Christina Spitzbart, Susanne Geissler (Österreichische Energieagentur) Susanne Gosztonyi (arsenal research) Technologieentwicklung für nachhaltige Gebäude Ergebnisse eines Netzwerkprojekts mit Schwerpunkt Fassaden und Ausblick auf neue Entwicklungen in diesem Bereich Projekt zur Verbreitung von Forschungsergebnissen ProEcoPolyNet Die Problematik ist altbekannt: Auf der einen Seite findet Forschung im Bereich der innovativen Gebäudetechnik statt und unterstützen die EU sowie zahlreiche nationale Programme verschiedenste Forschungsprojekte. Auf der anderen Seite dringen die in diesen Projekten gewonnenen Erkenntnisse nur schwer zu den Planern und Architekten durch. Vor allem konkrete Daten zur Integration der innovativen Forschungsergebnisse in die Planung eines Gebäudes fehlen oft. Dies gilt auch für den Bereich der innovativen Fassadentechnologien Aus diesem Grund wurde das Projekt ProEcoPolyNet im Rahmen des 6. Forschungsrahmenprogramm der EU ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist es, die Ergebnisse von Forschungsprojekten gezielt an Architekten und Planer zu verbreiten, die die innovativen Technologien in ihre Bauvorhaben und Konzepte integrieren können. Die erste Silbe des Projekttitels, Pro, steht für Promotion, also für die Vermittlung von Forschungsergebnissen vornehmlich aus dem 5. und 6. Forschungsrahmenprogramm aber auch aus nationalen Forschungsprogrammen. ProEcoPoly-Net versteht sich als Netzwerk mit dem Ziel die Öffentlichkeitsarbeit anderer Projekte zu unterstützen und die Kooperation zwischen führenden Experten und Organisationen auf der einen und Architekten und Planern auf der anderen Seite zu stärken. Der Ansatz des Projekts ist es, mittels eines Screenings die interessantesten Projekte herauszufiltern und die relevanten Ergebnisse kompakt und gut verständlich zugänglich zu machen. Wichtigstes Medium dafür ist die Projektwebsite www.proecopolynet.info auf welcher Technologieprofile, Datenbanken für verschiedene Technologien und Best Practice Beispiele aus unterschiedlichen Projekten frei zugänglich sind. Für die inhaltliche Ausrichtung wurden drei Schwerpunkte festgelegt: Ein Fokus liegt auf nachhaltigen und energieeffizienten Gebäuden, sogenannten Eco Buildings. In diesen Bereich fallen Technologien wie Fassadensysteme, Verschattungstechnologien, Verglasungstypen, Konzepte für thermische Speichermasse und energieeffiziente Beleuchtung. Der zweite Schwerpunkt des Projekts liegt im Bereich Polygeneration, also im Bereich der effizienten Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungsanlagen für Gebäude. Hier konzentriert man sich auf kleine Anlagen, die für einzelne Gebäude geeignet sind. Beispiele sind Anlagen auf Basis von Solarwärme, Biogas, Biomasse, Erdgas aber auch Stirlingmotoren oder Brennstoffzellen. Der Einsatz von erneuerbarer Energie in Gebäuden bildet einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt des Projekts. Hier werden Forschungsergebnisse in den Bereichen Heizung und Kühlung mit erneuerbarer Energie, innovative Speichersysteme und Wärmepumpen behandelt. Eco Buildings Es wurden technische Lösungen für hocheffiziente Bürogebäude und andere Dienstleistungsgebäude untersucht, welche vor allem den Kühlbedarf eines Gebäudes reduzieren können. Die interessantesten Forschungsergebnisse wurden zu Technologieprofilen aufbereitet, welche Komponenten für energieeffiziente Bürogebäude erläutern. Die Technologieprofile wurden speziell für Architekten und Planer erstellt und sollen diese bei der Implementierung der innovativen Technologien in der Planungsphase unterstützen. Die Profile enthalten eine technische Beschreibung der jeweiligen Technologie, eine Abschätzung der Kosten, eine Beschreibung der Ausführungsvarianten, der Marktsituation und einige konkrete Anwendungsbeispiele der Technologie. Vor- und eventuelle Nachteile werden direkt angesprochen. Technologieprofile wurden beispielsweise zu den Themen Verschattungsvorrichtungen, Leichtbauweise, Innovative Verglasung und Fenster erstellt. Die Informationsblätter sind auf der Projekt-Website kostenlos erhältlich. Integrale Planung für Eco Buildings Das Wissen über die technischen Entwicklungen ist wichtig