Paritätische Leitlinien für die Berliner Kinder

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Paritätische Leitlinien
für die Berliner Kinder- und Jugendhilfe
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Paritätische Leitlinien
Inhalt
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Vorwort
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Referat Kindertagesstätten
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Referat Jugendhilfe
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Referat Schulbezogene Jugendhilfe
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Referat Familie, Frauen, Mädchen
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Referat Schule
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Material aus den Referaten der Kinder- und Jugendhilfe
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Impressum19
Paritätische Leitlinien
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Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Der Senat legt dem Abgeordnetenhaus zu Beginn einer Wahlperiode seine
kinder- und jugendpolitischen Leitlinien und die damit verbundenen politischen und fachlichen Zielsetzungen in der Kinder- und Jugendhilfe vor“ , so
heißt es im Paragraphen 43 des Berliner Gesetzes zur Ausführung des Kin­
der- und Jugendhilfegesetzes (AG KJHG). Diese Leitlinien werden jedoch seit
gerau­mer Zeit nicht vorgelegt, sodass sich die Referentinnen und Referenten
im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe beim Paritätischen Berlin gedacht haben: Dann müssen wir das eben in die Hand nehmen!
Welcher Termin würde besser passen als der 15. Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) Anfang
Juni in Berlin, um diese Leitlinien der Öffentlichkeit zu präsentieren und zur Diskussion einzuladen.
Die Diskussionen führen wir in einem Bereich, der für zahlreiche Menschen im professionellen und
ehrenamtlichen Kontext Beschäftigung bietet und bedeutend für die Zukunftsfähigkeit eines Gemeinwesens ist. Im Kinder- und Jugend(hilfe)politischen Leitpapier der AGJ, herausgegeben zum DJHT,
heißt es: „Die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe gehören inzwischen selbstverständlich zum Aufwachsen junger Menschen in Deutschland dazu. Die Kinder- und Jugendhilfe ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“
Mit den Paritätischen Leitlinien für die Berliner Kinder- und Jugendhilfe will der Paritätische Berlin
die politische und fachliche Diskussion in Berlin beleben und Anregungen für eine zukunftsgewandte
Berliner Kinder- und Jugendhilfe geben. Der Verband und seine Mitarbeiterinnen und Mit­arbeiter
freuen sich auf die kommenden Diskussionen in der Stadt mit Vertretern der öffentlichen Jugendhilfe,
aber auch mit den Kooperationspartnern bei den anderen Verbänden und Organisationen sowie Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur und Sport sowie zivilgesellschaftlichen Kräften. Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass es auch darum geht, die Kinder, Jugendlichen und ihre
Familien selbst in die Diskussion über die Unterstützungsangebote und die Leistungsgestaltung einzubeziehen.
Oswald Menninger
Geschäftsführer
Paritätische Leitlinien
Referat Kindertagesstätten
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Referat Kindertagesstätten
In der Kita lernen Kinder auf vielfältige Weise vielfältige Dinge. Sie lernen, im Zusammensein mit anderen Kindern zu kooperieren, sich auseinanderzusetzen, die Kinder eignen sich soziale Kompetenzen
an. In der Kita erfahren sie Zuwendung und Wertschätzung. Sie werden in ihrer sprachlichen Entwicklung gefördert und beim Erlernen basaler Fähigkeiten unterstützt. Der Besuch der Bildungseinrichtung
Kita eröffnet die Chance, ungleiche Startbedingungen von Kindern frühzeitig auszugleichen. Bildung
ist damit auch eine Strategie gegen Armut.
Bildung braucht Qualität: Kinder haben das Recht auf eine anregungsreiche Kita mit einer den
Familien zugewandten Atmosphäre
In Berlin ist seit der Einführung des Bildungsprogramms vor zehn Jahren und durch verbindliche Maßnahmen wie die Evaluation die pädagogische Qualität spürbar gestiegen. Dies ist vor allem ein Ver­
dienst der pädagogischen Fachkräfte, deren Anforderungen deutlich gewachsen sind. Die pädagogische
Fachberatung ist im Prozess der Qualitätsentwicklung ein wichtiger Faktor zur Unterstützung der
Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen.
