.-..-er BETREUTES WOHNEN Setbstbestimmt teben dank ((intettigentem Umgebungs-Netzwerk>> ln Duisburg sind in 2007 innovative Wohngemeinschaften für Menschen mit demenzieller Beeinträchtigung bezogen worden. Sie werden mit einem <<inte1tigenten Umgebungsnetzwerk> [lUN) derAmbient Assisted Living GmbH ausgestaltet. Die ModeLt- Einrichtung der Tochtergesettschaft ALpha des Soziatwerks St. Georg mit Sitz in Getsenkirchen und weitere Einrichtungen des soziaten DienstLeistungsunternehmens wie das Katharinenstift im westfäLischen Ascheberg haben eine etektrotechnische lnfrastruktur in das Gesamtbetreuungskonzept aufgenommen. Komponenten für ein selbstbestimmtes Leben trotz Demenz: kompetente Betreuung, persönliche Einrichtungsgegenstände und ,,intelligentes Umgebungsnetz- werk". I II _g E 42 electronicHOME nagel- Zwar gibt es in Städten wie Münster und Berlin bereits ähnliche Wohn- neue Briefkästen. Hier leben seit Mitte zooT demenziell beeinträchtigte gemeinschaften; das Besondere an den Duisburger WG's ist aber, dass mensch- Menschen in zwei Wohngemeinschaften in einem nach neuesten fachlichen liche Betreuung und technische Umge- GesichtspunKen gestalteten Gebäude in einer Einrichtung, die einen ambulanten Gesamtcharakter hat: eine Lösung "zwischen ambulant und stationär>, die in einer besonderen Form die Vorteile beider Richtungen in sich vereint. - a m Flur des kernsanierten Hauses in orisUrtg hängen vierzehn einem Zusammenschluss von grossen christlichen Sozialunternehmen, die <ambient assisted living GmbH> ge- gründet (siehe Kasten). Geschäftsfüh- gische Hilfen sind ein kleiner, aber rer Wolfgang Meyer ist sich sicher: <An diesem Ort der Gemeinschaft für die Betreuten und ihre Angehörigen wird ein neuer Standard für senioren- und wichtiger Teil des Betreuungskonzepts der allgemeinen und psychiatrischen demenzgerechtes Woh nen geschaffen. Das assistive Ambiente die Umge- Hauskrankenpflege GmbH (Alpha). Das Sozialwerk 5t. Georg hat hierfür bungsunterstützung - erhöht die Lebensqualität und fördert die Selbstän- bungsunterstützung erstmals Hand in Hand gehen; flankierende technolo- mit Partnern des "Brüsseler Kreises,, - digkeit.r Eines sei aber wichtig: <Die Jahrbuch 2008 Duisburg, Ruhrgebiet: Hier sind die Würde der Betreuten muss uneingeschränK beachtet und unterstützt frisch bezogenen Atpha-DemenzWohngemeinschalten des Sozialwerks St. Georg untergebracht. werden. Es kann und wird niemals darum gehen, menschliche Zuwendung durch Technik zu ersetzenD,sagt Meyer. Und grundsätzlich gilt: Der Daten- schutz bleibt bei allen Massnahmen gewahrt; die Betroffenen haben stets ein Wahlrecht, ihre Wünsche in Bezug auf den Einsatztechnischer Hilfen werden berücksichtigt. Unterstützende Detaits in grosser Zaht Konkret ist in den Wohngemeinschaften Vieles bereits vorhanden, geplant oder denkbar in Sachen "Ambient Assisted Living": Beispielsweise ist eine automatische Herdabschaltung installiert. Das automatische Einschalten der Raumbeleuchtung im Wohnraum und Bad beim morgendlichen oder nächtlichen Aufstehen erleichtert die Orien- tierung und vermindert die Sturzgefahr deutlich. Und auch an eine optimale Farbgestaltung der Räume haben die Planer in diesem Zusammenhang gedacht: "Das besondere Grün der De- cke gibt den Bewohnern Sicherheit und Orientierung>, sagt AlPha-Ge- schäftsführerin Bettina Knop. Eine öffentlich zugängliche Musterwohnung im Erdgeschoss soll die (assistiven UmgebungskonzePter erlebbar machen. Hier ist weitere zukunftsweisendeTechnik enthalten: zum Beispiel eine automatische Raumtemperaturüberwachung, die unbeabsichtigtes Verändern der Einstellungen verhindert. ln Kombination mit der Steuerung von Fenstern kann