Klimawandel und Raumplanung in Salzburg

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Klimawandel
und Raumplanung
in Salzburg
RAUMPLANUNG
Materialien zur Raumplanung • Band 22
Ergebnisse des Alpenraum­
projekts CLISP zur Anpassung
an den Klimawandel für die
Modellregion Pinzgau–Pongau
MATERIALIEN ZUR RAUMPLANUNG
Band 22
impressum
Impressum:
Verleger: Land Salzburg, vertreten durch das Amt der Salzburger Landesregierung, Abteilung 7 – Raumplanung
Herausgeber: Hofrat Ing. Dr. Friedrich Mair, Leiter der Abteilung 7 (Raumplanung)
Gesamtredaktion: Univ.-Doz. Dr. Franz Dollinger, Fachreferent Raumforschung und grenzüberschreitende Raumplanung
Verfasser: Univ.-Doz. Dr. Franz Dollinger, Mag. Dr. Stefan Kienberger, Dipl.-Ing. Stefan Klingler, Mag. Lydia L ampelmaier,
Mag. Christian Neuwirth, Mag. Dr. Thomas Prinz, Gerald Reischenböck, M. Sc., Mag. Walter Riedler, Mag. Claudia Schönegger
und Dr. Elisabeth Zeil-Fahlbusch
Kartographie: Univ.-Doz. Dr. Franz Dollinger und Mag. Christian Neuwirth
Gestaltung und Satz: Grafik Land Salzburg, Karl-G. Baumgartner
Alle: Postfach 527, A-5010 Salzburg
Korrektur: Korrifee – Mag. Uta Scholl, 5020 Salzburg
Druck: Colordruck Salzburg, 5020 Salzburg
ISBN 3-901343-22-9, 1. Auflage: 1000
Fotonachweise: Amt der Salzburger Landesregierung: Abb. 7, 13, 15, 16, 17, 29, 35, 39; Bezirkshauptmannschaft Zell am See:
Abb. 28; Bergbahnen Flachau GmbH: Umschlagfoto hinten, Abb. 12, 26, 27; Franz Dollinger: Umschlagfoto vorne, Abb. 1,
4, 6, 9, 11, 14, 43b, 43c, 44, 45, 46; Heinz Slupetzky: Abb. 43a; Terra Cognita : Abb. 30; Hans Wiesenegger : Abb. 43d; Fabian
Dosch (S. 7)
Englischsprachige Originalversion: Die englischsprachige Originalversion des Endberichts zur Modellregion Pinzgau-Pongau
im Rahmen des Alpenraumprojekts CLISP steht unter folgenden Links zum Download zur Verfügung:
http://wwww.salzburg.gv.at/rp2_archivprojekte.htm
Sowie unter: http://www.clisp.eu
2
MATERIALIEN ZUR RAUMPLANUNG
Band 22
Franz Dollinger, Stefan Kienberger, Stefan Klingler, Lydia Lampelmaier, Christian Neuwirth,
Thomas Prinz, Gerald Reischenböck, Walter Riedler, Claudia Schönegger und
Elisabeth Zeil-Fahlbusch
Klimawandel und Raumplanung
in Salzburg
Ergebnisse des Alpenraumprojekts CLISP
zur Anpassung an den Klimawandel
für die Modellregion Pinzgau–Pongau
Salzburg, im Juli 2011
Die Veröffentlichung dieses
Berichts wurde gefördert durch
die Europäische Union im Rah­
men des Alpenraumprogramms
Alpine Space
3
einleitung
„Land unsrer Väter, lass‘ jubelnd dich grüßen,
Garten behütet von ew‘gem Schnee, (…)“
(Beginn der Salzburger Landeshymne,
Text: Anton Pichler, Melodie: Ernst Sompek,
Internet: http://www.salzburg.gv.at/salzburgimages_landessymbole_hymne.htm)
Abb. 1: Das „ewige“ Eis? Gletscherweg von der Franz-Josefs-Höhe zur Pasterze (Land Kärnten)
Quelle: F. Dollinger, 28.5.2005; der Begriff „Ewiges Eis“ verdeutlicht die Problematik im Umgang mit dem Klimawandel: natürliche und erst recht anthropogen
verursachte Klimaschwankungen übersteigen das Wahrnehmungsvermögen unserer Sinne für mittel- bis langfristige Veränderungen. So wie heute eine gender­
gerechte Umformulierung der ersten Zeile der Salzburger Landeshymne öffentlich diskutiert wird, werden wir in einigen Jahrzehnten auch um die Anpassung der
zweiten Zeile nicht herumkommen.
4
geleitwort Landesrat Walter Blachfellner
Walter Blachfellner
Landesrat für Raumordnung, Umwelt, Gewerbe und Wohnbauförderung
Geleitwort
Als das u. a. für Raumplanung und
Klimaschutz zuständige Mitglied der
Landesregierung freut es mich, dass
im Rahmen des Alpenraumprojekts
CLISP einige sehr wichtige Hand­
lungsmöglichkeiten der Landespolitik
zur Anpassung an den bereits unver­
meidlichen Klimawandel gefunden
werden konnten.
Die Organisation „Germanwatch“
(www.germanwatch.org) veröffent­
licht seit 2006 einen Vergleich der
Staaten mit dem größten CO2-Aus­
stoß und beurteilt den Emissions­
trend, das Emissionsniveau und die
Klimapolitik; Österreich rutschte in
dieser Beurteilung vom Rang 37 im
Jahr 2008 auf den Rang 50 im Jahr
2009 zurück und verbesserte sich auf
den Rang 42 im Jahr 2010 und auf
40 im Jahr 2011. Der aktuelle Klima­
schutzbericht des Umweltbundes­
amts 2011 verdeutlicht, dass insbe­
sondere der Verkehrssektor für eine
schlechte internationale Beurteilung
der österreichischen Klimapolitik ver­
antwortlich ist, denn in diesem Sek­
tor stiegen die Emissionen zwischen
1990 und 2009 von 14,0 auf 21,7
Mio. Tonnen CO2-Äquivalente (In­
dustrie und produzierendes Gewer­
be von 21,3 Mio. Tonnen CO2-Äqui­
dann folgten die Arbeitsstätten mit
24 Prozent und die Haushalte mit 20
Prozent. Der Rest teilte sich auf sons­
tige Emittenten auf.
valente 1990 auf 22,5 Mio. Tonnen
2008). Der Verkehrssektor steht mit
27,1 Prozent an zweiter Stelle beim
Anteil der Sektoren an den gesam­
ten Treibhausgas-Emissionen (Indus­
trie und produzierendes Gewerbe
28,1 Prozent), noch vor der Energie­
aufbringung mit 15,9 Prozent. (UBA
Wien 2011, S. 23f.)
Im Land Salzburg ist die Situation
nicht viel anders. Die Experten der
Umweltabteilung haben festgestellt,
dass im Jahr 2006 der Straßenver­
kehr für 28 Prozent der Treibhaus­
gasemissionen verantwortlich war,
Klimapolitik ist eine gemeinsame
Aufgabe von Bund, Ländern und Ge­
meinden. Auf Landesebene sind wir
daher aufgerufen, in unserem Kom­
petenzbereich die Maßnahmen dort
zu setzen, wo sie notwendig und am
wirkungsvollsten sind. Daher ist es
klar, dass insbesondere im Verkehrs­
bereich und bei der Abwärme sowie
beim Energieverbrauch von Arbeits­
stätten und Haushalten die notwen­
digen Maßnahmen zu ergreifen sind.
Zum Beispiel würde eine konsequen­
te Raumordnungspolitik den Ausstoß
an CO2 verringern. Daher möchte ich
als das für die Raumordnung zustän­
dige Mitglied der Landesregierung
den Auftrag des Raumordnungsge­
setzes für eine konsequente Orien­
tierung der Siedlungsentwicklung am
Öffentlichen Verkehr ernst nehmen
und habe die zuständige Abteilung
beauftragt, die notwendigen Grund­
lagen zu erheben und für die Um­
setzung im Rahmen der Örtlichen
Raumplanung zu sorgen.
Walter Blachfellner
5
Vorwort HR Ing. Dr. Friedrich Mair
HR Ing. Dr. Friedrich Mair
Leiter der Abteilung Raumplanung
Vorwort
Der Klimawandel bildet eine der we­
sentlichen globalen Herausforderun­
gen an die Verkehrs-, Wirtschafts-,
Energie- und Siedlungspolitik der
nächsten Jahrzehnte. Die Tempe­
raturerhöhung ist am Schmelzen
der Gletscher deutlich sichtbar. Ein
geordneter Skibetrieb ist ohne Be­
schneiung kaum mehr möglich. Zeit­
weilig bewegen sich aufgrund des
fehlenden Schnees schon mehr Ski­
tourengeher auf beschneiten Ski­
pisten als im freien Gelände.
zu reagieren. Es wurden viele kon­
krete Anpassungsempfehlungen er­
arbeitet. Die konsequente Freihal­
tung der Gefahrenzonen gehört zu
den wohl wichtigsten Maßnahmen.
Die Qualitätssteigerung und die
Weiterentwicklung des Angebotes
im Sommertourismus sind weitere
Empfehlungen. Bessere betriebliche,
kulturelle und infrastrukturelle An­
gebote in Verbindung mit neuen Ziel­
gruppen und Herkunftsmärkten wer­
den als Beispiele hierzu angeführt.
Salzburg lebt sehr stark vom Win­
tertourismus. Der Wintertourismus
ist wie kaum ein anderer Sektor von
klimatischen Bedingungen abhängig.
Mit dem Wintertourismus verbunden
sind eine starke Siedlungsentwick­
lung in den Tourismusorten sowie ei­
ne Veränderung der Sportangebote,
was sich wiederum auf die Raumord­
nung auswirkt. Die Schaffung von
schneeunabhängigen Angeboten ist
dazu einer der Vorschläge.
Doch auch die Ziele einer verstärkten
Erzeugung von erneuerbarer Energie
und der Herstellung von mehr Ener­
gieautarkie stellen uns vor neue He­
rausforderungen im Zusammenhang
mit dem Klimawandel. Auch hier
spielen Raumordnung und Baurecht
eine Schlüsselrolle.
Demgegenüber kann davon aus­
gegangen werden, dass es zu einer
Verlängerung der Sommersaison und
zu einer Wiederentdeckung der Som­
merfrische kommen wird. Die Alpen­
regionen werden touristisch gesehen
deshalb eher Gewinner des Klima­
wandels sein, zumal die höheren Re­
gionen auch in vierzig Jahren immer
noch kühl genug sein werden, um
HR Ing. Dr. Friedrich Mair
6
den hitzegeplagten Bewohnern von
südlichen Ländern Erholung bieten
zu können. Damit verbunden ist ein
anhaltender Bauboom in den Alpen­
tälern, der die Konkurrenz um die an­
haltend knappen Bodenressourcen
weiter verschärfen wird. Die Besied­
lung wird weiter nach oben wandern.
Auch die Häufung der Naturgefah­
ren, u. a. verursacht durch das Auf­
tauen des Permafrosts, bringen für
die Raumordnung neue Herausfor­
derungen.
Das Projekt „CLISP. Anpassung an
den Klimawandel durch Raumpla­
nung im Alpenraum“ versucht ei­
nerseits die vielen Veränderungen
darzustellen und andererseits auf
diese durch Maßnahmenvorschläge
Der vorliegende Abschlussbericht soll
die Planer, die Betriebe, die Gemein­
den, die Regionalverbände und die
sonstigen Behörden dazu anregen,
entsprechende Maßnahmen recht­
zeitig zu setzen und den fortschrei­
tenden Klimawandel bei den Inves­
titionen mit zu berücksichtigen. Ich
danke den vielen Experten, die an
dem Projekt mitgewirkt haben, für
ihren Beitrag und wünsche uns allen,
dass möglichst viel aus den Ergebnis­
sen umgesetzt werden kann.
Vorwort Univ.-Doz. Dr. Franz Dollinger
Univ.-Doz. Dr. Franz Dollinger
Verantwortlicher Salzburger Projektpartner beim Alpenraumprojekt CLISP
Herausforderung Klimawandel
Anti-Raucher-Politik, und zwar von
der Tabak-Industrie in den sech­
ziger Jahren des 20. Jahrhunderts
bezüglich der (Un-)Gefährlichkeit
des Rauchens bzw. Passivrauchens
(Gore 2006, S. 264a).
„Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder bleibt
wie‘s ist.“ Mit dieser verballhornten
Bauernregel drückt der Volksmund
aus, was sich viele Menschen im Zu­
sammenhang mit dem Klimawandel
denken: „Unsere Handlungsmöglichkeiten sind eingeschränkt, und
außerdem macht das Wetter ohnehin, was es will.“
Allerdings besteht aus Expertensicht
kein Zweifel mehr am anthropogen
verursachten Klimawandel. Seit dem
letzten Bericht des Weltklimarats (In­
tergovernmental Panel on Climate
Change – IPCC) steht fest, dass sich
die Weltdurchschnittstemperatur seit
Beginn der Industrialisierung um fast
0,8° C erhöht hat, im alpinen Raum
sogar um 1,8° C.
Seit dem sogenannten „Stern-Report“
des Ökonomen Sir Nicholas Stern so­
wie dem Buch und dem Film von Al
Gore „Eine unbequeme Wahrheit“
stieg auch das Interesse der Öffentlich­
keit und der Medien an diesem Thema.
Es fällt insbesondere auf, dass mittler­
weile auch in konservativen Medien
kaum mehr Zweifel an den anthropo­
genen Ursachen des aktuellen Klima­
wandels geäußert werden. Die Salz­
burger Nachrichten widmen z. B. seit
letztem Jahr jeden Montag eine ganze
Seite dem Thema „Klimawandel“. Al­
lerdings zeigte eine in den Salzburger
Nachrichten am 23. Juli 2010 veröf­
fentlichte Kontroverse in Verbindung
mit einer Online-Abstimmung auf ih­
rer Internetseite, dass in der Öffent­
lichkeit doch noch erhebliche Zweifel
über Ursache und Auswirkungen des
Klimawandels bestehen (siehe Infor­
mations-Anhang, Kap. 1: „Eine Kon­
troverse zum Klimawandel“).
Genau hier liegt nun das Problem
für die Politik: „Eine Schwalbe macht
noch keinen Sommer“, sagt ein be­
kanntes Sprichwort, um zu verdeut­
lichen, dass aufgrund von Einzeler­
eignissen keine allgemeingültigen
Aussagen getroffen werden kön­
nen. Mit diesem Hinweis auf unge­
klärte Fragen in Bezug auf den Kli­
mawandel kann sich die Politik aus
der Verantwortung stehlen und not­
wendige Entscheidungen hinauszö­
gern. Al Gore stellt in seinem Buch
fest, dass dieser Trick schon einmal
erfolgreich eingesetzt wurde: in der
Sir Nicholas Stern hat nachgewiesen,
dass frühzeitige Maßnahmen gegen
den Klimawandel aus ökonomischer
Sicht sinnvoll sind und jährlich nur
ein Prozent des Bruttoinlandspro­
dukts für Klimaschutzmaßnahmen
zur Stabilisierung der Treibhausgase
bis 2050 ausgegeben werden müss­
te (Stern 2006, S. 239). Aus dieser
Perspektive erscheint eine Verzöge­
rung staatlicher Eingriffe aus ökono­
mischer Sicht unverständlich.
Aus politischer Sicht ist es sicher­
lich leichter, auf die eingangs zitierte
Bauernregel zu verweisen, um anzu­
deuten, dass ohnehin alles unsicher
ist. Leider wissen die wenigsten, dass
es sich dabei um eine Verballhornung
einer Bauernregel handelt, die ur­
sprünglich lautete: „Wenn der Hahn
kräht auf dem Mist, ändert sich das
Wetter, kräht er auf dem Hühnerhaus, hält das Wetter die Woche
aus.“ 1
Das wirklich Problematische ist, dass
uns nur mehr ein sehr kleines Zeit­
fenster bleibt, um das Ausmaß der
globalen Erwärmung auf ein erträg­
liches Maß zu beschränken, nämlich
bis ca. 2015–2020. Sollte es nicht
gelingen, die ohnehin nicht mehr zu
1 Feser und Sievers (2006, S. 17) stellen dazu fest: „So dumm, wie die Verballhornung uns weismachen will, ist die Regel gar nicht. So könnten sich bei stabilen
Hochdruckwetterlagen die Kleinstlebewesen auf dem Misthaufen ins Innere zurückziehen, da die Oberfläche austrocknet – der Hahn findet auf dem Mist einfach
nichts mehr zu fressen.“
7
Vorwort Univ.-Doz. Dr. Franz Dollinger
vermeidende Erwärmung auf 2° C
zu beschränken, könnte auch ein
Kipp-Punkt 2 überschritten werden,
bei dem es durch positive Rückkop­
pelungseffekte zu dramatischen Er­
eignissen kommen kann. Dabei wür­
de insbesondere das Überleben der
Menschheit auf dem Spiel stehen.
Das Ökosystem selbst wird sich mit­
tel- bis langfristig an eine neue Situ­
ation anpassen können. Es hat auch
schon schlimmere Katastrophen
überlebt (z. B. die vielen Massen­
sterben in der Erdgeschichte), wenn
auch die Erholungsphase oft mehre­
re tausend bis Millionen Jahre dauer­
te.3 Daher wäre die Menschheit gut
beraten, eine doppelte Strategie zur
Bewältigung der Herausforderung
Klimawandel zu wählen: erstens, das
derzeit stattfindende „Experiment
mit dem Planeten Erde“ (Hauser
2003) so rasch wie möglich zu been­
den und sich durch eine weitgehen­
de Verminderung des Ausstoßes an
Treibhausgasen auf die sichere Seite
der möglichen Entwicklung zu bege­
ben; zweitens, sich an die heute be­
reits unvermeidliche Erwärmung der
globalen Mitteltemperatur um ca.
2° C so anzupassen, dass auch eine
noch stärkere Erwärmung nicht zum
Zusammenbruch der gesellschaftli­
chen Strukturen führt.
Mit Hilfe der vorliegenden Ergebnis­
se aus dem Alpenraumprojekt CLISP
sollen insbesondere die Antworten
im Hinblick auf die zweite Strategie
gegeben werden, obwohl die Raum­
planung auch im Bereich der Emis­
sionsreduktion bedeutende Beiträge
leisten könnte.
Die vorliegende Veröffentlichung wur­
de im Rahmen des Alpenraumprojekts
CLISP zur Kommunikation der Projekt­
ergebnisse im Land Salzburg erarbei­
tet. Zur Erklärung von Zusammenhän­
gen bzw. zur Vertiefung bestimmter
Sachthemen wurde dem Endbericht
ein Informationsanhang beigefügt.
Während der Hauptteil von einem
Autorenkollektiv erarbeitet wurde, be­
steht der Informationsanhang aus Ein­
zelbeiträgen, deren Verfasser jeweils
am Ende des Beitrags genannt werden.
Univ.-Doz. Dr. Franz Dollinger
2 Als solche Kipp-Punkte kommen zum Beispiel das völlige Schmelzen des Meer-Eises in der Arktis, das Schmelzen des Grönländischen Eisschildes, eine Instabilität
des Westantarktischen Eisschildes, die Austrocknung des Amazonas-Regenwaldes, die Freisetzung von Methan und CO2 durch das Auftauen des Permafrostbo­
dens etc. in Frage – vgl. UBA Berlin (2008). Anmerkung: Zur Unterscheidung des österreichischen Umweltbundesamtes vom deutschen Umweltbundesamt wird
in dieser Publikation jeweils die Ortsbezeichnung Wien bzw. Berlin beigefügt.
3 An der Schwelle Ordovizium/Silur vor 440 Mio. Jahren wurde fast das ganze Leben auf der Erde vernichtet, und nur Tiefseeorganismen überlebten den Kollaps
des Ökosystems, der möglicherweise durch eine Supernova eines Sterns in der astronomischen Nähe unseres Sonnensystems verursacht wurde – vgl. Ludwig
2007, S. 35.
8
inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
I. Zusammenfassung und Handlungsstrategien ����������������������������������������������������������������������������������������� 13
II. Die Ergebnisse des Alpenraumprojekts CLISP für die Modellregion
Pinzgau–Pongau (Land Salzburg) ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 18
1. Das ETZ-Projekt CLISP „Anpassung an den Klimawandel durch Raumplanung im Alpenraum“ ����������������������������������������������� 18
2. Die Modellregion im Überblick ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 21
2.1 Geographische Lage
�������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������
21
2.2 Geologie und Tektonik ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 21
2.3 Die Modellregion in der letzten Eiszeit und im frühen Postglazial ��������������������������������������������������������������������������� 25
2.4 Klima
�������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������
28
2.5 Bevölkerung ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 34
2.6 Wirtschaft ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 36
2.7 Tourismus ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 36
2.8 Die Großlandschaften der Modellregion und deren Nutzung ����������������������������������������������������������������������������������� 39
3. Der Klimawandel und seine Wirkungen in der Region ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 56
3.1 Klimaveränderungen in Europa ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 56
3.2 Klimaszenarien für die Region (nahe Zukunft bis ca. 2100) ��������������������������������������������������������������������������������������� 57
3.3 Folgen der Klimaveränderungen für die Region
�����������������������������������������������������������������������������������������������������������
3.4 Vulnerabilität ausgewählter Sektoren: Tourismus und Siedlungsentwicklung
3.5 Generische Anpassungskapazität
66
�����������������������������������������������������
68
�������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������
81
4. Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 84
4.1 Instrumente der Raumplanung in der Region ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 84
4.2 Evaluierung ausgewählter regionaler und lokaler Planungs­instrumente ��������������������������������������������������������������� 86
4.3 Zusammenfassung der Erkenntnisse
���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������
88
4.4 Empfehlungen für eine flexible, an Klimaveränderungen angepasste Raumplanung in der Region ������������� 89
4.5 „Best Practice“-Beispiele ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 90
4.6 Risikokommunikation ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 92
III. Informationsanhang
���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������
95
1. Eine Kontroverse zum Klimawandel ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 95
2. Die Sage von der „übergossenen Alm“ ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 99
3. „Vulnerability“ im Kontext des Klimawandels – Ein kurzer Überblick über Konzepte und Ansätze ����������������������������������������� 101
4. Naturgefahren; global und im Land Salzburg ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 103
5. Der Naturgefahrenkataster aus dem Projekt DIS-ALP ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 105
6. Gletscher und Permafrost als Indikatoren des Klimawandels ������������������������������������������������������������������������������������������������������� 107
7. HISTALP – 250 Jahre instrumentelles Klima im Großraum Alpen ������������������������������������������������������������������������������������������������� 112
8. Die IPPC-Szenarien ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 114
9. Abrupte Klimaänderungen während der letzten Eiszeit und die Ausbreitung des Homo sapiens ����������������������������������������� 116
10. Die Kleine Eiszeit als Modell für die Anpassung an den Klimawandel? ������������������������������������������������������������������������������������� 118
9
inhaltsverzeichnis
IV. Literatur und Quellen ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 121
1. Fachliteratur ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 121
2. Planungsinstrumente und informelle Quellen ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 126
Kartenverzeichnis
Karte 1: Die Modellregion und die Modellgemeinden ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 20
Karte 2: Tektonische Übersichtskarte ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ 23
Karte 3: Hydrogeologische Karte ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 24
Karte 4: Das Land Salzburg zum Maximum der Würm-Eiszeit ����������������������������������������������������������������������������������������������������������� 27
Karte 5: Mittlere Jahrestemperatur ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 31
Karte 6: Mittlerer Jahresniederschlag ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 32
Karte 7: Siedlungsdruck auf Gemeindeebene ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 33
Karte 8: Einwohner mit Hauptwohnsitz je 1.000-Meter-Rasterzelle ��������������������������������������������������������������������������������������������������� 35
Karte 9: Tourismusgemeinden ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 37
Karte 10: Die Großlandschaften des Landes Salzburg ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 38
Karte 11: Höhenverteilung der Skipistenflächen in Kaprun ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 42
Karte 12: Höhenverteilung der Skipistenflächen in Zell am See ���������������������������������������������������������������������������������������������������������� 44
Karte 13: Höhenverteilung der Skipistenflächen in Saalbach-Hinterglemm ��������������������������������������������������������������������������������������� 45
Karte 14: Höhenverteilung der Skipistenflächen in Goldegg ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 48
Karte 15: Höhenverteilung der Skipistenflächen in Eben im Pongau ������������������������������������������������������������������������������������������������� 49
Karte 16: Überflutungsflächen im Bereich Mittersill ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 77
Karte 17: Gefahrenzonen und dokumentierte Naturereignisse ����������������������������������������������������������������������������������������������������������� 78
Karte 18: Permafrostvorkommen in der Modellregion ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 110
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Das „ewige“ Eis? Gletscherweg von der Franz-Josefs-Höhe zur Pasterze (Land Kärnten) �������������������������������������������������� 4
Abb. 2: Die Modellregionen im Rahmen des Alpenraumprojekts CLISP ������������������������������������������������������������������������������������������� 19
Abb. 3: Temperaturverlauf vom Würm-Maximum bis Heute ������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 26
Abb. 4: Das Habachkees in den Hohen Tauern ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 28
Abb. 5: Verteilung der Einwohner in der Modellregion nach Höhenlage 2001 ��������������������������������������������������������������������������������� 34
Abb. 6: Blick von der Schieferzone über das Pongauer Becken zum Hagen- und Tennengebirge im Hintergrund ��������������������� 39
Abb. 7: Karstplateau des Tennengebirges, Blickrichtung nach Südost ����������������������������������������������������������������������������������������������� 40
Abb. 8: Höhenverteilung der Skipistenflächen [ha] in der Modellregion Pinzgau–Pongau ������������������������������������������������������������� 41
Abb. 9: Skigebiete im Zeller Becken – Schmittenhöhe und Kaprun-Kitzsteinhorn ��������������������������������������������������������������������������� 41
Abb. 10: Anteil der Pisten in den Modellgemeinden (Skigebiete) nach Exposition in % ����������������������������������������������������������������� 43
Abb. 11: Gletscher-Skigebiet Kitzsteinhorn auf dem Schmiedingerkees ��������������������������������������������������������������������������������������������� 50
10
inhaltsverzeichnis
Abb. 12: Snow-Space Flachau – ein Skigebiet an der Tauernautobahn ��������������������������������������������������������������������������������������������� 51
Abb. 13: Das Salzachtal im Oberpinzgau ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 52
Abb. 14: Die Venedigergruppe in der Großlandschaft Nordwestliche Hohen Tauern ��������������������������������������������������������������������� 53
Abb. 15: Stubachtal und Glocknergruppe in den Nordwestlichen Hohen Tauern ����������������������������������������������������������������������������� 53
Abb. 16: Das besiedelte Raurisertal (Hüttwinkltal und Seidlwinkltal mit der Goldberggruppe und der Glocknergruppe
im Hintergrund) ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 54
Abb. 17: Das Nassfeld im Gasteinertal („Sportgastein“) ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 55
Abb. 18: Temperaturveränderung in den Alpen bei doppelter CO2-Konzentration unter Berücksichtigung der Höhe ��������������� 56
Abb. 19: Die Emissions-Szenarien des IPCC ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 57
Abb. 20: Modellregion Salzburg (Pinzgau–Pongau); Veränderung der Tagesmitteltemperatur 1960/90, 2010/30 und
2030/2050 ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 60
Abb. 21: Modellregion Salzburg (Pinzgau–Pongau); Veränderung der saisonalen Niederschlagsmenge 1960/90,
2010/30 und 2030/2050 ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 61
Abb. 22: Absolute Tagesmitteltemperaturen nach Saisonen ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 62
Abb. 23: Änderung der mittleren täglichen Niederschlagsmenge nach Saisonen ����������������������������������������������������������������������������� 63
Abb. 24: Änderung der klimatologischen Parameter 1980er zu 2040er Jahre für die Bezirke des Landes Salzburg
und die drei klimatischen Zonen ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 65
Abb. 25: Auswirkungen der Klimaveränderung auf die Sektoren in Abhängigkeit von der Temperaturerhöhung ����������������������� 66
Abb. 26: Nächtliche Beschneiung der Skipistenflächen im Skigebiet Snow-Space Flachau ������������������������������������������������������������� 73
Abb. 27: Seilbahnstation und Speicherteich im Skigebiet Snow-Space Flachau ������������������������������������������������������������������������������� 73
Abb. 28: Hochwasser 2005 im Bereich der Gemeinde Bramberg ������������������������������������������������������������������������������������������������������� 76
Abb. 29: Illustrierung der Auswirkungen eines Hochwassers ������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 91
Abb. 30: Arbeitsgruppen bei den CLISP-Veranstaltungen in Goldegg ����������������������������������������������������������������������������������������������� 94
Abb. 31: Verkleinerte Wiedergabe der Kontroverse vom 23. Juli 2010 ��������������������������������������������������������������������������������������������� 95
Abb. 32: Temperatur und Niederschlag zwischen den Jahren 1000 und 2000 in Mitteleuropa, bezogen auf die
Referenzperiode 1960–1990 ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 96
Abb. 33: Temperaturverlauf 1850 bis 2008 ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 97
Abb. 34: Temperaturabweichungen 1850 bis 2010, bezogen auf den Mittelwert 1961–1990 ����������������������������������������������������� 98
Abb. 35: Hochkönig-Plateau mit der Übergossenen Alm ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 99
Abb. 36: Bewirtschaftete Almen auf dem Dachsteinplateau ������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 100
Abb. 37: Gegenüberstellung von Begriffen und Konzepten nach der Klimawandel- und der
Katastrophenrisiko­management-Sichtweise ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 101
Abb. 38: Anzahl der Naturkatastrophen 1980–2010 ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 103
Abb. 39: Zerstörung der Pinzgauer Lokalbahntrasse während des Hochwasserereignisses 2005 ������������������������������������������������� 104
Abb. 40: Wildbachereignisse im Land Salzburg – dargestellt nach Prozesstyp und Intensität ������������������������������������������������������� 104
Abb. 41: Hochwasserfotos und geologische Phänomene im Naturereigniskataster ����������������������������������������������������������������������� 105
Abb. 42: Der Naturereigniskataster im WIS – Wasserinformationssystem Salzburg ����������������������������������������������������������������������� 106
Abb. 43: Hundert Jahre Obersulzbachkees: Vergleich der Jahre 1910, 1982, 1994, 2010 ����������������������������������������������������������� 108
Abb. 44: Die Gletscherzunge des Pasterzengletschers im Jahr 1980 und 2005 ����������������������������������������������������������������������������� 109
Abb. 45: Der Talschluss Hintermoos im Hollersbachtal mit Permafrosterscheinungen ������������������������������������������������������������������� 111
11
inhaltsverzeichnis
Abb. 46: Der Tauernfleck – ein inaktiver Blockgletscher ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 111
Abb. 47: Untersuchungsgebiet von HISTALP mit der „Greater Alpine Area“ (GAR) und den Stationsdaten ����������������������������� 113
Abb. 48: Darstellung der IPCC-Szenario-Familien ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 114
Abb. 49: Die Klimageschichte der späten Würm-Eiszeit und des Holozäns nach Rekonstruktionen aus Eisbohrungen
in Grönland ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 116
Abb. 50: Pieter Bruegel: Die Heimkehr der Jäger – die Extremwinter der 1560er Jahre ��������������������������������������������������������������� 118
Abb. 51: Reaktionen auf den Klimawandel der „Kleinen Eiszeit“ ����������������������������������������������������������������������������������������������������� 119
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: H
andlungsstrategien und Maßnahmen der transnationalen Planungsstrategie und ihre regionalen
Umsetzungsmöglichkeiten ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 15
Tab. 2: Klimaübersicht ausgewählter Pinzgauer Klimastationen (Zeitraum 1961–1990) ����������������������������������������������������������������� 29
Tab. 3: Klimaübersicht ausgewählter Pongauer Klimastationen (Zeitraum 1961–1990) ����������������������������������������������������������������� 30
Tab. 4: Skigebiete im Land Salzburg: Details – Fakten – Analysen (Stand 2008) ����������������������������������������������������������������������������� 47
Tab. 5: Verwendete Regionalmodelle im Rahmen des Projekts ����������������������������������������������������������������������������������������������������������� 58
Tab. 6: Temperatur- und Niederschlagsänderung 1980er und 2040er Jahre ������������������������������������������������������������������������������������� 58
Tab. 7: Ranking der Sektoren und wahrscheinliche Auswirkungen des Klimawandels auf die Subsektoren ��������������������������������� 67
Tab. 8: Indikatoren für die Vulnerabilitätsprofile in Tab. 9 und 10 ����������������������������������������������������������������������������������������������������� 70
Tab. 9: Vulnerabilitätsprofil für den Sektor Tourismus/Erholung ��������������������������������������������������������������������������������������������������������� 72
Tab. 10: Vulnerabilitätsprofil für den Sektor Siedlungsentwicklung ��������������������������������������������������������������������������������������������������� 80
Tab. 11: Generische Anpassungskapazität der Modellregion ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 82
Tab. 12: Raumplanungsinstrumente ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 84
Tab. 13: Funktionelle Raumplanungsinstrumente ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 85
Tab. 14: Ergebnis der Evaluierung der Planungsinstrumente ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 86
Tab. 15: Aktivitäten und Workshops in der Modellregion Pinzgau–Pongau ������������������������������������������������������������������������������������� 92
12
Zusammenfassung
I. Zusammenfassung und Handlungsstrategien
Aus regionaler Sicht könne man den Auswirkungen des Klimawandels vor allem durch Anpassungs­
maßnahmen begegnen, denn Vermeidungsstrategien benötigen vor allem eine internationale Zu­
sammenarbeit. Dies ist die Meinung vieler regionaler Entscheidungsträger. Es bestehen jedoch auch
erhebliche Potenziale für regionale Vermeidungsstrategien durch die Raumordnungspolitik (vgl.
Hiess 2010, S. 8-18). Unter Anpassung verstehen wir dabei die Anpassung der Gebietskörperschaf­
ten an die Auswirkungen des Klimawandels, unter Vermeidungsstrategien werden solche verstan­
den, welche die Emissionen an Treibhausgasen verringern.
Das Grünbuch der EU (Europäische
Kommission 2007) führt aus, wie
Anpassungsstrategien entwickelt
werden können. Die wesentlichen
Handlungsfelder für eine zukunfts­
orientierte Raumentwicklungspolitik
sind hier insbesondere:
■■ die
Berücksichtigung von Extremer­
eignissen durch eine „flexiblere 4 Ge­
fahrenzonenplanung“ und durch ei­
ne Sicherung des Wasserrückhalts in
der Fläche;
■■ die Berücksichtigung von zukünfti­
gen Änderungen bei langfristigen
Planungen, da die Lebenserwar­
tung großer Infrastrukturen etwa
80 bis 100 Jahre beträgt;
■■ die
Berücksichtigung der Ziele des
quantitativen Bodenschutzes 5 zum
Schutz des größten terrestrischen
Kohlenstoffreservoirs.
Die Ergebnisse des CLISP-Projekts
(Arbeitspaket 7, Transnationale Pla­
nungsstrategie, stadtland 2011) be­
stätigen insgesamt den 10-Punk­
te-Plan „Klimaanpassung“ zur
strategischen Neuorientierung der
Raumplanung von Overbeck et al.
(2008, S. 368), der adaptiert auf das
Land Salzburg wie folgt zusammen­
gefasst und erweitert werden kann
(vgl. Dollinger 2010, S. 22ff):
10-Punkte-Plan
„Klimaanpassung“
■■ Daten-
und Wissenstransfer als
Grundlage für eine Anpassungsstrategie verbessern: dabei sollten
insbesondere die wissenschaftli­
chen Ergebnisse aus den Szenari­
en A1B, B1 und A2 des IPCC regi­
onalisiert aufbereitet werden, um
die Bandbreite der möglichen Ent­
wicklungen aufzuzeigen und der
Öffentlichkeit bewusst zu machen.
Dies ist durch die Arbeiten im Rah­
men der AG Klimaschutz (Suklitsch
et al. 2010) sowie im Rahmen des
Projekts CLISP (EURAC 2009) im
Wesentlichen bereits geschehen.
Eine Regionalisierung des A2Szenarios wäre jedoch ergänzend
zum Aufzeigen negativer Aus­
wirkungen noch wünschenswert.
Die Weiterführung der Längenund Massenbilanzmessungen der
Gletscher soll von der Landesregie­
rung finanziell und organisatorisch
in Kooperation mit dem Österrei­
chischen Alpenverein abgesichert
werden. Dabei sollte auch eine fi­
nanzielle Vorsorge für kurzfristig
zu beauftragende Erhebungen und
Luftbildbefliegungen während au­
ßergewöhnlicher Verhältnisse bzw.
Extremereignisse getroffen wer­
den (z. B. sollte es möglich sein,
die Gletscher während einer maxi­
malen Ausaperung wie beim Hit­
zesommer 2003 flächendeckend
zu befliegen oder auch die Über­
flutungsflächen nach einem Ex­
tremereignis wie beim Hochwasser
2002 zu erfassen, ohne langwie­
rige Entscheidungswege beschrei­
ten zu müssen).
■■ Gefährdungs-,
Verwundbarkeitsund Klimarisikogebiete identifizieren: dazu sollten Methoden
und Indikatoren gemeinsam mit
den betroffenen regionalen Ak­
teuren entwickelt und für die ver­
schiedenen Entscheidungsträger
entsprechend zugänglich gemacht
und visualisiert werden.
■■ Leitbilder
und Anforderungen für
„resiliente“ Raumstrukturen erstellen: dabei treten der Vorsor­
geaspekt, der Umgang mit Un­
sicherheiten und Lernprozesse
in den Vordergrund. Ein Ansatz­
punkt dafür ist die Intensivierung
und Förderung regionaler Zusam­
menarbeit im Rahmen der örtli­
chen Raumplanung (interkommu­
nale Kooperation), um die Region
als Ganzes gegenüber punktuel­
len Störungen unabhängiger zu
machen. Gemeindeübergreifende
Abstimmungs- und Ausgleichsme­
chanismen sollten in diesem Rah­
men entwickelt werden.
4 Damit meint man eine raschere Anpassung der Gefahrenzonen an eine geänderte Gefahrensituation, als es beim derzeitigen Revisionszyklus der Wildbach- und
Lawinenverbauung geschieht.
5 Begrenzung der Flächenversiegelung und -verbauung auf ein bestimmtes quantitatives Ausmaß (z. B. in Hektar pro Jahr etc.).
13
Zusammenfassung
■■ Anpassungs-
und Klimaschutzstrategien mit ökonomischer Steuerung und mit sektoralen Förderpolitiken koppeln: insbesondere
durch eine enge Verknüpfung der
Mittelvergabe verschiedener För­
derinstrumente mit der Raumpla­
nung im Rahmen einer integrierten
Raumentwicklungspolitik. Es wäre
beispielsweise möglich, bei der Ver­
gabe von Förderungen im Bereich
Wohnen und Wirtschaft zu prüfen,
ob durch die geförderte Maßnah­
me/das geförderte Objekt ein Bei­
trag zum Klimaschutz oder zur Kli­
maanpassung geleistet wird.
■■ Auswirkungen
des Klimawandels
in bestehende Instrumente der
Landes- und Regionalplanung integrieren: insbesondere durch die
Verankerung des Freiraumschut­
zes zur Reduzierung des Zuwachses
von Siedlungs- und Verkehrsflächen
als Klimaschutzmaßnahme und zur
Sicherung von natürlichen Kohlen­
stoffsenken. Vor allem wäre hier die
Aufstellung eines Sachprogramms
nach dem ROG 2009 zweckdien­
lich, in das konkrete Regelungen
mit Anpassungsrelevanz integriert
werden können, etwa Regelungen
zur Freihaltung und Sicherung von
Vorrang- und Vorbehaltsflächen
für Hochwasserabfluss- und -rück­
halteräume, zu Hochwasserentste­
hungsgebieten, zum Schutz von
Wasserressourcen, zum Schutz von
Frisch- und Kaltluftentstehungsge­
bieten, über Eignungs- und Aus­
schlussgebiete für klimasensitive
Raumnutzungen etc.
