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2 2012 Das Magazin für die Kunden der Schindler Aufzüge AG
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Mit Höchstleistungen
hoch hinaus
In China und Indien boomen die Megastädte
Kreatives Leben in der Ruine: Der Torre David in Caracas
«Hochzwei» – überzeugende Aussichten in Luzern
Roche-Hochhaus Rotkreuz – Ingenieurkunst vom Feinsten
Inhalt
4
Energieeffizienz bis in die Wolken –
Interview mit Professor Holger Wallbaum
6
10
12
China und Indien – die Megastädte boomen
Schindler und die asiatische Herausforderung
Der Torre David in Caracas:
Kreatives Leben in der Ruine
15
Interview mit Hubert Klumpner und Alfredo
Brillembourg: «Innovation ist unsere einzige Chance»
16
Stadtentwicklungsprojekt Praille-Acacias-Vernets –
Genf erfindet sich neu
18
PORT-Technologie –
das Erfolgsrezept heisst Kommunikation
20
Schlichtheit und Würde als Gestaltungsprinzip
des Bundesverwaltungsgerichts in St. Gallen
23
Roche-Hochhaus in Rotkreuz –
Ingenieurkunst vom Feinsten
26
29
30
«Hochzwei» – überzeugende Aussichten in Luzern
Schindler Award – spannendes Finale in Bern
Supercomputer «Monte Rosa» –
die ETH wappnet sich für die Zukunft
Titelbild
Die faszinierende Skyline der chinesischen
Wirtschaftsmetropole Schanghai.
Impressum
Herausgeber Schindler Aufzüge AG, Marketing & Kommunikation, CH-6030 Ebikon Redaktion Beat Baumgartner Redaktionsadresse next floor,
­Zugerstrasse 13, CH-6030 Ebikon / Luzern, nextfloor @ ch.schindler.com Adressverwaltung address @ ch.schindler.com Titelbild Getty Images
Layout aformat.ch Litho click it AG Druck Multicolor Print AG Auflage 32 000 Ex. Ausgaben next floor erscheint zweimal jährlich in deutscher,
französischer und italienischer Sprache Copyright Schindler Aufzüge AG, Nachdruck auf Anfrage und mit Quellenangabe www.schindler.ch
Editorial
Herausforderungen
Liebe Leserinnen und Leser
Die Verstädterung in China und Indien schreitet rasant voran. China hat mittlerweile
164 Millionenstädte, in Indien sind es deren 46. Und ihre Zahl wächst unaufhaltsam weiter.
Jedes zweite Hochhaus der Welt wird heute in diesen beiden Ländern gebaut. Und sieben
von zehn neuen Aufzügen und Fahrtreppen werden dort montiert.
Schindler hat die Zeichen der Zeit schon früh erkannt und war das erste westliche
Unternehmen, das vor über 30 Jahren einen Joint Venture mit einem chinesischen
Staatsbetrieb einging. Über die Jahre hinweg haben wir unsere Position in Asien laufend
verstärkt. Letzter Schritt ist der Bau von zwei neuen Fabriken und Forschungszentren
im chinesischen Jiading und indischen Pune.
Ganz anders stellt sich die Situation in den gesättigten und entwickelten Märkten
Europas dar. Hier geht es vorwiegend darum;
– die urbanen Zentren zu verdichten und damit die Zersiedelung und
den Landverschleiss zu stoppen,
– die alte Bausubstanz der Städte zu revitalisieren und gleichzeitig
neue Gebäude möglichst energieeffizient zu bauen,
– mit innovativen Produkten wie etwa der Schindler Zielwahlsteuerung PORT
die Mobilität und den Verkehrsfluss in Gebäuden zu verbessern.
Doch «Verdichtung, Erneuerung und Innovation» genügen nicht, um die städtebaulichen
Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Immer deutlicher zeigt sich, dass moderner
Städtebau besonders auch die Bedürfnisse von Menschen mit eingeschränkter Mobilität
berücksichtigen muss. Es geht um «Barrierefreie Mobilität für alle» – ein Wahlspruch,
den sich der Architekturwettbewerb «Schindler Award» seit 2003 auf die Fahne schreibt.
In wenigen Tagen wissen wir, wer die fünfte Ausgabe gewonnen hat.
Lassen Sie sich überraschen.
Christoph Lindenmeyer
CEO Schindler Schweiz
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Thema
Hochhäuser überzeugen heute mit Energieeffizienz und guter Ökobilanz. Sind sie bloss die Leuchttürme
einer nachhaltigen Gesellschaft oder auch das Mittel gegen Wohnungsknappheit und Zersiedlung?
Professor Holger Wallbaum – Experte für nachhaltiges Bauen – erklärt.
Energieeffizienz bis in die Wolken
Hightech bildet die Grundlage für eine hohe
Energie­effizienz in Hochhäusern – wie zum Bei­
spiel im Costanera Center in ­Santiago de Chile,
das sich zurzeit im Bau befindet, oder im Hearst
Tower (rechts) in ­Manhattan, New York.
TEXT Raphael Hegglin BILD Thomas WEDDERWILLE & fabrikstudios
D
as 21. Jahrhundert steht für eine
Wende: Erstmals leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Und
die Statistiker der Vereinten Nationen
gehen davon aus, dass der Trend zur
Urbanisierung weiter anhält. In ihren
«World Urbanization Prospects» prognostizieren sie, dass im Jahr 2030 mindestens 80 Prozent der Bevölkerung in
Städten leben werden – in entwickelten Ländern. In weniger entwickelten
Ländern soll es rund die Hälfte sein.
Eines zeigt sich jetzt schon: Bauland ist
insbesondere in urbanen Gebieten rar.
Das wirkt sich auf die Architektur sowie
die Lebensweise der Menschen aus –
verdichtetes Bauen gilt als eine mögliche
Lösung. Aber werden wir dereinst alle
in Hochhäusern wohnen und arbeiten?
«Hochhäuser werden in der Schweiz
auch zukünftig nicht das alleinige Rezept gegen Wohn- und Arbeitsraumknappheit sein», sagt Professor Holger
Wallbaum. «Aber sie besitzen Strahlkraft, werden zunehmend zu wichtigen
4
Wahrzeichen und Publikumsmagneten.» Und sie böten attraktiven Wohnund Arbeitsraum, mittlerweile in Verbindung mit hoher Energieeffizienz und
guten ökologischen Kennwerten.
Fassade nutzt Solarenergie
Hochhäuser haben bezüglich Energieeffizienz einen ähnlichen Wandel
durchgemacht wie die Ein- und Mehrfamilienhäuser. Sie sind heutzutage mit
einer starken Wärmedämmung versehen, zudem sind sie so konstruiert, dass
keine Wärmebrücken vorhanden sind.
Waren Hochhäuser bis zur Jahrtausendwende noch Energieschleudern, profitieren Neubauten sowie sanierte
­Gebäude heute von innovativen bauphysikalischen Lösungen.
Aufgrund ihrer hohen und schlanken
Form weisen Hochhäuser allerdings
eine geringe Kompaktheit auf. Über
die – im Verhältnis zum Innenraum –
grosse Oberfläche geht dementsprechend Wärmeenergie verloren. Doch
diese Schattenseite hat auch eine
S­ onnenseite, sogar wortwörtlich: «Die
gross­flächigen Fassaden von Hoch­
häusern erlauben es, solare Energie ertragsreich zu nutzen», sagt Professor
Holger Wallbaum. Das kann aktiv oder
passiv geschehen: Ersteres in Form
e­ iner Fassade bestehend aus Solarzellen,
die Strom produzieren. Und passiv mit
einer Glasfassade, die den solaren
­Wärmeeintrag zum Heizen nutzt. «In
­einer gesamtheitlichen Energiebetrachtung schneiden Hochhäuser der neuen
Generation deshalb oft sehr gut ab.»
Landressourcen optimal ausnutzen
Zusätzlich punkten Hochhäuser dadurch, dass sie die Ressource Land optimal ausnutzen – auf das relativ kleine
verbaute Terrain kommt viel Arbeitsund Wohnfläche. Doch wird bei Hochhäusern nicht selten der hohe Bedarf
an grauer Energie und der grosse Umfang an benötigter Haustechnik kritisiert. Hinzu kommt der Aufwand an
Prof. Dr.-Ing.
Holger Wallbaum
Holger Wallbaum ist Professor in
­Sustainable Building an der Chalmers
University of Technology in Göteborg,
Schweden. Zuvor hatte er die Assistenzprofessur für Nachhaltiges Bauen am Institut für Bau- und Infrastrukturmanagement (IBI) an der ETH Zürich inne. Seit
2002 ist er Gesell­schafter und Geschäftsführer der triple innova GmbH für Nachhaltiges Wirtschaften in Wuppertal (D).
Zudem ist er Mitglied diverser internationaler Gremien wie etwa des International Council for Research and Innovation
in Building and Construction (CIB) oder
der ­Deutschen Gesellschaft für Nachhal­
tiges Bauen (DGNB).
­ otenzieller Energie, die es beim Überp
winden der Stockwerke braucht – also
um Heizungs- und Leitungswasser
hochzupumpen sowie Personen und
Güter mit dem Aufzug zu befördern.
Professor Holger Wallbaum relativiert:
«Auch hier steht dem energetischen
Aufwand die grosse Nutzfläche eines
Hochhauses gegenüber.» Einen wesentlichen Einfluss auf den Energiebedarf
übe zudem die Nutzungsart eines Hoch-
hauses aus: «Verglichen mit Wohnungen
ist zum Beispiel der Frischwasserverbrauch in Büros klein. Dementsprechend
muss in einem Bürohochhaus weniger
Energie aufgewendet werden, um solches Wasser hochzupumpen.»
Ausserdem produzieren Bürogeräte
­sowie Mitarbeiter viel Abwärme, die
sich zum Heizen eignet. Deshalb: «Man
kann keine definitive kritische Höhe
oder Grösse für ein Hochhaus definie-
ren, jedes Gebäude weist eine indivi­
duelle Ökobilanz auf.» Ein Unterschied
allerdings zeigt sich: Während in kleinen Gebäuden auch Konzepte mit
­wenig Technologie höchste Energie­
effizienz ermöglichen, bildet Hightech
in Hochhäusern die Grundlage für
hohe Energieeffizienz.
