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Der Erste Weltkrieg
Bei einem Spaziergang zum Reichenberg , kurz unterhalb dem Schloß, oder in der
Ortsmitte von Fränkisch-Crumbach erinnern große Mahnmale an die “große
Urkatastrophe”, wie Georg F. Kennan den Ersten Weltkrieg bezeichnete. Er stürzte
nicht nur die bis dahin gekannten Begriffe der Kriegsführung von Grund auf um,
zerstörte nicht nur Leben und Gesundheit von Millionen Soldaten, sondern hatte
auch tiefgreifenden Einfluß auf die innere Entwicklung in allen kriegsführenden
Staaten. Zu nennen sind zum Beispiel die Revolution 1917 in Rußland, der
Untergang des Deutschen Kaiserreichs und der endgültige Zusammenbruch des
Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn.
Die Denkmäler zeugen in einem zweiten Abschnitt davon, daß man aus dem ersten
Weltkrieg nichts gelernt hatte und knapp 20 Jahre eine zweite Katastrophe mit
weltweitem Ausmaß von deutschem Boden ausging.
28. Juni 1914: Bei seinem Besuch in Sarajewo, der Hauptstadt Bosniens, wurden
der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau auf
offener Straße ermordet. Täter war der bosnische Student Princip, Mitglied der
nationalistischen Geheimorganisation “Schwarze Hand”. Offiziell löste das Attentat
in ganz Europa Empörung aus. Österreich reagierte auf den Mord kompromißlos
und stellte ein Ultimatum. Es forderte von der serbischen Regierung die
Bestrafung der Schuldigen und die Bekämpfung jener serbischen Nationalisten,
die sich gegen Österreich-Ungarn wandten. Sollten diese Forderungen nicht
innerhalb von zwei Tagen erfüllt werden, drohte Österreich-Ungarn mit Krieg.
Rückendeckung erhielt die Habsburger Monarchie durch das Deutsche Kaiserreich,
das seine unbedingte Bündnistreue versicherte. Rußland dagegen sah sich auf
Seiten der Serben und reagierte auf die österreichisch-ungarische Kriegserklärung
an Serbien am 28. Juli mit der Generalmobilmachung. Die Kettenreaktion nahm
ihren Lauf. Am 01. August 1914 erklärte Deutschland Rußland den Krieg. Weil
Frankreich nicht bereit war, seine Neutralität zu erklären, wurde am 03. August 1914
auch Frankreich der Krieg erklärt. Der Zweifrontenkrieg war da. Da Deutschland
beim Aufmarsch seiner Truppen an der Westfront die Neutralität Belgiens verletzte,
sah sich England zum Kriegsbeitritt gezwungen. In den nächsten Tagen erfolgten
weitere Kriegserklärungen, so daß die Mittelmächte Deutschland, Österreich, Ungarn
nahezu isoliert gegen alle europäischen Mächte kämpften.
Marneschlacht (1914), Schlacht bei Ypern (1915), Kampf um Verdun (1916),
Schlacht bei Tannenberg (1914), Seeschlacht vor dem Skagerrak (1916): Der Erste
Weltkrieg erlebte Auseinandersetzungen nie gekannten Ausmaßes. Doch die Erfolge
aller kriegführenden Parteien waren gering. Keine Seite konnte entscheidende Siege
erringen. Am 6. April 1917 traten die USA in den Krieg ein, nachdem Deutschlands
Erklärung eines uneingeschränkten U-Boot-Krieges auch die Versenkung ziviler
Handels- und Passagierschiffe zur Folge gehabt hatte. Die materielle Überlegenheit
der Alliierten und die isolierte Mittellage Deutschlands und Österreich-Ungarns
führten am 11. November 1918 zur Kapitulation. Die Bilanz des 1. Weltkrieges war
verheerend: Nahezu 10 Millionen Soldaten waren innerhalb von 4 Jahren gefallen.
Eva Schnurr
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Wie konnte es dazu kommen ?
Die Ermordung der Thronfolgers war sicherlich nur der äußere Anlaß, der Impuls, der
das Faß zum Überlaufen brachte. Wesentliche Ursachen waren:
Das imperialistische Machtstreben der europäischen Großmächte England,
Deutschland, Frankreich und Rußland sowohl in Europa als auch in den
überseeischen Kolonialgebieten. In Deutschland wesentlich getrieben von der Parole
“.. ein Platz an der Sonne ..”, einem übertriebenen Sendungsbewußtsein, dem
Kaiserwort “ Weltpolitik als Aufgabe, Weltmacht als Ziel, Flotte als Instrument”.