Die Qualität der pädagogischen Prozesse und die individuelle Förderung eines jeden Kindes sind
maßgeblich abhängig von der Fachkraft-Kind-Relation, der Gruppengröße, der anerkannten Zeit für
die mittelbare pädagogische Arbeit (Vor- und Nachbereitungszeit) sowie der Qualifikation des Fach­
personals. Weitere Investitionen in Kindertagesstätten sind für den Erhalt fachlicher Standards und
den weiteren Ausbau der Qualität frühkindlicher Bildung notwendig.
Pädagogische Fachkräfte: die Besten für die Jüngsten!
Gesellschaftliche Wertschätzung, eine angemessene Bezahlung dieses anspruchsvollen Berufes sowie
unterstützende Maßnahmen wie Fortbildungen, Fachberatung und andere Formen der fachlichen Begleitung sind Grundvoraussetzungen für motivierte und qualifizierte pädagogische Fachkräfte in unseren Kindertagesstätten. Dem Fachkräftemangel in der Stadt muss endlich spürbar gegengesteuert
werden, ohne das Berliner Fachkräftegebot infrage zu stellen.
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Referat Kindertagesstätten
Kita im Sozialraum – Familienzentren und andere familienunterstützende Strukturen stärken
Die Kita ist oft die erste Institution, mit denen junge Familien in Kontakt kommen. Der Ausbau
vorhandener familienunterstützender Strukturen bis hin zur Weiterentwicklung von Kindertagesstätten zu Familienzentren ist notwendig, wenn präventiv mit Familien gearbeitet werden soll. Angebote
für Familien am Ort Kita sind niedrigschwellig, interkulturell ausgerichtet und unterstützen insbesondere Familien mit kleinen Kindern. Kita hat eine wichtige Beratungs- und Lotsenfunktion. Kitas vernetzen sich im Sozialraum und arbeiten mit anderen Fachdiensten zusammen.
Jedem Kind ist ein Kitaplatz anzubieten unter Berücksichtigung des Wunsch- und Wahlrechtes
der Eltern
Die Berliner Kitalandschaft ist gekennzeichnet durch die Vielfalt seiner Träger: kleine und große Träger
mit unterschiedlichen pädagogischen Schwerpunkten und Leitbildern sowie bedarfsgerechten und
­flexiblen Betreuungsangeboten. Davon sollten alle Berliner Kinder und ihre Eltern durch das gesetzlich
verankerte Wunsch- und Wahlrecht profitieren. Die Kinder- und Jugendhilfeplanung hat dies bei dem
geplanten Ausbau seiner Platzkapazitäten – auch unter dem Aspekt des Wettbewerbs- zu berücksichtigen. Damit alle Eltern für ihre Kinder einen Kitaplatz bekommen können, benötigen wir ausreichend
Kapazitäten in allen Regionen der Stadt.
Werbung für den Kita-Besuch – und zwar möglichst früh
Politische Ideen wie die Einführung einer Kitapflicht sind kontraproduktiv. Wir sprechen uns statt­
dessen für die aktive Werbung mit einem einfachen Antragsverfahren für den Kitabesuch aus. Ein solch
leichter Zugang, gekoppelt mit Unterstützung bei der Kitaplatzsuche, und die Darstellung der positiven
Effekte des Kitabesuchs überzeugen skeptische Eltern eher für diese erste Stufe des Bildungssystems.
Davon profitieren besonders Kinder und ihre Familien, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden.
Erziehungspartnerschaft mit Eltern
Eltern sind in der Regel die ersten und wichtigsten Bindungspersonen für ihre Kinder. Sie sind Experten ihrer Kinder und wichtige Partner für die pädagogischen Fachkräfte der Kitas. Allen Eltern und
anderen Bezugspersonen wird mit Respekt und Vertrauen begegnet. Entwicklungsgespräche und andere Möglichkeiten des Austauschs über das Kind und den Alltag in der Kita finden regelmäßig statt. Die
Fachkräfte stellen ihre pädagogischen Ziele dar und gestalten ihre Arbeit für alle Eltern transparent.
Die Eltern haben Beteiligungsrechte in der Kita.
Kitas als Orte sprachlicher Bildung
Sprachförderung ist ein zentrales Element der Arbeit einer Kita. In einem anregungsreichen Alltag
erhalten die Kinder vielfältige Impulse und sprachliche Begleitung durch die Fachkräfte und die anderen Kinder. Individuelle Sprachförderung, die sich am Entwicklungsstand unter Anerkennung der
sprachlichen Vorerfahrungen orientiert, benötigt zusätzliche Ressourcen.
