Rösch – Deutsche Geschichte von 1848 bis heute / VL 6: Erster Weltkrieg / Novemberrevolution P 1 Der Erste Weltkrieg und die Novemberrevolution I. Drei maßgebliche Phasen des Krieges (1) Deutscher Angriff und Stellungskrieg im Westen Schlacht an der Marne vom 6. bis 9. September 1914 Stellungskrieg und Winterschlacht in der Champagne im Februar/März 1915 Schlacht bei Ypern im April/Mai 1915 (Giftgas) Schlacht bei Verdun vom 21. Februar bis zum 21. Juli 1916 (es fielen 350000 deutsche und 377000 französische Soldaten). Rückzug der Deutschen im Februar 1917 in die befestigte „Siegfriedstellung“. (2) Der Verlauf im Osten Schlacht von Tannenberg vom 26. - 30. August 1914 Schlacht bei den Masurischen Seen (6. - 15. September 1914) Vom 23. Januar 1915 bis 8. Februar Offensive in den Karpaten. Deutsch-österreichische Offensiven am San (Juli 1915), bei Tarnopol (September 1915) und Angriffe unter General Brussilow im Sommer 1916, aber keine Entscheidung an der Ostfront. (3) Die russische Revolution Am 16. April 1917 war Wladimir Iljitsch Lenin in Petersburg eingetrofffen, in einem versiegelten Zug, den die OHL durch die deutschen Gebiete geleitet hatte, denn Lenin sollte den Friedensschluß mit Rußland vorbereiten. Am 15. Dezember 1917: Waffenstillstand geschlossen zwischen Deutschland und der bolschewistischen Regierung Bedingungen des Friedensvertrags von Brest-Litowsk am 3. März 1918: Rußland trat Polen, Estland, Lettland und Litauen ab, ebenso wurden die Ukraine und Finnland als selbständige Staaten anerkannt. Es demobilisierte alle seine Truppen, Reparationen wurden zunächst nicht festgelegt, diese wurden erst in einem Ergänzungsvertrag am 27. August 1918 verlangt. (4) Friedensangebote II. Aspekte des Krieges ‘Materialschlachten’ Rösch – Deutsche Geschichte von 1848 bis heute / VL 6: Erster Weltkrieg / Novemberrevolution P 2 Chemische Waffen U-Boot-Krieg Finanzierung und Kriegswirtschaft III. Der Kriegseintritt Amerikas und das Ende im Westen Die deutsche Regierung hatte am 31. Januar 1917 den uneingeschränkten U-BootKrieg erklärt, d.h. U-Boote konnten jetzt auch alliierte Handelsschiffe angreifen und ohne Vorwarnung versenken. Am 6. April 1917 gaben die USA ihre Neutralität auf und erklärten Deutschland den Krieg. 21. März 1918: letzte deutsche Offensive im Westen begann am 21. März 1918. Zwar nahmen die Deutschen 90000 alliierte Soldaten gefangen, erbeuteten 1300 Geschütze, aber den Krieg wenden konnten sie nicht. Angesichts dieser Lage forderte die OHL einen Waffenstillstand auf der Grundlage der 14 Punkte Wilsons, die dieser am 8. Januar vor dem Kongreß vorgetragen hatte. IV. Die Friedensinitiative Wilsons: Die 14 Punkte 14 Punkte: Allgemeine Forderungen richteten sich auf freie Schiffahrt und Handel, auf unparteiische Ordnung der kolonialen Ansprüche, auf öffentliche Friedensverhandlungen. Europa betrafen die Punkte über die wiederherzustellende belgische Souveränität, die Neuordnung der russischen Gebiete, ebenso der französischen und italienischen Grenzen, der Befriedung der Balkanländer und Polens, das einen Zugang zum Meer erhalten sollte. Im letzten Punkt verlangte er die Gründung einer Gesellschaft der Nationen, um die Integrität der Staaten zu garantieren. V. Die innenpolitische Situation Kriegsbereitschaft und Kriegsanleihen Friedensresolution des Reichstags am 19. Juli 1917 für einen Verständigungsfrieden, d.h. keine Gebietsabtretungen, keine Reparationen. Initiiert hatte sie der Führer der Zentrumsfraktion, Matthias Erzberger. (1) Streiks / Friedensinitiativen 28. Januar 1918: Streik von 20000 Rüstungsarbeitern in Berlin. Der Streik weitete sich auf Sachsen und das Ruhrgebiet aus, aber die Militärbehörden drohten mit Kriegsgerichtsverfahren, so daß der Streik schnell zusammenbrach. Rösch – Deutsche Geschichte von 1848 bis heute / VL 6: Erster Weltkrieg / Novemberrevolution P 3 4. Oktober 1918: Reichskanzler Max von Baden, gedrängt von der OHL und besonders Hindenburg (Brief vom 3. Oktober) sucht um einen Waffenstillstand nach. 4. November: Matrosenaufstand in Kiel. Gründung von Arbeiter- und in allen wichtigen Städten bis zum 11. November. (2) Ausrufung der Republik In München Gründung einer bayerischen Republik durch Kurt Eisner, unabhängiger Sozialdemokrat, am 8. November 1918. 9. November 1918: Der Sozialist Philipp Scheidemann rief um 14 Uhr die deutsche Republik aus, um den Kommunisten unter Karl Liebknecht zuvorzukommen. Wilhelm II. dankte am 10. November ab und fuhr mit dem Zug ins holländische Exil. 11. November 1918: Erzberger unterzeichnete in Compiègne den Waffenstillstand auf der Grundlage der 14 Punkte. VI. Die Revolution und ihre Akteure Philipp Scheidemann (26.7.1865 - 29. 11.1939) war seit 1903 Abgeordneter im Reichstag und Mitglied der SPD, die sich 1917 spaltete in eine Mehrheitspartei und eine unabhängige SDP. Am 9. November rief er vom Fenster des Reichstags die Republik aus. Karl Liebknecht (13. 8. 1871 - 15. 1. 1919; Sohn von Wilhelm Liebknecht) war seit 1912 als Abgeordneter der SPD im Reichstag und wurde nach einer Anti-KriegsKundgebung am 1. Mai 1916 zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. 1917 gründete er mit Rosa Luxemburg den Spartakus-Bund, den er nach der vorzeitigen Entlassung auch führte. Ende 1918 beteiligte er sich an der Gründung der KPD und verfaßte 1919 einen Aufruf gegen die Regierung Ebert-Scheidemann, deren Absetzung er verlangte. Wie Rosa Luxemburg wurde er von Freikorps-Soldaten ermordet. Die Spartakus-Gruppe nannte sich nach ihren Publikationen so, den SpartakusBriefen, und entstand um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Sie wollten die politische Macht den Räten übertragen. Am 5. Januar 1919 besetzten Arbeiter das Zeitungsviertel, aber kaum jemand schloß sich ihnen oder dem Aufruf zum Generalstreik an; die Freikorps unter Gustav Noske gingen am 11./12. Januar gegen sie vor, so daß die Regierung wieder Herr der Lage wurde. Rosa Luxemburg (5.3.1870 - 15.1.1919) stammte aus Polen und hatte in Zürich Nationalökonomie studiert; 1905 nahm sie in Warschau an der russischen Revolution teil und war Dozentin an der Parteischule. Mit Liebknecht gründete sie den Spartakusbund und die KPD; wie er wurde sie ermordet. Schlaglicht Heinrich Mann (27. März 1871 - 12. März 1950) Der Untertan (fertiggestellt 1914; als Buch publiziert 1918)