2 Gallenblase und Gallenwege

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2
C 2 Gallenblase und Gallenwege
Gallenblase und
Gallenwege
C-2.1
Längsschnitt am rechten Rippenbogen
Die Sonographie ist bei der Untersuchung der Gallenblase
führende und oftmals einzige Methode (Tab. C-2.1). Auch
pathologische Veränderungen der Gallenwege können sonographisch abgeklärt werden, obgleich hier auch häufig
andere Verfahren (CT/MRT, endoskopisch, retrograde oder
perkutan transhepatische Cholangiographie) herangezogen
werden. Die Röntgenuntersuchung der Gallenblase („orale
Galle“, „i. v. Galle“) ist weitgehend obsolet.
Stellenwert der Sonographie in der Diagnostik
von Gallenblasen- und Gallenwegserkrankungen
Symptomatik
Aussagekraft der Sonographie
Gallenkolik
Nachweis von Gallensteinen oder einer
Cholezystitis
Ikterus oder
entsprechende
Veränderungen im
Labor (Bilirubin,
AP, Gamma-GT)
Erkennung eines Gallenwegsaufstaus,
Lokalisation der Höhe der Obstruktion.
Ein direkter Nachweis der Ursache
(z. B. eines Tumors oder eines Steins)
ist sonographisch oft nicht möglich.
Klinik beachten!
Sepsis
Erkennung einer Cholezystitis
Bei diesen Gallensteinen findet keine komplette Schallauslöschung statt, was auf eine eher weiche Konsistenz
schließen lässt. Schwache Schallschatten sind erkennbar.
2.1 Gallenblase
2.1.1 Gallensteine
n Exkurs Gallensteine
Gallensteine sind in der erwachsenen Bevölkerung häufig. Frauen
und Übergewichtige sind bevorzugt betroffen. Nur bei der Minderzahl der Patienten („Gallensteinkranke“, ca. 25 % der Gallensteinträger) treten Beschwerden bzw. Folgeerkrankungen auf:
Gallenkoliken durch Einklemmung eines Steines im Ductus
cysticus.
Verschlussikterus durch Einklemmung eines Steines im Ductus
choledochus.
Chologene Pankreatitis.
Cholezystitis.
Gallenblasenkarzinom (selten).
Beschwerdefreie Patienten („Gallensteinträger“) werden nur
behandelt, wenn anhand der Laborwerte oder der Bildgebung
Anhalt für eine Folgeerkrankung besteht. Zwar sind fast nur Gallensteinträger vom Gallenblasenkarzinom betroffen, doch ist dieses zu selten, als dass eine prophylaktische Cholezystektomie
gerechtfertigt wäre.
Kommt es zu Gallenkoliken, Cholezystitis, Ikterus oder Pankreatitiden, wird die Gallenblase entfernt, ggf. unter Revision des
Ductus choledochus. Nicht ganz eindeutig ist die Indikation zur
Cholezystektomie bei Patienten mit chronisch rezidivierendem,
nicht kolikartigem Schmerz im rechten Oberbauch. Nicht immer
ist dieser Schmerz Folge der Cholelithiasis und bessert sich nach
Operation.
Sonographisches Korrelat des Gallensteins ist der echostarke Reflex mit dorsalem Schallschatten (Abb. C-2.1). Oft
ist nur die dem Schallkopf zugewandte Fläche der Steine
erkennbar – die abgewandten Anteile der Steine liegen
bereits im Schallschatten (s. Abb. C-2.2). Es gibt allerdings
auch Konkremente, bei denen in Folge einer weicheren Konsistenz, die Reflexion an der Oberfläche geringer ist und die
sich „im Ganzen“ darstellen (s. Abb. C-2.1).
In der Regel sind die Steine schwerer als die Gallenflüssigkeit und sinken der Schwerkraft folgend nach unten. So
beobachtet man z. B. beim Aufrichten des Patienten, wie
die Steine in den Gallenblasenfundus absinken.
n Praktischer Tipp: Wenn man den Patienten aufstehen lässt und im Stehen schallt, kann man anhand
des Absinkens der Steine ausschließen, dass sie mit
der Wand verbacken sind (wie z. B. bei Cholezystitis).
Die Reflexe vieler kleiner, dicht gepackter Steine können zu
einem einzigen Reflex verschmelzen (Abb. C-2.2), sonographisch nicht zu unterscheiden von einem einzelnen, die Gallenblase komplett ausfüllenden Stein („Tonnenstein“) oder
einer Verkalkung der Gallenblasenwand („Porzellangallenblase“, s. S. 266). Zur Unterscheidung von der Porzellangallenblase (die operiert werden muss) kann man den Patienten
zunächst noch einmal streng nüchtern nachuntersuchen, um
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C-2.1
C 2.1 Gallenblase
Längsschnitt am rechten Rippenbogen
Diese Gallenblase ist mit Steinen regelrecht gepackt (Sack
voller Steine). Nur die dem Schallkopf zugewandte Front
der Gallenblase ist erkennbar; die distalen Anteile sind im
Schallschatten verborgen. Solch eine Gallenblase wird
leicht als Darmluft fehlgedeutet und deshalb nicht erkannt.
Bei guten Schallbedingungen wie hier sind sowohl Gallenblasenwand als auch die proximalen Echos der Steine
getrennt erkennbar. Oft allerdings ist die Unterscheidung
von einer Porzellangallenblase schwierig (vgl. Abb. C-2.5,
S. 268). Die CT kann zur Klärung helfen.
ggf. einen verbleibenden Flüssigkeitssaum in der Gallenblase
darzustellen. Ansonsten kann man mit der CT eine Klärung
herbeiführen, weil sie einen verkalkten Stein von einer verkalkten Gallenblasenwand unterscheiden kann.
2.1.2 Sludge
Beim Sludge (engl. Schlamm) handelt es sich um eingedickte Bestandteile der Galleflüssigkeit. Sludge findet sich
am häufigsten nach längerer parenteraler Ernährung (z. B.
nach Intensivpflege) oder absichtlichem Fasten, gelegentlich
aber auch bei klinisch gesunden Nichtfastenden. Er bedarf
keiner Therapie und verursacht auch keine Beschwerden.