Inklusion am Beispiel der Integration von Kindern mit Behinderung und interkultureller Öffnung
Inklusion ist eine „langfristige und umfassende sozial- und bildungspolitische Aufgabe“ (siehe Berliner
Bildungsprogramm, S. 18). Inklusion in der Kita heißt, dass hier ein bewusster Umgang mit Verschiedenheit als wichtiger Wert unserer Gesellschaft entwickelt und im Alltag gelebt wird. Alle Kinder sind
willkommen, unabhängig von ethnischen, sozialen, psychischen, physischen, geschlechterbezogenen,
ökonomischen, sprachlichen und kulturellen Unterschieden. Inklusion meint nicht Gleichmacherei,
sondern ist von Respekt getragene Anerkennung der Verschiedenheit. Voraussetzung dafür ist eine
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Referat Kindertagesstätten
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o­ ffene und reflektierte Haltung der Fachkräfte sowie Rahmenbedingungen, die diesen Prozess nachhaltig unterstützen, z.B. ausreichende Personalressourcen.
Kindertagesstätten sind auf dem Weg zur Inklusion bereits ein großes Stück gegangen, insbesondere
bezogen auf die Integration von Kindern mit Behinderung. Hier wird bereits viel geleistet, damit Kin­
der mit besonderen Bedürfnissen auch wirklich willkommen sind und individuell unterstützt werden.
Dies gilt auch für die interkulturelle Öffnung und die Betreuung und Förderung von Kindern, die mit
einer anderen Muttersprache aufwachsen. Damit der Weg zur Inklusion weiter begangen werden kann,
sind zwingend besondere Maßnahmen und zusätzliche Personalressourcen erforderlich, damit es nicht
bei Absichtserklärungen bleibt.
Die Anstrengungen der Politik, der Verbände und Träger und nicht zuletzt der pädagogischen Fachkräfte, eine verlässliche Kinderbetreuung auf hohem Niveau anzubieten, dürfen nicht nachlassen. Auch
wenn es viel kostet, heute weiß man: Die Investitionen für die frühkindliche Bildung sind Investitionen
in die Zukunft einer Gesellschaft!
Die Ansprechpartner_innen im Referat Kindertagesstätten
Claudia Gaudszun
› Tel 030 860 01 179
› [email protected]
Martin Hoyer
› Tel 030 860 01 161
› [email protected]
Marcus Luttmer
› Tel 030 860 01 178
› [email protected]
Unter Paritätischem Dach
111 Kita-Träger mit 487 Kindertagesstätten (Kitas) bieten insgesamt 43.750 Plätze für Kinder im Alter
von 0 Jahren bis zum Schuleintritt. Rund 390 dieser Kitas betreuen Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam. Die kleinsten Einrichtungen sind Elterninitiativen mit rund 15 Plätzen, große Träger
betreiben bis zu 26 Kitas mit ca. 2.900 Plätzen.
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Referat Jugendhilfe
Referat Jugendhilfe
Jeder junge Mensch soll die Unterstützung erhalten, die er benötigt
Wir setzen uns für flexible, aufeinander aufbauende und passgenaue Unterstützungsangebote ein, die
an den aktuellen, individuellen Bedürfnissen und Wünschen des jeweiligen jungen Menschen orientiert sind. Dabei steht der Ausgleich sozialer Benachteiligung und individueller Beeinträchtigung zur
Persönlichkeitsentwicklung im Mittelpunkt. Pauschale Grundsätze wie „ambulant vor stationär“ oder
„niedrigpreisig vor hochpreisig“ halten wir für nicht zielführend. Jeder Hilfebedarf wird individuell
beurteilt, jede Form der Unterstützung hat ihre Berechtigung, sofern sie notwendig und angemessen
ist. Wir wissen, dass Unterstützungsformate nicht automatisch mit Erreichen der Volljährigkeit ihre
Berechtigung verlieren und fordern die Betrachtung der individuellen Situation von jungen Volljährigen ein.
