Der Erste Weltkrieg

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Der Erste Weltkrieg
Jan Bruners
Das alte europäische Staatensystem (Großbritannien, Frankreich, Deutsches Reich, Rußland) hatte sich bis 1914 zum Weltstaatensystem (mit den USA und Japan) ausgeweitet. Die traditionelle
kriegerische Politik der großen Mächte steigerte sich im weltpolitischen Zusammenhang zum
Imperialismus, kriegsgefährlich waren vor allem die deutsch-britische Flottenrivalität, Franreichs
Ziel, Elsaß-Lothringen zurückzugewinnen und Rußlands Drang nach den Meerengen. Die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers in Sarajevo am 28. Juni 1914 war der Auslöser des Krieges: Österreich-Ungarn erklärte Serbien den Krieg, das Deutsche Reich Rußland
und Frankreich. Großbritannien tritt wegen der deutschen Verletzung der belgischen Neutralität
in den Krieg ein.
Der Plan des preußischen Generalfeldmarschalls von Schlieffen (Schlieffenplan, 1905) einer raschen Offensive im Westen, mit Vormarsch über Belgien und Einschließung des französischen
Gegners im Süden mißlang. In der Schlacht an der Marne (5.-12. 9. 1914) kam der deutsche
Vormarsch zum Stehen, und die deutschen Truppen zogen sich zurück. Die Franzosen konnten
allerdings im Nachstoß keinen operativen Erfolg erzielen, der Krieg wurde zum Stellungskrieg, der
sich bis 1918 nicht auflöste. Belgien wurde unter deutsche Militärverwaltung gestellt. Im Osten
konnten die russischen Heere Ostpreußen zunächst besetzen, wurden dann aber in der Schlacht
bei Tannenberg (26.-30.8. 1914) eingeschlossen und vernichtet. Gleichzeitig siegte Rußland in
Galizien gegen Österreich-Ungarn und besetzte Ostgalizien. Trotz der deutschen Erfolge im Osten suchte der deutsche Generalstabschef Erich von Falkenhayn die Entscheidung an der französischen Front: die Verdun-Offensive (21.2.- Juli 1916) brachte für beide Seiten verheerende
Verluste, aber keinen strategischen Vorteil. Die folgende Schlacht an der Somme (1.7. - 26.11.
1916) wurde hauptsächlich von den britischen Truppen geführt, es gelang aber kein Durchbruch.
Nach Abschluß der monatelangen Materialschlacht waren insgesamt über 1.000.000 Soldaten
gefallen, Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff lösten wegen des Mißerfolges Erich von
Falkenhayn in der Obersten Heeresleitung ab.
Währenddessen waren im Osten Durchbrüche der Mittelmächte gelungen: in der Schlacht von
Golice-Tarnow (1.-3.5. 1916) wurde die westgalizische russische Front von deutschen Truppen
durchstoßen, die Raumgewinne führten aber nicht zur Vernichtung des Gegners. Die BrussilowOffensive (Sommer 1916) gegen österreichisch-ungarische Verbände brachte einen bedeutenden
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Sieg, bis zur russischen Februarrevolution 1917 blieb die Front im Osten allerdings im wesentlichen unverändert. Bei den Dardanellen kam es Ende 1915 zu See- und Landkämpfen zwischen
den mit den Mittelmächten verbündeten Türken und britischen und französischen Streikräften,
die Westmächte mußten sich zunächst zurückziehen, konnten aber bis 1916 das Ostufer des Sueskanals besetzen. Auf dem Balkan eroberten Bulgarien, Deutschland und Österreich-Ungarn ganz
Serbien im Oktober 1915, um eine Verbindung zur Türkei zu bekommen. Griechenland wurde
von Frankreich und England ab Oktober 1915 als Operationsgebiet benutzt und zum Kriegseintritt gedrängt. Italien trat 1915 auf der Seite der westlichen Entente in den Krieg ein, konnte aber
die österreichisch-ungarische Front in den Isonzoschlachten (1915/1916) nicht durchbrechen.
Zur See verfolgte das Deutsche Reich eine Strategie der Schwächung durch U-Boot- und Minenangriffe, um erst später eine Entscheidung zu suchen. Der zunächst uneingeschränkte U-BootKrieg wurde nach einer amerikanischen Protestnote auf feindliche Kriegsschiffe beschränkt, nach
der unbefriedigenden Seeschlacht vor dem Skagerrak (31.5.-1.6. 1916) aber wieder aufgenommen. Der Luftkrieg hatte keine größere Bedeutung für das Kriegsgeschehen, kurz vor Kriegsende
erhebliche Luftaufrüstung Deutschlands. In den Kolonien konnten sich die schwachen deutschen
Kräfte nicht halten, mit Ausnahme Deutsch-Ostafrikas, wo eine kleine deutsche Schutztruppe
bis zum Waffenstillstand 1918 120.000 alliierte Soldaten band. Die asiatischen Besitzungen des
Deutschen Reiches wurden von Japan (Kriegseintritt 1914) nach kurzer Zeit erobert.
