ÖSTERREICHISCHES BUNDESHEER Heeresgeschichtliches Museum 1030 Wien, Arsenal Tel: +43 1 79561-0 Fax: +43 1 79561 10-17707 Internet: www.hgm.at Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie Historischer Hintergrund Druck: BMLVS/Heeresdruckzentrum 14-8419 - Deutsch Für Österreich-Ungarn trug vor allem Serbien die politische Verantwortung an der Ermordung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie von Hohenberg in Sarajevo.Für die Habsburgermonarchie schien mit dem Attentat eine diplomatisch-politische Lösung des Gegensatzes zu Serbien nicht mehr möglich. Bereits Anfang Juli fiel in Wien die Entscheidung zum Krieg mit Serbien.Ein am 23. Juli 1914 gestelltes Ultimatum konnte und wollte die serbische Regierung in ihrer Gesamtheitnicht erfüllen, Österreich-Ungarn erklärte Serbien daraufhin am 28. Juli den Krieg. Aufgrund der Bündnissituation wurde aus dem lokalen Konflikt ein europäischer Krieg mit vielen Fronten. Die Mittelmächte (Österreich-Ungarn, das Deutsche und das OsmanischeReich [ab Oktober 1914]) standen den Staaten der Entente(Russisches Reich, Frankreich, Großbritannien und Serbien) gegenüber. Weitere Ländertraten in den nachfolgenden Jahren in den Krieg ein und machten den europäischen zu einem Weltkrieg (insgesamt 36 kriegführende Staaten). Für Österreich-Ungarn lag das Schwergewicht seiner militärischen Operationen 1914 sowohl am Balkan als auch gegen das Russische Reich in Galizien. Das Deutsche Reich wiederum versuchte, Frankreich im Westen zu bezwingen, wodurch eine Gesamtentscheidung erreicht werden sollte. Österreich-Ungarn kam die Aufgabe zu, die Russen im Osten abzuwehren. Der materiellen Übermacht weichend, mussten große Gebiete im Osten der Monarchie geräumt werden. Die Verluste waren katastrophal. Eine Entspannung ergab sich erst durch die erfolgreich geführte gemeinsame Offensive bei Gorlice-Tarnow im Mai 1915. Im selben Monat erklärte Italien der Habsburgermonarchie den Krieg, wodurch eine neue Front im Südwesten des Reiches entstand. Die Kämpfe konzentrierten sich dabei nicht nur auf die Bergmassive in den Dolomiten und in Tirol. Am Fluss Isonzo scheiterten die Italiener (bis Ende 1917)in elf verlustreichenAbnützungsschlachten, aber auch eine österreichisch-ungarische Offensive in Südtirol 1916 wurde abgewehrt. Gemeinsam mit Bulgarien und dem DeutschenReich gelang es den k.u.k. Truppen,im Herbst 1915 Serbien zu besetzen und eine Landverbindung zum osmanischen Heer herzustellen. Russische Offensiven im Jahre 1916 (Brussilow) und 1917 (Kerensky) sowie der Kriegseintritt Rumäniens 1916 führten zu keiner Entscheidung. Die 1917 ausgebrochene Oktoberrevolutionführte zum Abschluss eines Waffenstillstandes mit Russland und in weiterer Folge zum Frieden von Brest-Litowsk. Diese Entwicklung sowie die militärischen Erfolge der Mittelmächte zwangen letztlich auch Rumänien, den Krieg zu beenden. Eine gemeinsam mit deutschen Verbänden unternommene Offensive am Isonzo (Caporetto) führte im Oktober 1917 fast zum Zusammenbruch des italienischen Heeres. Dieser positivenmilitärischen Entwicklung standen schwerwiegende innenpolitische und wirtschaftliche Probleme in Österreich-Ungarn entgegen.Einerseits erreichte die Ernährungskrise im letzten Kriegsjahr katastrophale Ausmaße und führte zu großen Streikbewegungen, andererseits verschärften sich die bereits vor 1914 bestehenden Nationalitätenprobleme.Entsprechenden Reformvorhaben Kaiser Karls I., Nachfolger des im November 1916 verstorbenen Kaisers Franz Josephs I., blieb ähnlich wie seinen Bemühungen um einen raschen Friedensschlussder Erfolg versagt. Der Versuch der deutschen Heeresleitung, die Kriegsentscheidung noch vor dem militärischen Eingreifen der USA durch mehrere Offensiven im Westen zu erzwingen, misslang genauso wie eine am 15. Juni 1918 begonnene österreichisch-ungarische Entlastungsoffensive an der Piave. Im Herbstwar die Auflösung der Donaumonarchie nicht mehr aufzuhalten, zumal der Zerfall der Armeedurch eine erfolgreiche italienische www.bundesheer.at Offensive in Norditalien beschleunigt wurde. Am 3. November 1918 unterzeichnete Österreich-Ungarn in der Villa Giusti bei Padua den Waffenstillstand. