Naturpark Rieserferner-Ahrn - Naturparks in Südtirol

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Umschlagbild
Hochgall
Foto: Leo Unterholzner
Die Grenzen der Natur und die Grenzen
des Menschen
In den Gletscherregionen finden sich nur mehr vereinzelt
Spuren des Lebens und auch der Mensch stößt an seine Grenzen.
Mit dem Nationalpark Hohe Tauern und dem Naturpark Zillertaler
Alpen erreicht der Naturpark Rieserferner-Ahrn europäische
Dimension.
Geologie und Mineralien
Naturparks Südtirol
Naturpark
Rieserferner-Ahrn
Die Grenzen der Natur
und die Grenzen des Menschen
© 2014
Abteilung Natur, Landschaft
und Raumentwicklung
Amt für Naturparke
AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL
Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung
Wenn wir von den Dolomiten auf die Nordseite des Pustertales
wechseln, haben wir mehr als nur ein Tal überquert – wir haben
eine der prominentesten geologischen Nahtstellen Europas
überschritten: Die so genannte Periadriatische Naht trennt
Ostalpin von Südalpin. Diese sehr unterschiedlichen Gesteinseinheiten wurden vor circa 30 Millionen Jahren durch die alpidische
Gebirgsbildung an dieser Naht verschweißt. So liegen heute die
Sedimentgesteine der Dolomiten direkt neben den Schiefern und
Gneisen des Altkristallins. Während die Sedimente durch die
alpidische Gebirgsbildung lediglich verfaltet und verschoben,
aber mineralogisch nicht oder kaum verändert wurden, haben die
Gesteine des Altkristallins eine tiefgreifende Umwandlung (Metamorphose) erfahren.
Die Kollision von Südalpin mit Ostalpin ist ein lang währender
Prozess, der vor etwa 100 Millionen Jahren begann und bis heute
andauert. Grob betrachtet schob sich dabei die apulische Platte
über den Südrand des europäischen Kontinents. Dabei wechselte
mehrmals die Schubrichtung, auch kurze Dehnungsphasen sind
dokumentiert. Während einer dieser Dehnungsphasen vor etwa
30 Millionen Jahren drang Magma direkt an der Periadriatischen
Naht und an einer Störungszone nördlich davon in die Erdkruste
auf. Die Gesteinsschmelze kristallisierte in etwa neun Kilometer
Tiefe in der Kruste aus und bildete den so genannten Rieserferner
Naturpark Rieserferner-Ahrn
[7]
Abb. 1
Blütenwunder am
Rande des Eises: der
zarte Alpen-Mannsschild, eine typische
Polsterpflanze. Sie
schützt sich durch ihre
Wuchsform vor
Austrocknung und
Kälte. Absterbende
Pflanzenteile werden
direkt im eigenen
Polster gespeichert,
zersetzen sich und
beliefern die Pflanze
mit Nährstoffen. Nichts
geht verloren.
Foto: Leo Unterholzner
Abb. 2
Das Tristennöckl,
oberhalb der Kasseler
Hütte, als „Wald über
der Baumgrenze“ ein
Naturdenkmal
Rittner Straße 4
39100 Bozen
Tel. +39 0471 417 770
Fax +39 0471 417 789
[email protected]
www.provinz.bz.it/naturparke
PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE
Ripartizione Natura, paesaggio e sviluppo del territorio
Zillertal trennt, die Gesteine des alten Daches hingegen sind nur
in kleinen Schollen zu finden.
Die Untere Schieferhülle liegt auf den Zentralgneisen und dem
Alten Dach. Diese „Hülle“ besteht aus verschiedenen Sedimentdecken, die ursprünglich nebeneinander angeordnet waren und
durch die alpidische Gebirgsbildung übereinander geschoben
und in enge Falten gelegt worden sind. Die sedimentären Ausgangsgesteine liegen heute als eine Abfolge von Quarziten,
Glimmerschiefern, Marmoren und mächtigen Kalkglimmerschiefern vor.
Die Obere Schieferhülle besteht zum Großteil aus den Ablagerungen vom Rand und vom Tiefseeboden des penninischen
Ozeans. Diese mächtigen Kalkglimmerschiefer mit Einlagerungen
von Quarziten und Graphitschiefern werden auch als Bündnerschiefer bezeichnet. Darin finden sich außerdem mächtige
Zwischenlagen von ehemaligen Basalten des Ozeanbodens, die
heute als Grünschiefer vorliegen. Die Kupfervorkommen in diesen
Gesteinen wurden im Bergwerk Prettau über Jahrhunderte
hinweg bis in die jüngste Zeit abgebaut; heute werden die Stollen
als Schaubergwerk und Klimastollen genutzt.
