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L A N D E S B AU P R E I S 2 0 1 6
M E C K L E N B U R G - V O R P O M M E R N
UMBAU UND SANIERUNG WOHNHAUS A3
HISTORISCHES AMTSGERICHT AM AMTSWERDER
5. ERLÄUTERUNGSTEXT
KURZBESCHRIEB
Konzept
Die Sanierung des alten Amtsgerichtes in
Feldberg behandelt in der Kernfrage eine
zeitgemäße Überformung und die damit
einhergehende Wiederverwendung von
existierenden traditionellen ländlichen
Konstruktionen und Materialien. (Der
architektonische Eingriff betrifft die
behutsame Wiederherstellung des stark
zerstörten ehemaligen Amtsgerichts in der
Feldberger Seenlandschaft am Amtsplatz
3.) Die Wiederinbesitznahme durch einen
neuen Nutzer einschließlich neuer Nutzung
wird zum zentralen Thema und ist in erster
Linie im Innenraum ablesbar.
Das Projekt ist bestimmt durch einen
Diskurs zwischen dem historischen bzw.
neu hinzugefügtem massiven rohen
Mauerwerk und den behutsam ergänzten
Materialen wie Beton, Holz, Glas und
Stahl sowie den Möbeleinbauten aus
durchgefärbtem schwarzem MDF.
Auf das neuerliche Aufbringen eines
Putzes auf die bereits 1990 freigelegten
Wandflächen wird deshalb verzichtet um
die bereits stattgefundenen Umbrüche
innerhalb des Gebäudes ablesbar zu
machen und diese Versehrtheit auch
weiterhin zu dokumentieren (konservieren).
Ein reduzierter und bescheidener Eingriff
in die vorhandene Konstruktion, mit der
Herstellung eines neuen architektonischen
Gesamtgefüges war das Ziel.
InnenRaum | Materialität
Zentraler Raum des nun „Bibliotheks-/
Wohnhauses“ am Amtsplatz ist das
Esszimmer und deshalb über einen
Luftraum sowohl mit dem Wohnbereich als
auch mit der Korridorbibliothek im Oberund Untergeschoss verbunden.
Erschlossen wird das Gebäude über
mehrere, mehr oder weniger öffentliche
Zugänge. Auf der straßenseitigen breiten
Backsteinfassade gelangt man über
den ursprünglichen und historischen
Gebäudezugang in das Erdgeschoss, an
den Giebel im Untergeschoss sind für den
eher privateren Zutritt tiefe Öffnungen
(Löcher) im Giebelmauerwerk vorgesehen,
welche hier den Blick über die gesamte
Querachse des Gebäudes freigeben.
Von dem eher öffentlichen, straßenseitigen
Eingang gelangt man zunächst in den
Entréebereich des Hauses mit einer
Garderobe. Von hier erschließt sich
durch ein großes Pendeltor, über die
Korridorbibliothek
das
Erdgeschoss.
Der Korridor bildet die Querverbindung
zwischen Nord- und Südgiebel und bietet
sowohl den Einblick in den Essbereich des
Untergeschosses als auch den Ausblick
zu aus den beiden Giebeln mit den
großformatigen Festverglasungen in den
Bestandsöffnungen.
Im erdgeschossigen Gebäudeteil befinden
sich zur Seite des Amtsplatzes Musik-,
Bade- und Gästezimmer. Zur Seeseite
erstrecken sich Wohn- und Arbeitsraum.
Die Bodenflächen einschließlich der
Treppen innerhalb des Gebäudes sind
wespi de meuron romeo architekten bsa
cooperation freie architekten
L A N D E S B AU P R E I S 2 0 1 6
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UMBAU UND SANIERUNG WOHNHAUS A3
HISTORISCHES AMTSGERICHT AM AMTSWERDER
5. ERLÄUTERUNGSTEXT
als sichtige Betonoberflächen ausgeführt
wie gleichfalls die hinzugefügten tragenden
Bauteile über den Öffnungen. Die wenigen
verschließbaren Räume innerhalb des sehr
offenen Hauses sind als gestalterische
und raumbildende Einheit mit den
Bibliotheksmöbeln gedacht und gefertigt.
Das Untergeschoss über die hinter
einer Brüstung verschwindende Treppe
erschließend gelangt man in den
Bibliothekskorridor des Untergeschosses.
Von hier aus erreicht man den zentralen
Essbereich und die Küche seeseitig. Die
großzügige Arbeitsküche belegt, dass die
Bewohner das für Freunde immer offene
Haus leben wollen und leben.
Straßenseitig, im Prinzip gegen das
Erdreich gebaut, befinden sich eine kleine
Buchbinder-Werkstatt, ein Wein – und
Gemüsekeller und ein weiterer Teil der
umfangreichen Bibliothek. Am Zugang des
Nordgiebels im Untergeschoss befinden
sich neben dem Bibliotheksturm auch die
schlichte Garderobe aus abgehängtem
Stahlrohr und der Badezimmerzugang.
Der Schlafraum der Bewohner findet
sich direkt angegliedert an das zentrale
Esszimmer ebenfalls seeseitig und mit
eigenem Badezimmerzugang.
AußenRaum
Der aus dem Erdgeschoss einsehbare
halböffentliche Vorplatz mit seiner
traditioneller
Kopfsteinpflästerung
zwischen
dem
Gebäudenordgiebel
und der sichtigen Feldsteinmauer des
Nachbarn stellt sowohl die Verbindung
vom öffentlichen zum privaten Raum als
auch die Verbindung zum und in das
Gebäude her, wobei der dort befindliche
einfache Stahlkubus als LandMarke unter
anderem der Unterbringung der Fahrräder
dient und gleichermaßen den öffentlichen
vom privaten Raum trennt.
Die am Südgiebel und seeseitig
befindlichen anthraziten und geometrisch
streng angelegten Naturkiesflächen dienen
den Bewohnern als Terrassenflächen.
Die mächtige traditionelle Ziegelfassade
setzt, im Gegensatz zum Innenraum, das
Gebäudes wieder in den traditionellhistorischen Kontext des Amtsplatzes.
An der Gebäudeaußenhaut (Dach und
Ziegelfassade) erfolgten lediglich geringe
aber wirkungsvolle gestalterische Eingriffe,
welche jedoch eher konstruktiv begründet
waren (Dachtragwerk, Gaubenbekleidung).
In Abstimmung mit dem Landesamt für
Denkmalpflege wurden entsprechende
Lösungen, so zum Beispiel die Farbwahl
für das Schließen der Fassadenöffnungen,
gemeinsam erarbeitet und festgelegt. Die
Wirkung der Außenfassade wurde auf ein
ursprüngliches Maß zurückgesetzt.
Die Idee war der bestehenden
Architektur mit ihren neuen Bewohnern
eine ganz Eigene und neue Identität zu
verleihen.
Ein scheinbar alltägliches Thema wird
zu einem ganz Besonderen, das Wohnen
im historischen Bestand. Eine lange Zeit
leerstehende Gebäudehülle erfährt die
Wiederbelebung.
Ein Sinnbild für eine Region in
Mecklenburg.
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cooperation freie architekten
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