Cadmiumsulfid Quantum Dots (Norbert Stock) 1 Versuch K2 Cadmiumsulfid Quantum Dots 1. Grundlagen Quantum Dots sind Nanoteilchen, die sich aufgrund ihrer Größe nicht wie Einzelmoleküle, aber auch nicht wie Bulkmaterialien verhalten. Ihre Zusammensetzung und die geringe Größe (einige hundert bis wenige tausend Atome) verleihen den Quantum Dots außergewöhnliche optische Eigenschaften, die durch eine Veränderung ihrer Zusammensetzung oder der Teilchengröße variiert werden können. Quantum Dots absorbieren Licht und reemittieren es in einer anderen Farbe. Auch andere anorganische und organische Verbindungen zeigen dieses Phänomen der Fluoreszenz, aber Quantum Dots zeichnen sich durch ihre Helligkeit, das symmetrische Emissionsspektrum und die Vielzahl an auflösbaren Farben aus, die durch eine einzige Wellenlänge gleichzeitig angeregt werden können. Zusätzlich haben Quantum Dots viele einzigartige optische Eigenschaften, welche nur bei diesen Materialien gefunden werden. Die herausragendste ist, daß die Farbe der Quantum Dots, sowohl in Absorption als auch in Emission, in jede gewünschte Wellenlänge verändert werden kann, indem einfach ihre Größe modifiziert wird (s. Abb. 1). Die Grundlage für diese einzigartige Eigenschaft ist der Quantum Confinement Effect. Er führt dazu, daß verschieden große Quantum Dots Licht verschiedener Wellenlänge emittieren (s. Abb. 2). Durch Auswahl einiger weniger Halbleitermaterialien mit verschiedenen Größen können Quantum Dots mit Farben im Spektrum von Ultraviolett bis hin zu Infrarot hergestellt werden. Cadmiumsulfid Quantum Dots (Norbert Stock) 2 Kolloidales CdS CdS Dots Abbildung 1: Quantum Confinement Effekt am Beispiel von CdSe Kristalliten Abbildung 2: Energieniveaus verschieden großer Quantumdots Ein genereller Ansatz zur Synthese von Halbleiter-Quantum Dots ist die Umsetzung der beiden Komponenten in einem Lösungsmittel, in dem das Produkt nur begrenzt löslich ist. Das sich bildende Produkt beginnt sofort zu aggregieren und wird dann durch ein passivierendes Coating, normalerweise ein geeignetes Polymer, umhüllt. Die Verhinderung der Aggregation und das Einstellen einer engen Teilchengrößenverteilung sind die größten synthetischen Herausforderungen. Im angeregten Zustand eines Halbleiters wie Cadmiumsulfid kommt es im Vergleich zum Grundzustand zu einer Ladungstrennung. Wenn Licht absorbiert wird, wird ein Elektron vom Valenzband in das Leitungsband angehoben (das entspricht einem Übergang eines Elektrons vom Sulfid zum Cadmium). Das Elektron hinterlässt im Valenzband eine positive Ladung, die Loch genannt wird, und erzeugt im Leitungsband eine negative Ladung. Das Elektron-Loch-Paar (Exciton) kann mit denselben Gleichungen wie ein Wasserstoffatom Cadmiumsulfid Quantum Dots (Norbert Stock) 3 beschrieben werden, in dem letztlich auch eine positive Ladung (Proton) mit einer negativen (Elektron) wechselwirkt. Das Elektron-Loch-Paar wird daher auch durch einen bevorzugten Abstand der Ladungsträger, den Bohrschen Radius, charakterisiert. Quantum Dots sind kleiner als der Bohrsche Radius dieser Materialien. Weil die Ladungen nicht weiter voneinander getrennt werden können als das Teilchen groß ist, werden die Excitonen räumlich begrenzt. Die Gesetze der Quantenmechanik verlangen zwar, daß Elektron und Loch durch einen Abstand