Umschlagbild Hochgall Foto: Leo Unterholzner Die Grenzen der Natur und die Grenzen des Menschen In den Gletscherregionen finden sich nur mehr vereinzelt Spuren des Lebens und auch der Mensch stößt an seine Grenzen. Mit dem Nationalpark Hohe Tauern und dem Naturpark Zillertaler Alpen erreicht der Naturpark Rieserferner-Ahrn europäische Dimension. Geologie und Mineralien Naturparks Südtirol Naturpark Rieserferner-Ahrn Die Grenzen der Natur und die Grenzen des Menschen © 2014 Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung Amt für Naturparke AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung Wenn wir von den Dolomiten auf die Nordseite des Pustertales wechseln, haben wir mehr als nur ein Tal überquert – wir haben eine der prominentesten geologischen Nahtstellen Europas überschritten: Die so genannte Periadriatische Naht trennt Ostalpin von Südalpin. Diese sehr unterschiedlichen Gesteinseinheiten wurden vor circa 30 Millionen Jahren durch die alpidische Gebirgsbildung an dieser Naht verschweißt. So liegen heute die Sedimentgesteine der Dolomiten direkt neben den Schiefern und Gneisen des Altkristallins. Während die Sedimente durch die alpidische Gebirgsbildung lediglich verfaltet und verschoben, aber mineralogisch nicht oder kaum verändert wurden, haben die Gesteine des Altkristallins eine tiefgreifende Umwandlung (Metamorphose) erfahren. Die Kollision von Südalpin mit Ostalpin ist ein lang währender Prozess, der vor etwa 100 Millionen Jahren begann und bis heute andauert. Grob betrachtet schob sich dabei die apulische Platte über den Südrand des europäischen Kontinents. Dabei wechselte mehrmals die Schubrichtung, auch kurze Dehnungsphasen sind dokumentiert. Während einer dieser Dehnungsphasen vor etwa 30 Millionen Jahren drang Magma direkt an der Periadriatischen Naht und an einer Störungszone nördlich davon in die Erdkruste auf. Die Gesteinsschmelze kristallisierte in etwa neun Kilometer Tiefe in der Kruste aus und bildete den so genannten Rieserferner Naturpark Rieserferner-Ahrn [7] Abb. 1 Blütenwunder am Rande des Eises: der zarte Alpen-Mannsschild, eine typische Polsterpflanze. Sie schützt sich durch ihre Wuchsform vor Austrocknung und Kälte. Absterbende Pflanzenteile werden direkt im eigenen Polster gespeichert, zersetzen sich und beliefern die Pflanze mit Nährstoffen. Nichts geht verloren. Foto: Leo Unterholzner Abb. 2 Das Tristennöckl, oberhalb der Kasseler Hütte, als „Wald über der Baumgrenze“ ein Naturdenkmal Rittner Straße 4 39100 Bozen Tel. +39 0471 417 770 Fax +39 0471 417 789 [email protected] www.provinz.bz.it/naturparke PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE Ripartizione Natura, paesaggio e sviluppo del territorio Zillertal trennt, die Gesteine des alten Daches hingegen sind nur in kleinen Schollen zu finden. Die Untere Schieferhülle liegt auf den Zentralgneisen und dem Alten Dach. Diese „Hülle“ besteht aus verschiedenen Sedimentdecken, die ursprünglich nebeneinander angeordnet waren und durch die alpidische Gebirgsbildung übereinander geschoben und in enge Falten gelegt worden sind. Die sedimentären Ausgangsgesteine liegen heute als eine Abfolge von Quarziten, Glimmerschiefern, Marmoren und mächtigen Kalkglimmerschiefern vor. Die Obere Schieferhülle besteht zum Großteil aus den Ablagerungen vom Rand und vom Tiefseeboden des penninischen Ozeans. Diese mächtigen