Aufzüge als Lebensadern
Zentral in einem Hochhaus sind die
Aufzüge. Als eigentliche «Lebensadern»
bezeichnet sie Holger Wallbaum. «Wie
bedeutend Aufzüge sind, wird oft unterschätzt: Das Bauen in die Höhe wäre
ohne sie gar nicht möglich.» So war
im ausgehenden 19. Jahrhundert der
Bau von Wolkenkratzern in den USamerikanischen Städten erst möglich,
als sichere und zuverlässig funktionierende Personenaufzüge verfügbar
­waren. «Gleichzeitig nimmt man Aufzüge kaum wahr. Dass sie immerzu
funktionieren, wird allgemein als selbstverständlich angesehen.» Dabei sei
­erstaunlich, wie sehr sich auch Aufzüge
technologisch sowie energetisch verbessert haben.
Der Schlüssel zu mehr Energieeffizienz
und einer besseren Ökobilanz bei Aufzügen heisst: sparsame Antriebssysteme, die Rückgewinnung der Bremsenergie, geringer Standby-Verbrauch
und gutes Traffic Management. Dieses
Zusammenspiel wirkt auf zwei Ebenen:
Einerseits verbrauchen die Aufzüge
selbst weniger Strom, andererseits arbeiten sie speditiver: Es braucht weniger Aufzüge, um eine bestimmte Förderkapazität zu gewährleisten – womit
sich der Bedarf an grauer Energie sowie
der Flächenbedarf verringern. «Hochhäuser zu bauen, die durch eine gute
Ökobilanz brillieren, ist heutzutage
technisch kaum ein Problem», so Professor Holger Wallbaum. n
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5
Thema
In Asien entwickelt sich der Wohnungsbau rasant. Heute wird jedes zweite Hochhaus
in China oder Indien gebaut. Damit steigt auch die Nachfrage nach Aufzügen und Fahrtreppen
enorm an.
Heute China, morgen Indien –
in Asien boomen die Megastädte
6
Die Skyline von Schanghai.
In keinem Land der Welt
­werden derart viele Hochhäuser
gebaut wie in China.
Hongkong mit dem Inter­
national Commerce Center
(links im Bild), das mit den
superschnellen Schindler 7000
ausgerüstet worden ist.
TEXT PIRMIN SCHILLIGER BILD Getty / Keystone
N
ichts verdeutlicht die rasante Entwicklung des asiatischen Raums so
augenfällig wie die Skylines von Mega­
cities wie Schanghai, Peking, Mumbai,
Delhi, Manila, Seoul oder Jakarta. Auf
der globalen Landkarte sind es unübersehbare Fixpunkte. Doch wer hat schon
von Anshan, Baoding, Benxi oder Huaibei gehört? Es sind vier «kleinere» von
inzwischen mehr als 160 chinesischen
Millionenstädten. Deren Zahl wächst
unaufhaltsam weiter. Teils handelt
es sich um vollständig am Reissbrett
entworfene und auf der grünen Wiese
komplett neu gebaute Siedlungen.
Überall schiessen Wohnblocks sowie
Geschäftsbauten wie Pilze aus dem
­Boden. Alle Gebäude müssen auch
­vertikal erschlossen werden.
Schwergewicht China gibt den Ton an
Der Wohnungsbau und damit die
Nachfrage nach Aufzügen wächst
­nirgendwo schneller als in Asien. Eine
überragende Rolle spielt dabei China.
Im bevölkerungsreichsten Land der
Erde wurden im vergangenen Jahr rund
60 Prozent aller weltweit neuen Auf-
züge und Fahrtreppen installiert. Der
Weltmarkt wuchs insgesamt um
17,3 Prozent, auf 665 000 Einheiten.
Für vier Fünftel dieses Wachstums war
der boomende Hochbausektor Chinas
verantwortlich.
«Was in China passiert, ist ein volkswirtschaftliches Erdbeben», sagt Kurt
Haerri, Chef der Top Range Division
(TRD) von Schindler und Präsident der
Handelskammer China-Schweiz. Seit
1978, dem Beginn der schrittweisen
Öffnung Chinas für den Weltmarkt, ist
das Aussenhandelsvolumen geradezu
explodiert, von 20 auf 3000 Milliarden
US-Dollar. Zwar profitieren vom aktuellen Wirtschaftsboom nicht alle, aber
doch immer mehr Menschen.
über 1,2 Milliarden Einwohner zählt,
wird China in den nächsten 15 Jahren
bevölkerungsmässig überholen. Im
Bausektor ist es im Vergleich zum Reich
der Mitte zwar noch ein schlafender
Riese. «Der Ausbaustandard ist heute
weitaus geringer. Aber es besteht ein
Riesenpotenzial, zumal einige Mega­
trends in Indien genauso spielen wie
in China», betont Bernard Schwegler,
Leiter TRD der Region Asien/Pazifik.
Mehrfacher Rückenwind
Noch hat die Entwicklung in den beiden Ländern nicht sämtliche Regionen
erfasst. Das binnenwirtschaftliche
­Gefälle hat eine unaufhaltsame Wanderbewegung ausgelöst, aus den ländlichen Gebieten in die aufstrebenden
Städte. Allein im letzten Jahr wuchs
die Stadtbevölkerung in China wie in
Indien jeweils um über 20 Millionen c
Ein schlafender Riese erwacht
Steigender Wohlstand kurbelt auch in
Indien die Nachfrage in der Bauindustrie an. 200 bis 300 Millionen Inder
­gehören heute einer kaufkräftigen
­Mittelklasse an. Doch der Subkontinent
befindet sich erst am Anfang jener baulichen Entwicklung, wie sie China gegenwärtig erlebt. Das Land, das heute
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Menschen. Inzwischen wohnt heute
mehr als die Hälfte der Chinesen in
Städten. In Indien hat die Urbanisierungsrate kürzlich die Schwelle von
30 Prozent überschritten. Bis zum Jahr
2050 – so die Prognosen – wird der
­Urbanisierungsgrad in Indien auf
75 Prozent steigen.
Diese demografische Entwicklung belebt den Wohnungsmarkt in beiden
Ländern weiter: ­Indien wächst jährlich
um 15 Millionen, China trotz der offiziellen Einkindpolitik um 10 Millionen
Menschen.
Mehrere Faktoren spielen also zusammen, die die Nachfrage nach Aufzügen
längerfristig ankurbeln werden. Hinzu
kommen politische ­Entscheide. So ist
die chinesische Regierung bestrebt,
massiv in den sozialen Wohnungsbau
zu investieren. Im letzten Jahr wurde
Wer da nicht mithalten kann, verliert
einen der wichtigsten Vorteile, nämlich
die Kostenführerschaft», sagt Kurt
Haerri. Über kurz oder lang wird auch
kein Weg an Indien vorbeiführen.
Denn bis 2050 könnte das Land China
bezüglich Wirtschaftskraft eingeholt
oder gar überholt haben.
c
rund ein Drittel der neuen Aufzüge in
diesem Segment ­installiert. Falls sich
die indische Regierung eines Tages entschliessen sollte, ebenfalls mit staatlichen Massnahmen die Wohnungsnot
zu lindern, wird die Nachfrage nach
Aufzügen auch auf dem Subkontinent
sprunghaft ansteigen.
Die asiatische Wachstumsdynamik
prägt zunehmend die Strategien der
globalen Aufzugskonzerne. Wer das
Riesenpotenzial nutzen und seine Position behaupten will, muss in diesen
Ländern entsprechend in die weitere
Markterschliessung investieren. «Der
chinesische Binnenmarkt ist aufgrund
seiner Grösse für alle Anbieter zum
­entscheidenden Faktor geworden.
Eines der weltweit höchsten
Wohn­gebäude, die 163 Meter hohe
Privatresidenz des indischen Unter­
nehmers Mukesh Ambani in Mumbai.
Blick über die Nacht-Silhouette
von Hongkong.
8
Zwischen Überhitzung
und gesunder Abkühlung
In letzter Zeit hat allerdings die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft,
China, an Fahrt verloren. Die Zuwachsraten beim Brutto­inlandsprodukt (BIP)
sind im ­zweiten Quartal etwas abge-
Thema
Während die frühere britische Kolonie
Hongkong (Bild oben) sehr dicht mit Hoch­
häusern überbaut ist, gibt es im indischen
Mumbai (Bild unten) erst wenige «Türme».
flacht. China befindet sich damit aber
immer noch auf einem beneidenswerten Niveau. Eine gewisse Korrektur
des chinesischen Tempos halten Wirtschaftsexperten sogar für wünschenswert. Denn gerade im Bausektor waren
in den letzten Jahren ungesunde Überhitzungstendenzen zu beobachten. In
den industriellen Schwerpunktregionen
Ostchinas explodierten die Preise für
Bauland und Immobilien, und es man-
gelte zusehends an Führungskräften
und Facharbeitern. Nun zeichnet sich
eine gesunde Abkühlung ab. Mit Bestimmungen, die vor allem den spekulativen Zweitwohnungsbau begrenzen,
ist es den chinesischen Behörden gelungen, die private Bautätigkeit zu verlangsamen. Gleichzeitig hat der Staat
aber den sozialen Wohnungsbau
­weiter angekurbelt, sodass sich die
­Situation insgesamt stabilisiert hat. n
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Thema
Schindler geht auf den boomenden Märkten Asiens
in die Offensive und verstärkt die Aktivitäten. In China und in
Indien werden neue Produktionsstätten errichtet. Und die
bestehenden Entwicklungsstandorte werden ausgebaut.
Schindler und die
asiatische Herausforderung
TEXT PIRMIN SCHILLIGER BILD COM
S
chindler tätigt auf den dynamischsten und grössten Märkten in Asien
entschlossen Investitionen, um in allen
Segmenten eine führende Rolle einzunehmen. «Wir sind auf dem richtigen
Weg und wachsen bereits heute schneller als der Markt», ­erklärt Bernard
Schwegler, Leiter Top Range Division
der Region Asien/Pazifik. In einer umfassenden Strategie hat Schindler festgelegt, wie die Position in den Schwerpunktländern China und Indien gefestigt
und weiter ausgebaut werden soll. Wich­­
tigster Schritt: die Errichtung von neuen
Produktionszentren in beiden Ländern.