Sludge ist im typischen Fall eine im Ultraschall sehr echoarme Masse, die die Gallenblase ganz oder teilweise ausfüllt
(Abb. C-2.3), evtl. mit einem waagerechten Spiegel, der ihn
von der restlichen Galle trennt. Wenn er nicht allzu zäh
ist, sinkt er bei Aufrichten des Patienten nach und nach in
den Fundus ab. Leider kann dieser klebrige Brei aber auch
bizarre Haufen bilden, die an der Wand haften, beim Umlagern deshalb nicht absinken und ungewöhnlich echodicht
sind. In solchen Fällen kann die Unterscheidung von einem
Gallenblasenkarzinom einiges Kopfzerbrechen bereiten.
Differenzialdiagnostische Hilfen sind:
Das Alter des Patienten: Das Gallenblasenkarzinom ist bei
Patienten unter 50 Jahren extrem selten.
Gallensteine: Sie sind beim Gallenblasenkarzinom fast
obligat.
Der Farb-Doppler: In Sludge sind keine Gefäße nachweisbar (ggf. mit Spektral-Doppler überprüfen!).
Die CT: Dichteanstieg nach Kontrastmittelinfusion spricht
für ein Gallenblasenkarzinom.
n Praktischer Tipp: Die Unterscheidung von Sludge
und Streuechos ist einfach, wenn man Folgendes
bedenkt: Sludge befindet sich in der schallkopffernen,
Streuechos finden sich nur in der dem Schallkopf
zugewandten Hälfte der Gallenblase.
n Merke: Asymptomatische Gallensteine werden in
zunächst 6-monatigen Abständen kontrolliert. Weitere Diagnostik ist – bis auf Laborwerte – nicht indiziert.
C-2.3
Sludge bei zwei Patienten
a Sedimentierter Sludge (scheinbar schräg verlaufender Spiegel; der Patient wurde in Rechtsseitenlage untersucht)
nach viertägiger Nahrungskarenz.
b Mit Sludge prall gefüllte Gallenblase nach dreiwöchiger Intensivtherapie mit parenteraler Ernährung.
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C-2.2
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C 2 Gallenblase und Gallenwege
der Gallenblasenwand
Cholezystitis
n Exkurs Cholezystitis
Die Entzündung der Gallenblase verläuft akut oder chronisch. Die
akute Cholezystitis entsteht in 90–95 % der Fälle auf dem Boden
einer Cholezystolithiasis, kann aber auch ohne Vorliegen von Steinen auftreten (akalkulöse Cholezystitis). Eine Entzündung bei
Cholezystolithiasis ist immer bakteriell bedingt. Bei Patienten
mit akalkulöser („posttraumatischer“) Cholezystitis sind Bakterien meistens die Ursache: Oft liegt eine schwere Allgemeinerkrankung vor (z. B. Sepsis), oder es handelt sich um Intensivpatienten nach z. B. Verletzungen, großen Operationen, Verbrennungen. Patienten mit steinassoziierter Cholezystitis sind oft schwer
krank mit Fieber, Schüttelfrost, Leukozytose sowie Druckschmerz
im rechten Oberbauch.
Die Symptomatik der akalkulösen Cholezystitis ist oft geringer,
die Letalität jedoch soll wesentlich höher sein als die der steinassoziierten Cholezystitis. Letzteres hat wohl weniger mit einer
protektiven Wirkung von Steinen zu tun, als damit, dass eine entzündliche Schwellung der Gallenblasenwand vermutlich erst bei
sehr schweren Allgemeinerkrankungen auftritt. Eine schwerwiegende Komplikation der akuten Cholezystitis ist die Ruptur, die
meist im Fundus auftritt. Ist sie gedeckt, entsteht ein Abzess im
Gallenblasenbett. Eine freie Ruptur führt zur eitrigen Peritonitis,
einem lebensbedrohlichen Krankheitsbild. Wenn die entzündlich
veränderte Gallenblase mit einer benachbarten Darmschlinge verklebt, kann eine Perforation zu einer Verbindung zwischen Gallenblasenlumen und Darm führen. Dann kann es durch ein in
den Darm abgegangenes Konkrement zum Gallensteinileus kommen, dieser ist jedoch selten. Bei Entzündung der steinhaltigen
Gallenblase besteht die Therapie in der Cholezystektomie. Die
akalkulöse Cholezystitis wird bei blandem Verlauf konservativ,
sonst operativ behandelt (Cholezystektomie).
Die Symptomatik der chronischen Cholezystitis ist weniger dramatisch, kann gelegentlich auch ganz fehlen. Meist ist ein Druckschmerz im Bereich der Gallenblase auslösbar. Im Verlauf einer
chronischen Cholezystitis kann es zu einer Verkalkung der Gallenblasenwand kommen. Diese Porzellangallenblase ist eine fakultative Präkanzerose (Gallenblasenkarzinome in über 10 % der Fälle)
und sollte operativ entfernt werden. Die chronisch entzündete
Gallenblase wird in der Regel operativ entfernt.
Die Gallenblasenwand ist auf über 3 mm verdickt (Abb.
C-2.4) und erscheint oft geschichtet : Es lassen sich eine
äußere und eine innere Schicht unterscheiden, beide
mäßig echodicht. Dazwischen liegt eine echoarme oder
echofreie Zone, hervorgerufen durch eine intramurale Eiteransammlung. Im Gallenblasenbett (außerhalb der Gallenblase) ist häufig zusätzlich Flüssigkeit als echofreier Saum
nachweisbar. Charakteristisch ist ein umschriebener
Schmerz, der bei Darstellung der Gallenblase durch Druck
mit dem Schallkopf auslösbar ist („sonographisches Murphy-Zeichen“). Sammelt sich Eiter im Gallenblasenlumen
(Gallenblasenempyem), ist der Inhalt der Gallenblase nicht
mehr echofrei, sondern mäßig echoarm.
Wenn bei einem Patienten gleichzeitig Gallensteine, eine
Verdickung der Gallenblasenwand und ein lokalisierter
Druckschmerz nachweisbar sind, kann die Diagnose einer
Cholezystitis mit großer Sicherheit gestellt werden. Leider
ist keines dieser Zeichen obligat. Die Differenzialdiagnose
wird zusätzlich dadurch erschwert, dass eine verdickte Gal-
lenblasenwand auch ohne eine Cholezystitis nachweisbar
sein kann.