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits zahlreiche nationale Nachfolgestaaten gebildet, die Europa ein neues Gesicht geben sollten. (Untere Ebene - Raum 1) Nach Verlassen des dem Attentat von Sarajevo gewidmeten Raumes mit dem Automobil und der Uniform des Thronfolgers dokumentieren Schautafeln diemilitärische und politische Situation des Jahres 1914und den unmittelbaren Kriegsausbruch. Die Rampenvitrinen (1) vermitteln den von einer allgemein vorherrschenden Kriegsbegeisterung getragenen Ausmarsch der k.u.k.Armee an die Front sowie daran anschließend ein Bild der militärischen Gegner Österreich-Ungarns bei Kriegsbeginn (2). Den begrenzten Einsatz österreichisch-ungarischer Artillerie im Westen illustriert die begehbare Festungskuppel des Forts Kessel von Antwerpen (3). Den Kriegsschauplätzen am Balkan (4) sowie im Nordosten (5) widmen sich die beiden folgenden Vitrineneinbauten. (Untere Ebene - Raum 2) Unmittelbar nach dem Durchgang widmet sich die Ausstellung den kriegsbedingten Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, die von rigorosenAusnahme-verfügungen sowie unmittelbaren Kampfhandlungen gleichermaßen betroffen war (6).Der Ereignisgeschichte des nordöstlichen Kriegsschauplatzes sind sowohl die Kuppel der österreichisch-ungarischen Festung Przemysl (7) als auch die folgende Vitrine (8) gewidmet, welche das zeitlich knappe Aufeinanderfolgen der Schlacht von GorliceTarnow,diedamit einhergehende spürbare Entspannung an der Ostfront sowie die Folgen des Kriegseintritts Italiens im Mai 1915 verdeutlicht.In weiterer Folge nimmt das Thema Luftfahrt breiten Raum ein, wobei sowohl der Kampf in der Luft als auch die Abwehr von Luftfahrzeugen (9) thematisiert werden.Einen oftmalswenig beachteten Aspekt des Weltkrieges greift der Themenbereich Freiwilligen-Verbände (10) auf, dersich dem Einsatz albanischer, polnischer und ukrainischer„Legionäre“ auf Seiten der k.u.k. Streitkräfte widmet. Diemilitärischen Ereignisse am Westbalkan 1915/16 (11), derKriegseintritt Rumäniens sowie die „Brussilow-Offensive“(12) heben in weiterer Folge die nachhaltige Bedeutung der Bündnispolitik für die Mittelmächte hervor. Der Durchgang durch den Stellungsgraben (13), der gleichzeitig die Bettung für die 38 cm Haubitze bildet, macht den Weg frei zu der für die Soldaten omnipräsenten Thematik von Verwundung, Tod und Religion (14). Den exotischsten Kriegsschauplätzen österreichisch-ungarischer Truppen gilt ein eigener Themenbereich (15), Exkurse widmen sich dem Einsatz von Tieren im Krieg und derim Jahre 1916 geplanten Neuadjustierung der k.u.k. Armee (16/Liftbereich).Die Thronfolge durch Kaiser Karl I. und die damit verbundenen Änderungen innerhalb der höchsten militärischen Führung zeigt ein eigener Vitrineneinbau(17). Das in weiterer Folge über den Köpfen der Besucher schwebende„Ortler-Geschütz“ verbindet die Themen Kriegsindustrie (19) und Gebirgskrieg (18), wobei Letzterer vor allem auf der mittels Stufen bzw. dem Lift erreichbaren oberen Ebene präsentiert wird. (Obere Ebene - Raum 2) Neben der Generalität (20) widmet sich die Präsentationsfläche dem Kampf im Hochgebirge (18, 21) sowieder Front in Eis und Schnee.Über einen Verbindungsgang, der den Blick auf den Stellungsgraben sowie die 38 cm Haubitze freigibt, kehrt man nochmalszu den k.u.k. Luftfahrttruppen (22, 23) zurück. (Obere Ebene - Raum 1) Vorbei an der zerstörten Panzerkuppel von Przemysl zeigt die Ausstellung in der Folge die offizielleKriegsfürsorge (24, 25) und deren Aktivitäten in Anbetracht des immer drückenderen Mangels. Ein zentrales Thema bildet an dieser Stelle aber auch das Schicksal der Kriegsgefangenen sowohl in Österreich-Ungarn als auch in den Staaten der Entente (26). Der Blick auf das Gemälde von EggerLienz „Den Namenlosen 1914“ führt weiter zur Vorstellung des k.u.k. Kriegspressequartiers (KPQ). Der Abgang über die Rampenvitrine (27) dokumentiert die folgenreichen Friedensverträge mit Russland und Rumänien, die Rolle der k.u.k. Donauflottille, insbesondere in Zusammenhang mit dem „Brotfrieden“ mit der Ukraine, sowiedie gescheiterte Piaveoffensive 1918.Über die von Briten, Franzosen und US-Amerikanern unterstützte italienische Offensive im Oktober 1918 mündet die Darstellung schließlich imZusammenbruch und demWaffenstillstand von Villa Giusti. Der letzte Abschnitt verweist mit den Themen „Invalidität“ und „Erinnerung“ bereits auf die Folgen des Krieges in der Nachkriegszeit. (Sarajevo-Raum) Die Gegenüberstellung jenes Ereignisses, welches den Krieg durch zwei Ermordeteindirekt auslöste, und der blutigen Bilanz des Kriegesmit rund 9,500.000 Gefallenen setzt den Schlusspunkt der Weltkriegsausstellung. www.bundesheer.at