für die Planung eines nachhaltigen Gebäudes. Mindestens ebenso zentral ist jedoch der Planungsprozess und die Zusammensetzung des Planungsteams: die Vielfalt an Möglichkeiten und die Schnelligkeit technischer Entwicklungen machen es unmöglich, auf allen relevanten Gebieten Spezialist zu sein. Die Zusammenarbeit von Architekten, Haustechnikern und Experten im Bereich Gebäudesimulation in der frühen Planungsphase ermöglicht die kostengünstige Optimierung des Gebäudes durch die Nutzung von Potenzialen, die sich nur im Team erschließen lassen. Gebäudestandards unterstützen den Prozess der integrierten Planung: sie geben Ziele vor, die das Gebäude erreichen soll. Es bleibt dem Planungsteam überlassen, mit welchen architektonischen Konzepten und Technologien das erreicht wird. Die Abschätzung der Lebenszykluskosten von Planungsvarianten trägt dazu bei, dass der Wert der integralen Planung im Team zunehmend erkannt wird: mehr Budget für die Planung führt zu geringeren Bewirtschaftungskosten. Noch ist der Eigentümer-Nutzer Konflikt eine maßgebliche Barriere: der Eigentümer ist nicht interessiert, in die energetische Gebäudequalität zu investieren, weil der Nutzer die Energiekosten trägt. Mit der Verbreitung des Energieausweises nach EU-Gebäuderichtlinie 2002/91/EG wird sich diese Situation jedoch ändern: weil die energetische Qualität des Gebäudes transparent wird, wird sich auch die Nachfrage in diesem Bereich verändern, und die energetische Qualität wird ein Kriterium für die Verkaufbarkeit bzw. Vermietbarkeit von Gebäuden werden. Der Energieausweis stellt energetische Anforderungen an Gebäude; integrale Planung zielt jedoch nicht nur auf die energetische Optimierung ab, sondern ermöglicht gleichzeitig die Erschließung von Potenzialen hinsichtlich Kosteneinsparung und Verbesserung des Innenraumklimas. Das EU-Projekt IntEnD stellt Tools und Materialien zu integraler Planung zur Verfügung und dokumentiert zumindest 12 Demonstrationsprojekte in verschiedenen europäischen Ländern. Ziel ist es, mit integraler Planung Gebäudequalitäten zu erreichen, die über die Anforderungen der Gebäuderichtlinie hinaus gehen. Informationen sind verfügbar auf http://www.intendesign.com. IntEnD wird von IEE finanziell unterstützt. Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieses Artikels liegt bei den AutorInnen. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung der Europäischen Union wieder. Die Europäische Kommission übernimmt keine Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. Technologieprofil Fassaden Während des Projekts Proecopolynet stellte sich heraus, dass dem Thema Fassade besondere Bedeutung zukommt. Die Fassade spielt eine Schlüsselrolle für den Energieverbrauch des Gebäudes aber auch für das Raumklima. Darüber hinaus ist sie eines der wichtigsten Gestaltungselemente eines Gebäudes und transportiert das Image des Gebäudenutzers. Eines der Technologieprofile widmet sich daher besonders ausführlich dem Thema GlasDoppelFassade. Es fasst die vorläufigen Ergebnisse des EU-Projekts BESTFACADE1 zusammen. Die GlasDoppelFassade wird von vielen Architekten aufgrund der vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten geschätzt, aber von etlichen Ingenieuren aufgrund der Probleme, die bei unzureichender Planung auftreten, abgelehnt. Ein wichtiger Teil des von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Streicher von der Technischen Universität Graz erstellten Technologieprofils ist daher der sogenannte „Technology Implementation Plan“. Er widmet sich der konkreten Frage, wie ein Planer die Technologie in ein Gebäude integrieren kann, worauf er beim Einbau achten muss, welche Informationen und Rahmenbedingungen benötigt werden und wo und wann Interaktionen mit Kollegen aus anderen Bereichen erforderlich sind. Darüber hinaus bietet das Technologieprofil Informationen zu Errichtungs- und Lebenszykluskosten von GlasDoppelFassaden und stellt die unterschiedlichen Ausführungsvarianten vor. Das Projekt Bestfacade ist mittlerweile abgeschlossen, die Forschungsaktivitäten zum Thema Fassade gehen jedoch weiter. Projektdauer 01/01/2005 – 31/12/2007, detaillierte Unterlagen verfügbar unter www.bestfacade.com 1