Bei akalkulöser Cholezystitis sind die Beschwerden seitens
der Gallenblase oft eher mäßig; der sonographische Befund
ist aber überzeugend (Abb. C-2.4c). Gänzlich unabhängig
davon beobachtet man bei Intensivpatienten oft eine vorübergehende Gallenblasenwandverdickung („Intensivgallenblase“), die von selbst folgenlos verschwindet. Es versteht sich, dass die Unterscheidung von einer akalkulösen
Cholezystitis Probleme bereiten kann. Die Intensivgallenblase ist vollkommen asymptomatisch.
Eine Ruptur der Gallenblase ist gelegentlich anhand der
Unterbrechung der Gallenblasenwand nachweisbar. Hat
sich der Inhalt vollständig in die Bauchhöhle entleert (freie
Ruptur), kann die Gallenblase u. U. überhaupt nicht mehr
darstellbar sein. Bei gedeckter Ruptur kommt es zu einem
lokalen Abszess, der sonographisch als echoarme bis echoleere Raumforderung imponiert.
Porzellangallenblase
In der Sonographie ist lediglich die dem Schallkopf zugewandte Gallenblasenwand als echostarke, konvexe Linie
erkennbar. Das Gallenblasenlumen sowie die distale Wand
sind im Schallschatten verdeckt (Abb. C-2.5, S. 268). Eine
Unterscheidung von einer vollständig steingefüllten Gallenblase oder einem Ausgussstein (Tonnenstein) ist schwierig.
In Zweifelsfällen ist die CT hilfreich.
Gallenblasenwandverdickungen anderer Ursache
Eine Verdickung der Gallenblasenwand findet man auch bei
Erkrankungen, die nicht die Gallenblase selbst betreffen, am
häufigsten bei Patienten mit akuter Hepatitis (vor allem in
den ersten Krankheitswochen, vgl. Abb. Abb. C-1.4, S. 240,
S. 240) oder Aszites infolge einer Leberzirrhose (aber nicht
beim malignen Aszites!), bei Intensivpatienten sowie in Einzelfällen bei Patienten mit nephrotischem Syndrom und
Hypalbuminämie.
n Merke: Ist bei einem Patienten mit Aszites die Gallenblasenwand verdickt, ist die Ursache des Aszites
eher eine Leberzirrhose als eine Peritonealkarzinose.
2.1.4 Gallenblasentumoren
Gallenblasenpolypen
Kleine Gallenblasenpolypen sind ein häufiger Zufallsbefund
(Prävalenz 5 %), auch bei jüngeren Patienten. Sonographisch
sind sie rund und liegen der Wand an (Abb. C-2.6, S. 268).
Histologisch handelt es sich meist um Papillome, Adenomyome oder Myoblastome. Papillome können grundsätzlich, wenn auch selten, entarten. Kleine Polypen mit einem
Durchmesser von weniger als 1 cm sind unbedenklich;
einige mittelfristige Verlaufskontrollen sind ausreichend.
Bei größeren Polypen ist eine Unterscheidung von einem
kleinen Karzinom schwierig, da dieses im Frühstadium ähnlich aussieht. Bei Polypen mit einem Durchmesser von mehr
als 1 cm oder mit breiter Basis sollte die Gallenblase deshalb
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2.1.3 Gutartige Veränderungen
C 2.1 Gallenblase
Cholezystitis
a Querschnitt am rechten Rippenbogen. Akute Cholezystitis
mit einem großen, die Gallenblase ausfüllenden Stein
(„Tonnenstein“). Beachte die Wandverdickung. Nur die
proximale Wand ist erkennbar.
b Längsschnitt am rechten Rippenbogen. Chronische Cholezystitis bei Cholezystolithiasis. Neben den Gallensteinen
erkennt man eine Wandverdickung. Es bestanden lediglich
mäßige, intermittierende Schmerzen.
c Längsschnitt am rechten Rippenbogen. Steinfreie Cholezystitis. Die Grunderkrankung war eine Pneumonie; zum Zeitpunkt der Untersuchung war der Patient schwer krank und
septisch.
d Längsschnitt am rechten Rippenbogen. Chronische
Cholezystitis bei Cholezystolithiasis: kleine, wandverdickte
Gallenblase mit Konkrementen, kein Lumen erkennbar.
e Längsschnitt am rechten Rippenbogen. Schrumpfgallenblase bei einer 31-jährigen Frau. Seit vielen Jahren rezidivierende,
rechtsseitige Oberbauchschmerzen wechselnder Intensität, gelegentlich kolikartig. Erste Sonographie: Kleine Gallenblase ohne
nennenswertes Lumen, gering verdickte Wand mit hellen Einschlüssen. Keine Änderung nach Nahrungskarenz.
entfernt werden, insbesondere wenn der Durchmesser der
Polypen zunimmt.
Von diesen „echten“ Polypen sind „Cholesterinpolypen“ zu
unterscheiden, die lediglich Cholesterineinlagerungen in
der Schleimhaut entsprechen, meist sehr klein sind (Durchmesser deutlich kleiner als 1cm) und auch bei jungen
Patienten vorkommen. Einer Therapie bedürfen sie nicht.
Gallenblasenkarzinom
Das Karzinom der Gallenblase tritt ab der 6. Lebensdekade
auf. Zum Zeitpunkt der Diagnose hat die überwiegende
Mehrzahl der Patienten Gallensteine – ob als Ursache (chronischer Reiz) des Karzinoms oder dessen Folge (erhöhte
Lithogenität an der pathologischen Oberfläche des Tumors),
ist nicht klar. Auch bei vergleichsweise „früher“ Diagnose
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C-2.4
267
268
C 2 Gallenblase und Gallenwege
C-2.5
Längsschnitt am rechten Rippenbogen –
Porzellangallenblase
Vollständige Schallreflexion an der Vorderseite der Gallenblasenwand; kein Lumen erkennbar. Wie die steinvolle
Gallenblase (s. Abb. C-2.2, S. 265) wird die Porzellangallenblase leicht mit Darmluft verwechselt.