Weltweit grösstes
Fahrtreppenwerk in China
Das chinesische Werk für Aufzüge und
Fahrtreppen entsteht in Jiading, einem
Industriedistrikt rund 30 Kilo­meter
­ausserhalb von Schanghai. Im August
ist auf dem 280 000 Quadratmeter
gros­sen Gelände mit den Pfählungs­
arbeiten gestartet worden. Bis 2015
soll die neue Fabrik fertig gebaut sein.
Im Vollbetrieb wird es sich um die weltweit grösste Fahrtreppenfabrik handeln.
Für das Wohl der rund 3000 Beschäftigten ist ein Versorgungs- und Erholungszentrum mit Kantine, Café,
­Fitness- und Gymnastikräumen sowie
einer Bibliothek geplant.
10
Schon weiter fortgeschritten ist der Bau
der neuen ­indischen Aufzugs- und
Fahrtreppenfabrik in Pune, südwestlich
von Mumbai. Dieses wird 2014 in
­Betrieb gehen. «Nach Bedarf kann die
Produktion später etappenweise hochgefahren werden», sagt Jörg Mächler,
Leiter Konzernprojekte. Mit den neuen
Fabriken in China und Indien, die Investitionen von rund 200 Millionen Franken auslösen, kann Schindler die Kapazitäten gegenüber heute verviel­fachen.
Drei komplette R&D-Zentren
An den Standorten Jiading und Pune
werden ausserdem Forschungs- und
Entwicklungszentren (R&D) aufgebaut.
Zu den Infrastrukturen in Jiading gehört
ein Versuchsturm von 200 Metern
Höhe, mitsamt einem Freifallprüfstand.
Darin können Anwendungen im Bereich von Hochleistungsaufzügen getestet werden. Froh um diese Möglichkeit ist Guntram Begle, CTO (Chief
Technology Officer) Schindler. «Die
­Bewilligung für einen derart hohen
Turm in Ebikon zu erhalten, wäre wohl
schwierig; in China hingegen gaben die
Behörden relativ schnell grünes Licht»,
erklärt er. In Jiading werden bis 2015
rund 150, in Pune 100 bis 120 Personen im Bereich R&D tätig sein. Mit den
beiden neuen Zentren in Asien sowie
Das neue Forschungszentrum sowie das
Schindler-Forschungsteam in Pune, Indien.
Seit 1980
Schindler ist seit 1980 in China präsent.
In der Region Asien/Australien/Afrika,
die China und Indien einschliesst, wurden 2011 rund 21 Prozent des gesamten
Umsatzes getätigt. Mehr als ein Viertel
des Personals, nämlich gegen 12 000
Personen, waren in dieser ­Region mit
den Schwerpunktländern China und Indien beschäftigt. Deren Bedeutung wird
in Zukunft noch zunehmen. Dies bestätigen auch die jüngsten Zahlen für das
erste Halbjahr 2012. Schindler wuchs in
der Region Asien/Australien/Afrika am
stärksten, nämlich um 23 Prozent.
Die Region trägt inzwischen anteils­
mässig rund einen Viertel zum Gesamtumsatz bei. Im Segment der Hochleistungsaufzüge ist die Position Chinas
noch ausgeprägter.
Ingenieure, Zeichner, technische Verkäufer usw. Kompetentes und gut ausgebildetes Personal ist die Voraussetzung, um auch in Asien Aufzüge und
Fahrtreppen mit den etablierten
Schindler-Qualitäts­standards installieren und unterhalten zu können.
Konzentration und Kundennähe
dem bestehenden in Ebikon setzt
Schindler künftig auf drei voll ausgebaute Forschungsstandorte im Raum
Asien/Pazifik.
Aufwärts mit Akquisition
und Ausbildung
Das neue Werk im chinesischen
Jiading mit dem imposanten
200 Meter hohen Versuchsturm.
Zur gezielten Wachstumsstrategie in
Asien gehören auch Akquisitionen. So
hat Schindler im vergangenen Jahr einen 46-Prozent-Anteil an Xuchang Xiji
­Elevator Co. Ltd. in der Provinz Henan
übernommen. Damit wurde die Marktposition im rasch wachsenden ­Segment
des sozialen Wohnungsbaus gestärkt.
Zu­sehends stärker gewichtet wird in
China und Indien die Aus- und Weiterbildung. Am neuen Standort in ­Jiading
entsteht ein Trainingszentrum, in dem
jährlich mehr als 1000 Personen ausgebildet werden: Applikationsentwickler,
Weiter baut Schindler das Netz regionaler Niederlassungen in den beiden
Schwerpunktländern laufend aus. In
China ist Schindler inzwischen auch in
­Städten zweiter und dritter Grös­sen­
ordnung, die im Bausektor besonders
hohe Zuwachsraten verzeichnen,
mit eigenen Leuten präsent. Mit der
Expansionsstrategie verbessern sich
auch die Möglichkeiten, die Wertschöpfungskette zu optimieren, dem
enormen Preisdruck zu begegnen und
die Kosten zu senken. «Alles ist an den
beiden Standorten Jiading und Pune
jeweils vereint, von der Entwicklung
über den Bau der Prototypen bis zur
Serien­produktion», sagt Jörg Mächler.
Die Fortschritte in der Elektronik, im
Engineering und bei den verwendeten
Materialien sollen es letztlich möglich
machen, dass jedes neue Modell
günstiger und besser ist als sein Vorgänger. n
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Thema
Rund 2500 Menschen wohnen illegal im Torre David, einem 45-stöckigen, nie fertig gestellten
Wolkenkratzer in Caracas, Venezuela. Die Bevölkerung hat die als Büroturm geplante
Betonruine besetzt.
12
Oben: Der Innenraum des nie
fertig erstellten Torre David
mit zwei leeren Liftschächten.
Unten: Die Grossstadt Caracas –
Hochhausgebiete verwachsen
mit Slums.
Leben in der Ruine:
Der Torre David in Caracas
Praktisch jede Wohnung
im Torre David ist ­belegt,
insgesamt wohnen 2500
Menschen im 190 Meter
hohen Hochhaus.
TEXT Martin Behr /«Salzburger Nachrichten» BILD Iwan Baan
W
as für ein Gebäude, was für ein Projekt! Ein 190 Meter hoher
Büroturm hätte es werden sollen, doch die Wirtschaftskrise
in Venezuela machte diese Pläne zunichte. Der Baustopp kam im
Jahr 1994, und seither gilt das Bauprojekt «Centro Financiero Confinanzas» in Caracas als gescheitert. Es wurde zu einem Mahnmal
für die Krise: tonnenweise Beton für nichts und niemanden. Bis
zum Jahr 2007. Da kamen die Ersten aus den Barrios, den Armenvierteln, und nahmen den leer stehenden Turm ein. Besiedelten ihn.
­Errichteten improvisierte Wohnstätten und Schlafplätze. Raus aus
den peripheren Slums, hinein in die – im Volksmund nach dem letztlich gescheiterten Investor David Brillembourg – Torre David
­genannte Investitionsruine im Zentrum der Stadt.
Der Turm ist heute belebt. Und wie. Das Gebäude ­bietet mittlerweile
mehr als 750 Familien eine neue, wenngleich improvisierte Heimstätte. Mindestens 2500 Menschen haben hier also ihren ordentlichen Wohnsitz. Aufzüge oder verputzte Fassaden gibt es keine,
­Balkongeländer fehlen ebenso wie Zwischenwände in manchen
­Geschossen. Überall Glasscherben, Betonteile und Baumaterial.
Was aber hier keinen stört. Man hat endlich ein richtiges Dach über
dem Kopf.
Kreative Selbstorganisation
Im Torre David gibt es neben Wohnungen auch improvisierte Arztpraxen, Geschäfte, Lokale und Fitnessstudios. Wasser wurde über
Tanks und Pumpen eingeleitet und auch Strom haben sich die
­ ewohner im Laufe der Jahre mit einfachsten Mitteln selbst organiB
siert. Das geschäftige Treiben im Torre David wird von den Behörden und der Polizei geduldet, von Architekturexperten beobachtet
und analysiert. Mehr als ein Jahr lang haben die Mitglieder des internationalen Kollektivs «Urban-Think Tank» die physische und soziale
Organisation dieser Squatter-Gemeinschaft untersucht. Squatting
steht für kreatives Besetzen von aufgegebenen Orten.
«Wir stehen dieser Invasion generell kritisch gegenüber, plädieren
nicht für ein Wohnen in unfertigen Gebäuden, zumal das Leben im
Turm ja gefährlich ist. Unser Ziel ist es aber jetzt, Wege zu finden,
wie dieser Turm noch funktionaler und bewohnbarer gemacht
­werden kann», sagt Hubert Klumpner, der gemeinsam mit Alfredo
Brillembourg (Grossneffe des Bankiers und Investors David Brillembourg) «Urban-Think Tank» leitet. Klumpner, wie sein Kollege Professor für Architektur und Städtebau an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, widmet sich seit Jahren städtebaulichen
und architektonischen Projekten in Armenvierteln. Laut Schätzungen lebt heute rund eine Milliarde verarmter Menschen in Slums.
«Wir glauben, dass das nicht nur ein Problem dieser Städte in der
südlichen Hemisphäre ist. Das geht uns alle an», sagt Klumpner.
Der Torre David ist heute im Besitz eines der Regierung Venezuelas
gehörenden Konkursfonds. «Was sich im Gebäude abspielt, wird
­bewusst übersehen, eine Räumung stand bislang nicht im Raum», c
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Thema
­berichtet Hubert Klumpner. Tatsache ist, dass sich die Menschen
ihr Leben unter schwierigen Bedingungen gut organisiert haben.