Im Mai 1916 begann die österreichisch-ungarische Offensive zwischen Etsch und Brenta gegen
Italien, sie mußte wegen der einsetzenden Brussilow-Offensive abgebrochen werden, daraufhin
Einnähme Görzs durch Italien. Die Mittelmächte hatten an allen Fronten die Initiative verloren.
In dieser Lage trat Rumänien auf der Seite der Entente in den Krieg ein, wurde aber bis Ende 1916
fast vollständig eingenommen. Anfang 1917 konnten die Briten sich bei Bagdad mit den Russen
vereinigen und nach deren Abzug infolge der Revolution ganz Persien besetzen, eine französischbritische Offensive an der Westfront (April/Mai 1917) scheiterte jedoch. Auf westlichen Druck
trat der griechische König zurück und Griechenland wurde Mitglied der Entente (Einsatz von
Truppen erst 1918). Im Oktober 1917 brach die italienische Front der Entente zusammen, im
November war eine britische Offensive nach Palästina erfolgreich.
Nach einer Friedensdeklaration des Deutschen Reiches durch Reichskanzler Bethmann Hollweg
im Dezember 1916 und einer Friedensinitiative des US-Prdäsidenten Woodrow Wilson gaben die
Ententemächte ihre Kriegsziele bekannt: Neuordnung Europas nach dem Nationalitätenprinzip,
Räumung aller besetzten Gebiete mit „Reparationen“. Die Vermittlungsversuche scheiterten an
der deutschen Erklärung des unbeschränkten U-Boot-Krieges. Am 6. April 1917 erklärten die
USA dem Deutschen Reich den Krieg. Die Friedensresolutionen des Deutschen Reichstags und
des Papstes Benedikt XV. blieben ohne Erfolg.
Im Osten kam es durch den Putsch der Bolschewisten in Petrograd (6.7.11. 1917) zunächst zum
Abschluß eines Waffenstillstandes, am 3.3. 1917 dann zum Frieden von Brest-Litowsk zwischen
Rußland und dem Deutschen Reich. Am 7.5. folgte der Friedensvertrag von Bukarest mit Rumänien. Durch die Entlastung konnte die Oberste Heeresleitung den Plan einer Offensive im Westen fassen. Sie mußte handeln, bevor die nach Europa entsandten US-Soldaten das ausgeglichene
Kräfteverhältnis verschlechterten. Die Offensive (ab März 1918) hatte keinen durchschlagenden
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Erfolg, mit dem Eintreffen der Amerikaner und durch den Einsatz britischer Panzer wurde die Lage schwierig. In der Schlacht bei Amiens (8.-11.8. 1918) brach die deutsche Front ein, sie mußte
insgesamt zurückgenommen werden, konnte dann aber gehalten werden. In Bulgarien (Waffenstillstand 30.9. 1918) und der Türkei (Waffenstillstand zu Mudros 30.10. 1918) brachen die
Fronten der Mittelmächte im September zusammen. Österreich-Ungarn mußte am 3. November
einen Waffenstillstand abschließen. Aufstände der Matrosen in Kiel (3.11. 1918) hinderten die
deutsche Hochseeflotte am Auslaufen, die Aufstände breiteten sich aus, am 7. und 9. November
kam es zu Revolutionen in München und Berlin: Philipp Scheidemann rief die Republik aus.
Am 11. November 1918 wurde der Waffenstillstand zwischen den Alliierten und dem Deutschen
Reich geschlossen.
Die Friedenskonferenz der Siegermächte (ohne Sowjetrußland) wurde am 18. Januar 1919 in
Versailles eröffnet. Bei den Verhandlungen ist das Votum der „großen Drei“ (Wilson, USA - George, Großbritannien - Clemenceau, Frankreich) ausschlaggebend. Am 26. April 1919 wurde die
Verfassung des Völkerbundes von der Vollversammlung der Friedenskonferenz angenommen. Am
23. Juni wurde der Friedensvertrag vom Deutschen Reichstag angenommen und in Versailles von
Außenminister Herrmann Müller und Vekehrsminister Johanne Bell unterzeichnet. Große Teile
des Deutschen Reiches wurden abgetreten, es verzichtete auf alle Kolonien, das Heer wurde aufgelöst, die Festungen am Rhein wurden geschleift. Kaiser Wilhelm II. wurde unter Anklage gestellt.
Es sollten gewaltige Reparationen geleistet werden, außerdem erhielten die Alliierten erhebliche
wirtschaftliche Rechte innerhalb Deutschlands. Am 10. September wurde auch der Friedensvertrag mit Deutsch-Österreich unterzeichnet, Bulgarien folgte am 27. November, Ungarn am 4.
Juni 1920, die Türkei am 10. August.
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