Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 02.02.2009 15:18 Uhr Gemalter Stein Seite 1 Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 02.02.2009 15:18 Uhr Seite 2 Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 02.02.2009 15:18 Uhr Seite 3 Ursula E. und Martin Benad Gemalter Stein Studienreihe Illusionsmalerei Deutsche Verlags-Anstalt Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 03.02.2009 14:22 Uhr Seite 4 Inhalt Die Informationen und Ratschläge in diesem Buch wurden sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Autoren und Verlag haften nicht für Personen-, Sach- und Vermögensschäden, die direkt oder indirekt aus der Anwendung oder Verwertung der Angaben in diesem Buch entstehen. Abbildungen Seite 1: siehe Seite 65 ff. Frontispiz: siehe Seite 115 ff. Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100 Das für dieses Buch verwendete FSC -zertifizierte Papier Lumisilk, hergestellt von Stora Enso, liefert Papier Union. 1. Auflage Copyright © 2009 Deutsche Verlags-Anstalt, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH © für die Bildentwürfe und Malereien: Ursula E. Benad © für alle Fotografien: Martin Benad Alle Rechte vorbehalten Satz und Layout: a.visus, Michael Hempel, München Gesetzt aus der Weidemann Lithographie: Helio Repro, München Druck und Bindung: Offizin Andersen Nexö Leipzig Printed in Germany ISBN 978-3-421-03693-3 www.dva.de 1 2 3 Warum wir Steine malen 5 4 5 6 7 8 9 10 Marmorieren mit Ölfarben 23 Die Gliederung von Wandflächen 8 Marmor und seine typischen Gefügebilder 17 Marmorieren mit Acrylfarben 40 Schwarzer Marmor in Acryl 61 Kalkstein und Sandstein 74 Verschiedene Steine 90 Plastische Steinoberflächen 98 Mosaik 110 Die Autoren 118 Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 1 02.02.2009 15:18 Uhr Seite 5 Warum wir Steine malen Der universelle Werkstoff Stein ist das billigste Material – und das edelste. Steine liegen überall herum, und man gräbt nach ihnen an entlegensten Orten. Man pflastert Wege mit Steinen, über die der Verkehr rollt, und meißelt Statuen aus ihnen, die man nicht einmal anfassen darf. Steine sind ein Weltreich, eine Daseinsschicht unseres Planeten. Sie durchdringen alles, weil alles auf ihnen beruht. Wir malen Steine, • weil sie (als polierter Marmor) ein faszinierendes Farben- und Formenspiel zeigen, dessen Anblick wir gerne genießen (Kapitel 3 bis 5), • weil wir als Illusionsmaler Architektur nicht malen können, ohne dabei auch Stein, das klassische Baumaterial der Architektur, darzustellen (Kapitel 7 und 9), • weil wir als Illusionsmaler mit der Darstellung von Statuen, Büsten, Plastiken und anderen steinernen Kunstwerken dem Bild einen Stil zuordnen und ihm seine charakteristische Note geben (zum Beispiel Seite 104 ff.), • weil das Relief behauener Steine mit seinem Licht-Schatten-Spiel prägnante dreidimensionale Wirkungen in unser Bild bringt (zum Beispiel Seite 81, 85, 109), • weil wir seltene und wertvolle Steine darstellen, die heute als Baumaterial nicht mehr zur Verfügung stehen, weil ihre Lagerstätten erschöpft sind (zum Beispiel Seite 34 bis 37). 1 1 Gewinnung von Marmor im Tagebau, Carrara, Italien 1 5 Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 02.02.2009 15:18 Uhr Seite 6 Natürliches Vorbild Komposition Zeitgemäße Anleitungen Vor dem Hintergrund einer gewaltigen zeitlichen Perspektive sind Steine nichts Festes oder Bleibendes. Granit entstand, indem flüssiges Magma im Inneren der Erde abkühlte – daher seine körnige Struktur. Sandstein verdankt seine Existenz dem allmählichen Ablagern und Verkitten von Quarzsanden – wir sehen es noch heute an dem Streifenmuster, das die einzelnen Schichten abbildet. Und Marmor ging aus anderen Steinen durch Umbildung bei hohen Temperaturen unter großem Druck hervor. Deshalb