Das Tauernfenster ist bekannt für große und gut ausgebildete
Kristalle aus den so genannten Alpinen Klüften. Diese Klüfte
entstanden während der letzten Hebungsphase des Tauernfensters: beim Übergang von der plastischen zur bruchhaften Deformation wurden vor allem die harten Gesteine derart gezerrt, dass
sich Risse und breite Spalten bildeten, in denen Lösungen zirkulierten und die Mineralien genügend Platz zum Kristallisieren
fanden. So bildeten sich vor allem in den Zentralgneisen und den
Grünschiefern wunderschöne Kristalle von Bergkristall, Rauchquarz und Amethyst, um nur einige wenige zu nennen.
Pluton. Durch Hebung und Abtragung des Gebirges gelangte das
tonalitische Gestein schließlich an die Erdoberfläche. Das war die
Geburt der Rieserfernergruppe.
Die für Berge der Ostalpen ausnehmend kühnen und schroffen Gipfelformen der Rieserfernergruppe sind nicht nur auf die
Härte des Tonalitgesteins – eines, ähnlich dem Granit, magmatischen Gesteins – zurückzuführen, sondern auch darauf, dass die
Gesteine mit „nur“ 30 Millionen Jahren zu den jüngsten Gesteinsformationen Südtirols gehören.
Rings um den Tonalitkörper und ihn teilweise noch bedeckend, erstrecken sich altkristalline Gesteinseinheiten des Ostalpins. Sie bestehen aus über 500 Millionen Jahre alten Gesteinen,
die zumindest zwei Gebirgsbildungen erlebt haben. Diese mehrfach umgewandelten Schiefer, Gneise, Amphibolite und Marmore
wurden dabei unter dem Einfluss von Druck und Hitze gefaltet,
intensiv „durchgeknetet“ und umkristallisiert.
Die Aufwölbung der Alpen wird nach Berechnungen der
Geologen noch weitere 20 Millionen Jahre fortdauern. Die Hohen
Tauern würden so theoretisch eine Höhe von 25.000 Meter
erreichen. Die Erosion sorgt dafür, dass die Gebirge dennoch nicht
in den Himmel wachsen. Derzeit halten sich Hebung und Abtragung in etwa die Waage.
Foto: Peter Schreiner
Das Tauernfenster
Das Tauernfenster reicht in einem schmalen Streifen entlang
des Alpenhauptkammes vom Brenner bis zum Katschberg 160
Kilometer weit nach Osten. Es gewährt einen Blick auf jene
Gesteine, die unter den mächtigen ostalpinen Gesteinsdecken
liegen und hier durch extreme Hebung und Abtragung des
Gebirges an die Erdoberfläche gelangten. Erst vor etwa zehn
Millionen Jahren war das Ostalpin so weit abgetragen, dass
darunter der Südrand des europäischen Kontinents und die
abgeschürften Reste eines Ozeanbodens zutage traten.
Geologisch gesehen bildet das Tauernfenster eine lang gestreckte Kuppel, die aus mehreren Schalen besteht. Wie bei einer
aufgeschnittenen Zwiebel liegen die tiefsten Einheiten im Zentrum, die jüngsten in der obersten Schale.
Die älteste und tiefste geologische Einheit ist das so genannte
Alte Dach. Es bildet einen Kristallinsockel aus umgewandelten
(metamorphen) Gesteinen, die über 550 Millionen Jahre alt sind.