Dem Kinderschutz verpflichtet
Der Kinderschutz stellt eine zentrale Aufgabe der Jugendhilfe dar. Prävention und Intervention sind
zwei Seiten einer Medaille, die wesentlich für unsere Arbeit sind und bei denen oft die Grenzen der
Belastbarkeit erreicht werden. Wir schauen hin, wo andere gerne weggucken, und treten für (Schutz-)
Räume für gewaltfreies Aufwachsen und für Kinderrechte ein. Hierfür ist uns die UN-Kinderrechtskonvention Maßstab. Unsere Beziehungs- und Erziehungsangebote unterstützen Kinder, Jugendliche,
junge Erwachsene und ihre Familien, geben ihnen Sicherheit und Perspektiven.
Bildungs- und Befähigungsangebote für junge Menschen und ihre Familien schaffen
Die Angebote der Jugendhilfe sind auch Bildungsangebote und stärken junge Menschen auf ihrem Weg
zu einem selbstbestimmten Leben. Wir setzen uns ein für altersentsprechende Beteiligungsformen für
Kinder und Jugendliche und – mit Blick auf Volljährigkeit und junges Erwachsenenalter – weiterführende Angebote.
Paritätische Leitlinien
Referat Jugendhilfe
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Nah am Lebensfeld – Perspektiven für Familien vor Ort aufzeigen
Die Jugendhilfe hat den Anspruch, weiter Vorreiter in Bezug auf eine sozialräumliche Orientierung der
Hilfen zu sein. Dies gilt für Fachlichkeit, Struktur und Steuerung sowie für die Vernetzung mit anderen Bereichen. Die Sozialraumorientierung als Fachkonzept ist zu erhalten und weiterzuentwi­ckeln.
Angebote sind am Willen der Menschen auszurichten und Unterstützung von Eigeninitiative und
Selbst­hilfe von Familien zu fördern.
Im Interesse der jungen Menschen und ihrer Familien: sinnvolle Vernetzung ausbauen
Sowohl Regelangebote wie Kitas als auch individuell angelegte Unterstützungsformate wie die Hilfen zur Erziehung haben ihre Berechtigung. Eine Stärkung vernetzten Arbeitens dieser Angebote und
aller Akteure im Sozialraum dient allen Beteiligten. Die Diskussionen um die Weiterentwicklung und
Steuerung der Hilfen zur Erziehung verfolgen wir mit großer Aufmerksamkeit und begleiten sie mit
konstruktiver Kritik.
Sinnvolle Freizeit für Kinder und Jugendliche:
Jugendarbeit ernst nehmen und entsprechend ausstatten
Die finanziellen Querelen um die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit in dieser Stadt empfinden
wir als unerträglich. Bei der offensichtlichen Notwendigkeit solcher Angebote für die jungen Berli­ner_
innen ist Jugendarbeit als ein fester und sinnvoller Bestandteil der (informellen und non-formalen) Bildungs- und Entwicklungsprozesse anzuerkennen. Eine rahmenvertragliche Vereinbarung auch für diese
Angebote ist dringend geboten.
Junge Menschen am Übergang in Ausbildung & Beruf unterstützen:
Jugendberufshilfe gehört zur Jugendhilfe
Die Jugendhilfe hat einen gesetzlichen Auftrag hinsichtlich der Unterstützung junger Menschen am
Übergang von Schule – Ausbildung – Beruf/Arbeit zum Ausgleich sozialer Benachteiligung und individueller Beeinträchtigung. Der Tendenz, aus Kostengründen den kommunalen Rückzug anzu­treten
und diese Aufgaben an die Arbeitsagenturen und Jobcenter abzuschieben, treten wir entgegen. Neben
dem Fortbestehen der Jugendberufshilfeleistungen zur Persönlichkeitsentwicklung und Stärkung der
Beschäftigungsfähigkeit zur sozialen und beruflichen Integration basierend auf dem SGB VIII geht
es um sinnvolle rechtskreisübergreifende Kooperationsangebote der Jugendhilfe mit dem SGB II und
SGB III.
Die Persönlichkeiten der jungen Menschen unabhängig von Handicaps in den Mittelpunkt stellen
Leistungen der Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sind aus einer
Hand zu strukturieren, koordinieren und anzubieten. Um den spezifischen und individuellen Interessen der Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden, bietet sich hier das SGB VIII an (Große Lösung).
Im Wissen um komplexe Veränderungs- und Gestaltungsprozesse auf verschiedenen Ebenen ist konkret
dieser Aspekt von inklusiver Arbeit zu befördern. Verantwortliche in Politik und Verwaltung sind
dafür zu sensibilisieren.