C-2.6
als „szirrhöser“ Tumor flächig in der Gallenblasenwand
aus, ohne ins Lumen zu ragen. Im fortgeschritteneren Stadium füllen die Tumormassen das gesamte Lumen der Gallenblase aus, oder die Wand ist breitflächig und unregelmäßig verdickt (Abb. C-2.7). Ist der Tumor durch das Gallenblasenbett hindurch breitflächig in die Leber eingebrochen, ist
C-2.7
Längsschnitt am rechten Rippenbogen –
Gallenblasenkarzinom
Außer dem Karzinom finden sich zwei große Konkremente.
Beachte die enorme Wandverdickung (Doppelfpeil) und die
Ausfüllung des Lumens mit Tumormassen. Die Unterscheidung von der Cholezystitis erfolgt vor allem klinisch:
Das Karzinom ist schmerzlos.
Gallenblasenpolypen
a Gallenblasenpolypen bei einem 38-jährigen Mann.
b, c Polypoide Tumoren im Bereich der Hepatikusgabel bei
einem 58-jährigen Mann. Sonographisch Erweiterung der
zentralen Gallengänge, aber kein Ikterus, Laborwerte einschließlich Tumormarker unauffällig. Man muss annehmen,
dass es sich um einen sehr langsam wachsenden Prozess
handelt: Eine gewisse Behinderung des Gallenflusses ist an
der Gangdilatation erkennbar, doch ist sie, wie die Laborwerte zeigen, durchaus kompensiert. Die Differenzialdiagnose dieses Befundes ist schwierig. Wohl kann es sich um ein
Karzinom handeln, doch spricht der offenkundig lange Verlauf
dagegen. Karzinome führen eher rasch zu einem Verschlussikterus mit entsprechenden Laborbefunden. Am ehesten
handelt es sich um eine Gallengangspapillomatose. Eine
Biopsie wurde nicht durchgeführt.
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mithilfe der Sonographie ist der Tumor fast stets unheilbar,
wegen Leber- oder Lymphknotenmetastasen oder einer
direkten Invasion in die Leber.
Das „kleine“ Gallenblasenkarzinom ragt entweder in das
Gallenblasenlumen hinein und ähnelt in der Sonographie
somit einem Gallenblasenpolypen (s. o.), oder breitet sich
269
C 2.2 Gallenwege
2.1.5 Befunde nach Cholezystektomie
Typischerweise kommt es nach Entfernung der Gallenblase
über die Jahre zu einer leichten Erweiterung des Ductus
hepatocholedochus. Ursache ist möglicherweise, dass der
Gallengang wegen des fehlenden Reservoirs, das die Gallenblase darstellte, stärker wechselnden Füllungsgraden ausgesetzt ist und sich nach und nach aufweitet. Möglicherweise spielen auch präoperative rezidivierende Einklemmungen abgehender Steine eine Rolle. Ein Durchmesser
von bis zu 10 mm ist keine Seltenheit. Für die Unterscheidung vom Aufstau entscheidend sind im Zweifelsfall Laborparameter (Gamma-GT, AP, Bilirubin) und der Nachweis
bzw. das Fehlen einer Dilatation intrahepatischer Gallengänge. Eine kurzstreckige, spindelförmige Auftreibung des
extrahepatischen Gallenganges ist in der Regel normal.
Flüssigkeitsansammlungen im Gallenblasenbett (mitunter
so groß, dass sie wie eine gefüllte Gallenblase erscheinen
– „Pseudogallenblase“) sind in den ersten Wochen nach Cholezystektomie beschrieben und scheinen harmlos zu sein. Bei
Patienten mit postoperativem Fieber ist ggf. die Unterscheidung von einem „Biliom“, einer lokalen Ansammlung
von Galle, oder einem Abszess erforderlich (Lokalbefund,
Schmerzen, u. U. CT mit Kontrastmittel).
2.2 Gallenwege
2.2.1 Aufstau der Gallenwege
Eine Verlegung der Gallenwege wird meist durch Steine,
stenosierende Tumoren oder Strikturen verursacht. Oft
gelingt es nicht, die eigentliche Ursache mit dem Ultraschall
darzustellen; Labor, CT oder endoskopische retrograde
Choledochographie (ERC) führen weiter. Nicht selten
geben Anamnese und körperlicher Befund wertvolle Hinweise für die Unterscheidung gutartiger von bösartigen Verlegungen der Gallenwege: Fragen Sie besonders nach
Schmerzen, Schmerzcharakter, Fieber sowie einem vorausgegangenen Ikterus (Differenzialdiagnose s. Tab. C-2.2). Aufgabe der Sonographie ist es vor allem, den Aufstau selbst
nachzuweisen und die Höhe des Abflusshindernisses abzuschätzen (Tab. C-2.3, S. 270).
Sind die ableitenden Gallenwege verlegt, führt dies zu einer
Aufweitung der proximal des Hindernisses gelegenen Gallengänge meist einschließlich der intrahepatischen Gallengänge.
Liegt die Stenose distal der Einmündung des Ductus cysticus
ist, sofern die Obstruktion chronisch ist, zusätzlich die Gallenblase erweitert. Bei einer weiter proximal gelegenen Verlegung ist sie normal oder klein, ebenso bei akuter (steinbedingter) Verlegung distal der Einmündung – hier ist die
Gallenblase reflektorisch kontrahiert.