Im 28. Stockwerk fahren Kinder mit ihren Dreirädern, dort, wo es
keine Handläufe oder Geländer gibt. Eine Halle fungiert als Fussballplatz. Etliche Bereiche sind mit Wireless Internet ausgestattet. Die
Gross­familien haben sich eine wechselseitige Nachbarschaftshilfe
aufgebaut. «Diese soziale Struktur der Unterstützung ­interessiert uns
sehr. Man ist aufeinander angewiesen, die fehlende Infrastruktur
wird durch Menschlichkeit ersetzt: ein spannendes ­Phänomen.»
Zudem muss man wissen: Caracas ist ein eigentümliches, gefährliches Pflaster. Trinkwasser ist hier teurer als Benzin, die Verbrechensrate ist hoch.
c
talliert. An den Wänden hängen Fotos vom Turm, auf den Tischen
liegen Infomaterialien. Hubert Klumpner: «Wir haben so einen
­sozialen Raum geschaffen, der jenem der Bewohner des Torre
David ­ähnelt.»
In der Jurybegründung in Venedig hiess es, der Preis sei auch den
Menschen in Caracas gewidmet, die sich als informelle Gemeinschaft aus eigener Kraft ein neues Zuhause in einem nicht fertig
­gestellten Gebäude geschaffen hätten. Ein Statement, das in
­Venezuela wiederum derzeit für heftige Diskussionen sorgt. Der
­internationale Erfolg hat vor Ort einen Diskurs entfacht. Endlich. n
Less stupid Cities
Der Torre David ist weltweit kein Einzelfall. Laut Klumpner existieren
unter anderem in Johannesburg, Bangkok oder Mumbai ähnliche
Projekte, bei denen sich die Armen in funktionslos gewordenen
Wolkenkratzern eingenistet haben. Der Professor ist überzeugt, dass
die westliche Gesellschaft von den in «vertikalen Slums» gefundenen
Lösungsansätzen lernen könne. Nicht nur von den «ausgeklügelten
Improvisationsfähigkeiten» der Bewohner: «Es geht auch darum,
­unsere teuren und hochgezüchteten Technologien, die nicht unbedingt nachhaltig sind, kritisch zu hinterfragen.» Klumpner hofft, dass
eine neue Generation von Städtebauern und Architekten weniger
an «Smart Cities» als an «Less stupid Cities» interessiert ist. Der Torre
David sei in diesem Sinne ein «ideales Labor», um gemeinsam mit Industrie und Bewohnern abgespeckte Technologien zu testen: «Wir
müssen uns endlich um die eine Milliarde Menschen, die in Slums
wohnen muss, kümmern.» Deshalb hat «Urban-Think Tank» etwa in
Caracas, wo es kaum noch Platz gibt, eine robuste urbane Seilbahn,
vertikale Sportanlagen und Gymnasien sowie ohne Wasser funktionierende Toilettenanlagen entworfen. «Hinschauen allein reicht
nicht, man muss auch etwas tun», sagt Klumpner.
Goldener Löwe an der Architekturbiennale in Venedig
Auf der Architekturbiennale in Venedig erhielt «Urban-Think Tank»
für die Installation «Torre David / Gran Horizonte» den Goldenen
­Löwen für das beste Projekt im Rahmen der «Common Ground»Ausstellung des Biennale-Direktors David Chipperfield. Im Arsenale
hat das Kollektiv ein improvisiertes, venezolanisches Restaurant ins-
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Buchhinweis
Torre David
Informal Vertical Communities
Herausgegeben von Alfredo Brillembourg
und Hubert Klumpner, Urban-Think Tank
Lehrstuhl für Architektur und Städtebau,
ETH Zürich.
Die Publikaiton der Studie «Torre
David – Informal Vertical Communities»
wurde durch Schindler ermöglicht.
Fotografien Iwan Baan.
480 Seiten, 300 Abbildungen
Lars Müller Publishers, Zürich, 2012
ISBN 978-3-03778-298-9, Englisch
«Innovation ist
unsere einzige Chance»
Welche Rolle nimmt Ihr Lehrstuhl innerhalb der ETH ein?
Hubert Klumpner: Alfredo und ich sind sehr gut in den Bereich «Net-
Die Professoren Hubert
Klumpner (links) und
­Alfredo Brillembourg in
­angeregter Diskussion –
und vor einem Slum in
Caracas (Bild links).
BILD U-TT / Daniel Schwartz
A
n der letzten Architekturbiennale in Venedig erhielten
Hubert Klumpner und Alfredo Brillembourg von «Urban-Think
Tank» für die Installation «Torre David / Gran Horizonte» einen
­Goldenen Löwen. Wir wollten von den beiden zuerst wissen,
welche Kernaufgaben sie konkret mit ihrem Institut erfüllen.
Hubert Klumpner: Wir arbeiten seit über zehn Jahren an Themen zur
Stadt im globalen Süden. Es geht um Herausforderungen als auch
Potenziale, die sich dadurch für die sogenannte «Entwickelte Welt»
und deren Städte ergeben. Unser Lehrstuhl an der ETH versucht dem
Thema Städtebau in der Schweiz eine Basis zu verschaffen. Nun ist es
ja nicht so, dass wir dem einzigen Lehrstuhl zu diesem Bereich vorstehen. Aber die Ausrichtung unseres Lehrstuhls auf die Städte des
globalen ­Südens und die damit verbundenen Herausforderungen von
schwacher ­finanzieller Basis von Stadtregierungen, überdehnten
­Infrastrukturen und knappen Ressourcen, gepaart mit einer steigenden Dichte von Bewohnern und Gebäuden, vervollständigt das Lehrund Forschungspotenzial des Departements Architektur der ETH.
Ihre Suche nach innovativen Ansätzen ist allgegenwärtig.
Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass diese Innovationsimpulse
in der Praxis – in der Architektur und in der Städteentwicklung –
mehr als faszinierende Denkansätze sind?
Alfredo Brillembourg: Innovation ist unsere einzige Chance, Städte und
ihre Bewohner zu erreichen, bevor es im wahrsten Sinne des Wortes
zu spät ist. Man könnte auch sagen «Innovation takes command».
Die Herausforderung hierbei ist es, eine Atmosphäre zu erzeugen,
in der fortschrittliches Denken gefördert und ermöglicht wird. Der
erste Schritt dazu ist es, selbstkritisch zu sein und zu bleiben.
work City Landscape» eingebunden, das ist neben dem Studio Basel
und «Future City Lab» in Singapur jener Ort, wo man sich innerhalb
der ETH mit Fragen des Territoriums, Stadtentwicklung und Stadt als
kulturelle Errungenschaft und Herausforderung beschäftigt. Neben
technischen Fragen geht es dort vor allem um das Verständnis der
kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Dimension der Stadt.
Wie soll sich der «Urban-Think Tank» weiterentwickeln?
Hubert Klumpner: «Urban-Think Tank» wurde ursprünglich in Südamerika als Non-Profit-Organisation gegründet. Im Vordergrund stand
von Anfang an die Frage, wie man die Aufgabe Stadtentwicklung in
Entwicklungsländern und Schwellenländern in aktuellen Zusammenhängen nicht nur als Phänomen besser verstehen, sondern auch
praktisch eingreifen kann. Internationale Vernetzung und die Verbindung von Mission, Vision und Aktion haben uns über die Columbia University, wo wir das SLUM_Lab gründeten, an die ETH Zürich
geführt. Ein natürlicher Schritt dieser Entwicklung ist unser Ziel, in
der Schweiz eine neue Generation von Architekten auszubilden.
Sehen Sie sich als kritisches Gegenüber zur klassischen
Architekturlehre?
Alfredo Brillembourg: Unsere Herangehensweise knüpft an die Zeit vor
der Postmoderne an, also vor jener Zeit, als Architektur sich auf
«Form = Inhalt» konzentrierte. Es war eine Epoche, als man sich auch
noch im Europa der Nachkriegsjahre neben den klassischen Fragen
der Moderne mit Fragen unserer Gesellschaft im grösseren Zusammenhang beschäftigte. Der Besuch des Previ-Projektes in Lima (Peru)
war dabei für uns ein Schlüsselerlebnis. Südamerika als Laboratorium
und die langfristigen Verformungen jener Ideen, denen Architekten
wie Team 10, Aldo van Eyck, Ralph Erskine oder Yona Friedmann sich
stellten, sind für uns hochinteressante Anknüpfungspunkte, um die
Architekturlehre wieder auf eine breitere Basis zu stellen.
Wie definieren Sie Städtebaulehre?
Hubert Klumpner: Es gibt viele Herangehensweisen, Städtebau zu
­betreiben. In Asien oder Afrika werden wir heute – wie vor einigen
Dekaden in Südamerika – tatsächlich neue Städte als Ökologien entwickeln oder bereits existierende Städte fünf-, sechsfach erweitern
müssen, wenn die Prognosen stimmen, wonach auch dort mehr als
50 Prozent der Bevölkerung in urbanen Zentren leben ­werden. Die
Frage für uns ist es heute jedoch, wie setzen wir solche Erfahrungen
in gebaute Stadtkörper um. n
next floor
15
Urbanität
Genf – eine Stadt erfindet sich neu
Im Herzen von Genf entsteht das Stadtquartier La Marbrerie – eines der ersten im Rahmen
des umfassenden Stadtentwicklungsprojektes im Stadtgebiet PAV (Praille-Acacias-Vernets).
Zwei Wohntürme mit jeweils 16 Stockwerken sollen sich in einem völlig neu gestalteten
urbanen Umfeld erheben.
TEXT Jean-Louis Emmenegger Bild STADT GENF & CLR ARCHITEkten
W
ie andere europäische Städte ist auch Genf seit einigen Jahren mit einem starken Wachstum konfrontiert: steigende Einwohnerzahlen, Ausweitung der Wirtschaftstätigkeit und des Dienstleistungssektors, Expansion der Geschäftsflächen, Erhöhung des
städtischen Verkehrsaufkommens usw. Das stellt Genf vor die Herausforderung, den Einwohnern die Lebensqualität zu erhalten oder
gar zu verbessern.