Der Hauptanteil besteht aus verschiedenen Paragneisen und
Glimmerschiefern (ehemalige Sedimente) und Amphiboliten
(ehemalige Basalte). Die so genannten Zentralgneise sind das
Produkt von Gesteinsschmelzen, die vor 340 bis 250 Millionen
Jahren in die Gesteine des Alten Dachs eingedrungen und dort
erstarrt sind. Während der alpidischen Gebirgsbildung wurden die
Granite und Granodiorite geschiefert und umgewandelt, sodass
sie heute als Gneise – Zentralgneise genannt, da sie im Zentrum
der Kuppel auftreten – vorliegen. Im Bereich des Naturparks
bilden sie den mächtigen Gebirgskamm, der das Ahrntal vom
2
1
Lebensräume, Tiere und Pflanzen
Wasser und Eis haben wesentlich zur Gestaltung der Berge und
Täler beigetragen. Der Naturpark Rieserferner-Ahrn weist unter den
Südtiroler Naturparks den höchsten Anteil an Gletschern auf. Die
Landschaft der Zentralgneise mit ihren schroffen Kämmen, der
langsamen Gesteinsverwitterung und Bodenbildung, den Schutthalden und „Steinbergen“ unterscheidet sich deutlich von jener der
Schieferhülle mit ihren breiten, abgerundeten Bergrücken und
„Grasbergen“.
Gletscher
In den Sagen sind sie die „gläsernen Berge“, unwirtlich himmelhoch ansteigend, in ihrer Unnahbarkeit der Aufenthaltsort der
„saligen Leute“, der Toten. Der Begriff „Gletscher“ (lateinisch „glacies“) wurde in Tirol erst im 19. Jahrhundert verbreitet. Zuvor sprach
man von „Ferner“ (althochdeutsch „firni“ – Altschnee), aus dem
Zillertal kommt die Bezeichnung „Kees“ (von Rätisch „Kasa“ – Eis).
Heute sind nur noch die Nordhänge im Naturpark nennenswert
vergletschert; wegen des meist beschränkten Nährgebiets und des
steilen Geländes sind die Gletscher weit weniger ausgeprägt als
um Großvenediger und Großglockner. Beispielsweise im oberen
Gelltal oder bei der Kasseler Hütte kann man seit den jüngsten
Gletscherschwunden die glaziale Geländebeschaffenheit modellhaft beobachten: verschiedene Arten von Moränen, Findlinge,
Gletscherschliffe, Seen und Rundbuckellandschaften, die beginnende Erosion. Im Kleinen erleben wir hier die Prozesse, die den
großen Landschaftsraum gegen Ende der Eiszeit bestimmt haben.
Milchig weiß gurgelt das Wasser aus den Gletschertoren,
rauscht über die Gletscherschliffe und tost über Wasserfälle zu Tal.
Die Reinbachfälle in der Tobel-Schlucht am Eingang des Reintales
vermitteln anschaulich die Kraft, die von der Gletscherlandschaft
der Rieserfernergruppe ausgeht. Es gibt in Südtirol kaum Vergleichbares, das Wasser ist der Reichtum des Naturparks.
Algen, Krustenflechten und Moose besiedeln bald schon die
Steine und den feinsandigen Gletscherschliff, gefolgt von ersten
Pionierpflanzen (Pflanzen, die als erste neue und widrige Lebensräume besiedeln und gut an extreme klimatische Bedingungen,
Nährstoff- und Wassermangel angepasst sind). In den Schneetälchen, kleinen Senken und Mulden, in denen der Schnee sich oft
acht bis zehn Monate hält, lässt sich noch Anfang August ein
verspätetes Frühlingserwachen beobachten. Hier treffen wir auf
speziell angepasste Pflanzen wie die Alpen-Soldanelle, das Zweiblütige Sandkraut, die Alpenmargerite oder das Zwerg-Ruhrkraut.
Viele Pflanzen der nivalen Stufe bereiten sich schon unter dem
Schnee auf den Austrieb vor. Es bleibt wenig Zeit, jeder Sonnenstrahl muss genutzt werden, denn bald schon kann mit einem
Wettersturz ein langer Winter einbrechen. An extremen Standorten
kann der Verlust eines einzigen Blattes entscheidend sein für das
Überleben der Pflanze.
3
Nicht wenige der Pionierpflanzen sind immergrün und sparen
dadurch viel Energie und Zeit, weil sie ihr Blattwerk nicht ständig
neu aufbauen müssen.