Kalkglimmerschiefer mit Einlagerungen von Quarziten und Graphitschiefern werden auch als Bündnerschiefer bezeichnet. Darin finden sich außerdem mächtige Zwischenlagen von ehemaligen Basalten des Ozeanbodens, die heute als Grünschiefer vorliegen. Die Kupfervorkommen in diesen Gesteinen wurden im Bergwerk Prettau über Jahrhunderte hinweg bis in die jüngste Zeit abgebaut; heute werden die Stollen als Schaubergwerk und Klimastollen genutzt. Das Tauernfenster ist bekannt für große und gut ausgebildete Kristalle aus den so genannten Alpinen Klüften. Diese Klüfte entstanden während der letzten Hebungsphase des Tauernfensters: beim Übergang von der plastischen zur bruchhaften Deformation wurden vor allem die harten Gesteine derart gezerrt, dass sich Risse und breite Spalten bildeten, in denen Lösungen zirkulierten und die Mineralien genügend Platz zum Kristallisieren fanden. So bildeten sich vor allem in den Zentralgneisen und den Grünschiefern wunderschöne Kristalle von Bergkristall, Rauchquarz und Amethyst, um nur einige wenige zu nennen. Pluton. Durch Hebung und Abtragung des Gebirges gelangte das tonalitische Gestein schließlich an die Erdoberfläche. Das war die Geburt der Rieserfernergruppe. Die für Berge der Ostalpen ausnehmend kühnen und schroffen Gipfelformen der Rieserfernergruppe sind nicht nur auf die Härte des Tonalitgesteins – eines, ähnlich dem Granit, magmatischen Gesteins – zurückzuführen, sondern auch darauf, dass die Gesteine mit „nur“ 30 Millionen Jahren zu den jüngsten Gesteinsformationen Südtirols gehören. Rings um den Tonalitkörper und ihn teilweise noch bedeckend, erstrecken sich altkristalline Gesteinseinheiten des Ostalpins. Sie bestehen aus über 500 Millionen Jahre alten Gesteinen, die zumindest zwei Gebirgsbildungen erlebt haben. Diese mehrfach umgewandelten Schiefer, Gneise, Amphibolite und Marmore wurden dabei unter dem Einfluss von Druck und Hitze gefaltet, intensiv „durchgeknetet“ und umkristallisiert. Die Aufwölbung der Alpen wird nach Berechnungen der Geologen noch weitere 20 Millionen Jahre fortdauern. Die Hohen Tauern würden so theoretisch eine Höhe von 25.000 Meter erreichen. Die Erosion sorgt dafür, dass die Gebirge dennoch nicht in den Himmel wachsen. Derzeit halten sich Hebung und Abtragung in etwa die Waage. Foto: Peter Schreiner Das Tauernfenster Das Tauernfenster reicht in einem schmalen Streifen entlang des Alpenhauptkammes vom Brenner bis zum Katschberg 160 Kilometer weit nach Osten. Es gewährt einen Blick auf jene Gesteine, die unter den mächtigen ostalpinen Gesteinsdecken liegen und hier durch extreme Hebung und Abtragung des Gebirges an die Erdoberfläche gelangten. Erst vor etwa zehn Millionen Jahren war das Ostalpin so weit abgetragen, dass darunter der Südrand des europäischen Kontinents und die abgeschürften Reste eines Ozeanbodens zutage traten. Geologisch gesehen bildet das Tauernfenster eine lang gestreckte Kuppel, die aus mehreren Schalen besteht. Wie bei einer aufgeschnittenen Zwiebel liegen die tiefsten Einheiten im Zentrum, die jüngsten in der obersten Schale. Die älteste und tiefste geologische Einheit ist das so genannte Alte Dach. Es bildet einen Kristallinsockel aus umgewandelten (metamorphen) Gesteinen, die über 550 Millionen Jahre alt sind. Der Hauptanteil besteht aus verschiedenen Paragneisen und Glimmerschiefern (ehemalige Sedimente) und Amphiboliten (ehemalige