■■ Handlungsoptionen
für räumliche
Anpassungsstrategien durch flexible Maßnahmenportfolios offenhalten: dabei sollen Umsetzungs­
möglichkeiten von Maßnahmen
auf der regionalen Ebene flexibel
gestaltet werden. Dies erfordert
einen „Paradigmenwechsel“ von
statischen, endzustands- und re­
sistenzorientierten Leitbildern hin
zu „flexibler“, „fehlertoleranter“
Planung, die stärker an der Resili­
14
enz von Raumstrukturen, der Ge­
ringhaltung von deren Verwund­
barkeit, einem raumorientierten
Risikomanagement und an lang­
fristig vorausschauendem Denken
– über reguläre Revisionszyklen von
Raumplänen hinaus – orientiert ist.
Dies erfordert zur Umsetzung ein
Denken in langfristigen Szenarien
und eine formalisierte, begleitende
Evaluierung, um willkürlichen Än­
derungen zu begegnen.
■■ Raumplanung
zum besseren Umgang mit Unsicherheiten flexibler
und prozessorientierter gestalten:
um dies zu gewährleisten, sollten
Indikatoren entwickelt werden, die
eine begleitende Beobachtung der
realen Entwicklung ermöglichen
und dadurch rechtzeitig Ände­
rungsbedarf signalisieren.
■■ Risk
Governance als Handlungsansatz zur Bewältigung der komplexen Herausforderungen des
Klimawandels in die Planungspraxis integrieren: dazu müssen auch
Methoden zur Abschätzung zu­
künftiger Gefährdungen unter Kli­
mawandelbedingungen entwickelt
werden, was einem Paradigmen­
wechsel von parzellenscharfen Ge­
fahrenzonen bzw. Hochwasseran­
schlaglinien zu verstärktem Denken
in natürlichen, flussdynamischen
Abflussräumen gleichkommt.
■■ Herausforderungen
des globalen
Wandels in die Debatte um Anpassungsstrategien an den Klimawandel einbeziehen: insbe­
sondere die Auswirkungen des
demografischen Wandels auf die
regionale Wirtschafts- und Sied­
lungsstruktur.
■■ Eine
breite gesellschaftliche Debatte ist notwendig: dafür sind die
fachlichen Informationen für die
Öffentlichkeit aufzubereiten. Ein
sehr wesentlicher Schritt in dieses
Richtung wäre die Bereitstellung
einer internetbasierten Informati­
onsplattform zu Klimawandel und
Anpassung, wie sie bei Kropp &
Daschkeit (2008, S. 360), basie­
rend auf Google Maps, dargestellt
wird. Das bestehende GIS-Online
könnte dafür die technische Platt­
form sein, erste Ansätze dafür
wurden im Zuge des EU-Projekts
DIS-ALP im Rahmen des Naturge­
fahrenkatasters entwickelt und im
Rahmen dieses Projekts zur An­
wendungsreife weitergeführt (vgl.
Informations-Anhang Kap. 5).
Die im Rahmen des Alpenraumpro­
jekts CLISP erarbeitete transnationa­
le Planungsstrategie (stadtland 2011)
fasst zahlreiche Maßnahmen in neun
Handlungsstrategien zusammen.
Die mögliche Implementation dieser
Maßnahmen in die Instrumente des
Landes Salzburg stellt die folgende
Tabelle 1 dar.
Projektziele und Projektumfang
Tab. 1: Handlungsstrategien und Maßnahmen der transnationalen Planungsstrategie und ihre regionalen Umsetzungsmöglichkeiten
Maßnahmen
Implementierung in Raumordnungsinstrumente
des Landes Salzburg
(1) Verbesserte Planungssysteme und Planungsinstrumente
M 1.1
Festlegung und Weiterentwicklung von Leitbildern
mit Orientierung an langfristigen Zielen
Erweiterung Raumordnungsgrundsätze im ROG 2009 und
Leitbilder des Landesentwicklungsprogramms (LEP 2003)
M 1.2
Forcierung der Regionalplanung
Stärkung der regionalen Handlungsebene im ROG 2009
M 1.3
Steuerungsmodelle mit Bezug auf den Klimawandel
entwickeln
Kein unmittelbarer Handlungsbedarf
M 1.4
Prüfung der Auswirkungen von Projekten und Maß­
nahmen auf das Klimasystem bzw. bezüglich der An­
passung an den Klimawandel
Änderung des § 5 ROG 2009 (Umweltprüfung); Einfüh­
rung Schutzgut Klima und Anpassung an den Klimawan­
del in gesetzlicher Grundlage und in der Durchführungs­
verordnung. Änderung des Sachprogramms Skianlagen.
M 1.5
Anwendung neuer innovativer Methoden und Instru­
mente in der Raumplanung
Kein unmittelbarer Handlungsbedarf
M 1.6
Erarbeitung von Leitfäden zur Anpassung an den Kli­
mawandel für die regionale und lokale Planungsebene
Ausarbeitung eines Leitfadens für das Handbuch Raum­
planung
(2) Mehr Kooperation für eine verbesserte Implementierung
M 2.1
Gründung transnationaler und nationaler interdiszi­
plinärer Kooperations-Netzwerke für gemeinsame
Aktionen
Kein unmittelbarer Handlungsbedarf
M 2.2
Förderung regionaler und interkommunaler Koope­
ration
Ergänzungen im LEP 2003, Kap. 5.B.1, 5.C.1, 5.C.2,
5.D.1, 5.D.2, 5.E.1 und 5.E.3
M 2.3
Förderung der Entwicklung und Umsetzung von An­
passungsmaßnahmen
Ergänzungen im LEP 2003, Kap. 5.C.2 bzw. besser Ein­
führung eines eigenen LEP-Kapitels „Anpassung an den
Klimawandel“
M 2.4
Einrichtung von Dienststellen für Klimaschutz und
-anpassung
Nicht im Verantwortungsbereich der Raumplanung
(3) Wissenstransfer ermöglichen
M 3.1
Den Austausch von Expertenwissen auch auf regio­
naler Ebene organisieren (Experten-Netzwerke)
In Kooperation mit der zuständigen Dienststelle vorbe­
reiten
M 3.2
Entwicklung einer Informationsplattform bezüglich
Anpassung an den Klimawandel im Alpenraum
Die bestehende Informationsplattform der CIPRA dafür
nutzen
M 3.3
Zum Umgang mit Unsicherheiten einen fachlichen
Austausch im Rahmen von Veranstaltungen für
Raumplaner ermöglichen
Die Fortbildungsveranstaltungen für die Raumplaner der
Gemeinden beim SIR dafür nutzen
M 3.4
Arbeitshilfen für die regionale und lokale Handlungs­
ebene entwickeln
Aufbauend auf den Leitfäden für das Handbuch Raum­
planung in Kooperation mit dem SIR entwickeln
(4) Bewusstseinsbildung
M 4.1
Entwicklung einer transnationalen Kommunikations­
strategie zur Umsetzung von Anpassungsmaßnah­
men
Kein unmittelbarer Handlungsbedarf seitens des Landes
M 4.2
Schlüsselpersonen auf verschiedenen Handlungsebe­
nen als Motivatoren einsetzen
Nicht im Verantwortungsbereich der Raumplanung
15
Projektziele und Projektumfang
Maßnahmen
Implementierung in Raumordnungsinstrumente
des Landes Salzburg
(5) Resiliente Raum- und Infrastruktur
M 5.1
Entwicklung und Erhalt kompakter, durchmischter
und durchgrünter Siedlungsstrukturen
Ergänzungen im LEP 2003, Kap. 5.B.1 und 5.C.1
M 5.2
Siedlungen aus Hochrisikogebieten entfernen
Ergänzungen im LEP 2003, 5.C.2
M 5.3
Zweitwohnungswesen und touristische Infrastruktur
regulieren
Begonnene Änderung des Landesentwicklungspro­
gramms wieder aufgreifen und weiterführen
M 5.4
Entwicklung und Aufrechterhaltung „grüner“ und
„blauer“ Infrastruktur (Grünräume, Feuchtgebiete,
Wasserflächen)
LEP-Maßnahmen in 5.C.1 verstärken
M 5.5
Förderung abschattender Schutzmaßnahmen bei hit­
zeexponierten Standorten
Bei der Baurechts-Novelle mit berücksichtigen
M 5.6
Erhaltung von Kalt- und Frischluft erzeugenden Öko­
systemen und Frischluftschneisen
LEP-Maßnahmen in 5.C.1 verstärken
(6) Schutz vor Naturgefahren
M 6.1
M 6.2
Verstärkung des Schutzes vor Naturgefahren und der
Integration von Klimawandel abhängigen Risiken in
der Raumplanung und räumlich relevanter Fachpla­
nungen
LEP-Maßnahmen in 5.C.2 verstärken (bzw. in eigenem
Kapitel in LEP) und Ausarbeitung eines Sachprogramms
nach § 10 ROG 2009
Förderung grenzüberschreitender und intersektoraler
Zusammenarbeit beim Management von Naturge­
fahren
LEP-Maßnahmen in 5.C.2 verstärken (bzw. in eigenem
Kapitel in LEP) und Ausarbeitung eines Sachprogramms
nach § 10 ROG 2009
Einrichtung von interdisziplinären Arbeitsgruppen auf
Ebene der Bezirkshauptmannschaften nach dem Muster
der BH Zell am See.
M 6.3
Sicherstellung von Überflutungs- und Retentions­
flächen zusätzlich und begleitend zu technischen
Schutzmaßnahmen
LEP-Maßnahmen in 5.C.2 verstärken (bzw. in eigenem
Kapitel in LEP) und Ausarbeitung eines Sachprogramms
nach § 10 ROG 2009
M 6.4
Einschränkung von Baulanderweiterungen in Gebie­
ten, die für Gefahrenzonen und Schutzmaßnahmen
notwendig sind
LEP-Maßnahmen in 5.C.2 verstärken (bzw. in eigenem
Kapitel in LEP) und Ausarbeitung eines Sachprogramms
nach § 10 ROG 2009
M 6.5
Identifikation, Kennzeichnung und Schutz kritischer
Infrastrukturen und Bausubstanz
LEP-Maßnahmen in 5.B.2 verstärken (bzw. in eigenem
Kapitel in LEP) und Ausarbeitung eines Sachprogramms
nach § 10 ROG 2009
M 6.6
Stabilisierung und Verbesserung der Schutzfunktion
des Waldes
Regelmäßige Evaluierung und Aktualisierung der Wald­
entwicklungspläne
(7) Integriertes Wasserschutz-Management
16
M 7.1
Verstärkung des Schutzes von Grundwasser- und
Trinkwasserzonen
LEP-Maßnahmen in 5.C.2 verstärken (bzw. in eigenem
Kapitel in LEP) und Ausarbeitung eines Sachprogramms
nach § 10 ROG 2009
M 7.2
Berücksichtigung von Wassermanagementansätzen
und ihrer Pläne in der Raumplanung und umgekehrt
LEP-Maßnahmen in 5.C.2 verstärken (bzw. in eigenem
Kapitel in LEP) und Ausarbeitung eines Sachprogramms
nach § 10 ROG 2009
M 7.3
Reduktion des Ausmaßes der Versiegelung durch we­
niger Neuversiegelung und verstärkte Entsiegelung
von Böden
LEP-Maßnahmen in 5.B.1 und 5.C.2 überarbeiten und
verstärken
Projektziele und Projektumfang
Maßnahmen
Implementierung in Raumordnungsinstrumente
des Landes Salzburg
M 7.4
Reduktion von Bodenverdichtung
Keine Umsetzungsmöglichkeiten durch die Raumpla­
nung
M 7.5
Förderung eines dezentralisierten Regenwasser-Ma­
nagements
In Kooperation mit der Wasserwirtschaft Umsetzungs­
möglichkeiten prüfen
M 7.6
Koordination der Wasser-Nutzung mit den Anforde­
rungen der Landwirtschaft
In Kooperation mit der Wasserwirtschaft Umsetzungs­
möglichkeiten prüfen
M 7.7
Koordination der Wasser-Nutzung mit den Anforde­
rungen des Energiesektors
In Kooperation mit der Wasserwirtschaft Umsetzungs­
möglichkeiten prüfen
(8) Landschaftsentwicklung und Ökosystem-Management
M 8.1
Erhaltung großflächiger, nicht fragmentierter Grün­
räume
In Kooperatiom mit dem Naturschutz Umsetzungsmög­
lichkeiten im LEP oder in einem Sachprogramm nach
§ 10 ROG 2009 prüfen
M 8.2
Wiederherstellung und Erhaltung ökologischer Kor­
ridore
In Kooperatiom mit dem Naturschutz Umsetzungsmög­
lichkeiten im LEP oder in einem Sachprogramm nach
§ 10 ROG 2009 prüfen
M 8.3
Herstellung eines klein strukturierten Netzwerkes
von Grün- und Freiräumen, Feuchtgebieten und
Wasserflächen
In Kooperatiom mit dem Naturschutz Umsetzungsmög­
lichkeiten im LEP oder in einem Sachprogramm nach
§ 10 ROG 2009 prüfen
M 8.4
Umwandlung von leerstehenden und ungenutzten
Baulandflächen in ökologisch hochwertige Grün- und
Freiräume und/oder Wasserflächen
In Kooperatiom mit dem Naturschutz Umsetzungsmög­
lichkeiten im LEP oder in einem Sachprogramm nach
§ 10 ROG 2009 prüfen
M 8.5
Unterstützung durch die Landwirtschaft bei der Ent­
wicklung resilienter Raumstrukturen
In Kooperation mit der Landwirtschaft Umsetzungsmög­
lichkeiten prüfen
M 8.6
Koordination der Anforderungen von Ökosystemen
und Freiräumen mit der Energiewirtschaft
In Kooperaton mit Landwirtschaft und Energiewirtschaft
Umsetzungsmöglichkeiten prüfen
M 8.7
Sicherung und Stärkung wichtiger Waldfunktionen
In Kooperation mit der Forstwirtschaft Umsetzungs­
möglichkeiten prüfen
(9) Umorientierung des Tourismus
M 9.1
Kennzeichnung und Anpassung verwundbarer touris­
tischer Infrastrukturen
In Kooperation mit der Tourismuswirtschaft Umsetzungs­
möglichkeiten prüfen
M 9.2
Implementation eines integrierten Planungsansatzes
von Raumplanung und Tourismus
Weiterführung der begonnenen Arbeiten zur Ausarbei­
tung eines Sachprogramms „Raumplanung und tour­
istische Infrastruktur“
M9.3
Entwicklung regionaler Strategien für den Umgang
mit dem wachsenden Druck des Tourismus in höher
gelegenen Gebieten
Weiterführung der begonnenen Arbeiten zur Ausarbei­
tung eines Sachprogramms „Raumplanung und tour­
istische Infrastruktur“
Quelle: Klingler et al. 2011, S. 58f
17
Die Ergebnisse des Alpenraumprojekts CLISP
II. Die Ergebnisse des Alpenraumprojekts CLISP für die
Modellregion Pinzgau–Pongau (Land Salzburg)
1. Das ETZ-Projekt CLISP
„Anpassung an den Klimawandel durch Raumplanung
im Alpenraum“
Um den zu erwartenden Auswirkungen
des Klimawandels besser begegnen zu
können, sollen mit dem transnationa­
len Alpenraumprojekt „CLISP – Climatic
Change Adaption by Spatial Planning“
Vermeidungs- und Anpassungsstrategi­
en auf Ebene der Raumplanung entwi­
ckelt werden. Mit der konkreten Arbeit
in der Modellregion „Pinzgau–Pongau“
und einer tiefergehenden Bearbeitung
in vier Gemeinden sollen die Kernthe­
men eines „Climate Change Fitness
Tools“ mit Blick auf die lokalen und re­
gionalen Gegebenheiten konkretisiert
werden. Die Raumplanung stellt nach
dem Grünbuch „Anpassung an den Kli­
mawandel in Europa“ (Europäische Kommission 2007) eine Schlüsselkompetenz
für die Anpassung an den Klimawandel,
für die Eindämmung der Vulnerabilität
(Verwundbarkeit) und für eine erhöhte
Resistenz gegen mögliche Auswirkun­
gen dar. Allerdings sind die Instrumen­
te und die Verfahren der Raumplanung
in den meisten Mitgliedsstaaten der
EU derzeit noch nicht ausreichend ge­
eignet, um die von der Europäischen
Union zuerkannte Schlüsselrolle wahr­
zunehmen und umzusetzen. CLISP gilt
daher als strategisches „Leuchtturm­
projekt“, das zu einer nachhaltigen, an
das jeweilige Klima angepassten Raum­
entwicklungspolitik im Alpenraum bei­
tragen soll.
Das Projekt verfolgt folgende
Hauptziele:
■■ Erarbeitung neuer, klimasicherer Pla­
nungsstrategien für eine nachhaltige
und widerstandsfähige Raument­
18
wicklung auf transnationaler, natio­
naler und regionaler Ebene;
■■ Entwicklung
und Anwendung
übertragbarer Konzepte und Me­
thoden zur Bewertung regionaler,
raumrelevanter Vulnerabilitäten
und Bereitstellung diesbezüglichen
Wissens in den Modellregionen;
■■ Evaluierung
der „Klimawandelfit­
ness“ der Raumplanungssysteme
und Identifizierung von Stärken,
Schwächen und Verbesserungs­
möglichkeiten;
■■ Förderung
der Anwendung von
Risk-Governance-Ansätzen auf
das Management klimawandelbe­
dingter Risiken und Unsicherhei­
ten, u. a. durch Risikokommuni­
kation in den Modellregionen und
durch Untersuchung bestehender
Risikomanagementsysteme;
■■ Etablierung
eines transnationalen
Expertennetzwerks für Raumpla­
nung und Klimawandel;
■■ Sensibilisierung
von Politik und
Entscheidungsträgern, Planungs­
behörden, Stakeholdern und der
Öffentlichkeit für klimabedingte
Risiken und die Notwendigkeit der
Klimaanpassung (zusammenge­
fasst nach dem CLISP-Flyer, www.
clisp.eu).
Der Schwerpunkt der regionalen
Beteiligung lag bei der Analyse und
Beurteilung von Raumplanungsin­
strumentarien auf lokaler, regiona­
ler und Landesebene sowie auf der
Entwicklung von erforderlichen An­
passungen relevanter Instrumente
im Hinblick auf Anpassungs- und
Bekämpfungsstrategien zum Klima­
wandel. Die Bearbeitung erfolgte im
Rahmen mehrerer ausgewählter, be­
sonders betroffener Modellregionen
und Fachbereichsplanungen auf lo­
kaler und regionaler Ebene. Die be­
gleitende Kommunikation und Öf­
fentlichkeitsarbeit zu diesem Thema
spielte dabei eine wesentliche Rolle.
Dazu wurden in den Modellregionen
Workshops durchgeführt. Im Land
Salzburg wurde die NUTS-3-Region
Pinzgau/Pongau als Modellregion
ausgewählt; innerhalb dieser werden
in vier Gemeinden die Instrumen­
te der örtlichen Raumplanung einer
genaueren Analyse unterzogen. Da­
bei handelt es sich um die Gemein­
den Kaprun, Zell am See, Goldegg
und Eben im Pongau, da mit diesen
eine repräsentative Auswahl an Ge­
meinden vorliegt, bei deren Beispiel
die wahrscheinlichen Auswirkungen
des Klimawandels demonstriert wer­
den können.
Die Ergebnisse des Alpenraumprojekts CLISP
Abb. 2: Die Modellregionen im Rahmen des Alpenraumprojekts CLISP
Quelle: EURAC; Powerpointpräsentation beim CLISP-Partnertreffen in Salzburg. Die weiße Linie zeigt die Grenze des Alpenraums nach der Alpenkonvention,
siehe: http://www.alpenkonvention.org
Die Herausforderung für die Raum­
planung liegt in erster Linie dar­
in, dass die traditionellen Raumpla­
nungsinstrumente gegenüber den
Auswirkungen des Klimawandels
nicht ausreichend abgesichert sind,
weil sie zukünftige Veränderungen
der naturräumlichen Rahmenbedin­
gungen zu wenig berücksichtigen
(z. B. Veränderungen in der Häufig­
keit von winterlichen Starknieder­
schlägen). Es werden daher Modelle
zu finden sein, die flexibel auf Verän­
derungen der Rahmenbedingungen
reagieren und die Vulnerabilität der
betroffenen Sektoren berücksich­
tigen. Durch die transnationale Zu­
sammenarbeit in diesem Projekt er­
hoffen sich die Projektpartner 6 einen
wesentlichen Schritt in Richtung ei­
ner Anpassungsstrategie für den Al­
penraum.
Die thematischen Schwerpunkte für
das Land Salzburg sind Fragestellun­
gen im Umfeld der Veränderungen
im Bereich Gletscher und Permafrost,
Auswirkungen auf die Wasserkraft­
nutzung und den Tourismus sowie
der Bereich Naturgefahren und not­
wendige Anpassungen im Siedlungs­
system.
6 Als Leadpartner fungierte das Umweltbundesamt in Wien, beteiligt waren 19 Projektpartner und Beobachter aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien,
Liechtenstein, der Schweiz und Slowenien (siehe www.clisp.eu).
19
Die Modellregion im Überblick
Karte 1: Die Modellregion und die Modellgemeinden
20
Die Modellregion im Überblick
2. Die Modellregion im Überblick
2.1 Geographische Lage
Die Region Pinzgau–Pongau – EURegion auf NUTS-3-Ebene und Teil
des Landes Salzburg – mit den poli­
tischen Bezirken Zell am See und St.
Johann und insgesamt 53 Gemeinden
umfasst eine Fläche von 4.397,17 km²
(Statistik Austria 2009). Der überwie­
gende Teil dieser Fläche besteht aus
nicht besiedelbarem Gebirgsland mit
stark ausgeprägtem Relief, weshalb
der Dauersiedlungsraum mit ca. 480
km² nur 10,9 Prozent der Gesamt­
fläche einnimmt (Prinz et al. 2010,
S. 2). Die Siedlungsfläche beschränkt
sich hauptsächlich v. a. auf das Salz­
ach- und das Saalachtal sowie den
Oberlauf der Enns im Osten der Re­
gion. Der größte See ist der Zeller See
mit ca. 4 km², gefolgt vom gestau­
ten natürlichen Tauernmoossee, den
Stauseen Moserboden und Wasser­
fallboden und den beiden gestauten
natürlichen Seen Bockhartsee und
Weißsee.7
Die größte Erhebung in der Region
ist der Großvenediger (3.674 m). Die
markantesten Gebirgszüge erstre­
cken sich entlang der Regionsgren­
ze im Süden bzw. im Norden. Im
Süden stellt der Hauptgrat des kris­
tallinen Tauerngebirges eine natür­
liche Wasserscheide zwischen den
Einzugsgebieten der Flüsse im Land
Salzburg und jenen in Osttirol und
Kärnten dar. Die Gebirgszüge im
Norden (Tennengebirge, Hagenge­
birge und Steinernes Meer), welche
bereits den nördlichen Kalkalpen zu­
zuordnen sind, werden von Salzach
und Saalach in Nord-Süd-Richtung
durchschnitten. Aufgrund der oro­
graphischen Barrieren kommt es zu
einer starken Differenzierung des re­
gionalen Klimas.
2.2 Geologie und Tektonik
Die Modellregion hat nach dem
Stand der geologischen Erkundung
Anteil an folgenden tektonischen
Einheiten (zusammengefasst nach
Dollinger 1998, S. 92f, und Pestal
et al. 2009, Tafel 1, vgl. tektonische
Übersichtskarte):
Die Nördlichen Kalkalpen mit ihren
zahlreichen Teildecken sind haupt­
sächlich durch die tirolische Decke re­
präsentiert, die nördlich der Modell­
region auf die bajuwarische Decke
aufgeschoben ist und vorwiegend aus
Kalken, Kalkmergeln und Dolomiten
besteht, wobei die Kalke und Dolo­
mite der Trias die bedeutendste Rolle
spielen. Als Besonderheit innerhalb der
Nördlichen Kalkalpen sind die kreide­
zeitlichen Gosauablagerungen zu nen­
nen, die aufgrund ihrer fossilreichen
Sedimente einen wesentlichen Beitrag
zur zeitlichen Einordnung leisteten. Die
Überschiebung der Kalkalpen auf den
Flysch „als Ganzes“ (Bögel & Schmidt
1976, S. 26) wird durch die bis zum 25
Kilometer südlich des Kalkalpennord­
randes liegenden tektonischen Fens­
ter südlich des Wolfgangsees erkenn­
bar (vgl. Bögel & Schmidt 1976, S. 26;
Del-Negro 1983, S. 20-31; Plöchinger
1980, S. 244-255; Plöchinger et al.
1982, S. 10-37; Plöchinger et al. 1990,
S. 6-17). Südlich der tirolischen Decke
ist als geomorphologisch bedeutsa­
me Einheit der Nördlichen Kalkalpen
die Werfener Schuppenzone mit ihren
weichen Sandsteinen, Tonschiefern
und zerklüfteten Kalken zu vermerken
(vgl. Plöchinger 1980, S. 252).
Die ebenfalls oberostalpine Grauwackenzone mit ihren weichen,
meist schwachmetamorphen paläo­
zoischen Tonschiefern, Grauwacken
und Kieselschiefern, z. T. auch Sand­
steinen, Dolomiten, Kalkmergeln
und Kalken, baut mit ihren sanften
Formen den Abschnitt zwischen den
Kalkalpen und den Zentralalpen auf.
In die tektonische Einheit sind auch
Quarzporphyre, Diabase und Grün­
schiefer eingeschaltet, die zusammen
mit den härteren karbonatischen Ge­
steinen auch schärfere Gipfelformen
verursachen (Bögel & Schmidt 1976,
S. 26; Schönlaub 1980, S. 269-278).
Die unterostalpine Radstädter Deckengruppe, vorwiegend aus altpa­
läozoischen Quarzphylliten und me­
sozoischen Kalken, Schiefern und
Dolomiten aufgebaut, bildet den
unterost­
alpinen Rahmen des Tau­
ernfensters (vgl. Del-Negro 1983,
S. 39), der im Norden unter die Grau­
wackenzone und nach Osten in das
Schladminger Kristallin und unter
die Granatglimmerschiefer eintaucht
(Bögel & Schmidt 1976, S. 27f; Thiele
1980, S. 304-307).
7 Vgl. http://www.salzburg.gv.at/sb_statistik_daten_topographie.pdf
21
Die Modellregion im Überblick
Das penninische Tauernfenster baut
im Wesentlichen die Zentralalpen
auf. Es besteht im Bereich des Lan­
des Salzburg aus vier ZentralgneisKernen, die von der Schieferhülle
umrahmt werden, wobei die Zen­
tralgneise glazial überprägte sanf­
tere Formen aufweisen, denen die
zerfurchten und gegliederten Hän­
ge der Schieferhülle gegenüber­
stehen. Als Zentralgneis werden
Amphibolitgneise, Orthogneise, Pa­
ragneise, Gneisgranite, Granitgneise
und Migmatite zusammengefasst,
während als Gesteine der Schiefer­
hülle Grünschiefer, Kalk- und Gra­
natglimmerschiefer, dunkle Phyllitte
(Schwarzphyllitte) und Kalkmarmo­
re landschaftsprägend auftreten. Die
Klammkalkzone am Tauernnordrand
ist aufgrund ihrer Vielzahl von Klam­
men (Liechtensteinklamm, Kitzloch­
klamm) und aufgrund von Großfor­
men des Karstes (Entrische Kirche)
22
geomorphologisch herauszuheben.
Sie wird in der Karte von Pestal & Hejl
et al. (2005) ebenfalls zur Matreier
Schuppenzone gezählt (vgl. Bögel &
Schmidt 1976, S. 28f; Thiele 1980, S.
300-314; Exner 1964, S. 15-31; Pestal et al. 2009, S. 49f).
in den Tal- und Beckenfüllungen von
wesentlicher Bedeutung, die im Spät­
glazial und frühen Postglazial in den
durch die Gletscher ausgeschürften
Flusstälern abgelagert wurden (z. B.
im Saalachtal zwischen Saalfelden und
Lofer, vgl. ebd.).
Hydrogeologisch gesehen sind in der
Modellregion die wasserlöslichen Kar­
bonatgesteine, die meist fluvioglazia­
len Schotterkörper in den Tälern und
Becken, die zahlreichen Schwemmund Schuttkegel und die Rutschkörper
in schiefrigen und mergeligen Gestei­
nen von Bedeutung. Dabei führen lo­
kale Haselgebirgsvorkommen im Nor­
den der Modellregion und nördlich
davon zu ingenieurgeologischen He­
rausforderungen für die Bauwirtschaft
(vgl. Braunstingl 2009, S. 133f). Für
die Wasserversorgung sind in der Mo­
dellregion neben den Karstwasservor­
räten auch zahlreiche Schotteraquifere
Die Grund- und Endmoränenvorkom­
men aus der Würm-Eiszeit und wei­
tere quartäre Sedimente, wie z. B.
Vorstoßschotter, fluvioglaziale Sedi­
mente, Eisrandsedimente, See- und
Flussablagerungen, Schwemm- und
Murenkegel (van Husen 2009, S. 110126) führen überdies lokal zu schwie­
rigen Standortverhältnissen, wobei
insbesondere die durch den Rück­
zug der spät- und postglazialen Glet­
scher verursachten Veränderungen im
Landschaftshaushalt und das Auftau­
en von Permafrostböden zu Gefähr­
dungen für den Siedlungsraum und
die Infrastruktur führen können.
Die Modellregion im Überblick
Karte 2: Tektonische Übersichtskarte
23
Die Modellregion im Überblick
Karte 3: Hydrogeologische Karte
24
Die Modellregion im Überblick
2.3 Die Modellregion in der letzten Eiszeit und im frühen Postglazial
Das Landschaftsbild der Modellregion,
wie wir es heute kennen, ist im We­
sentlichen ein Erbe des Pleistozäns, das
vor etwa 10.000 Jahren endete und
vor ca. 1,8 Millionen Jahren begonnen
hatte. Diese Periode weltweiter Ver­
eisungen umfasst mehrere Eis-, Kaltund Warmzeiten, wobei im Alpenraum
vier Eiszeiten und weitere zwei Kalt­
zeiten durch Sedimente nachgewiesen
sind.8 Die letzte Vereisungsperiode be­
zeichnen wir in den Alpen als „WürmEiszeit“; sie erreichte vor etwa 21.000
Jahren ihren Höhepunkt in Form ei­
nes gewaltigen Eisstromnetzes in den
Alpen. Fast das ganze Land Salzburg
lag damals unter Eis, nur die höchsten
Gipfel ragten aus dem kilometerdicken
Eismantel, der Inn- und der Salzach­
gletscher endeten in Form gewaltiger
Gletscherzungen im Alpenvorland (vgl.
Karte 4 aus van Husen 1987, Gamerith
& Heuberger 1999, S. 318, und Ibetsberger et al. 2010, S. 16-20).
Für zukünftige Entwicklungen inte­
ressant ist, dass durch datierbare Se­
dimentfunde belegt werden konnte,
dass das Inntal bis etwa 27.000 Jah­
re vor Heute [kurz: vH 9] eisfrei war,
obwohl die Würm-Kaltzeit vor ca.
100.000 Jahren vH bereits begonnen
hatte. Das gewaltige Eisstromnetz
baute sich innerhalb von ein paar tau­
send Jahren auf und löste sich ab ca.
21.000 Jahre vH wieder auf.10 Das et­
wa 10.000 Jahre dauernde Spätglazial
der Würm-Eiszeit besteht nach dem
aktuellen Stand der Forschung im
Wesentlichen aus drei Phasen:
a. der Auflösungsphase des Eis­
stromnetzes bis etwa 17.000 vH,
in der sich mindestens zwei Wie­
dervorstöße der alpinen Gletscher
ereigneten, die nach Heuberger
(1968) als Bühl- und Stainachsta­
dium bezeichnet werden. Wäh­
rend dieser Phase des Eiszerfalls
im frühen Spätglazial und des
Rückzugs des Salzachgletschers
bildeten sich nach den frühspät­
glazialen Wiedervorstößen große
spätglaziale Seen in den vom Glet­
scher ausgeschliffenen Talwannen
im Ober- und Mitterpinzgau und
im Pongau. Die noch im Spätgla­
zial mit Ausnahme des Zeller Sees
weitgehend verlandeten Seen
sind eine Ursache schwieriger in­
genieurgeologischer Verhältnisse.
Leider kann aufgrund fehlender
datierbarer Sedimente aus dieser
Zeit der genaue Ablauf nicht re­
konstruiert werden (vgl. Ibetsberger
et al. 2010, S. 21);
bis auf das neuzeitliche Ausmaß zu­
rückgezogen haben, und zwischen
etwa 12.500 bis 11.500 Jahren ei­
ner Kaltphase, die in der Eiszeitfor­
schung als Jüngere Dryas bezeich­
net wird, in der sich der sogenannte
Egesen-Vorstoß der Gletscher ereig­
nete (Kerschner 2009, S. 20ff, und
Ivy-Ochs et al. 2008, S. 563).
Insbesondere die das Spätglazial ab­
schließende Jüngere Dryas ist nach
Dollinger (2010, S. 11) für unsere
Fragestellung von großem Interes­
se, „weil es ziemlich wahrscheinlich
ist, dass dieser Rückfall in die Eiszeit
durch das Auslaufen eines gewaltigen
Süßwassersees auf den nordamerika­
nischen Kontinent in den Nordatlan­
tik ausgelöst wurde, der den Zusam­
s troms
menbruch des Nordatlantik­
verursachte und die Erde für weite­
re 1.200 Jahre in eine Kaltphase zu­
rückwarf“ (ebd.).
b. einer darauf folgenden Kaltpha­
se bis ca. 15.000 Jahre vH (Ältere
Dryas mit mehreren spätglazialen
Vorstößen, die als Gschnitz-, Cla­
vadel/Senders- und Daun-Stadi­
um bezeichnet werden), in der die
Gletscher teilweise wieder bis in die
Haupttäler vorstießen (in Salzburg
erreichten im Gschnitz die Glet­
scher der Sulzbachtäler den Boden
des Salzachtals im Becken von Ro­
sental, vgl. Seefeldner 1961, S. 187,
Slupetzky 1994, S. 17, und Ibetsberger et al. 2010, S. 29);
Solche Ereignisse traten während des
Spätglazials mehrfach auf und wer­
den nach dem Marinegeologen Hart­
mut Heinrich als „Heinrich-Ereignis­
se“ bezeichnet (Maslin 2009, S. 87).
Bei einem Heinrich-Ereignis werden
ganze Armaden von Eisbergen in den
Atlantik getrieben, und man geht da­
von aus, dass es sich um Bruchstücke
aus dem abschmelzenden nordame­
rikanischen Eisschild handelt. Darauf
deutet auch die Unregelmäßigkeit der
Ereignisse hin.11
c. dem ca. um 15.000 vH begin­
nenden Bölling-Interstadial, einer
Warmphase von etwa 2.000 Jahren,
in der sich die Gletscher vermutlich
Das Pleistozän endet mit einer letz­
ten Schwankungsphase, die heute
als Präboreale Oszillation bezeichnet
wird und mit der das sogenannte Kar­
8 Seit Penck & Brückner (1908) bezeichnen wir die letzten vier großen Vereisungsphasen in den Alpen als Würm-, Riss-, Mindel- und Günzeiszeit, Mittlerweile sind
fluvioglaziale Sedimente zweier weiterer Kaltzeiten nachgewiesen, die als Donau- und Biberkaltzeit bezeichnet werden. Gamerith & Heuberger (1999, S. 319) un­
terscheiden unter Berufung auf das Mondseeprofil die Bezeichnungen Würm-Kaltzeit und Würm-Eiszeit, letztere habe nicht viel länger als 10.000 Jahre gedauert.
Es ist jedoch unklar, wie weit die alpinen Gletscher in den beiden ersten Würmstadialen vorstießen, da das Eisstromnetz des dritten Würm-Stadials (Würm-Maxi­
mum um ca. 25.000 bis 21.000 vH) deren Sedimente überprägt haben musste.
9 vH (vor Heute) entspricht dem englischen Terminus „Before Present“ (BP) und stellt als technischer Fachbegriff eine Altersangabe dar, die sich als Vergleichsgröße
auf das Kalenderjahr 1950 bezieht. Grund dafür ist, dass wegen der Zündung der ersten Wasserstoffbombe im Jahr 1952 die Messwerte bei der Radiokarbonme­
thode nur im Vergleich zum Zeitraum vor 1952 kalibriert werden können.
10 Wir wissen sehr wenig über die Frühphase der Würm-Eiszeit, da mögliche glaziale Sedimente früherer Hochstandsphasen durch den Würm-Maximalstand von
21.000 vH überprägt wurden. Es ist jedoch anzunehmen, dass es ähnlich wie im Postglazial mehrfache Vorstoß- und Rückzugsphasen gegeben haben müsste.
25
Die Modellregion im Überblick
tell-Stadial in Verbindung gebracht
wird, das sich 10.800 Jahre vH ereig­
nete (Ivy-Ochs et al. 2008, S. 568).
Die Zuordnung des Kartell-Stadials
zum Pleistozän ist jedoch umstritten.
Mit Beginn des Holozäns zogen sich
die alpinen Gletscher auf die Gipfel­
bereiche zurück und stießen während
des gesamten Postglazials mehrfach
wieder vor. Mittlerweile wissen wir,
dass die Deutlichkeit der sogenannten
1850er-Moränen auch dadurch gege­
ben ist, weil die alpinen Gletscher im
Holozän öfter so weit vorstießen und
sich anschließend wieder zurückzogen.
Durch datierte Zirbenfunde ist bei­
spielsweise bekannt, dass im Zeitraum
zwischen etwa 10.000 und 9.000 Jah­
re vor Heute, also im frühen Holozän,
im Bereich des heutigen Zungenbe­
ckens der Pasterze ein Zirbenwald
wuchs und sich der Gletscher wohl auf
den Bereich oberhalb des sogenannten
Hufeisenbruchs zurückgezogen haben
musste. Diese Warmphase wird vom
sogenannten 8k-Event kurzfristig un­
terbrochen, bei dem es durch ein letz­
tes Heinrich-Ereignis zu einem Rückfall
in eine kältere Phase kam, der mögli­
cherweise mit einem deutlichen post­
glazialen Gletscherhochstand korres­
pondiert, dem Kerschner (2009, S. 14)
aufgrund absoluter Datierungen von
Ivy-Ochs et al. (2006) mit dem früher
zum Spätglazial gezählten KromerStand in Verbindung bringt. Weitere
Phasen mit einer kleineren Pasterze als
heute sind nach verschiedenen Funden
die Zeiträume um ca. 7.000, 6.000 bis
5.500, 4.800 bis 4.200 und 3.800 bis
3.400 vor Heute (Nicolussi 2009, S.
49ff, Slupetzky et al. 1998, S. 228).