Weiter wäre noch zu erwähnen, daß man versuchte den Arbeitern mit ihren
politischen und gesellschaftlichen Forderung ein Nationalgefühl zu geben, um von
den Forderungen und innenpolitischen Problemen abzulenken.
Als weiterer Grund für den Ersten Weltkrieg ist die deutsch-englische Konkurrenz im
Welthandel zu nennen. Hierzu zählte der forcierte deutsche Flottenbau, durch den
sich England, eine historisch gewachsene Seemacht, zunehmend bedroht fühlte.
Von Frankreich bestand gegenüber Deutschland seit 1870/71 der Wunsch nach
Revanche für die erlittene Kriegsniederlage.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Unruhen der kleinen Völker in Ost- Mitteleuropa
und das Drängen Rußlands nach den Meerengen.
Bismarck hat in seiner Regierungszeit versucht durch Bündnisse und Verträge mit
anderen Staaten einen dauerhaften Weltfrieden zu sichern. Dazu zählten u.a. der
Dreibund mit Österreich-Ungarn und Italien, das Dreikaiserbündnis mit ÖsterreichUngarn und Rußland und der Rückversicherungsvertrag mit Rußland. Er unterhielt
auch freundschaftliche Beziehungen zu England.
Die jahrelangen Bemühungen Bismarcks um einen Weltfrieden wurden entweder
falsch oder gar nicht verstanden und von Kaiser Wilhelm II im Vorfeld des 1.
Weltkrieges mißachtet oder durch sprunghaftes Wechseln zwischen dem Bekunden
der Freundschaft und Anlässen zur Verägerung, wie der Krüger-Depesche
gegenüber England, fahrlässig aufs Spiel gesetzt. Das dauernde Säbelrasseln auf
deutscher Seite konnte nicht ohne Folgen bleiben.
1904 gründeten Großbritannien und Frankreich ein Abkommen, die sog. “Entente
cordiale”, in der man sich gegenseitiger Untertstützung in der Kolonialpolitik
zusicherte. Dieses Abkommen war aber im Kern auch gegen Deutschland gerichtet.
Anlaß des Abkommens war die Verärgeung Englands über die aggressive
Kolonialpolitik Kaiser Wilhems II. Die Entente wurde 1907 durch den Beitritt
Rußlands zum Dreierverband erweitert, als sich England mit Rußland über Persien
einigte. Frankreich und Rußland hatten sich bereits 1893 gegenseitige Hilfe
zugesichert. Somit stand Deutschland in einer politischen, selbstverschuldeten
Isolation und war geografisch von allen Gegnern umrahmt, ja eingschlossen. Um die
Jahrhundertwende 1900 stiegen die Rüstungsausgaben und ein bedrohliches
Wettrüsten begann.
Eva Schnurr
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Der Flottenausbau wurde in Deutschland immer stärker vorangetrieben. Zur
Finanzierung der Rüstung wurde immer mehr Staatsanleihen ausgegeben. Die
Produktion wurde vielfach durch Frauen und Kinder an der “Heimatfront”
übernommen.
Auf dem Balkan entstand ein Machtkampf zwischen Rußland und Österreich. Zwei
Kriege wurden nach 1900 zur Neuordnung des Balkan geführt. Weitere Konflikte und
Gegensätze, wie die Balkankrisen und die Marokkokrise, verschärften die
Spannungen.
Die erste Krise 1905 führte zum Ausbau der französischen und britischen Entente
cordiale und zur diplomatischen Isolierung des Deutschen Kaiserreichs. Die zweite
Krise 1911 wurde wegen angeblicher Mißachtung des Marokkovertrages von 1909
durch die Besetzung von Fes und Rabat durch französische Truppen ausgelöst; das
Deutsche Reich wurde weiter isoliert.
Weitere Kriegsbeitritte:
August 1914
Mai 1915
März 1916
August 1916
April 1917
Juli 1917
August 1917
Oktober 1917
April 1918
Mai 1918
Juni 1918
Juli 1918
Großbritannien, Japan
Italien
Portugal
Rumänien
USA, Kuba, Panama
Siam
China, Liberia
Brasilien
Guatemala
Nicaragua,, Costa-Rica
Honduras
Haiti
Zu den sogenannten Mittelmächten gehörten:
Deutschland, Österreich-Ungarn, Türkei (ab 1914) und Bulgarien ab Oktober 1915.