sehen wir beim aufgeschnittenen polierten Marmor ein vielfältiges Farbenund Formenspiel als Bild dieser »metamorphen« Entstehung: Bänder und Schlieren, Verschiebungen und Verwerfungen, eingestreute Konglomerate oder Brekzien. Wir erfassen das Charakteristische im Erscheinungsbild einer bestimmten Gesteinsart und ahmen es mit unseren Malwerkzeugen nach. Dabei betrachten wir ein entsprechendes Stück Gestein im Original oder im Foto, um nichts zu malen, was in der Natur nie vorkommen würde. Aber wir malen das konkrete Stück Stein nicht ab – wir erfinden es neu. So wird die Malerei selbst zum Bild eines lebendigen Prozesses. Wir wissen beispielsweise, dass Marmoradern keine kabelartigen Stränge, sondern das zweidimensionale Bild räumlicher Strukturen sind. So ist es für uns selbstverständlich, in unserer Malerei die Stärke der Adern zu verändern, ihre Richtungswechsel an imaginären Brüchen im Gestein zu orientieren, sie aus dem Untergrund auftauchen und wieder verschwinden zu lassen. Und weil wir uns bildhaft vorstellen können, wie Sedimentschichten übereinander liegen, lassen wir unsere Sandsteinmuster nicht kreuzweise verlaufen. Wir können die Steine in ihrer Komposition je nach Bedarf ausgewogener, spannungsreicher, kontrastvoller oder kontrastärmer darstellen, als sie – zufällig aus dem Block geschnitten – in der Realität sind. Hier ist es unsere Aufgabe, nicht abzubilden, sondern ästhetisch zu idealisieren. Das gilt auch für die Farbigkeit: Wenn bekannt ist, für welches Interieur wir malen, passen wir die Farben unserer Malerei der Umgebung an und schaffen den »perfekten Stein« für einen ganz bestimmten Ort. Ein Wort zur Farbigkeit: Lasierende Illusionsmalerei stellt die Dinge heller dar als ihre Körperfarbe tatsächlich ist. Wir malen die Blätter eines Baums nicht so dunkel, wie sie in Wirklichkeit sind, weil Wandmalerei mit dem Öffnen eines Raums zu tun hat, nicht mit dem Verschließen. Manchmal gilt das für gemalten Marmor auch dann, wenn er außerhalb eines Illusionsgemäldes als sogenannte Scheinoberfläche ein selbständiges Dasein führt, zum Beispiel auf Wandsockeln, an Möbeln oder Türrahmen. Eine starke, prächtig auftrumpfende Marmormalerei kann einen nüchternen Neubauraum in ein palastartiges Gemach verwandeln. Sie kann den Raum aber auch aus seinem ästhetischen Gleichgewicht bringen, und dann ist die künstlerisch leichte und gefällige Anmutung eines Marmors vorzuziehen. Einige Leser werden dieses Buch, das in weiten Teilen von Marmormalerei handelt, vielleicht vor dem Hintergrund der Klassiker auf diesem Gebiet betrachten, zum Beispiel Ernst Oldenbruchs »Großer Wiener Schule« (ca. 1925) oder P. van der Burgs »Holländischer Malschule für Holz- und MarmorImitation« (1895), die in den 1990er Jahren auch in Nachdrucken verfügbar waren. Aber es möchte kein Lehrbuch traditioneller Maltechniken sein und sich dem Vergleich nicht stellen. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Design und seiner Anmutung sowie darauf, wie man mit heute gebräuchlichen Materialien diese Anmutung erzeugt. Das hat zwei Gründe: • Die Werkstoffe. Wir zeigen – bis auf einige Ölmalereien – nur Techniken in Acryl. Acrylfarben sind erst seit den 1960er Jahren für Kunstmaler allgemein verfügbar. Die lasierende Malerei mit Acrylfarben unterscheidet sich stark von Freskomalerei, Malerei mit Tempera-, Kasein- oder Leimfarben. Und wir malen nicht mit Trockenpigment, aus dem wir Farben anrühren, sondern verwenden verarbeitungsfertig eingestellte Industrieprodukte. Es genügt uns, wenn die tragfähige, glatt verspachtelte Wand mit einer tuchmatten, scheuerbeständigen Dispersionsfarbe sorgfältig grundiert wurde – mehr ist zur Untergrundvorbereitung nicht zu sagen. Wer mit anderen Untergründen und Bindemittelsystemen arbeitet, möge die hier geschilderten Techniken entsprechend anpassen. 