Basalte). Die so genannten Zentralgneise sind das Produkt von Gesteinsschmelzen, die vor 340 bis 250 Millionen Jahren in die Gesteine des Alten Dachs eingedrungen und dort erstarrt sind. Während der alpidischen Gebirgsbildung wurden die Granite und Granodiorite geschiefert und umgewandelt, sodass sie heute als Gneise – Zentralgneise genannt, da sie im Zentrum der Kuppel auftreten – vorliegen. Im Bereich des Naturparks bilden sie den mächtigen Gebirgskamm, der das Ahrntal vom 2 1 Lebensräume, Tiere und Pflanzen Wasser und Eis haben wesentlich zur Gestaltung der Berge und Täler beigetragen. Der Naturpark Rieserferner-Ahrn weist unter den Südtiroler Naturparks den höchsten Anteil an Gletschern auf. Die Landschaft der Zentralgneise mit ihren schroffen Kämmen, der langsamen Gesteinsverwitterung und Bodenbildung, den Schutthalden und „Steinbergen“ unterscheidet sich deutlich von jener der Schieferhülle mit ihren breiten, abgerundeten Bergrücken und „Grasbergen“. Gletscher In den Sagen sind sie die „gläsernen Berge“, unwirtlich himmelhoch ansteigend, in ihrer Unnahbarkeit der Aufenthaltsort der „saligen Leute“, der Toten. Der Begriff „Gletscher“ (lateinisch „glacies“) wurde in Tirol erst im 19. Jahrhundert verbreitet. Zuvor sprach man von „Ferner“ (althochdeutsch „firni“ – Altschnee), aus dem Zillertal kommt die Bezeichnung „Kees“ (von Rätisch „Kasa“ – Eis). Heute sind nur noch die Nordhänge im Naturpark nennenswert vergletschert; wegen des meist beschränkten Nährgebiets und des steilen Geländes sind die Gletscher weit weniger ausgeprägt als um Großvenediger und Großglockner. Beispielsweise im oberen Gelltal oder bei der Kasseler Hütte kann man seit den jüngsten Gletscherschwunden die glaziale Geländebeschaffenheit modellhaft beobachten: verschiedene Arten von Moränen, Findlinge, Gletscherschliffe, Seen und Rundbuckellandschaften, die beginnende Erosion. Im Kleinen erleben wir hier die Prozesse, die den großen Landschaftsraum gegen Ende der Eiszeit bestimmt haben. Milchig weiß gurgelt das Wasser aus den Gletschertoren, rauscht über die Gletscherschliffe und tost über Wasserfälle zu Tal. Die Reinbachfälle in der Tobel-Schlucht am Eingang des Reintales vermitteln anschaulich die Kraft, die von der Gletscherlandschaft der Rieserfernergruppe ausgeht. Es gibt in Südtirol kaum Vergleichbares, das Wasser ist der Reichtum des Naturparks. Algen, Krustenflechten und Moose besiedeln bald schon die Steine und den feinsandigen Gletscherschliff, gefolgt von ersten Pionierpflanzen (Pflanzen, die als erste neue und widrige Lebensräume besiedeln und gut an extreme klimatische Bedingungen, Nährstoff- und Wassermangel angepasst sind). In den Schneetälchen, kleinen Senken und Mulden, in denen der Schnee sich oft acht bis zehn Monate hält, lässt sich noch Anfang August ein verspätetes Frühlingserwachen beobachten. Hier treffen wir auf speziell angepasste Pflanzen wie die Alpen-Soldanelle, das Zweiblütige Sandkraut, die Alpenmargerite oder das Zwerg-Ruhrkraut. Viele Pflanzen der nivalen Stufe bereiten sich schon unter dem Schnee auf den Austrieb vor. Es bleibt wenig Zeit, jeder Sonnenstrahl muss genutzt werden, denn bald schon kann mit einem Wettersturz ein langer Winter einbrechen. An extremen Standorten kann der Verlust eines einzigen Blattes entscheidend sein für das Überleben der Pflanze. 