Zeittafel in der Grobübersicht:
28. Juni 1914
Frau in Sarajewo
28. Juli 1914
Ermordung des österreichischen Erzherzogs und seiner
Österreich erklärt Serbien den Krieg
1. August 1914
Deutschlands Kriegerklärung an Rußland
3. August 1914
Belgien
Deutschlands Kriegerklärung an Frankreich, Einmarsch in
4. August 1914
England erklärt Deutschland den Krieg
Eva Schnurr
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6. April 1917
U-Boot-Krieg
Kriegseintritt der USA wegen Deutschlands uneingeschränktem
9. November 1918 Abdankung des Kaisers Wilhelm II, Ausrufung der Republik
durch Scheidemann
11. November 1918 Waffenstillstand
Über die Westfront, die Ostfront, die Balkanfront, die Italienfront, die
Kriegsschauplätze in der Türkei und Ägypten, die See- und Luftkriege wütete der
unbeherrschbare Größenwahn über den gesamten Erdball.
Bilanz des Krieges:
Soldaten der Mittelmächte
Soldaten der Alliierten
Gefallene der Mittelmächte
Gefallene der Alliierten
Kriegsgefangene Deutsche
Kriegsgefangene Alliierte
24,2 Millionen
42,9 Millionen
3,2 Millionen davon 1,8 Millionen Deutsche
5,4 Millionen
995 000
3,3 Millionen, davon 1,4 Millionen Russen
Eigentlich hätte alles ganz schnell gehen sollen. Der deutsche Generalstab vertraute
auf den vom deutschen Generalstanbschef Helmuth von Moltke überarbeiteten Plan
des ein Jahr zuvor gestorbenen Generals Alfred von Schlieffen. Nach dem
Schlieffen-Plan sollten deutsche Truppen die Festungen Frankreichs weiträumig
umgehen und in kurzer Zeit Frankreich erobern. Eine schnelle Entscheidung im
Westen hätte den Vorteil gehabt, einen zermürbenden Zweifrontenkrieg zu
vermeiden. Dadurch würden Kapazitäten im Kampf gegen Rußland freigeworden.
Die öffentliche Meinung der Zeitungen und die breite Masse der Bevölkerung
entließen die Soldaten in einem wahren Freudentaumel in die kriegerischen
Auseinandersetzungen, und selbst die eiligst einberufenen Soldaten glaubten an
einen “Ausflug nach Paris”, der spätestens Weihnachten 1914 beendet sein würde.
Der breite Optimismus, der am 01. August 1914 die Generalmobilmachung
begleitete, gründete in der Überzeugung an die eigene nationale Stärke und
militärische Überlegenheit.
Von deutscher Seite aus begann die Offensive an der Westfront mit dem Überfall auf
das neutrale Belgien. Doch die Rechnung des deutschen Generalstabes ging nicht
auf. Ende Oktober, Anfang November 1914 kam die Offensive zum Stillstand. Der
Widerstand französischer Verbände führte zu einem Patt der militärischen Kräfte.
Aus dem Bewegungskrieg, der auf der Niederwerfungstrategie basierte, war ein
Stellungskrieg geworden. An der Westfront begannen beide kriegführenden Parteien
mit dem Bau von kilometerlangen Schützengräben. Stacheldrahtzäune wurden
gelegt, und neben Minenfeldern verhinderte Trommelfeuer der neuen
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Maschinengewehre, daß der Feind weder seine Stellungen verlassen noch angreifen
konnte. Die ungewohnte Welt der Schützengräben und des Stellungskrieges
beschrieb Erhard Kellermann in seinem Buch “Der Krieg unter Erde” auf
eindringliche Weise.
Die Situation war neu für die Soldaten. Soweit das Auge reichte, sah man keine
feindlichen Stellungen. Der 1. Weltkrieg war zu einem Krieg gegen einen
unsichtbaren Feind geworden.
Im Verlauf des ersten Weltkrieges entwickelte sich das Nachrichtenwesen zu einer
tragenden Säule der Kriegsleitung.
Aus der Notlage des Stellungskrieges heraus entwickelten Militärs die neue Strategie
der Ermattung. Durch fortwährende Angriffe sollten die Reserven des Feindes
aufgebraucht werden. Nur jene Nation, die über die größten Reserven verfügte,
sollte als Sieger aus der Materialschlacht hervorgehen. Ein Beispiel dafür ist die
Schlacht bei Verdun vom Februar bis zum Juni 1916. Auf beiden Seiten starben
300 000 Menschen.
