Sexualität, Liebe und Partnerbindung (OS) Das Sexualverhalten wird durch den Geschlechtstrieb begründet, der, verbunden mit einem Lustgewinn, seine Befriedigung zum Ziel hat. Die Geschlechtsbeziehungen zwischen Menschen gehen aber weit über das von der Natur gesteckte Ziel der Fortpflanzung hinaus. Da ein früherer Eintritt der Jugendlichen in die Pubertät auch oft zu frühen partnerschaftlichen Bindungen führt, liegt die Annahme nahe, daß dies zu einer „sexuellen Jugendverwahrlosung“ führen könnte. Studien zum Sexualverhalten 14–18jähriger in Österreich (Husslein 1982) ergaben, daß sexuelle Beziehungen fast nur auf Basis länger dauernder Freundschaften, verbunden mit Liebe und Treue, entstehen. Es sind also die gleichen Wertvorstellungen, wie sie für die Ehe gelten. Diese „Vor-Ehen“, wie sie Jugendliche eingehen, bringen daher die Wertvorstellungen der überlieferten Sexualmoral keineswegs ins Wanken. Liebe ist für die Jugendlichen noch immer eine der wichtigsten zentralen Wertvorstellungen bei all ihrer Freizügigkeit im Sexualverhalten. Was ist nun wirklich Liebe? O S Amor und Caritas – schon in der Antike unterschied man zwischen diesen beiden Formen der Liebe. Caritas kann den Menschen zu unglaublichen Leistungen befähigen! Sie schenkt ohne Rücksicht auf den eigenen Vorteil (z. B. Mutter Teresa). Sie schließt das Überschreiten der engen ICH-Grenze zu einem DU ein, wie dem anderen Gutes tun wollen, zuhören können usw. Auch für eine Partnerschaft kann dieses Verständnis von Caritas wichtig sein. Für den Sozialpsychologen Robert J. Sternberg ist die Liebe ein Miteinander dreier unterschiedlicher Erlebnisund Verhaltensweisen: Leidenschaft, Intimität und Bindung. Leidenschaft, unabhängig davon, ob sie sich als romantisches Gefühl, körperliche Anziehung oder sexuelles Bedürfnis äußert, motiviert den Liebespartner. Sie führt daher zur sexuellen Vereinigung, Zugehörigkeit, Dominanz oder Unterwerfung. Intimität bezieht sich auf die Verbundenheit und Zusammengehörigkeit der Liebenden: sie wird als wechselseitiges Öffnen im Sinne von geäußerten Wünschen, Schwächen und Problemen erlebt. Es ist daher eine zweiseitige Angelegenheit, der Wunsch nach vertrauter Kommunikation, dem gegenseitigen Verständnis und der Achtung. Wird die Beziehung als wenig intim erlebt, fühlt man sich einsam und unverstanden. Bindung wird noch am ehesten willentlich beeinflußt. Man unterscheidet bewußt, ob man eine Partnerschaft aufbauen soll und auch bei auftretenden Problemen weiterhin bestehen lassen will. Ein wesentlicher Bestandteil von partnerschaftlicher Bindung ist sexuelle Treue. RICHTIGER UMGANG MIT SEXUALITÄT Methodisch-didaktischer Vorschlag für eine Unterrichtseinheit Für den Einstieg zu den Themen Sexualität, Liebe und Partnerbindung eignen sich vorbereitete Arbeitsblätter, die eine Anzahl von Sätzen, die Aussagen zu den oben angeführten Themen machen, enthalten. Die Schüler sollen sich die Aussagen durchlesen und die kennzeichnen, die ihre Einstellung zu den jeweiligen Bereichen am ehesten treffen. Danach bildet man kleine Arbeitsgruppen. Diese haben jetzt die Möglichkeit, die Gedanken, die sie sich zu den Aussagen gemacht haben, auszutauschen. Zum Abschluß erhält jede Gruppe je ein Plakat mit denselben Aussagen, die vorhin ausgegeben wurden. Die Kleingruppe muß sich aber jetzt auf drei Aussagen einigen, die ihr am wichtigsten erscheinen, und diese Entscheidungen auch begründen. Das Ergebnis wird den anderen Gruppen vorgestellt. Es werden Plakate angefertigt und nebeneinander aufgehängt. Diese dienen dann der ganzen Gruppe als Diskussionsgrundlage. Homosexualität Für viele Jugendliche, die sexuell reif geworden sind, gehören homosexuelle Phantasien bzw. intime Beziehungen zu Gleichgeschlechtlichen zum täglichen Leben. Das führt dann dazu, daß diese Jugendlichen sich stark verunsichert fühlen und