3 Nicht wenige der Pionierpflanzen sind immergrün und sparen dadurch viel Energie und Zeit, weil sie ihr Blattwerk nicht ständig neu aufbauen müssen. Seen Umgeben von Nadelmischwäldern liegt im Talschluss von Antholz der drittgrößte natürliche See Südtirols, der Antholzer See – im Sommer Anziehungspunkt für tausende Touristen, die das kühle Klima und die Gebirgsatmosphäre schätzen. Ein Naturerlebnisweg um den See gibt Auskunft über Flora, Fauna, kulturelle Hintergründe und Besonderheiten des Gebietes. Über der Waldgrenze finden sich zahlreiche kleinere, jedoch außerordentlich attraktive Seen. Hoch über dem Bachertal in Rein liegen die Koflerseen, in denen sich die Gletscherberge der Rieserfernergruppe spiegeln. Der Klammlsee liegt südwestlich des Klammljoches im hinteren Knuttental, die drei Malerseen unterhalb des Schneebigen Nocks. Weniger bekannt sind die Pojenseen (Schreinsee, Schlossbergsee und Schwarzsee) die in den Ausläufern der südwestlichen Durreckgruppe, eingebettet in der kargen Landschaft des oberen Pojentales zwischen Ahrn- und Reintal liegen. Moore Vor allem in den nördlichen Seitentälern des Ahrntales, aber auch in anderen Teilen des Naturparks, finden sich zahlreiche wertvolle Feuchtlebensräume. Das mit 22 Hektar größte und besterhaltene Niedermoor ist das unter Biotopschutz stehende Pürschtalmoos auf über 2000 Meter oberhalb von St. Peter zwischen Pürschtalalm und Katzenkofel. Schöne Feuchtwiesen, auf denen im Frühsommer Orchideen blühen, gibt es in Großklausen, südöstlich von Steinhaus. Herrlich gelegen ist das Rötmoos mit der Kulisse der 4 Abb. 3 Die Lahneralm mit der Dreiherrenspitz im Hintergrund. Die Almen des Hochgebirges sind – bereits seit Jahrhunderten – das bedeutendste Zeugnis des Lebens und der Arbeit des Menschen. Foto: Luis Steger Abb. 4 Um sich segelnd in große Höhen zu bringen, wo er nach Beute Ausschau hält, braucht der Steinadler starke Aufwinde. Und dies, obwohl er als „Herrscher der Lüfte“ bezeichnet wird. Foto: Archiv Amt für Naturparke Abb. 5 Steile Geländestufen und der Wasserreichtum ergeben Landschaftsszenarien mit spektakulären Wasserfällen. Die Reinbachfälle sind ein Beispiel für dieses optische und akustische Naturerlebnis. Foto: Ghedina 5 Rötspitze im Hintergrund und ebenfalls erwähnenswert sind die Moore am Unterboden im hinteren Wielental, das Pojenmoos oder das Moor bei der Oberen Kofleralm in Rein. Pflanzen wie der Rundblättrige Sonnentau oder das Alpen-Fettkraut und Tiere wie der Grasfrosch sind in diesen Gebieten häufig zu finden. Wälder Am Tristennöckl oberhalb der Kasseler-Hütte stockt auf 2465 Metern einer der höchsten Zirbenbestände der Ostalpen. Zwischen die steil gestellten Schiefer dringen die Wurzeln tief ins Gestein. Voraussetzung für den Rekordstandort ist die schattige Nordlage. Wieso das, wo es an der Südflanke der Rieserferner doch viel wärmer wäre? Die intensive Sonnenstrahlung im Frühjahr würde im Süden dazu führen, dass die Nadeln ihre Wasserreserven zu einer Zeit „veratmen“, in der noch kein Nachschub aus dem gefrorenen Boden kommen kann: der Baum würde somit an „Frosttrocknis“ eingehen. Die Verbreitung der Zirbe und ihre Vorkommen an besonderen Standorten wie beispielsweise auf großen Felsbrocken sind das Ergebnis der unermüdlichen Arbeit des im Volksmund als „Zirmhätza“ oder „Zirmgratsche“ bekannten Tannenhähers. Dieser Krähenvogel ernährt sich fast ausschließlich von den Samen der Zirben, den