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Referat Jugendhilfe
Gute Partnerschaft von öffentlicher und freier Jugendhilfe stärken:
mit wertgeschätzten Fachkräften auf beiden Seiten
Der Umgang zwischen freier und öffentlicher Jugendhilfe ist partnerschaftlich ausgerichtet. Die Rahmenverträge und -vereinbarungen bieten dafür eine gute Grundlage. Den im Trägervertrag fixierten
Qualitätsdialog halten wir für eine fachlich fundierte Weiterentwicklung der Hilfen für unabdingbar.
In jedem Fall ist eine gute Hilfeplanung notwendig. Beide Seiten brauchen ausreichende Ressourcen,
um der Situation der leistungsempfangenden jungen Menschen und ihren Familien gerecht zu werden.
Die Diskussion um Wirkung und Effizienz der Angebote nehmen wir an, abgelehnt wird dagegen
der Automatismus „immer mehr (Leistung) für immer weniger (Geld)“. Die Arbeit der Fachkräfte ist
entsprechend gesellschaftlich anzuerkennen und durch eine angemessene Bezahlung zu würdigen.
Der Ansprechpartner im Referat Jugendhilfe
Andreas Schulz
› Tel 030 860 01 162
› [email protected]
Unter Paritätischem Dach
200 Träger, davon 80 mit ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten der Hilfen zur Erziehung, 70 mit Angeboten der offenen Jugendarbeit, 20 mit Angeboten in der Jugendberufshilfe, weitere
Organisationen sind im Bereich der Eingliederungsleistungen nach dem SGB XII tätig oder engagieren
sich im Bereich von Mentoringprojekten für Kinder und Jugendliche.
Paritätische Leitlinien
Referat Schulbezogene Jugendhilfe
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Referat Schulbezogene Jugendhilfe
Jugendhilfe hat einen eigenständigen Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrag. Dieser ist in allen
Bereichen in Kooperationen mit Schulen mitzudenken und zu berücksichtigen.
Rechte aller Kinder auf gelingende Bildungs- und Erziehungsprozesse verwirklichen
Schule und Jugendhilfe kommt eine gemeinsame Verantwortung zu, was die Persönlichkeitsentwi­­
cklung und den Bildungserfolg ALLER jungen Menschen betrifft. Mit Blick auf die Vielfalt von
Lebens­situationen und Heterogenität der jungen Menschen ist das eine großartige und spannende, aber
auch eine herausfordernde und anspruchsvolle Aufgabe.
Unterstützung für Schüler_innen, Eltern und Lehrkräfte
Schulbezogene Jugendhilfe zielt darauf, ALLEN jungen Menschen mit unterschiedlichsten Ausgangs­
lagen faire Bildungs- und Zukunftschancen zu eröffnen. Besondere Unterstützung bietet sie jenen
Kindern und Jugendlichen, die unter erschwerten Bedingungen leben oder die den gesellschaftlichen
Anforderungen (noch) nicht gewachsen sind. Spezielle (Beratungs-) Angebote richten sich auch an
­Eltern und Lehr­kräfte, die grundsätzlich bedeutende Bündnispartner darstellen.
Verantwortung für kindgerechtes Aufwachsen in Ganztagsschulen
Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Lebenszeit in und an Schulen. Freie Träger der Jugend­
hilfe übernehmen im Rahmen der Ganztagsgestaltung auch im Hinblick auf kindliche Bedürfnis­
sicherung und altersentsprechendes Aufwachsen eine bedeutende Mitverantwortung. Mit ihrer
­Jugendhilfeleistung haben sie Grundprinzipien der Jugendhilfe, wie Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Partizipation, auch Freiwilligkeit im Lebensraum Schule umzusetzen.
Paritätische Leitlinien
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Referat Schulbezogene Jugendhilfe
Für Stärkung sozialpädagogischen Handelns im Lebensraum Schule
Schulbezogene Jugendhilfe zielt mit ihren schulergänzenden und erweiternden Angeboten auf einen
persönlichkeitsstärkenden Kompetenzerwerb, auf selbstbestimmtes Handeln, auf die Förderung der
Kritik- und Entscheidungsfähigkeit, auf die Befähigung, Eigenverantwortung zu übernehmen oder auf
gesellschaftliche Mitverantwortung. Sie bereichert den Lebensort Schule um jugendhilfespezifische
Ziele, Tätigkeitsformen, Methoden und Herangehensweisen.
