Bericht | Text und Fotos: Lena Fiebig Vegane Ernährung Die neue Art zu Essen auf dem Prüfstand Es ist ein Trend! Alle Welt scheint sich seit Neuestem vegan zu ernähren. Schlägt man die aktuellen Frauen- und Ernährungszeitschriften auf, fallen einem haufenweise vegane Rezepte oder Tipps zu einer veganen Ernährung in den Schoß. Auch immer mehr Cafés in Münsters Innenstadt bieten vegane Köstlichkeiten in ihrem Standardsortiment an. Der Verzicht auf tierische Produkte – die neue Ernährung unserer Gesellschaft? Höchste Zeit nachzufragen, ob Vegan leben gesund ist, wirklich schlank macht und auch einen Beitrag für die Umwelt leistet. Wir haben mit einem Ernährungsberater und einem überzeugten Veganer gesprochen, um der neuen Mode „Veganismus“ auf die Schliche zu kommen. In Deutschland leben rund sechs Millionen Vegetarier, davon ernähren sich viele vegan. Das bedeutet, dass diese Menschen keine Lebensmittel essen, die von Tieren stammen. Neben Fleisch und Fisch fallen für Veganer auch Eier, Milchprodukte und Honig weg. Das hört sich für einen typischen Fleischesser erst mal seltsam an und die erste Assoziation von unter-und mangelernährten Menschen, die nur aus Haut und Knochen bestehen, lässt sich bestimmt nur schwer korrigieren. Doch Studien aus den USA beweisen, dass Veganer nicht an einer Mangelernährung leiden. Im Gegenteil: Veganer gehören zwar wirklich zu den schlankeren Personen, beugen mit ihrer Essensumstellung aber auch Krankheiten wie Diabetes, Krebs und Herzerkrankungen vor. Gründe für eine vegane Ernährung können viele sein: Ethische, Protest gegen Massentierhaltung, Allergien oder einfach um sich bewusster und gesünder zu ernähren. Veganer aus Überzeugung Moritz Gutenberg hat sich erst vege tarisch ernährt und ist dann 2010 auf 14 vegane Lebensmittel umgestiegen. Der Abiturient des Annette-von-DrosteHülshoff Gymnasiums in Münster hat sich aus tierethischen Gründen vom Fleischverzehr verabschiedet. Nach einer ausgiebigen Recherche im Internet über alternative Ernährungsformen und der Erkenntnis der schlimmen Bedingungen unter denen tierische Produkte hergestellt werden, entschied er sich schließlich für die vegane Ernährung. Alltägliche Lebensmittel kauft er in den handelsüblichen Supermärkten, die sogar Fleischalternativen anbieten. „ Mein Leben hat sich durch die Umstellung auf vegane Lebensmittel nicht groß verändert“, sagt er. „Ich achte mehr auf Ernährung, allein schon deswegen, weil man sich damit mehr auseinander setzen muss.“ Durch Treffen mit anderen Veganern hat er Tipps zu dem Thema und neue Leute kennengelernt. Moritz ist ein Beispiel für die These, dass vegane Ernährung gesund ist und sogar Krankheiten vorbeugt beziehungsweise heilt. Er hatte vor seiner Umstellung auf tierfreie Produkte mit stärkerer Akne zu kämpfen. Diese ist jetzt komplett verschwunden. „Ich fühle mich auch viel besser. Vorher war ich ungefähr fünf Mal im Jahr krank, jetzt ist es viel seltener geworden.“ Eine logische Schlussfolgerung vor allem aufgrund der gesünderen Lebensweise, die eine vegane Ernährung mit sich bringt. „Im gutdeutschen Restaurant werden es meist Pommes und Salat.