Zirbelnüssen und wird damit zum wichtigsten Verbreiter dieser Baumart. Der Tannenhäher sammelt im Herbst eifrig die Samen als Nahrungsvorrat für den Winter und vergräbt sie an verschiedenen Orten. Jene, die er nicht wieder findet, keimen dann und wachsen zu neuen Bäumen heran. Auch das Schalenwild ist im Naturpark weit verbreitet. Rothirsch und Reh – deren männliche Individuen ein Geweih tragen, das sie jedes Jahr neu ausbilden und wieder abwerfen – leben mit 6 7 Abb. 6 Ein typischer Waldbewohner ist auch das Auerhuhn. Dieses Raufußhuhn benötigt einsame, struktur- sowie unterholzreiche Wälder und reagiert besonders empfindlich auf jede Störung seines Lebensraumes. Foto: Josef Hackhofer Abb. 7 Manchmal nur wenige Meter vom Eisstrom entfernt trifft man die Kriechende Nelkwurz an. Gelbe Blüten, behaarte Fruchtstände und lange Ausläufer ähnlich der Erdbeere kennzeichnen diese Pionierpflanze. Foto: Josef Hackhofer Vorliebe in den Wäldern. Die im gesamten Naturpark lebende Gämse und der in der Durreck- und Venedigergruppe vorkommende Steinbock finden sich hingegen bis weit über die Waldgrenze. Die Nadelwälder sind vom Tal bis zur Waldgrenze sehr unterschiedlich ausgeprägt. Im unteren Teil dominiert die Fichte, die auch die häufigste Baumart des Naturparks ist. Nach oben hin wird sie langsam von Lärche und Zirbe abgelöst; sie bilden je nach Standort gemeinsam oder allein die obere Waldgrenze. Vor allem im Südteil des Naturparks kommen an besonders trockenen Standorten ausgedehnte Rotföhrenbestände vor. Rotföhrenwälder sind vor allem im Frühling, wenn die Schneeheide blüht, außerordentlich attraktiv. Die Haubenmeise ist eine CharakterVogelart dieses Lebensraumes. Die Latsche ist vor allem im Knuttental, aber auch bei den Pojener Almen und im Ahrntal verbreitet. Ein typischer Vogel der Latschenfelder ist der Birkenzeisig. Vereinzelt finden sich in den Wäldern auch verschiedene Laubgehölze, wie die Vogelbeere, Birke, Zitterpappel, Salweide oder die Grauerle, die in Antholz schöne flächige Bestände ausbildet, in feuchten Rinnen findet sich verbreitet die Grünerle. Diese Rinnen werden gern vom Haselhuhn, unserem kleinsten Raufußhuhn, aufgesucht. Birk- und Auerhuhn, zwei weitere Vertreter dieser Gattung, leben hingegen am oberen Waldrand und in den Zwergstrauchheiden beziehungsweise in aufgelockerten Bergwäldern mit viel Unterwuchs von Heidel- und Preiselbeere sowie Ameisenhaufen, die eine wichtige Eiweißquelle für die Aufzucht der Küken darstellen. Von Ameisenlarven ernähren sich gern auch die Spechte, von denen fünf verschiedene Arten im Park vorkommen. Erwähnt sei hier der Dreizehenspecht, der in naturnahen Bergwäldern sehr heimlich und unauffällig lebt und vor allem an den Ringelspuren, die er auf Bäumen hinterlässt, nachzuweisen ist. Mensch und Natur Im Naturpark Rieserferner-Ahrn spielt der Mensch eine wichtige Rolle. Die Natur hängt in vielen Lebensräumen, mit Ausnahme der von Wildnis dominierten Hochgebirgsregion, sehr von der menschlichen Bewirtschaftung ab. Bergwiesen und Almen, von denen es über hundert im Naturpark gibt, werden seit Jahrhunderten von der Landwirtschaft geprägt. Die natürliche Waldgrenze wurde durch Beweidung und Mahd in vielen Bereichen nach unten gedrängt. Der Blumenreichtum, den der Besucher so außerordentlich schätzt, ist nur dadurch möglich, dass die Bergwiesen regelmäßig gemäht und nicht überdüngt