AusblickaufdenblühendenGarten

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NZZ am Sonntag
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20. März 2011
Immobilien
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So wohnt es sich im Silo
Aus einem historischen Mühlengebäude in Baar (ZG) entstand eine moderne Minergie-Siedlung. Die
Wandlung des Getreidesilos in Wohnungen stellte eine Herausforderung dar. Von Raphael Hegglin
T
Sichtbeton – belassen und lediglich
zwingend nötige Fenster angebracht.
Um den Minergiestandard zu erreichen und gleichzeitig das Turmäussere
zu erhalten, musste der Siloturm von
innen gedämmt werden. Die Geschosse und Wohnungen stehen nun frei,
quasi als eigenständiges Gebäude, in
der Aussenhülle des ursprünglichen Siloturms. Das ans Silo angrenzende alte
Mühlegebäude haben die Architekten
ebenso erhalten und darin Büro- und
Atelierräume eingebaut. Zusätzlich haben sie den Gebäudekomplex um einen
Neubau erweitert.
Nun beherbergt der umgebaute Siloturm 23 Wohnungen, in der angrenzenden Mühle sind sieben Loftwohnungen
untergebracht. Zudem bieten der Siloturm und die alte Mühle insgesamt
2500 Quadratmeter Büro- und Atelierraum. Eine Wärmepumpe mit Grundwasser-Sonde liefert Heizwärme für
die gesamte Überbauung. Für Warmwasser sorgen zusätzlich Sonnenkollektoren auf dem Dach der Mühle.
urmartige Getreidesilos dominierten lange
das Ortsbild von Baar
(ZG). Über 800 Jahre
lang herrschte in der
ansässigen Obermühle Betrieb, mahlten
die Müller das Getreide der umliegenden Höfe. 2001 war Schluss damit. Die
Obermühle, ein Teil der Müllereibetriebe Meyerhans Hotz, wurde stillgelegt; der Betrieb an die Standorte
Malters und Weinfelden ausgelagert.
Der Siloturm blieb stehen – genauso
wie die historischen Mühlegebäude.
Etwas Neues sollte daraus entstehen,
ohne dass das Alte vollständig entfernt
wurde. Zu viel Geschichte konzentriert
sich an dem Ort am Mühlebach. Die
Obermühle musste also bestehen bleiben und gleichzeitig den heutigen Anforderungen entsprechenden Wohnund Arbeitsraum bieten. Die Anforderungen der Bauherrschaft waren klar:
Mit dem Minergiestandard musste die
neue Obermühle den heutigen Ansprüchen an Wohnqualität und Energieeffizienz gerecht werden. Die Innenräume
sollten offen sein und multifunktional;
sich über die Jahre den wechselnden
Ansprüchen ihrer Bewohnerinnen und
Bewohner anpassen können.
Inspirierender Lebensraum
Alt und Neu kombiniert
«Die grosse Herausforderung bestand
darin, die vertikalen Strukturen des Siloturms in horizontale Wohn- und Arbeitsräume umzugestalten», sagt Peter
Pfister von der NRS-Team, die das architektonische Projekt entworfen hat.
Denn das Innere des Siloturmes bestand aus 45 Silozellen – vertikalen
Schächten unterschiedlicher Grösse,
die sich über die gesamte Silohöhe von
36 Metern erstrecken. In ihnen wurde
früher das Getreide gelagert.
Die vertikalen Silozellen mussten
den horizontalen Geschossböden und
den Innenwänden Platz machen. Nicht
überall liessen die Architekten die alten Strukturen entfernen. Zwölf Silo-
150 Jahre alte Bauteile, kombiniert mit zeitgenössischer Architektur in der Obermühle Baar.
Wohnen in der Mühle
Standort: Obermühle Baar (ZG)
Bauzeit: 21⁄2 Jahre
Angebot: 30 31⁄2- bis 51⁄2-Zimmer-Wohnungen und 2500 m2 Gewerberäume
Baukosten: rund 25 Millionen Franken
Bauherrschaft: Hotz & Co. Obermühle
Architektur: Konzept: NRS Team, Baar
Ausführung: MB Architekten, Lachen
Statik: Berchtold und Eicher, Zug
Blick auf den Garten beim Kloster Menzingen: Modellskizze der künftigen Wohnungen.
zellen blieben bestehen: Sie bilden den
Hauseingang mit einer Höhe von über
25 Metern, die Haupterschliessung zu
den Wohnungen. Weitere Schachtteile
dienen heute zudem als Loggia,
Wasch- und Abstellräume sowie Technikräume, die den Wohnungen vorgelagert sind.
Äusserlich hat sich nur die Südwestfront gewandelt: Sie ist um rund drei
Meter nach aussen gewachsen und mit
Rheinzink-Blech verkleidet. Dieses
schimmert je nach Sonneneinstrahlung
in unterschiedlichen Blau- und Grautönen. An der Südwestseite sind zudem die Balkone angebracht. Von ihnen hat man Aussicht auf den Zugersee
und die dahinterliegenden Berge.