Einen Sonderfall stellt die Verlegung der Hepatikusgabel
dar: Hier sind die intrahepatischen Gallenwege erweitert,
die extrahepatischen Gallengänge nicht. Bei einer Obstruk-
C-2.2
Differenzialdiagnose des Ikterus
Ursache
Kennzeichen
Hämolyse
Erhöhung des indirekten Bilirubins im
Serum, evtl. Anämie, Splenomegalie
Hepatitis
massive Transaminasenerhöhung,
Erhöhung des direkten Bilirubins im
Serum
Leberversagen,
Leberzirrhose
bekannte Grundkrankheit, Hypoalbuminämie, pathologischer Quick-Test,
bei Leberzirrhose periphere Stigmata
(z. B. Spider-Nävi, Palmarerythem) und
sonographische Zeichen der Zirrhose
Choledocholithiasis Erhöhung des direkten Bilirubins, der
Gamma-GT und AP im Serum, sonographischer Nachweis von Gallensteinen, evtl. Steinnachweis im Ductus
choledochus, begleitende Pankreatitis,
Anamnese von Gallenkoliken
Tumoren der
ableitenden
Gallenwege oder
des Pankreas
schmerzloser Ikterus, Erhöhung des
direkten Bilirubins, der Gamma-GT
und AP im Serum, Tumornachweis mit
Sonographie, ERC oder CT
tion nur des rechten oder linken Hepatikusastes sind nur
die Gallengänge des jeweils dazugehörigen Leberlappens
erweitert. Als Ursache einer Verlegung der Hepatikusgabel
kommen neben dem Klatskin-Tumor, der vom Gallengang
ausgeht (s. S. 272), zentrale hepatozelluläre Karzinome
oder Metastasen in Frage, ferner (selten) intrahepatische
Konkremente oder entzündliche Strikturen (z. B. primär
sklerosierende oder ischämische Cholangitis).
n Merke: Zur Diagnose eines Aufstaus der Gallenwege gehört eine Erhöhung der Cholestase-Parameter
im Serum (direktes Bilirubin, alkalische Phosphatase,
Gamma-GT).
Eine Weite des Ductus hepatocholedochus von mehr als
8–9 mm (10–12 mm nach Cholezystektomie) ist zunächst
pathologisch (Abb. C-2.8, S. 270), kommt jedoch beim
Gesunden vor („ausgelatschter Gallengang“). Ist der Gang
erweitert, verfolgen Sie ihn so weit wie möglich nach kaudal. Der direkte Stein- oder Tumornachweis gelingt u. U.
nicht, aber Sie können die Lokalisation der Stenose eingrenzen. Ist dies wegen Luftüberlagerung nicht möglich (Duodenum), ist eine CT indiziert.
n Praktischer Tipp: Der distale Ductus choledochus
verläuft durch den rechten dorsalen Anteil des Pankreaskopfes und kann dort von ventral her dargestellt
werden. Auch eine erweiterte Gallenblase kann man
als Schallfenster nutzen. Wenn Sie den Patienten auf
die linke Seite umlagern, legt sich die Gallenblase
manchmal genau vor den Ductus choledochus und
den Pankreaskopf und ermöglicht so einen guten
Zugang.
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die Gallenblase selbst oft kaum noch erkennbar: Sie ist mit
der Leber zu einer zusammenhängenden Masse verbacken.
270
C 2 Gallenblase und Gallenwege
Eine starke Dilatation der intrahepatischen Gallengänge ist
häufig prima vista zu diagnostizieren: Neben den Pfortaderästen findet sich noch ein weiterer Gang mit einem Durchmesser von mehreren Millimetern (Abb. C-2.9). Wie Zysten
verursachen dilatierte Gänge eine dorsale Schallverstärkung
und ein laterales Schattenzeichen, wenn sie quer geschnitten werden.
Sonographische Lokalisation eines Gallenwegsverschlusses
sonographisches Zeichen
Lokalisation des
Hindernisses
intrahepatische Gallengänge erweitert, Vereinigung von rechtem und
linkem Hepatikusast
(Ductus hepaticus dexter
bzw. sinister) nicht darstellbar (Non-union-Sign)
Hepatikusgabel
(Klatskin-)Tumor
Steine in der Hepatikusgabel sind selten
Gallenwegsdilatation nur
in einem Leberlappen oder
-segment
linker oder rechter
Hepatikusast,
Segmentast
Tumor
Strikturen kommen bei Lebertransplantierten
vor oder bei primär sklerosierender Cholangitis
(z. B. bei Patienten mit Colitis ulcerosa)
intrahepatische Gallengänge und Ductus hepaticus dilatiert, Gallenblase
und Ductus choledochus
nicht dilatiert
kranial der oder auf Höhe
der Einmündung des
Ductus cysticus
Tumor
schmerzloser Ikterus
Stein (evtl.
Mirizzi-Syndrom)
Schmerzen, Koliken. Evtl. Gallensteine nachweisbar, evtl. direkter Nachweis eines Steines im
Infundibulum der Gallenblase
intrahepatische Gallengänge, Ductus hepaticus
und Ductus choledochus
dilatiert
Ductus choledochus,
Papilla Vateri
Tumor (Ductus
choledochus,
Pankreas, Papille)
schmerzloser Ikterus, vergrößerte Gallenblase.
Sonographischer Nachweis eines Tumors oder von
Lymphknotenmetastasen
Steine
Koliken, Fieber, keine vergrößerte Gallenblase.
Sonographischer Steinnachweis im Ductus choledochus, anamnestisch bereits früher ähnliche
Ereignisse
Papillenstriktur
früher ähnliche Ereignisse (Ikterus, Koliken, Fieber),
Gallensteine bekannt, vorausgegangene endoskopische Eingriffe (z. B. Steinextraktion per ERC)
C-2.8
wahrscheinliche
Ursache
Schrägschnitt am rechten Rippenbogen
(Nabel-Schulter-Linie) – „Doppelflinte“
Der gestaute Ductus hepaticus communis und die Pfortader sind gleich weit. Die Ursache war hier eine chronische
Kopfpankreatitis; dorsal der Pfortader ist noch ein
Anschnitt einer Pseudozyste erkennbar.
C-2.9
Entscheidungshilfen und Differenzialdiagnosen
Querschnitt im Epigastrium
Intrahepatischer Aufstau. Pfortaderast und Gallengang sind
gleich weit.
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C-2.3
n Merke: Dorsale Schallverstärkung und laterales
Schattenzeichen verursachen bei ausgeprägter Gallenwegsdilatation ein starkes „Schlagschattenmuster“, das für eine Beurteilung des Leberparenchyms
außerordentlich störend ist. Lebertumoren oder
Lebermetastasen werden dann leicht übersehen.
C 2.2 Gallenwege
n Merke: Zeichen der chronischen, steinbedingten
Cholangitis ist die Charcot-Trias: rezidivierender Ikterus mit Schmerzen und Fieber.