und dass die Almen gleichmäßig beweidet werden. Allein das richtige Maß bestimmt das Überleben bestimmter Pflanzen und Tierarten. Einerseits ermöglicht die Erschließung der Almen durch Wege eine schnelle, weniger zeitraubende Bewirtschaftung, andererseits vertragen viele Arten keinen Dünger oder werden durch zu schnelle Mähfolgen verdrängt. Zunehmende Technisierung verlangt einheitliche, leicht zu bearbeitende Flächen, dadurch gehen wertvolle Kleinlebensräume verloren. Die Erhaltung traditioneller Bewirtschaftungsformen bekommt einen immer größeren Wert, das Schutzgebiet eine immer größere Bedeutung für die Erhaltung von Lebensräumen. Wissenschaftliche Forschung, auch über Grenzen hinweg, in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Hohe Tauern, kann dazu beitragen, Vielfalt zu bewahren und neues Wissen zu erlangen. Ökologisch intakte Natur ist schließlich Grundlage für Erholung suchende Menschen. Naturpark Rieserferner-Ahrn (7) Fläche: 31.320 Hektar, ausgewiesen im Jahr 1988, erweitert 1994 DREIHERRENSPITZE PICCO DEI TRE SIGNORI 3499 VENEDIGERGRUPPE N AT I O N A L PA R K H O H E TA U E R N LIENZ RÖTSPITZE PIZZO ROSSO 3495 F E R E G G E N TA L SCH Lenkjöchlhütte Rif. Giogo Lungo WAR Z AC H LV DE LE AR TA L VEN DREIECKSPITZ TRIANGOLO DI RIVA 3031 9A ER H B A C ze 10b OL ZE R T AL 11 VAL ANTHOLZ-MITTERTAL ANTERSELVA DI MEZZO 1241 LE DI AN ANTHOLZ-NIEDERTAL ANTERSELVA DI SOTTO TE RS 6 EL VA G öh -H ck EL LT A - V AL L F D RE 3 WINDSCHAR CIMA DEL VENTO 3041 m 5 LE NT - V A LL Aschbacher Alm 6 H LB A C Gönneralm H TA 1 L VA LL E ISGRA M 3 Tesselberger Alm 7 O 2 I I R Riva D BEN - R io BAD MÜHLBACH IN PURG OL OBERWIELENBACH VILA DI SOPRA O PLATTEN PLATA 4 TESSELBERG MONTASSILONE 1478 3 KEMATEN CAMINATA IN TURES 2 AMATEN AMETO UTTENHEIM VILLA OTTONE 837 MÜHLEN MOLINI DI TURES DIETENHEIM TEODONE GAIS 836 Legende OLANG VALDAORA PERCHA PERCA 973 3b TAU F in Kasern/Prettau Öffnungszeiten: im Sommer von Anfang Juni bis Mitte Oktober von 10.00 bis 17.00 Uhr, sonntags geschlossen; von Mitte Juli bis Mitte September täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr; im Winter von Weihnachten bis Ostern täglich von 9.00 bis 16.00 Uhr. Eintritt frei! Tel. +39 0474 654188 [email protected] www.provinz.bz.it/naturparke NIEDERRASEN RASUN DI SOTTO LA MÜHLBACH RIO MOLINO 1462 SAND IN TAUFERS CAMPO TURES 865 Naturpark Infostelle Kasern va 4 E D I V I 3a na . Auri Ahr - T sel 7a BLOSSBERG 2619 10a 33 ter OBERRASEN RASUN DI SOPRA 1030 Ü h ac Pojenalm AHORNACH ACERETO AL An HOCHNALL MONTE NALLE 2231 6 M 2 VA nb 33 R io 1 RI hen weg IE SCHÖNBICHL BEL COLLE WASSERFALLSPITZ P.TA DELLA CASCATA 2652 DI Dur W Oberwanger Alm Re i 10c RAMMELSTEIN MONTONE 2463 1 E reck -Hö 6 2 Haidacher Alm LL 10b A TT 1A DA IA RAUCHKOFEL M. FUMO 10a LUTTERKOPF M. LUTTA 2145 TER 10 ST. JOHANN S. GIOVANNI 1018 in Sand in Taufers Öffnungszeiten: Anfang Mai bis Ende Oktober, Ende Dezember bis Ende März, dienstags bis samstags, von 9.30 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18.00 Uhr geöffnet; im Juli, August und September auch sonntags geöffnet. Eintritt frei! Tel. +39 0474 677546 [email protected] www.provinz.bz.it/naturparke TH 1 OBERPOJEN POIA DI SOPRA 1579 Naturparkhaus Rieserferner-Ahrn 3 SCHWARZE WAND CRODA NERA 3105 VA Sand in Taufers: 5293 Einwohner, Fläche 16.447 Hektar, Anteil am Naturpark 12.016 Hektar Tourismusverein: Tel. +39 