voneinander getrennt sind, der dem Bohr-Radius entspricht, doch ist dies in den Quantum Dots nicht möglich. Dies wird durch eine höhere Energie kompensiert. Es bedarf also einer Menge an Energie, das Exciton räumlich zu beschränken. Die benötigte Energie kommt in einer größeren Bandlücke zum Ausdruck. Anders ausgedrückt, wenn ein Bulk-Halbleiter Licht absorbiert, das der Energie der Bandlücke entspricht (z. B. 900 nm), so wird er Licht kleinerer Wellenlängen (höherer Energie) absorbieren, wenn er auf Quantum Dot-Größe verkleinert wird. Er wird also auch Licht kleinerer Wellenlänge emittieren. Mit sinkender Partikelgröße sinken die Wellenlängen des absorbierten und emittierten Lichts. Aufgaben 1. Informieren Sie sich in dem Referenzartikel 1 über Nanomaterialien, ihre Herstellung und Einsatzmöglichkeiten. 2. Stellen sie folgende Lösungen her: 50 ml einer 2 mM Cd(NO3)2 x 4H2O in Methanol 50 ml einer 2 mM Na2S x H2O in Methanol (Achtung! %-Angabe beachten) 25 ml einer 4.5 mM Poylethylenimin (hochmolekular Mn = 10000 g/mol) in Methanol 25 ml einer 4.5 mM Polyvinylpyrrolidon (Mn ≈ 27000 g/mol) in Methanol 3. Stellen Sie Cadmiumsulfid Quantum Dots her: Ein Dreihalskolben mit Rührfisch, zwei Septen und den äußeren Hälsen und einem Stopfen auf dem mittleren, wird in ein Wasserbad bei 10°C (Wasser mit Eis kühlen) 2 Minuten vorgekühlt. Im Anschluss wird der Magnetrührer bei moderater Leistung angestellt und 10 ml der Polyethylenimin-Lösung zupipetiert. Nach weiteren 2 Minuten Kühlung der Polymerlösung, werden alternierend mit Cd2+ beginnend die Cd2+ und S2- Lösungen in 0.5 ml Schritten (in circa 5 Sekunden) zugegeben bis jeweils 5 ml Lösung im Kolben sind. Nach Beendigung der Zugabe wird die Lösung Cadmiumsulfid Quantum Dots (Norbert Stock) 4 für weitere 5 Minuten gerührt. Bei UV-Einstrahlung sollte nun eine bläuliche Lumineszenz zu sehen sein. 4. Stellen Sie kolloidales Cadmiumsulfid her: In demselben Cadmiumsulfid Versuchaufbau hergestellt. wie Anstelle unter des 2. beschrieben wird kolloidales Polyethylenimin wird allerdings Polyvinylpyrrolidon verwendet. 5. Vergleichen Sie das UV/Vis-Absorptionsspektrum Ihrer Quantum Dot-Dispersion mit dem einer Dispersion kolloidaler Cadmiumsulfidpartikel. Protokoll Ihr Protokoll sollte folgende Dinge enthalten: 1. Kurze Beschreibung der Darstellung Ihres Präparates. 2. Eine Abbildung des gemessenen UV/Vis-Spektrums und den Vergleich mit dem Spektrum kolloidaler CdS-Partikel. Gehen Sie bitte auf folgende Fragen kurz ein: 1. Warum können Sie die CdS Quantum Dots nicht sehen, bzw. warum ist die Quantum Dot-Dispersion nicht farbig? 2. Welche Dispersion, die der Quantum Dots bzw. die des kolloidalen CdS, wird einen Tyndall-Faraday-Effekt zeigen? 3. Wie wird eine Verschiebung des Absorptionsmaximum zu kleineren (größeren) Wellenlängen genannt? 4. Zeichnen Sie die Strukturformel von Polyethylenimin und Polyvinylpyrrolidon. 5. Welche Rolle spielt das Polyethylenimin bei der Herstellung der Quantum Dots? 6. Nennen Sie weitere Halbleiter-Quantum Dot-Materialien. 7. Warum entstehen bei der Aufgabe 3 kolloidale Partikel und bei 2 Quantum Dots? Literatur [1] A. Rössler, G. Skillas, S. E. Pratsinis, Chemie in unserer Zeit 2001, 35, 32-41. [2] L. D. Winkler, J. F. Arceo, W. C. Hughes, B. A. DeGraff, B. H. Augustine, J. Chem. Educ. 2005, 82, 1700-1702.