Wir können daher davon ausgehen,
dass sich in diesen Wärmephasen die
großen Gletscher in der Modellregion
in die Ursprungskare zurückgezogen
haben und teilweise überhaupt abge­
schmolzen waren. Nach Ibetsberger et
al. (2010, S. 34f) kann angenommen
werden, dass in der früh-holozänen
Wärmeperiode in den Ostalpen nur
mehr kleine und kleinste Karbereiche
in Höhen über 3.000 Metern eisbe­
deckt waren. Am Höhepunkt dieser
Wärmeperiode waren sämtliche Glet­
scher bis auf Firnfelder über 3.000
Metern Höhe abgeschmolzen, so dass
die alpinen Flüsse frei von Gletscher­
schliff waren und daher ein anderes
Abflussregime erhielten. Die Wieder­
einwanderung bestimmter Fischarten
war dadurch möglich, Warmwasser­
fische erreichten den Zeller See (ebd.,
S. 37). Ibetsberger et al. (ebd., S. 35)
nehmen an, dass die Durchschnitts­
temperatur im Zeller Becken damals
etwa dem heutigen Klima in Bozen,
Südtirol, entsprach.
Nach dem endgültigen Abschmel­
zen der nordamerikanischen und
skandinavischen Eisschilde um etwa
8.000 Jahre vH war auch die Zeit der
Heinrich-Ereignisse vorbei. Die gro­
ße Frage für uns ist nun nach Dollinger (2010, S. 12), ob durch das
Abschmelzen des Grönländischen
Eisschildes aufgrund der anthropoge­
nen Erwärmung eine ähnliche Situa­
tion wie bei den Heinrich-Ereignissen
entstehen könnte und durch die Un­
terbrechung der thermohalinen Zir­
kulation eine Abkühlung in Europa
verursachen würde. Nach den bei
Stefan R ahmstorf (2005) skizzierten
Modellrechnungen gilt dies eher als
unwahrscheinlich (vgl. ebd., S. 75),
ist jedoch nicht völlig auszuschließen
(siehe Informations-Anhang, Kap. 9:
Abrupte Klimaänderungen).
Abb. 3: Temperaturverlauf vom Würm-Maximum bis Heute
Die Bedeutung einer globalen Mitteltemperaturzunahme um 5°
Celsius kann am besten im Vergleich zur Vergangenheit illustriert
werden. So fand eine Erhöhung der globalen Mitteltempera­
tur um knapp 5° Celsius zwischen dem Würm-Maximum (siehe
Karte 4) und Heute statt.
Sollte sich daher die globale Mitteltemperatur im Vergleich zu
Heute um weitere 5° Celsius erhöhen, würde dies zum völligen
Abschmelzen der Eisschilde in Grönland und auf der Antarktis
führen und den Meeresspiegel um über 60 Meter im Vergleich
zu Heute erhöhen, dies würde aber einige hunderte Jahre in An­
spruch nehmen (vgl. die Karte bei Kroonenberg 2008, S. 170).
Quelle: Kromp-Kolb & Formayer 2005, S. 39
11 Beim Abschmelzen der großen laurentinischen Eiskappe von Nordamerika entstanden außerdem große Schmelzwasserseen hinter den Eiswällen. Der größte
davon wird zu Ehren des Pioniers der Eiszeitforschung Louis Agassiz „Lake Agassiz“ genannt. Als der Eiswall, der den Lake Agassiz abgeschlossen hatte, vor
12.500 Jahren durchbrach, ergoss sich eine gewaltige Welle kalten Schmelzwassers in den Nordatlantik, wodurch die thermohaline Zirkulation unterbrochen
wurde und das Klima weltweit für 1.200 Jahre aus dem Gleichgewicht geriet (Kroonenberg 2008, S. 139).
26
Die Modellregion im Überblick
Karte 4: Das Land Salzburg zum Maximum der Würm-Eiszeit
27
Die Modellregion im Überblick
Abb. 4: Das Habachkees in den Hohen Tauern
Quelle: F. Dollinger, August 2000, Aufnahme vom Gipfel des Larmkogels; deutlich zu erkennen ist die Ufermoräne der postglazialen Hochstände im rechten
Bildbereich, damals erreichte der Gletscher noch den Talboden unterhalb des Bildbereichs.
2.4 Klima
Generell bewirken die Alpen eine
Stauung der überwiegend aus Westen
bzw. Norden kommenden Luftmassen
(Häckel 1999, S. 112). Daher weisen
die im alpinen Zentralraum gelegenen
Täler (v. a. das Salzachtal) relativ we­
niger mittleren Jahresniederschlag auf
als die Gebiete nördlich der Kalkalpen.
Allgemein spielt die Luv- bzw. Leesei­
tigkeit eine zentrale Rolle. Die bayeri­
schen und Salzburger Kalkhochalpen
liegen im Luv der vorherrschenden
Strömungslage (Nordwestwind). Das
Salzachtal südlich des Passes Lueg
und teilweise auch das Saalachtal be­
finden sich im Lee, weshalb die nied­
rigen Niederschlagswerte auf diesen
reliefbedingten Effekt zurückzuführen
sind. Zudem lässt sich auch ein Zu­
sammenhang zwischen Seehöhe und
28
jährlicher Niederschlagshöhe erken­
nen, wobei die Niederschlagsmenge
tendenziell mit der Höhe steigt. Be­
zogen auf die jahreszeitliche Nieder­
schlagsverteilung entfällt der größere
Teil des Niederschlags (60 %) auf das
Sommerhalbjahr (April bis Septem­
ber), was sich im Hinblick auf die Ve­
getationsentwicklung als günstig er­
weist (ZAMG 2000, o. S.).
Die Differenzierung der Jahresmitteltemperatur ist vor allem durch die
Höhenlage bedingt. Als Faustregel
gilt der adiabatische Temperaturgra­
dient, der besagt, dass eine Höhen­
veränderung von hundert Metern
eine Lufttemperaturerhöhung bzw.
Abkühlung von einem Grad Kelvin
bewirkt (Häckel 1999, S. 41). Auch
beeinflusst die jeweilige Hangrich­
tung die Sonneneinstrahlungsdau­
er und somit die Schneedeckendau­
er. Zudem kommt es zur Ausbildung
kleinräumiger Hangwindsysteme,
was einen zyklischen Tagesgang der
Hauptwindrichtung zur Folge hat
(Häckel 1999, S. 300ff).
Darüber hinaus stellen größere Was­
serflächen bzw. Siedlungsagglome­
rationen temperatur-relevante Ein­
flussgrößen für kleinräumige Gebiete
dar. Seeufergebiete weisen im Som­
mer kühlere und im Winter wärme­
re Temperaturen auf (ZAMG 2000,
o. S.). Für größere Siedlungsflächen
ergeben sich aufgrund der erhöhten
Sonnenstrahlenabsorption höhere
Temperaturen (Häckel 1999, S. 327).
Die Modellregion im Überblick
Tab. 2: Klimaübersicht ausgewählter Pinzgauer Klimastationen (Zeitraum 1961–1990)
Station Hütten (Leogangbach), Höhe über NN: 940 m
Monat / Jahr
Mittl. Temperatur
Einh.
J
F
M
A
M
J
J
A
S
O
N
D
Jahr
°C
-4,5
-2,6
1,1
5,5
10,7
13,8
15,9
15,3
12,1
7,1
0,8
-3,9
5,9
Höchstes Tagesmittel [°C]: 26,0 (14.08.1966)
Mittl. Niederschlag
mm
108
83
87
Zahl der Tage mit
Schneebedeckung: 125
Niedrigstes Tagesmittel [°C]: -20,3 (16.01.1966)
84
128
169
179
177
Größte Schneehöhe [cm]: 116
107
79
92
117
1.410
Max. Niederschlag 24 h [mm]:
111,0 (19.07.1981)
116,0 (13.12.1918)
Station Saalbach, Höhe über NN: 1.010 m
Monat / Jahr
Mittl. Temperatur
Einh.
J
F
M
A
M
J
J
A
S
O
N
D
Jahr
°C
-4,6
-3,9
0,1
4,5
9,5
11,9
14,8
14,1
11,0
6,5
0,0
-3,4
5,0
Höchstes Tagesmittel [°C]: 22,7 (11.07.1984)
Mittl. Niederschlag
mm
100
71
73
Zahl der Tage mit
Schneebedeckung: 138
Niedrigstes Tagesmittel [°C]: -21,4 (07.01.1985)
79
122
159
182
164
Größte Schneehöhe [cm]: 95
99
71
84
97
1.301
Max. Niederschlag 24 h [mm]:
95,2 (18.05.1971)
Station Krimml, Höhe über NN: 1.082 m
Monat / Jahr
Mittl. Temperatur
Einh.
J
F
M
A
M
J
J
A
S
O
N
D
Jahr
°C
-3,2
-1,8
1,6
5,6
10,3
13,2
15,0
14,4
11,6
7,2
1,3
-2,7
6,0
Höchstes Tagesmittel [°C]: 26,2 (11.07.1984)
Mittl. Niederschlag
mm
56
43
62
Zahl der Tage mit
Schneebedeckung: 131
Niedrigstes Tagesmittel [°C]: -21,4 (12.01.1987)
83
125
148
182
174
Größte Schneehöhe [cm]: 58
101
66
68
59
1.167
Max. Niederschlag 24 h [mm]:
169,2 (18.07.1981)
Station Mooserboden, Höhe über NN: 2.036 m
Monat / Jahr
Mittl. Temperatur
Einh.
J
F
M
A
M
J
J
A
S
O
N
D
Jahr
°C
-6,1
-6,0
-4,2
-1,2
3,2
6,3
8,7
8,6
6,6
3,7
-1,6
-4,7
1,1
Höchstes Tagesmittel [°C]: 19,7 (28.07.1983)
Mittl. Niederschlag
mm
81
65
Zahl der Tage mit
Schneebedeckung: kein Messwert
87
Niedrigstes Tagesmittel [°C]: -25,7 (12.01.1987)
115
160
207
231
232
Größte Schneehöhe [cm]:
kein Messwert
147
90
94
85
1.594
Niederschlag 24 h [mm]:
102,0 (09.07.1979)
Quelle: Die Niederschläge, Schneeverhältnisse und Lufttemperaturen in Österreich im Zeitraum 1981–1990, Wien 1994 (= Beiträge zur Hydrographie Österreichs,
Heft Nr. 52)
29
Die Modellregion im Überblick
Tab. 3: Klimaübersicht ausgewählter Pongauer Klimastationen (Zeitraum 1961–1990)
Station St. Johann im Pongau, Höhe über NN: 660 m
Monat / Jahr
Mittl. Temperatur
Einh.
J
F
M
A
M
J
J
A
S
O
N
D
°C
-3,8
-1,5
2,7
7,7
12,6
15,8
17,3
16,5
13,2
8,1
1,9
-2,9
Höchstes Tagesmittel [°C]: 30,5 (25.06.1967)
Mittl. Niederschlag
mm
72
58
65
72
Zahl der Tage mit Schneebedeckung: 100
Jahr
7,3
Niedrigstes Tagesmittel [°C]: -21,5 (24.12.1962)
100
131
154
155
Größte Schneehöhe [cm]: 59
96
64
77
76
1.120
Max. Niederschlag 24 h [mm]:
85,5 (20.07.1985)
93,0 (06.07.1929)
Station Hüttschlag, Höhe über NN: 1.010 m
Monat / Jahr
Mittl. Temperatur
Einh.
J
F
M
A
M
J
J
A
S
O
N
D
Jahr
130
132
93
63
75
58
983
°C
keine Temperaturmessung
Mittl. Niederschlag
mm
55
43
50
71
Zahl der Tage mit Schneebedeckung: 126
93
120
Größte Schneehöhe [cm]: 73
Max. Niederschlag 24 h [mm]:
85,9 (03.11.1966)
Station Obertauern, Höhe über NN: 1.740 m
Monat / Jahr
Mittl. Temperatur
Einh.
J
F
M
A
M
J
J
A
S
O
N
D
Jahr
°C
-6,5
-6,0
-3,7
-0,2
4,5
8,0
10,3
9,8
7,2
3,2
-2,2
-5,5
1,6
Höchstes Tagesmittel [°C]: 23,0 (27.07.1983)
Mittl. Niederschlag
mm
97
88
97
107
Zahl der Tage mit
Schneebedeckung: 226
Niedrigstes Tagesmittel [°C]: -24,7 (12.01.1987)
117
180
194
191
120
74
94
102
1.461
Größte Schneehöhe [cm]: 275
Max. Niederschlag 24 h [mm]:
M
A
M
J
J
A
S
O
N
D
Jahr
-11,3
-8,3
-3,9
-0,7
1,7
1,6
-0,4
-3,3
-8,2
-11,1
-5,8
Station Sonnblick, Höhe über NN: 3.106 m
Monat / Jahr
Mittl. Temperatur
Einh.
°C
J
F
-12,6 -12,8
Höchstes Tagesmittel [°C]: 12,7 (27.07.1983)
Mittl. Niederschlag
mm
129
Zahl der Tage mit
Schneebedeckung: 359
110
141
157
Niedrigstes Tagesmittel [°C]: -32,6 (05.03.1971)
157
145
157
160
Größte Schneehöhe [cm]: 536
112
99
131
135
1.633
Max. Niederschlag 24 h [mm]:
102,0 (14.05.1962)
Quelle: Die Niederschläge, Schneeverhältnisse und Lufttemperaturen in Österreich im Zeitraum 1981–1990. Wien 1994 (= Beiträge zur Hydrographie Österreichs,
Heft Nr. 52)
30
Die Modellregion im Überblick
Karte 5: Mittlere Jahrestemperatur
31
Die Modellregion im Überblick
Karte 6: Mittlerer Jahresniederschlag
32
Die Modellregion im Überblick
Karte 7: Siedlungsdruck auf Gemeindeebene
33
Die Modellregion im Überblick
2.5 Bevölkerung
Die Region ist mit 162.905 Perso­
nen (Hauptwohnsitz) bzw. ~ 37 Ein­
wohnern pro km² bezogen auf die
Gesamtfläche relativ dünn besie­
delt (Prinz et al. 2010, S. 11). Die­
ser niedrige Wert täuscht allerdings
über den Umstand hinweg, dass die
Region aufgrund des beschränkten
Dauersiedlungsraums vergleichswei­
se hohem Siedlungsdruck ausgesetzt
ist. In Bezug auf die Fläche des Dau­
ersiedlungsraums ergibt sich eine Be­
völkerungsdichte von ~ 340 Einwoh­
nern pro km² (ebd.). Aufgrund der
positiven wirtschaftlichen Entwick­
lung im Land Salzburg kann auch
zukünftig von starkem Siedlungs­
druck ausgegangen werden. Da sich
die Siedlungsentwicklung den natur­
räumlichen Gegebenheiten anpasst,
konzentriert sich der Großteil der
Bevölkerung auf das Salzach- und
Saalachtal. Zieht man als Klassifikati­
onsattribut für die Bevölkerungsver­
Abb. 5: Verteilung der Einwohner in der Modellregion nach Höhenlage 2001
Quelle: Prinz et al. 2010
34
teilung die Höhenstufen heran, wird
deutlich, dass vor allem die Höhen­
stufe zwischen 700 und 800 Me­
tern von großer Bedeutung ist. Hier
lebten zum Volkszählungszeitpunkt
2001 mehr als 50.000 Personen
mit Hauptwohnsitz. Die Höhenstufe
800 bis 900 Meter kommt noch auf
über 40.000 Einwohner mit Haupt­
wohnsitz. Damit lebt fast die Hälf­
te (77.145 Personen) der Einwohner
oberhalb der 800-Meter-Isohypse.
Die Modellregion im Überblick
Karte 8: Einwohner mit Hauptwohnsitz je 1.000-Meter-Rasterzelle
35
Die Modellregion im Überblick
2.6 Wirtschaft
Das reale Bruttoregionalprodukt
(BRP) der Region liegt bei 31.400
Euro pro Person und liegt damit zwi­
schen dem der benachbarten NUTS3-Regionen Salzburg-Umgebung mit
40.900 Euro und Lungau mit 23.600
Euro (Statistik Austria 2007). Seit
2004/05 ist ein verstärkter Wachs­
tumstrend in allen drei Regionen zu
erkennen.
Die Wirtschaftsstruktur der Region
ist stark vom tertiären Sektor, insbe­
sondere vom Tourismus, geprägt. Et­
wa zwei Drittel aller Erwerbstätigen
am Arbeitsort finden im tertiären
Sektor Beschäftigung, mit großem
Abstand gefolgt vom sekundären
und primären Sektor. Die Beschäf­
tigung im Tertiärsektor ist beson­
ders ausgeprägt in den Wintersport­
gemeinden Untertauern (93 % der
Erwerbstätigen am Arbeitsort), Bad
Gastein (89 %), Bad Hofgastein
(85 %), Saalbach (85 %) und Zell
am See (84 %). Dagegen liegt der
Anteil des Sekundärsektors in den
Gemeinden Hollersbach, Forstau,
Piesendorf, Weißbach und Lend bei
über 50 Prozent der Erwerbstätigen.
Nur in den Gemeinden Hüttschlag,
Sankt Martin bei Lofer, Dienten und
Goldegg kommt dem Primärsektor
mit über 20 Prozent der Erwerbstä­
tigen eine vergleichsweise große Be­
deutung zu.
Betrachtet man die Gesamt-Arbeits­
platzverteilung auf Gemeindeebene,
zeichnet sich ein Ungleichgewicht
zwischen den zentraleren und den
peripheren Gebieten ab. Besonders
viele Erwerbstätige finden in den
Gemeinden Zell am See, Saalfel­
den, Sankt Johann und Bischofsho­
fen Beschäftigung. Diese Gemein­
den weisen jeweils mehr als 3.000
Erwerbstätige am Arbeitsort auf.
Spitzenreiter ist Zell am See mit mehr
als 5.700 Arbeitsplätzen. Vergleichs­
weise wenige Erwerbstätige am Ar­
beitsort (max. 150) kommen auf die
Gemeinden Hüttschlag, Viehhofen,
Weißbach, Fusch, Kleinarl, Forstau
und Werfenweng.
ristischen Schwerpunkt in der Modell­
region gibt. Bekannte österreichische
Tourismusdestinationen wie Wien
oder Salzburg (mit Flachgau und Ten­
nengau) weisen trotz hoher Einwoh­
nerzahlen niedrigere Werte auf (vgl.
Prinz et al. 2010, S. 30).
im Salzburger Landesentwicklungs­
programm bzw. von Spitzer et al.
(2010) im Interreg-Projekt EULE (Eu­
Regionale Raumanalyse) verwendet
wurde. Dabei wurden Gemeinden
mit mehr als 200 Übernachtungen
pro Einwohner als „stark touristisch
strukturiert“, mit mehr als 100 Über­
nachtungen als „überdurchschnitt­
lich touristisch strukturiert“ und mit
mehr als 50 Übernachtungen pro
Einwohner als „touristisch geprägt“
bezeichnet.
2.7 Tourismus
Die Wichtigkeit der Tourismusbran­
che für die Region wird vor allem
durch den Vergleich mit den anderen
NUTS-3-Regionen Österreichs deut­
lich. In absoluten Zahlen betrachtet,
gibt es unter den NUTS-3-Regionen
mit dem Tiroler Unterland nur eine
Region in Österreich mit mehr tou­
ristischen Betrieben (entspricht der
Eurostat-Klasse „Hotels und ähnliche
Betriebe“) und Fremdenverkehrszim­
mern. Zieht man die Einwohnerzahl
der Regionen als Indikator für das
touristische Potenzial heran, verstärkt
sich der Eindruck, dass es einen tou­
36
Zur Differenzierung innerhalb der
Modellregion wurde die Anzahl der
Übernachtungen auf Gemeindeebe­
ne visualisiert (siehe Karte Touris­
musgemeinden). Die Klassifikation
basiert auf einem Bewertungssche­
ma, das vom L and Salzburg (2003)
Die Modellregion im Überblick
Karte 9: Tourismusgemeinden
37
Die Modellregion im Überblick
Karte 10: Die Großlandschaften des Landes Salzburg
38
Die Modellregion im Überblick
2.8 Die Großlandschaften der Modellregion und deren Nutzung
Die Großlandschaft „Salzburger Kalk­
hochalpen“ bildet nach Dollinger
(1998, S. 158) eine klimatologische
und landschaftsökologische Barriere
im Land, welche die atlantisch beein­
flussten nördlichen Landesteile von
den inneralpinen Tal- und Becken­
landschaften trennt. Diese Großland­
schaft ist vorrangig von Landschafts­
teilen mit ausgedehnten Karstflächen
geprägt, die in der Eiszeit von Lokal­
gletschern bedeckt waren und deren
Abtragungsspuren gemeinsam mit
den Karstformen das Landschafts­
bild kennzeichnen. Im Bereich der
Großlandschaft bestehen reliefbe­
dingt erhebliche klimageographische
Unterschiede zwischen den einzel­
nen Tal- und Beckenlandschaften.
In Nordexposition sind durch die
querliegenden Riegel der Kalkalpen­
stöcke verstärkte Niederschläge zu
beobachten, dagegen sind die Süd­
abhänge bereits durch trockenere
und kontinentalere Verhältnisse ge­
kennzeichnet (ebd.).
Abb. 6: Blick von der Schieferzone über das Pongauer Becken zum Hagen- und Tennengebirge im Hintergrund
Quelle: Dollinger 2010, eigene Aufnahme vom Gipfelbereich des Gernkogels zur Pongauer Weitung mit der Stadtgemeinde Bischofshofen in der Bildmitte
Die mit vorwiegend spätglazialen Se­
dimenten gefüllten Täler und Becken
der Großlandschaft sind der Haupt­
siedlungsraum des Gebietes, an
den sich südlich und südöstlich da­
von die sanften Hügel der Pongauer
Schieferzone anschließen (siehe wei­
ter unten).
Die Großlandschaft „Pinzgauer
Schieferzone“ umfasst den vor allem
durch Grauwacken bestimmten Be­
reich zwischen den Kitzbüheler Al­
pen und den Dientener Bergen, der
mit sanften Bergrücken und -kuppen
eher Mittelgebirgscharakter besitzt
und in dem die steileren Hänge vor­
wiegend forstwirtschaftlich und die
mittelsteilen Hänge im Sommer vor­
wiegend almwirtschaftlich und im
Winter für den Wintersport genutzt
werden.
39
Die Modellregion im Überblick
Abb. 7: Karstplateau des Tennengebirges, Blickrichtung nach Südost
Quelle: Fachreferent 7/02, Befliegung Land Salzburg 1997. Zu erkennen ist das intensiv verkarstete Hochplateau des Tennengebirges mit dem zur tertiären
Altlandschaft gehörenden Pitschenbergtal in der Bildmitte (ehemaliges Flusstal, das nach der Hebung des Plateaus im Tertiär trockenfiel und im Quartär
durch Glazialerosion und Karstdynamik überprägt wurde).
Die klimatisch noch stärker unter
dem Einfluss der ozeanisch geprägten
Westströmungen stehenden Tal- und
Beckenlandschaften der Großland­
schaft sind durch feucht-kühlere Be­
dingungen gekennzeichnet, welche
zusammen mit den hohen Nieder­
schlagsmengen den Schneereichtum
des Gebietes bewirken. Im Saalfeldner
und im Zeller Becken wird durch die
geschlossene Umrahmung die Bildung
von winterlichen Kälteseen begüns­
tigt, wodurch eine klimatische Bevor­
zugung der Hanglagen bewirkt wird.
Neben land- und forstwirtschaftlicher
Nutzung findet im Bereich der Groß­
landschaft vor allem touristische Nut­
zung durch alpinen Skisport, haupt­
sächlich im Glemmtal, im Bereich der
Schmittenhöhe und in den Dientner
Bergen statt.
40
Die Höhenlage der Skipisten stellt
einen sehr wichtigen Indikator hin­
sichtlich der Anfälligkeit von Ski­
gebieten auf den Klimawandel dar.
Nach Kromp-Kolb & Formayer (2001)
zeigt sich bei der zeitlichen Entwick­
lung der Andauer der Schneedecke
eine sehr starke Höhenabhängig­
keit. Demnach ist die Andauer der
Schneedecke vor allem in der Nie­
derung (bis etwa 1.500 m) rückläu­
fig (ebd., S. 26). In Abbildung 8 wird
die Verteilung der Flächenbereiche
von Skipisten (in ha) in der gesam­
ten Modellregion Pinzgau–Pongau
dargestellt. Es zeigt sich hierbei sehr
deutlich, dass der größte Anteil der
Skipisten im Höhenbereich zwischen
1.000 m und 2.000 m liegt. Wird
nun die Höhenlage von 1.500 Meter
als Indikator für diese Auswertung
herangezogen, so kann festgehalten
werden, dass sich ein beträchtlicher
Teil der Skipisten unterhalb dieser
Marke befindet und daher dort von
einem Rückgang hinsichtlich der An­
dauer der Schneedecke ausgegangen
werden kann.
Die Modellregion im Überblick
Abb. 8: Höhenverteilung der Skipistenflächen [ha] in der Modellregion Pinzgau–Pongau
Quelle: Prinz et al. 2010, S. 61
Abb. 9: Skigebiete im Zeller Becken – Schmittenhöhe und Kaprun-Kitzsteinhorn
Quelle: F. Dollinger, September 2004. Blick von der Mitterbergstraße zum Hirschkogel, im Vordergrund der Zeller See mit den drei Hauptsiedlungskörpern der
Stadtgemeinde Zell am See: Thumersbach (links unten), der Hauptort Zell am See auf dem Schwemmkegel in der Bildmitte und Schüttdorf links Mitte. Im
Bildhintergrund links ist das Kitzsteinhorn mit dem Gletscherskigebiet (siehe auch Abb. 11) zu erkennen.
41
Die Modellregion im Überblick
Karte 11: Höhenverteilung der Skipistenflächen in Kaprun
42
Die Modellregion im Überblick
Betrachtet man die Höhenverteilung
für die Skigebiete der vier Modellge­
meinden (Kaprun, Zell am See, Gol­
degg und Eben im Pongau) so wird
klar ersichtlich, dass die beiden Pon­
gauer Skigebiete einen nicht unwe­
sentlichen Anteil ihrer Pistenflächen
in niedrigeren Höhenlagen aufwei­
sen. Vor allem Goldegg, das mit ei­
ner Gesamtpistenfläche von etwas
weniger als 13 ha ein kleines Skige­
biet darstellt, ist sehr niedrig gelegen,
was bei einem möglichen Anstieg
der Temperatur sowie der Schnee­
fallgrenze, bedingt durch den Kli­
mawandel, ein erhebliches Problem
darstellen kann. Eben im Pongau, mit
einer Pistenfläche von ca. 23,5 ha,
weist im Vergleich zu Goldegg doch
deutlich höher gelegene Bereiche
aus, ist jedoch, nach Betrachtung der
Gebiete Zell am See und vor allem
Kaprun, auch als ein Skigebiet in eher
geringeren Höhenlagen einzustufen.
Bezugnehmend auf die Schwelle von
1.500 m ist festzuhalten, dass die
Pistenflächen sowohl von Goldegg
als auch der Großteil von Eben im
Pongau unterhalb dieser Grenze lie­
gen und diese daher hinsichtlich der
Andauer der Schneedecke sehr anfäl­
lig sind.
Die Höhenverteilung der Pisten im
Skigebiet Zell zeigt, dass es sich hier­
bei um ein deutlich höher gelegenes
Skigebiet handelt. Der Großteil der
Pistenflächen liegt in einer Höhenla­
ge von mehr als 1.500 m. Dieses Ski­
gebiet weist demnach eine geringere
Verwundbarkeit auf.
Abb. 10: Anteil der Pisten in den Modellgemeinden (Skigebiete) nach Exposition in %
Die Höhenverteilung im Skigebiet
Kaprun zeigt augenscheinlich, dass
es einerseits eher tief gelegene Be­
reiche gibt (< 1.700 m) und ande­
rerseits große Gebiete in sehr großer
Höhe liegen. Das ist darauf zurückzu­
führen, dass man in Kaprun zwischen
zwei „Skigebieten“ unterscheiden
muss. Zum einen das Skigebiet Ka­
prun–Maiskogel, welches sich zwi­
schen 760 m und 1.730 m Seehöhe
erstreckt, und zum anderen Kap­
run–Kitzsteinhorn, zwischen 911 m
und 3.029 m gelegen, wobei hier der
Großteil oberhalb von 1.900 m liegt.
Das Skigebiet Kaprun–Maiskogel,
das großteils unterhalb von 1.500 m
Seehöhe liegt und eine ähnliche Hö­
henlage wie die Pisten von Eben im
Pongau aufweist, ist demnach um
Vieles anfälliger als das Gebiet Kitz­
steinhorn.
Die Auswertung der Skipisten nach
ihrer Exposition wird aufgrund der
Tatsache durchgeführt, dass diese
einen sehr wichtigen Faktor in Be­
zug auf die Beschaffenheit, Attrak­
tivität und Schneesicherheit von Pis­
ten darstellt. Es ist hierbei vor allem
der Faktor Sonneneinstrahlung he­
rauszustellen, welcher eine entschei­
dende Bedeutung hat. So liegen stei­
lere Nordhänge im Hochwinter über
längere Zeit im Gebirgsschatten und
erhalten deshalb keine direkte Son­
neneinstrahlung.
Quelle: Prinz et al. 2010, S. 66
43
Die Modellregion im Überblick
Karte 12: Höhenverteilung der Skipistenflächen in Zell am See
44
Die Modellregion im Überblick
Karte 13: Höhenverteilung der Skipistenflächen in Saalbach-Hinterglemm
45
Die Modellregion im Überblick
Südhänge hingegen bekommen auch
im Hochwinter regelmäßig Sonne,
wobei während der Mittagszeit die
stärkste Sonneneinstrahlung zu ver­
zeichnen ist (SLF 2011). Aufgrund
der stärkeren Einstrahlung sowie der
damit verbundenen wärmeren Tem­
peraturen wird der Schnee an Süd­
hängen häufiger angetaut, bzw. die­
ser schmilzt schneller. Die Exposition
von Skipistenflächen kann weiters
auch als ein Kriterium für die Attrak­
tivität von Skigebieten herangezogen
werden, denn eine Vielzahl der Tou­
risten bevorzugt nach Süd exponier­
te Sonnenhänge (ebd.).
Des Weiteren ist die Hangexpositi­
on, neben der Steilheit des Hanges
und der Hangform, ein wesentlicher
Aspekt hinsichtlich der Lawinenge­
fahr. Es ist anzumerken, dass sich
die Schneemassen auf Südhängen
durch die stärkere Sonneneinstrah­
lung schneller verfestigen als auf
nach Nord exponierten Hängen. Wie
bereits erwähnt, wird der Schnee an
Südhängen häufig angetaut und ge­
friert über Nacht wieder. Das kann
dazu führen, dass sich ein „Eisde­
ckel“ bildet, der als Rutschbrett für
Lawinen, aus frisch überschneitem
Schnee, dienen kann (SLF 2011).
Der Großteil der Pistenflächen in
den Skigebieten der Modellgemein­
den ist nach Nord bzw. Ost expo­
niert. Mehr als 50 Prozent der Ge­
samtpistenfläche von ca. 463,5 ha ist
nach Nord, Nord-Ost und Ost aus­
gerichtet. Diese Bereiche sind daher
von nicht sehr starker Sonnenein­
strahlung geprägt und weisen da­
hingehend keine große Anfälligkeit
auf. Lediglich knapp über 20 Pro­
zent besitzen eine südliche bzw. teils
südliche Ausrichtung, was bedeutet,
dass lediglich ein geringer Anteil an
„Sonnenhängen“ vorhanden ist. Im
Kontext der Schneesicherheit wei­
sen diese jedoch, aufgrund der stär­
keren Sonneneinstrahlung, eine hö­
here Anfälligkeit als nach Nord, Ost
oder West exponierte Hänge auf.
Nord- und Nordost-Hanglagen bie­
ten auch dahingehend Vorteile, dass
46
die Beschneiung erleichtert wird, da
keine bis wenig direkte Sonnenein­
strahlung gegeben ist.
Das Skigebiet Goldegg ist, wie aus
der Karte hervorgeht, zu fast 100
Prozent nach Nord bis Ost exponiert
und weist hinsichtlich der Sonnenein­
strahlung eine geringere Anfälligkeit
in Bezug auf die Schneesicherheit
auf. Osthänge bieten dahingehend
den Vorteil, dass zwar eine Sonnen­
einstrahlung vorhanden ist, diese
jedoch nicht wie bei Südlagen ver­
stärkt auftritt. Daher ist die Anfällig­
keit hinsichtlich der Schneesicherheit
gering.
Das Skigebiet Eben im Pongau weist
einen Anteil von ca. 65 Prozent (15,3
ha) seiner Skipistenflächen in west­
lich exponierter Lage auf, 28,5 Pro­
zent (6,7 ha) sind nach Süd-West
ausgerichtet. Es ist daher festzuhal­
ten, dass die Skipisten von Eben im
Pongau eine Ausrichtung aufweisen,
welche von der Sonneneinstrahlung
beeinträchtigt wird. Es sind zwar na­
hezu keine „reinen“ Südhänge aus­
gewiesen, dennoch sind auch SüdWest- und Westhänge, vor allem
in der späten Phase der Saison, der
Sonne stark ausgesetzt.
Das Skigebiet Kaprun weist, mit
über 80 Prozent, vor allem nach
Nord (70,4 ha) und Nord-Ost (87,6
ha) exponierte Hänge auf. Wie be­
reits mehrmals in diesem Kapitel er­
wähnt wurde, bieten diese Bereiche,
aufgrund der nicht bzw. wenig vor­
handenen direkten Sonneneinstrah­
lung, sehr gute Voraussetzungen zur
künstlichen Beschneiung, und es ist
eine gewisse Schneesicherheit ge­
währleistet. Anfällige Bereiche (südbzw. westexponierte Hänge) hin­
sichtlich der Schneesicherheit sind
im Skigebiet Kaprun nur äußerst
schwach vertreten.
Im Gegensatz zu den bereits betrach­
teten Skigebieten ist in Zell am See
eine vielfältigere Verteilung im Hin­
blick auf die Exposition zu erken­
nen. Dennoch werden fünf „domi­
nierende“ Lagen augenscheinlich,
Nord-Ost (31,8 ha), Ost (51,3 ha),
Süd-Ost (45 ha), Süd (40,7 ha) und
West (30,9 ha). Die süd- und west­
exponierten Pistenbereiche sind, wie
erwähnt, durch die stärkere direkte
Sonneneinstrahlung anfälliger als je­
ne Bereiche nach Osten hin. Je höher
jedoch die Lage eines Skigebietes ist,
desto wichtiger ist das Vorhanden­
sein von Süd- und Westhängen (vgl.
Prinz et al. 2010, S. 68-70).
Die Modellregion im Überblick
Tab. 4: Skigebiete im Land Salzburg: Details – Fakten – Analysen (Stand 2008)
Quelle: Weissenböck o. J., S. 3; Daten von der Fachabteilung 4/4 – Wasserwirtschaft
47
Die Modellregion im Überblick
Karte 14: Höhenverteilung der Skipistenflächen in Goldegg
48
Die Modellregion im Überblick
Karte 15: Höhenverteilung der Skipistenflächen in Eben im Pongau
49
Die Modellregion im Überblick
Abb. 11: Gletscher-Skigebiet Kitzsteinhorn auf dem Schmiedingerkees
Quelle: F. Dollinger, 2004; das einzige Gletscherskigebiet im Land Salzburg unterhalb des Kitzsteinhorns liegt auf dem als „Schmiedingerkees“ bezeichneten
Hanggletscher und wird ganzjährig skitouristisch genutzt.
Die Großlandschaft „Pongauer
Schieferzone“ umfasst neben den
Anteilen an der Grauwackenzone
auch die große Fläche der Pongau­
er Weitung, die durch ihre anthropo­
gene Überprägung (Siedlungs- und
Verkehrsflächen, Wasserkraftwerke
und die großflächigen Skigebiete)
physiognomisch hervortritt („Öst­
liche Schieferzone“ bei Dollinger
1998, S. 159).
Durch die abschirmende Wirkung der
Kalkstöcke des Tennen- und Hagenge­
50
birges wird in der Pongauer Weitung
ein deutlich kontinental beeinflusstes
Klimaregime bewirkt. Dadurch erge­
ben sich eine klimatische Begünstigung
der über der Talsohle liegenden Berei­
che und schneereiche Bedingungen im
Bereich der Schieferberge zwischen St.
Johann und den Radstädter Tauern,
die eine klimatische Wetterscheide zu
dem noch kontinentaleren Lungauer
Becken darstellen.
In den Beckenbereichen, welche ur­
banen Charakter aufweisen, ist eine
intensiven Siedlungstätigkeit zu ver­
zeichnen; daneben sind die Hangbe­
reiche der Schieferberge großflächig
durch skitouristische Infrastruktur­
einrichtungen (Sportwelt Amadé und
Skigebiet Obertauern) gekennzeich­
net. Zusammen mit den Siedlungsge­
bieten und den Stauseen der Mittleren
Salzach ist daher eine weitgehende
kulturgeographische Überprägung
der Großlandschaft ausmachen.
Die Modellregion im Überblick
Abb. 12: Snow-Space Flachau – ein Skigebiet an der Tauernautobahn
Quelle: Bergbahnen Flachau GmbH
Die durch das Hochgebirge der Ho­
hen Tauern und die Seitentäler des
Oberpinzgaus und durch das Salz­
achlängstal geprägte Großlandschaft
„Nordwestliche Hohe Tauern“ ist
hauptsächlich aus Landschaftsteilen
aufgebaut, die in der Eiszeit durch die
großen Talgletscher angelegt und in
der Spät- und Nacheiszeit durch
spontane und langsame Abtragungs­
prozesse (Bergstürze, Hangrutsche,
Hangkriechen, Bodenfließen, Erosi­
onsprozesse) und Verlandungsvor­
gänge im Bereich ehemaliger Zun­
genbeckenseen – mit den damit im
Zusammenhang stehenden Sukzes­
sionen und der Herausbildung eines
kleinräumig differenzierten Land­
schaftsmosaiks – überprägt wurden.
Die kontinentaleren Klimabedingun­
gen der inneralpinen Tal- und Be­
ckenlandschaften sind durch tiefe­
re Jahresdurchschnittstemperaturen
und durch trockenere Verhältnisse
als in der nördlich liegenden Groß­
landschaft gekennzeichnet, wobei
jedoch die reliefbedingten Unter­
schiede sowohl im Temperatur- als
auch im Niederschlagsverlauf deut­
lich zu erkennen sind. Die großflä­
chig vergletscherten Bereiche der
Gebirgsgruppen der Westlichen Ho­
hen Tauern und die Trogtäler bilden
die Kern- und Außenzone des Natio­
nalparks Hohe Tauern. Als Siedlungs­
raum in der Großlandschaft dient vor
allem das Salzachlängstal, erst im
Stubachtal, Kapruner Tal und Fuscher
Tal dringen Siedlungen in die Seiten­
täler ein. Im Stubachtal und im Kap­
runer Tal werden die Wasserressour­
cen energiewirtschaftlich genutzt,
weshalb diese Täler aus dem Gebiet
des Nationalparks zum Großteil aus­
gespart sind.