Ziel: Verdichtung
Um dieser Situation gerecht zu werden, plant die Stadt umfangreiche Investitionen für Wohnungsbau, Stadtteilplanung, Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur usw. Dazu gehören der Bau neuer
Tramlinien und die geplante Bahnverbindung CEVA (Cornavin–EauxVives–Annemasse).
Um städtisches Wachstum zu ermöglichen, gibt es im Grunde nur
zwei Möglichkeiten: entweder Ausdehnung (wie in den USA) oder
aber das Gegenteil, nämlich Verdichtung. In der Schweiz und insbesondere in Genf ist der Raum knapp – Ausdehnung ist daher ausgeschlossen. Für eine realistische Stadtplanung bleibt einzig und allein
das Konzept der Verdichtung. Das bedeutet: Es muss in die Höhe
gebaut werden! Diesem Grundsatz haben sich im Übrigen alle
Schweizer Städte verschrieben: zum Beispiel Zürich (Prime Tower),
Basel, Grossraum Lausanne, Freiburg, Zug, Luzern usw.
Glück, denn es steht eine Fläche von 230 Hektaren nahe dem Stadtzentrum zur Verfügung. Eine einmalige Chance – Genf kann sich
ganz in der Nähe seines Stadtkerns entwickeln! Das macht das
Stadtgebiet PAV – Praille-Acacias-Vernets – zu einem wichtigen Projekt des städtischen Wandels in Richtung Zukunft.»
Das Gebiet PAV umfasst das Industriegebiet La Praille (Güterbahnhof) und die Quartiere Acacias und Vernets. Es liegt auf dem Territorium der drei Gemeinden Carouge, Genf und Lancy. Dieses Gebiet
wird als «gemischte Zone» bezeichnet, das heisst, es umfasst Siedlungsraum (Wohnungen) und gewerbliche Einrichtungen (Handwerk, Handel und Kleinindustrie) mit 20 000 Arbeitsplätzen.
Städtischer Wandel par excellence
140 der 230 Hektaren des PAV werden umgezont, die bestehenden
Infrastrukturen (Verkehrswege usw.) jedoch beibehalten. Ziel der
Stadtplaner ist es, eine heute sehr aktive Industrie- und Handwerkszone in ein neues, durchmischtes Stadtzentrum mit hoher Dichte
umzuwandeln. Die Herausforderung liegt in der Neuaufteilung von
Siedlungsraum (geplant ist der Bau von 11 000 Wohnungen) und
gewerblichen Tätigkeiten. Neubauten sollen dabei die zur Verfügung stehenden Flächen verdichten und neu angelegte Plätze für
Lebensqualität im öffentlichen Raum sorgen.
Das neue Stadtquartier La Marbrerie
PAV: Einmalige Chance
Nathalie Luyet Girardet, Leiterin der Abteilung für operative Aufgaben des Stadtplanungsamts Kanton Genf, betont: «Genf hat grosses
16
Ein erstes Teilstück befindet sich nun in der Ausarbeitungsphase:
das Gebiet La Marbrerie (Carouge), das sich im Besitz des Kantons
Genf befindet. Den ersten Architekturwettbewerb für das PAV ge-
Im neuen Quartier sind die
beiden Hochhäuser «Castor»
und «Pollux» geplant, die beide
je 16 Stockwerke hoch werden.
Bild: CLR Architekten, Genf
wann das Büro CLR architectes (Genf). Patrick Longchamp, einer der
Gründer, umschreibt die Ziele seines Projektes so: «Unser Projekt ermöglicht die Koexistenz von Wohnraum und von KMU und Handel.
Die gewerblichen Einrichtungen befinden sich auf zwei Ebenen mit
einer Fläche von 6000 Quadratmetern. Ab dem dritten Stockwerk
erheben sich zwei (Wohn-)Türme mit jeweils 14 Etagen und einer
Höhe von 50 Metern.»
Zwei Türme: «Castor» und «Pollux»
Die Mauer entlang einer stark befahrenen Strasse schafft einen geschützten Hof, eine Art Ruheoase inmitten des gewerblichen und
urbanen Treibens, und bietet Rückzugsraum für die Bewohner. Geplant sind eine bepflanzte Terrasse, eine Kinderkrippe und ein Spielplatz. Auf dem Dach der beiden Türme «Castor» und «Pollux» verfügen die Mieter der 158 Wohnungen über eine Terrasse und einen
Begegnungs- und Veranstaltungsort. Das Energiekonzept der Gebäude erfüllt strengste Kriterien. Der Bauherr plant, mit dem Bau im
Jahr 2014 zu beginnen. Einweihung soll dann 2017 sein. Nach La
Marbrerie werden weitere Gebiete innerhalb des PAV umstrukturiert.
Genf hat mit einem tiefgreifenden Wandel begonnen: Die Stadt erfindet sich neu und wird zu einem topmodernen Ballungsraum im
Geist des städtebaulichen Designs des dritten Jahrtausends. n
Facts & Figures
Projekt La Marbrerie
Architektur- und Stadtplanungswettbewerb zur Verdichtung des Stadtgebiets PAV,
«Genf 2020» (Bund Schweizer Architekten)
2007Vorstellung eines Masterplans
(erste Definierung des PAV)
2009 Gesetzesentwurf zur Umzonung
2011Einstimmiger Beschluss der Umzonung des PAV
durch das Kantonsparlament
September 2011 Erster Architekturwettbewerb für das PAV,
Projekt La Marbrerie
Februar 2012Das Gewinnerprojekt steht fest: «Castor & Pollux»
von CLR Architekten, Genf
2014 Baubeginn
2017 Einweihung des neuen Stadtquartiers La Marbrerie
2005Internationaler
Das Quartier La Marbrerie ist
eines der ersten, das im Rahmen
des bedeutenden Stadtentwicklungs­
projektes PAV realisiert wird.
next floor
17
Accessibility
Das Erfolgsrezept
heisst Kommunikation
Schindler PORT lastet Aufzüge optimal aus. Aber nicht nur das: Die Technologie leitet
Besucher effizient durch Gebäude und versorgt sie mit wichtigen Informationen.
Dank Transit Management verkürzen sich die Wartezeiten und der Energieverbrauch
der Aufzüge sinkt, zudem wird wertvolle Baufläche eingespart.
TEXT Raphael Hegglin BILD ALBERT ZIMMERMANN
G
ebäude werden zunehmend grösser und komplexer. Knappe Baulandreserven sowie Bevölkerungswachstum verlangen nach verdichteten Bauten.
Gerade in grossen und hohen Gebäuden ist es zentral, Besucher nicht sich selbst zu überlassen. Denn
oft strömen zu den Stosszeiten Hunderte oder gar
Tausende an ihre Arbeitsplätze. Die Schlüsselfunk­­­­­
tion, um diese Personen schnell ans Ziel kommen zu
lassen, bilden die Aufzüge und Fahrtreppen. Arbeiten
­diese Systeme koordiniert, lassen sich Wartezeiten
18
vermeiden. ­Funktionieren sie nach dem alten Prinzip
«first-come, first-served», bilden sich Warteschlangen.
Transit Management
Das Erfolgskonzept für ein effizientes Transit Management heisst Kommunikation. Genau das bietet die
neue PORT-Technologie: Sie leitet Besucher in leicht
verständlicher Weise zum geeigneten Aufzug und
durch ein Gebäude an den jeweiligen Zielort.
­Schindler PORT koordiniert dabei sämtliche Aufzüge
und errechnet laufend, wie ein Passagier am schnellsten zum gewünschten Stockwerk gelangt. Dadurch
sind die Aufzüge optimal ausgelastet, Leerfahrten
und Zwischenhalte werden minimiert. Im Endeffekt
sind so weniger Aufzüge erforderlich und es steht
mehr wertvolle Fläche für Wohnungen oder die gewerbliche Nutzung zur Verfügung.
­ nweisungen erfolgen also visuell und akustisch.
A
PORT ermöglicht so auch den behindertengerechten
Zugang zu Gebäuden: Personen mit Sehschwäche
werden akustisch geführt und Rollstuhlfahrer – per
Zutrittsausweis als solche erkannt – erhalten längere
Türöffnungszeiten sowie die geräumigsten Aufzüge
zu­gewiesen. Die Zeiten sind vorbei, wo man mittels
Drücken einer Taste in der Kabine sein Ziel wählt.
Auf Benutzer angepasst
Dank PORT-Technologie wird
der Besucher zum geeigneten
Aufzug geleitet, der ihn auf
schnellstem Weg zum Ziel
bringt. Der Benutzer-Terminal
(Bild links) lässt sich auch mit
einem Batch bedienen.
Die Kommunikation übernehmen im Gebäude installierte Benutzer-Terminals – sogenannte «Personal
­Occupant Requirements Terminals» (PORT). Die
­Terminals verfügen über einen Badge-Leser; Besucher
mit Zutrittsausweis werden so automatisch erkannt
und gemäss Programmierung an den gewünschten
Ort geleitet. Die PORT-Terminals sind zudem mit
­TFT-Displays sowie Touchscreen-Funktion ausgestattet und verfügen über einen Lautsprecher – die
Mehr Fahr- und Energieeffizienz
Die PORT-Technologie lässt sich in bestehende Gebäudeleitsysteme und Sicherheitskonzepte integrieren.
Die Zugangskontrolle kann damit auf die Aufzüge ausgedehnt werden und in Notfällen geben die BenutzerTerminals Evakuierungshinweise, auch in akustischer
Form. Schindler PORT sorgt für mehr Fahr- und Energieeffizienz und leitet Besucher schnell und unkompliziert an ihr Ziel. n
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19
Bauen und erneuern
Schlichtheit und Würde
als Prinzip
Die Stadt St. Gallen ist neuer Standort des Bundesverwaltungsgerichts.
Der Neubau aus der Feder der Architekten Staufer & Hasler demonstriert
städtebauliche Präsenz und bildet einen unaufdringlichen, aber markanten
Rahmen für die staatspolitisch wichtige Institution.
20
Der Neubau des Bundes­
verwaltungsgerichts
ist vom Westen von St. Gallen
her gut sichtbar und bildet
eine Art Landmarke zum
Zentrum der Stadt.