0474 678076, www.taufers.com Gais: 3186 Einwohner, Fläche 6034 Hektar, Anteil am Naturpark 2912 Hektar Tourismusverein: Tel. +39 0474 504220, www.gais-uttenheim.com Percha: 1474 Einwohner, Fläche 3028 Hektar, Anteil am Naturpark 2048 Hektar Tourismusverein Bruneck: Tel. +39 0474 555722, www.bruneck.com Rasen-Antholz: 2885 Einwohner, Fläche 12.092 Hektar, Anteil am Naturpark 4584 Hektar Tourismusverein Rasen im Antholzertal: Tel. +39 0474 496269, www.rasen.it Tourismusverein Antholzertal: Tel. +39 0474 492116, www.antholz.com Ahrntal: 5920 Einwohner, Fläche 18.728 Hektar, Anteil am Naturpark 3467 Hektar Tourismusverein: Tel. +39 0474 671136, www.ahrntal.it Prettau: 604 Einwohner, Fläche 8649 Hektar, Anteil am Naturpark 6293 Hektar Tourismusverein: Tel. +39 0474 652198, www.ahrntal.org N h Grentealm LUTTACH LUTAGO 962 Die Naturparkgemeinden ac 12 3 L - 3 rB 3 TA KL L TA A ol Rieserferner Hütte Rif. Forc. di Valfredda GROSSER MOOSSTOCK PICCO PALÙ 6a SCHWARZENSTEIN SASSO NERO 3368 Schwörzalm IN KL EIN EN 10A 6a rre Du EISATZ M. NOVALE DI FUORI 2493 SCHNEEBIGER NOCK M. NEVOSO 3358 4 RE 7 S AU 11 4 TRISTENNÖCKL Kasseler Hütte Rif. Roma DURRECKSPITZ CIMA DURA 3130 g we en VA 8 th 1a 33 GR. LÖFFLER M. LOVELLO 3376 MAGERSTEIN MONTE MAGRO 3273 REIN RIVA DI TURES 1595 Klaussee Lago di Chiusetta SE S 1 t 1 ST. JAKOB S. GIACOMO 1194 IU ar Durraalm AL E NT D SE AN U R LA G SK SA OS HIU R C G L VA H LC SIE AMPERSPITZ 2687 8 7A STEINHAUS CADIPIETRA 1052 CA PICHL COLLE An EL SS ED 7 L T A R N H A O WOLLBACHSPITZE CIMA DI VALLE 3210 LL O 8c TA I D A L-V L’ S OR 8b L VAL DE L I HIRBERNOCK CIMA DI MOIA 3010 A UR AD CIM DI PO UP GR N TA LE TA SCH 2 E BÄR 9B 2 PÜR ST. PETER S. PIETRO 1365 VAL eg W AN er INL DI Antholzer See Lago di Anterselva 1642 gen- W eg L RIO Knuttenalm L DTA 18 V A L L E 8a Koflerseen TA 1 2 -T .A ur ino PO A U R I N A 1 eg er W a Fuld PE UP KGR REC DUR A L P E N E EN HA PR da hr L- LE l Fu 16b TA SEN LE VA L LA TT PRETTAU PREDOI 1467 L DE E KNU Waldnersee WILDGALL COLLASPRO 3272 8c LL ROTE WAND CRODA ROSSA 2817 39 Bärenluegscharte 9A WEISSE WAND VA AL KASERN CASERE 1595 16b HOCHGALL COLLALTO 3435 9 1b Barmer Hütte 8 EN TA L - VA L L E D I P O I A 13 3 NAPFSPITZ CIMA CADINI 3143 Klammljoch Passo di Gola 2298 Hl. Geist S. Spirito A Kernstück des Naturparks ist die eigentliche Rieserfernergruppe zwischen Antholz und Rein in Taufers mit dem Hochgall (3436 m) als Wahrzeichen. Zwischen Rein- und Ahrntal liegt die Durreckgruppe mit der Durreckspitze (3135 m) als höchstem Gipfel. Anschließend daran im Osten die Venedigergruppe mit den zwei höchsten Gipfeln des Naturparks Rötspitz (3495 m) und Dreiherrenspitze (3499 m). Der Naturpark Rieserferner-Ahrn ist der zweitgrößte Naturpark des Landes und schließt über die Grenze nahtlos an den österreichischen Nationalpark Hohe Tauern und den Hochgebirgsnaturpark Zillertaler Alpen an. Zusammen bilden diese drei Schutzgebiete mit über 2500 km2 das größte zusammenhängende Schutzgebiet Mitteleuropas. Bei Kematen in Sand in Taufers findet sich der mit 900 m tiefste Punkt des Naturparks, gleich neben den gewaltigen Reiner Wasserfällen, die einen spektakulären Natureindruck vermitteln und Besuchermagnet sind. Der Ort Rein in Taufes liegt als Insel mitten im Naturpark und ist Ausgangspunkt für herrliche Wander- und Bergtouren. Weitere Hauptzugänge sind der Talschluss von Prettau und der