51
Die Modellregion im Überblick
Abb. 13: Das Salzachtal im Oberpinzgau
Quelle: Fachreferent 7/02. Befliegung Land Salzburg 1997; die Marktgemeinde Mittersill (im Vordergrund) trennt die Großlandschaft der Nordwestlichen Hohen
Tauern von der nördlich davon liegenden Großlandschaft der Pinzgauer Schieferzone am rechten Bildrand. Der breite Talboden des Salzachtals wurde nach dem
Zurückweichen des Talgletschers vor dem Gschnitz-Stadial mit fluvioglazialen Sedimenten gefüllt. Die großen Talgletscher aus den Seitentälern der Hohen Tauern
(Krimmler Achental, Obersulzbach- und Untersulzbachtal, Habachtal, Hollersbachtal, Felbertal, Stubachtal und Kapruner Tal) erreichten während der Älteren
Dryas noch den Talboden des Salzachtals. Die Gletscher aus dem Oberen und Unteren Sulzbachtal vereinigten sich und erfüllten das Becken von Rosental im
Bildhintergrund. Die Gschnitz-Moränen aus dieser Zeit finden sich bei der Hieburg in Wald im Pinzgau und bei Einöd (Seefeldner 1961, S. 187; Slupetzky 1994,
S. 17; und Ibetsberger et al. 2010, S. 29).
52
Die Modellregion im Überblick
Abb. 14: Die Venedigergruppe in der Großlandschaft Nordwestliche Hohen Tauern
Quelle: F. Dollinger, September 1981, Aufnahme vom Hochfürlegg in der Granatspitzgruppe nach Westen
Abb. 15: Stubachtal und Glocknergruppe in den Nordwestlichen Hohen Tauern
Quelle: Fachreferent 7/02. Befliegung Land Salzburg 1997; das Stubachtal und die Glocknergruppe prägen dieses Bild. Der Großglockner ist als deutliche Spitze rechts
oben wahrzunehmen, in der Mitte der rechten Seite sind die Infrastruktureinrichtungen der ÖBB-Speicherkraftwerke (Tauernmoossee und Weißsee) zu erkennen.
53
Die Modellregion im Überblick
Die Großlandschaft „Nordöstliche
Hohe Tauern“ ist ebenfalls vor allem
durch von eiszeitlichen Gletschern
geprägte Landschaftsteile gekenn­
zeichnet, während sich die aktuelle
Vergletscherung weitgehend auf die
Gipfel- und Karbereiche beschränkt.
Dies ist vor allem darauf zurückzu­
führen, dass sie eine geringere durch­
schnittliche Höhenlage sowie niedri­
gere Niederschlagssummen als die
westlich liegende Großlandschaft
aufweist.
Mit der Station Sonnblick steht im
Bereich dieser Großlandschaft die
höchstgelegene ganzjährig in Be­
trieb befindliche Klimastation im
Bereich der nivalen Höhenstufe
zur Verfügung. Die Siedlungstätig­
keit des Menschen erstreckt sich in
der Großlandschaft „Östliche Ho­
he Tauern“ auch auf die Talböden
der breiten Seitentäler, von denen
das Gasteiner Tal von einer urbanen
Siedlungsstruktur geprägt und durch
eine entsprechende, großflächige
Umgestaltung der Talbereiche ge­
kennzeichnet ist, während die Hänge
der Schieferhülle sowohl im Gastei­
ner Tal als auch im Großarler Tal ski­
touristisch genutzt werden. Im Gas­
teiner Tal erreicht die skitouristische
Nutzung auch den Talschluss der
Naßfelder Ache („Sport-Gastein“),
während die Talschlüsse des Rauriser
Tales und des Großarler Tales zum
Nationalpark Hohe Tauern gehören.
Der Nationalpark ist in dieser Groß­
landschaft auf die hinteren Talschlüs­
se beschränkt und reicht bis in das
obere Murtal, das orographisch be­
reits zum Lungauer Becken gehört.
Abb. 16: Das besiedelte Raurisertal (Hüttwinkltal und Seidlwinkltal mit der Goldberggruppe und der Glocknergruppe im
Hintergrund)
Quelle: Fachreferent 7/02. Befliegung Land Salzburg 1997; Grenzbereich zwischen den Nordwestlichen und Nordöstlichen Hohen Tauern
54
Die Modellregion im Überblick
Abb. 17: Das Nassfeld im Gasteinertal („Sportgastein“)
Quelle: Fachreferent 7/02. Befliegung Land Salzburg 1997; almwirtschaftlich und touristisch genutzte Gebiete im Randbereich des Nationalparks Hohe Tauern
55
Der Klimawandel und seine Wirkungen
3. Der Klimawandel und seine Wirkungen in der Region
3.1 Klimaveränderungen in Europa
Der International Panel on Clima­
te Change (IPCC) betrachtet die
globale Erwärmung als gesicher­
te Tatsache. Was die Ausmaße die­
ser Erwärmung betrifft und welche
Auswirkungen diese auf die Nieder­
schlagsentwicklung hat, ist regional
differenziert zu betrachten.
Der europäische Kontinent war im
20. Jahrhundert generell von einer
Temperaturerhöhung geprägt. All­
gemein wird in Europa eine Tempera­
turerhöhung prognostiziert, die über
dem globalen Durchschnitt liegt. Mit
Bezug auf die zukünftige Erwärmung
ist jedoch von einer jahreszeitlichen
Differenzierung zwischen nördlichem
und südlichem Europa auszugehen.
Während für den Mediterranraum
im Speziellen eine Erwärmung des
Sommerhalbjahres wahrscheinlich
ist, kann im Norden Europas von ei­
ner signifikanten Erhöhung der mittleren Temperatur im Winterhalbjahr
ausgegangen werden.
Auch die Niederschlagsentwicklung ist differenziert zu betrachten.
Im Norden ist ein Anstieg der Jah­
resniederschläge zu erwarten, wäh­
rend der südliche Mediterranraum
von einem Rückgang der Jahresnie­
derschlagsmenge ausgehen kann.
Im kontinental geprägten, zentralen
Europa wird sich der Niederschlag
vom Sommerhalbjahr zum Winter­
halbjahr verlagern. Es ist außerdem
wahrscheinlich, dass extreme Tages­
niederschlagsereignisse im Norden
Europas zunehmen werden.
Eine besondere Situation ist für Gebirgsregionen gegeben. Durch die
Verwendung regional angepasster Kli­
mamodelle kann ein Zusammenhang
Abb. 18: Temperaturveränderung in den Alpen bei doppelter CO2-Konzentration
unter Berücksichtigung der Höhe
Quelle: Giorgi & Hewitson 2001, Abb. 1, S. 615
56
zwischen Höhe und Temperaturentwicklung abgeleitet werden. Es wird
angenommen, dass die Erwärmung in
größerer Höhe stärker ausfällt als in
tieferen Lagen. Durch das Abschmel­
zen der Schneedecke wird mehr Wär­
me absorbiert, wodurch es zu einer
Verstärkung des Erwärmungsprozes­
ses kommt (Reduktion des AlbedoEffekts). Dieser Effekt spiegelt sich
auch in den Klimaentwicklungen der
letzten Jahre wider. Man geht davon
aus, dass der Trend hin zu besonders
warmen Wintern in alpinen Regionen
darauf zurückzuführen ist (vgl. Giorgi
& Hewitson 2001. S. 615). Besonders
stark wirkt sich der höhenabhängige
Temperaturanstieg im Frühling aus.
Die Temperaturerhöhung bei verdop­
pelter CO2-Konzentration beträgt hier
über 6,5° Celsius auf 1.900 m ü. M.,
auf einer Höhe von 100 m ü. M. hin­
gegen nur um die 5° Celsius.
Der Klimawandel und seine Wirkungen
3.2 Klimaszenarien für die Region (nahe Zukunft bis ca. 2100)
Die nahe Zukunft bis zum Jahr 2100
wird vom IPCC mittels Klimaszenarien beschrieben, die aufgrund ei­
ner Modellierung des Klimasystems
(Globale Klimamodelle) anhand der
angenommenen Entwicklung der
einzelnen Komponenten entstehen.
Dabei werden für die Projektion der
atmosphärischen Treibhausgas- und
Aerosol-Konzentrationen und somit
für das zukünftige Klima jene Berech­
nungen verwendet, die auf den Emis­
sions-Szenarien des IPCC-Sonderbe­
richts 2000 beruhen. Diese wurden
als Aktualisierung der im zweiten
IPCC-Bericht verwendeten IS92-Sze­
narien weiterentwickelt und beschrei­
ben mögliche Entwicklungspfade von
Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt
(siehe auch Informations-Anhang,
Kap. 8: Die IPCC-Szenarien).
Abb. 19: Die Emissions-Szenarien des IPCC
Quelle: Universität Bern, KLIMEDIA ( http://www.klimedia.ch/kap7/a23.html ); das Szenario IS92a ist Grundlage für die regionale Studie von Suklitsch et al.
2010, die Szenarien A1B und B1 wurden von der EURAC für die Klima-Modellierung innerhalb des Projekts CLISP verwendet.
Die A1-Szenarien beschreiben ei­
ne Zukunft mit sehr ausgeprägtem
Wirtschaftswachstum, einer Bevöl­
kerungszahl, die in der Mitte des
21. Jahrhunderts mit 8,7 Mrd. ihren
Höchststand erreicht und dann sinkt,
und einer schnellen Verbreitung ef­
fizienter Technologien. Die Mensch­
heit wächst zusammen, regionale so­
ziale und wirtschaftliche Unterschiede
werden ausgeglichen. Das Szenario
A2 beschreibt eine heterogene Welt
mit einer Bevölkerung von 15 Mrd.
bis 2100 und wirtschaftlicher und so­
zialer Ungleichheit. Das Szenario B1
ist global orientiert und ist zusätzlich
durch den Einsatz globaler Lenkungs­
maßnahmen und die Einführung res­
sourcenschonender Technologien ge­
kennzeichnet, während das Szenario
B2 eine umweltorientierte Welt mit
vielen lokalen Lösungsansätzen zur
wirtschaftlichen, sozialen und öko­
logischen Nachhaltigkeit beschreibt.
Die IS92-Szenarien wurden 1992
entwickelt und repräsentieren ver­
schiedene Emissionsszenarien. Das
Szenario IS92e High geht von einer
Verfünffachung der CO2-Emissionen
bis ins Jahr 2100 aus, während das
Szenario IS92a den aktuellen Trend
fortschreibt („Business as usual“) und
das Szenario IS92 Low von einer Ver­
ringerung der Emissionen ausgeht.
Für Teilräume wie die Alpen bzw. sub­
nationale Regionen sind die globalen
Klimamodelle mit ihrer räumlichen
Auflösung von 100 km zu weitma­
schig. Daher werden regionale Kli­
maänderungsszenarien zur Beschrei­
bung der möglichen Entwicklungen
für Teilräume verwendet, die mit
Downscaling-Verfahren an globale
Klimamodelle angebunden werden.
57
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Tab. 5: Verwendete Regionalmodelle im Rahmen des Projekts
Nr.
Regionalmodell
Quelle
Auflösung [km]
Szenario 4
Vergleichsperioden
1
MM5 verfeinert 1
[1]
10
IS92a
1980er, 2040er
2
CLM (Consortial) 1
[2]
18
A1B
3
CLM (Consortial) 1
[2]
18
B1
4
REMO-UBA-M 2006 1
[3]
10
A1B
5
REMO-UBA-M 2006 1
[3]
10
B1
6
REMO (Ensemble) 1
[2]
25
A1B
7
RegCM (Ensemble) 1
[2]
25
A1B
8
CLM (Ensemble) 2
[2]
25
A1B
9
Aladin (Ensemble) 3
[2]
25
A1B
1961–1990,
2011–2030,
2031–2050
[1] Suklitsch et al. 2007; [2] EURAC 2010, zit. n. Ensemble FP6; [3] EURAC 2010, zit. n. Umweltbundesamt Deutschland
1
Globales Klimamodell ECHAM5
2
Globales Klimamodell HadCm3Q0
3
Globales Klimamodell ARPEGE
4
Emissionsszenarios nach IPCC 2007
Quelle: Prinz et al. 2010, S. 16
Tab. 6: Temperatur- und Niederschlagsänderung 1980er und 2040er Jahre
58
Winter
(DJF)
Frühling
(MAM)
Sommer
(JJA)
Herbst
(SON)
Mittlere Tagesmitteltemperatur in °C 1980er Jahre
-4,2
3,4
12,0
5,5
Mittlere Tagesmitteltemperatur in °C 2040er Jahre
-2,2
5,9
14,4
8,3
Änderung der mittleren Tagesmitteltemperatur in °C 1980er
und 2040er Jahre
2,0
2,5,
2,4
2,8
Mittlere tägliche Niederschlagsmenge in mm pro Tag im Zeit­
raum 1981 bis 1990
3,0
3,0
5,4
3,1
Mittlere tägliche Niederschlagsmenge in mm pro Tag im Zeit­
raum 2041 bis 2050
3,5
3,2
4,9
2,3
Änderung der mittleren täglichen Niederschlagsmenge in mm
1980er und 2040er Jahre
0,5
0,2
-0,5
-0,8
Änderung der mittleren täglichen Niederschlagsintensität in
mm/Tag 1980er und 2040er Jahre
0,8
0,1
-0,1
-0,2
Änderung der maximalen 1-tägigen Niederschlagsmenge in mm
1980er und 2040er Jahre
9,4
-1,4
-2,4
-3,5
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Winter
(DJF)
Frühling
(MAM)
Sommer
(JJA)
Herbst
(SON)
Änderung der maximalen 3-tägigen Niederschlagsmenge in mm
1980er und 2040er Jahre
16,2
-4,4
-12,2
-13,5
Änderung der maximalen 5-tägigen Niederschlagsmenge in mm
1980er und 2040er Jahre
22,6
2,7
-13,5
-21,2
Änderung der Häufigkeit von Niederschlagsereignissen in Tagen
pro Saison 1980er und 2040er Jahre
-1,2
1,1
-4,2
-6,3
Änderung der Dauer von Trockenperioden in Tagen 1980er und
2040er Jahre
1,8
-0,3
1,1
1,6
Quelle: Dollinger 2010, S. 16, nach Suklitsch et al. 2010
Das von Suklitsch et al. (2010) vor­
gestellte regionale Klimaszenario für
das Land Salzburg baut auf dem glo­
balen Klimamodell ECHAM5 auf, das
mit Hilfe des Regionalmodells MM5
verfeinert wurde. Grundlage für die
Modellierung ist das IPCC-EmissionsSzenario IS92a („Business as usual“),
die Vergleichszeiträume sind die bei­
den Dezennien 1981–1990 und
2041–2050. Räumlich gesehen wird
das Land Salzburg in drei klimatische
Zonen unterteilt (Zentralraum Süd­
ost, Zentralraum Nordwest und Al­
pen, vgl. Abb. 24). Es ist – wie aus
der obigen Szenarien-Beschreibung
entnommen werden kann – ein eher
pessimistisches Szenario, wodurch
sich die vergleichsweise hohen Wer­
te erklären.
Die von der Europäischen Akademie
(EURAC) in Bozen im Rahmen von
CLISP durchgeführte Modellierung für
die Region Pinzgau–Pongau verwen­
det hingegen acht verschiedene, frei
verfügbare regionale Klimamodelle.
Die Ergebnisse der acht verschiedenen
Szenarien in einer Auflösung von 10
bis 25 km wurden zu den Mittelwer­
ten der HISTALP-Zeitreihe 12 der Refe­
renzperiode 1961–1990 addiert, um
zu Absolut-Werten zu kommen. Als
Vergleichszeiträume wurden bei den
EURAC-Klimaszenarien die Zeitspan­
nen 2011–2030 und 2031–2050, be­
zogen auf die Referenzperiode 1961–
1990 dargestellt (vgl. Abb. 20 und 21).
■■ die größte mittlere Temperaturerhö­
Die Modellierung zeigt eine klare
Temperaturerhöhung für alle meteo­
rologischen Jahreszeiten mit einer Er­
wärmung zwischen 1° Celsius und 2°
Celsius (bis zu 2,5° Celsius im Som­
mer und Winter); nur im Frühling ist
dieser Trend weniger stark.
■■ Temperaturanstieg im Frühling um
Die Niederschlags-Modellierung
zeigt keinen klaren Trend. Sichtbar
ist eine leichte Zunahme der Nieder­
schlagsmenge im Herbst (bis zu 67
mm). Weniger sichtbar ist eine Zu­
nahme im Winter (mit bis zu 127
mm) und Frühling.
Die wesentlichen Ergebnisse beider
Untersuchungen für das Land Salz­
burg können wie folgt zusammenge­
fasst werden (vgl. Abb. 20 bis 24):
Temperatur
■■ Die
gemittelten Temperaturveränderungen zwischen den 1980er
und 2040er Jahren liegen je nach
Jahreszeit zwischen + 2° Celsius
und + 2,8° Celsius;
hung von 2,8° Celsius entfällt dabei
auf die Herbstmonate, der niedrigs­
te Wert auf die Wintermonate;
2,5° Celsius, im Sommer um 2,4°
Celsius;
■■ die
südlichen Landesteile sind da­
bei stärker von der Erwärmung be­
troffen, v. a. im Sommer, Herbst
und Winter;
■■ überproportionale
Erwärmung in
höheren Lagen, was sich vor allem
im Frühling und Winter bereits bei
geringer Höhenveränderung be­
merkbar macht; die besonders dicht
besiedelte Höhenstufe zwischen
700 und 800 m ü. M. kann sich bei
verdoppelter CO2-Konzentration
beispielsweise im Frühling bereits
um ca. 0,3° Celsius bis 0,4° Celsius
stärker erwärmen als die Höhenstu­
fe zwischen 100 und 200 m ü. M.;
■■ sommerliches
Temperaturan­
stiegsmaximum für den südwest­
lichen Hochgebirgsraum mit + 3°
Celsius (Suklitsch et al. 2010, S. 8).
Auch die EURAC-Analyse untermau­
ert die Annahme einer allgemeinen
12 HISTALP siehe Informations-Anhang Kap. 7.
59
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Erwärmung, wobei das Ausmaß der
Erwärmung nach den meteorolo­
gischen Jahreszeiten erheblich ge­
streut ist, und zwar von + 0,9 bis
+ 2,5° Celsius im Winter, von + 0,1
bis + 2,4° Celsius im Frühling, von
+ 0,9 bis + 2,5° Celsius im Sommer
und von + 1,5 bis + 2,2° Celsius im
Herbst.
Niederschlag
des Niederschlags im
Frühling und im Winter; die Nie­
derschlagszunahme entfällt mit
+ 0,5 mm pro Tag hauptsächlich
■■ Zunahme
auf die Wintermonate, im Frühling
wird mit einem Plus von 0,2 mm
pro Tag gerechnet;
■■ die
Niederschlagszunahme im
Frühling und Winter konzent­
riert sich auf das Grenzgebiet zu
Deutschland und Tirol, aber auch
auf das Gasteiner Tal;
des Niederschlags im
Sommer und Herbst; der größte
Niederschlagsrückgang bezieht sich
dabei mit - 0,8 mm pro Tag auf die
Herbstmonate, für die Sommermo­
nate wird ein Minus von 0,5 mm
pro Tag prognostiziert;
■■ Abnahme
■■ Niederschlagsrückgänge
auch im
Frühling in den hochalpinen Ge­
bieten der Hohen Tauern;
■■ Niederschlagsmaxima
sind be­
sonders ausgeprägt: in den Win­
termonaten signifikanter Anstieg
kurzfristiger Starkniederschlagsmengen entlang der Hohen Tau­
ern, an der nordwestlichen Regi­
onsgrenze eine Intensivierung des
Starkniederschlags im Winter von
bis zu + 45,7 mm bei den 5-tä­
gigen, bis zu + 36,5 mm bei den
3-tägigen und bis zu + 18,3 mm
bei den 1-tägigen Starknieder­
schlägen;
Abb. 20: Modellregion Salzburg (Pinzgau–Pongau); Veränderung der Tagesmitteltem
Abb. 20: Modellregion Salzburg (Pinzgau–Pongau); Veränderung der Tagesmitteltemperatur 1960/90, 2010/30 und 2030/2050
peratur 1960/90, 2010/30 und 2030/2050
Quelle: EURAC 2009
Quelle: EURAC 2009
60
Abb. 21: Modellregion Salzburg (Pinzgau–Pongau); Veränderung der saisonalen
Niederschlagsmenge 1960/90, 2010/30 und 2030/2050
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Quelle: EURAC 2009
Abb.
21: 21:
Modellregion
Salzburg (Pinzgau–Pongau);
der saisonalen Niederschlagsmenge
1960/90,
Abb.
Modellregion
Salzburg Veränderung
(Pinzgau–Pongau);
Veränderung
der 2010/30
saisonalen
und 2030/2050
Niederschlagsmenge 1960/90, 2010/30 und 2030/2050
Quelle: EURAC 2009
Quelle: EURAC 2009
60
CLM (Consortial) A1B
CLM (Consortial) B1
REMO-UBA-M AB1
REMO-UBA-M B1
RegCM (Ensembles) A1B
REMO (Ensembles) A1B
Aladin (Ensembles) A1B
CLM (Ensembles) A1B
61
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Abb. 22: Absolute Tagesmitteltemperaturen nach Saisonen
Quelle: Suklitsch et al. 2010
62
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Abb. 23: Änderung der mittleren täglichen Niederschlagsmenge nach Saisonen
Quelle: Suklitsch et al. 2010
63
Der Klimawandel und seine Wirkungen
■■ Zunahme
der Starkniederschlags­
menge im Frühling im Pongau
(Gasteiner Tal) und im äußersten
Nordwesten, wo bei den 5-tägi­
gen Niederschlagsmengen Maxi­
malwerte von bis zu + 22,4 mm
auftreten;
■■ zunehmende
Niederschlagsmenge
und -intensität im Winter, wobei
die Häufigkeit der Niederschlags­
ereignisse abnimmt; das 5-TageMaximum erhöht sich dabei am
stärksten im Zentralraum Südost
(30,2 mm) und im Zentralraum
Nordwest (23,4 mm), während die
Gebirgsgaue mit einer Erhöhung
um 21,4 mm nur knapp dahinter­
liegen. Dies kann als Hinweis auf
die Verschiebung extremer Nieder­
schläge vom Sommer in die Winter­
monate verstanden werden, wobei
in höher gelegenen Regionen auch
die Schneemengen steigen können.
Die Frühlingsmonate ändern sich
kaum, dafür werden Sommer und
Herbst wesentlich trockener. Die
5-Tage-Maxima reduzieren sich im
Zentralraum Südost im Sommer um
18,7 mm und im Herbst um 19 mm.
Die Dauer der niederschlagsfreien
Perioden wird zunehmen (Suklitsch
et al. 2010, S. 9-13).
Die EURAC-Studie zeigt bei der Nie­
derschlagsentwicklung keinen kla­
Zentralraum
Nord-West
ren Trend auf. Am wahrscheinlichs­
ten sind hier eine leichte Zunahme
der Niederschläge im Herbst und
Frühjahr und eine stärkere Zunahme
im Winter. Konträr zur Studie von
Suklitsch et al. wird für die Herbst­
monate ein Trend zur Niederschlags­
zunahme festgestellt. Starknieder­
schlagsereignisse wurden in der
Studie nicht berücksichtigt.
Starkniederschlagskategorien ver­
weisen auf diese Entwicklung (vgl.
Prinz et al., o. O. 2010).
Das Wissen über zukünftige Starknie­
derschlagsereignisse ist vor allem für
die Naturgefahrenabschätzung von
großer Bedeutung. Szenarien für
die zukünftige Entwicklung eintä­
giger Starkniederschlagsereignisse
sind dabei für die Erfassung konvek­
tiver Ereignisse, also Gewitter- und
Hagelstürme, geeignet. Mehrtägi­
ge Niederschlagsmaxima verweisen
eher auf tiefdruckbedingte Nieder­
schlagsereignisse, die häufig Aus­
löser für großflächige Hochwasser
sind. Laut Suklitsch et al. können die
Zuwächse der maximalen 5-tägigen
Niederschlagsmenge zwischen 13
Prozent im Pinzgau und 33 Prozent
im Flachgau betragen. Für kurzfris­
tige Starkniederschlagsereignisse ist
anzunehmen, dass im Sommer ein­
zelne Niederschlagsereignisse ähn­
liche Niederschlagsmengen bringen
werden wie heute. Im Winter kön­
nen jedoch verstärkt Niederschlags­
maxima auftreten. Alle betrachteten
Im Winter ist mit einer zunehmen­
den Niederschlagsmenge und -in­
tensität zu rechnen, wobei die Häu­
figkeit der Niederschlagsereignisse
abnimmt. Das 5-Tage-Maximum er­
höht sich dabei im Winter am stärks­
ten im Tennengau (30,39 mm) und
im Flachgau (25,38 mm). Dies kann
als Hinweis auf die Verschiebung ex­
tremer Niederschläge vom Sommer
in die Wintermonate verstanden
werden, wobei in höher gelegenen
Regionen auch die Schneemengen
steigen können. Die Frühlingsmo­
nate ändern sich kaum, dafür wer­
den Sommer und Herbst wesentlich
trockener. Dabei nimmt insbesonde­
re die Länge der niederschlagsfreien
Perioden zu. Die in Abb. 22 und 23
dargestellten Kartogramme hinge­
gen zeigen die Hotspots der Tempe­
ratur- und Niederschlagsänderung
im gesamten Land.
Suklitsch et al. (2010, S. 14) sehen
zusammenfassend folgende Ent­
wicklung der Niederschlagsparame­
ter nach den fünf Gauen und den
drei klimatischen Provinzen des Lan­
des Salzburg (vgl. Abb. 24):
Zentralraum
Süd-Ost
Alpen
Die klimatischen Subregionen in der Studie von Suklitsch et al. 2010 (vgl. Abb. 24)
64
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Abb. 24: Änderung der klimatologischen Parameter 1980er zu 2040er Jahre für die Bezirke des Landes Salzburg und die
drei klimatischen Zonen
Quelle: Suklitsch et al. 2010, S.A9
65
Der Klimawandel und seine Wirkungen
3.3 Folgen der Klimaveränderungen für die Region
Der IPCC-Bericht von 2007 nimmt für
die Gebirgsregionen in Europa allge­
mein u. a. folgende Auswirkungen des
Klimawandels als wahrscheinlich an:
■■ weiterer
Rückzug der Gletscher;
■■ Rückgang
der Schneedecke;
■■ erheblicher
Artenverlust.
Abhängig vom Ausmaß der Erwär­
mung bis 2100 werden auch für Eu­
ropa teilweise dramatische Auswir­
kungen auf die einzelnen Sektoren
erwartet, die in der folgenden Ab­
bildung 25 zusammengefasst darge­
stellt sind.
Abb. 25: Auswirkungen der Klimaveränderung auf die Sektoren in Abhängigkeit von der Temperaturerhöhung
Quelle: IPCC 2007, S. 31
Ob auch dramatischere Auswirkungen
möglich sind – wie z. B. der völlige Zu­
sammenbruch der thermohalinen Zir­
kulation im Nordatlantik – kann aus der
heutigen Sicht noch nicht beantwor­
tet werden; dies ist aber eher unwahr­
scheinlich (vgl. Rahmstorf 2005, S. 75).
66
Der Stern-Review zeichnet ein relativ
düsteres Bild, wenn die Erwärmung
der globalen Durchschnittstempera­
tur das Ausmaß von 2° Celsius über­
schreitet. Dabei gilt es auch zu be­
denken, dass davon etwa 1° Celsius
bereits durch die CO2-Emissionen bis
heute als gesichert gelten, da das
Klimasystem nur sehr träge auf den
Ausstoß an Treibhausgasen reagiert.
Kromp-Kolb (2006, S. 82) hält für Ös­
terreich eine Zunahme der Extremer­
eignisse (Hitzeperioden, Hochwasser,
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Naturgefahren im Gebirge und Stür­
me) für wahrscheinlich, allerdings
dürfte es sehr erhebliche regionale
Unterschiede geben. Eine Zunahme
von heute zehn Hitzetagen pro Jahr
auf 30 Hitzetage pro Jahr in 30 Jah­
ren würde allerdings von den meis­
ten Menschen in Österreich nicht als
Nachteil gesehen werden.13 Wenn
man aber bedenkt, dass der Hit­
zesommer 2003 in Europa zwischen
25.000 und 60.000 Tote forder­
te, so war dieser Sommer 2003 eine
der schlimmsten Wetterkatastrophen
überhaupt, der wegen seines unspek­
takulären Charakters von der Öffent­
lichkeit weitgehend unbemerkt blieb.
Übereinstimmende Ergebnisse des
CLISP-Projekts, des Szenarien-Pro­
jekts der ÖROK (Hiess et al. 2009)
sowie des Berichts von Haas et al.
(2008) zur Anpassung an den Klima­
wandel in Österreich und der Studie
von Berz (2009) zur Georisikofor­
schung geben folgenden Ausblick
auf den Lebensraum Alpen in den
kommenden Jahrzehnten:
Die Alpenregionen sind touristisch
gesehen Gewinner des Klimawan­
dels, da die höheren Regionen auch
in vierzig Jahren immer noch kühl ge­
nug sein werden, um hitzegeplagten
Bewohnern von Flachländern Erho­
lung bieten zu können.
Durch eine Verlängerung der Sommersaison und das Wiederentde­
cken der „Sommerfrische“ durch
Menschen aus dem südlichen Eu­
ropa werden wirtschaftliche Vorteile
für die Region entstehen.
Die Schattenseite davon wird ein anhaltender Bauboom in den Alpen­
tälern sein, der die Konkurrenz um
die knappen Bodenressourcen in den
nächsten Jahrzehnten verschärfen
wird.
Basierend auf den erwähnten regi­
onalen Studien kann für das Land
Salzburg mit den folgenden Auswir­
kungen des Klimawandels auf wich­
tige Sektoren bis Mitte des 21. Jahr­
hunderts gerechnet werden (vgl.
Dollinger 2010, S. 19):
Tab. 7: Ranking der Sektoren und wahrscheinliche Auswirkungen des Klimawandels auf die Subsektoren
Sektoren (Subsektoren)
Wahrscheinliche Auswirkungen
Tourismus
Wintertourismus
Verringerung der Anzahl der Tage mit geschlossener Schneedecke;
Schneemangel in tiefer gelegenen Skigebieten; erhöhtes Risiko von Extremereignissen;
steigende Lawinen- und Murengefahr.
Wasserwirtschaft
Häufigeres Auftreten von großen Hochwassern in den Wintermonaten;
weniger Wasserspende in den Sommermonaten durch die Gletscher;
Beeinträchtigung der Energieproduktion durch zu geringe Wassermengen in den Sommermonaten.
Siedlungsraum
Siedlungsgebiete
Schäden durch Extremereignisse;
wachsender Siedlungsdruck insbesondere durch touristische Infrastruktur und Zweitwoh­
nungsbedarf;
Entstehen hoch gelegener Siedlungsgebiete.
Siedlungsraum
Verkehrsinfrastruktur
Schäden durch Extremereignisse;
häufigeres Unterbrechen der Erreichbarkeit von peripheren Gebieten.
Energiewirtschaft
Hohe Energienachfrage für Kühlung im Sommer;
Produktionsprobleme durch eine verringerte Gletscherspende;
steigernde Nachfrage nach Gebieten für neue Wasserkraftwerke und Speicherseen.
Tourismus
Sommertourismus
Steigende Naturgefahren durch schmelzenden Permafrost und Rückgang der Gletscher; At­
traktivitätsverluste durch Landschaftsbildveränderungen;
wachsender Siedlungsdruck für Einrichtungen des Wellness-Tourismus;
Attraktivitätssteigerung für Sommerfrische-Tourismus.
Naturschutz
Artenschutz
Veränderungen in Vorkommen und Verteilung von Tier- und Pflanzenarten;
Verlust an Tier- und Pflanzenarten;
Veränderungen in der Phänologie.
13 Ein regionaler Stakeholder bei einem CLISP-Workshop in der Modellregion drückte es ungefähr so aus: „Was kann es Besseres für uns geben, als wenn die Som­
mer wärmer und trockener werden und im Frühjahr mehr Niederschlag fällt, der in höheren Lagen dann ohnehin als Schnee unsere Ski-Saison verlängert?“
67
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Sektoren (Subsektoren)
Wahrscheinliche Auswirkungen
Forstwirtschaft
Beeinträchtigungen durch Extremereignisse;
Anstieg der Waldgrenze;
zunehmende Konkurrenz durch zuwandernde Arten und daraus bedingter Artenverlust;
Veränderung der Vegetationszonen;
steigende Gefahr durch Waldbrände in den Sommermonaten.
Gesundheit
Zunehmende Belastungen durch Extremereignisse, durch Hitzewellen und steigende UVBelastung sowie durch Zuwanderung von infektiösen Insektenarten.
Siedlungsraum
Touristische Infrastruktur
Gefährdung durch Extremereignisse; Stabilitätsprobleme für Bauwerke und Infrastruktur
durch abschmelzenden Permafrost.
Landwirtschaft
Beeinträchtigungen durch Extremereignisse; häufigeres Auftreten von Tierseuchen;
negative Auswirkungen auf den Tourismus durch Nutzungsänderungen;
Bodenerosion und sinkende Bodenfruchtbarkeit.
Quelle: Dollinger 2010, Tabelle 3, S. 19; basierend auf der im Rahmen des CLISP-Projekts erarbeiteten Excel-Tabelle zu den betroffenen Sektoren
3.4 Vulnerabilität ausgewählter Sektoren: Tourismus und Siedlungsentwicklung
Aufgrund ihrer ökonomischen Be­
deutung und ihrer Betroffenheit
durch die Klimaveränderungen wur­
den im Rahmen von CLISP die Sek­
toren Tourismus/Erholungsgebiete
und Siedlungsgebiete/Siedlungsentwicklung in der Region Pinzgau–
Pongau genauer untersucht.
Tourismus ist der dominante ökono­
mische Sektor und der größte Arbeit­
geber in der Region; viele Gemein­
den sind wirtschaftlich abhängig
vom Wintertourismus. Bei einer
Temperaturerhöhung von + 2° Celsi­
us sinkt die Schneesicherheit auf 62
Prozent der Skigebiete (heute 90 Pro­
zent der Skigebiete). Damit in Ver­
bindung steht eine Verschlechterung
der Beschneiungsmöglichkeiten in
niedrigen Lagen.
Siedlungsgebiete und Infrastrukturen sind aufgrund des alpinen Cha­
rakters der Region besonders be­
troffen von Naturrisiken wie Muren,
Hangrutschungen, Lawinen und
Felsstürzen. Da der Dauersiedlungs­
raum begrenzt ist, werden sich aller
Wahrscheinlichkeit nach Siedlungen
in permanent gefährdete Gebiete
ausweiten. Wenn die gegenwärtige
Siedlungs- und Infrastrukturentwick­
lung ungebremst fortschreitet, steht
zu befürchten, dass sich die Risiken
und damit das Ausmaß von Schäden
aufgrund der veränderten klimati­
schen Bedingungen erhöhen sowie
Konflikte mit dem Naturschutz ver­
schärfen.
Die qualitativen und quantitativen
Ergebnisse für die Vulnerabilität der
beiden Sektoren lassen sich wie folgt
zusammenfassen.
3.4.1 Tourismus-Erholungs­gebiete
Status quo/Anfälligkeit
■■ Die
Gesamtwertschöpfung des
Wintertourismus betrug im Bun­
desland Salzburg in der Saison
2006/07 ca. 1,72 Milliarden Euro;
neun Prozent des BIP wurden di­
rekt aus dem Wintertourismus ge­
schöpft (Breiling et al. 2008);
68
■■ die
Intensität des Tourismus ist im
Vergleich zu jener in anderen ös­
terreichischen Regionen hoch, so­
wohl in absoluten Zahlen als auch
im Verhältnis zur Einwohnerzahl:
die Anzahl der Übernachtungen
lag im Pinzgau bei 3.618.373 im
Sommer 2010 und bei 5.597.535
im Winter 2009/10; im Pongau bei
3.080.706 im Sommer 2010 und
bei 5.376.737 im Winter 2009/10
(Landesstatischer Dienst 2011);
■■ die
Kapazitäten von Beherber­
gungsbetrieben sind in der Perio­
de 1998 bis 2008 gestiegen (von
64.845 auf 72.591 Betten); die An­
zahl der Betriebe hat sich im selben
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Zeitraum verringert zugunsten der
Konzentration auf größere Betriebe;
■■ der
Wintertourismus ist wie kaum
ein anderer Sektor von klimati­
schen Bedingungen abhängig; vor
allem kalte Temperaturen in den
Monaten November und Dezem­
ber stellen eine wichtige Grundlage
für eine erfolgreiche Wintersaison
dar, da sie zum einen natürlichen
Schnee begünstigen und da zum
anderen, bei einer Temperatur
von ca. - 2°Celsius (Breiling et al.
2008), die Möglichkeit der künstli­
chen Beschneiung besteht;
■■ im
Land Salzburg werden 3.001,4
ha Pistenflächen (Stand 2008;
Weissenböck o. J., S. 3) durch 101
wasserrechtlich bewilligte Be­
schneiungsanlagen mit Kunst­
schnee versorgt; diese Beschnei­
ungsanlagen verschlangen ca.
200 Millionen Euro (Breiling et al.
2008) an Investitionskosten und
verursachen jährlich rund 20 Milli­
onen Euro an Betriebskosten;
■■ bereits
kleine klimatische Verän­
derungen (Niederschlag, Erwär­
mung, Dauer der Schneedecke,
Bedingungen für KunstschneeProduktion) haben enorme Wir­
kung auf die Rahmenbedingungen
bzw. Voraussetzungen für eine
Wintertourismussaison;
Massenbewegungen und Hangin­
stabilitäten, vgl. Braun 2009; Prob­
leme für Adventure-Sportarten wie
Rafting durch Niedrigwasserstände).
■■ attraktives Schlechtwetterangebot;
Die sektorale Anfälligkeit kann durch
Sektor-Maßnahmen und/oder durch
allgemeine Strategien zur Vermei­
dung der Folgen des Klimawandels
oder zur Anpassung an die Folgen
des Klimawandels abgefangen wer­
den. Der Workshop zur Anpassung
an den Klimawandel in Salzburg (vgl.
Lexer 2009) hat folgende Empfehlungen für den Sektor Tourismus/
Erholungsgebiete abgegeben:
Ergänzt werden diese Empfehlungen
durch Vorschläge von Haas et al.
(2008) zur Anpassung des Sektors
an direkte Einflüsse des Klimawan­
dels und/oder veränderte Rahmen­
bedingungen (vgl. Prinz et al. 2010):
a) für den Wintertourismus
■■ Diversifizierung
des Angebotes,
v. a. in klassischen Wintersportre­
gionen, in Richtung alternative An­
gebote ohne Schnee (Gesundheits­
tourismus, Kongresstourismus);
■■ Schaffung
von schneeunabhän­
gigen Angeboten in der Winter­
saison, z. B. Winterwanderwege,
Infrastruktur für neue Fun-Sport­
arten;
■■ Positionierung
als Ganzjahrestou­
rismusregion, d. h. Entwicklung von
neuen Angeboten für Zwischensai­
sonen bzw. für den Sommer;
■■ Schneeversicherung
■■ veränderte
klimatische Bedin­
gungen, wie steigende Luft- und
Wassertemperaturen, zunehmen­
de Sonnentage und abnehmende
Niederschlagshäufigkeit im Som­
mer, haben positive Aspekte für
den Sommertourismus, der aber
bislang eine untergeordnete Rolle
in der Region spielt;
■■ veränderte
klimatische Bedingun­
gen, wie steigende Niederschlagsva­
riabilität (trockene Sommer mit ver­
regneten Perioden), und Zunahme
von Wetterextremen haben negati­
ve Aspekte für den Sommertouris­
mus (Gefährdung von alpinen Wan­
derwegen und Klettersteigen durch
und Wetter­
derivate zur Abfederung des Ri­
sikos für wetterabhängige Unter­
nehmen (Seilbahnbetriebe);
■■ Förderung und Ausbau des Naher­
holungsangebots.