Seen
Umgeben von Nadelmischwäldern liegt im Talschluss von
Antholz der drittgrößte natürliche See Südtirols, der Antholzer
See – im Sommer Anziehungspunkt für tausende Touristen, die das
kühle Klima und die Gebirgsatmosphäre schätzen. Ein Naturerlebnisweg um den See gibt Auskunft über Flora, Fauna, kulturelle
Hintergründe und Besonderheiten des Gebietes. Über der Waldgrenze finden sich zahlreiche kleinere, jedoch außerordentlich
attraktive Seen. Hoch über dem Bachertal in Rein liegen die Koflerseen, in denen sich die Gletscherberge der Rieserfernergruppe
spiegeln. Der Klammlsee liegt südwestlich des Klammljoches im
hinteren Knuttental, die drei Malerseen unterhalb des Schneebigen
Nocks. Weniger bekannt sind die Pojenseen (Schreinsee, Schlossbergsee und Schwarzsee) die in den Ausläufern der südwestlichen
Durreckgruppe, eingebettet in der kargen Landschaft des oberen
Pojentales zwischen Ahrn- und Reintal liegen.
Moore
Vor allem in den nördlichen Seitentälern des Ahrntales, aber
auch in anderen Teilen des Naturparks, finden sich zahlreiche
wertvolle Feuchtlebensräume. Das mit 22 Hektar größte und
besterhaltene Niedermoor ist das unter Biotopschutz stehende
Pürschtalmoos auf über 2000 Meter oberhalb von St. Peter zwischen
Pürschtalalm und Katzenkofel. Schöne Feuchtwiesen, auf denen im
Frühsommer Orchideen blühen, gibt es in Großklausen, südöstlich
von Steinhaus. Herrlich gelegen ist das Rötmoos mit der Kulisse der
4
Abb. 3
Die Lahneralm mit der
Dreiherrenspitz im
Hintergrund. Die Almen
des Hochgebirges
sind – bereits seit
Jahrhunderten – das
bedeutendste Zeugnis
des Lebens und der
Arbeit des Menschen.
Foto: Luis Steger
Abb. 4
Um sich segelnd in
große Höhen zu
bringen, wo er nach
Beute Ausschau hält,
braucht der Steinadler
starke Aufwinde. Und
dies, obwohl er als
„Herrscher der Lüfte“
bezeichnet wird.
Foto: Archiv Amt für Naturparke
Abb. 5
Steile Geländestufen
und der Wasserreichtum ergeben Landschaftsszenarien mit
spektakulären Wasserfällen. Die Reinbachfälle
sind ein Beispiel für
dieses optische und
akustische Naturerlebnis.
Foto: Ghedina
5
Rötspitze im Hintergrund und ebenfalls erwähnenswert sind die
Moore am Unterboden im hinteren Wielental, das Pojenmoos
oder das Moor bei der Oberen Kofleralm in Rein. Pflanzen wie der
Rundblättrige Sonnentau oder das Alpen-Fettkraut und Tiere wie
der Grasfrosch sind in diesen Gebieten häufig zu finden.
Wälder
Am Tristennöckl oberhalb der Kasseler-Hütte stockt auf
2465 Metern einer der höchsten Zirbenbestände der Ostalpen.
Zwischen die steil gestellten Schiefer dringen die Wurzeln tief ins
Gestein. Voraussetzung für den Rekordstandort ist die schattige
Nordlage. Wieso das, wo es an der Südflanke der Rieserferner
doch viel wärmer wäre? Die intensive Sonnenstrahlung im
Frühjahr würde im Süden dazu führen, dass die Nadeln ihre
Wasserreserven zu einer Zeit „veratmen“, in der noch kein Nachschub aus dem gefrorenen Boden kommen kann: der Baum
würde somit an „Frosttrocknis“ eingehen.
Die Verbreitung der Zirbe und ihre Vorkommen an besonderen
Standorten wie beispielsweise auf großen Felsbrocken sind das
Ergebnis der unermüdlichen Arbeit des im Volksmund als „Zirmhätza“ oder „Zirmgratsche“ bekannten Tannenhähers. Dieser
Krähenvogel ernährt sich fast ausschließlich von den Samen der
Zirben, den Zirbelnüssen und wird damit zum wichtigsten
Verbreiter dieser Baumart. Der Tannenhäher sammelt im Herbst
eifrig die Samen als Nahrungsvorrat für den Winter und vergräbt
sie an verschiedenen Orten. Jene, die er nicht wieder findet,
keimen dann und wachsen zu neuen Bäumen heran.
Auch das Schalenwild ist im Naturpark weit verbreitet. Rothirsch und Reh – deren männliche Individuen ein Geweih tragen,
das sie jedes Jahr neu ausbilden und wieder abwerfen – leben mit
6
7
Abb. 6
Ein typischer Waldbewohner ist auch das
Auerhuhn. Dieses
Raufußhuhn benötigt
einsame, struktur- sowie unterholzreiche
Wälder und reagiert
besonders empfindlich
auf jede Störung
seines Lebensraumes.