TEXT Katrin Ambühl BILD ALBERT ZIMMERMANN
B
rombeeren und Wildblumen blühten noch vor
wenigen Jahren auf dem «Chrüzacker». Seit Sommer 2012 ist die einstige Brache in Zentrumsnähe
neuer Arbeitsort von 400 Mitarbeitenden des Bundesverwaltungsgerichts. Der Umzug der Institution von
Bern nach St. Gallen bildete den Abschluss eines langwierigen Prozesses, der im Jahr 2000 mit der vom
Stimmvolk angenommenen Justizreform begonnen
hatte.
Ziele waren unter anderen die Entlastung des
­Bundesgerichts und die Vereinfachung der Verfahren.
Zudem sollte das Bundesverwaltungsgericht, das auf
drei Standorte verteilt war, unter einem Dach zu­
sammengefasst werden. Die Wahl für St. Gallen sei
Bauherr Hochbauamt Kanton St. Gallen
nicht ­zuletzt ein demokratischer Akt gewesen,
Architektur
Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld
­beteuerte Bundesrätin Simonetta Sommaruga an
GU Rohbau und Hülle:
der Einweihung: «Die Bundesgerichte in Lausanne,
HRS Real Estate AG, St. Gallen
­Bellinzona und St. Gallen bilden mit dem Versiche
BauleitungInnenausbau und Gebäudetechnik:
rungsgericht in Luzern ein eidgenössisches Gerichts Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld
gleichgewicht, das ausgewogener und gerechter
Bauzeit 2009 bis 2012
nicht sein könnte.»
Kosten 106 Mio. Franken
Aufzüge4 Aufzüge Schindler 5400
Ehrlich und selbstbewusst
2 Schindler 5300
Als ausgewogen kann auch das neue Gebäude bezeichnet werden. Das Ensemble des zweistöckigen
Flügelbaus und des 50 Meter hohen Turms stellt eine
Balance zwischen Zurückhaltung und Monumentalität, zwischen ehrlicher und selbstbewusster Formgebung dar. Die Gliederung ergab sich aufgrund städtebildet, und ein Turm. Dieser liegt am westlichen Ausbaulicher und nutzungsorientierter Überlegungen. Im
läufer des Rosenbergs und ­ergänzt die Reihe von be13-stöckigen Hochhaus ist der abgeschirmte Bereich
deutungsvollen Bauten, nämlich das Stadthaus am
der Verwaltung untergebracht. Im Hochhaussockel
Bahnhof, das neue Fachhochschulzentrum oder auch
und im Flügelbau finden sich die halböffentlichen
das Hochhaus des Kantonsspitals. «Der Turm ist vom
­Zonen mit Cafeteria, Bibliothek, Sitzungszimmern und
Westen und den umliegenden Hügelzügen gut sichtGerichtssälen.
bar. Das Gebäude bildet als Landmarke den westli«Eine der Kernfragen war, wie man ein so grosses
chen Eingang zum Zentrum der Stadt», sagt Patrick
­Volumen von 86 000 Kubikmeter an dieser prominenBünter vom Hochbauamt ­Kanton St. Gallen.
ten Lage am Ausläufer des Rosenbergs setzt», sagt
Inszenierte Doppelgeschosse
Rico Lauper. Er ist Projektverantwortlicher bei StauBei der Gestaltung des Hochhauses wählten die Arfer & Hasler Architekten. Die Antwort der Architekten
chitekten einen Ansatz, der dem derzeitigen Trend
ist ein in den Hang eingebetteter Sockelbau, der mit
entgegenläuft. Sie stülpten die Statik nach aussen, c
der bestehenden Villa einen ­öffentlichen Aussenraum
Facts & Figures
next floor
21
Bauen und erneuern
Sicher und schnell ans Ziel
während die meisten modernen Hochbauten diese
verbergen und nur die Fassade zeigen. Beim Bundesverwaltungsgericht haben alle sichtbaren Elemente
eine tragende Funktion. Die Stahlbetonkonstruktion
des Hochhauses ruht auf einem dreigeschossigen
­Sockelbau mit Lochfassade und inneliegender Eingangshalle. Darüber liegen zehn Stockwerke, die in
zweigeschossigen Einheiten in die Höhe gestapelt
sind. Das Zusammenfassen der Etagen in fünf Doppelgeschosse spiegelt die Struktur der Verwaltung, die
aus fünf Abteilungen besteht. «Durch seinen kommunikativen und auf die inneren Verhältnisse verweisenden Ausdruck erhält das Bauwerk einen angemessenen repräsentativen Charakter und eine zeitgemässe
Würde», sagt Architekt Rico Lauper.
c
Hunderte von Personen nutzen täglich die Aufzüge
im neuen Bundesverwaltungsgericht. Alle haben ein
Ziel: möglichst schnell anzukommen. Um dies zu
­ermöglichen, sind die Aufzüge im Hochhaus mit
einer Zielwahlsteuerung ausgestattet. Sie gruppiert
Personen, die ins gleiche Stockwerk fahren wollen.
Die zentrale Steuerung er­rechnet, welcher Aufzug
der idealste ist, damit der Fahr­gast ­möglichst ohne
Zwischenhalt ans Ziel kommt.
Ziele hervorragend umgesetzt
Im Turm wurde über 15 Etagen eine Triplex-Anlage
mit drei Personenaufzügen Schindler 5400 ein­
gebaut. Ein vierter Lift vom gleichen Typ ist als spezieller Feuer­wehraufzug konzipiert. Der Seitenflügel
ist mit zwei ­Standardaufzügen Schindler 5300 aus­
gerüstet.
Die Triplex-Aufzüge im Turm wurden früh montiert,
weil zwei davon als Bauaufzüge dienten. Für diese
Phase wurden die Aufzüge mit einer speziellen
­Innenauskleidung und robusten Türen ausgestattet.
22
Das Prinzip von Schlichtheit und Würde setzt sich im
Innern fort, was in der Eingangshalle besonders gut
zur Geltung kommt: Sichtbeton wird ergänzt mit
Stucco lustro, Wandfüllungen und Schrankwände bestehen aus geölter Eiche und für die Böden kamen
Terrazzo-Beläge mit Intarsien zum Einsatz. Allesamt
traditionsträchtige, hochwertige Materialien, bei deren Verarbeitung ein hohes Mass an handwerklichem
Know-how und Präzision gefragt war. Vor allem
beim abgeschliffenen Steinboden: Die Bodenintarsien
bestehen aus unterschiedlichen Steinarten in Gelb-,
Rot- oder Grüntönen. Sie verleihen jedem Raum eine
eigene Farbgebung und Atmosphäre.
Der Grundstein für das Projekt wurde 2005 mit einem
zweistufigen Projektwettbewerb gelegt, den der
­Kanton St. Gallen durchführte. Fast 200 Vorschläge
gingen für die erste Stufe ein. Die Vorgaben des Wettbewerbsprogramms waren deutlich: Das Gerichts­­­ge­
bäude sollte einladend wirken, die Justiz und Gerechtigkeit reflektieren sowie die Vorstellung von Recht
materialisieren. «Dieses grundlegende Ziel wurde von
Staufer & Hasler Architekten mit der ­äusseren Erscheinung, der inneren Organisation und den verwendeten
Materialien hervorragend umgesetzt», sagt Patrick
Bünter vom Hochbauamt Kanton St. Gallen.
Der Kanton ist Bauherrin des Gebäudes, das vom
Bund geleast wird. Er wiederum vermietet es dem
Bundesverwaltungsgericht, bei dem 75 Richter sowie
320 Mitarbeiter und Gerichtsschreiber arbeiten. Sie
sind mit bis zu 17 000 Fällen beschäftigt und fällen
rund 9000 Urteile pro Jahr. Im neuen Gebäude hat
die Institution nun einen Rahmen gefunden, der ihre
Ernsthaftigkeit und Wichtigkeit nach aussen trägt. n
Architektur Schweiz
Ingenieurskunst vom Feinsten
Das Hochhaus zieht unweigerlich die Blicke der Automobilisten auf sich. Es liegt an der
A14, bei der Verzweigung Rütihof am Eingang zum Kanton Zug. Aufmerksamkeit verdient
das neue Verwaltungsgebäude der Roche Diagnostics International AG nicht nur wegen
seiner augenfälligen Architektur, sondern auch für sein intelligentes Energie- und
Haustechnikkonzept.
next floor
23
Architektur Schweiz
TEXT Stefan Doppmann BILD Albert Zimmermann
D
er «Bau 5», wie das Hochhaus nüchtern genannt
wird, dient der Roche Diagnostics International AG
seit Mitte 2011 als administratives Zentrum. Das Unternehmen hat seine Aktivitäten in den vergangenen
Jahren in Rotkreuz konzentriert und stark ausgebaut.
Zu diesem Zweck wurden nach und nach verschiedene, architektonisch sehenswerte, Gebäude errichtet. Ihre Anordnung folgte einem Masterplan der
­Luzerner Architekten Scheitlin & Syfrig. So entstand ein
eigentlicher Campus, dessen vorläufiger Schlusspunkt
das 68 Meter hohe Verwaltungsgebäude ­bildet.
Der Roche-Bau 5 bietet Raum für rund 625 Arbeitsplätze. Diese verteilen sich auf moderne offene
­Arbeitszonen, die sich mit verglasten Einzelarbeitsplätzen und Besprechungsräumen abwechseln. Die
13 Geschosse, auf die die Büroarbeitsplätze verteilt
sind, sind durch grosszügig konzipierte Wendeltreppen miteinander verbunden. Dies verkürzt die Wege
und erleichtert die Kommunikation. In den beiden
obersten Stockwerken wurden verschiedene Sitzungs­
zimmer eingerichtet. Mitarbeitende und Gäste
­können hier die atemberaubende Aussicht vom
Facts & Figures
Stockwerke
2 UG, 1 EG, 13 Norm-, 2 Konferenzgeschosse
Fläche956 m2 Grundfläche, 17 236 m2 Bruttogeschossfläche
Nutzung Büros (600 Arbeitsplätze), Tagungsräume
Lage Rotkreuz, Areal Roche Diagnostics International AG
Bauherr Roche Diagnostics International AG
Vertretung projektrosenberg, Zürich
Architekten & GP Burckhardt + Partner AG, Basel
Bezug Mitte 2011
Aufzüge3 Personenaufzüge Schindler 5400
1 Waren-, Personen- und Feuerwehraufzug,
Schindler-Custom-Design
24
Höhe68 m, 18
Z­ ugersee bis zu den Alpengipfeln geniessen. Zuoberst
befindet sich auch ein 100 Plätze umfassender Konferenzraum mit einer Vorzone für Begegnung, Apéros
und Verpflegung.