Für Netzwerke über den Schulort hinaus
Schulen zu inklusiven Lebens- und Lernorten zu entwickeln braucht viele Partner. Neben der sozial­
pädagogischen Expertise verfügen Freie Träger der Jugendhilfe über große sozialräumliche Kenntnisse
und Netzwerke. Damit bilden sie das Scharnier zwischen Schule und Gemeinwesen, um gemeinsam
gelingende Bildungsbiografien für ALLE sicherzustellen.
Professionelle Zusammenarbeit –
durch Kooperationsvereinbarungen mit klaren Zielen, Aufgaben und Zuständigkeiten
Damit die sozialpädagogische Expertise Wirkung entfalten kann, setzen Träger der Schulbezogenen
Jugendhilfe als Bildungspartner auf eine gleichberechtigte, verlässliche und aktive Einbindung in die
schulische Gestaltung und konzeptionelle Weiterentwicklung. Entsprechend stehen sie für konkrete
Vereinbarungen über gegenseitige Erwartungen und Ziele sowie Abstimmungen über Aufgaben und
Verantwortungen der Partner Schule und Jugendhilfe. Und sie zielen auf eine „gelebte“ Kooperations­
kultur.
Beziehungsaufbau – durch Kontinuität und angemessene Rahmenbedingungen
Wirksame Erziehungs- und Bildungspartnerschaften müssen wachsen. Sie brauchen einen verlässlichen
Rahmen. Sollen gemeinsam Konzepte entwickelt und nachhaltig umgesetzt werden, braucht es eine
beständige und ausreichende Finanzierung der personellen und sächlichen Ausstattung der Schulbezogenen Jugendhilfe an den Schulen. Nur so werden die Partner vor Ort in die Lage versetzt, kontinuierlich und nachhaltig gemeinsame Entwicklungen zu planen und in die Praxis umzusetzen.
Paritätische Leitlinien
Referat Schulbezogene Jugendhilfe
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Die Ansprechpartnerin im Referat Schulbezogene Jugendhilfe
Elvira Kriebel
› Tel 030 860 01 166
› [email protected]
Serie: mitWirkung Schulbezogene Jugendhilfe
Unter Paritätischem Dach
27 Träger mit 11.200 Plätzen kooperieren im Ganztagskonzept mit 86 Grundschulen in öffentlicher
und freier­Trägerschaft, 95 Paritätische Träger sind ganztags an Sekundarschulen tätig und mit unter­
schiedlichsten Angeboten der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit als Partner von zahlreichen Berli­
ner Schulen aller Schularten aktiv, 35 Träger an 149 Schulen sind im Rahmen des Landesprogrammes
­Jugendsozialarbeit an Berliner Schulen aktiv.
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Referat Familie, Frauen, Mädchen
Referat Familie, Frauen, Mädchen
Offener Familienbegriff – Chance zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung
Grundlage unseres Selbstverständnisses ist ein offener Familienbegriff, der alle Formen des Zusammenlebens, auch Lebenspartnerschaften und Patchwork-Familien, umfasst, in denen Eltern für Kinder
und Kinder für Eltern generationsübergreifend Verantwortung und Sorge tragen. Wir setzen uns dafür
ein, diese Vielfalt als kulturellen Reichtum anzuerkennen und Interkulturalität als Chance zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung zu nutzen. Wichtig ist uns, dass Kinder gewaltfrei aufwachsen können.
Existenzielle Sicherheit für Familien im öffentlichen wie privaten Leben
Im Bewusstsein, dass Familien sowohl existenzielle Sicherheit und Zukunftsperspektive als auch Zeit
für ein familiäres Miteinander brauchen, setzen wir uns für eine gut ausgebaute, qualitativ hochwertige
Kinderbetreuung ein, die auch Randzeiten und Wochenenden berücksichtigt. Wir unterstützen familienfreundliche Bedingungen in Unternehmen hinsichtlich der Arbeitszeitregelung, der Arbeitsorganisation und der Personalpolitik, die allen Müttern und Vätern ermöglicht, Erwerbsarbeit und Familienverantwortung zu vereinbaren. Für unabdingbar halten wir eine familiengerechte, unterstützende
soziale Infrastruktur, die bezahlbaren Wohnraum mit einschließt. Schließlich geht es um eine verbesserte Berücksichtigung aller Familien im Steuer- und Abgabesystem.