Foto: Josef Hackhofer
Abb. 7
Manchmal nur wenige
Meter vom Eisstrom
entfernt trifft man die
Kriechende Nelkwurz
an. Gelbe Blüten,
behaarte Fruchtstände
und lange Ausläufer
ähnlich der Erdbeere
kennzeichnen diese
Pionierpflanze.
Foto: Josef Hackhofer
Vorliebe in den Wäldern. Die im gesamten Naturpark lebende
Gämse und der in der Durreck- und Venedigergruppe vorkommende Steinbock finden sich hingegen bis weit über die Waldgrenze.
Die Nadelwälder sind vom Tal bis zur Waldgrenze sehr unterschiedlich ausgeprägt. Im unteren Teil dominiert die Fichte, die
auch die häufigste Baumart des Naturparks ist. Nach oben hin
wird sie langsam von Lärche und Zirbe abgelöst; sie bilden je
nach Standort gemeinsam oder allein die obere Waldgrenze. Vor
allem im Südteil des Naturparks kommen an besonders trockenen
Standorten ausgedehnte Rotföhrenbestände vor. Rotföhrenwälder sind vor allem im Frühling, wenn die Schneeheide blüht,
außerordentlich attraktiv. Die Haubenmeise ist eine CharakterVogelart dieses Lebensraumes.
Die Latsche ist vor allem im Knuttental, aber auch bei den
Pojener Almen und im Ahrntal verbreitet. Ein typischer Vogel der
Latschenfelder ist der Birkenzeisig.
Vereinzelt finden sich in den Wäldern auch verschiedene
Laubgehölze, wie die Vogelbeere, Birke, Zitterpappel, Salweide
oder die Grauerle, die in Antholz schöne flächige Bestände
ausbildet, in feuchten Rinnen findet sich verbreitet die Grünerle.
Diese Rinnen werden gern vom Haselhuhn, unserem kleinsten
Raufußhuhn, aufgesucht. Birk- und Auerhuhn, zwei weitere
Vertreter dieser Gattung, leben hingegen am oberen Waldrand
und in den Zwergstrauchheiden beziehungsweise in aufgelockerten Bergwäldern mit viel Unterwuchs von Heidel- und Preiselbeere sowie Ameisenhaufen, die eine wichtige Eiweißquelle für die
Aufzucht der Küken darstellen. Von Ameisenlarven ernähren sich
gern auch die Spechte, von denen fünf verschiedene Arten im
Park vorkommen. Erwähnt sei hier der Dreizehenspecht, der in
naturnahen Bergwäldern sehr heimlich und unauffällig lebt und
vor allem an den Ringelspuren, die er auf Bäumen hinterlässt,
nachzuweisen ist.
Mensch und Natur
Im Naturpark Rieserferner-Ahrn spielt der Mensch eine wichtige Rolle. Die Natur hängt in vielen Lebensräumen, mit Ausnahme
der von Wildnis dominierten Hochgebirgsregion, sehr von der
menschlichen Bewirtschaftung ab. Bergwiesen und Almen, von
denen es über hundert im Naturpark gibt, werden seit Jahrhunderten von der Landwirtschaft geprägt. Die natürliche Waldgrenze wurde durch Beweidung und Mahd in vielen Bereichen nach
unten gedrängt. Der Blumenreichtum, den der Besucher so
außerordentlich schätzt, ist nur dadurch möglich, dass die Bergwiesen regelmäßig gemäht und nicht überdüngt und dass die
Almen gleichmäßig beweidet werden. Allein das richtige Maß
bestimmt das Überleben bestimmter Pflanzen und Tierarten.
Einerseits ermöglicht die Erschließung der Almen durch Wege
eine schnelle, weniger zeitraubende Bewirtschaftung, andererseits vertragen viele Arten keinen Dünger oder werden durch zu
schnelle Mähfolgen verdrängt. Zunehmende Technisierung
verlangt einheitliche, leicht zu bearbeitende Flächen, dadurch
gehen wertvolle Kleinlebensräume verloren. Die Erhaltung
traditioneller Bewirtschaftungsformen bekommt einen immer
größeren Wert, das Schutzgebiet eine immer größere Bedeutung
für die Erhaltung von Lebensräumen. Wissenschaftliche Forschung, auch über Grenzen hinweg, in Zusammenarbeit mit dem
Nationalpark Hohe Tauern, kann dazu beitragen, Vielfalt zu bewahren und neues Wissen zu erlangen. Ökologisch intakte Natur
ist schließlich Grundlage für Erholung suchende Menschen.