Größe der Gallenblase: Eine massiv vergrößerte, evtl. palpierbare Gallenblase (Courvoisier-Zeichen) entsteht durch
eine langsam zunehmende Behinderung des Gallenabflusses und spricht – besonders, wenn keine Schmerzen
bestehen – für einen Tumor des Ductus choledochus, der
Papilla Vateri oder des Pankreaskopfes. Beim akuten Aufstau der Gallenwege durch einen eingeklemmten Stein ist
die Gallenblase eher normal groß. Liegt das Abflusshindernis proximal der Einmündung des Ductus cysticus, ist
die Gallenblase nie vergrößert.
n Merke: Bei Verdacht auf eine mechanische Verlegung der Gallenwege ist neben der Sonographie
eine CT obligat.
Die CT oder MRT ist bei der Abklärung der mechanischen Gallenwegsobstruktion ein wichtiges Hilfsmittel. Ein klarer Vorteil der MRT ist dabei nicht erwiesen. Die endoskopische,
retrograde Choledocho- (Pankreatiko-) graphie (ERC[P])
bietet eine ausgezeichnete Darstellung der Gallenwege.
Seit dem verbreiteten Einsatz von CT oder MRT, mit denen
ggf. ein Tumor direkt nachweisbar ist, gilt sie nicht mehr
uneingeschränkt als Methode der vordersten Linie. Dennoch
behält sie bei mehrdeutigen CT- oder MRT-Befunden, bei der
Diagnostik der Cholangitis und der Choledocholithiasis
sowie als interventionelles Verfahren (Platzierung eines
Gallengangstents, Papillenschlitzung, Steinextraktion) einen
festen Stellenwert. Die reaktive Schwellung des Gewebes
nach Interventionen erschwert die Diagnostik mittels CT,
daher sollte, wenn möglich, erst die CT, dann die ERCP durchgeführt werden. Die Darstellung der Gallengänge und des
Ductus pancreaticus mittels MRT (MRCP) statt ERCP ist für
den Patienten wesentlich weniger belastend, aber hinsichtlich der Bildqualität klar unterlegen. Ihr Einsatz hängt
vielfach von örtlichen Gepflogenheiten ab.
2.2.2 Choledocholithiasis und
intrahepatische Konkremente
Steine im Ductus choledochus gelangen meist aus der Gallenblase dorthin; seltener sind sie intrahepatisch entstanden. Da sie zum Verschlussikterus (s. o.) und zur Cholangitis
führen können, sind sie im Rahmen einer Cholezystektomie
zu entfernen. Klassisches Verfahren zum Nachweis ist die
intraoperative Kontrastmitteluntersuchung und Austastung
des Ductus choledochus mit Revision desselben bei Nachweis von Steinen. Bei präoperativem Nachweis von Steinen
im Ductus choledochus erübrigt sich ggf. die Röntgenuntersuchung. Aber auch bei fehlendem Steinnachweis muss bei
Patienten mit Gallenkoliken, Cholangitis, einem Ikterus
oder einer Pankreatitis in der Anamnese, mit dilatierten
intra- oder extrahepatischen Gallengängen oder mit sehr
kleinen Gallenblasensteinen (die leicht einmal auch ohne
Kolik passieren können) von einem erhöhten Risiko einer
Choledocholithiasis ausgegangen werden. Die Anforderungen an die Sonographie, ggf. Steine nachzuweisen, sind
hoch, da die meisten Cholezystektomien auf laparoskopischem Wege erfolgen und eine Choledochusdarstellung
und -revision hier nicht möglich sind.
Für die Darstellung des Ductus hepatocholedochus in seinem gesamten Verlauf von der Leberpforte abwärts empfiehlt es sich, den Patienten auf die linke Seite zu lagern
und den Schallkopf in der rechten Medioklavikularlinie
längs aufzusetzen. Bei dieser Lagerung verläuft der Gallengang oft annähernd senkrecht und gerade. Sein intrapankreatischer Verlauf kann zusätzlich von ventral her aufgesucht werden. Steine im Ductus choledochus zeigen sich
als helle Reflexe im Lumen des Gallenganges mit Schallschatten (Abb. C-2.10, S. 272).
Eine Sonderform der Choledochlithiasis ist das Mirizzi-Syndrom. Hierbei handelt es sich um einen im Ductus cysticus
eingeklemmten Gallenblasenstein (Koliken!) mit entzündlicher Schwellung an der Einmündung und folgendem Aufstau der Galle vom Ductus hepaticus communis aufwärts.
Sonographisch ist der Ductus hepaticus communis samt
der intrahepatischen Gallengänge erweitert, der distale
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Um eine geringgradige Dilatation der intrahepatischen Gallenwege zu erkennen, müssen die Pfortaderäste in der Leber
gezielt aufgesucht werden. Normalerweise ist hier neben
dem Pfortaderast nur die begleitende Arterie erkennbar,
der Gallengang allenfalls andeutungsweise. Eine Erweiterung des Gallengangs auf 2 mm oder mehr kann bereits
pathologisch sein.
Die wichtigste Frage bei einem Aufstau der Gallenwege mit
Verschlussikterus ist, ob dieser durch einen Tumor oder
durch ein eingeklemmtes Konkrement verursacht ist. Folgende Merkmale sind zur Unterscheidung hilfreich:
Direkter Stein- oder Tumornachweis: Gelingt es, ein Gallenwegskonkrement oder einen Tumor im Bereich der
Gallenwege direkt darzustellen, ist die Frage beantwortet.
Dies ist aber nicht immer möglich.
Schmerzen: Ein tumorbedingter Verschlussikterus ist in
aller Regel schmerzlos. Der Patient bemerkt den Sklerenikterus morgens im Spiegel oder wird von seinen
Angehörigen darauf angesprochen. Patienten mit einem
eingeklemmten Choledochuskonkrement haben oft kolikartige oder anhaltende Schmerzen im rechten Oberbauch.
Eine Kolik kann auch vor Auftreten des Ikterus stattgefunden haben, bedingt durch die Passage eines Gallenblasensteins, der dann im Gallengang steckengeblieben ist und
den Ikterus verusacht hat. Eine Pankreatitis mit entsprechender Symptomatik und typischen Laborbefunden
kann durch einen präpapillären Stein bedingt, kann aber
auch infolge der Schwellung des Gewebes die eigentliche
Ursache der Choledochusobstruktion sein – oder eine
Begleiterscheinung eines Pankreastumors. Die Bestimmung der Pankreasenzyme ist also nicht immer hilfreich.