Über mehrere Stockwerke sind die
Balkone nicht durchgehend miteinander verbunden. In der Fassade entsteht
dadurch ein ungleichförmiger Riss, der
für Dynamik in der sonst gleichmässigen Quaderform des Siloturmes sorgt.
Die drei anderen Turmseiten haben die
Architekten in ihrem Originalzustand –
«Der Erhalt der ursprünglichen Bausubstanz hat sich in der Wohnqualität
niedergeschlagen. Die Obermühle ist
keine x-beliebige Wohnüberbauung,
sondern ein Unikat», sagt Pfister.
«Über 150 Jahre alte Bauteile, kombiniert mit zeitgemässer Architektur,
ergeben einen inspirierenden Lebensraum zum Wohnen und Arbeiten.»
Den architektonischen Mehrwert
wissen die Mieterinnen und Mieter zu
schätzen: Sie sind bereit, etwas mehr
für den Wohnraum zu bezahlen – zwischen 1900 und 4900 Franken Miete
pro Monat, je nach Lage und Grösse
der Wohnung. Die Umnutzung bringt
allerdings noch einen weiteren Vorteil
mit sich: die Bestandesgarantie. Ein
Neubau auf demselben Areal hätte
eventuell nicht so hoch ausfallen dürfen. So aber prägt der Turm weiterhin
Baars Ortsbild und sorgt zudem für
Wohn- und Arbeitsraum.
Die weitläufige Parkanlage verbindet die neuen Bauten der Siedlung.
Ausblick auf den blühenden Garten
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Im Kloster von Menzingen (ZG) entsteht neuer Wohn- und Lebensraum. Nachhaltiges
Bauen und gute Gestaltung stehen im Vordergrund. Von Raphael Hegglin
Carmel, ein hebräischer Begriff, auf
Deutsch der blühende Garten, heisst
die Liegenschaft nördlich des eigentlichen Klosters Menzingen (ZG). Dem
biblischen Namen gerecht soll ein
grosszügiger Park das Zentrum der
neuen, gleichnamigen Überbauung bilden. Bisher diente die Liegenschaft den
Schwestern vom Heiligen Kreuz als Altersheim, dieser Bedarf besteht heute
nicht mehr. Nun soll die bestehende
Bausubstanz saniert und durch Neubauten ergänzt werden.
Den Wettbewerb dazu hat das Architektenteam von Renzo Bader aus
Zug zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Massimo Fontana aus Basel gewonnen. Renzo Bader, der vor allem in den Kantonen Zug und Schwyz
wirkte, hat sich als Mitglied der Stadt-
bildkommission der Stadt Zug, in der
er sieben Jahre mitwirkte, einen Namen gemacht.
Die Menzinger Schwestern forderten von den Wettbewerbsteilnehmern
je zwei Vorschläge: einen, der die
bestehenden Gebäude integriert, und
einen mit Abbruch und Ersatzneubau.
Die bestehende Bausubstanz zu erhalten, hatte Priorität – sofern technisch
und wirtschaftlich realistisch. Das
Siegerprojekt trägt den Wünschen der
Schwestern Rechnung. Laut den Architekten befindet sich die Bausubstanz
der nach dem Ersten Weltkrieg erbauten Gebäude in gutem Zustand.
Die bestehenden zwei Gebäude sollen nun durch drei Neubauten erweitert und miteinander verbunden werden. So wechseln sich alte und neue
Gebäudeteile ab und ergänzen sich.
Später sollen drei weitere Neubauten
folgen – zwei davon auf der gegenüberliegenden Parkseite. Die Überbauung
Carmel umschliesst dann den Park in
ihrer Mitte. Insgesamt werden auf dem
etwa 20 000 m2 grossen Grundstück
rund 100 Wohnungen entstehen. Sämtliche Wohnungen, auch die in den Altbauten, sind im Minergie-Standard ge-
Klostersiedlung Carmel
Standort: Carmelweg, Menzingen (ZG)
Umbau: von 2012 bis 2013 (geplant)
Angebot: ca. 100 Wohnungen (11⁄2 bis
51⁄2 Zimmer)
Architektur: Renzo Bader, Zug
plant. Baubeginn soll 2012 sein, ab 2013
werden die Wohnungen vermietet.
Die Wohnungsgrössen reichen von
11⁄2 Zimmern bis 51⁄2 Zimmern. Dank der
Vielfalt soll ein durchmischtes Quartier entstehen, in dem sich Familien
und Einzelpersonen sowie jüngere und
ältere Menschen gleichermassen wohl
fühlen. Eine funktionierende Gemeinschaft ist zentrales Anliegen der
Schwestern: Die Zugänge aller Gebäude schauen zum Park, um die Begegnung zwischen den Bewohnerinnen
und Bewohnern zu fördern. Zudem
werden der ehemalige Speisesaal und
ein Raum der Stille zukünftig als Gemeinschaftsräume genutzt. Dies ermögliche ein aktives Zusammenleben
der verschiedenen Generationen in der
Siedlung Carmel, so die Schwestern.
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