Naturpark Rieserferner-Ahrn (7)
Fläche: 31.320 Hektar, ausgewiesen im Jahr 1988, erweitert 1994
DREIHERRENSPITZE
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in Kasern/Prettau
Öffnungszeiten: im Sommer von
Anfang Juni bis Mitte Oktober von 10.00
bis 17.00 Uhr, sonntags geschlossen;
von Mitte Juli bis Mitte September täglich
von 9.00 bis 18.00 Uhr; im Winter von
Weihnachten bis Ostern täglich von 9.00
bis 16.00 Uhr. Eintritt frei!
Tel. +39 0474 654188
[email protected]
www.provinz.bz.it/naturparke
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Öffnungszeiten: Anfang Mai bis Ende
Oktober, Ende Dezember bis Ende März,
dienstags bis samstags, von 9.30 bis
12.30 Uhr und von 14.30 bis 18.00 Uhr
geöffnet; im Juli, August und September
auch sonntags geöffnet. Eintritt frei!
Tel. +39 0474 677546
[email protected]
www.provinz.bz.it/naturparke
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Naturparkhaus
Rieserferner-Ahrn
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Sand in Taufers: 5293 Einwohner, Fläche 16.447 Hektar, Anteil am Naturpark 12.016 Hektar
Tourismusverein: Tel. +39 0474 678076, www.taufers.com
Gais: 3186 Einwohner, Fläche 6034 Hektar, Anteil am Naturpark 2912 Hektar
Tourismusverein: Tel. +39 0474 504220, www.gais-uttenheim.com
Percha: 1474 Einwohner, Fläche 3028 Hektar, Anteil am Naturpark 2048 Hektar
Tourismusverein Bruneck: Tel. +39 0474 555722, www.bruneck.com
Rasen-Antholz: 2885 Einwohner, Fläche 12.092 Hektar, Anteil am Naturpark 4584 Hektar
Tourismusverein Rasen im Antholzertal: Tel. +39 0474 496269, www.rasen.it
Tourismusverein Antholzertal: Tel. +39 0474 492116, www.antholz.com
Ahrntal: 5920 Einwohner, Fläche 18.728 Hektar, Anteil am Naturpark 3467 Hektar
Tourismusverein: Tel. +39 0474 671136, www.ahrntal.it
Prettau: 604 Einwohner, Fläche 8649 Hektar, Anteil am Naturpark 6293 Hektar
Tourismusverein: Tel. +39 0474 652198, www.ahrntal.org
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Kernstück des Naturparks ist die eigentliche Rieserfernergruppe zwischen Antholz und Rein in Taufers mit dem Hochgall
(3436 m) als Wahrzeichen. Zwischen Rein- und Ahrntal liegt die
Durreckgruppe mit der Durreckspitze (3135 m) als höchstem
Gipfel. Anschließend daran im Osten die Venedigergruppe mit
den zwei höchsten Gipfeln des Naturparks Rötspitz (3495 m) und
Dreiherrenspitze (3499 m). Der Naturpark Rieserferner-Ahrn ist der
zweitgrößte Naturpark des Landes und schließt über die Grenze
nahtlos an den österreichischen Nationalpark Hohe Tauern und
den Hochgebirgsnaturpark Zillertaler Alpen an. Zusammen bilden
diese drei Schutzgebiete mit über 2500 km2 das größte zusammenhängende Schutzgebiet Mitteleuropas. Bei Kematen in Sand
in Taufers findet sich der mit 900 m tiefste Punkt des Naturparks,
gleich neben den gewaltigen Reiner Wasserfällen, die einen
spektakulären Natureindruck vermitteln und Besuchermagnet
sind. Der Ort Rein in Taufes liegt als Insel mitten im Naturpark und
ist Ausgangspunkt für herrliche Wander- und Bergtouren. Weitere
Hauptzugänge sind der Talschluss von Prettau und der Antholzer
See. Sehr ruhige Täler öffnen sich mit Mühlbacher-, Tesselbergerund Wielental nach Süden hin. Bei Platten oberhalb von Percha
liegen die berühmten Erdpyramiden, für jeden leicht erreichbar.