Fieber: Bei längerer oder chronisch rezidivierender Steineinklemmung kann es zur Cholangitis mit Fieber kommen. Bei einem Tumor ist die Körpertemperatur typischerweise normal.
271
272
C-2.10
C 2 Gallenblase und Gallenwege
Pfortader-paralleler Schnitt am rechten Rippenbogen. Konkremente im rechten Hepatikusast
Die ischämische Cholangitis ist ein Krankheitsbild, das vor allem
bei Lebertransplantierten zu erheblichen Problemen führen
kann. Die Blutversorgung der Gallengänge erfolgt ausschließlich
arteriell. Bei einer Stenose oder einem Verschluss der Anastomose
von Spender- und Empfängerarterie bilden sich an den intrahepatischen Gallengängen Veränderungen aus, die denen der PSC ähnlich sehen. Nicht selten sind die Gallengänge infolge des gestörten
Abflusses mit eingedickter Galle oder Konkrementen gefüllt.
Manchmal lassen sich die Stenosen endoskopisch oder interventionell dilatieren bzw. drainieren. Nicht selten ist eine operative
Revision oder gar eine Retransplantation erforderlich.
Ventral der Pfortader erkennt man die hellen Reflexe, teils
mit Schallschatten. Der Gang ist vollständig ausgefüllt,
sodass ein Lumen nicht mehr erkennbar ist.
Ductus choledochus ist wie die Gallenblase nicht erweitert.
Nicht immer gelingt der Nachweis eines Konkrements in der
Nähe des Ductus hepaticus communis.
Intrahepatische Gallenwegskonkremente sind selten und
meist Folge eines gestörten Gallenabflusses, z. B. auf dem
Boden einer primär sklerosierenden Cholangitis (sporadisch
oder als Begleiterkrankung einer Colitis ulcerosa) oder einer
ischämischen Cholangitis bei Lebertransplantierten (vgl.
Exkurs Cholangitis). Es finden sich helle Reflexe mit Schallschatten in den intrahepatischen Gallengängen. Wenn
diese nicht dilatiert sind (selten!), ist die intraluminale
Lage der Konkremente nicht zu belegen, wohl aber ihre
Nachbarschaft zu den Pfortaderästen. Die Unterscheidung
von einer Aerobilie (s. S. 273) kann allerdings schwierig sein.
n Exkurs Cholangitis
Die häufigste Form ist die bakterielle aszendierende Cholangitis,
die im Verlauf einer Sepsis, häufiger aber bei Cholestase – bei
Cholangiolithiasis oder nach operativen Eingriffen an den Gallengängen (z. B. biliodigestive Anastomosen) – durch Keimaszension
aus dem Darm entstehen kann. Sie kann akut mit Schmerzen,
Ikterus und septischem Krankheitsbild oder chronisch – CharcotTrias: intermittierende Schmerzen, Ikterus und Fieber – verlaufen.
Die Therapie erfolgt mit Antibiotika, evtl. mit chirurgischer oder
interventioneller Drainage.
Die primäre biliäre Zirrhose (PBC) und die primär sklerosierende
Cholangitis (PSC) sind abakterielle, chronische Entzündungen
der Gallengänge bislang unklarer Ätiologie. Für die PSC wird
eine Häufung bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen
berichtet (bis zu 80 % der Patienten mit PSC haben eine Colitis
ulcerosa), doch liegt bei diesen Patienten meistens eher eine Pericholangitis, also eine Entzündung des Glisson-Bindegewebes, vor.
Bei der PSC zeigen die Gallengänge einen Wechsel von segmentalen Strikturen und Erweiterungen, die sich wiederholt durch den
Endoskopiker mittels einer Gallengangssonde dilatieren lassen.
Langfristig mündet diese Erkrankung wie die PBC im Leberversagen. Diese Patienten sind Transplantationskandidaten. Bei der
PSC wird über eine erhöhte Inzidenz von Cholangiokarzinomen
berichtet (kumulativ bis zu 8 %).
Gallenwegstumoren sind meistens bösartig und infiltrieren
früh in die Umgebung oder wachsen intrakanalikulär in
den Gallengängen vor. Benigne Gallengangspolypen (s. Abb.
C-2.6b,c, S. 268) (meist Papillome) sind vergleichsweise selten. Beim Auftreten des ersten Symptoms, meist eines
schmerzlosen Ikterus, ist eine Heilung in der Regel nicht
mehr möglich, weil der Tumor selbst nicht mehr reseziert
werden kann oder bereits Metastasen nachweisbar sind.
Ein direkter sonographischer Nachweis auch größerer
Tumoren dieser Region ist oft schwierig oder gelingt überhaupt nicht, weil diese sich kaum von der umgebenden
Leber abheben (Abb. C-2.11). Oft beschreibt der Untersucher
die Leberpfortenregion lediglich als „unübersichtlich“. Um
so wichtiger ist es, zu erkennen, auf welcher Höhe die
Obstruktion liegt.
Cholangiokarzinome in der Hepatikusgabel (Klatskin-Tumoren) verursachen einen intrahepatischen Aufstau. Pathognomonisch ist, dass die erweiterten rechten und linken Gallengänge gut darstellbar sind, ihre Vereinigungsstelle aber
nicht (Non-union-Sign, s. Abb. C-2.12b). Wird nur ein Hepatikusast verlegt, sieht man einen Aufstau in nur einem
Leberlappen.
n Merke: Ein Aufstau der Gallenwege nur eines
Leberlappens oder ein bilateraler Aufstau mit Nonunion-Sign ist meist durch einen zentral gelegenen
Tumor verursacht, auch wenn der direkte Tumornachweis nicht gelingt.
Bei einem Tumor unterhalb der Hepatikusgabel ist die Vereinigung der erweiterten Hepatikusäste darstellbar (Abb.
C-2.12a), die distalen Teile des Ductus choledochus sind
unauffällig. Liegt der Tumor distal der Einmündung des
Ductus cysticus, ist zusätzlich die Gallenblase vergrößert,
wie beim Pankreaskopf-Karzinom. Kann man den dilatierten
Ductus choledochus weit nach kaudal verfolgen, muss die
Obstruktion auf Höhe des Pankreas oder der Papille liegen.