“ Wer sich wie Moritz schon in jungen Jahren zu so einem Schritt der Lebensund Essensumstellung entscheidet, muss auch sein persönliches Umfeld miteinbeziehen, beziehungsweise davon überzeugen. Moritz erzählt, dass auch seine Freunde sich erst daran gewöhnen und Vorurteile abbauen mussten. „In einer Stadt wie Münster finde ich es aber nicht schwer, sich vegan zu ernähren“, stellt er fest. „ Jeder Supermarkt hat ein veganes Sortiment, viele Cafés bieten vegane Sachen an, und auch in Eisdielen gibt es veganes Eis.“ Doch die neue Art zu essen war anfangs schwer, doch mit der Zeit hat er seine Gewohnheiten entwickelt und jetzt ist es kein Problem mehr stressfrei einkaufen zu gehen. Problematisch wird es nur bei einem Familienessen, erklärt Moritz: „ Wenn man mit Oma und Opa ins gutdeutsche Restaurant geht, dann werden es meist Pommes und Salat“. Tipps vom Ernährungsberater Moritz Beispiel zeigt, dass es sich durchaus auszahlen kann auf tierische Lebensmittel zu verzichten, da die Gesundheit und die Lebensqualität bei ihm nicht groß beeinflusst wurden, und wenn, dann im positiven Sinne. Rainer Bergmann führt eine Praxis für Gesundheits- und Ernährungsberatung in Münster und kann aus Expertensicht sagen, ob eine vegane Lebensweise gesund ist oder nicht: „Wenn man sich richtig vegan ernährt, fehlt dem Körper nichts“, sagt er. „Man muss viel Gemüse zu sich nehmen, bis zu 750 Gramm täglich, davon mindestens 200 Gramm roh, 100 Gramm rohes Obst, Vollkornprodukte und kaltgepresste Öle. Wer einfach nur Fleisch, Fisch und Milchprodukte weglässt und ansonsten nur Fast Food und Fertiggerichte zu sich nimmt, der lebt natürlich nicht gesünder.“ Bergmann empfiehlt die Nahrung möglichst vitalstoffreich zu essen, also so natürlich wie möglich zu belassen. Bei bestimmten ernährungsbedingten Krankheiten rät er zu einer vollwertig-veganen Kost, aber meist reicht es, sich vollwertig-tierischeiweiß-frei zu ernähren. Insgesamt ist die Veränderung zu einer veganen Lebensweise eine Frage der richtigen Durchführung. Eine gute und ausgewogene Nahrungszusammenstellung ist sehr wichtig, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Sollte man doch Probleme mit Eisenmangel oder dem Fehlen von Vitamin D und B 12 haben, ist es möglich angereicherte Lebensmittel als Ergänzung zu sich zu nehmen. Vor allem Vitamin B12 kommt nur in tierischen Produkten vor und wird dem Körper somit am ehesten fehlen. Doch für solche Fälle gibt es sogar eine Vitamin-B12Zahnpasta, mit der man beim Zähneputzen den täglichen Bedarf abdecken kann. Veganer ernähren sich meist bewusster, was eine gesunde Lebensweise mit sich bringt: Viel Sport, eine ausgewogene Ernährung, kein Nikotin oder sonstige Schadstoffe, die dem Körper nicht gut tun. Das bedeutet nicht, dass Fleischesser sich generell ungesund ernähren, doch wer bewusst auf seine Ernährung achtet, lebt auch bewusster und fühlt sich dementsprechend besser. Wer spezielle Fragen zu einer gesunden Ernährung hat, sollte einen Ernährungsberater um Rat fragen, da Allgemeinmediziner noch eine zusätzliche Fortbildung absolviert haben müssen, um auf dem Gebiet der Ernährung eine gute Auskunft geben zu können. Vegan hin oder her, jeder sollte essen wie es ihm am besten schmeckt und bekommt. Doch wenn schon gerade alle auf den Zug der veganen Ernährung aufspringen, könnte man es ja durchaus mal ausprobieren und dann entscheiden mit welcher Ernährungsform man sich selbst am wohlsten fühlt. # 15