1 6 • Die Seherwartungen. Die Ansprüche an das Imitieren von Steinoberflächen haben sich geändert. Oft geht es bei der Ausführung von Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 03.02.2009 12:40 Uhr Seite 7 Kreativität Marmormalereien nicht darum, ein Gestein so perfekt zu imitieren, dass der Betrachter nicht eine Malerei, sondern einen konkreten Stein zu sehen meint, dem er seinen Namen, sein Abbaugebiet, möglicherweise sogar einen konkreten Steinbruch zuordnen kann. Heute ist Wandmalerei vor allem eine Stilfrage! Wir leben in einer Welt, die mit technisch reproduzierten Bildern überflutet wird; und es ist ein Leichtes, ein hoch aufgelöstes Marmorfoto in einen perfekten tapezierfähigen Digitaldruck umzusetzen. Für uns Kunstmaler aber kommt es auf das Wie, nicht auf das Was an, also auf Komposition, Stil der Malerei, individuelle Farbnuancierung, Flüssigkeit und Leichtigkeit des Strichs. Hilfreich ist es dabei sicherlich, die maltechnischen Verfahren zu kennen, wie man gewisse Darstellungen Schritt für Schritt aufbaut, um ein perfektes Ergebnis zu erlangen. Aber man muss sich nicht pedantisch daran halten. In Zweifelsfall erfindet man eine Technik neu (oder entdeckt sie wieder), wenn man vor einer Darstellungsaufgabe steht, die sich bisher noch nicht gestellt hat. 2 Marmorvertäfelung, Schloss Versailles Dass man einen schwarzen Marmor wie den Nero Marquina auch grün untermalen kann, haben die Autoren noch in keinem anderen Buch gefunden – es sieht aber überzeugend aus, weil es die Tiefenwirkung erhöht. Und dass man die Einsprengsel im Rosso Verona am besten mit Rubbelkrepp (ein Hilfsmittel aus der Aquarellmalerei) zustande bringt, ist ebenfalls etwas Neues, das wir entdeckten, als wir vor der Aufgabe standen, große Flächen kostenbewusst mit dieser Marmorsorte zu dekorie- 2 ren. Kreative Menschen entdecken Techniken, wenn sie ihrer bedürfen. Aber eins ist und bleibt die Grundlage: Hinschauen. Die beste Technik nützt nichts ohne intensives Hinschauen – sowohl auf das, was man malt, als auch auf die Vorbilder der Natur. Vergleichen Sie, wie die Natur es macht, mit Ihrem Werk, beschreiben Sie detailliert, was Sie sehen und wo die Unterschiede sind. Dann wird schnell klar: Der beste Lehrmeister ist nicht ein Anleitungsbuch, sondern das Auge. Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 2 02.02.2009 15:18 Uhr Seite 8 Die Gliederung von Wandflächen 3 2 8 Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 03.02.2009 12:42 Uhr Seite 9 3 4 Fassadendetail von Santa Maria Dei Miracoli, Venedig Sandsteinmauer an der Alten Nationalgalerie, Berlin: Malerische Kontraste der einzelnen Steine in Größe, Farbton, Helligkeit und Zeichnung Auf Schritt und Tritt begegnet uns Stein in der Architektur. Wer als Illusionsmaler Wände oder Böden bemalt, für den ist daher Stein ein naheliegendes Thema für seine Darstellung. So wie sich magmatische Gesteine (zum Beispiel Granit), Sedimentgesteine (zum Beispiel Sandstein) und metamorphe Gesteine (zum Beispiel Marmor) in ihrer Entstehung unterscheiden, so unterschiedlich werden sie als Baustoffe beziehungsweise als malerische Dekoration verwendet. Ganz allgemein kann Sandstein eher als ein konstitutives, Marmor als ein dekoratives Element von Bauwerken betrachtet werden: mit Sandstein wird gebaut, mit Marmor wird geschmückt. Auch wenn diese Einteilung stark vereinfacht, so liefert sie uns für die Malerei wesentliche Hinweise zur Flächengliederung. Da Granit nur selten malerisch dargestellt wird, gehen wir an dieser Stelle nicht weiter auf ihn ein. Sandstein Eine Sandsteinwand lebt von der Geometrie ihrer Aufteilung, der Präzision ihrer Fugen, der Architektur von Rundbögen, Nischen, Öffnungen, und gegebenenfalls auch vom Licht-Schatten-Spiel ihrer