■■ Anpassung
der Tourismusstrategien
an veränderte Klimabedingungen,
d. h. Erarbeitung von breiten Ange­
boten mit Betonung von regionalen
Besonderheiten, Konzentration auf
Skitourismus in schneeunsicheren
Regionen minimieren, Verbesserun­
gen im bildungs- und kulturtouristi­
schen Angebot, Bemühen um neue
Zielgruppen (50+), welche auch in
Nebensaison aktiv sein können;
■■ spezielle
Förderung für klimascho­
nende Projekte zur Verminderung
des Verbrauchs fossiler Energien,
Reduktion der Energieabhängig­
keit � Kostenreduktion;
■■ gezielte
Förderung von Beschnei­
ungsanlagen unter Vorgaben zu
effizientem und nachhaltigem Ein­
satz von Fördermitteln;
■■ Steueranreize
zur Senkung von
CO2-Emissionen; Förderung von
Investitionen zur Energiekostensen­
kung und zum Schutz der Umwelt;
■■ Überprüfung
von Verordnungen
(hohe Sicherheitsstandards);
■■ Ausstieg aus dem Wintertourismus
und Konzentration auf neue Tou­
rismusformen (z. B. Wellnesstou­
rismus, Bergtourismus).
b) für den Sommertourismus
■■ Qualitätssteigerung
und Weiter­
entwicklung des Angebots, d. h.
betriebliches, kulturelles und in­
frastrukturelles Angebot in Verbin­
dung mit neuen Zielgruppen und
Herkunftsmärkten;
■■ „sanft-mobiler
Tourismus” (Rei­
sen ohne Auto; Erhöhung des An­
gebots, mit umweltverträglichen
Verkehrsmitteln zu reisen);
■■ Förderung von thermischen Sanie­
rungen, Ausstieg aus Ölheizungen
zur Verringerung der Energieab­
hängigkeit von Betrieben (großes
Einsparpotenzial);
■■ Erhöhung
der Energieeffizienz,
Senkung des Wasserverbrauchs
69
Der Klimawandel und seine Wirkungen
und Verbesserung des Abflussver­
haltens von Beschneiungsanlagen
inklusive Schaffung einer Grund­
lage für umweltbewusste Ent­
scheidungen zur Reduktion des
Wasser- und Energieverbrauchs
(Schnittstelle zwischen Energieund Wasserwirtschaft).
Im Rahmen der Vulnerabilitätsab­
schätzung im Projekt CLISP wur­
den sowohl Sektor-Maßnahmen zur
Anpassung an den Klimawandel als
auch Maßnahmen zur Abfederung
der Folgen des Klimawandels ei­
ner Wirksamkeits-Überprüfung im
Hinblick auf ihre Effektivität, die fi­
nanziellen Kosten, den Grad der
Umsetzung und die negativen Ne­
beneffekte bzw. Hindernisse unter­
zogen. Daraus soll der jeweils kom­
binierte Effekt der Betroffenheit des
Sektors und seines Anpassungsver­
mögens abgeleitet werden.
Tab. 8: Indikatoren für die Vulnerabilitätsprofile in Tab. 9 und 10
ID
Name
I1
Growing season
Agriculture
Forestry
The Growing season (GS) is defined as the period of the
year when the daily mean temperature is above 5°C.
I2
Growing degree unit (GDU)
Agriculture
Growing degree unit (GDU) or Growing degree day
(GDD) is a commonly used measure of heat accumulati­
on to predict the life stages of insects, date of flowering
or crop maturity.
I3
Potential evapotranspiration (PET) after Thornthwaite
Agriculture
Forestry
Tourism
Water management
Potential evapotranspiration (PET) is defined as the
amount of evaporation that would occur if a sufficient
water was available. A dryland is a place where annual
potential evaporation exceeds annual precipitation.
I4
Meteorological water balance
Agriculture
Forestry
Tourism
Water management
The meteorological water balance is defined as the dif­
ference of precipitation sum and the sum of potential
evapotranspiration. It can be used as indicator of requi­
rement for irrigation water.
I5
Drought index (dMI) after
De Martonne
Agriculture
Forestry
Tourism
Water management
A drought index expresses the ratio between tempera­
ture and precipitation. Less precipitation means increa­
sed drought.
I6
Crop suitability for wine the Huglin-Index
Agriculture
The Huglin Index reflects the growing credibility of diffe­
rent grapes sorts.
Build-up areas /
land development
Within the CLISP project flood prone areas will be detected
by flood modelling carried out at hazard index level of de­
tail (Petraschek and Kienholz 2003). The main scope of an
analysis at this level of detail is the detection and the classi­
fication of possible hazard processes.
Build-up areas /
land development
A snow avalanche is a snow mass with usually a volume
greater than 100 m³ and a minimum length of 50 meters
that slides rapidly downhill. Models for the delimitati­
on of avalanche prone areas are divided into models for
identification and the delimitation of avalanche release
areas and the calculation of the runout distance and the
modelling of the deposition areas.
Build-up areas /
land development
The activity of rockfall processes depends on geological,
tectonic and topographical factors, but rockfall proces­
ses are also sensitive to meteorological conditions. One
climate change phenomena that influences rockfall acti­
vities is the degradation of permafrost. Therefore, those
areas that are located in rock faces underlying perma­
frost conditions and could represent starting points for
rockfall process are considered to be climate sensitive.
I7
I8
I9
70
Relevance for sector Brief description
Flood prone areas at hazard
index level
Avalanche prone areas at
hazard index level
Rockfall prone areas at hazard index level
Der Klimawandel und seine Wirkungen
ID
Name
Relevance for sector Brief description
Build-up areas /
land development
We use the term „torrential processes“ for debris flow
processes. A debris flow is a fast or slow flowing mixture
of water and sediments in high concentration, which
often moves several surges. The deduction of the most
critical factors for hazard assessment under changing en­
vironmental conditions is relatively obvious: considering
natural hazards related to precipitation the most relevant
changes in the environmental parameters due to climatic
changes are to be expected in the intensity/frequency
relation of precipitation events (rainfall, snowfall).
I10
Torrential process prone
areas at hazard index level
I11
Numer of cooling days (CD) Energy
I12
Cooling degree day (CDD)
Energy
The indicator HDD is used to describe the energy
demand needed to heat a building.
I13
Number of heating days
(HD)
Energy
The number of heating days (HD) describes the number
of days per year with a mean daily air temperature below
the heating temperature threshold (Heizgrenztemperatur).
I14
Heating degree day (HDD)
Energy
The indicator HDD is used to describe the energy de­
mand needed to heat a building.
I15
Forest line - isotherm
Forestry
Körner (1999) describes the temperature as most plausi­
ble factor amongst all climate parameters to explain the
treeline altitude.
I16
Nesterov Index (NI) for fire
danger rating
Forestry
The Nesterov Index is a simple fire danger rating created
in Russia in 1949.
I17
Climate indices and indicators for heat stress
Health
Directly derived climate indices/indicators as additional
information/input considering heat stress.
I18
Climate indices and indicators for summer tourism
Tourism (summer)
Directly derived climate indices/indicators as additional
information/input in combination with the region of in­
terest.
I19
Climate indices and indicators for winter tourism
Tourism (winter)
Directly derived climate indices/indicators as additional
information/input in combination with the region of in­
terest.
I20
Tourism Climate Index
(TCI)
Tourism
The Tourism Climate Index (TCI) is a combined index
which can be considered as climatic suitability for gene­
ral summer tourism purposes.
I21
Line of natural snow reliability
Tourism (winter)
The line of natural snow-reliability indicates the height of
natural snow-reliability.
The number of cooling days (CD) describes the number of
days per year with a mean daily air temperature above the
cooling temperature threshold (Kühlgrenztemperatur)
Quelle: EURAC o. J., S. 8-10
Die quantitative Bewertung der ausgewählten Indikatoren wurde vom Projektpartner Europäische Akademie Bozen
(EURAC) auf Grundlage der von den Modellregionen übermittelten Daten durchgeführt (vgl. Tab. 8 für die Indika­
toren und die Tab. 9 und 10 für die Bewertungsergebnisse).
71
Potenz­
tielle
Wirkung
Winter­
tourismus
T2
Attraktivitäts­
verlust
Meteorologi­
T5 sche Extreme/ Naturgefahren
T4
T3 Wassermangel Sommer­
tourismus
T1
Aspekte
very low
low
moderate
high
very high
Tourismus/
Erholung
Anpass­
ungskapa­
zität
Winter­
tourismus
Sommer­
tourismus
Wirkungsspe­
zifische
Vulnerabilität
Attraktivitäts­
verlust
Meteorologi­
T5 sche Extreme/
Naturgefahren
T4
T3 Wassermangel T2
T1
Aspekte
Sektorspe­
zifische
Vulnerabilität
■■ Winter mit weniger Eis, mehr heftigen Regen und milderen Temperaturen schaffen Bedingungen für Aktivitäten ohne Schnee (sightseeing, clubbing). Jedoch werden reduzierte Schnee-Ver­
lässlichkeit und Nachfrage nach Kunstschnee wichtige Faktoren in der Zukunft werden
■■ Wenn vermehrte Steinschläge auftreten, wird sich das auf Bergsteiger-Aktivitäten auswirken.
■■ Es gibt keine Anhaltspunkte für eine höhere Lawinenfrequenz; gegenwärtige Risikogebiete werden sich wahrscheinlich nicht verändern.
■■ Urbane Gebiete mögen einem vermehrten Risiko durch Naturgefahren und meteorologische Extreme unterliegen. Jedoch scheint die diesbezügliche Anpassungskapazität in der Region positiv zu sein.
■■ Höhere Sommertemperaturen mögen vermehrt Touristen anziehen. Im Allgemeinen ist ein höherer tourism climate index (TCI) gut für den Sommertourismus.
Tourismus/Erholung
72
I1
I2
I3
I4
I5
I6
I7
I8
I9
I10
I11
I12
I13
I14
I15
I16
I17
I18
I19
I20
I21
Tab. 9: Vulnerabilitätsprofil für den Sektor Tourismus/Erholung
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Abb. 26: Nächtliche Beschneiung der Skipistenflächen im Skigebiet Snow-Space Flachau
Quelle: Bergbahnen Flachau GmbH; Talabfahrt Flachau
Abb. 27: Seilbahnstation und Speicherteich im Skigebiet Snow-Space Flachau
Quelle: Bergbahnen Flachau GmbH; Speicherteich beim Starjet 3, Talstation
73
Der Klimawandel und seine Wirkungen
3.4.2 Siedlungsgebiete/Siedlungsentwicklung
Status quo/Anfälligkeit
Siedlungsentwicklung
■■ In
den nächsten Jahren sind ein Be­
völkerungszuwachs und ein steigen­
der Bedarf an Bauland zu erwarten,
v. a. in den durch die Tourismuswirt­
schaft begünstigten und verkehrs­
technisch gut erreichbaren Gebieten
der Region Pinzgau und Pongau.
■■ Die
Verteilung der Gemeinden mit
überdurchschnittlich hohen Zu­
wächsen weist eine auffallende Kon­
zentration im Osten der Region auf,
aber auch im Pinzgau gibt es grö­
ßere zusammenhängende Gebiete
mit Einwohnerzuwächsen entlang
der Salzach (Stuhlfelden, Uttendorf,
Niedernsill, Piesendorf, Kaprun, Zell
am See) und im Norden (Maishofen,
Saalfelden, Leogang); Bevölkerungs­
wachstum ist nicht unbedingt auf
Gemeinden mit höherer Einwohner­
zahl beschränkt (z. B. Untertauern,
St. Martin oder Werfenweng).
■■ Falls
sich der Klimawandel zu ne­
gativ auf den Tourismus der Regi­
on auswirkt, mag es allerdings zu
einer Verlagerung der Bevölkerung
von den ländlichen Regionen in die
Ballungsräume kommen und damit
zu einer Entlastung der Region.
■■ Von großer Bedeutung für die Haus­
halts- und Wohnungsbedarfsent­
wicklung sind die Veränderungen
durch die fortlaufende Differenzie­
rung sozialer Beziehungen sowie
die zunehmende Überalterung der
Bevölkerung, was dazu führt, dass
man auch in Zukunft von einem
überproportionalen Wohnungsbe­
darf in Relation zur Bevölkerungs­
entwicklung ausgehen darf.
■■ In
den Gebirgstälern bewirken
die mangelnde Verfügbarkeit von
Baulandflächen und der zuneh­
mende Flächenverbrauch eine Zer­
siedelung der freien Landschaft.
74
■■ Durch
die Auflösung der gewach­
senen Siedlungsstrukturen und die
Nichtbeachtung naturräumlicher
Begrenzungen kommt es in den letz­
ten Jahren verstärkt zur Gefährdung
von Objekten durch Überschwem­
mungen, Muren, Rutschungen und
andere Massenbewegungen.
■■ Aufgrund
des starken Reliefs der
Landschaft ist der Platz für Be­
bauung (Landwirtschaft, Besie­
delung und Verkehrsinfrastruktur)
beschränkt (Dauersiedlungsraum),
und die Bevölkerungsdichte ist re­
lativ hoch: besonders hohe Dichte
weisen die Gemeinden Bad Gastein,
Zell am See und Bischofshofen auf;
mehr als zwei Drittel der Gemein­
den weisen eine Bevölkerungsdich­
te von mehr als 250 Einwohnern
pro Quadratkilometer auf.
■■ Bei
diesen Zahlen ist zudem zu be­
rücksichtigen, dass hier der Dauer­
siedlungsraum auch jene Flächen mit
einschließt, die eigentlich aufgrund
erhöhter Gefährdung durch verschie­
dene Naturgefahren nicht besiedelt
werden sollten; daher kann von noch
höheren tatsächlichen Bevölkerungs­
dichten ausgegangen werden.
■■ Der
Siedlungsdruck (Platzbedarf
für Bevölkerung und Arbeitsstät­
ten) ist besonders groß in den Ge­
meinden Zell am See, Schwarzach,
Sankt Johann und Bischofsho­
fen. Relativ geringer Siedlungs­
druck ist für die Gemeinden Maria
Alm, Weißbach, Unken, Dienten,
Krimml, Wald, Flachau, Untertau­
ern, Werfenweng und Pfarrwer­
fen gegeben (zur genauen Analy­
se vgl. Prinz et al. 2010, S. 44-48).
Siedlungsentwicklung und
Naturgefahrenereignisse
■■ In der Datenbank DIS-ALP wurden
512 gravitative Schadensereignisse
aus der Gutachtensammlung des
landesgeologischen Dienstes im
Land Salzburg seit 1975 dokumen­
tiert, wobei sich die Murgänge fast
alle in der Region Pinzgau–Pongau
ereigneten.
■■ In DIS-ALP sind außerdem Hochwas­
serfotos der Abteilung Wasserwirt­
schaft im Land Salzburg dokumen­
tiert, u. a. des März-Hochwassers
von 2002 (mit einem Durchfluss
am Pegel „Salzburg Salzach“ von
1.060m³/s, dem größten gemes­
senen Durchfluss im März seit Be­
ginn der Aufzeichnungen 1951), des
Hochwassers im August 2002 (mit
einem Spitzenabfluss von 2.300m³/s
am Salzachpegel „Salzburg Stadt“
und somit als 100-jährliches Hoch­
wasser bezeichnet; geschätzter Scha­
den im Bundesland Salzburg 168
Millionen Euro), des Hochwassers im
Juli 2005, von dem vor allem Mitter­
sill im Pinzgau betroffen war (die Nie­
derschlagsmenge für die Zeitdauer
von 72 Stunden lag im Bereich Wald
bis Mittersill bei 50-160 mm und im
Pongau bei 45-80 mm. Dieser Nie­
derschlag führte am Pegel Mittersill
zu einem Spitzendurchfluss von 320
m³/s, was einem 50-jährlichen Hoch­
wasser gleichzusetzen ist).
■■ Der durch die Erwärmung bedingte
Rückgang des Permafrosts mag ei­
ne allgemeine Destabilisierung der
Hänge im hochalpinen Gelände zur
Folge haben. Diese Entwicklung
wird sich aufgrund einer womög­
lich beschleunigten Erwärmung in
höheren Lagen verstärken.
■■ Zunehmende Ausbreitung des Sied­
lungsraums auf Gebiete, in denen
durch Permafrost gesteuerte Pro­
zesse involviert sind; Wildbäche,
deren Akkumulationskegel teilweise
dicht besiedelt sind, können zukünf­
tig verstärkt im vormals stabilen Per­
mafrost angreifen und somit zu ei­
ner Erhöhung der Murgang-Gefahr
führen; durch den Rückgang des
Permafrosts auch Hangrutschun­
Der Klimawandel und seine Wirkungen
gen im Winter möglich; für Fels­
stürze soll es zu einer Verlagerung
der Sturzprozesse von tieferen in hö­
here Lagen kommen; mögliche Zu­
spitzung der Gefahrenlage aufgrund
vermehrt auftretender Starknieder­
schlagsereignisse (v. a. Murgänge
und Hangrutschungen); Erhöhung
der Lawinengefahr durch Verlage­
rung des Niederschlags von den
Sommermonaten hin zu den Win­
termonaten; mögliche Verstärkung
des Lawinenprozesses durch einen
häufigeren Frost-Tau-Wechsel.
■■ Ein
wichtiger Aspekt, dem im Zu­
sammenhang mit gravitativen Mas­
senbewegungen besondere Be­
deutung zukommt, betrifft den
Schutzwald. Eine ganz wesentliche
Funktion des Schutzwaldes (im Spe­
ziellen des Objektschutzwaldes) be­
zieht sich auf den Schutz baulicher
Einrichtungen vor gravitativen Mas­
senbewegungen (BMLFUW 2006).
Als Folge der Erwärmung wird u. a.
ein allgemeiner Anstieg der Vege­
tationsgrenze prognostiziert. Die­
ser Anstieg kann laut der Kärntner
Verwaltungsakademie (2008) einer­
seits zu einer Stabilisierung alpiner
Einzugsgebiete führen, andererseits
liegt jedoch auch eine Destabilisie­
rung durch verstärkte Windschäden
im Bereich des Möglichen; mögliche
Verlagerung der Hochwassersaison
von den Sommermonaten zu den
Wintermonaten, z. T. bedingt durch
früheres Einsetzen der Schnee­
schmelze; mögliche kleinräumige
Hochwasser v. a. in den Sommerund Herbstmonaten.
Exposition besiedelter Flächen
gegenüber Naturgefahren
■■ Insgesamt
leben in der Modellre­
gion zum Volkszählungszeitpunkt
2001 14.604 Personen in Gebieten
mit Hangneigungen > 20°. Dies
entspricht einem Anteil von 8,69
Prozent an der Gesamteinwoh­
nerzahl von 162.905. Hänge mit
Hangneigungen > 20° sind beson­
ders rutschungsgefährdet. Ab ei­
ner Neigung von 60° überwiegen
zunehmend Sturzprozesse.
verhältnismäßig hoher Bau­
landflächenanteil im Pinzgau liegt
in gelben oder roten Gefahrenzo­
nen; insgesamt befinden sich 157
ha unverbautes Bauland im Pinz­
gau in der gelben Gefahrenzone
und 43 ha in der roten Gefahren­
zone. Bezogen auf das gesamte un­
verbaute Bauland ergibt dies einen
Anteil von 20,7 bzw. 5,7 Prozent.
Im Pinzgau können auf Basis der
digitalen Katastralmappe von den
41.445 Gebäuden 23.720 Gebäu­
de dem raumrelevanten Bereich zu­
geordnet werden. Davon befinden
sich 14.359 ganz oder teilweise in
Wildbachgefahrenzonen.
■■ hydrologisches
Informationssys­
tem zur Hochwasservorhersage
(HYDRIS);
■■ Ein
■■ Ausgehend
von den Gebäuden mit
Adressbezug (22.209) befinden sich
13.957 im raumrelevanten Bereich,
wobei 8.255 ganz oder teilweise in
Gefahrenzonen liegen. In Prozent
ausgedrückt handelt es sich um 23,3
Prozent der Gebäude mit Adressbe­
zug in gelben Gefahrenzonen und um
13,9 Prozent in roten Gefahrenzonen
(zur genauen Analyse vgl. Prinz et al.
2010, S. 37-40). Für den Pongau feh­
len allerdings Vergleichszah­len.
■■ Es
gibt kein obligatorisches Soli­
darversicherungssystem gegen­
über Naturgefahren.
■■ Vorstoß
in Richtung Bund zur Un­
tertunnelung der Bahn-Trasse zwi­
schen Golling und Werfen;
■■ ÖBB:
Einrichtung einer WetterMessstelle am Pass Lueg;
■■ ÖBB:
Studie über die Gefährdung
der Schienen in Salzburg (Schwer­
punkt Hochwasser);
■■ Wasserinformationssystem
(WIS
Salzburg);
■■ verschiedene
Hochwasserschutz­
projekte (Salzach-Aufweitung bei
Wald; Hochwasserschutz in Rauris,
Fusch, Niedernsill, Mittersill usw.);
■■ Arbeitsgruppe
Hochwasserstatis­
tik;
■■ Info-Folder: Vorsorge gegen Hoch­
wasser;
■■ flächendeckende
Gefahrenzonen­
planung durch die WLV;
■■ Permafrost-Kartierung;
■■ regionale
Klimaszenarien (z. B.
Suklitsch et al. 2010);
■■ Berücksichtigung
Anpassungsmaßnahmen
Die sektorale Anfälligkeit kann durch
Sektor-Maßnahmen und/oder durch
allgemeine Strategien zur Vermeidung
oder Anpassung an die Folgen des Kli­
mawandels abgefangen werden.
des vorbeugen­
den Hochwasserschutzes durch das
LEP 2003 (neuerliche Adaptierung
wurde bereits beantragt);
■■ Novellierung
des Hochwasser­
schutzgesetzes vom 4. Feb. 2004;
■■ laufende
Bereits eingeleitete
Anpassungsmaßnahmen
(Prinz et al. 2010)
■■ Aufbau
eines Natur-Ereigniskatas­
ters, der einen Überblick über ver­
gangene Naturgefahrenereignisse
bietet (DISALP);
Rückwidmung gefährde­
ter Widmungsbestände (Überarbei­
tung der Flächenwidmungspläne).
Anpassungsempfehlungen für
die Siedlungsentwicklung
(Prinz et al. 2010)
■■ leitbildorientierte
Raumordnung:
Umsetzung resistenzorientierter
75
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Leitbilder (z. B. geschlossene Sied­
lungen sind effizienter vor Natur­
gefahren zu schützen, Erhaltung
natürlicher Rückhalteräume usw.);
■■ Verankerung
■■ Aufstellung
eines Sachprogramms
zum Schutz vor Naturgefahren;
■■ regionale
Sicherung großräumiger
Retentionsflächen;
der Klimaanpassung
im ROG;
auf Landesebene (höhere
Wirksamkeit zu erwarten);
■■ verpflichtende
Behandlung von
Klimafolgen im REK;
■■ Planung
■■ Erweiterung
der Datenbestände
(z. B. Klimaszenarien);
■■ konsequente
Freihaltung von Ge­
fahrenzonen, Rückwidmung und
Bausperren für unbebaute Bau­
landflächen in Gefahrenzonen,
Verbot der Errichtung von Skiliften
auf Permafrostflächen;
■■ Risikominimierung
durch Bebau­
ungsplanung, verbesserte Exekution
baurechtlicher Auflagen (technische
Sicherung von Objekten), Anpas­
sung von Baunormen an die Klima­
veränderung (z. B. Erdleitungsstra­
ßen in sturmgefährdeten Lagen);
Abb. 28: Hochwasser 2005 im Bereich der Gemeinde Bramberg am Wildkogel (Obergpinzgau)
Quelle: Bezirkshauptmannschaft Zell am See
76
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Karte 16: Überflutungsflächen im Bereich Mittersill
77
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Karte 17: Gefahrenzonen und dokumentierte Naturereignisse
78
Der Klimawandel und seine Wirkungen
■■ flächendeckende
Erarbeitung von
Hochwasseranschlaglinien, Har­
monisierung der Methodik;
■■ Ausbau
der DISALP-Datenbank
(Aufnahme von WLV-Daten);
und Instandhaltung tech­
nischer Schutzvorrichtungen, Si­
cherung von gefährdetem Bebau­
ungsbestand;
■■ Monitoring
und Modellierung
von Naturgefahren (z. B. mittels
numerischer Modelle oder Fern­
erkundung) unter verstärkter Be­
rücksichtigung von Klimawan­
delparametern (Einrechnung von
Sicherheitsspielräumen);
bindliche Verankerung der Ge­
fahrenzonenplanung, Verbreitung
der Information (z. B. an Liegen­
schaftseigentümer);
■■ grenzüberschreitende Kooperation
und Wissensaustausch.
■■ Ausbau
■■ Gefährdungskartierung
für Ver­
kehrswege, Aktualisierung von
Gefahrenzonenplänen, rechtsver­
79
I1
I2
I3
I4
I5
I6
I7
I8
I9
I11
I12
I13
I14
I15
I16
I17
Anpassungskapazität
Temperatur­
B2 anstiege/
Hitzestress
B7 Steinstürze
B6 Wildbäche
B5 Lawinen
very low
low
moderate
high
very high
B7 Steinstürze
B6 Wildbäche
B5 Lawinen
Windgeschwin­
digkeitsmuster
Heftige
B1 Niederschlags­
ereignisse
Aspekte
B4 Fluten
I18
B4 Fluten
I19
B3
I20
Windge­
B3 schwindig­
keitsmuster
Tempera­
B2 turanstiege/
Hitzestress
Heftige
B1 Niederschlags­
ereignisse
Aspekte
I21
Wirkungs­
spezifische
Vulnerabilität
Sektor­
spezifische
Vulnerabilität
■■ Naturgefahren werden sich verstärken, jedoch hat die Landplanung Maßnahmen entwickelt, um mit diesen umzugehen.
■■ Hitzestress wird ein Thema in urbanen Gebieten mit hohen Sommertemperaturen sein.
■■ Heftige Niederschlagsereignisse mögen urbane Gebiete in mehrerer Hinsicht bedrohen; obgleich es keine spezifischen Hinweise auf zunehmende heftige Niederschläge gibt, legt die Struktur
mancher städtischer Gebiete nahe, dass ihre Abflusssysteme von diesen Ereignissen überfordert sind.
Siedlungsgebiete/-entwicklung
Potentielle
Wirkung
I10
80
Siedlungs­gebiete/
-entwicklung
Tab. 10: Vulnerabilitätsprofil für den Sektor Siedlungsentwicklung
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Folgende Matrix für die Aggregierungs-Schritte nach prädefinierten Regeln wurde benutzt:
Potential impact
Adaptive capacity
--
-
0
+
++
--
--
--
--
--
-
-
--
-
-
0
0
0
0
0
0
0
0
+
0
0
+
+
+
++
+
++
++
++
++
3.5 Generische Anpassungskapazität
Die Untersuchungen der Vulnerabilität
haben zu folgenden tabellarisch darge­
stellten Ergebnissen bzgl. des gesamtgenerischen Anpassungsvermögens
der Region im Vergleich mit der EU
bzw. dem Alpenraum gesamt geführt:
genug detailliert für regionale An­
passung sind;
■■ „-“ wenn keine Anpassungsstrate­
gien existieren;
■■ „0“
Folgende Bewertungskriterien
wurden angewendet:
■■ „++“ wenn regionale Anpassungs­
strategien bekannt sind und um­
gesetzt werden;
■■ „+“
wenn nationale Anpassungs­
strategien vorhanden, aber nicht
wenn nichts bekannt über na­
tionale Anpassungsstrategie und
keine regionale Strategie existiert;
■■ „++“
wenn Kooperation zwischen
mehr als fünf Sektoren;
■■ „+“
wenn Kooperation zwischen
weniger als fünf Sektoren oder zu
wenig Information; „0” wenn we­
niger Kooperation oder irrelevant;
■■ vorhandene
Information über den
Klimawandel (forschungsorien­
tiert): „++“ wenn viele Informati­
onen und Quellen vorhanden sind
bzw. genutzt werden und wenn
diese Information als ausreichend
angesehen wird; „+“ wenn einiges
an Informationen vorhanden ist,
aber diese als nicht ausreichend
angesehen werden; „0” wenn we­
nig vorhanden und als nicht ausrei­
chend angesehen;
■■ für
die Bewertung demografischer,
ökonomischer und sozial-kultureller
Parameter wurden europäische und
überregionale Vergleichszahlen he­
rangezogen.
81
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Themen
Beschreibung
Politischer
Anpassungswille
Politische Initiativen,
Beschlüsse, Strategien,
Programme, Aktionspläne
zur Anpassung an den
Klimawandel
Neben der nationalen Anpassungsstrategie
(in Erarbeitung) gibt es eine Arbeitsgruppe
Klimaschutz, die auch zur Nationalen An­
passungsstrategie beiträgt
Kooperation zwi­
schen Behörden
in Fragen der
Anpassung an
den Klimawandel
Formalisierte Koopera­
tion (durch Gesetz oder
bindende Vorschriften
geregelt, informelle Kom­
munikation, Information,
Partizipation)
Keine Angaben über die Art der Koopera­
tion; realisiert in der Arbeitsgruppe Klima­
schutz bei 9 Sektoren
Absolute
Bevölkerungs­
zahlen
Trend der absoluten
Bevölkerungszahl und
qualitative Informationen
2009: 162.905 Personen, relativ dünn be­
siedelt, Bevölkerungsdichte von circa 37 Ein­
wohnern pro km², Großteil der Bevölkerung
konzentriert sich auf Salzach- und Saalachtal;
in den nächsten Jahren Zuwachs zu erwar­
ten. Entw. 2001-2009: einige Gemeinden mit
überdurchschn. Rückgang (- 5 %), im Osten
Konzentration Gemeinden mit 5 % Zuwachs,
gesamte Region 0,56 %; fortlaufende Dif­
ferenzierung sozialer Beziehungen; Bevölke­
rungsentwicklung (EUROSTAT):
Demografie
Aspekte
Politische Rahmenbedingungen
Tab. 11: Generische Anpassungskapazität der Modellregion
BewußtseinI/nformation/Bildung
Evaluierung
(EURAC 2010)
„+“
„++“
„0“
2008: 162.999, 2007: 162.962, 2006:
163.271, 2005: 162.841, 2004: 162.433,
2003: 161.948, 2002: 161.909
Bevölkerungs­
struktur
Bevölkerung nach Alters­
klassen (results compared
with average Europe and
Alps, EUROSTAT EU 15:
class1 = 14,8 %, class2 =
66,9 %, class3 = 18,4%)
Bevölkerungspyramide: kontinuierlicher
Rückgang jüngerer Jahrgänge; Bevölke­
rungsstruktur 2009 (Statistik Austria): < 15J:
27.185 / 16,68 %, 15–64J: 110.694 / 67,95
%, 65+J: 25.026 / 15,36 %
Indikator: durchschnitt­
liches Alter im Vergleich
über die letzten 10 Jahre
(EUROSTAT EU 15: ave­
rage age 1998 = 38,65
yrs, 2009 = 40,59 yrs)
Durchschnittsalter der Bevölkerung im Bun­
desland Salzburg (Statistik Austria): 2001:
38,4; 2002: 38,7; 2003: 38,9; 2004: 39,2;
2005: 39,4; 2006: 39,7; 2007: 40; 2008:
40,3; 2009: 40,9
Bewusstsein, In­
formation, Of­
fenheit gegen­
über Wandel/
Innovation
Zugang zu Information
(Nutzung neuer Techno­
logien) Abdeckung von
Internet/DSL (EUROS­
TAT EU 15: 2009, 69 % of
households have internet
access)
Haushalte mit Internetzugang im Bundes­
land Salzburg (EUROSTAT): 2006: 54%,
2007: 60%, 2008: 69%, 2009: 74%
Existierende Information
zum Klimawandel (for­
schungsorientiert)
Vieles vorhanden, siehe Antworten 4.1., 4.3.,
4.6., und eigene Einschätzung 4.2. (ausrei­
chend/nichtausreichend); Regionale Klima­
szenarien (z. B. Suklitsch et al. 2010)
Trend Alterung
der Bevölkerung
82
Daten/Informationen
„+“
„0“
„+“
„++“
Der Klimawandel und seine Wirkungen
Aspekte
Themen
Forschung &
Entwicklung
Soziale und kulturelle Aspekte Wirtschaftsstruktur
Beschäftigungs­
situation
Wirtschaft
Wirtschaftlicher
Wohlstand
Beschreibung
Daten/Informationen
Evaluierung
(EURAC 2010)
Wille und Kapazitäten, in
Forschung zu investieren
(Research expenditure %
of GDP; EUROSTAT EU
15, 2008:1,99 %)
F&E-Investitionen im Bundesland Salzburg
gesamt in Mio. Euro 2007 (EUROSTAT):
210.027; F&E-Investitionen im Bundesland
Salzburg, Anteil am BIP 2007 (Statistik Aus­
tria): 1,23 %
Einkommen (GDP per
capita (€); trend over the
last 10 years; EUROSTAT
EU 15, Real Gross Dome­
stic Product per capita
2009: 24.400 €)
Bruttoregionalprodukt pro Person (2007):
31.400 € (im Vergleich zu anderen Salzbur­
ger NUTS-3-Regionen niedriger als SalzburgUmgebung und höher als Lungau), stabiles
Wachstum seit 1995
Employment rate (%);
trend over the last 10 years
EUROSTAT (2008): 87.400 Personen „öko­
nomisch aktiv“
Unemployment rate (%):
EUROSTAT EU 15, 2008:
7,1 %
Ungleichgewicht zwischen Zentral-und Pe­
ripherräumen, keine Angaben zu Arbeitslo­
senzahlen
Diversität des GDP
Region von Tourismus abhängig, 9 % des
BIP im Bundesland kommen vom Winter­
tourismus; Bruttowertschöpfung in Milli­
onen 2007 (Statistik Austria): insgesamt:
4.624, Sektor 1: 89, Sektor 2: 1.384, Sektor
3: 3.151
„-“
Erwerbstätige nach Sektoren 2007 (Statistik Austria): insgesamt: 83.800, Sektor 1:
6.700, Sektor 2: 19.300, Sektor 3: 57.800
„0“
Diversität der Sektoren/
Beschäftigung
Demokratische
Beteiligung
Regionale Agenda-21Ini­tiativen, Klimaallianz,
Bürger-Aktionskomitees,
Vereinigungen
Fairer Zugang
zu Ressourcen/
Entscheidungen
Ungleichheiten bei Ein­
kommensverteilung (EU­
ROSTAT EU 15: S80/S20
income quintile share ratio
2008: 4,9)
14.258 Sozialbeihilfebezieher im Bundesland
Salzburg (2008), entspricht 2,7 % der Ge­
samtbevölkerung (Statistik Austria)
Geschlechtergleichstellung
(EUROSTAT EU 15, 2008:
female 44,96 %, male
55,04 %)
(2007) ges. 87.400, 47.600 männlich
(54,46 %) und 39.800 weiblich (45,54 %),
geschlechtsspezifisches Verhältnis 1:0,84
„0“
„+“
„0“
83
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
4. Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
Im Rahmen von CLISP wurden die
vorhandenen Instrumente und Ab­
läufe der Raumplanung in den Al­
penregionen im Hinblick auf ihre
Eignung, auf Klimawandelfolgen an­
gemessen zu reagieren, untersucht.
Dies wurde sowohl transnational ver­
gleichend als auch regional mit Be­
zug auf spezifische Gegebenheiten
und Herausforderungen und unter
Einbeziehung regionaler Experten,
Entscheidungsträger und Interessen­
vertreter durchgeführt.
4.1 Instrumente der Raumplanung in der Region
Tab. 12: Raumplanungsinstrumente
Europäische und nationale politische Konzepte und Strategien
Europäisches Raumentwicklungskonzept: fungiert als nicht-bindendes strategisches Konzept auf europäischer Ebene mit
verschiedenen Zielen, besonders im Hinblick auf die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und den Umweltschutz.
Alpenkonvention, Protokoll „Raumplanung und nachhaltige Entwicklung“: beinhaltet Ziele und Normen für den Alpen­
raum, insbesondere Restriktionen zur Ausweitung urbaner Gebiete sowie generelle Richtlinien zu Landnutzungsplänen.
Österreichisches Raumentwicklungskonzept 2001: verabschiedet von der ÖROK; Richtlinienkonzept, das Trends, Ziele, the­
matische Schwerpunkte und Maßnahmen definiert; Fokus auf Stärkung der urbanen Zentren und Formulierung von Strate­
gien für den ländlichen Raum.
Nationaler Strategischer Rahmenplan 2007–2013: verabschiedet von der ÖROK; Implementierung der EU-Strukturfonds.
Zwölfter Raumordnungsbericht, 2008, verabschiedet von der ÖROK; regelmäßige Beobachtung räumlicher Entwicklungen.
Gesetze
Landes-Raumordnungsgesetz, ROG: planmäßige Gestaltung des Landes zwecks bestmöglicher Nutzung und Sicherung des
Lebensraumes im Interesse des Gemeinwohles; bindend für Land, Region, Gemeinden sowie Landeigentümer; langfristiger
Planungshorizont ; Grundlage für Sektor-Programme und andere Raumordnungspläne, Standards für allgemeine und spezi­
fische Ziele der Raumplanung.
Pläne und Programme
Landesentwicklungsprogramm, LEP: Festlegung der Grundsätze und Leitlinien der Landesplanung, Zentrale Orte und Ent­
wicklungs- und Hauptverkehrsachsen, grundlegende Aussagen über Siedlungsstrukturen und -dichten, Festlegung von
Planungsregionen; bindend für Land, Region, Gemeinden; langfristiger Planungshorizont; definiert sektorübergreifende
Ziele der Landesverwaltung.
Sachprogramme: ergänzende Teile des LEP; Vorgaben für Regionalprogramme und die kommunale Raumplanung in de­
finierten, raumbezogenen Sachthemen (z. B. Siedlungsentwicklung und Betriebsstandorte im Salzburger Zentralraum;
Skianlagen; Golfanlagen); bindend für Land, Region, Gemeinde; Planungshorizont: 10–15 Jahre; strategisches Instrument;
definiert sektorübergreifende Ziele der Landesverwaltung.
Regionale Raumordnungsprogramme und Verordnungen, Regionale Entwicklungskonzepte
■■ Standortverordnungen (Land) für Handelsgroßbetriebe: regelt die Zulässigkeit von Großbetrieben des Einzelhandels an
bestimmten Standorten; bindend für die Gemeinden (Flächenwidmungsplan);
■■ Regionale Entwicklungskonzepte (regional): Anzustrebende räumliche Ordnung und Entwicklung einer Region; strate­
gisches Instrument; langfristiger Planungshorizont; bindend für Land, Region, Gemeinde; komplexes regionales Beteili­
gungsverfahren.
Regionale Entwicklungskonzepte: Ziele und Maßnahmen zur regionalen Entwicklung; strategisches Instrument; erstellt von
Regionalverband und dem Land zur Kenntnis vorgelegt (muss jedoch nicht von diesem genehmigt werden).
Örtliche Räumliche Entwicklungskonzepte (REK): Entwicklungsvorstellung der Gemeinde; strategisches Instrument;
Grundlage für die Ausarbeitung des Flächenwidmungsplans; thematisch umfassend: Ziele und Maßnahmen zur Gesamt­
entwicklung, zur Freiraumgestaltung, zur Siedlungsentwicklung, zur Verkehrsplanung und zur Entwicklung der technischen
und sozialen Infrastruktur.
84
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
Örtliche Flächenwidmungspläne (FWP): regeln die geordnete Nutzung des gesamten Gemeindegebietes durch die Festle­
gung der Nutzungsarten Bauland, Verkehrsflächen und Grünland; Rechtsakt; grundeigentümerverbindlich; ständig an neue
Entwicklung angepasst.