Eine Verlegung der Gallenwege durch vergrößerte periportale Lymphknoten ist eine Komplikation bei Tumoren des
Gastrointestinaltrakts oder bei malignen Lymphomen. Im
Unterschied zu den primären Gallenwegstumoren sind
diese Lymphknoten mit dem Ultraschall ohne besondere
Schwierigkeiten darstellbar, als Pakete von gut voneinander
abgrenzbaren, rundlichen oder ovalen Raumforderungen.
Besonders bei malignen Lymphomen sind diese Tumoren
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2.2.3 Tumoren der Gallenwege
C 2.2 Gallenwege
C-2.11
273
Hochsitzende Gallengangskarzinome
C-2.12
Unterscheidung zwischen Obstruktion in oder unterhalb der Hepatikusgabel
a Schrägschnitt am rechten Rippenbogen. Gallengangsverlegung unterhalb der Hepatikusgabel durch ein Pankreaskarzinom: Linker und rechter Gallengang (Hepatikusast)
sind erweitert, die Aufgabelung ist darstellbar.
b Querschnitt im rechten Oberbauch. Gallengangsverlegung in
Höhe der Hepatikusgabel durch einen Klatskin-Tumor (Pfeile).
Der infiltrierend wachsende Tumor hebt sich von der Leber kaum
ab; seine Ausdehnung ist nur anhand der abbrechenden Gallengänge zu erahnen. Die Vereinigung des linken Hepastikusasts
mit dem rechten Ast ist nicht darstellbar (Non-union-Sign).
c Die CT nach i. v. Kontrastmittelinfusion zeigt in analoger Weise
die Dilatation der beiden Gallengänge (Hepatikusäste) und die
fehlende Vereinigung von rechtem und linkem Hepatikusast in
Höhe des kaum abgrenzbaren Tumors (Pfeile).
sehr echoarm und heben sich damit gut von ihrer Umgebung ab (Abb. C-2.13).
2.2.4 Aerobilie
Die Papilla Vateri hat eine Ventilfunktion, die das Eindringen von Duodenalinhalt in Gallen- und Pankreasgang verhindert. Eine Störung dieser Ventilfunktion mit Eindringen
von Luft in die Gallenwege (Aerobilie) kann durch narbige
Verziehung auftreten, z. B. nach Abgang eines großen Konkrements, oder iatrogen durch Papillenschlitzung oder
instrumentelle Steinextraktion. Auch nach operativ angelegter biliodigestiver Anastomose (z. B. Choledochojejunostomie) kann Luft – seltener flüssiger oder fester Darminhalt
– in die Gallengänge eindringen. Luft in den Gallenwegen
ist für den Patienten in aller Regel harmlos. Darminhalt in
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a Karzinom in der Hepatikusgabel. Man erkennt die dilatierten Gallengänge, die an dem stiftförmig im Gallengang wachsenden
Tumor (Pfeil) abbrechen,
b Karzinom des Ductus hepaticus communis bei einem 45-jährigen Mann, der aus voller Gesundheit heraus morgens im Spiegel
einen Sklerenikterus bemerkte. Der Tumor (Pfeile) ist unscharf begrenzt und nur mit einiger Mühe abzugrenzen.
274
Längsschnitt rechts paramedian
Lymphknotenmetastase eines Magenkarzinoms in der
Leberpforte.
den Gallenwegen führt in seltenen Fälle zu einer aszendierenden Cholangitis. Diese Patienten sind oft schwer krank
und bei chronischem Verlauf kachektisch.
Sonographisch erkennt man, wie bei intrahepatischen Konkrementen, helle, echostarke Reflexe in Nachbarschaft der
Pfortaderäste (Abb. C-2.14). Wenn man aber durch Drehen
des Schallkopfes die Pfortaderäste und Gallengänge im Ver-
C-2.14
lauf einstellt, sieht man oft, dass die Luftbläschen im Gegensatz zu Konkrementen fein säuberlich wie Perlen auf der
Schnur aufgereiht sind oder zu einer durchgehenden, hellen
Linie konfluieren. Oft liegen diese Luftansammlungen in den
oberen Gallengängen, beim liegenden Patienten also bauchdeckennah. Sehr charakteristisch für Lufteinschlüsse ist
auch der Kometenschweif (s. S. 38).
n Merke:
Eine Aerobilie kann – selten – durch gasbildende
Erreger im Rahmen einer Cholangitis hervorgerufen
werden (Fieber? Schmerzen? Ikterus?).
Luftbläschen in den Gallenwegen müssen abgegrenzt werden von Luftbläschen in den Pfortaderästen bei einer septischen Pfortaderthrombose (z. B.
nach perforierter Appendizitis).
Von der Aerobilie ist die so genannte Cholesteatose der Gallengänge zu unterscheiden, eine harmlose Einlagerung von
Cholesterinkristallen in den peripheren Gallengängen. Wie
Luftbläschen verursachen auch sie helle Reflexe, Schallschatten und – da sie ebenfalls zu Schwingungen angeregt werden – in Einzelfällen Kometenschweifartefakte. Im
Unterschied zu Luft konfluieren die Reflexe nicht und sind
nicht schwerkraftabhängig. Zur Unterscheidung eignet sich
im Zweifelsfall die CT in Nativtechnik.
Aerobilie
a Minimale Aerobilie unbekannter Ursache bei einem asymptomatischen Patienten. Man erkennt vereinzelte, punktförmige, helle Reflexe in Nachbarschaft der Pfortaderäste,
die bei Umlagerung des Patienten wandern. Der Kometenschweif (der „helle Schallschatten“) weist darauf hin, dass es
sich tatsächlich um Luft handelt und nicht um Konkremente.
b Ausgeprägte Aerobilie nach Whipple-Operation. Die größeren Gallengänge des linken Leberlappens sind fast vollständig mit Luft ausgefüllt; das Gallengangssystem ist hell und
wirkt wie die Äste eines Baumes.
c Zentrale Aerobilie nach Whipple-Operation. Der Ductus
hepaticus communis ist luftgefüllt.
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C-2.13
C 2 Gallenblase und Gallenwege
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