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BG Steyr
Der 1.Weltkrieg
Vorgeschichte und Kriegsausbruch
Elementare Voraussetzung war das System des europ. Imperialismus, das durch den Kampf um Rohstoffe und
Absatzmärkte in Übersee neben den traditionellen Rivalitäten in Europa zu Spannungen zw. Den Großmächten führte.
Die 1871 vollendete dt. Reichsgründung, gekoppelt mit rascher Industrialisierung, hatte das europ.
Mächtegleichgewicht entscheidend verändert. Die Annexion Elsaß-Lothringens durch das Dt. Reich verhinderte eine
Verständigung mit Frankreich. Der 1879 gebildete dt.-österr. Zweibund, 1882 um Italien zum Dreibund erweitert, rief
eine Gegenkoalition hervor: Der frz.-russ. Zweiverband (1893/94) wurde durch ein System zweiseitiger Absprachen
Großbritanniens mit Frankreich (Entente cordiale, 1904) und Rußland (1907) zur Tripelentente erweitert.
Entscheidend für die Wendung Großbritanniens gegen Deutschland war v. a. der Bau einer starken dt. Kriegsflotte,
die dem dt. Anspruch auf eine eigene "Weltpolitik" militär. Nachdruck geben sollte.
Die Marokkokrisen 1905/06 und 1911, die österr. Annexion von Bosnien und Herzegowina
1908/09 sowie die Balkankriege 1912/13 führten Europa an den Rand einer krieger.
Auseinandersetzung. Der Ermordung des österr. Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo am 28.
6. 1914 folgte zunächst ein Monat hektischer diplomatischer Aktivitäten (Julikrise). In Wien
drängte man auf rasche Ausnutzung des Attentats zur Niederwerfung Serbiens, benötigte jedoch
die dt. Rückendeckung gegen Rußland. Nach anfänglichem Zögern setzte sich in Berlin die
"Kriegspartei" durch, in der Hoffnung, die Großmächte aus dem Konflikt heraushalten zu können
(Lokalisierung des Krieges). Vermittlungsversuche der übrigen Mächte nach dem österr.- ungar.
Ultimatum an Serbien (23. 7.) wehrte Deutschland daher konsequent ab. Erst als sich das brit.
Eingreifen abzeichnete (29. 7.), versuchte Berlin erfolglos, einen gewissen mäßigenden Druck auf
Wien auszuüben. So folgten aufeinander die Kriegserklärungen Österreich-Ungarns an Serbien
(28. 7.), Deutschlands an Rußland (1. 8.) und Frankreichs (3. 8.) und Großbritanniens an
Deutschland (4. 8.).
Da Italien zunächst neutral blieb, ergab sich folgende Mächtekonstellation: die Mittelmächte Deutschland, ÖsterreichUngarn, Osman. Reich (ab Ende 1914), Bulgarien (ab Ende 1915) gegen die Tripelentente aus Großbritannien,
Frankreich, Rußland, dazu Serbien und Japan. Der Tripelentente schlossen sich weitere "Alliierte" an, u. a. Italien,
Rumänien, Griechenland, China und lateinamerikanische Staaten, die USA als "Assoziierte". Neutral blieben bis
zuletzt im wesentlichen die Schweiz, die Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen und Spanien.
Die militärische Dimension
In den ersten Kriegsmonaten waren zunächst alle Offensiven gescheitert: die dt. gegen Frankreich, die österr.-ungar.
gegen Serbien, gegen Rußland in Galizien, die russ. gegen Deutschland in Ostpreußen, gegen Österreich-Ungarn in
den Karpaten, die frz. gegen Deutschland im Elsaß und in Lothringen. Im W mißlangen die Versuche beider Seiten,
die gegner. Front durch Überflügelung im N zu umfassen ("Wettlauf zum Meer"). Danach erstarrte die W-Front für
fast 4 Jahre im Stellungskrieg. Im O und SO wurden die Eroberungen Polens, Litauens, Kurlands, Serbiens (1915),
Montenegros und Rumäniens (1916) durch die Mittelmächte nicht kriegsentscheidend. Das Osman. Reich sperrte den
westl. Nachschub für Rußland und verschärfte so dort die Versorgungslage. Der Aug. 1916 brachte den Höhepunkt
der militär. Krise für Deutschland: Die dt. Offensive bei Verdun war gescheitert, im Juli hatte die brit.-frz. Offensive
an der Somme begonnen. Die russ. 1. Brussilow-Offensive in Galizien und Wolynien sowie die rumän. Offensive
nach Siebenbürgen brachte Österreich-Ungarn an den Rand des militär. Zusammenbruchs; nur die italienische Front
hielt (Isonzoschlachten). Durch das Rüstungsprogramm von Hindenburg konnte die Lage wieder stabilisiert.