Potenziale von Mädchen und Frauen stärken
Wir unterstützen Frauen und Mädchen darin, ihre Potenziale zu erschließen und konkrete Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, um auf allen gesellschaftlichen Ebenen eine Gleichstellung zu bewirken, unabhängig von ihrer sozialen Situation, ihrem kulturellen Hintergrund, ihrer sexuellen Orientierung und etwaiger körperlicher und seelischer Beeinträchtigungen.
Paritätische Leitlinien
Referat Familie, Frauen, Mädchen
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Chancengleichheit für Frauen – weiterhin ein Thema
Frauen brauchen eine eigenständige existenzsichernde Erwerbstätigkeit. Wir setzen uns für Chancengleichheit im Hinblick auf Bildung, Ausbildung und Beruf und für Lohngleichheit ein. Uns geht es
darum, tradierte Rollenzuschreibungen und Denkmuster zu hinterfragen und die gesellschaftliche
­Balance zwischen Arbeit und privatem Leben neu auszuloten.
Ächtung von Gewalt gegen Mädchen und Frauen und für eine qualitätsgesicherte
Gesundheitsförderung
Wir ächten jegliche Form von Gewalt gegen Mädchen und Frauen und setzen uns für das Recht auf
körperliche Unversehrtheit, Würde und Integrität ein. Wir unterstützen Frauen darin, gewaltbedingte­
Krisensituationen zu überwinden und ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben umzusetzen. Wir
­setzen alles daran, die Vision eines gewaltfreien und gleichberechtigten Miteinanders in unserer Gesellschaft zu verwirklichen. Der Paritätische Berlin und seine Mitgliedsorganisationen setzen sich für eine
qualitätsgesicherte und frauengerechte Gesundheitsförderung, gesundheitliche Prävention und für eine
strukturelle Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung von Familien, Frauen und Mädchen ein.
Wir vertreten Frauen und Mädchen in ihrem Anspruch auf sexuelle Selbstbestimmung in reproduktiven und sexuellen Belangen.
Um den bestehenden Ungleichheiten entgegenzuwirken, arbeiten wir mit der Doppelstrategie Frauenförderung und Gender Mainstreaming/Diversity.
Die Ansprechpartnerin im Referat Familie, Frauen, Mädchen
Evelyn Selinger
› Tel 030 860 01 176
› [email protected]
Unter Paritätischem Dach
31 Familienorganisationen und Projekte, davon 4 Erziehungs- und Familienberatungsstellen, 40 Einrichtungen für Frauen und Mädchen, davon 9 Frauenzentren, 13 Einrichtungen zur Anti-GewaltArbeit, davon 4 Zufluchtswohnungen und ein Frauenhaus, 10 Frauen-Gesundheitszentren, davon­
5 Schwangerschaftskonfliktberatungstellen.
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Referat Schule
Referat Schule
Neben der Kinder- und Jugendhilfe nimmt die Schule einen wichtigen Stellenwert im Leben von
Kindern, Jugendlichen und ihren Familien ein. Seit 2008 gibt es in Berlin einen Arbeitskreis Schulträger, in dem sich die Schulen im Verband regelmäßig austauschen. Im Jahr 2007 stellte der Paritätische
Berlin erstmals sein Konzept der Paritätischen Bürgerschule vor. Die Leitlinien des Bereichs sind:
Freie Schulen als Angebot für junge Berliner_innen
Freie Schulen sind ein öffentliches, gemeinnütziges und gemeinwesenorientiertes Angebot und werden
nicht als kommerzielles Feld gesehen.
Im Interesse aller: Schulen der Vielfalt!
Die Schulträger arbeiten mit unterschiedlichen Konzepten und in unterschiedlichen Schularten. Bi­
linguale Schulen und Waldorfschulen, Grund- und Gemeinschaftsschulen, besondere Betonung von
Bewegung, Kreativität oder selbstbestimmtem Lernen sind Beispiele dieser Vielfalt. Im Rahmen der
jeweiligen Konzepte ist allen gemeinsam, die Schule im Interesse der Schülerinnen und Schüler, Eltern
und Lehrkräfte stetig weiterzuentwickeln und den sich ändernden Begebenheiten anzupassen.