Bebauungspläne: regeln die Nutzung eines Grundstückes bzw. die Art und Weise der Verbauung; Rechtsakt; grundeigentü­
merverbindlich; ständig an neue Entwicklung angepasst.
Tab. 13: Funktionelle Raumplanungsinstrumente
Sektor Planung – Gesetze und
Verordnungen
Sektorplanungsinstrumente/Zuständigkeit
Forstgesetz
Waldentwicklungsplan/Bund
Gefahrenzonenpläne in alpinen Bereichen/Bund
Umweltschutzgesetz (USG)
Umweltverträglichkeitsprüfung UVP/Bund
Strategische Umweltprüfung SUP/Land
Wasserrechtsgesetz (WRG)
Schutzwasserwirtschaftliche Grundsatzkonzepte (Hochwasserschutz, Gefahrenzonen
nach Wasserrecht)/Bund
Wasserschutz- und Schongebiete/Bund
Wasserbauprojekte
Naturschutzrecht
Schutzgebiete/Land
Straßengesetze
Bundesstraßen (Autobahnen und Schnellstraßen), Landesstraßen, Gemeindestraßen
Bodenschutzgesetz
Bodenschutzplanung (bodenschutzrelevante Daten u. a. als Grundlage für die Raum­
ordnung)/Land
Die wichtigsten für den Klimawandel
relevanten Ziele und Grundsätze, die in
den Instrumenten der örtlichen Raum­
planung (REK und FWP) nach dem
neuen ROG 2009 umgesetzt bzw. be­
rücksichtigt werden müssen, können
wie folgt zusammengefasst werden:
Ziele gemäß ROG 2009:
■■ Schutz
der natürlichen Lebens­
grundlagen, um sie für die Zu­
kunft in ausreichender Qualität
und Menge zu erhalten;
rungsdichte mit der ökologischen
und wirtschaftlichen Tragfähigkeit
des Raumes im Einklang steht und
dass eine bestmögliche Abstim­
mung der Standorte für Wohnen,
Wirtschaft und Erholung erreicht
wird;
■■ Sicherung
und Verbesserung der
Grundlagen für die langfristige
Entwicklung der Wirtschaft, der
Infrastruktur und des Wohnungs­
wesens sowie für die erforderli­
chen Strukturanpassungen;
Schutz der Bevölke­
rung vor Gefährdung durch Natur­
gewalten und Unglücksfälle außer­
gewöhnlichen Umfanges sowie vor
Umweltschäden, -gefährdungen
und -belastungen durch die richtige
Standortwahl von Einrichtungen und
durch Schutzmaßnahmen;
■■ das
Siedlungssystem soll so ent­
wickelt werden, dass die Bevölke­
Grundsätze gemäß ROG
2009:
■■ haushälterische
und nachhaltige
Nutzung von Grund und Boden
(sparsamer Umgang mit Bauland);
■■ Vermeidung von Zersiedelung und
■■ Sicherstellung
■■ bestmöglicher
der Vielfalt der Freizeit- und Erho­
lungsbedürfnisse der Gäste auch
durch die Sicherung geeigneter
Flächen entwickelt und konkur­
renzfähig erhalten werden.
der Erhaltung einer
lebensfähigen bäuerlichen Landund Forstwirtschaft;
Vorrang für die Siedlungsentwick­
lung nach innen;
■■ verstärkte
■■ der
Tourismus soll unter Berück­
sichtigung der ökologischen Be­
lastbarkeit und der wirtschaftli­
chen Tragfähigkeit des Raums, der
Erfordernisse des Landschafts- und
Naturschutzes, der vorrangigen
Beteiligung der einheimischen Be­
völkerung an der Entwicklung und
Berücksichtigung der
Umweltbelange bei der Abwägung
ökologischer und ökonomischer
Ansprüche an den Raum;
■■ Unterstützung
des Natur- und
Landschaftsschutzes;
■■ aktive Bodenpolitik der Gemeinden.
85
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
4.2 Evaluierung ausgewählter regionaler und lokaler Planungs­
instrumente
Folgende Planungsinstrumente
wurden evaluiert:
■■ Hauptauswirkungen
■■ Regionalentwicklungskonzept
Folgende Erhebungsmethoden
wurden angewendet:
Pongau,
■■ Regionalprogramm
und Einfluss
des Instruments.
„Unteres Saa­
lachtal”,
Pinzgau–Pongau und VertreterIn­
nen der Landesverwaltung sowie
interessierter NGOs;
■■ Workshop
mit den Bürgermeis­
terInnen der Modellgemeinden
und deren OrtsplanerInnen;
■■ Interviews mit regionalen AkteurIn­
■■ Raumentwicklungskonzepte
der
Gemeinden Eben i. Pongau, Gold­
egg, Kaprun und Zell a. See (REK).
Folgende Kriterien wurden in
der Evaluierung berücksichtigt:
■■ Relevanz
des Instruments (inkl.
Verbindlichkeit und Flexibilität),
■■ Kohärenz des Instruments mit Geset­
zen und übergeordneten Vorgaben,
nen und EntscheidungsträgerInnen
(Geschäftsführer Regionalmanage­
ment, Obleute und Geschäftsführer
Regionalverbände, Bezirkshaupt­
leute, Bürgermeister und Ortspla­
ner der Modellgemeinden);
■■ Workshops
mit regionalen Ak­
teurInnen und Entscheidungs­
trägerInnen (u. a. mit der Arbeits­
gruppe Naturgefahren Pinzgau);
■■ Workshop
mit den MitarbeiterIn­
nen der örtlichen und überörtlichen
Raumplanung in der Landesverwal­
tung (Abteilung 7, Raumplanung);
■■ Literaturanalyse.
Die Ergebnisse der Evaluierung sind
in Tabelle 14 zusammengefasst:
■■ zwei
Workshops mit VertreterIn­
nen der Gemeinden der Region
Tab. 14: Ergebnis der Evaluierung der Planungsinstrumente
Relevanz des Instrumentes (inkl. Verbindlichkeitscharakter und Anpassungsfähigkeit)
Regionales
Entwicklungskonzept Pongau
Instrument
86
Stärken
Schwächen
Das RegEK wurde unter intensiver Einbindung der
regionalen Bevölkerung erstellt und behandelt jene
Themen, die der Region ein besonderes Anliegen
sind.
Die Umsetzung des Programms beruht auf freiwilliger
Basis – Selbstbindung in der Region. Die Umsetzungs­
richtlinie berücksichtigt nur Widmungskategorien ab
einer bestimmten Größe und Kategorie � umfasst
nicht alle regional relevanten Widmungen in den Ge­
meinden.
Die Daten sind aktuell und berücksichtigen auch neue
Studien, z. B. zur Schneesicherheit bei Skigebieten.
Klimawandel wird insbesondere im Zusammenhang
mit Tourismus thematisiert – Qualitätsstrategien für
den naturraumbetonten Tourismus bzw. für den in­
frastrukturbetonten Tourismus wurden formuliert.
Klar formulierte Qualitätsstandards für die Entwick­
lung der Siedlungsstruktur im Zusammenhang mit
Mobilität – jedoch breite Ausnahmeregelungen (z. B.
für gewachsene Streusiedlungsstrukturen).
Ziele sind teilweise zu allgemein formuliert und bein­
halten keinen konkreten räumlichen Bezug (Entwick­
lungskonzept als Vorstufe für ein Regionalprogramm).
Bewusstsein für die Notwendigkeit von zukunftsori­
entierten Anpassungsstrategien bei lokalen Entschei­
dungsträgerInnen noch nicht sehr ausgeprägt. Angst
vor Restriktionen vor allem für die Tourismuswirt­
schaft überwiegt den Willen zur Steuerung der Ent­
wicklung.
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
Räumliches Entwicklungs­
konzept Zell am See
Räumliches Entwick­
lungs-konzept Kaprun
Räumliches
Entwicklungs­konzept
Goldegg
Räumliches
Entwicklungs­konzept
Eben im Pongau
Regionalprogramm
Unteres Saalachtal
Verbindlichkeit des Programms.
Umfassende Strukturanalyse.
Gefährdete Bereiche wurden textlich angeführt
(Hochwasserüberflutungsbereiche, Einzugsbereiche
von Wildbächen und Lawinen), jedoch nicht verortet,
bzw. es wurde kein Konnex zu möglichen Verände­
rungen hergestellt.
Verbindliche Maßnahmen und konkret festgelegte
Bereiche zur Vermeidung der Gefahr von Hochwas­
sern (Retentionsräume).
Grundsätzliche Möglichkeiten, im REK Ziele und
Maßnahmen festzulegen, sind im Zuge der „guten
Raumplanung“ auch für Themen im Zusammenhang
mit dem Klimawandel möglich.
Verfahren zur Erstellung des REK bietet gute Mög­
lichkeiten, Experten-Know-how abzufragen und als
Grundlage zu berücksichtigen.
Verpflichtung zur Öffentlichkeitsarbeit bietet Mög­
lichkeit zur Sensibilisierung auch für Themen des
Klimawandels – v. a. im Zusammenhang mit der Not­
wendigkeit, die Siedlungsentwicklung zu steuern bzw.
zu konzentrieren.
Kaum relevante Aussagen in Bezug auf den Klima­
wandel.
Daten veraltet � Aktualisierung der Daten mit Fokus
auf für die Anpassung an den Klimawandel relevante
Daten erforderlich.
Keine planerische Darstellung der Gefahrenzonen
bzw. Gefährdungsbereiche, jedoch Festlegung von
Retentionsräumen.
Daten für Risikoabschätzung zu alt und zu wenig de­
tailliert.
Naturgefahren werden nur oberflächlich thematisiert
(Wald, Wildbäche, Hangrutschungen).
Ziele und Maßnahmen eher statisch.
Als mögliche Auswirkungen des Klimawandels wird
nur auf das Thema Naturgefahren eingegangen.
Daten veraltet (Risikoabschätzung und Abschätzung
der Vulnerabilität schwierig).
Keine Gefahrenzonenpläne in der planerischen Dar­
stellung � Gesamtsicht schwierig.
Gefährdung durch Muren und Hochwasser wird als
gering eingestuft und deshalb nur oberflächlich be­
handelt.
vgl. REK Goldegg und Eben
zusätzlich:
Das Thema Naturgefahren wird sowohl im Text als
auch im planerischen Teil ausführlich behandelt
(Gefahrenzonen Wildbach [gelb, rot, blau], HQ30,
Maßnahmen [Wald] zum Schutz vor Lawinen und
Muren).
Keine aktuellen Daten (Risikoabschätzung und Ab­
schätzung der Vulnerabilität schwierig).
Ausweisung von Entwicklungsbereichen in Gefahren­
zonen, da Rückwidmungen nur schwer durchsetzbar.
Anpassung an den Klimawandel und Vermeidung von
Umweltauswirkungen spielen bei den Zielsetzungen
der Gemeinde eine untergeordnete Rolle.
vgl. REK Goldegg und Eben
zusätzlich:
Aktualität der Daten.
Detaillierte Informationen zum Thema Klima, Geolo­
gie, Luft, Naturgefahren in der Strukturanalyse.
Nachhaltige Entwicklung (z. B. Vermeidung von Um­
weltauswirkungen) ist als Ziel definiert.
Druck der Bevölkerung auf verfügbares Bauland, das
jedoch nicht nur auf den dafür geeignetsten Standor­
ten gegeben ist.
Anliegen und Notwendigkeiten einer vorausschauen­
den Planung von gemeindeübergreifenden Reten­
tionsräumen politisch nur schwer vermittelbar bzw.
durchsetzbar.
Klimawandel wird indirekt thematisiert.
Instrument
Stärken
Schwächen
Regionales
Entwicklungs­
konzept
Pongau
Kohärenz des Instrumentes
Vorgaben zur Orientierung der Siedlungsentwicklung
an den Achsen des Verkehrs (vgl. LEP) sowie Vor­
überlegungen zur Steuerung der Ansiedlung von Feri­
endörfern und Beherbergungsgroßbetrieben wurden
im RegEK aufgegriffen und weiter konkretisiert.
Qualitätsstrategien ohne räumliche Konkretisierung
ermöglichen breiten Argumentationsspielraum, wa­
rum von diesen abgewichen wird.
87
Räumliche Ent­
wicklungs-kon­
zepte Goldegg,
Kaprun, Zell
Räumliches Entwicklungs­
konzept Eben im Pongau
Regionalpro­
gramm
Unteres
Saalachtal
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
Grundsätzlich Orientierung an den Zielen und Grund­
sätzen des ROG sowie am LEP.
Definierte Standortkriterien für die Neuausweisung
von Bauland von Gemeinde festgelegt � naturräumli­
che Eignung steht dabei an oberster Stelle.
Sehr konkrete Maßnahmen für einzelne Ortsteile, die
auch auf die bestehenden Gefahrensituationen (z. B.
Überflutungsbereiche bei geplantem Gewerbestand­
ort Ennsbogen) eingehen.
Da im ROG bzw. im LEP keine konkreten Vorgaben
mit direktem Bezug zur Berücksichtigung des Klima­
wandels bzw. möglicher Folgen zum Zeitpunkt der
Erstellung gegeben waren, wurden dazu auch kaum
konkrete Maßnahmen gesetzt.
Da im ROG bzw. im LEP keine konkreten Vorgaben
mit direktem Bezug zur Berücksichtigung des Klima­
wandel bzw. möglicher Folgen zum Zeitpunkt der
Erstellung gegeben waren, wurden dazu auch kaum
konkrete Maßnahmen gesetzt.
Aussagen beziehen sich vorwiegend auf Siedlungs­
raum.
Bauverbotsbereiche und Baubeschränkungen sind im
Siedlungsleitbild planerisch erfasst.
Grundsätzlich Orientierung an den Zielen und Grund­
sätzen des ROG sowie am LEP.
Hauptauswirkungen und Einfluss
Regionales Entwick­
lungsprogramm
Unteres
Saalachtal
Regionales Ent­
wicklungskon­
zept Pongau
Instrument
Stärken
Schwächen
Regionaler Konsens über langfristige Entwicklungen
sowie Qualitätsstrategien zu Naturraum, Raument­
wicklung und Mobilität sowie Kooperationen.
Bisher keine Bereitschaft zur Festlegung konkreter
Maßnahmen und verbindlicher „Beschränkungen“
auf Regionsebene.
Verbindliche Vorgaben für örtliche Raumplanung.
Aktualität der Daten � Aktualisierung und Erweite­
rung der Datengrundlagen erforderlich;
Aktualisierung der Gefahrenzonenpläne und des
Waldentwicklungsplanes erforderlich.
Da derzeit noch keine Kriterien bzw. Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in den Instrumenten festgelegt wur­
den, die über die Umsetzung der Ziele und Grundsätze der Raumplanung hinausgehen, können auch keine direkten Einflüs­
se bzw. Auswirkungen festgehalten werden. Grundsätzlich gelten daher die Auswirkungen und Einflüsse „guter Raumpla­
nung“ im Sinne von kompakten Siedlungen und Infrastruktureinrichtungen an dafür geeigneten Standorten.
Die Eignungskriterien, z. B: Lage außerhalb von Naturgefahren, keine negativen Entwicklungen aufgrund ungünstiger Expo­
sition (z. B: bei Skipisten) sowie gute Erreichbarkeit und Versorgung tragen indirekt zu einer Anpassung an den Klimawandel
bei, wurden hier aber nicht im Detail für die einzelnen Standorte evaluiert.
4.3 Zusammenfassung der Erkenntnisse
■■ Großteils
wurden veraltete Da­
tengrundlagen für die Struktur­
untersuchung verwendet. Trends
und Szenarien sind – ausgenom­
88
men solche zur Entwicklung der
Bevölkerung, der Haushalte sowie
des Flächenbedarfs für Wohnbau­
land und Gewerbegebiete – nicht
dargestellt, jedoch auch nicht als
Grundlage verfügbar.
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
■■ Neuere
Planungen (Regiona­
les Entwicklungskonzept Pongau,
Räumliches Entwicklungskonzept
Zell am See) gehen eher auf Erfor­
dernisse zur Anpassung an den Kli­
mawandel bzw. auf die Verringe­
rung der Folgeerscheinungen des
Klimawandels ein. Dies betrifft vor
allem die Berücksichtigung von
Hochwasserabfluss­gebieten sowie
Gefahrenzonen der WLV.
liche Vorgabe für die Ausweisung
von Bauland sowie die Entwick­
lung der Gemeinde darstellt.
Die Pläne und Programme sind
grundsätzlich fit betreffend die
Möglichkeit, auf Folgen des Klima­
wandels zu reagieren, da sie einen
umfassenden Handlungsspielraum
bieten. Aber:
■■ sie
■■ Das
Bewusstsein für die Notwen­
digkeit von Anpassungsstrategi­
en ist bei Planern und Gemein­
den noch eher gering ausgeprägt
und wird auch sehr kontrovers
gesehen. Die Sicherstellung von
verfügbarem Bauland für die Be­
völkerung und die wirtschaftliche
Entwicklung sind vorrangige Ziele
der räumlichen Entwicklung; diese
orientiert sich maßgeblich an den
bereits bestehenden Strukturen
sowie an den Bedürfnissen der Be­
völkerung und Wirtschaft.
■■ Eine
Ausnahme stellt der Schutz
vor Naturgefahren dar, der in allen
Instrumenten, allerdings in unter­
schiedlichem Detaillierungsgrad,
behandelt wird und eine maßgeb­
werden derzeit auf Basis von
eher statischen Grundlagen erstellt
(z. B.: Gefahrenzonenpläne);
■■ die
Zusammenhänge zwischen
den Möglichkeiten „guter Raum­
planung“, um bei der Umsetzung
der Ziele auf die Folgen des Kli­
mawandels zu reagieren, werden
noch nicht erkannt bzw. sehr se­
lektiv gehandhabt;
■■ die
Möglichkeiten zur Steuerung
der Entwicklung werden nicht zur
Gänze ausgeschöpft und stehen
unter starkem regional- bzw. kom­
munalpolitischem Druck;
■■ der
Mut zur Selbstbeschränkung
bzw. Steuerung in den Gemeinden
ist nicht sehr hoch;
■■ vor allem in den alpinen Gemeinden
und Gebieten mit hohem Anteil des
Wintertourismus an der regionalen
Wertschöpfung sind die Folgen des
Klimawandels zwar Thema, werden
aber eher mit Risiken bei Investiti­
onen sowie Haftungsansprüchen
als mit der Notwendigkeit einer vo­
rausschauenden Planung in Verbin­
dung gebracht;
■■ die
evaluierten Pläne und Pro­
gramme auf örtlicher Ebene haben
einen klaren und starken Fokus auf
dem Siedlungsraum. Eine voraus­
schauende Planung zur Freiraum­
nutzung ist nicht enthalten, wurde
aber auch seitens des Landes nicht
in vergleichbarem Umfang gefor­
dert;
■■ direkte
Bezüge zu Folgen des Kli­
mawandels können nur aus der
Umsetzung der Gefahrenzonen­
planung sowie der Ausweisung
von Hochwasseranschlaglinien
gezogen werden. Hier besteht ein
hohes Problembewusstsein und,
basierend auf den Vorgaben des
ROG, auch ein hohes Planungsbe­
wusstsein.
4.4 Empfehlungen für eine flexible, an Klimaveränderungen
angepasste Raumplanung in der Region
Die Vorschläge zur Verbesserung der
Klimawandel-Fitness der Salzburger
Raumplanung können im Wesentli­
chen in drei Bereiche untergliedert wer­
den: Bewusstseinsbildung und Infor­
mation, Aufbereitung von Daten und
Grundlagen und Anpassung bestehen­
der Planungsinstrumente (nach Prinz et
al. 2010 und Dollinger 2010, S. 22ff).
Bewusstseinsbildung
und Information
■■ Maßnahmen
zur Bewusstseins­
bildung auf grundsätzlicher Ebe­
ne und speziell zum Klimawandel
sollten forciert werden, um den
Nutzen und die Chancen einer
„guten“ und vorausschauenden
Planung, die auf konkreten räumli­
chen Zielen und Festlegungen ba­
siert, zu kommunizieren.
■■ Anpassungs- und Klimaschutzstra­
tegien sollten mit ökonomischer
Steuerung (Förderpolitik) gekop­
pelt werden.
die breite Öffentlichkeit soll­
ten sachliche Informationen zum
Klimawandel aufbereitet werden,
z. B. Einrichtung einer auf dem
Internet basierten Informations­
plattform zu Klimawandel und An­
passung (das bestehende SAGISOnline könnte dafür die technische
Plattform sein).
■■ „Good
practice“-Beispiele für kli­
marobuste Planung sollten verfüg­
bar gemacht werden.
Aufbereitung von Daten
und Grundlagen
■■ Für
■■ Für
Gemeinden und Ortsplaner
sollten aktuelle Datengrundlagen
(z. B. rationalisierte Klimaszenarien,
Veränderung Niederschlag, Tem­
89
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
peratur, Schneegrenze, Besonnung
und Exposition, Gefährdungsberei­
che außerhalb des Dauersiedlungs­
raums) z. B. auf SAGIS-Online ver­
fügbar sein sowie Gefährdungs-,
Verwundbarkeits- und Klimarisiko­
gebiete für das gesamte Bundes­
land identifiziert werden;
■■ Übersetzung
von Klimaszenarien
in räumliche Auswirkungen und
Durchführung von Klimafolgenab­
schätzungen;
■■ durch
eine flexiblere Gefahrenzonen­
planung und durch eine Sicherung des
Wasserrückhalts in der Fläche (z. B. in
Form von gemeindeübergreifenden
Retentionsflächen) wäre eine bes­
sere Berücksichtigung von Extrem­
ereignissen in der Planung möglich;
■■ die Methoden zur Ausweisung von
Gefahrenzonen und Hochwasser­
anschlaglinien zwischen WLV und
Bundeswasserbauverwaltung soll­
ten harmonisiert werden;
■■ da
in Salzburg Regionale Planungs­
verbände vor Ort auch über gewisse
operative Strukturen verfügen, gilt
es, dieses „Vermittlungspotenzial“
künftig verstärkt zu nutzen und die
Raumplanung als eine Kernaufgabe
des Regionalverbandes gem. ROG
stärker zu positionieren;
■■ Weiterführung
der Längen- und
Massenbilanzmessungen der Glet­
scher in Kooperation mit dem Ös­
terreichischen Alpenverein, damit
diese Änderungen als Indikatoren
des Klimawandels weiter doku­
mentiert werden können.
Anpassung bestehender
Planungsinstrumente
■■ Planerische Vorgaben, z. B. in Form
eines Sachprogramms mit Auswei­
sung von langfristigen Retentions­
räumen, Gefährdungsbereichen,
Ausschlussgebieten für bestimmte
Nutzungen (z. B. Rohstoffabbau,
Skigebietserschließung);
■■ da mit dem ROG 2009 das REK neu
positioniert wurde und künftig auch
einer SUP unterzogen werden muss,
ist es grundsätzlich möglich, The­
men des Klimawandels zu behan­
deln, bzw. kann dies auch seitens
des Landes eingefordert werden;
■■ hilfreich
ist dazu, aufbauend auf ei­
ner (Relevanz-)Matrix der Schutz­
güter (Wirkungen bzw. Wechselwir­
kungen der Schutzgüter) konkrete
Fragen zu formulieren, die eine Be­
rücksichtigung des Klimawandels si­
cherstellen. Diese Fragen sollten je­
doch sowohl Anpassungs- als auch
Vermeidungsstrategien betreffend
den Klimawandel berücksichtigen;
■■ die
Raumplanung sollte zum bes­
seren Umgang mit Unsicherheiten
flexibler und prozessorientierter
gestaltet werden;
■■ Festlegung
von „sensiblen Ge­
bieten“, die einen gewissen Prü­
fumfang im Zusammenhang mit
Projekten vorgeben. So wird die
Entscheidung, ob ein bestimm­
tes Projekt sinnvoll und möglich
ist, auf jenen Zeitpunkt verlegt,
wo bereits detailliertere Informa­
tionen zum Projekt bekannt sind,
im Sinne einer vorausschauenden
Planung aber bereits frühzeitig auf
mögliche Wirkungen bzw. Risiken
durch die Festlegung „sensibel“ im
REK hingewiesen;
■■ Integration
von Klimaanpassung in
die SUP und UVP („climate proo­
fing“) von Planungen und Projekt­
vorhaben: neben Wirkungen des
Vorhabens auf das Schutzgut Kli­
ma sollten umgekehrt auch mögli­
che Klimafolgenrisiken für Vorhaben
geprüft werden – vorausgesetzt, es
liegen entsprechend stabile und ge­
sicherte Grundlagendaten dazu vor;
■■ die Potenziale des Bebauungsplans
sollten zur Risikominimierung stär­
ker ausgeschöpft werden. Der Be­
bauungsplan sollte auch gezielt
zur Ausschöpfung von Energieef­
fizienzsteigerungspotenzialen ver­
wendet werden;
■■ bautechnische
■■ Kenntlichmachung
von Unsi­
cherheitsspannen (mögliche
Schwankungsbreite zukünfti­
ger Naturgefahrener­
eignisse) in
Raumplänen zur Förderung der
individuellen Risikovorsorge, z. B.
in Form von klimasensitiven Ge­
bieten und Nutzungen, Vulnerabi­
litäts-„Hotspots“;
Anpassungsmaß­
nahmen sollten ins Baurecht
übernommen werden. Die Bun­
deswasserbauverwaltung sollte
harmonisiert werden.
4.5 „Best Practice“-Beispiele
Publikationen und
Fach­information
Ein sachlicher Austausch findet im
Land Salzburg bisher derzeit vor al­
90
lem auf Ebene der Fachexperten statt.
Maßgeblich sind dabei die Publikatio­
nen des Salzburger Instituts für Raum­
planung (vgl. Köck 2010: Band 34 der
„SIR-Mitteilungen und Berichte“ zum
Thema „Klimawandel und Raument­
wicklung“; und Haider 2010: SIR-Info
„Klimawandel“). Beide Publikationen
können zur Sensibilisierung vor allem
auch der OrtsplanerInnen beitragen.
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
Mit der Darstellung der Ergebnisse des
Alpenraumprojekts CLISP im Raumord­
nungsbericht 2010 und in dieser Veröf­
fentlichung soll auch eine breitere Öf­
fentlichkeit angesprochen werden.
Bewusstseinsbildung
in den Gemeinden
Vor rund 40 Jahren wurden in der Ge­
meinde Altenmarkt im Pongau auf­
wendige Gewässerregulierungen, die
vor allem für die Entwässerung des
Talbodens und die Verbesserung der
landwirtschaftlichen Produktivität vor­
genommen wurden, abgeschlossen. Im
Zuge einer aktuellen Überarbeitung der
Gefahrenzonenplanung wurde jedoch
festgestellt, dass ab ca. 20-jährlichen
Hochwasserereignissen mit massiven
Überflutungen großer Teile des Orts­
gebietes zu rechnen ist. Dies führte zu
gravierenden Einschränkungen der zu­
künftigen Flächenwidmung und der
Bebauungsmöglichkeiten in der Ge­
meinde, damit verbunden zu heftigen
Diskussionen in der Bevölkerung. Von
einigen GemeindebürgerInnen wurde
diese Planung zunächst als Panikma­
che abgetan. Eine intensive Bewusst­
seinsbildungsarbeit in der Gemeinde
wurde erforderlich. Um der Bevölke­
rung die Höhe möglicher Überflutun­
gen begreiflich zu machen, wurden
daher an mehreren frequentierten
Punkten im Ortsbereich gut sichtba­
re Pflöcke eingeschlagen, die mit den
Anschlagslinien von 30- und 100-jähr­
lichen Hochwassern markiert wurden.
Die Akzeptanz und die Planung neuer
Hochwasserschutz-maßnahmen konn­
te dadurch bestens unterstützt werden,
die Umsetzung der Baumaßnahmen ist
für 2012/2013 geplant.
Abb. 29: Illustrierung der Auswirkungen eines Hochwassers
Quelle: T. Prodinger, Land Salzburg, Fachabteilung Wasserwirtschaft
91
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
4.6 Risikokommunikation
Die spezifischen Ziele des inten­
siven Austauschs im Rahmen von
CLISP mit InteressenvertreterInnen,
PlanerInnen, ExpertInnen, Politiker­
Innen, EntscheidungsträgerInnen und
Vertre­terInnen von NGOs in der Re­
gion lassen sich wie folgt zusammen­
fassen:
Insgesamt wurden folgende Perso­
nen/Institutionen im Rahmen von
CLISP über Information, Konsultati­
on oder Kooperation in den Kommu­
nikationsprozess eingebunden:
Gemeinden der Modellregi­
on Pinzgau–Pongau: Bürgermeis­
terInnen und Gemeindeverwal­
tungen; BürgermeisterInnen und
Gemeindeverwaltungen von vier
Modellgemeinden; Ortsplaner der
Gemeinden Eben, Goldegg, Zell
am See, Kaprun;
regionale Anliegen, Themen
und Befürchtungen lernen (Inter­
view Phase 1, Workshop Arbeits­
gruppe Naturgefahren, Pinzgau);
■■ Information
der Raumplanungs­
instrumente und Diskussion des
Handlungsbedarfs sowie der Op­
tionen zur Verbesserung der Ins­
trumente auf lokaler und regi­
onaler Ebene (Think Tank mit
ausgewählten Gemeinden, Think
Tank mit dem Planungsteam des
Amts der Salzburger Landesregie­
rung, Interviews Phase 2);
und Diskussion von
Anpassungsstrategien auf regio­
naler Ebene (Think Tank mit dem
Planungs­team des Amts der Salz­
burger Landesregierung);
der CLISP-Projekter­
gebnisse für die Region und Dis­
kussion, wie diese in die Planungs­
instrumente des Landes integriert
werden können (Klimagipfel).
■■ Österreichischer Alpenverein Pinz­
gau und Pongau;
■■ Leopold-Kohr-Akademie/Verein
Tauriska;
■■ Sprecher
Pongau; Be­
zirkshauptfrau Pinzgau; Be­
zirkshauptmannschaft Pinzgau
Gewerbe und Bau; Bezirkshaupt­
mannschaft Pinzgau Katastro­
phenreferent;
Hotellerie Pinzgau;
■■ Bezirkshauptmann
■■ Evaluierung
■■ Erkundung
Salzburg – Raumplanung,
Umweltschutz, Naturschutz, Tou­
rismus, Geologischer Dienst,
Wasserwirt ­schaft, Lawinenwarn­
dienst, Energie, Agrarwirtschaft,
Baurecht, Forstwirtschaft, Gewer­
bewesen, Finanzangelegenheiten;
■■ 53
■■ über
über die Prozesse des
CLISP-Projekts vermitteln (Risiko­
dialog);
■■ Land
■■ Sprecher Seilbahnwirtschaft Pinzgau;
■■ SalzburgerLand
Tourismus (Saa­
lachtal); SalzburgerLand Touris­
mus (Pongau Nord/Ost); Salzbur­
gerLand Tourismus Pongau Süd;
Ferienregion Nationalpark Hohe
Tauern;
■■ Österreichische Bundesforste Pinz­
gau;
■■ Bergrettung
Pinzgau und Pongau;
Pinzgauer und Salzburger Jäger­
schaft; Alpinpolizei Pinzgau;
■■ Wildbachverbauung
Pinzgau und
■■ Bezirksbauernkammer
Pinzgau
und Bezirksbauernkammer Pon­
gau;
■■ Landesumweltanwaltschaft;
Pongau;
■■ Regionalverband
National­
parkregion Hohe Tauern und Saa­
lachtal;
Salzburg Stadt
und Umgebungsgemeinden;
■■ LEADER-Management
■■ Klimabündnis
Salzburg;
■■ Präsentation
■■ Regionalmanagement
Pinzgau;
Regionalmanagement + LEADERManagement Pongau;
■■ Großglockner Hochalpenstraße AG.
Im Rahmen von CLISP fanden folgen­
de Workshops statt (vgl. Tab. 15):
Tab. 15: Aktivitäten und Workshops in der Modellregion Pinzgau–Pongau
92
Datum
Ort
Zielsetzung
Anzahl
Teilnehmer
26. 01.2010
Zell am See
Workshop mit der Arbeitsgruppe Naturgefahren,
Pinzgau
13
2009–April 2010
Zell am See
St. Johann, Pongau
Erste Interviewphase
4
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
Datum
Ort
Zielsetzung
Anzahl
Teilnehmer
13.04.2010
Goldegg
Risiko-Dialog-Workshop
26
29.06.2010
Goldegg
Think Tank mit ausgewählten Gemeinden
8
27.09.2010
Salzburg
Think Tank mit Experten des Landes
7
Aug.–Sept 2010
Zell am See
St. Johann, Pongau
Zweite Interviewphase
6
12.10.2010
Goldegg
Klimagipfel
24
Die Erfahrungen aus dem
Risiko-Kommunikationsprozess
lassen sich wie folgt zusam­
menfassen:
■■ Das
Bewusstsein für Folgen des
Klimawandels ist noch nicht sehr
stark ausgeprägt und betrifft vor
allem Vermeidungsstrategien, wie
die Reduktion des CO2-Ausstoßes.
■■ Der
einzige Grundsatz der Raum­
planung, der in direkte Verbindung
mit dem Klimawandel gebracht
wird, ist die Konzentration der Sied­
lungsentwicklung an den Achsen
des Öffentlichen Verkehrs. Selbst
dieser Grundsatz ist aus Sicht der
Gemeinden vor allem in inneralpi­
nen Regionen aufgrund der beste­
henden gewachsenen Siedlungs­
strukturen nur schwer umsetzbar.
Handlungsoptionen werden nicht
in der Steuerung der Siedlungsent­
wicklung, sondern in der Verbesse­
rung des ÖV-Angebotes gesehen.
■■ Die
Folgen des Klimawandels wer­
den als Teil des täglichen Lebens
und der stetigen Veränderungen
im alpinen Raum betrachtet und
bewertet. Auf sich ändernde Rah­
menbedingungen der Natur zu re­
agieren, ist Teil alpinen Lebens.
■■ Stärkere
Sensibilität besteht in
Bezug auf die Folgen der Risi­
koeinschätzung und ihrer wirt­
schaftlichen Auswirkungen. So
ist es derzeit eher eine finanzi­
elle Frage im Skitourismus, auf
Schwankungen bzw. Verände­
rungen der Niederschlags- und
Temperaturverhältnisse zu reagie­
ren. Die regionale Wertschöp­
fung hängt künftig noch stärker
von der Investitionsbereitschaft
der Seilbahnunternehmen, z. B. in
Beschneiungsanlagen und Quali­
tätsverbesserungen, ab als bisher.
■■ Stärker
als bisher stehen auch
Fragen der persönlichen Haftung
(z. B. bei Baugenehmigungen in
von Naturgefahren beeinflussten
Gebieten) im Vordergrund; die­
se treten hinter die Möglichkeiten
der Gemeindeautonomie im Sinne
einer vorausschauenden Planung
und Entwicklung zurück.
Wunsch nach flexiblen und
dynamischen Planungsinstrumen­
ten, um rasch auf sich abzeichnen­
de Veränderungen bzw. neue Da­
tengrundlagen und verbessertes
Wissen reagieren zu können, steht
im Spannungsverhältnis zu kon­
kreten räumlichen Zielen, die ein­
deutige Entscheidungen erfordern.
zu bestehen derzeit in Salzburg
gute Chancen, da mit dem neuen
REK neue Anforderungen an die
Planung definiert werden können
und diese auch stärker im Rahmen
der strategischen Umweltprüfung
(SUP) eingefordert werden kön­
nen.
■■ Um
die Anforderungen an die Pla­
nung im Kontext des Klimawandels
künftig besser ins Blickfeld der Ak­
teure rücken zu können, müssen
gleichzeitig sowohl mögliche An­
passungs- als auch Vermeidungs­
strategien kommuniziert werden,
und das entsprechende Bewusst­
sein für die bereits stattfindende
Veränderung – die sehr selektiv
wahrgenommen wird – muss ge­
stärkt werden;
■■ Der
■■ dabei
gilt es, die Grundsätze einer
„guten Raumplanung“ und die
damit bereits bestehenden Mög­
lichkeiten für Anpassungsstrate­
gien als erste Anknüpfungspunkte
besser zu kommunizieren.
■■ Konkrete
Veränderungen und die
stärkere Verankerung von Anpas­
sungsstrategien in der „täglichen“
Raumplanung sind nur dann mög­
lich, wenn klare Vorgaben seitens
des Landes (z. B. Sachprogramm)
für alle kommen und das Bewusst­
sein auf Ebene der Entscheidungs­
träger vor Ort gestärkt wird. Da­
93
Raumplanung und Anpassung an den Klimawandel
Abb. 30: Arbeitsgruppen bei den CLISP-Veranstaltungen in Goldegg
Erstellung von Risikoprofilen wäh­
rend des Risiko-Dialog-Work­
shops am 13. April 2010.
Präsentation und Diskussion der
regionalen Ergebnisse während
des Klimagipfels am 12. Oktober
2010 in der Gemeinde Goldegg.
Quelle: Terra Cognita, aufgenommen am 13. April und 12. Oktober 2010
94
Eine Kontroverse zum Klimawandel
III. Informationsanhang
1. Eine Kontroverse zum Klimawandel
Die „Salzburger Nachrichten” über­
raschten im Sommer 2010 mit einer
Kontroverse zwischen den beiden
Journalisten Andreas Unterberger
und Katharina Krawagna-Pfeifer über
den Klimawandel, die stellvertretend
für die Kontroversen zwischen den
Klimaforschern und den sogenann­
ten Klimaskeptikern 14 herangezogen
werden kann.
Abb. 31: Verkleinerte Wiedergabe der Kontroverse vom 23. Juli 2010
Quelle: Salzburger Nachrichten vom 23. Juli 2010
Auf der Internetseite zur Kontroverse
wurde eine Abstimmung veröffent­
licht. Insgesamt haben sich an dieser
Abstimmung 1.112 Personen beteiligt,
von denen 641 Personen der Kernaus­
sage von Andreas Unterberger: „Erwärmung wäre ein Segen“, zustimm­
ten, während nur 444 Personen die
Ansicht von Frau Katharina KrawagnaPfeifer: „Es kann nicht genug getan
werden“, teilten. 27 Personen stimm­
ten keinem von beiden zu.
14 Vgl. insbesondere http://www.klimaskeptiker.info/. Das deutsche Umweltbundesamt hat in einer leicht zugänglichen Broschüre die Argumente der Klimaskep­
tiker einer fachlichen Analyse unterzogen, vgl. Umweltbundesamt Berlin (2004) und http://www.umweltbundesamt.de. Mit den Argumenten der Klimaskeptiker
befasst sich auch Stefan Rahmstorf auf seiner Homepage http://www.pik-potsdam.de/~stefan/. Besonders sei auf seine Antwort auf Ausführungen des Klima­
skeptikers Almo von Alvensleben verwiesen (Rahmstorf 2004).
95
Eine Kontroverse zum Klimawandel
Die online veröffentlichten Diskussi­
onsbeiträge zur Kontroverse zeigen
sehr deutlich auf, dass genau die be­
schwichtigenden Argumente der Kli­
maskeptiker großen politischen Scha­
den herbeiführen können: Wenn aus
fachlicher Sicht nicht geklärt ist, ob es
wärmer oder kälter wird, dann braucht
man sich als verantwortlicher Politiker
auch nicht mit unbequemen Entschei­
dungen zu befassen, und schon wie­
der können notwendige Handlungen
auf die lange Bank geschoben werden.
Unterberger gibt in seinem Beitrag
einschlägig bekannte Argumente der
„Klimaskeptiker“ zum Besten, die sich
einzeln widerlegen lassen. Das Prob­
lematische in der Argumentation ist,
dass korrekte Feststellungen und Fak­
ten aus dem Zusammenhang gerissen
und, miteinander kombiniert, so dar­
gestellt werden, dass eine die Wahr­
heit verzerrende Aussage entsteht.
