Importierte Exoten: „Aquarium-Libellen“ Malte Seehausen, Museum Wiesbaden, Naturhistorische Sammlungen Email: [email protected] Im Zuge der Arbeit mit versehentlich in Aquarien eingeschleppten Libellenlarven wurden dem Verfasser seit Sommer 2011 über 270 Larven und Imagines aus Deutschland gemeldet und viele zur Pflege und Bestimmung überlassen. Der Schlupf erfolgte ganzjährig, mit einer Häufung in den Monaten November bis April. Nachweise liegen aus folgenden Bundesländern vor: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein. Unter allen Larven und Imagines konnte erst zweimal eine einheimische Art, nämlich Ischnura elegans, nachgewiesen werden. Die übrigen Funde betreffen die exotischen Arten Ischnura senegalensis (Verbreitung: Asien, Afrika), Ischnura ramburii (Verbreitung: Nord- & Südamerika), Pseudagrion microcephalum (Verbreitung: Asien, Australien) und Crocothemis servilia (Verbreitung: Asien) – wobei I. senegalensis und C. servilia mit Abstand die häufigsten Importe sind: • Ischnura senegalensis: 86 Individuen/19 Fundorte • Ischnura ramburii: 1 Individuum/1 Fundort • Ischnura elegans: 6 Individuen/2 Fundorte • Pseudagrion microcephalum: 125 Individuen/6 Fundorte • Crocothemis servilia: 26 Individuen/14 Fundorte Eine Orthetrum sp. starb vor der Imaginal-Häutung und konnte leider nicht auf Artniveau bestimmt werden. Als mögliche Trägerpflanzen von Larven und Eiern wurden oft Javafarn (Microsorum pteropus), Wasserpest (Egeria sp.), Wasserfreund (Hygrophila sp.), Heusenkraut (Ludwigia sp.), Hornblatt (Ceratophyllum sp.) sowie Javamoos (Taxiphyllum barbieri) und Mooskugeln (Aegagropila sp.) angegeben. In zwei Fällen konnten die Trägerpflanzen wahrscheinlicher Eier oder sehr früher Larvenstadien eindeutig zugeordnet werden: Wasserähre (Aponogeton sp.) mit Ischnura senegalensis (25 Ind.) und Haarnixe (Cabomba sp.) mit Pseudagrion microcephalum (76 Ind.). Mein herzlichster Dank gilt allen Aquarianern, die dieses Projekt mit Larven und Imagines unterstützten und somit die Ergebnisse erst ermöglichten. Für eine Periode von knapp drei Jahren ist dadurch eine hohe Anzahl an Funden zusammengekommen – die Dunkelziffer liegt jedoch sicherlich noch weit höher. Ischnura senegalensis, Männchen Ischnura elegans, Männchen Pseudagrion microcephalum, Männchen (immat.) Ischnura senegalensis, Weibchen (andromorph) Ischnura ramburii, Weibchen (andromorph) Pseudagrion microcephalum, Weibchen Ischnura senegalensis, Weibchen Orthetrum sp. Crocothemis servilia, Weibchen Variabilität im Vorderflügel von Crocothemis servilia: Sowohl komplette Antenodale, als auch nicht durchgehend dreireihige Discoidalfelder ließen sich mehrfach feststellen (etwa 15 % der geschlüpften Tiere). Somit sind diese Merkmale zumindest nicht generell zur Gattungsbestimmung oder Trennung von der ähnlichen Rhodothemis rufa anwendbar.