Die Paritätische Bürgerschule – lokale Vernetzung 2.0
Das Konzept der Paritätischen Bürgerschule wird unterstützt. Diese Schulen in freier Trägerschaft sollen für alle Kinder zugänglich sein. Sie sollen kostenfrei sein, und es findet keine Auswahl der Kinder
durch den Träger statt. Die Bürgerschulen sind in den jeweiligen Stadtteil eingebunden und eng mit
Kinder- und Jugendhilfe, Sportvereinen, Kulturvereinen und lokalen Initiativen verwoben.
Paritätische Leitlinien
Referat Schule
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Finanzierungsmodell für die Zukunft
Um dies zu verwirklichen, bedarf es eines neuen Finanzierungsmodells. Eine solche Finanzierung anhand der Vollkosten ist nicht nur für Schulen in freier Trägerschaft notwendig. Sie kann auch Grundlage für einen Wechsel zu mehr Autonomie der Schulen insgesamt sein.
Der Ansprechpartner im Referat Schule
Martin Hoyer
› Tel 030 860 01 161
› [email protected]
Unter Paritätischem Dach
15 Träger mit 19 allgemeinbildenden Schulen für über 3.900 Schüler_innen, 7 freie berufsbildende
Schulen. Neben den bei den Schülerzahlen führenden Waldorfschulen sind vor allem Grundschulen,
die sich zum Teil noch im Aufbau befinden, im Paritätischen Berlin aktiv. Von den 19 Schulen erhalten
­­4 wegen der Wartefrist keine öffentliche Finanzierung, 2 weitere nur einen reduzierten Zuschuss.
Paritätische Leitlinien
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Material aus den Referaten der Kinder- und Jugendhilfe
› Gemeinsam Schule machen (10/2008)
› Qualität in der Schulbezogenen Jugendhilfe – Fünf Paritätische Handlungsgrundsätze (2/2009)
› Paritätisches Leitbild: Betreutes Jugendwohnen“
(Arbeitshilfe Qualitätsentwicklung in den Hilfen zur Erziehung; 9/2011)
› Bildungspartner finden sich – Kooperation freier Träger der Jugendhilfe und Schulen (9/2011)
› Ambulante Familienpflege – § 20 SGB VIII (10/2012)
› Mädchen und Jungen vor sexueller Gewalt in Institutionen schützen (5. Auflage, 6/2013)
›Jugend Bildung & Reisen (6/2013)
› Beteiligung von jungen Menschen in den ambulanten sozialpädagogischen Erziehungshilfen
(10/2013)
› Bildungsort Kita – Beste Chancen für alle Kinder (6/2014)
› Schulbezogene Jugendhilfe mitWirkung (6/2014)
› Paritätische Leitlinien für die Berliner Kinder- und Jugendhilfe (6/2014)
Das hier aufgeführte Material kann über die Website des Paritätischen Berlin heruntergeladen werden:
paritaet-berlin.de
Im Eingangsbereich der Landesgeschäftsstelle kann das Material auch in größerer Stückzahl abgeholt
werden: Brandenburgische Straße 80, 10713 Berlin
Impressum
Herausgeber
› Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin e. V.
Brandenburgische Straße 80, 10713 Berlin
Tel 030 860 01 0
Fax 030 860 01 110
[email protected]
paritaet-berlin.de
Vorsitzende: Prof. Barbara John
Geschäftsführer: Oswald Menninger, Elke Krüger (stv.)
Gestaltung und Layout
› Ralf Mischnick
ralfmischnick.de
Verantwortlich
› Andreas Schulz, Referat Jugendhilfe
(Paritätischer Berlin)
jugendhilfe-bewegt-berlin.de
Fotos
› Eberhard Auriga (Menninger)
› Marcus Luttmer (Titelbild, Hoyer, Schulz, Selinger,
Kindertagesstätten)
› Michael Janda (Jugendhilfe)
› Nachbarschaftsheim Schöneberg (Schulbezogene
Jugendhilfe)
› Lothar Schiffler/Dusyma (Schule)
› Malte Sängerer (Familie, Frauen, Mädchen)
›privat (Gaudszun, Kriebel, Luttmer)
Redaktion
› Claudia Gaudszun, Martin Hoyer, Elvira Kriebel,
Marcus Luttmer, Andreas Schulz, Evelyn Selinger
Berlin, Juni 2014
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