So stimmt es zwar, dass Südamerika
2010/11 einen sehr kalten Winter er­
lebte, dies war aber ein Einzelereignis
– genauso wie der Hitzesommer 2003
und der strenge und schneereiche
Winter 2005/06 in Europa. So wird es
auch unter einem wärmeren Klimare­
gime kalte Winter geben und umge­
kehrt. Dies lässt sich aus der Klimage­
schichte auch empirisch belegen: So
hat beispielsweise Glaser (2001) in
seinem umfassenden Werk über die
Klimageschichte Mitteleuropas her­
vorragend dargestellt, dass sowohl in
der hochmittelalterlichen Wärmeperi­
ode (ca. 1200 bis 1350 n. Chr., globa­
le Durchschnittstemperatur etwa 1 bis
2° Ceslius höher als heute) kalte Ein­
zelereignisse vorkamen oder es wäh­
rend der sogenannten „Kleinen Eis­
zeit” Hitzesommer gab (ca. 1500 bis
1800 n. Chr., globale Durchschnitts­
temperatur etwa 1° Ceslius niedriger
als heute, vgl. Abb. 32 ).
Abb. 32: Temperatur und Niederschlag zwischen den Jahren 1000 und 2000 in Mitteleuropa, bezogen auf die Referenzperiode 1960–1990
Quelle: G
laser 2001, S. 181, Abb. 56: Jahresgang von Temperatur und Niederschlag seit dem Jahr 1000 in Mitteleuropa. Die blaue Linie repräsentiert den mit­
telfristigen Verlauf, der aus den jährlichen Angaben über einen 31-jährlichen Filter errechnet wurde. Darüber hinaus ist in der roten Linie die langfristige
Entwicklung dargestellt (ebd.).
96
Eine Kontroverse zum Klimawandel
Zur Arbeitsweise der
Klimaskeptiker
Die unzulässige Vorgangsweise kann
am Beispiel der folgenden Tatsachen­
behauptung illustriert werden: „Tatsache ist, dass in den letzten zehn
Jahren wider aller UNO-Prognosen
die weltweiten Temperaturen gesunken sind“ (Kontroverse vom 23.
Juli 2010, Abb. 31, 2. Absatz, Her­
vorhebung F. D.). Unterberger be­
zieht sich dabei auf die Darstellung
der weltweiten Temperaturen bei der
Climatic Research Unit, die bis zum
Frühjahr 2010 den globalen Tem­
peraturverlauf zwischen 1850 und
2008 anzeigte. Genau diese Aussa­
ge zeigt aber, dass der Journalist auf
eine Manipulation der Klimaskepti­
ker reingefallen ist: Wie die Abb. 33
zeigt, gab es zwischen den beiden
Jahren 1998 und 2008 tatsächlich ein
Absinken der globalen Mitteltempe­
ratur, nämlich zwischen dem Ausrei­
ßerjahr 1998 (+ 0,55 zur Referenzpe­
riode 1960/90) und dem Normaljahr
2008 (+ 0,23 zur Referenzperiode).
Zwischen dem Jahr 1999 und 2009
beträgt das Ausmaß der Erwärmung
+ 0,44 zur Referenzperiode und zwi­
schen 2000 und 2010 + 0,47 zur Re­
ferenzperiode (vgl. Abb. 34).
Es stimmt auch, dass es auf der Er­
de schon viel wärmer und viel käl­
ter war, und dass der Meeresspiegel
seit dem Ende der letzten Eiszeit vor
10.000 Jahren um über 100 Meter
anstieg. Nicht dazugesagt wird aber,
dass die Erwärmung um 5° Celsius
und der Anstieg des Meeresspiegels
am Ende der Eiszeit den Zeitraum
mehrerer tausend Jahre benötigten,
was die Ökosysteme, insbesondere
die Pflanzengesellschaften, in die La­
ge versetzte, sich daran anzupassen.
Auf der Internetseite der Klimaskep­
tiker war bis etwa Ende April 2010
folgende Grafik (anstelle der nun ak­
tuellen Grafik) im Kapitel „Treibhaus­
anhänger versuchten zu manipulie­
ren“ zu finden:
Abb. 33: Temperaturverlauf 1850 bis 2008
Quelle: http://www.klimaskeptiker.info, abgefragt im April 2010
Die in dieser Grafik dargestellte
Kurve der globalen Durchschnitts­
temperatur war auch bis Ende April
2010 auf der Internetseite der Cli­
mate Research Unit, http://www.
cru.uea.ac.uk/cru/info/warming/,
zu finden. Die beiden Pfeile und
der dazugehörende Text wurden
von Dritten ergänzt. Seit Vorliegen
des globalen Mittelwerts für 2009
wurde diese Grafik auf der Seite der
Klimaskeptiker durch eine ande­
re ersetzt, weil der Wert für 2009
offensich­
t lich nicht mehr passte
(siehe Abb. 34).
z. B. auch während der Kälteperio­
de des 19. Jahrhunderts im Jahr 1878
(+ 0,03 im Vergleich zur Referenzpe­
riode 1960/90) vorkam.
Deutlich zu sehen ist auch, wie pro­
blematisch der Vergleich mit dem
Jahr 1998 ist. Es handelt sich ein­
deutig um ein Ausreißerjahr, wie es
97
Eine Kontroverse zum Klimawandel
Abb. 34: Temperaturabweichungen 1850 bis 2010, bezogen auf den Mittelwert 1961–1990
Quelle: Jones 2011, Climatic Research Unit, Internet: http://www.cru.uea.ac.uk/cru/info/warming
Damit ist aus meiner Sicht die mani­
pulative Arbeitsweise von Klimaskep­
tikern überzeugend dokumentiert.
Leider hat auch die Gegenseite mit
der sogenannten „Hockeyschläger­
98
kurve“ einmal verzerrend gearbeitet,
da die Erfinder der Hockeyschläger­
kurve das mittelalterliche Wärmeop­
timum ignorierten. Die Hockeyschlä­
gerkurve wird vom IPCC daher auch
nicht mehr verwendet (vgl. Behringer
2009, S. 11f).
Franz Dollinger
die sage von der übergossenen alm
2. Die Sage von der „übergossenen Alm“
Im Hintergrunde des lmlau- und
Hölltales erblickt man eine mit ewigem Schnee bedeckte Hochfläche
von ein und drei Viertelstunden Länge und drei Viertelstunden Breite;
sie bildet die Scheidewand zwischen
Werfen und der Pinzgauer Urslau
und wird die „übergossene Alm“ genannt. Vor Zeiten standen hier inmitten freundlichem Waldesgrün,
umgeben von grasreichen Wiesen,
freundliche Sennhütten, in welchen
gar schöne und reiche „Dirndln“ als
Sennerinnen hausten. Wiewohl von
ihren Eltern in Gottesfurcht erzogen,
arteten sie hier oben, wo sie sich so
ganz allein überlassen waren, aus
und verfielen in Sünden aller Art. Sie
verübten bald mancherlei Frevel und
führten ein wahres Leben der Schande. Den Kühen hingen sie silberne
Glocken um den Hals, den Stieren
vergoldeten sie die Hörner, ließen
den Wein fässerweise aus Salzburg
bringen und bewirteten damit lustige Jägerburschen, mit welchen sie
den ganzen Tag über tanzten und
sangen. Das Beten hatten sie längst
vergessen, dagegen taten sie alles,
was sündhaft war: pflasterten den
Weg zu ihren Hütten mit Käslaiben,
füllten die Lücken mit Butter aus,
damit der Teufel mit seinen Brüdern
etwas zu fressen hätte, wenn sie des
Nachts kämen; ein andermal badeten sie sich in Milch oder formten
aus Butter Kugeln, mit welchen sie
sich scherzend bewarfen, mit einem
Worte, Sie würdigten die Gottesgaben auf jede mögliche Weise herab.
Abb. 35: Hochkönig-Plateau mit der Übergossenen Alm
Quelle: Land Salzburg, Fachreferent 7/02, Befliegung Land Salzburg 1997. Das Bild zeigt das verkarstete Hochplateau des Hochkönigs mit dem Plateaugletscher
„Übergossene Alm“ im Vordergrund und im Hintergrund von links nach rechts das Hagengebirge und das Tennengebirge sowie das Dachsteinplateau.
Da kam eines Tages ein Wanderer
auf die Alpe, der vor Müdigkeit und
Erschlaffung kaum noch soviel Kraft
hatte, sich bis zur nächsten Alphütte
zu schleppen und daselbst um Nachtherberge zu flehen. Statt nun des alten Mannes Bitte zu erfüllen, wiesen
sie den Armen mit den Worten ab:
„Der Teufel mag dir Herberge geben,
wir bedürfen keines so ungebetenen
Gastes!“ Nochmals wiederholte jener
sein Flehen, doch vergeblich.
99
die sage von der übergossenen alm
Jetzt war das Maß der Sünde voll,
und den Frevlerinnen hatte das letzte Stündlein geschlagen. Kaum hatte sich der Wanderer entfernt, da
wälzte sich’s von den Teufelshör-
nern her in dunklem, unheimlichem
Gewoge, und ein furchtbarer Sturm
erhob sich, dass den Sünderinnen
angst und bange wurde. Ihre Lippen
versuchten zu beten, aber umsonst.
Gottes Strafgericht brach herein.
Große Schneemassen stürzten vom
Himmel und begruben die Frevlerinnen samt ihren Hütten für ewige
Zeiten.
Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd. 1, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 317f, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 146.
Internet: http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/salzburg/pinzgau/uebergossene_alm.html
Almwirtschaft während der
Bronzezeit
Bereits in der frühen Jungsteinzeit
(etwa 6500 vor Heute) lassen sich
nach Oeggl und Nicolussi (2009, S.
81) erste Siedlungstätigkeiten im
zentralen Alpenraum nachweisen.
Diese frühe Besiedelungsphase er­
reicht nach diesen beiden Autoren
unter überwiegend klimatisch güns­
tigen Bedingungen um 5700 vH ih­
ren Höhepunkt. Danach kommt es
zu einem dramatischen Rückgang,
der im Zusammenhang mit einer Kli­
maverschlechterung zwischen 5700
und 5200 vH gesehen wird (Rot­
moos-II-Schwankung). Der Mensch
dürfte in dieser Zeit also bereits ge­
lernt haben, sich klimatischen Ver­
änderungen anzupassen. So konnte
durch M andl (2009) beispielswei­
se nachgewiesen werden, dass die
bronzezeitliche Almwirtschaft auf
dem Dachsteinplateau trotz einer
um ca. 3700 vH beginnenden Kli­
maverschlechterung aufrechter­
halten und erweitert wurde (vgl.
Abb. 36). Erklärt wird dies dadurch,
dass die Expansion des bronzezeit­
lichen Salzbergbaus vermutlich zu
einer starken Zunahme der Bevöl­
kerung und damit zu einem steigen­
den Nahrungsbedarf führte. Erst
um 3100 vH nahm die Intensität
der Almwirtschaft stark ab und ist
nach 3000 vH nicht mehr nachweis­
bar (M andl 2009, S. 101). Weder in
der Hallstattzeit (2750 bis 2450 vH)
noch in der Kelten-/La-Tène-Zeit
(2450 bis 2015 vH) wurde, trotz kli­
matischer Verbesserung, die Alm­
wirtschaft wieder aufgenommen.
Nach M andl (2009, S. 102) wäre
der aufkommende Salzhandel eine
Erklärungsmöglichkeit dafür.
100
Diese Veränderungen aus der Früh­
zeit sind uns möglicherweise in Form
von Sagen erhalten geblieben. So ist
es nicht unwahrscheinlich, dass die
Sage von der übergossenen Alm
auf dem Hochkönig einen Wahr­
heitskern verbirgt und es auf dem
Hochplateau des Hochkönigs später
aufgegebene Hochalmen gegeben
haben könnte.
Franz Dollinger
Abb. 36: Bewirtschaftete Almen auf dem Dachsteinplateau
Quelle: M
andl 2009, Abb. 1: Zeittafel mit Almwirtschaft am Dachstein und Klimaentwicklung (verein­
facht nach Patzelt 2006, zit. nach Mandl, ebd., S. 98)
„Vulnerability“ im Kontext des Klimawandels
3. „Vulnerability“ im Kontext des Klimawandels – Ein kurzer
Überblick über Konzepte und Ansätze
Das Konzept der „Vulnerability” (zu
Deutsch in etwa Verwundbarkeit
oder Vulnerabilität) hat seinen Ur­
sprung in den Sozialwissenschaften
bzw. in der Geographie. Es wurde
in den 1970er Jahren als eine Ant­
wort auf die rein „Hazard”-orientier­
te Wahrnehmung – also den alleini­
gen Blick auf die Naturgefahr – von
Katastrophenrisiken gesehen. Die
Diskussion entstand aufgrund eines
Umdenkprozesses, welcher den Um­
gang mit Naturgefahren nicht nur
auf reiner Infrastrukturebene bzw.
auf bautechnischer Ebene sah, son­
dern auch die Belastbarkeit der Men­
schen bzw. einer Gesellschaft sowie
die Möglichkeit, negative Auswir­
kungen aufzufangen, mit einbezog.
Da es sich bei dem Konzept um einen
stark interdisziplinären Ansatz han­
delt, gibt es eine Vielzahl von ver­
schiedenen Modellen und Sichtwei­
sen der Vulnerabilität. Diese reichen
von ingenieurwissenschaftlichen bis
hin zu soziologischen Ansätzen. Ver­
einfacht kann man zurzeit zwei un­
terschiedliche Wahrnehmungen un­
terscheiden – jene, die im Kontext
des Klimawandels angesiedelt sind,
und jene im Bereich der „Naturge­
fahren-Risiko”-Bewertung, in dem
auch der Ursprung des Vulnerabili­
tätsansatzes liegt. Häufig werden die
gleichen Begriffe verwendet, aber sie
werden zum Teil sehr unterschiedlich
bis widersprüchlich wahrgenommen.
Eine genaue Betrachtung und Defi­
nition der Begrifflichkeiten ist daher
von besonderer Bedeutung. In der
untenstehenden Abb. 37 ist der An­
satz des Projektes CLISP (im Kontext
des Klimawandels) einem Beispiel
aus der Naturgefahren-Sichtweise
gegenübergestellt. Im Bereich der
Naturgefahren-Schule ist das Risi­
ko (= potenzielles Schadensereignis)
auf Grundlage der Komponenten
der Gefährdung 15 und der Vulnerabilität 16 definiert. In diesem Kontext
ist also das Risiko die Synthese und
Vulnerabilität eine Teilkomponente.
Im Kontext des Klimawandels ist die
Sichtweise eine andere: hier ist die
Vulnerabilität die Synthese.
Der Ansatz im Kontext des Klima­
wandels wurde vorwiegend vom
IPCC geprägt (IPCC 2001) und im
Projekt CLISP angewendet.
Abb. 37: Gegenüberstellung von Begriffen und Konzepten nach der Klimawandel- und der Katastrophenrisiko­
management-Sichtweise
Hier wird die Vulnerabilität als das
Ausmaß verstanden, in welchem ein
System vom Klimawandel betroffen
und außerstande ist, ungünstige Aus­
wirkungen (durch Klimavariabilität
und extreme Ereignisse) zu bewälti­
gen. Die Vulnerabilität ist weiters defi­
niert durch Charakter, Größenordnung
und Rate des Klimawandels, welchen
das System ausgesetzt ist („Exposu-
re”), bzw. werden die Empfindlichkei­
ten einzelner Sektoren („Sensitivity”)
des Systems einerseits und ihre An­
passungsfähigkeit („Adaptive Capacity”) andererseits betrachtet.
15 „Hazards“ – charakterisiert durch Häufigkeit und Intensität, z. B. bei Hochwasser HQ100.
16 Prädisposition von Gebieten oder der Gesellschaft welche von Naturgefahren betroffen sind; setzt sich aus physischen (z. B. Gebäudestruktur), ökonomischen
(z. B. Unterbrechung Verkehrsverbindungen), sozialen (z. B. Altersstruktur), ökologischen, kulturellen oder institutionellen Dimensionen zusammen.
101
„Vulnerability“ im Kontext des Klimawandels
Die „Exposure” ist hier nicht im räum­
lichen Kontext zu sehen (wie im Na­
turgefahren-Kontext; mit z. B. Anzahl
der Gebäude in der HQ-100-Zone),
sondern beschreibt die Elemente des
zu erwartenden Klimawandels (z. B.
Erhöhung der Temperatur, Verringe­
rung des Niederschlags im Sommer,
geringerer Schneefall im Winter …).
Die „Sensitivity” beschreibt demge­
genüber, welche Sektoren von die­
sen Klimaänderungen betroffen sein
könnten (z. B. Wintertourismus bei
geringerem Schneefall). Hier wurde
in CLISP vor allem der Status quo als
Grundlage herangezogen.
Zusammengefasst ergeben die „Exposure” (zukünftige Änderung von
Klimaelementen) und „Sensitivity”
(Empfindlichkeiten von Sektoren) die
möglichen Auswirkungen („Potential Impacts”). Diese können einer­
seits direkt sein (z. B. abnehmende
Schneesicherheit für den Winter­
sport aufgrund geringeren Schnee­
falls), andererseits auch indirekt (z. B.
Verringerung des landwirtschaftli­
chen Ertrages aufgrund der geringe­
ren Verfügbarkeit von Wasser wegen
erhöhter Verdunstung durch steigen­
de Temperaturen). Diese möglichen
Auswirkungen wurden im Rahmen
des von der EURAC (Institut für An­
gewandte Fernerkundung der Euro­
päischen Akademie Bozen) entwi­
ckelten Bewertungsschemas je nach
Möglichkeit quantitativ und qualita­
tiv bewertet.
102
Eine zweite wichtige Komponente der
Vulnerabilität – neben den „Potential Impacts” – stellt die Anpassungs­
fähigkeit („Adaptive Capacity”) des
Systems dar (siehe Abb. 37). Darun­
ter wird die Fähigkeit eines Systems
verstanden, sich dem Klimawandel
anzupassen, eventuelle Schäden aus­
zugleichen, die langfristigen Folgen
zu bewältigen oder auch mögliche
Vorteile, die der Klimawandel mit sich
bringt, zu erkennen. Im Projekt CLISP
wurde diesbezüglich der gegenwär­
tige Stand untersucht, da Progno­
sen rein spekulativ wären. Es wurden
vorwiegend generische Aspekte, wie
der politische, institutionelle, rechtli­
che und finanzielle Rahmen, bewertet
und gefragt, inwiefern Anpassungs­
maßnahmen (z. B. Anpassungsstra­
tegien) vorhanden sind (bzw. deren
Effektivität bewertet).
dieses Thema u. a. in einem Sonder­
bericht des IPCC (Managing the Risks
of Extreme Events and Disasters to
Advance Climate Change Adaptation
– SREX, http://www.ipcc-wg2.gov/
AR5/extremes-sr/) behandelt, wel­
cher im November 2011 vorliegen
sollte und eine weitere Harmonisie­
rung der Konzepte erhoffen lässt.
Die genannten Komponenten („Adaptive Capacity” und „Potential
Impact” mit „Sensitivity” plus „Exposure”) fließen gemeinsam in die
Bewertung der Vulnerabilität ein. Der
im Projekt CLISP von der EURAC ge­
wählte Bewertungs­ansatz, erlaubt eine
rein qualitative Aussage über die Vul­
nerabilität. Dieser sind einzelne quanti­
tative und qualitative Bewertungen der
Teilkomponenten zugeordnet.
Aufgrund der Vielfalt und zum Teil
Widersprüchlichkeit der Begriffe ist
es besonders wichtig, beide Aspekte
des Begriffs Vulnerabilität zu verste­
hen. Eine weitere Herausforderung
liegt darin begründet, die Thematik
(egal ob Klimawandel oder Naturge­
fahren) als horizontal über verschie­
dene Zuständigkeitsbereiche verteilt
zu sehen (z. B. Raumplanung, Kli­
maschutz, Katastrophenvorsorge,
Hydrologie etc.). Deshalb ist es not­
wendig, unter den Beteiligten eine
gemeinsame Sprache und Strategie
zu entwickeln.
Die bereits genannten unterschied­
lichen Sichtweisen und eine mögli­
che Harmonisierung von Ansätzen
sind momentan ein notwendiger
Forschungsgegenstand. Aktuell wird
Ziel eines jeden „Vulnerability-Assessments” sollte sein, Handlungspoten­
ziale und Defizite aufzuzeigen, die es
Entscheidungsträgern erlauben sollen,
geeignete Maßnahmen zu definieren
und setzen zu können. Ein weiteres
Ziel ist die Verringerung der möglichen
Auswirkungen des Klimawandels (oder
auch von Naturgefahren) und die Be­
reitstellung von greifbaren und ver­
ständlichen Informationen in einem
komplexen Handlungsfeld.
Stefan Kienberger
Naturgefahren; global und im Land Salzburg
4. Naturgefahren; global und im Land Salzburg
Global gesehen sind die letzten drei
Jahrzehnte durch eine Zunahme an
Schäden durch Naturkatastrophen
gekennzeichnet. Seit 1980 steigt
die Anzahl der Naturkatastrophen
(vgl. Abb. 38), wobei insbesondere
die Zunahme von meteorologischen
und hydrologischen Ereignissen auf­
fällt, also von jenen, bei denen eine
Verbindung mit einer wärmeren At­
mosphäre physikalisch zu erklären ist
(Löw & Wirtz 2011, S. 44). Regio­
nal gesehen sind die Hochwasserer­
eignisse der Jahre 2002 und 2005,
der Hitzesommer im Jahr 2003, die
Schneemassen des Winters 2005/06,
die Winter-Orkane der Jahre 2007
und 2008 sowie der Föhn-Orkan im
November 2002 noch in guter Erin­
nerung. Ob jedoch damit schon ei­
ne Verbindung mit dem Klimawan­
del hergestellt werden kann, ist nach
derzeitigem Stand des Wissens noch
unsicher. Vielmehr scheint die Aus­
dehnung der Siedlungsflächen dafür
primäre Ursache zu sein (vgl. Skolaut
2010, S. 101f).
Abb. 38: Anzahl der Naturkatastrophen 1980–2010
Quelle: L öw & Wirtz 2011, S. 44. Die Abbildung stellt Daten aus der Datenbank NatCatSERVICE der Münchner Rückversicherung dar, in die alle Elementarereig­
nisse einfließen, die einen Sach- oder Personenschaden verursacht haben.
Nach Skolaut (2010, S. 101) ist der so­
wohl bei Wildbächen als auch bei Lawi­
nen feststellbare Trend zur Zunahme von
Ereignissen in der stetigen Ausdehnung
des besiedelten Raumes begründet. Als
Belege dafür werden die vergleichba­
ren Auswirkungen der Hochwasser von
1899 und 2002 in Thalgau herangezo­
gen: Obwohl das Ereignis von 2002 mit
einer Niederschlagsmenge von 119,5
mm bei der Station Eugendorf nicht das
Ausmaß des Ereignisses von 1899 (168
mm) erreichte, waren die Schäden in et­
wa gleich groß (ebd.).
Für das Land Salzburg sind folgende
Naturgefahren von wesentlicher Be­
deutung:
Wildbachereignissen, Vermurun­
gen und Rutschungen;
■■ winterliche
■■ großflächige Hochwasserereignisse
nach sommerlichen mehrtägigen
Dauerregen (Genua-Tiefdruckge­
biete), wie beim Hochwasserer­
eignis von 2002;
■■ kleinflächige
Hochwasserereignis­
se nach Wärmegewittern mit Ha­
gelschlag, Starkregen und loka­
len Überflutungen, begleitet von
Staublawinen und
spätwinterliche Nassschneelawi­
nen (Grundlawinen) sowie auch
Eislawinen;
■■ geogene
Massenbewegungen
(Rutschungen nach Hangkriechen
und Talzuschüben, Steinschläge,
Fels- und Bergstürze).
Franz Dollinger
103
Naturgefahren; global und im Land Salzburg
Abb. 39: Zerstörung der Pinzgauer Lokalbahntrasse während des Hochwasserereignisses 2005
Quelle: Amt der Salzburger Landesregierung, Fachabteilung Wasserwirtschaft.
Abb. 40: Wildbachereignisse im Land Salzburg – dargestellt nach Prozesstyp und Intensität
Quelle: Skolaut 2010, S. 254; nach INTERPRAEVENT 2009
104
Der Naturgefahrenkataster aus dem Projekt DIS-ALP
5. Der Naturgefahrenkataster aus dem Projekt DIS-ALP
Das Land Salzburg beteiligte sich mit
dem Prototyp eines Naturereignis­
katasters am EU-Alpenraumprojekt
DIS-ALP (Disaster Information Sys­
tem of Alpine Regions, 2003–2006).
Diese Datensammlung bietet eine
räumliche Übersicht über historische
und aktuelle Naturschadensereignis­
se. Sie wurde vom Salzburger Institut
für Raumordnung und Wohnen SIR
erstellt und in CLISP weiterverfolgt,
da sie sich u. a. bestens als Hilfsmit­
tel bei der „Risikokommunikation“
eignet, einem zentralen Thema von
CLISP.
Im Rahmen von CLISP konnten wei­
terführende Schadensdaten erhoben
und die organisatorisch-technische
Integration der Daten in der Salzbur­
ger Landesverwaltung vorangetrie­
ben werden. Die Salzburger Ereignis­
daten wurden dazu in das neuartige
Ereigniskataster-Modul des bundes­
länderübergreifend eingesetzten,
bestens etablierten WIS – Wasser­
informationssystems (Salzburg)
überführt. Dadurch sind selbstver­
ständlich auch die räumliche Suche
und die Anzeige von ausgewählten
Inhalten im Geographischen Infor­
mationssystem des Landes SAGIS
gewährleistet.
Abb. 41: Hochwasserfotos und geologische Phänomene im Naturereigniskataster
Quelle: W. Riedler, SIR
Im Zuge der aktuellen Arbeiten wur­
den aus rund 4.000 DIS-ALP-doku­
mentierten Hochwasserfotos 300
Hochwasserereignisse seit Ende des
19. Jahrhunderts rekonstruiert. Die
Hochwasserereignisse sind mit den
4.000 digitalen Fotos verknüpft, die
nun in der ebenfalls neuen zentralen
Bild-Datenbank des Landes Salzburg
105
Der Naturgefahrenkataster aus dem Projekt DIS-ALP
gespeichert sind. Zusätzlich wurden
die genauen Informationen zu je­
dem Foto auch in diese Bild-Daten­
bank übertragen (z. B. Fluss, Gemein­
de, Ort, Autor, Koordinate). Weiters
konnten zahlreiche neue geologische
Schadensereignisse seit 2005 einge­
tragen werden. Damit enthält der Na­
turereigniskataster im WIS nun auch
Kurzbeschreibungen von mehr als 600
Abb. 42: Der Naturereigniskataster im WIS – Wasserinformationssystem Salzburg
Quelle: Land Salzburg, Fachabteilung Wasserwirtschaft
106
Naturschadensereignissen aus dem
Aktenarchiv des Geologischen Lan­
desdienstes der letzten 30 Jahre.
Walter Riedler
Gletscher und Permafrost als Indikatoren
6. Gletscher und Permafrost als Indikatoren des Klimawandels
Slupetzky & Hasslacher (2005, S. 5)
bezeichnen die Gletscher als „Senso­
ren des Klimawandels“. Damit tref­
fen sie den Nagel auf den Kopf. Für
uns Menschen sind die kurzfristigen
Schwankungen des Wettergesche­
hens so prägend, dass wir die lang­
fristigen Trends der Klimaentwick­
lung nur indirekt durch Messungen
bzw. durch andere natürliche Indika­
toren erschließen können. Das Pro­
blem bei der Klimaentwicklung liegt
nun darin, dass sich die natürlichen
Schwankungen überlagern und da­
durch beispielsweise trotz Erwär­
mung kalte und schneereiche Winter,
wie jener von 2005/06, vorkommen
können, der allgemeine Trend sich
daher erst bei der statistischen Ana­
lyse im Nachhinein erkennen lässt.
Wegen dieser Ausreißer sind ande­
re Indikatoren zur Beschreibung des
Klimawandels besser geeignet, wie
z. B. die Verschiebung von Blüte- und
Brutzeiten oder auch die Vorstoßund Rückzugsphasen der Gletscher.
Mit Beginn der weltweit verfüg­
baren Instrumentenmessungen ab
1860 stehen uns exaktere Daten zur
Verfügung, mittels deren globalem
Mittelwert wir daher einen exakten
Vergleich zur klimatologischen Refe­
renzperiode durchführen können.
Die Abb. 34 zeigt die Entwicklung der
Temperaturabweichung vom Mittel­
wert in der meteorologischen Refe­
renzperiode 1961–1990. Darin ist die
Erwärmungsphase bis in die frühen
vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts
deutlich zu erkennen, und auch die
anschließende Abkühlungsperiode
bis etwa Ende der siebziger Jahre. In
dieser Zeit begannen viele kleine und
mittlere Alpengletscher wieder vor­
zustoßen, größere stabilisierten sich
zumindest in der Massenbilanz. Gro­
ße Talgletscher, wie z. B. die Paster­
ze (Abb. 44), reagieren nur sehr träge
auf Klimaschwankungen und waren
daher auch in dieser Abkühlungspha­
se auf dem Rückzug. Mittlere und
kleine Hang- und Kargletscher jedoch
reagierten auch auf diese kurze Ab­
kühlungsphase des 20. Jahrhunderts,
und im Vorfeld dieser Gletscher ist
diese Vorstoßphase durch die Moräne
von 1980 markiert (Slupetzky 2005, S.
51). Diese Erholungsphase für die al­
pinen Gletscher war jedoch nur von
kurzer Dauer. Ab Mitte der achtziger
Jahre beschleunigte sich der Rückzug
der alpinen Gletscher wieder und hält
bis heute unvermindert an (vgl. die
jährlichen Gletscherberichte des ÖAV,
letztmals Fischer 2011). Man geht
heute davon aus, dass es eine anth­
ropogene Ursache für diese kurzfris­
tige Stabilisierung der Gletscher gab:
die Verschmutzung der Atmosphäre
durch Emissionen von Industrie und
Kraftwerken, die in der Folge als „Glo­
bal Dimming“ bezeichnet wurde.17
Die Umweltschutz-Bemühungen ab
den achtziger Jahren führten zu ei­
ner saubereren Atmosphäre und da­
mit wieder zu einer Verstärkung der
Erwärmung. Seitdem kam es zu ei­
ner Beschleunigung des Rückzugs
der alpinen Gletscher, insbesondere
die letzten 20 Jahre veränderten das
Landschaftsbild in der nivalen Stufe
der Alpen entscheidend. Vor allem
das Entstehen neuer und größerer
Seen innerhalb der jungen Moränen
bildet, gemeinsam mit dem Auftauen
des Permafrostes, ein neues Gefah­
renpotenzial für den Siedlungsraum.
Als Permafrostboden versteht man
einen dauerhaft gefrorenen Unter­
boden, bei dem das Bodeneis unter­
halb der Erdoberfläche liegt (McKnigth & Hess 2009, S. 347). Dabei
handelt es sich um eine Erscheinung,
die oft von anderen Periglazialer­
scheinungen begleitet wird, wie z. B.
Frostmusterböden, Solifluktionser­
scheinungen (z. B. Fließzungen der
gebundenen Solifluktion), aber auch
Blockgletschern. Durch das Auftauen
von Permafrostböden können ganze
Hänge instabil werden und zu einer
Gefährdung für den Siedlungsraum
werden (vgl. Abb. 45 und 46). Eine
Modellierung der Permafrostgebiete
in Österreich erfolgte durch Ebohon
& Schrott (2008).
Franz Dollinger
17 Vgl. Wikipedia 2011a. Nach S. Kroonenberg (2008, S. 132) wäre eine andere Erklärung der „Gleisberg-Zyklus“ (sic!) der Sonnenfleckenaktivität, der sehr präzise
eine Abkühlung zwischen 1945 und 1975 voraussagt. Allerdings ist der Gleißberg-Zyklus (benannt nach Wolfgang Gleißberg) umstritten, vgl. Wikipedia 2011b.
107
Gletscher und Permafrost als Indikatoren
Abb. 43: Hundert Jahre Obersulzbachkees: Vergleich der Jahre 1910, 1982, 1994, 2010
Quelle oben links: Fotosammlung H. Slupetzky;
Quelle oben rechts und Foto rechts: F. Dollinger
1982 und 1994; das rechte obere Bild zeigt das
Obersulzbachkees im Jahre 1910, der Gletscher­
bruch „Türkische Zeltstadt“ passt noch zu sei­
nem Namen. Noch im Jahr 1982 reichte die Glet­
scherzunge bis zur Mitte der Felsstufe (Bild oben
rechts), im Jahr 1994 hatte sich die Gletscher­
zunge des Obersulzbachkeeses bereits hinter die
Felsstufe zurückgezogen (Bild rechts). Das linke
obere Bild entstand exakt 100 Jahre vor dem Bild
unten links und dokumentiert eindrucksvoll den
Gletscherrückgang in dieser Zeitspanne.
Quelle: H. Wiesenegger, Land Salzburg, Abteilung
Wasserwirtschaft 2010; das Bild links zeigt das
Entstehen eines Gletscherrandsees nach Ab­
schmelzen der Gletscherzunge oberhalb der Fels­
stufe mit dem Namen „Türkische Zeltstadt“. Der
Name erinnert nun an den gewaltigen Eisbruch,
der an der Stelle der heutigen Felsstufe vorhan­
den gewesen war. Nach Slupetzky (2011) sollte
dieser See als „Obersulzbachsee“ bezeichnet
werden. Dieser hat nach Messungen des hyd­
rographischen Dienstes eine maximale Tiefe von
42 Metern, in den nunmehr die Gletscherzunge
des Obersulzbachkeeses kalbt. Das Obersulz­
bachkees ist mittlerweile in fünf bis sechs Einzel­
gletscher zerfallen (ebd.)
108
Gletscher und Permafrost als Indikatoren
Abb. 44: Die Gletscherzunge des Pasterzengletschers im Jahr 1980 und 2005
Quelle: F. Dollinger, Juni 1980 und Mai 2005. Im Jahr 1980 stießen viele Alpengletscher wieder vor, größere Gletscher wie die Pasterze waren auch damals auf dem
Rückzug, jedoch zeigte die Gletscherzunge damals noch keine Zerfallserscheinungen, die Zunge erhält noch ausreichend Eisnachschub aus dem Nährgebiet.
Nur 25 Jahre später ist auf dem Bild eine rasch zerfallende Gletscherzunge zu erkennen, beim Hufeisenbruch (Gletscherbruch in der Bildmitte) sind schon die
ersten Felsinseln freigelegt. Offensichtlich reicht der Eisnachschub aus dem Nährgebiet nicht mehr aus, um die Gletscherzunge zu stabilisieren.
109
Gletscher und Permafrost als Indikatoren
Karte 18: Permafrostvorkommen in der Modellregion
110
Gletscher und Permafrost als Indikatoren
Abb. 45: Der Talschluss Hintermoos im Hollersbachtal mit Permafrosterscheinungen
Quelle: F. Dollinger, August 2000. Das eisfreie Hängetal Vorder- und Hintermoos im Bereich des Talschlusses des Hollersbachtales beherbergt eine Vielzahl an
Permafrosterscheinungen, die in der Übersicht gut zu erkennen sind: ein Blockgletscher (Tauernfleck) und Solifluktionsloben auf der Hangschulter.
Abb. 46 ist ein mit einem 200-mm-Teleskop gezoomter Bildausschnitt aus Abb. 45.
Abb. 46: Der Tauernfleck – ein inaktiver Blockgletscher
Quelle: F. Dollinger, August 2000; Der Tauernfleck-Blockgletscher im Hollersbachtal wird nach Untersuchungen (Formenausstattung, Bewuchs und gemessene
Wassertemperaturen) von Lieb & Slupetzky (1993) bereits damals als inaktiv eingestuft. Seine Gesamtfläche beträgt etwa 0,15 km², der untere Rand der
Stirn liegt bei 2.360 m (ebd., S. 138).
111
histalp – 250 Jahre instrumentelles Klima
7. HISTALP – 250 Jahre instrumentelles Klima
im Großraum Alpen
Das Projekt HISTALP (http://www.
zamg.ac.at/histalp/) hat sich zum
Ziel gesetzt, eine geeignete Klima­
datenbasis für den Großraum der
Alpen zu schaffen. Damit soll eine
bessere Abschätzung und Quantifi­
zierung des regionalen Klimawandels
ermöglicht werden. Dafür ist eine so­
lide, möglichst lange zurückblickende
und hochaufgelöste Datenbasis eine
wichtige und ideale Voraussetzung.
Die HISTALP-Datenbank wurde an
der Zentralanstalt für Meteorolo­
gie und Geodynamik (ZAMG) auf­
gebaut und hat ihre Ursprünge be­
reits in den 1990er Jahren. Seit 2009
sind die Datensätze online über eine
Webseite verfügbar. Diese umfassen
monatliche, homogenisierte Stati­
onszeitreihen und gerasterte Felder
der Lufttemperatur, des Luftdrucks,
des Niederschlags, der Bewölkung
und der Sonnenscheindauer für den
Alpenraum (Böhm et al. 2009).
doch für viele Anwendungen erst
den Anfang darstellen. Im Rahmen
von HISTALP wurden deshalb um­
fassende Qualitätsanalysen durch­
geführt (vgl. Auer et al. 2007). Diese
beinhalten neben der Identifikation
und der Korrektur von Ausreißern
(Messfehler) insbesondere die Ho­
mogenisierung der Zeitreihen. Da­
bei wird mit Hilfe von statistischen
Methoden versucht, Abweichungen
aus den Zeitreihen zu filtern, die nur
aufgrund von Veränderungen an der
Station (andere Messgeräte, Beob­
achtungszeiten etc.) oder der Um­
gebung (Verstädterung) entstanden
sind, aber nicht durch das Klima ver­
ursacht wurden. Im Anschluss daran
wurde versucht, bestehende Daten­
lücken grenzübergreifend zu schlie­
ßen. Erst dadurch konnten die flä­
chenhaften Datensätze modelliert
und in der Folge für die verschiede­
nen Nutzer bereitgestellt werden.
Neben dem Aufbau und der Etab­
lierung einer Datenbank beruht der
Erfolg von HISTALP auf der freiwil­
ligen – bislang nicht institutionellen
– Zusammenarbeit von mehr als 20
Datenerzeugern (nationale Wetter­
dienste und regionale Datenzent­
ren), welche einen Austausch und
das Sammeln der verschiedenen Da­
tenbestände erst ermöglichte. Dabei
wurde versucht, ein möglichst dich­
tes, weit zurückreichendes Stations­
netz zu etablieren. Als Beispiel sei die
Zeitreihe in Kremsmünster genannt:
Sie geht bis 1760 zurück und gilt als
längste durchgehende, stationäre
Wetteraufzeichnung in Europa. Für
Klima- und KlimafolgenforscherIn­
nen besteht die Möglichkeit, raster­
basierte Datensätze verschiedener
räumlicher Auflösung zu verwenden,
ohne die mehr als 20 Datenerzeuger
einzeln kontaktieren zu müssen.
Detaillierte Untersuchungen der ein­
zelnen Stationsreihen zeigten, abhän­
gig von der betrachteten Klimagröße,
ganz unterschiedliche Trends. Um ei­
ne weitere Verwendung zu vereinfa­
chen, wurden ähnliche Stationen zu
Regionen zusammengefasst (siehe
Abb. 47).