das speziell im Winter gesundheitliche Gefahren für Bewohner verringern. inHaus angebunden. Input aus dem Wohntabor Das lMS Fraunhofer lnstitut in Duisburg als Forschungspartner begleitet das Wohnprojekt wissenschaft lich, um die bedarfsgerechte Gestaltu ng weiter zu entwickeln. Anwendungspartner ist die inHaus GmbH in Duisburg, eine Ausgründung des (inHaus-lnnovationszentrums" der Fraunhofer-Gesellschaft: lm <inHaus 2D werden nach Fertigstellung im Sommer zoo8 unter anderem auf rund 75o m'z Laborfläche innovative und integrierte Lösungen für Nutzimmobilien im Der Bedarf nach neuen Modellen und zukünftigen Herausforderungen Neu- und UmbauPhase 2006 eine elektrotechnische lnfrastruKur in das GesanrtbetreuungskonzePt aufgenommen. Meyer: <wir haben hier zusammen mit Partnern die Grundlagen der Betreuung und alternativen Wohnformen ist gross: Allein in Deutschland sind nach Schätzungen der Deutschen der technischen Assistenz gelegt im Sinne einer BasisinfrastruKur" - für die Bereiche Meditechnik (medizini- Alzheimer-Gesellschaft etwa r,5 Mi llionen Menschen von einer demenziellen Beeinträchtigu ng betroffen. Diese Zahl sche Unterstützung), Dokumentation, Orientierungshilfen und Facility Management. wird in den nächsten Jahren noch erheblich wachsen. Deshalb plant Alpha in Kooperation mit andern Partnern auch bereits ein weiteres ModellprojeK mit Quartiersversorgung für hilfebedürftige Menschen. Gesundheitsbe- reich entwickelt, erprobt und demonstriert. Einen zentralen Kern dieser Aktivitäten bildet das ProjeK "Senior Life & Carer, das sich speziell den aktuellen Jahrbuch 2008 in Betreuung und Pflege stellt. Das Alpha-ProjeK ist im Rahmen der Anwenderpartnerschaft als nSatellitr an das Assistenz-Grundtagen Auch in der gerontopsychiatrischen stationären Einrichtung Katharinenstift des Sozialwerks 5t. Georg in Ascheberg wurde im Rahmen einer Meditechnik Die Unterstützung durch Meditechnik - etwa, indem biometrische Daten er- - ermöglicht eine nichtinvasive Datenerfussung. Hierzu gehört die Erhebung der Atem- und Pulsfrequenz durch eine Sensorik in einem Sitzkissen, Stuhl oder einer Bettmatrat- fasst werden ze. Darüber hinaus könnte diese Senso- rik in einer Matratze durch eine punKgenaue Belastungsberechnung an ge- electronicHoME 43 @ BETREUTESWOHNEN Y Dank technischer Hitfen mehr Zeit für das Wesentliche: die menschtiche Zuwendung. Technik erteichtert fährdeten Körperstellen auch als Pro- Pftegedokumentation: Ein Touchscreen-Terminat im Katharinenstift in Ascheberg. phylaxe gegen das <Wundliegen> ein- gesetzt werden. Die Vorteile Die Sicherheit wird durch das Alarmmeldesystem bei Abweichung vom Toleranz- bereich erhöht. Zudem sind keine nächtlichen Störungen zur Vitalwertkontrolle notwendig. Und die Schnittstelle zur medizinischen Versorgung wird erleichtert, zum Beispiel durch die Datenübertragung zum behandelnden Arzt. Generell bringt diese Technik eine deutliche Arbeitserleichterung für das Bezugs- und fflegepersonal. Dokumentation Die EDV-gestützte Dokumentation er- möglicht eine lückenlose Erfassung von Daten, die für haftungsrechtliche wie für pflege- und betreuungsrelevante Anliegen wichtig sind. Hinzu kommt die Zeiteinsparung, die in ei- - insbesondere im Nachtdienst - enorm ab. Entscheidend ist ein grösstmögliches Erfassen und Abgreifen von lnformationen, die im zentralen Server verarbeitet werden können. nem errechneten Fall bis zu 20 Prozent me, Hundebellen, Musik oder haustypische Ceräusche; Optische Orientierungshilfen: beispielsweise einzelne Lampen, Lichterketten, Fernsehgerät Bilder, klassische Verkehrs- und Gefahrenschilder, Am- pro Mitarbeiter ausmachte - Zeit, die den Bewohnern durch mehr persönliche