Reliefs. Selbstverständlich sind Zeichnung und Farbenspiel der Steine wichtig, um die spezielle Materialanmutung und Stimmung zu erzeugen, aber sie stehen nicht im Mittelpunkt der Komposition. Die Materialanmutung von Sandstein begleitet einen Raum dezent, schiebt sich nicht dominant in den 4 2 9 Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 02.02.2009 15:18 Uhr Seite 10 5 Stein ABGABE HELIO 2901 007_Helio+:Italien 13 01 03 6 02.02.2009 15:18 Uhr Seite 11 7 8 Vordergrund. Für den Wandmaler geht es mehr um die grafisch-malerische Gestaltung der gesamten Wand, weniger um das Detail. Nutzen Sie darum bei der Flächenaufteilung Ihren kompositorischen Einfallsreichtum! Wie triste wirkt eine gemalte Sandsteinwand, an der alle Quader dieselbe Höhe, Breite, Farbigkeit und Struktur haben. In Abbildung 4 ist zwar die Höhe der einzelnen Steinlagen konstant, die Breite wechselt jedoch stark, und der Kontrast heller und dunkler, kühler und warmer, kräftiger und gedämpfter Sandsteinfarbtöne ist immens. Nehmen Sie sich an solchen Wänden ein Vorbild, um nicht der Einfallslosigkeit eines sich ständig wiederholenden Sandsteintupfens zu verfallen. Das Relief spielt bei Sandsteinen ebenfalls eine wichtige Rolle. Nischen, Fenster und Türen bieten willkommene Gelegenheiten, konvexe und konkave Formen im Stil der Graumalerei mit Lichtund Schattenfarben zu modellieren. Vorbilder finden sich in jeder größeren Stadt – auch wenn Paris für jeden Wandmaler in dieser Hinsicht mehr als einen Besuch wert ist. Italienische Renaissanceund Barock-Villen mit ihren Parks und Gärten sind ebenfalls Quellen, die uns für die malerische Gliederung von Wandflächen unerschöpfliche Vorlagen liefern. Abbildung 5 zeigt steinerne Arkaden, die auf vielen Wandbildern zum Einfassen von Landschaftsdurchblicken gute Dienste leisten. Das bemalte Schränkchen (Abbildung 9) spielt mit einer Vielzahl dieser Elemente. Paradox ist dabei, dass das Schränkchen in den Raum hineinragt, die Malerei jedoch gleichzeitig suggeriert, es öffne sich nach hinten. Die Variationen aus Abbildungen 6 bis 8 sind beispielhafte Vorlagen für die korrekte Einfassung von Fenstern oder Türen mit bossierten Steinen. Was hier in erster Linie dekorativ aussieht, ist in der Realität eine Frage der Statik. Nur durch die konische Form der Steine ist gewährleistet, dass der Bogen nicht zusammenfällt. 5 6, 7, 8 9 Steinerner Torbogen in Padua, Italien Beispiele für die Sandsteingliederung um Fenster und Türen. Ein kleiner Schrank öffnet große architektonische Scheinräume. 9 UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE Ursula E. Benad, Martin Benad Gemalter Stein Studienreihe Illusionsmalerei Paperback, Klappenbroschur, 120 Seiten, 23,0 x 23,0 cm ISBN: 978-3-421-03693-3 DVA Architektur Erscheinungstermin: März 2009 Stein-Imitationen Imitationen von Marmor, Granit, Sandstein und Halbedelsteinen – ob illusionistische Augentäuschung oder dekorative Struktur: Stein, vor allem Marmor, ist seit der Antike ein elementares Thema der Wandmalerei. Ursula und Martin Benads vierter Band der Studienreihe Illusionsmalerei führt nicht nur bewährte, traditionelle Maltechniken mit Ölfarben vor, er präsentiert auch Verfahren der Marmormalerei mit Acrylfarben und der kreativen Imitation verschiedenster Gesteinsarten, vom Granit über Kalk- und Sandstein bis hin zu Halbedelsteinen. Dabei lernt der Leser, Steinstrukturen zu »lesen« und in freieren Interpretationen malerisch umzusetzen. Ein Exkurs in die Welt der Architekturelemente in Gärten und Parks (steinerne Büsten, Baluster und Nischen) rundet das Kompendium ab. • Inspirierende Ideen für die Innenraumgestaltung • Leicht verständliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen • Bewährte, traditionelle Maltechniken in Öl wie auch effektvolle Techniken mit moderner Acrylfarbe