Innovatives Statikkonzept
Den Gestaltungsauftrag für das Hochhaus gewann –
nach einem Wettbewerb unter fünf namhaften
Schweizer Architekturbüros – Burckhardt + Partner
­Basel. Ihr Projekt zeichnet sich insbesondere durch
sein imposantes und auch wirtschaftliches Statikkonzept aus. Zentrales Element der Statik sind die V- und
A-förmigen Stützen, die das Bild der transparenten
Fassade prägen. Diese vorfabrizierten Elemente tragen
einen wesentlichen Teil der Kräfte und entlasten so
­signifikant den Betonkern. Auf diese Weise konnte
die Stärke der Kernwände im Hochhaus deutlich von
50 auf 30 Zentimeter reduziert werden, was die
­Nutz­fläche erhöhte.
Geringer Energiebedarf – keine Klimaanlage
Ebenso innovativ ist auch das Energie- und Haustechnikkonzept. Der Energiebedarf des Gebäudes liegt bei
rund 81 Kilowattstunden pro Quadratmeter jährlich.
Damit wird die hausinterne Vorgabe von Roche, die
bei 100 Kilowattstunden liegt, deutlich unterschritten.
Die Heizwärme wird mit einer an Erdsonden angeschlossenen Wärmepumpe erzeugt. Im Sommer werden die Räume durch Betonkernaktivierung gekühlt:
Dabei wird Wasser durch ein Rohrsystem geleitet, das
in die Betondecken eingelassen ist. Das zirkulierende
Wasser kühlt die massiven Betondecken von innen.
Diese im Betonkern eingelagerte Kälte wird über mehrere Stunden in den Raum abgegeben und sorgt so
auch bei warmen ­Aussentemperaturen für ein ausgeglichenes und angenehmes Raumklima. Auf den Einsatz energieaufwendiger Klimaanlagen kann somit
verzichtet werden.
Eine besondere Herausforderung für die Architekten
stellte die Schalldämmung dar. Damit die Betonkernaktivierung ihre kühlende Wirkung optimal entfalten
kann, musste die Betondecke grossflächig frei sichtbar bleiben. Um dennoch eine gute Raumakustik zu
erhalten, entwickelten die Projektverantwortlichen in
Zusammenarbeit mit dem renommierten Fraunhofer
Institut für Bauphysik in Stuttgart eine innovative
­Lösung: In die Decke wurden streifenweise mit Glasgranulat gefüllte Faserzementprofile eingelegt. Dann
wurde die Decke mit einem Akustikverputz über­
zogen. Auf diese Weise wird ein grosser Teil des
Schalls absorbiert, ohne die Wirksamkeit der Betonkernaktivierung einzuschränken.
Mit der Zielwahlsteuerung ­erreichen
Lift-Benützer schnell und komfortabel
die gewünschte Etage.
Die auffällige
Fassade
des «Bau 5»Hoch­hauses.
Schliesslich ist auch die Fassade eine Neuentwicklung.
Die Fassadenelemente bestehen aus einer Aluminiumrahmenkonstruktion, mit Dreifachverglasung nach
­innen und Einfachverglasung nach aussen. Im Raum
dazwischen bewegt sich der Sonnenschutz, ohne Wind
und Wetter ausgesetzt zu sein. Durch permanente Belüftung des Hohlraums wird die Bildung von Kondenswasser an der Aussenseite der Fassadenelemente vermieden. Die gewählte Konstruktionsweise erleichtert
die Reinigung und gewährleistet dennoch einen effizienten Schutz vor Sonneneinstrahlung. In jeder zweiten
Fassadenachse befindet sich ein dezentrales Lüftungsgerät. Die Abluft wird zentral aus dem Raum über die
Kerne zur Abluftzentrale auf dem Dach geführt.
Intelligente Aufzugssteuerung
Einen Beitrag zum effizienten Betrieb des Gebäudes
leistet auch das Mobilitätsmanagement innerhalb des
Gebäudes. Simulationsberechnungen hatten ergeben, dass die Kapazität der drei geplanten Personenaufzüge in Spitzenzeiten zu knapp bemessen sein
könnte. Deshalb konfigurierte man den Waren­aufzug
so, dass er den Standard für die Personenbeförderung
erfüllt. Die Zielwahlsteuerung PORT-Techno­logie sorgt
jetzt dafür, dass alle Fahrgäste auf dem schnellsten
Weg ans Ziel gelangen. Der Roche Tower in Rotkreuz
ist das erste Gebäude der Schweiz, das mit der neuen
PORT-Technologie ausgerüstet ist. n
next floor
25
Architektur Schweiz
«Hochzwei» –
überzeugende Aussichten in Luzern
26
Bei der Volksabstimmung
umstritten, heute akzeptiert.
Die beiden Wohnhochhäuser
auf der Luzerner Allmend.
Das neue Fussballstadion,
das Sportgebäude mit Hallen­
bad und die Wohnhochhäuser
bilden eine Einheit.
Früher das Militär, heute Sportstätte, Messeplatz, Natur- und Erholungsraum –
die Luzerner Allmend deckt seit je ein vielseitiges Angebot ab. Entsprechend gross
war die Herausforderung für die Architekten bei Planung und Bau der neuen
Sportarena mit den beiden Wohnhochhäusern «Hochzwei».
TEXT Beat Christen­­BILD ALBERT ZIMMERMANN
Z
uerst existierte ein Gipsmodell. Später kamen
dreidimensionale Visualisierungen hinzu, die die
neue Situation auf der Luzerner Allmend nach dem
Bau der geplanten Sportarena mit den beiden Wohnhochhäusern darstellten. «Es war nicht immer einfach, den Leuten anhand dieser Visualisierungen
­unser städtebauliches Grundkonzept zu vermitteln»,
erinnert sich der Luzerner Architekt Iwan Bühler. Er
hat, zusammen mit dem ebenfalls in Luzern tätigen
Architekten Daniele Marques, das siegreiche Projekt
im Rahmen eines Architekturwettbewerbs für das
neue Fussballstadion in Luzern entwickelt. «Zentral
für das Verständnis ist», sagt Iwan Bühler, «dass die
Allmend für die Stadtluzerner ein ganz besonderer Ort
ist.» Dass der Vorschlag Marques / Bühler schliesslich
die Jury überzeugte, hatte zwei Gründe: Einerseits
sind die Baukörper klar positioniert. Andererseits war
es den Architekten gelungen, trotz der geforderten
Baumasse auf den Landschaftsraum Allmend zu reagieren. Der Entscheid, die unterschiedlichen Nutzungen – Fussballstadion, Sportgebäude mit Hallenbad
und Fitnesscenter sowie Wohnhochhäuser – zu tren-
nen, erwies sich in der Folge als Schlüssel zum Erfolg.
Sämtliche Gebäudeteile konnten so unabhängig voneinander realisiert werden.
Zwei Architekten – ein Team
Glich das Architekturgespann Marques / Bühler anfänglich eher einer Zweckgemeinschaft, so wuchs es
mit jedem weiteren Planungsschritt zu einem Team
zusammen – ein Glücksfall für das ganze Projekt.
Da ist auf der einen Seite Daniele Marques. Vom Typ
her eher der Künstler und Ästhet, dessen Bauten sich
dank der für ihn eigenen Architektursprache von c
next floor
27
Facts & Figures
Entwicklung / Totalunternehmung
ARGE Halter / Eberli
Bauherrschaft Stadion Stadion Luzern AG
Bauherrschaft SportgebäudeCSA Real Estate Switzerland,
eine Immobiliengruppe der Credit Suisse Anlagestiftung
Bauherrschaft WohnhochhäuserCS Real Estate Fund Living Plus,
ein Immobilienfonds der Credit Suisse
Bauherrschaft Breitensportanlagen Stadt Luzern
ArchitektenArchitekturgemeinschaft Marques AG, Luzern,
und Architekturbüro Iwan Bühler GmbH, Luzern
Bauzeit 2009 bis 2012
Aufzüge Swissporarena: 2 Schindler 3300, 2 Schindler 2600
Sportgebäude: 3 Schindler 3300, 1 Schindler 2600
Schiesssporthalle: 1 Schindler 3300
Wohnhochhäuser: 6 Schindler 5400
auf die Atmosphäre von Parklandschaft und Aussensportanlagen beziehen», beschreiben die beiden
­Architekten ihre Überlegungen und ergänzen:
«Obwohl verschieden genutzt, weisen die Gebäude
­konstruktiv einfache Strukturen auf.»
Akzeptanz dank Architektur
Die Kombination von
Blau, Weiss und Gold ist
eine Reverenz an die
­Farben des Fussballclub
Luzern.
c anderen Bauten klar abheben. Iwan Bühler zeichnet
die Liebe zum Detail aus, verbunden mit einem klaren
Fokus auf zeitgenössisches Denken in der Architektur,
und die Kompetenz im Umgang mit historischen
­Gebäuden.
Diese Kombination ermöglichte schliesslich, die
schwierige Balance zwischen ökonomischen Aspekten und städtebaulicher Verträglichkeit im heiklen
Umfeld der Luzerner Allmend zu finden. Die Architektur enthält klassische Elemente von Parkanlagen
wie Zäune, Gittertore und Lauben. «Der daraus ent­
wickelte filigrane Ausdruck der Architektur soll sich
28
Jetzt sind auch die beiden Wohnhochhäuser namens
«Hochzwei» mit ihren 285 Wohnungen und das Sport­
gebäude fertig. So entwickelt sich die ganze Kraft dieses Bauwerks, das zuerst über die Wohnhochhäuser
wahrgenommen wird. Die beiden 88 und 77 Meter
hohen Gebäude waren bei der ersten Volksabstimmung noch um­stritten. Heute ist die Akzeptanz in der
Bevölkerung da – nicht zuletzt dank oder gerade wegen der Architektur. Die aus einem Quadrat entwickelte geschwungene Form, verbunden mit der vom
Fussballstadion und dem Sportgebäude übernommenen filigranen Struktur, verleiht den beiden Wohnhochhäusern ­etwas Edles und Aussergewöhnliches.