Betreuung zugute kommt. Ein wichtiger Aspekt: Die fflichtdokumen- Orientierungshilfen pelsysteme; Auch im Katharinenstift erhöhen technische Orientierungshilfen das Sicher- eine dichte Hecke, grosse Bepflanzung, tation erfolgt dezentral vor Ort: reichs in drei Bereichen: Sie wird an Touchscreens abgezeichnet (,,One-Touch-Documentation>), die a uf heitsgefühl innerhalb des WohnbeAkustische Orie ntieru ngsh i lfe n: zum Beispiel einfrche Töne, vertraute Stim- Natürliche Barrieren: zum Beispiel Wegeführungen, die nicht zum Ausgang führen oder eine Wasserschranke. einen zentralen Server zugreifen. Dadurch sind die Mitarbeitenden wesentlich näher an den Bewohnern, weil sie das Dienstzimmer nicht mehr so oft außuchen müssen. Hier laufen ausserdem alle wichtigen lnformationen wie Notrufe, Brandala rm, Aufzugalarm und andere tageszeitlich individuelle lnformationen auf, verbunden mit einem leisen akustischen Signal. Durch diese Assistenz nimmt die psychische und physische Belastu ng für Mitarbeitende 44 etectronicHOME r.:"1, .{..#tJ,i,yÄ _ -, _ " i Afil ÜlflRT , äS$lFted -: i liVinC" {,,,--****" ; Die ambient assisted tiving GmbH fördert die Umsetzung und den Einsatz von innovativen technischen Hitfsmittetn, um den persönlichen Freiheitsraum und die Autonomie von Menschen mit Assistenzbedarf aufgrund von Behinderungen, Erkrankungen, soziaten Schwierigkeiten und pflegebedürftigkeit zu vergrössern. Sie versteht sich ats <Think Tank', a[s tdeenschmiede f ür ein unabhängiges Leben in <,assistierenden>Umgebungen.Mehrzurlnstitutionund ih rer Trägerschaft u nte r www.a m bient-assisted- living.org Jahrbuch 2008 aä: Facitity Management Auch die technische Unterstützung Sicherheit per Fingerscan: eine mögliche Anwendung auch im Bereich ,,Senior Life & Care" durch das Facility Management überzeugt, So kann die Raumtemperatur individuell für die Bewohner angepasst werden. Temperaturthermostate ver- meiden Verbrennungen und Verbrühungen. Ein angenehmer NebeneffeK: Die Energiekosten werden so um 20 bis z5 Prozent gesenkt. Ausserdem können ungewöhnliche Gegebenheiten oder Ereignisse wie Wasserlauf oder häufiges Fensteröffnen rechtzeitiS erkannt werden. Auch die Heizungssteuerung über Fensterkontakte ist möglich. lm April zooT konnten die Bewohner dann in ihr neues Zuhause einziehen und die innovativen Hilßangebote erstmals nutzen. Wolfgang Meyer be- tont: aWir gehen mit dem Konzept Ambient Assisted Living an die ethischen Konsequenzen des Einsatzes von ! ä Das Technologie heran, indem wir die im Raum stehenden Fragen aufjeden einzelnen Betreuten neu beziehen und dann personzentriert beantworten.> Er ist von den zukünftigen Möglichkeiten der Betreuung überzeugt: rDie Unterstützung wirK vom Prinzip her wie eine Art Gehhilfe - manchmal auch für das Bewusstsein.> I Katharinenstift im westfälischen Ascheberg Das SoziaLwerk St. Georg e. V. mit Sitz in Getsenkirchen ist ein innovatives soziates Dienstleistungsunternehmen, das in Nordrhein-Westfaten ein vieLfättiges Leistungsspektrum in den Bereichen Wohnen, Arbeit und Freizeit für Menschen mit ialWgfh S"U" Jahrbuch 2008 geistigen Behinderungen, psychischen Erkrankungen und sozia[en Schwierigkeiten bietet. Seit über 30 Jahren fühtt sich das Soziatwerk St. Georg dem ZieI verpflichtet, diese in ihre Lebensumgebung zu integrieren und den Menschen ein freies und se[bstbestimmtes Leben zu ermög[ichen. Durch verschiedene ambu[ante, teitstationäre und stationäre Angebote wurde ein Netzwerk geschaffen, das den Anforderungen gemeindenaher Versorgung gerecht wird. Derzeit betreuen 1 .940 Mitarbeitende rund 2.700 Menschen mit Behinderungen' Mehr dazu unter www.sozialwerk-st-georg'de electronicHOt4E 45