G ESTALTUNGSLEITFADEN FÜR LEADER-P ROJEKTE Sehr geehrte Antragsteller, durch das LEADER-Programm im Bautzener Oberland möchten wir vor allem leerstehenden oder vom Leerstand bedrohten Häusern in unseren ländlichen Städten und Gemeinden zu einer neuen Nutzung verhelfen. So bleiben historisch interessante Gebäude erhalten und die Struktur unserer Siedlungen bleibt intakt. Durch die Wieder- oder Umnutzung bereits vorhandener Gebäude müssen außerdem weniger Flächen für Neubauvorhaben in Anspruch genommen werden – weniger versiegelte Fläche ist nicht zuletzt günstig für den Hochwasserschutz. Die finanzielle Unterstützung durch das LEADER-Förderprogramm soll junge Familien, Gewerbetreibende, Kommunen und Vereine in ihrer Entscheidung für die Wieder- oder Umnutzung einer Bestandsimmobilie bestärken. Damit ein Vorhaben als Wieder- oder Umnutzung eingestuft werden kann, sollten mindestens 50% der tragenden Außenhülle erhalten bleiben. Die Dörfer in der Oberlausitz sind geprägt von typischen architektonischen Elementen. Auch wenn es innerhalb der Region Bautzener Oberland gestalterische Unterschiede gibt (z.B. zwischen den Gemeinden im Bergland und denen im Gefilde), lassen sich einige Grundprinzipien erkennen. Über LEADER geförderte Bauprojekte sollen die Grundsätze dieser regionalen Baukultur beachten und damit zu einem harmonischen Bild unserer Siedlungen beitragen. Der vorliegende Gestaltungsleitfaden dient Ihnen als Orientierung für Ihre Planungen. Mit Fragen zum Gestaltungsleitfaden oder zu Ihren konkreten Planungen können Sie sich gern an das Regionalmanagement wenden. Wenn Sie sich umfassender mit Fragen der regionalen Baukultur beschäftigen möchten, empfehlen wir Ihnen folgende Publikationen: H. Becker, T. Kempe, A. Mehnert, F. Mehnert: Sächsisches Dorfbaubuch (als PDF: http://www.ilese.de/images/ILE%20Kapitel/dorf_baubuch.pdf) Energetische Sanierung von Baudenkmalen. Handlungsanleitung für Behörden, Denkmaleigentümer, Architekten und Ingenieure (als PDF: http://www.denkmalpflege.sachsen.de/download/Handlungsanleitung_Energetische_Sanierung.pd f) K. Richter: Umgebindehäuser fachkundig sanieren. Ein Ratgeber für Eigentümer und Bauherren (als PDF: http://www.umgebindeland.de/de/dnl/umgebindehaeuser_fachkundig_sanieren.3026.pdf) Gelungene Beispiele für die Gestaltung um- und wiedergenutzter Gebäude im ländlichen Raum finden Sie in den Broschüren zum sächsischen Landeswettbewerb „Ländliches Bauen“ Die Broschüren können Sie kostenfrei im Internet bestellen bzw. als PDF herunterladen: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/10630. 1 DÄCHER Das Dach eines Hauses schützt nicht nur das Gebäude und seine Bewohner, sondern bestimmt dessen Erscheinungsbild in besonderer Weise. Bei Sanierungsarbeiten am Dach sollte man sich beim Dachdeckungsmaterial und seiner Farbe am historisch überlieferten Ortsumfeld orientieren. Einige Regeln sollen bei der Planung von LEADER-Projekten bezüglich des Daches beachtet werden, Abweichungen davon sind in besonderen, einem bestimmten Baustil verpflichteten Fällen möglich. Dachneigung Erhaltung der vorhandenen Dachneigung bei Steildächern Dachüberstand max. 20 cm am Ortgang, max. 35 cm an der Traufe kein nachträglicher Einbau von Freigespärren am Giebel Erhaltung der Trauflinie Dachdeckung Dachsteine aus Ton (Ziegel), Schiefer/Kunstschiefer in ortstypischer Farbe Oberfläche matt (keine glänzende Edelengobe) Gaupen Anordnung mit Bezug zur Fassadengliederung Mindestabstand zu First und Traufe: 35 cm Mindestabstand zu Ortgang, Kehle oder Dachgrat: 1m Historische Dachdeckungen Biberschwanz-Doppeldeckung Biberschwanz-Kronendeckung Siedlerfalzdeckung Schieferdeckung, verschied. Formen und Deckarten FASSADEN Im Rahmen einer umfassenden Sanierung wird dem „Gesicht des Hauses“ in der Regel viel Aufmerksamkeit gewidmet. Größere Bauvorhaben bieten die Möglichkeit, sich mit Symmetrie, Farben und