Für den Krieg auf den Meeren und in Übersee lagen die überwältigenden Vorteile von vornherein bei Großbritannien,
verstärkt durch Frankreich, Japan und (ab 1917) die USA. Die dt. Überseekreuzer verschwanden in den ersten
Kriegsmonaten von den Weltmeeren. Der gesamte dt. Kolonialbesitz wurde im Lauf des Krieges von den Alliierten
besetzt. Nach der Niederlage auf der Doggerbank (Jänner 1915) begann Deutschland den uneingeschränkten U-BootKrieg mit der Torpedierung von kriegführenden und neutralen Handelsschiffen. Nach dem Tod zahlreicher
amerikanischer Passagiere bei der Torpedierung des britischen Passagierdampfers "Lusitania" (7. 5. 1915) trat auch
die USA in den Krieg ein.
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Damit war die Lage der Mittelmächte hoffnungslos geworden. Den Umschwung zuungunsten der durch innere Krisen
geschwächten Mittelmächte leitete das Scheitern des uneingeschränkten U-Boot-Krieges (Herbst 1917) und der dt.
Frühjahrsoffensiven 1918 ein. Die entscheidende Gegenoffensive der Alliierten zwangen die dt. Truppen an der WFront zum Rückzug zu den Reichsgrenzen. Das Ende des Krieges kam im SO: Der Zusammenbruch der bulgar. Front
in Makedonien (September 1918) und der türk.-dt. Front in Palästina führte zum Waffenstillstand der Alliierten mit
Bulgarien (29. 9.), dem Osman. Reich (30. 10.) und mit Österreich-Ungarn (3. 11.). Bereits am 3. 10. bot die dt.
Reichsführung auf Betreiben der OHL den Alliierten den Waffenstillstand an, der dann am 11. 11. 1918 geschlossen
wurde.
Die politische Dimension
Als imperialistischer Machtkrieg begonnen, gewann der 1. Weltkrieg mit der russ. Revolution 1917 und Wilsons 14
Punkten auch die Dimension "Krieg der Demokratie gegen die Autokratie". Den Alliierten, die im Innern
überwiegend demokratisch parlamentarisch organisiert waren, standen die Mittelmächte gegenüber mit überwiegend
dynast.-imperialer Struktur.
Die beiden Vielvölkerstaaten Österreich-Ungarn und Osman. Reich waren innenpolitisch noch schwächer. Hier trugen
im wesentlichen nur die führenden Reichsvölker (Deutsche, Ungarn; Türken) die Kriegsanstrengungen. Nach
Kriegsende waren nur noch Österreich, Ungarn, die CSR und die Türkei als Nationalstaaten auf verkleinertem
Territorium übrigblieben. Am augenfälligsten wirkte sich in Rußland der Zusammenhang zw. Niederlage und
Revolution aus, die nicht nur den Fortgang des 1. Weltkrieges, sondern auch die Weltgeschichte veränderte. Aber
auch die übrigen Alliierten gingen im Krieg durch politische Krisen hindurch und wurden danach von den üblichen
Folgen großer Kriege betroffen: Inflation, Wirtschaftskrise, innere Konflikte.
Friedensschlüsse und Bilanz
Nach den Sonderfriedensschlüssen der Mittelmächte mit Sowjetrußland (Brest-Litowsk 3. 3. 1918) und Rumänien
(Bukarest 7. 5. 1918) fand der Krieg völkerrechtlich seinen Abschluß in den Pariser Vorortverträgen: dem Versailler
Vertrag mit Deutschland (28. 6. 1919) und den Friedensverträgen von Saint-Germain-en-Laye mit Österreich (10. 9.
1919), Trianon mit Ungarn (4. 6. 1920), Neuilly-sur-Seine mit Bulgarien (27. 11. 1919) und Sèvres mit der Türkei
(10. 8. 1920). Über 65 Mio. Soldaten waren auf beiden Seiten mobilisiert. Insgesamt gab es rd. 8,5 Mio. Gefallene,
über 21 Mio. Verwundete, 7,8 Mio. Kriegsgefangene und Vermißte.
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