Antholzer See. Sehr ruhige Täler öffnen sich mit Mühlbacher-, Tesselbergerund Wielental nach Süden hin. Bei Platten oberhalb von Percha liegen die berühmten Erdpyramiden, für jeden leicht erreichbar. Insgesamt bietet das Schutzgebiet eine erstaunliche Vielfalt, die in nichts den südlich gelegenen Dolomiten nachsteht und eine willkommene Alternative bieten kann. Einen anschaulichen Einstieg in das Gebiet ermöglichen das Naturparkhaus in Sand in Taufers und die Infostelle in Kasern mit ihren modernen Dauerausstellungen. GABELSPITZ 3071 POJ RAUCHKOFEL MONTE FUMO 3252 Die Südtiroler Naturparks Der Naturpark in aller Kürze RÖ 13 AL TT A -V L ST. MARTIN S. MARTINO Staller Sattel Passo Stalle 2052 E Hl.-Geist-Jöchl F.lla di Campo 2658 Hundskehljoch Passo del Cane Naturparks sind von besonderem Wert für die Erhaltung von Natur und Landschaft, die Bildung und Forschung sowie für die Möglichkeit, Natur zu erleben. Das Konzept beruht auf wenigen, klaren Grundsätzen: 1. Die Naturparks Südtirols schützen und erhalten die Vielfalt der Bergwelt mit ihren Lebensräumen, Pflanzen und Tieren. 2. Durch Information, Umweltbildung und spezielle Naturerlebnisangebote werden die Besucher zu neuem Verständnis für die Natur und zu verantwortungsvollem Handeln angeregt. 3. Naturparks umfassen Hochgebirge, Almen und Wälder; Dauersiedlungen sind nicht Teil des Gebietes. 4. Die Forst- und Almwirtschaft in nachhaltiger Form werden beibehalten. 5. Nicht möglich sind: jede Bautätigkeit (ausgenommen für die Alm- und Forstwirtschaft), die Errichtung von Freileitungen, Bergbau, Schotterabbau sowie die Nutzung der Gewässer zu hydroelektrischen oder industriellen Zwecken. LL Naturpark Schlern-Rosengarten Naturpark Texelgruppe Naturpark Puez-Geisler Naturpark Fanes-Sennes-Prags Naturpark Trudner Horn Naturpark Drei Zinnen Naturpark Rieserferner-Ahrn Nationalpark Stilfser Joch TA Obersee RO TRINKSTEIN FONTE ALLA ROCCIA R T A L E R Z I L L E 1 2 3 4 5 6 7 N SS A W IN 11 ER ERE R TA L Naturparkgrenze VAL LE DI T URES mark. Wandersteig Zufahrtsstraße schwieriger Steig Gewässer Klettersteig Wasserfall Aufstiegsanlage Parkplatz Joch / Scharte Gesperrte Straße Erdpyramiden Gasthaus / Raststätte Staatsgrenze Schutzhütte Naturparkhaus Ahr - T. A ur ino BRUNECK BRUNICO 835 ST. GEORGEN S. GIORGIO 822 Alpines Notsignal • Innerhalb 1 Minute 6 akustische / optische Zeichen geben (= 10 Sek. Abstand) • Pause von 1 Minute • Wiederholen des Signals (bis Antwort erfolgt) • Antwort: 3 Signale innerhalb 1 Minute Notruf bei Bergunfällen Landesnotrufzentrale 118 1 PU 12 IES GR. OHRENSPITZE GRANDE ORECCHIO VA L P US DT AL 14 GS ST. MAGDALENA S. MADDALENA LENKSTEIN SASSO LUNGO 3238 de 5 Krimmler Tauern Passo dei Tauri 2633 -V AL 14 GGEN TA L RE FE E D TA L RT STE 13 WAL 1 DE LÖFFELSPITZE PIZZO CUCCHIAIO us La EN Bozen Birnlückenhütte Rif. Tridentina 13 r-H 3 N eg erw itz Ar t u KLOCKERKARKOPF VETTA D’ITALIA 2913 Franziskusweg Meran BIRNLÜCKE FORCELLA DEL PICCO 2667 LE D EL Schlanders Bruneck Brixen TO 2 Verhaltensregeln • Keine Motoren, für die Anfahrt möglichst öffentliche Verkehrsmittel verwenden. • Auf den Wegen bleiben. • Lärm vermeiden. • Nichts wegwerfen, nichts mitnehmen (Pilze, Pflanzen, Mineralien). • Zelten? Campieren? Nein, Rücksicht nehmen auf die Einrichtungen der Parks. • Vorsicht Feuer! Kein Lagerfeuer, kein Grillfest. Zigaretten? • Nicht hasten, sondern erleben.