Die alleinige Sammlung und Bereit­
stellung der Datensätze würde je­
112
Auswertungen der HISTALP-Daten
ergaben die folgenden Ergebnisse.
Die Erwärmung der Lufttemperatur
betrug im Alpenraum seit dem 19.
Jahrhundert rund + 2° Celsius und ist
somit doppelt so hoch wie im globa­
len Mittel mit rund +1° Celsius. Diese
Erwärmung hat sich gleich stark in al­
len Höhenregionen durchgesetzt (al­
so keine Unterschiede zwischen Talund Gipfelregionen) bzw. ebenso
gleich stark zwischen Vorland- bzw.
Gebirgsregionen. Diese Erwärmung
erfolgte aber nicht stetig; sie war von
verschiedenen kühleren (z. B. strenge
Winter in den 1890er Jahren; küh­
le Sommer 1910er Jahre) und mil­
den (z. B. Winter 1910er Jahre) Pe­
rioden charakterisiert. Seit ca. 1950
waren die Sommer besonders heiß,
und es gab wenig auffällige Winter.
Insbesondere liefen beide Jahreszei­
ten nicht synchron, was zur beson­
ders starken Erhöhung der Jahresmit­
teltemperatur führt. Darin liegt auch
eine Ursache, warum sich der Alpen­
raum besonders stark erwärmt hat.
Eine Begründung liegt darin, dass
sich der subtropische Hochdruck­
gürtel in den letzten Jahrzehnten
verstärkt nach Norden verlagert hat,
was zu einem Mehr an Schönwetter
in den Alpen führte (Böhm 2009).
histalp – 250 Jahre instrumentelles Klima
Abb. 47: Untersuchungsgebiet von HISTALP mit der „Greater Alpine Area“ (GAR) und den Stationsdaten
Quelle: Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), http://www.zamg.ac.at/histalp/content/view/21/1/index.html. Zur Charakterisierung der
Stationen wurden diese in die vier Regionen (zusätzlich Gipfelstationen) aufgeteilt („Coarse Resolution Subregions“ – CRS).
Im Gegensatz zur Lufttemperatur
zeigt die Niederschlagsentwicklung
unterschiedliche Muster in den Regi­
onen auf. Hier zeigt sich vor allem in
der Region Nordwesten ein Nieder­
schlagsanstieg, welcher im Gegen­
satz zu einer Niederschlagsabnahme
im Südosten steht. Dies wird insbe­
sondere auf die Trennungslinie der
Alpen in der Westwindzone zurück­
geführt. Der Südwesten ist eben­
falls von einem eher leichten Nie­
derschlagsanstieg charakterisiert.
Im kontinentaleren Nordosten ist
keine Änderung festzustellen. Eben­
so weist die Region Nordost im Ver­
gleich zu den übrigen Regionen die
geringsten Pendelungen und Trends
für das Sommer- und Winterhalb­jahr
auf (Böhm 2009).
Für eine vereinfachte Beschreibung
der Sachverhalte sei auf die Publika­
tion von Böhm (2009) verwiesen.
Die Produkte von HISTALP umfas­
sen:
■■ CRSMs
(Coarse Resolution Sub­
regional Means): regionale Mit­
tel für die Elemente Niederschlag,
Sonnenscheindauer, Lufttempera­
tur, relative Feuchte, Dampfdruck,
Bewölkung und Luftdruck;
■■ Grid-1-mode-Daten:
mit einer
räumlichen Auflösung von einem
Grad für die Elemente Lufttempe­
ratur, Niederschlag und Luftdruck;
mung der Eigentümer weitergege­
ben werden).
Zukünftig ist angepeilt, neben den
Monatsmittelwerten auch Tageswer­
te bzw. Tagesgänge bereitzustellen.
HISTALP wurde 2006 mit dem Kli­
maschutzpreis der Österreichischen
Hagelversicherung ausgezeichnet.
Stefan Kienberger
und Markus Ungersböck
■■ einen
räumlich hoch aufgelösten
Niederschlagsdatensatz mit 1/6
Grad Auflösung wurde in enger
Zusammen­arbeit mit der Clima­
tic Research Unit der University of
East Anglia geschaffen. Er besteht
aus 2.448 monatlichen, absoluten
Niederschlagsfeldern, beginnend
mit 1800;
■■ homogenisierte
Stationsdaten (die
zugrunde liegenden Originaldaten
können aufgrund der Wahrung
von Datenrechten nur mit Zustim­
113
IPPC-Szenarien
8. Die IPPC-Szenarien
Um zukünftige Auswirkungen von
möglichen Klimaänderungen ab­
schätzen zu können, wird meist ein
vorausschauender Zeitrahmen von
100 Jahren angewandt. Da der Aus­
stoß von Emissionen von sozialen,
politischen und ökonomischen Ent­
wicklungen abhängt, ist eine spezifi­
sche Prognose schwierig. Aus diesem
Grund hat das IPCC Szenarien entwi­
ckelt, welche unterschiedliche Mög­
lichkeiten der zukünftigen, globalen
Entwicklung berücksichtigen. Erste
Szenarien wurden vom IPCC 1992
(Leggett et al. 1992) veröffentlicht
und sind unter der Bezeichnung IS92
bekannt; sie wurden im Weiteren
überarbeitet und aktualisiert. Die­
se „neueren” Szenarien wurden im
„Special Report on Emissions Scena­
rios” (SRES) vom IPCC im Jahre 2000
(IPCC 2000) veröffentlicht und glie­
dern sich in vier Hauptgruppen (A1,
B1, A2, B2). Diese vier Hauptgruppen
(siehe Abb. 44) unterscheiden eine
stark ökonomisch orientierte versus
eine umweltorientierte Entwicklung
bzw. eine globalisierte (homoge­
ne Welt) versus eine regionalisierte
Entwicklung (heterogene Welt). Die
unterschiedlichen Antriebskräfte be­
rücksichtigen Veränderungen in der
Bevölkerung, Ökonomie, Technolo­
gie, Energie und Landwirtschaft.
Abb. 48: Darstellung der IPCC-Szenario-Familien
Quelle: http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Klimaszenarien#cite_note-SRES-Kap4-Scenarios-0; modifiziert nach IPCC 2000
Die Emissionsszenarien wurden auf
Deutsch vom IPCC wie folgt definiert
(IPCC 2007):
„A1. Die A1-Modellgeschichte bzw.
-Szenarien-Familie beschreibt eine
zukünftige Welt mit sehr raschem
Wirt­schaftswachstum, einer Mitte
des 21. Jahrhunderts kulminierenden und danach rückläufigen Weltbevölkerung, und rascher Einführung
114
neuer und effizienterer Technologien. Wichtige grundlegende Themen
sind Annäherung von Regionen,
Entwicklung von Handlungskompetenz sowie zunehmende kulturelle
und soziale Interaktion bei gleichzeitiger substantieller Verringerung
regionaler Unterschiede der ProKopf-Einkommen. Die A1-Szenarien-Familie teilt sich in drei Gruppen
auf, die unterschiedliche Ausrich-
tungen technologischer Änderungen im Energiesystem beschreiben.
Die drei A1-Gruppen unterscheiden sich in ihrer technologischen
Haupt ­s toßrichtung: fossil-intensiv
(A1FI), nichtfossile Energiequellen
(A1T) oder eine ausgewogene Nutzung aller Quellen (A1B) (wobei ausgewogene Nutzung definiert ist als
eine nicht allzu große Abhängigkeit
von einer bestimmten Energiequelle
IPPC-Szenarien
und durch die Annahme eines ähnlichen Verbesserungspotentials für
alle Energieversorgungs- und -verbrauchstechnologien).
A2. Die A2-Modellgeschichte bzw.
-Szenarien-Familie beschreibt eine
sehr heterogene Welt. Das Grundthema ist Autarkie und Bewahrung lokaler Identitäten. Regionale
Fruchtbarkeitsmuster konvergieren
nur sehr langsam, was eine stetig
zunehmende Bevölkerung zur Folge
hat. Die wirtschaftliche Entwicklung
ist vorwiegend regional orientiert
und das Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum und technologische Veränderungen sind bruchstückhafter
und langsamer als in anderen Modellgeschichten.
B1. Die B1-Modellgeschichte bzw.
-Szenarien-Familie beschreibt eine sich näher kommende Welt, mit
der gleichen, Mitte des 21. Jahrhunderts kulminierenden und danach
rückläufigen Weltbevölkerung wie
in der A1-Modellgeschichte, jedoch
mit raschen Änderungen der wirt-
schaftlichen Strukturen in Richtung
einer Dienstleistungs- und Informationswirtschaft, bei gleichzeitigem
Rückgang des Materialverbrauchs
und Einführung von sauberen und
ressourcen-effizienten Technologien. Das Schwergewicht liegt auf globalen Lösungen für eine wirtschaftliche, soziale und umweltgerechte
Nachhaltigkeit, einschließlich erhöhter sozialer Gerechtigkeit, aber ohne
zusätzliche Klimainitiativen.
B2. Die B2-Modellgeschichte bzw.
-Szenarien-Familie beschreibt eine
Welt mit Schwerpunkt auf lokalen
Lösungen für eine wirtschaftliche, soziale und umweltgerechte Nachhaltigkeit. Es ist eine Welt mit einer stetig,
jedoch langsamer als in A2 ansteigenden Weltbevölkerung, wirtschaftlicher
Entwicklung auf mittlerem Niveau und
weniger raschem, dafür vielfältigerem
technologischem Fortschritt als in den
B1- und A1-Modellgeschichten. Obwohl das Szenario auch auf Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit ausgerichtet ist, liegt der Schwerpunkt auf
der lokalen und regionalen Ebene.“
(IPCC 2007, S. 18, kursive Hervorhebung: F. D.)
Für jede der sechs Szenarien-Grup­
pen A1B, A1FI, A1T, A2, B1 und B2
wurde ein illustratives Szenario ge­
wählt. Alle sollten als gleich stichhal­
tig betrachtet werden.
Die SRES-Szenarien beinhalten keine
zusätzlichen Klimainitiativen, d. h.
es sind keine Szenarien berücksich­
tigt, die ausdrücklich eine Umset­
zung des Rahmenübereinkommens
der Vereinten Nationen über Kli­
maänderungen (UNFCCC) oder der
Emissionszielsetzungen des KyotoProtokolls annehmen.
Stefan Kienberger
115
Abrupte Klimaänderungen
9. Abrupte Klimaänderungen während der letzten Eiszeit und
die Ausbreitung des Homo sapiens
Als Ursache für die sogenannten
„Kleine Eiszeit“ zwischen 1400 und
1850 wird eine verringerte Sonnen­
einstrahlung im sogenannten Maun­
derminimum 18 in Verbindung mit
einer gesteigerten vulkanischen Ak­
tivität angenommen. Dabei handelt
es sich um ein periodisches Ereignis
mit einer Periodizität von 1.470 Jah­
ren, das auch als Dansgaard-Oesch­
ger-Zyklus bezeichnet wird und das
in den Schichten des Grönlandeises
nachgewiesen wurde (Kroonenberg
2008, S. 125).19 Mit dem Dansg­
aard-Oeschger-Zyklus stehen nach
S. R ahmstorf (2005, S. 71ff) die so­
genannten Dansgaard-OeschgerEvents in Verbindung, bei denen es
sich um abrupte Klimaänderungen
während der Würm-Kaltzeit han­
delt: Binnen weniger Jahre erhöh­
te sich die Temperatur in Grönland
um 8 bis 10° Celsius und kehrte erst
nach Jahrhunderten wieder zum nor­
malen kalten Niveau der Würm-Kalt­
zeit zurück. Durch Modellversuche
wurde nachgewiesen, dass von den
drei möglichen Strömungszuständen
im Atlantik während einer Kaltphase
nur jene stabil ist, bei der warmes At­
lantikwasser nur bis in mittlere Brei­
ten strömt. Hingegen sind während
der Warmphasen die beiden ande­
ren Strömungszustände stabil, und
zwar jener, der dem heutigen Zu­
stand entspricht, und die Situation
eines völligen Abrisses der Strömung
im Atlantik (der Zustand bei einem
sogenannten Heinrich-Ereignis).
Abb. 49: Die Klimageschichte der späten Würm-Eiszeit und des Holozäns nach Rekonstruktionen aus Eisbohrungen in
Grönland
Quelle: R
ahmstorf 2005, S. 70; das Bild zeigt die Rekonstruktion der Temperatur der letzten 50.000 Jahre auf Basis von Messungen des Sauerstoffisotops 18 im Eis.
Die stabile Warmphase der letzten 10.000 Jahre ist das Holozän, die instabile Kaltphase davor ist die zweite Hälfte der Würm-Eiszeit. 13 Daansgard-Oesch­
ger-Events sind rot markiert und nummeriert. Die vertikalen Linien haben einen Abstand von 1.470 Jahren, die meisten DO-Events fallen in die Nähe einer
solchen Linie. Für den Zyklus von 1.470 Jahren ist derzeit kein Auslöser bekannt, es könnte sich allerdings um eine Überlagerung mehrerer Zyklen handeln,
da 1.470 das kleinste gemeinsame Vielfache zwischen Gleißberg- und De-Vries-Zyklus ist (Rahmstorf 2005, S. 74). Beide Zyklen sind kurz- bis mittelfristige
Schwankungen der Sonnenaktivität, wobei der Gleißbergzyklus eine Periodizität von 87 Jahren und der De-Vries-Zyklus eine solche von 210 Jahren hat (vgl.
Dollinger 2010, S. 12).
Während es sich bei den DansgaardOeschger-Ereignissen um periodi­
sche Ereignisse handelt, sind die nach
dem amerikanischen Marinegeolo­
gen Hartmut Heinrich benannten
Heinrich-Ereignisse unregelmäßiger
Art und hängen nach gängiger Lehr­
meinung mit Ausbrüchen riesiger
Schmelzwasserseen bei Abschmelzen
des nordamerikanischen Eisschildes
zusammen. Dabei strömt das süße
Schmelzwasser in den Nordatlantik
und führt zum Zusammenbruch der
thermohalinen Zirkulation. Jedenfalls
wird ein derartiges Ereignis für die
Zeit der Jüngeren Dryas angenom­
men (12.500 BP), und auch beim so­
genannten 8K-Event (vgl. Abb. 49)
dürfte ein letztes derartiges Ereignis
die Ursache sein. Dieser letzte Käl­
terückfall im frühen Postglazial ca.
8.000 Jahre vor Heute führte zu ei­
nem bedeutenden Gletschervorstoß,
der möglicherweise mit einem deut­
18 Minimum an Sonnenflecken, mit dem eine verringerte Strahlungsintensität einhergeht, vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kleine_Eiszeit.
19 S. Kroonenberg (ebd.) beschreibt den Zyklus allerdings mit einer Periodizität von 1.480 Jahren.
116
Abrupte Klimaänderungen
lichen postglazialen Gletscherhoch­
stand korrespondiert, den Kerschner
(2009, S. 14) aufgrund absoluter Da­
tierungen von Ivy-Ochs et al. (2006)
mit dem früher zum Spätglazial ge­
zählten Kromer-Stand in Verbindung
bringt.
Für die Verbreitung des Menschen war
die Phase der Würm-Eiszeit von großer
Bedeutung. Der Homo sapiens ver­
breitete sich während dieser von Afri­
ka kommend über die gesamte Erde,
vorerst in Konkurrenz mit dem Homo
neanderthalensis, der sich in Europa
ca. 300.000 Jahre vH aus dem Homo
heidelbergensis als eine an die Eiszeit
angepasste, nördliche Form des Men­
schen herausbildete 20 (vgl. Hoffecker
2009, S. 113). Etwa zum Beginn der
Würm-Eiszeit wanderte der Homo sa­
piens über den Nahen Osten nach Eu­
ropa, wo er vor etwa 40.000 Jahren
Westeuropa erreichte. Etwa zu dieser
Zeit erreichte er auch Ostasien und
Australien. Für den großen „Sprung“
nach Amerika benötigte er eine Land­
brücke über die heutige Beringstraße
auf der einen Seite, zurückweichende
Gletscher in Alaska auf der anderen
Seite. Diese Bedingungen dürften im
Würm-Spätglazial gegeben gewesen
sein; vermutlich erreichte der Homo sa­
piens Alaska um 15.000 vH, und noch
im Spätglazial breitete er sich über ganz
Amerika aus. Nur die pazifische Insel­
welt dürfte er erst in historischer Zeit
erreicht haben (vgl. die Verbreitungs­
karte bei Hoffecker 2009, S. 120f). Der
moderne Mensch kann daher als „Kind
der Eiszeit“ betrachtet werden und war
offensichtlich in der Lage, sich den im
Würm herrschenden, rauen klimati­
schen Bedingungen anzupassen.
Etwa gegen Ende des Spätglazials bis
Anfang des Holozäns dürften sich die
ersten Stämme des Homo sapiens im
Nahen Osten sesshaft gemacht ha­
ben. Hoffecker (2009, S. 141) sieht
die kurze Kaltphase der Jüngeren
Dryas als Ursache für die maßgeb­
lichen Veränderungen in der Selbst­
versorgungswirtschaft, die Grundla­
ge für das rasche Aufkommen des
Ackerbaus waren und die innerhalb
weniger Jahrtausende zum Entste­
hen urbaner Zentren führten.
Somit kann angenommen werden,
dass es sich damit um eine der ers­
ten erfolgreichen gesellschaftlichen
Anpassungen des Menschen an eine
globale Klimaveränderung handelt.
Franz Dollinger
20 Nach neuesten Erkenntnissen scheinen sich der vor ca. 30.000 Jahren ausgestorbene Homo neanderthalensis und der Homo sapiens auch genetisch vermischt zu
haben – ob man daraus den Schluss ziehen kann, dass der Neandertaler Vorfahre des heutigen Menschen ist, lässt sich aus dem vierprozentigen Gen-Anteil nicht
argumentieren (vgl. SN vom 7. Mai 2010, S. 27: Neandertaler ist unser Vorfahre).
117
Die Kleine Eiszeit als Modell
10. Die Kleine Eiszeit als Modell für die Anpassung
an den Klimawandel?
Behringer (2009) sieht den Klima­
wandel der „Kleinen Eiszeit“ (15. bis
19. Jahrhundert) als Modellfall für
die Anpassungsfähigkeit von Gesell­
schaften an den Klimawandel. Als
„Kleine Eiszeit“ wird eine Periode re­
lativ kühlen Klimas verstanden, die
vom 15. bis in die Mitte des 19. Jahr­
hunderts eine globale Abkühlung
bewirkte. Noch heute sichtbar sind
die Auswirkungen in den Gletscher­
vorfeldern, der Gletscherhochstand
von 1850 korrespondiert mit den
klimatischen Verhältnissen der Klei­
nen Eiszeit. Allerdings ist dazu auch
zu sagen, dass es auch innerhalb
der Kleinen Eiszeit erhebliche Klima­
schwankungen gab; die Zeiträume
von 1570 bis 1630 und von 1675 bis
1715 waren besonders kalte Zeitab­
schnitte (ebd. und Wikipedia 2011c).
Abb. 50: Pieter Bruegel: Die Heimkehr der Jäger – die Extremwinter der 1560er Jahre
Quelle: Kunsthistorisches Museum Wien, Pieter Bruegel d. Ältere, um 1525/30–1569. Die Darstellung zeigt den „Prototypen aller Winterlandschaften“ (Groissmann, F., 1973: Pieter Bruegel, 3. rev. Aufl. London und New York, zit. nach Behringer 2009, S. 188), das „[…] in seiner müden Farbgebung ein beträcht­
liches Ausmaß an Strenge und Trostlosigkeit ausstrahlt“ (ebd.). Nach Behringer handelt es sich dabei um ein typisches Bild aus der „Kleinen Eiszeit“, als in
den Niederlanden im Winter die Kanäle und Seen zugefroren waren, was im heutigen Klima nicht der Fall ist.
Die vor der Kleinen Eiszeit gelege­
ne „Hochmittelalterliche Warmzeit“
(ca. 1000 bis 1300, Behringer 2009,
S. 103) führte zur Blütezeit der mit­
telalterlichen Hochkultur in Europa,
118
während der es zu einem globalen
Rückzug der Gletscher, zu einem An­
steigen der Waldgrenze und zum Ein­
wandern südlicher Pflanzen und In­
sekten bis in nördliche Breiten kam.
Weinbau aus dieser Zeit wurde nicht
nur in den alten römischen Anbau­
gebieten an Main, Rhein und Mosel
nachgewiesen, sondern auch in Pom­
mern und Ostpreußen sowie in Eng­
Die Kleine Eiszeit als Modell
land, im südlichen Schottland und im
südlichen Norwegen. Wesentliche
Folgen dieser Verhältnisse waren das
Abebben der Hungersnöte und ein
langfristiger gesellschaftlicher Auf­
schwung, der zu einer Bevölkerungs­
zunahme in Europa führte (Behringer
2009, S. 108). Im Bereich des Lan­
des Salzburg kam es in dieser Zeit
zu einem Wiederaufleben des Gold­
bergbaus in den Hohen Tauern und
zu einem markanten Zurückweichen
der Gletscher. Aufgrund kartogra­
phischer Hinweise ist zu vermuten,
dass es in dieser Zeit – genauso wie
in wärmeren Perioden der Kleinen
Eiszeit – zum Abschmelzen kleinerer
Gletscher und zum Zurückweichen
der großen Talgletscher kam. Nach
Ibetsberger et al. (2010, S. 39) wur­
den bereits im 16. und im 18. Jahr­
hundert ein „Sandersee“ oberhalb
der heutigen Felsstufe „Türkische
Zeltstadt“ beim Obersulzbachkees
auf alten Karten eingezeichnet. Zur
Zeit des letzten Gletschervorstoßes
der Kleinen Eiszeit von 1850 lag das
Gebiet dieses Sees 21 unter einer 200
Meter mächtigen Eisschicht (ebd.).
änderungen der Umwelt zu gesell­
schaftlichen Problemen. Der „große
Hunger“ von 1315 bis 1322, die PestEpidemien und weitere Hungersnöte
aufgrund ausgefallener und schlech­
ter Ernten werden als die „Mortali­
tätskrisen“ der Kleinen Eiszeit be­
zeichnet (Behringer 2009, S. 143 und
151). Auch historische Quellen im
Land Salzburg belegen das Wachs­
tum der Gletscher und eine Ver­
schlechterung des Klimas mit Miss­
ernten und gesellschaftlichen Krisen
(Slupetzky & Slupetzky 1995).
Die Klimaverschlechterung der Klei­
nen Eiszeit führte wegen der Ver­
Abb. 51: Reaktionen auf den Klimawandel der „Kleinen Eiszeit“
Quelle: Behringer 2009, S. 174 und 181
21 Nach Slupetzky 2011 sollte dieser See als „Obersulzbachsee“ bezeichnet werden, da der Name „Sandersee“ bereits für den See im Gletschervorfeld der Pasterze
reserviert ist.
119
Die Kleine Eiszeit als Modell
Als Sündenböcke für die Extremer­
eignisse und die allgemeine Ver­
schlechterung des Klimas mussten
schon vor der Kleinen Eiszeit insbe­
sondere die Juden und Zauberer her­
halten. Während der Kleinen Eiszeit
übernahmen nun die Hexen die Sün­
denbockrolle von den Juden, Hexe­
rei kann daher nach Behringer (2009,
S. 173) als das paradigmatische Ver­
brechen der Kleinen Eiszeit betrach­
tet werden, denn die Hexen wurden
direkt für das Wetter verantwort­
lich gemacht, ebenso für fehlende
Fruchtbarkeit der Felder, Kinderlo­
sigkeit und für die „unnatürlichen“
Krankheiten, die im Gefolge der Krise
auftraten (ebd.). Behringer stellt fest,
dass der Aufstieg des Hexereidelikts
als ein soziales Konstrukt im 14. Jahr­
hundert zeitlich parallel zur Entwick­
lung der Kleinen Eiszeit begann. Die
Hexenjagden erlebten ihren Höhe­
punkt in Mitteleuropa während der
schlimmsten Jahre der Kleinen Eis­
zeit, in den Jahrzehnten vor und nach
1600 (ebd.).
sterben mussten“, SN Lokalteil vom
12. August 2011, S. 10f).
Kürzlich war in den Salzburger Nach­
richten ein Bericht über die Zusam­
menhänge zwischen Hexenverfol­
gungen und der gesellschaftlichen
und klimatologischen Situation im
Lungau während des ausgehenden
16. Jahrhunderts zu lesen (Thomas
Auinger: „Wo Zauberer und Hexen
„Auch eine relativ geringe Erwärmung
wird – wie der Blick auf das Exempel
der Kleinen Eiszeit zeigt – die Lebens­
umstände erheblich verändern. Es
wird zwingend notwendig bleiben,
den Anstieg der Kohlendioxidemissi­
onen so weit zu reduzieren, dass sich
der weltweite Ausstoß wenigstens
Erst die Aufklärung führte zu einer
Zurückdrängung des religiösen Fana­
tismus und damit zu anderen Deu­
tungsmustern und gesellschaftlichen
Reaktionen. Schon den Extremwinter
von 1739/40 sieht Behringer (ebd., S.
209) als einen erfolgreich bestande­
nen Test für die Anpassungsfähigkeit
zur Zeit der Aufklärung. Viele Regie­
rungen hatten sich bei den ersten
Anzeichen einer ungenügenden Ern­
te mit Getreidevorräten eingedeckt,
wobei der Ankaufradius weit über
Europa hinausreichte. Hunger wur­
de somit zu einem Synonym für eine
schlechte, unvernünftige Regierung
(ebd., S. 211).
Nach Behringer (2009, S. 283f) kön­
nen wir nun diese erfolgreiche An­
passung der Gesellschaft an einen
Klimawandel durchaus als Modell für
die Anpassung an den aktuellen Kli­
mawandel sehen:
auf hohem Niveau stabilisiert. Der
Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen hat dieses Niveau bei 450
ppm angesetzt, was rechnerisch ei­
nem globalen Anstieg der mittleren
Bodentemperatur um 2 Celsiusgrade
entspricht. Unterhalb dieser Marken
wird nicht mit größeren Katastrophen
gerechnet. Oberhalb sind der Phan­
tasie kaum Grenzen gesetzt.“22 „Die
Politik steht also vor einer Herausfor­
derung. Dass die Probleme nicht auf
nationalstaatlicher Ebene gelöst wer­
den können, macht es nicht einfacher.
Aber wenn die Menschen schon Ein­
fluss auf das Klima des Systems Erde
haben, müssen sie auf diese Heraus­
forderungen gemeinsame Antworten
finden. Challenge and Response – das
waren die Kategorien, mit deren Hil­
fe Arnold Toynbee den Aufstieg und
Niedergang von Zivilisationen in sei­
nem Gang der Weltgeschichte konzi­
piert hatte.“23 „Sie ergeben auch heu­
te noch Sinn. Der Klimawandel ist die
Herausforderung unserer Generation. Von unserer Antwort hängt nicht
das Wohlergehen der Welt, wohl aber
unser eigenes ab“ (Behringer 2009,
S. 284) (kursive Hervorhebungen
Behringer, fette Hervorhebung F. D.).
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Franz Dollinger
22 Fußnote 26 im Kapitel „Umweltsünden und Treibhausklima: Ein Epilog“, in Behringer 2009: „WBGU (Hrsg.), Welt im Wandel – Energiewende zur Nachhaltig­
keit, Berlin 2003. “ (Aktuelle Auflage WBGU 2008 – siehe Literaturverzeichnis, Anm. F. D.)
23 Fußnote 27 im Kapitel „Umweltsünden und Treibhausklima: Ein Epilog“, in Behringer 2009: „Arnold Toynbee, Der Gang der Weltgeschichte, 2 Bd., München
1970.“
120
Literatur und Quellen
IV. Literatur und Quellen
1. Fachliteratur
Auer, I., R. Böhm, A. Jurkovic, W. Lipa, A. Orlik, R. Potzmann, W. Schöner,
M. Ungersböck, C. Matulla, K. Briffa,
P. D. Jones, D. Efthymiadis, M. Brunetti, T. Nanni, M. Maugeri, L. Mercalli,
O. Mestre, J.-M. Moisselin, M. Begert,
G. Müller-Westermeier, V. Kveton, O.
Bochnicek, P. Stastny, M. Lapin, S. Szalai,
T. Szentimrey, T. Cegnar, M. Dolinar, M.
Gajic-Capka, K. Zaninovic, Z. Majstorovic und E. Nieplova (2007): HISTALP –
Historical instrumental climatological
surface time series of the greater Alpi­
ne region 1760–2003. In: International
Journal of Climatology 27, S. 17-46
B ehringer , W. (2009): Kulturge­
schichte des Klimas. Von der Eis­
zeit bis zur globalen Erwärmung. 4.,
durchges. Aufl. München: Verlag
C. H. Beck oHG, 352 S.
Berz, G. (2009): Wie aus heiterem
Himmel? Naturkatastrophen und
Klimawandel. Was uns erwartet und
wie wir uns darauf einstellen sollten.
Mit zahlreichen farbigen Abbildun­
gen. München: Deutscher Taschen­
buch Verlag, 231 S.
Birkmann, J., O. A. Cardona, L. Carreno, A. Barbat, M. Pelling, S. Schneiderbauer, S. Kienberger, M. Keiler, P.
Zeil, und T. Welle (im review): Fra­
ming vulnerability, risk and societal
responses: the MOVE framework.
Natural Hazards
BMLFUW 2006 – Bundesministerium
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt
und Wasserwirtschaft (Hrsg.) (2006):
Waldentwicklungsplan. Richtlinie über
Inhalt und Ausgestaltung – Fassung
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UBA Berlin (2008) – Kipp-Punkte im
Klimasystem. Dessau: Eigenverlag,
24 S. Im Internet verfügbar unter:
http://www.umweltbundesamt.de/
uba-info-presse/hintergrund/kipppunkte.pdf, zuletzt abgefragt am
5.5.2010
UBA Wien (2011): Klimaschutzbe­
richt 2011. Wien: Eigenverlag, 178 S.
Weissenböck, P. (o. J.): Digitale Erfas­
sung der Skigebiete. Erste Ergebnisse
und Analysen. Salzburg: Eigenverlag
des Landes Salzburg, 4 S.
Wikipedia (2011a) – Wikipedia. Die
freie Enzyklopädie: Global Dimming.
Im Internet verfügbar unter: http://
de.wikipedia.org/wiki/Globale_Verdunkelung, zuletzt abgefragt am
30.6.2011
Wikipedia (2011b) – Wikipedia. Die
freie Enzyklopädie: Der GleißbergZyklus. Im Internet verfügbar un­
125
Literatur und Quellen
2. Analysierte Rechtsquellen,
verwendete und im Text nicht zitierte Quellen,
CLISP-Berichte und Planungsinstrumente
A ichhorn, F. (1994): Räumliches
Entwicklungskonzept der Gemeinde
Eben im Pongau, Salzburg
Aichhorn, F. (1999): Gemeinde Gold­
egg – Räumliches Entwicklungskon­
zept, Salzburg
ALLEE 42 L andschaftsarchitekten
(2006): Gemeinde Goldegg – Räum­
liches Entwicklungskonzept 1. Teilab­
änderung (Hofmark), Salzburg
Regionalverband Pongau (2010): Re­
gionales Entwicklungskonzept Pon­
gau, Bischofshofen
L and Salzburg (2003): Salzburger
Landesentwicklungsprogramm. Ge­
samtüberarbeitung 2003. Salzburg:
(= Entwicklungsprogramme und
Konzepte, H. 3), 258 S.
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(2001): Regionalprogramm „Unte­
res Saalachtal“
L and Salzburg (2008): Sachpro­
gramm Schianlagen. Errichtung von
Schianlagen im Land Salzburg. Salz­
burg: Eigenverlag, 16 S.
S chönegger , C. und W. R iedler
(2010): WP 5.3. In-depth evaluation
of spatial planning instruments and
procedures in model regions – Evalu­
ation Concept Salzburg Model Regi­
on Pinzgau-Pongau, Salzburg
ALLEE 42 L andschaftsarchitekten
(2007): Gemeinde Goldegg – Räumli­
ches Entwicklungskonzept 2. Teilabän­
derung (Harlander Siedlung), Salzburg
L and Salzburg (2009): Salzburger
Raumordnungsgesetz 2009 (ROG
2009) (LGBl. Nr. 30/2009)
Butterling, M., M. Pütz, S. Kruse und
E. Casanova (2009): Final Report Ac­
tivity 5.1.2 – Transnational Analysis
of Spatial Planning Systems and Le­
gal Frameworks.
Lenglachner, M. (2005): Gemeinde
Kaprun: Modifikation des Räumlichen
Entwicklungskonzeptes im Bereich
„Kaprun-Nord“ zwischen der Salzach
und der Kapruner Ache, Adnet
Butterling, M., M. Pütz, S. Kruse und
E. Casanova (2010): General Frame­
work for the in-depth evaluation of
spatial planning instruments and
procedures in Model Regions
Lenglachner, M. (2007): Gemeinde
Kaprun: Geringfügige Modifikation
des Räumlichen Entwicklungskon­
zeptes in den Bereichen „Pichldörfl –
Hinterleitenweg“ und „Pfarrgründe
– Achenstraße“, Adnet
L ampelmaier, L., S. Klinger und C.
S chönegger , C. (2011): In-depth
evaluation of spatial planning instru­
ments and procedures in Model Re­
126
gions: Model Region Pinzgau-Pon­
gau. O. O., 17 S.
Lenglachner, M. (2008): Stadtge­
meinde Zell am See: Räumliches Ent­
wicklungskonzept, Adnet
Schönegger, C. und S. Klingler (2010)
Protokoll Workshop Modellregion
Klimawandel und Raumordnung,
13.4.2010
Schönegger, C. und S. Klingler (2010)
Protokoll Think Tank mit Vertrete­
rInnen der Modellgemeinden aus
der Modellregion Pinzgau-Pongau
29.6.2010
Semsroth, K. und A. Schmidt (1998):
Räumliches Entwicklungskonzept
Kaprun
autorenverzeichnis
Autorenverzeichnis
Univ.-Doz. Dr. Franz Dollinger, Land
Salzburg, Abteilung Raumplanung,
Fachreferent für Raumforschung und
grenzüberschreitende Raumplanung,
Postfach 527, A-5020 Salzburg,
E-Mail: [email protected]
Mag. Christian Neuwirth, Research
Studios Austria, Studio iSPACE, Schil­
lerstraße 25, Stiege Nord, 5020 Salz­
burg,
E-Mail: [email protected]
Mag. Claudia Schönegger, Geschäfts­
führerin Terra Cognita. Technisches
Büro für Raumplanung und ange­
wandte Geographie. Schallmooser
Hauptstraße 85a, 5020 Salzburg,
E-Mail: [email protected]
Mag. Dr. Stefan Kienberger, Universi­
tät Salzburg, Zentrum für Geoinfor­
matik, Schillerstraße 30, 5020 Salz­
burg,
E-Mail: [email protected]
Mag. Dr. Thomas Prinz, Research
Studios Austria, Studio iSPACE, Schil­
lerstraße 25, Stiege Nord, 5020 Salz­
burg,
E-Mail: [email protected]
Mag. Markus Ungersböck, Zentral­
anstalt für Meteorologie und Geo­
dynamik, Kundenservice Salzburg
und Oberösterreich, Freisaalweg 16,
5020 Salzburg,
E-Mail: markus.ungersboeck@zamg.
ac.at
Dipl.-Ing. Stefan Klingler, stadtland
Dipl.-Ing. Sibylla Zech GmbH, Tech­
nisches Büro für Raumplanung und
Raumordnung, Kirchengasse 19/12,
1070 Wien,
E-Mail: [email protected]
Mag. Lydia L ampelmaier, Terra Cog­
nita. Technisches Büro für Raumpla­
nung und angewandte Geographie.
Schallmooser Hauptstraße 85a, 5020
Salzburg,
E-Mail: [email protected]
Gerald Reischenböck, M. Sc., Univer­
sität Salzburg, Zentrum für Geoinfor­
matik, Schillerstraße 30, 5020 Salz­
burg,
E-Mail: gerald.reischenboeck@sbg.
ac.at
Dr. Elisabeth Zeil-Fahlbusch, Abten­
ham 6, D-84529 Tittmoning, Bun­
desrepublik Deutschland,
E-Mail: [email protected]
Mag. Walter Riedler, Salzburger Ins­
titut für Raumordnung und Wohnen
(SIR), Schillerstraße 25, Stiege Nord,
5020 Salzburg,
E-Mail: [email protected]
127
Materialien zur Raumplanung
Materialien zur Raumplanung
(bis Heft 12: Materialien zur Entwicklungsplanung)
Herausgegeben vom Amt der Salzburger Landesregierung,
Abteilung Raumplanung, Postfach 527, A-5010 Salzburg
Heft 1 bis Heft 11: vergriffen
128
Heft 12: S achprogramm „Siedlungsentwicklung und Betriebs­
standorte im Salzburger Zentralraum.“ Salzburg 1995 (=
Materialien zur Entwicklungs­
planung, Heft 12), 100 S.,
ISBN 3-901343-12-1.
Richtlinie Immissionsschutz in der Raumordnung. Hrsg. von den Referaten 7/03 –
Örtliche Raumplanung, und 16/02 – Um­
weltschutz. Salzburg 2003, 32 S.
Heft 13: Haas, Walter: Regionalplanung
in Österreich. Entwicklung,
Sachstand und Strategien ei­
ner vernachlässigten Ebene der
Raumordnung. Salzburg 1998
(= Materialien zur Raumpla­
nung, Heft 13), 188 S.,
ISBN 3-901343-13-X.
ochwasserschutz im Land Salzburg.
H
Ergebnisbericht der fach­übergreifenden
Arbeitsgruppe Hochwasserschutz. Salz­
burg 2003, 28 S. + 7 Kartenbeilagen.
Revitalisierungsoffensive Altstadt Hallein. Abschlussbericht. o.O. 2000, 16 S.
+ Materialienanhang.
Band 19: Braumann, Christoph: 50 Jahre Raumplanung in Salzburg.
50 Jahre Salzburger Raumord­
nungsgesetz. Salzburg 2006,
232 S., ISBN 3-901343-19-9.
Standortpotentiale für überregionale
Betriebsstandorte im Bundesland Salzburg. GIS-gestütztes Rechenmodell zur
Sicherung geeigneter Flächen, erstellt un­
ter Mitarbeit von Erich Dumfarth, Tho­
mas Gaisecker und Alexander Schwap. o.
O. o. J., (2000), 28 S.
Band 20: Zibell, Barbara et al.: Bedarfsgerechte Raumplanung. Gender Practise und Kriterien in
der Raumplanung. Endbericht
Langfassung. Salzburg 2006,
196 S., ISBN 3-901343-20-6.
Kooperation von Gemeinden zur Entwicklung von Wirtschaftsstandorten.
Projektbericht, bearbeitet von Friedrich
Rauch, Klaus Spielmann und Bernd Go­
las im Auftrag der Bundesländer Ober­
österreich, Salzburg, Tirol und Vorarl­
berg. Innsbruck 2001, 122 S.
Band 21: Zibell, Barbara et al.: Bedarfsgerechte Raumplanung. Gender Practise und Kriterien in
der Raumplanung. Endbericht
Langfassung. Salzburg 2006,
196 S., ISBN 3-901343-21-4.
Abteilung 7: Raumplanung
Fachreferent 7/02: Raumforschung und
grenzüberschreitende Raumplanung
Michael-Pacher-Straße 36, 5020 Salzburg
Postanschrift: Postfach 527, 5010 Salzburg
Telefon: 06 62 / 80 42-4651, Fax: 06 62 / 80 42- 4198
E-Mail: [email protected]
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