sich fragen, ob sie nun homosexuell veranlagt seien. In den meisten Fällen ist dieses Verhalten nur vorübergehend vorhanden. Es ist die Suche nach ihren wahren Gefühlen und Bedürfnissen. Der gleichgeschlechtliche Partner ist dafür leichter erreichbar. Nach Festigung der eigenen Persönlichkeit wendet sich die Mehrzahl der Jugendlichen dem anderen Geschlecht zu. Andererseits kann die Ent- 100 Durch Sexualkontakte können Krankheiten übertragen werden: HIV – AIDS HI-Virus: Es gehört zu den Retroviren. Diese können die genetische Information, die in der RNA gespeichert ist, mit Hilfe eines Enzyms in DNA umschreiben. Befallen werden die T4-Helferzellen des Immunsystems, wodurch Infektionen nicht mehr abgewehrt werden können. Übertragung: Durch Blut-zu-Blut -Kontakt und durch den Geschlechtsverkehr (Präservative schützen nicht 100%ig!) AIDS-Viren werden nicht übertragen durch: ✘ Körperkontakte (Händeschütteln, Umarmen, Streicheln) ✘ Anniesen oder Anhusten ✘ Arztbesuche (Zahnarzt, Gynäkologe) ✘ gemeinsamen Gebrauch von Geschirr, Besteck, Handtüchern ✘ gemeinsames Benutzen von Toilette und Bad ✘ Zusammenleben mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken HIV-positiv bedeutet, daß Antikörper im Blut festgestellt wurden. Der Patient fühlt sich gesund, kann aber das Virus an andere Menschen weitergeben. Menschlicher Human Abwehr-SchwächeImmune-Deficiency Erreger Virus H I V A I D S Acquired Erworbenes Immune-Deficiency Abwehr- Schwäche- Verlaufsform von AIDS 1. Symptomfreie Infektion: keine Krankheitsanzeichen! In dieser Phase besteht die größte Gefahr einer Übertragung von AIDS durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. 2. Lymphadenopathiesyndrom (LAS): Nach unterschiedlich langer Inkubationszeit (bis zu 10 Jahren) kommt es zu Lymphknotenschwellungen an mindestens zwei Körperstellen, die länger als zwei Monate bestehen bleiben. 3. AIDS-Related Complex (ARC): Darunter versteht man vielfältige Symptome, die mindestens 6–8 Wochen bestehen bleiben und sich nicht durch eine andere Erkrankung erklären lassen: zum Beispiel Leistungsabfall, leichte Ermüdbarkeit, starker Gewichtsverlust, wiederkehrende Fieberschübe, Nachtschweiß, Lymphknotenschwellungen. Syndrom Syndrom AIDS-krank bedeutet, daß als Folge der HIV-Infektion auf Grund einer Immunschwäche bestimmte Krankheiten auftreten. 4. AIDS-Vollbild: gekennzeichnet durch AIDS-definierende Erkrankungen: Kaposi-Sarkom, maligne Lymphome, chronische Herpes- und Pilzinfektionen. Diagnostik Durch den Elisa-Test. Bei diesem Antikörpertest wird das Blut des Patienten mit Virusteilchen in Kontakt gebracht. Antikörper erkennt man am Farbumschlag. Falls Antikörper nachgewiesen werden, sind weitere Tests notwendig. Ein Problem besteht darin, daß die Bildung der Antikörper erst nach einigen Wochen erfolgt und daß in der Zwischenzeit keine Möglichkeit besteht, eine Infektion nachzuweisen („Diagnose-Fenster“). Bekämpfung von AIDS Derzeit gibt es nur lebensverlängernde Therapien, die jedoch den Virusbefall der T4-Helferzellen nicht verhindern können. deckung der eigenen homosexuellen Neigung in jedem Lebensalter erfolgen. Sie wurde nur aus Furcht vor dem Anderssein nie ausgelebt wo dazwischen liegen (bisexuell). Es sollte auch darauf hingewiesen werden, daß sich das Sexualverhalten eines Menschen im Laufe eines Lebens ändern kann. Weiters sollte man Informationen über das Sexualverhalten des Menschen geben: Sexualverhalten in unserer Gesellschaft homosexuell ausschließlich heterosexuell: 46% heterosexuell Diese einfache Darstellung soll verdeutlichen, daß es neben den eindeutig homo- und heterosexuell Veranlagten auch Menschen gibt, die mit ihren Gefühlen irgend- RICHTIGER UMGANG MIT SEXUALITÄT ausschließlich homosexuell: bisexuelle Neigungen: 4% 50% (Zahlenangaben aus Fricke u. a. 1980, S. 261, zitiert in Eichholz u. a. 1994) 101 O S