Das wohl markanteste Element der neuen Sportarena
ist die goldene Struktur, sie rührt von den pulverbeschichteten Aluminiumstäben her. Das Stadion wird
durch ein Stabwerk umhüllt, das gleichzeitig den
­grossen Erschliessungsumgang umfasst. Durch die
luftdurchlässige Aluminiumfassade schimmert die innere blaue Schale der eigentlichen Arena. Die Kombination von Blau, Weiss und Gold ist eine Reverenz an
die Farben des Fussballclubs Luzern.
Vier Gebäude – eine Einheit
Das neue Fussballstadion mit seinen rund 16 000 Sitzplätzen und das Sportgebäude mit einem Hallenbad
mit 25-Meter-Schwimmbecken bilden zusammen mit
den beiden Wohnhochhäusern eine Einheit. Und
nicht nur das. Die Sportarena Allmend setzt das um,
was die Stadt Luzern seit 2004 in ihrer Strategie festhält: Bewahrung und Stärkung der Grünraumqualität
und grössere Verdichtung des bebauten Bereichs.
Die Sportarena ist eine echte Ergänzung zum Nah­
erholungsraum Allmend. n
Schindler Award
Am 7. Dezember 2012 kommt es im Paul-Klee-Museum in Bern zum spannenden Finale.
Aus zehn nominierten Projekten wird der diesjährige Sieger des Schindler Award erkoren.
Mit dabei ist wiederum ein Wettbewerbsbeitrag aus der Schweiz.
Spannendes Finale
im Klee-Museum in Bern
Die Jury des diesjährigen
Schindler Award.
TEXT Beat Baumgartner BILD Raffael Waldner
D
ie zehn Preisträger des Schindler Architekturwettbewerbs kommen aus
sechs Ländern Europas. Eine hochkarätig zusammengesetzte Jury hat sie aus
insgesamt 113 Projekten ausgewählt,
die von einzelnen Architekturstudierenden oder Teams aus Architekturschulen
in ganz Europa eingereicht worden sind.
Die Projekte werden am 7. Dezember
2012, 16 Uhr, anlässlich der Preisverleihung im Paul-Klee-Museum in Bern in
einer eigenen Ausstellung präsentiert.
Der ­Gewinner und die Ränge zwei bis
fünf werden mit Geldpreisen ausgezeichnet. Neben den Verfassern der besten Projekte wählte die Jury auch drei
­Architekturschulen aus. Sie erhalten Bei­
träge im ­Gesamtwert von 50 000 Euro
als Forschungsunterstützung und als
­Anerkennung für die Vorbeurteilung der
Wettbewerbsprojekte ihrer Studierenden
sowie allgemein für die Aufnahme des
Themas in ihren ­Lehrplan.
Der diesjährige Wettbewerb stellte die
Architektur­studierenden vor eine besondere Herausforderung: Wie lässt
sich der Bereich um die Schützenmatt
direkt neben der weltberühmten Berner
Altstadt neu gestalten und für alle
Menschen, auch solche mit Behinderungen, zugänglich zu machen? Die
Schützenmatt ist ein Ort mit vielen verschiedenen Nutzungsmöglich­keiten
und unterschiedlichen topografischen
­Niveaus, die zu wenig miteinander verbunden sind.
Die Studenten waren aufgefordert,
Ideen zu liefern, wie dieser öffentliche
Raum aufgewertet und besser genutzt
werden kann. Dabei mussten auch Vorschläge gemacht werden, wie die verschiedenen ­Kultur- und Randgruppen,
die in dieser Gegend an­gesiedelt sind,
integriert statt ausgegrenzt werden.
www.schindleraward.com
Die Nominierten
des Schindler Award 2012
Projekt
Nr. 3Ensembles
Nr. 5The
Nr. 14New
Nr. 60Joining
Lund School of Architecture, Schweden
Hub
Lund School of Architecture, Schweden
spaces for democracy
Sint-Lucas School of Architecture, Belgien
Zürcher Hochschule für
angewandte Wissenschaften, Schweiz
Nr. 62Convergent
Diversity
Voles Higher School of Architecture, Spanien
Nr. 81No
Nr. 98No
Nr. 100lmpuls
Nr. 101Bridging
Nr. 104The
title
Technische Universität Berlin, Deutschland
title
Technische Universität Berlin, Deutschland
Kraft
Technische Universität Berlin, Deutschland
Barriers
Technische Universität Berlin, Deutschland
Valley
Sint-Lucas School of Architecture, Belgien
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29
Visionen
Die Schweiz setzt neue Massstäbe
Vor kurzem wurde in Lugano das neue Nationale Hochleistungsrechenzentrum eröffnet.
Der Neubau mit seinen Supercomputern soll sicherstellen, dass die Schweiz als Forschungsplatz
im Bereich des Hochleistungsrechnens wettbewerbsfähig bleibt.
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Ein eher unscheinbarer Bau –
das Verwaltungs­gebäude
des neuen ­Nationalen
Hochleistungs­­rechen­zentrums.
Facts & Figures
Auftraggeber Bauunternehmer ETH Zürich
Implenia Impresa Generale SA, Lugano
BauzeitJanuar 2010 bis Januar 2012
Offizielle Eröffnung 31. August 2012
Veranschlagte Kosten 67 Mio. Franken
Aufzüge 1 Personenaufzug Schindler 5300
1 Lastenaufzug Schindler 2600, hydraulisch
Neubau Teil der HPCN-Strategie
TEXT Simone Ulmer, ETH Zürich Bild ALBERT ZIMMERMANN
Der CSCS-Neubau ist Teil der Hochleistungsrechnenund Vernetzungsstrategie (HPCN). Die Strategie wurde
vom ETH-Rat entwickelt und vom Bundesrat und Parlament
2009 genehmigt. Die Kosten für den HPCN-Neubau
wurden inklusive der Seewasserkühlung auf 67,5 Millionen
Franken veranschlagt. Zusätzlich steuerte der Kanton Tessin
fünf Millionen Franken bei.
Die Stadt Lugano gewährte dem CSCS gratis das Baurecht
für 40 Jahre. Zudem ermöglichte die Stadt die Umsetzung
und den Bau der Seewasserkühlung.
N
ach knapp zweijähriger Bauzeit hat die Schweiz ein neues
Hochleistungsrechenzentrum – und eines der weltweit energieeffizientesten. Das CSCS (Centro Svizzero di Calcolo Scientifico) in
Lugano-Cornaredo ist der «in Stein gemeisselte» Teil der nationalen
Hochleistungsrechnen- und Vernetzungsstrategie.
Konkurrenzfähigkeit sichern
Der CSCS-Neubau soll sicherstellen, dass auch die zukünftigen
­Supercomputer des Nationalen Hochleistungsrechenzentrums
­optimal und energieeffizient betrieben werden können. Die Supercomputer des CSCS stehen allen Schweizer Hochschulen und
­Forschungsanstalten zur Verfügung. Mit dem Neubau kann der
­Forschungsstandort Schweiz noch stärker in allen Bereichen des
High Performance Computing (HPC) profitieren. «Hochleistungs­
fähige Rechner sind eine zentrale Voraussetzung für die weltweite
Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Hochschulen», betonte ETHRatspräsident Fritz Schiesser anlässlich der Eröffnung.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versuchen mit Hilfe von
Supercomputern, Lösungen für komplexe Fragestellungen zu finden. Simulationen setzen heute dort an, wo Experimente nicht
mehr möglich sind oder herkömmliche Methoden nicht mehr ausreichen. So können Forschende mit Simulationen das Wetter vorhersagen, Naturgefahren besser einschätzen, noch unbekannte
Materialien modellieren oder sie für die medizinische Diagnostik
einsetzen.
In vielen Forschungsdisziplinen ergänzt das Hochleistungsrechnen
heute Theorie und Experiment. Allein seit 2010 hat sich die Nachfrage nach Rechenzeit am CSCS nahezu verdoppelt – 2012 wurden
unter den Benutzern rund 325 Millionen Rechenstunden verteilt.
Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Uni Lugano
Durch die stetig steigende Nachfrage nach Rechenpower reichten
die räumlichen und technischen Kapazitäten des alten Sitzes in
Manno nicht mehr aus. Deshalb wurde der Neubau in der Via
­Trevano in Lugano notwendig. ETH-Präsident und Bauherr des
­Rechenzentrums Ralph Eichler hob bei der Eröffnungsfeier zwei Vorteile des neuen Standorts hervor: «Zum einen lässt sich der Rechner
mit Seewasser aus dem Luganersee kühlen, andererseits ist die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern der benachbarten Università della Svizzera italiana eine enorme Bereicherung und fördert
die intellektuelle und kulturelle Vielfalt.»
Für die ETH Zürich zentral war, dass das neue Rechenzentrum die
benötigte Supercomputing-Infrastruktur für mindestens die kommenden 40 Jahre beherbergen kann. Das Rechenzentrum ist deshalb als modularer Bau konstruiert, der bei Bedarf weiter ausgebaut
werden kann. Bereits ab 2013 wird am CSCS ein Rechner der Peta­
flops-Leistungsklasse eingesetzt. Da die Supercomputer durch ein
ausgeklügeltes System gekühlt werden, ist das CSCS derzeit eines
der energieeffizientesten Rechenzentren der Welt. n
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Rubrik
One Central, Macau
Wir bewegen.
In Bern und im weiteren Umkreis.
Täglich nutzen weltweit 1 Milliarde Menschen Aufzüge, Fahrtreppen
und innovative Mobilitätslösungen von Schindler. Hinter unserem
Erfolg stehen 44 000 Mitarbeitende auf allen Kontinenten.
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