Insgesamt bietet das Schutzgebiet eine erstaunliche Vielfalt, die in
nichts den südlich gelegenen Dolomiten nachsteht und eine
willkommene Alternative bieten kann.
Einen anschaulichen Einstieg in das Gebiet ermöglichen das
Naturparkhaus in Sand in Taufers und die Infostelle in Kasern mit
ihren modernen Dauerausstellungen.
GABELSPITZ
3071
POJ
RAUCHKOFEL
MONTE FUMO
3252
Die Südtiroler Naturparks
Der Naturpark in aller Kürze
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13
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ST. MARTIN
S. MARTINO
Staller Sattel
Passo Stalle
2052
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Hl.-Geist-Jöchl
F.lla di Campo
2658
Hundskehljoch
Passo del Cane
Naturparks sind von besonderem Wert für die Erhaltung
von Natur und Landschaft, die Bildung und Forschung sowie für
die Möglichkeit, Natur zu erleben. Das Konzept beruht auf
wenigen, klaren Grundsätzen:
1. Die Naturparks Südtirols schützen und erhalten die Vielfalt
der Bergwelt mit ihren Lebensräumen, Pflanzen und Tieren.
2. Durch Information, Umweltbildung und spezielle Naturerlebnisangebote werden die Besucher zu neuem Verständnis
für die Natur und zu verantwortungsvollem Handeln
angeregt.
3. Naturparks umfassen Hochgebirge, Almen und Wälder;
Dauersiedlungen sind nicht Teil des Gebietes.
4. Die Forst- und Almwirtschaft in nachhaltiger Form werden
beibehalten.
5. Nicht möglich sind: jede Bautätigkeit (ausgenommen für
die Alm- und Forstwirtschaft), die Errichtung von Freileitungen, Bergbau, Schotterabbau sowie die Nutzung der
Gewässer zu hydroelektrischen oder industriellen Zwecken.
LL
Naturpark Schlern-Rosengarten
Naturpark Texelgruppe
Naturpark Puez-Geisler
Naturpark Fanes-Sennes-Prags
Naturpark Trudner Horn
Naturpark Drei Zinnen
Naturpark Rieserferner-Ahrn
Nationalpark Stilfser Joch
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Obersee
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TRINKSTEIN
FONTE ALLA ROCCIA
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Naturparkgrenze
VAL
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URES
mark. Wandersteig
Zufahrtsstraße
schwieriger Steig
Gewässer
Klettersteig
Wasserfall
Aufstiegsanlage
Parkplatz
Joch / Scharte
Gesperrte Straße
Erdpyramiden
Gasthaus / Raststätte
Staatsgrenze
Schutzhütte
Naturparkhaus
Ahr
- T. A
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ino
BRUNECK
BRUNICO
835
ST. GEORGEN
S. GIORGIO
822
Alpines Notsignal
• Innerhalb 1 Minute 6 akustische / optische Zeichen geben (= 10 Sek. Abstand)
• Pause von 1 Minute
• Wiederholen des Signals
(bis Antwort erfolgt)
• Antwort: 3 Signale innerhalb 1 Minute
Notruf bei Bergunfällen
Landesnotrufzentrale 118
1
PU
12
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GR. OHRENSPITZE
GRANDE ORECCHIO
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ST. MAGDALENA
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LENKSTEIN
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Krimmler Tauern
Passo dei Tauri
2633
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LÖFFELSPITZE
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Bozen
Birnlückenhütte
Rif. Tridentina
13
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KLOCKERKARKOPF
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Franziskusweg
Meran
BIRNLÜCKE
FORCELLA DEL PICCO
2667
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Schlanders
Bruneck
Brixen
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2
Verhaltensregeln
• Keine Motoren, für die Anfahrt möglichst
öffentliche Verkehrsmittel verwenden.
• Auf den Wegen bleiben.
• Lärm vermeiden.
• Nichts wegwerfen, nichts mitnehmen
(Pilze, Pflanzen, Mineralien).
• Zelten? Campieren? Nein, Rücksicht
nehmen auf die Einrichtungen der Parks.
• Vorsicht Feuer! Kein Lagerfeuer,
kein Grillfest. Zigaretten?
• Nicht hasten, sondern erleben.
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