher:
Ähnlich liegen die Dinge auf dem inzwischen langen Weg zur
Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Malaria. Der Erreger ist
winzig klein, ein Einzeller. Er ist äußerst gefährlich, und er
verändert während seiner Entwicklung mehrmals seine Form.
Weltweit fordert er jährlich bis zu zwei Millionen Menschenleben.
Vor allem Kleinkinder sterben an den Folgen der MalariaInfektion. Die Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines
Impfstoffs gegen ihn sind die gleichen wie bei den Viren.
O-Ton 12 Eberle:
Einen Punkt hatten wir schon, dass die Viren, bei denen es
schwierig ist zu impfen, entweder sehr variabel sind oder die Zeit,
in der der Impfstoff wirken kann, sprich der Antikörper wirken
kann, sehr kurz ist in der Phase der Vermehrung der Krankheitserreger. Das sind so ein paar Punkte, und, dass die Veränderung
des Virus ein Problem sein kann.
Musikakzent „Suzuki“ aus „Space night“ Vol 6a
kurz hoch und unter Text legen
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Sprecherin: Eine Impfung ist erfolgreich, wenn sie über dem Einzelnen den
Schutzschirm der Prävention ausbreitet. Doch der wahre Erfolg
sollte über den individuellen Schutz hinausgehen, meint Hermann
Schätzl, der Virologe von der Technischen Universität München. Er
öffnet damit den Blick aufs Globale.
Musik kurz hoch
O-Ton 13 Schätzl:
Ein Virus verliert seine Lebensgrundlage, wenn er sich nicht mehr
übertragen kann. Wenn ich nur mehr Geimpfte habe, dann stirbt
das Virus aus in der Bevölkerung. Solange ein Virus nicht weltweit
ausgestorben ist, wie es mit den Pocken der Fall war oder mit
Polio bald sein wird, so lange muss ich weiter impfen. Und es ist
gut, wenn man ein bisschen darüber hinaus impft, um auf der
sicheren Seite zu sein. Wenn ich das Impfen aufhöre, es kommen
ja neue Leute nach, Leute werden hinterher geboren, die haben
keinen Schutz, und auch die, die den Schutz haben, der Schutz
wird schwächer. Wenn so ein Virus reinkommt, es muss nicht
einmal verändert sein, dann wäre das fatal, dann wäre das alles
umsonst gewesen.
Musik hoch und auf Schluss
Musik stopp
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