Was heisst integrierte Fassade? : der Bankverein in Biel hat eine technisch wegweisende Fassade Autor(en): Loderer, Benedikt Objekttyp: Article Zeitschrift: Hochparterre : Zeitschrift für Architektur und Design Band (Jahr): 10 (1997) Heft 8 PDF erstellt am: 18.08.2017 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-120626 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Entscheidend dabei ist, dass die Fassade <sonnendicht> ist, Schweizerischen Bankverein. Die Er¬ und sie nirgends Streifen direkter Son¬ weiterung dieses neobarocken Solitärs war eine städtebaulich schwierige Auf¬ neneinstrahlung einlässt. Ihr Energie¬ eintrag auf dem Boden oder den Wän¬ den heizte das Gebäude im Sommer ist ein gelungenes Beispiel einer zeitgenössischen Fassade. Architekten sind Girsberger und Hausammann. gabe. Der heutige Neu- und Umbau entspricht grundsätzlich dem siegrei¬ chen Wettbewerbsprojekt von 1989. Bestimmend im Stadtbild bleibt der Kopfbau von 1921, an den sich ein fein¬ gegliederter Erweiterungsbau anschliesst, dessen Fassadenschwung den An¬ schluss an die bestehende Häuserzei¬ le längs des Flusskanals der Schüss vermittelt. © Im Innern Einbauten verstellte alte Schalterhalle • Weder Klimaanlage noch Kühldecken ausgeräumt (auch die Dekoration) und über einen Zwischenbau, der Alt und sind nötig. • Die Fenster können nach Belieben Neu zusammennäht, mit der neuen Schalterhalle zu einer spannenden geöffnet werden. • Die Betondecken nutzen die Nach¬ speicherkapazität der Baumasse. • Die Einschaltdauer des Kunstlichtes Ergänzendes Zusammenwirken Doch der Hauptgrund, das Gebäude hier vorzustellen, ist die vielgewünsch¬ 4 i Zentralplatz 3 Neubau Hausammann (1996) 2 Altbau Saager und Frey (1921) 4 Schiisskanal S verringert sich auf rund einen Drittel. Das spart 71 Prozent des Energieauf¬ wandes für Kunstlicht, was die inneren Wärmelasten wesentlich reduziert. Der Energieverbrauch des Neubaus ist um rund einen Drittel kleiner als ein te, aber selten so weit getriebene Ge¬ schichte mit der integrierten Fassade. vergleichbarer konventioneller Bau. «Die Mehrkosten fürdasTageslichtum- Eine ökologische Fassade, die den Na¬ Komponenten aufeinander abgestimmt lenkungssystem konnten durch Minder¬ investitionen im Klima- und Kühlde¬ ckenbereich direkt kompensiert wer¬ zu einem Ganzen werden. Dies be¬ den», schreibt der Architekt dazu. stimmt auch den architektonischen Ausdruck: eine Lichtmaschine. Und die Architektur? Dazu nur zwei Aspekte: Die Raumstimmungim Innern und die Fassade als Lichtmaschine. Man geht durch die Büros und denkt: men also verdient, weil die einzelnen Ein Bürohaus ist heutzutage ein Behäl¬ ter für Bildschirmarbeitsplätze. Eine Antwort darauf heisst Tageslichtum- lenkung. Ein Gestänge vor dem Raum¬ abschluss trägt die Roste der Reini¬ gungsstege (deren Längsrippen im richtigen Winkel zur Sonne stehen) und wie im Flugzeug über den Wolken. Eine Schönwetterstimmung, die uns trotz¬ dem künstlich vorkommt. Wir befinden uns im technischen Raum, die Welt da draussen ist weit weg und unerreich¬ auf der Südseite die Sonnenprismen. bar. Die Fassade verbindet zwei Ebe¬ Diese werden mechanisch und zentral nen, die unerbittliche Logik der Lichtumlenkung und die aus der Nutzung gesteuert dem Sonnenstand nachge¬ führt. Sie trennen Licht und Wärme. Das Licht dringt diffus ins Gebäude ein, die Wärme wird vollständig reflektiert. Im obersten Drittel des Fensters sind zwischen den Scheiben Prismen einge¬ Axonometrie. Alt- und Neubau verbin¬ det ein Glasgelenk Lichtkontraste am Arbeitsplatz, was zu einer hohen Arbeitsplatzqualität führt. • Die inneren und äusseren Wärmelas¬ ten sind so gering, dass eine Quelllüf¬ tung mit 2,5-fachem Luftwechsel genügt. sen des Neubaus. 3 Welche Vorteile hat dieses System? • Blendfreies Tageslicht und geringe wurde die durch Raumfolge vereinigt. Ein separates Treppenhaus erschliesst die Wohnun¬ gen in den beiden obersten Geschos¬ Die städtebauliche Lage des Neubaus des Bankvereins in Biel bereits übermässig auf. sich ergebende Teilung. Gelöst wird die Aufgabe mit Chromstahl- beziehungs¬ weise Aluminiumprofilen. Leicht und glänzend, schmal und filigran. Die baut, die das Licht an die Umlenkdecke Waagrechte regiert, sie betont auch den Fassadenschwung. Ein zeitgenös¬ aus Aluminium werfen. Diese wieder¬ sisches Gebäude. Benedikt Loderer > d* döJJtD ir 5 Ti 33 BjM^y^ JDnPE Grundriss des 2. Obergeschosses 0 5 10 15 20 25 35 30 40 45 m p^ff. Südfassade. Der Schwung des Neu¬ baus vermittelt zwischen Altbau und bestehender Zeile Bauherrschaft: Schweizerischer Bankverein Projektverfasser: Arbeitsgemein¬ schaft Girsberger + Hausammann Querschnitt durch den Neubau VI/ XX Ausfuhrungsprojekt und Bauleitung: Marc + Yvonne Hausammann, Biel Mitarbeiter: Bernard Matthey-Doret, Bernhard Aeschlimann, Stefan Hess, Reto Mosimann y Schema des Zusammenwirkens der Statik: Arbeitsgemeinschaft Suisselectra/Zingg und Partner, Biel Lichtumlenkung Fassadeningenieur: Buri Fassaden¬ i Direkte Sonneneinstrahlung oder 2 diffuses Tageslicht planung, Kirchberg Lichtplaner: Bartenbach Lichtlabor, 3 nachführbare Sonnenschutzprismen Aldrans 4 Tageslichtumlenkprismen 5 Lichtumlenkdecke Kunst am Bau: Reinhard Morscher, Bern; Roland Gfeller-Corthésy, MUhleturnen Kennzahlen: aga m2BGF:8i88 m'SIA: 27796 Büro im 2. Obergeschoss. Die Pris¬ men im oberen Teil der Fenster sind \ T ¦ ',y r %z*y, ìStW: XX" deutlich sichtbar \ Fr. ms BKP 2 SIA: 629.-