Begriffe wie soldatische Ehre und soldatische Tugenden verloren auf den
Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges an Bedeutung. Kafka schrieb: “ Der Weltkrieg,
der alles menschliche Leid gehäuft in sich enthält, ist auch ein Krieg der Nerven,
mehr Krieg der Nerven als je ein früherer Krieg ..”.
Im Verlauf des Krieges stieg die Zahl der sog. Nervenkranken sprunghaft an. Viele
dieser Erkrankungen erscheinen in keiner offiziellen Statistik.
Die materialintensive Kriegsführung veränderte nicht nur an der Front das Wesen
des Krieges. Von dem Mythos der “Unbesiegbarkeit” der Deutschen Armee war
nichts mehr übrig. Die Kriegsführung bewirkte auch die Eröffnung einer sog.
Heimatfront. Mit dem Ersten Weltkrieg verwandelten sich Nationen zu Kasernen, die
Trennung zwischen Mlitärischem und Zivilem entfiel. In einem ersten Schritt war die
Wirtschaft betroffen. Die Rohstoffe wurden immer knapper. Die gesamte Produktion
wurde auf Kriegsnachschub umgestellt. Die eingeführte militärische Planwirtschaft
hatte nachhaltige Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung. Alle Einwohner
wurden zum Einsatz in Fabriken verpflichtet oder mußten spezielle Kriegsgüter
fertigen in Kleinbetrieben. Je mehr Soldaten fielen, um so mehr Arbeiter mußten zur
Front geschickt werden. Die freien Arbeitsstellen wurden durch Frauen oder Kinder
besetzt.
Als eine Folge des “totalen Krieges” wurden in der Heimat die Lebensmittel knapp.
Deutschland war bei allen Importprodukten von der Außenwelt abgeschnitten. Es
wurden Lebensmittelkarten ausgegeben um die knappen Mittel zu rationieren.
Der Großteil der Bevölkerung mußte am Tag mit 1000 Kalorien auskommen. Die
Unruhe und die Unzufriedenheit über die Lebensumstände wuchs ständig. Eine
anfängliche Begeisterung war in breite Ablehnung in der Bevölkerung
umgeschlagen. Es folgte eine gewaltige Umstrukturierung der Arbeiterschaft.
Jugendliche verließen die Schulen, tauschten die Sitzbank mit der Werkbank.
Runierte Kleinunternehmer sahen sich von den höheren Löhnen der Fabriken
angezogen. Traditionelle Geschlechterrollen wurden durch den Broterwerb der
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Frauen über Bord geworfen; die Mütter mußten ihre Kinder durchbringen und waren
weniger von der Emanzipation als von der Notwendigkeit satt zu werden getrieben.
Viele Arbeiter konnten sich mit ihrer Tätigkeit, oft nur angelernt, nicht identifizieren.
Die so zusammengewürfelten Arbeiter waren sehr anfällig für Rebellion, für
Widerstand. Bereits 1916 kam es zu wilden Streiks, unter anderem weil die
Gewerkschaftsführer als umworbene Kooperationspartner kein großes Interesse
daran hatten, das Konfliktpotential in der Arbeiterschaft aufzugreifen und den
Widerstand zu organisieren. Im Laufe des Jahres 1917 trat das Verlangen nach
Frieden als treibendes Motiv immer stärker in den Vordergrund.
Im April 1917 legten in Berlin, Leipzig und anderen Orten die Metallarbeitnehmer die
Arbeit nieder. Ende Januar 1918 steigerten sich die Ausstände zur größten
Massenbewegung im Kaiserreich, getrieben durch die (USPD), eine
sozialdemokratische Partei. Die Kriegstreiber hatten im eigenen Land keinen
Rückhalt mehr. Der Großteil der Bevölkerung stand nicht mehr hinter der
Heeresführung.
Befehlsverweigerung und Disziplinlosigkeiten sowie Desertationen in der Armee
häuften sich. Man kann hier von einem verdeckten Militärstreik sprechen. Als die
oberste Heeresleitung Ende September 1918 den militärischen Offenbarungseid
leistete und die Niederlage eingestand, brachen die letzten Dämme. In dem
Augenblick, als durch die Matrosenrevolte Ende Oktober 1918 die militärische
Disziplin zusammenbrach, war der Obrigkeitsstaat nach wilhelminischen Zuschnitt
am Ende. Das bismarcksche Kaiserreich von 1871 brach zusammen.