Materialien intensiv auseinanderzusetzen. Ungünstige bauliche Veränderungen, die in den vergangenen Jahrzehnten bei einem Teil der Häuser dafür sorgten, dass diese ihren besonderen Charakter verloren haben, können bei dieser Gelegenheit rückgängig gemacht werden. Folgende Kriterien sollten Sie bei der Fassadengestaltung beachten: Putzfassade Sichtfachwerk/ Sichtmauerwerk mineralisches Putzsystem Erhalt bzw. Wiederherstellung historischer Putzgliederungen (z.B. Lisenen und Putzbänder) Erhalt bzw. Wiederherstellung von Putzfaschen (12 – 16 cm) um Türen und umlaufend um Fenster Grundsatz: weitgehende Erhaltung (z.B. durch alternative Innendämmung) Vermeidung von Imitaten Außendämmung mineralisch oder aus nachwachsenden Rohstoffen Verkleidung/ regionaltypische Holz- oder Schieferverkleidungen (z.B. 2 vorgehängte Fassade Deckenleistenschalung) Sockel Vermeidung von Kunstharz-/ Buntsteinputzen Farbgebung abgetönt, keine grellen Farben Fassadengestaltung, einige Beispiele 1.1.1.1 verschiedene Ecklisenen 1.1.1.2 Ecklisene Glattputz, Feld: Rauputz 1.1.1.3 Kriecher-Decker-Schalung 1.1.1.4 Deckleistenschalung 1.1.1.6 Schieferspitzwinkelschablonendeckung (hier mit weiterverwendetem Material) 1.1.1.5 Schmale gehobelte Bretter ohne Verleistung FENSTER Nicht nur das Format eines Fensters entscheidet über die Wirkung eines Hauses, sondern auch die Gliederung der Fensterflächen und das Material. Die vorgefundenen historischen Formate der Fenster – in unserer Region sind das in der Regel stehende Formate – sollten weitestgehend beibehalten werden. Möchten Sie in Ausnahmefällen dennoch liegende Formate einbauen, achten Sie bitte auf eine passende Anordnung und Gliederung der Fassade. Weitere Hinweise zur Gestaltung der Fenster im Rahmen von Um- und Wiedernutzungen: Material bevorzugter Einsatz von Holzfenstern Format stehendes Format in liegenden Fensteröffnungen Dopplung/Reihung stehender Einzelfenster Gliederung der Fensterfläche gliedernde Sprossenprofile (glasteilend oder außen aufgesetzt) ab 80 cm Breite der äußeren Fensterlaibung 3 Fensterläden Erhalt/Erneuerung vorhandener Klapp- und Schiebeläden Vermeidung sichtbarer Rolladenkästen Fenstergestaltung, einige Beispiele Vielfalt historischer Fenster u. Umrahmungen Bestandsfenster im Fachwerk und…… Umlaufende Putzfasche 2-flügeliges Fenster,Natursteingewände erneuertes Fenster ohne Charakter alte und neue Fenster in Putzfassade TÜREN UND TORE Auch Eingangstüren und Hoftore sind prägend für die Ansicht eines Gebäudes oder eines Gebäudeensembles. Hier einige Hinweise zu Material, Form und Farbe, die Sie in Ihre Planungen einbeziehen sollten: Türen keine Kunststofftüren Aufarbeitung/Erneuerung historischer Türen Vermeidung von Wölbglas Tore Ausführung in Holz oder mit Holzbeplankung außen Erhaltung prägender Toröffnungen (z.B. durch Verglasung, zurückgesetzte Vermauerung, Verkleidung mit Brettschalung) Farbgebung Vermeidung von weißen Türen und Toren Tür- und Torgestaltung, einige Beispiele 4 Histor. Türblätter, aufgearbeitet bzw. erneuert Modernes Türblatt Erneuerte Stalltür und Scheunentor GEBÄUDEUMFELD Das Umfeld eines Hauses – Garten, Hof, Zuwegung – nimmt in der Regel mehr Raum ein als das Gebäude selbst. Umso sorgfältiger sollte darauf geachtet werden, wie sich das Grundstück in die umgebende Dorfstruktur einfügt und dass es zum Charakter des Hauses passt. Pflasterarbeiten Vermeidung nicht erforderlicher Versiegelung Pflasterung in Naturstein, Betonstein oder Ökopflaster Vermeidung von Betonverbundpflaster und Betonrasengitter Borde als Tiefborde bis max. 6 cm Höhe Einfriedungen in dörflichen Bereichen senkrechte Holzlattenzäune Erhaltung/Erneuerung historischer Sockel und Pfosten Vermeidung von Betonpalisaden und Betonpflanzsteine Bepflanzung standortgerechte Gehölze Historische Details erhalten Begrünter Eingangsbereich Holzlattenzaun Alle Fotos und Abbildungen: Kerstin Richter 5