Am Ende des Krieges standen etwa 10 Millionen Tote und ein Riesenheer von
körperlich und geistig verletzten Menschen; Europa und Teile der restlichen Welt
waren total verwüstet. Hunger und Elend waren lange Begleiter in allen Ländern der
Kriegsbeteiligung. Hinzu kamen erhebliche Verwerfungen in den wirtschaftlichen und
sozialen Strukturen. Es gab eine gravierende Geldentwertung, erhebliche
Vermögensverluste, eine stetig steigende Inflation und eine sehr hohe
Arbeitslosigkeit.
Zu den wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Krieges gesellte sich eine maßlose
Haßpropaganda gegen die Kriegsgegener. Diese Folgen sollten sich einige
Jahrzehnte zu einer zweiten, noch größeren Katastrophe ausweiten, die zeigte, daß
man aus dem 1. Weltkrieg nichts gelernt hatte.
Am 11. November 1918 wurde der Waffenstillstand unterzeichnet. Am 9. November
wurde die Republik durch Scheidemann ausgerufen, die Regierung wurde von
Friedrich Ebert, der der sozialdemokratischen Partei angehörte, gebildet. Der Kaiser
flüchtete auf den Rat Hindenburgs nach Beginn der Novemberrevolution ins Exil
nach Holland und dankte am 28.11.1918 durch Thronentsagung ab.
Am 18. Januar 1919 traten in Paris die Vertreter von 32 Staaten unter dem Vorsitz
des französischen Ministerpräsidenten Clemenceau zu einer Friedenskonferenz
zusammen. Die Verlierer des Krieges waren Deutschland, Österreich-Ungarn und
das Osmanische Reich (Türkei). Deutschland wurde die alleinige Kriegsschuld
zugewiesen. Die Sieger des Krieges waren Frankreich, England und die USA. Am 7.
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Mai 1919 legten die Siegermächte ohne Verhandlungen den Versailler Vertrag vor,
der die Reparationsleistungen festlegte. Deutschland verlor Elsaß-Lothringen an
Frankreich. Einige Ostgebiete (Posen, Westpreußen, Teile von Ostpreußen,
Ostoberschlesien) mußten an Polen abgetreten werden als polnischer Korridor.
Deutschland verlor alle Kolonien an die Siegermächte. Die Kriegs- und
Handelsflotten in Deutschland mußten verkleinert werden. Das Rheinland mit seinen
industriellen Ballungsgebieten und Kohlevorkommen wurde durch Frankreich für 15
Jahre besetzt. Das Saargebiet mit seinen Kohlevorkommen wurde zur Ausbeutung
der Kohlevorkommen für 15 Jahre unter Kontrolle des Völkerbundes gestellt. 50 km
rechts des Rheins durften keine deutschen Truppen stationiert werden. Deutschland
mußte Reparationszahlungen an die Siegermächte zahlen. Nordschleswig war an
Dänemark abzugeben. Eupen und Malmedy gingen an Belgien.
Die Heeresstärke wurde auf 100 000 Mann begrenzt. Die allgemeine Wehrpflicht
wurde verboten. Schwere Waffen, Panzer, Flugzeuge, U-Boote und Schlachtschiffe
waren verboten. Die Überwachung übernahm eine alliierte Kommission.
Viele Industrieanlagen, Maschinen, Transportmittel, Farbstoffe, Chemikalien wurden
durch die Siegermächte beschlagnahmt und in Deutschland abgebaut bzw.
abtransportiert. Alle Handelsschiffe über 1600 Tonnen wurden beschlagnahmt.
Der Kampf gegen das “Schanddiktat” des Versailler Vertrages, von den bürgerlichen
und rechten Parteien zur nationalen Pflicht erhoben, durchzog die gesamte
Geschichte der Weimarer Republik und war mit einer der Gründe für ihren
Untergang.
Das Gedenken an die Ursachen und Folgen, hier des Ersten Weltkrieges, muß in
unserem Bewußtsein wach gehalten werden. Alle sollten gegen erste Anzeichen von
radikalen Tönen, die Haß anstatt Versöhnung predigen, aufstehen und schon im
Ansatz Widerstand leisten.
Eva Schnurr
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