Anne Kött, Armin Grubert & Gabriele Aderhold Die Hessische Rutschungs-Datenbank – ein neues Instrument zur Erfassung, Archivierung und Auswertung von Massenbewegungen Die Hessische Rutschungs-Datenbank – ein neues Instrument zur Erfassung, Archivierung und Auswertung von Massenbewegungen G1 G2 Anne Kött, Armin Grubert & Gabriele Aderhold 1 Massenbewegungen als Georisiko Geologische Gefahren in Form von Massenbewegungen sind in Hessen ein häufig anzutreffendes Phänomen, das immer wieder zu massiven volkswirtschaftlichen Schäden führt (Abb. 1). Unter Massenbewegung versteht man die schwerkraftbedingte, hangabwärts gerichtete Verlagerung von Locker- und/oder Festgesteinen (Krauter 1995, 2002; Prinz 1997; Prinz & Strauss 2006; Genske 2006, 2009). Bei den Bewegungsvorgängen handelt es sich, je nach geologischem Aufbau und Hangneigung, hauptsächlich um Rutschungen sowie Sturzund Fallbewegungen. Häufig treten auch Fließbewegungen auf. Sie zeigen wegen der verschiedenen zugrunde liegenden Prozesse und auslösenden Faktoren (geologische, morphologische, hydrogeologische, klimatische und anthropogene Ursachen) eine große Variabilität. Zur Vereinfachung wird im Folgenden der Überbegriff „Rutschung“ verwendet. Aufgrund der intensiven Besiedlung Hessens und der damit verbundenen Ausdehnung der Siedlungs-, Verkehrs- und Wirtschaftsinfrastrukturen, die zunehmend auch in rutschungsgefährdeten Geländebereichen (z. B. in Hanglagen) erfolgt sowie der statistischen Zunahme von Starkregenereignissen, muss von einer vermehrten Gefährdung der geschaffenen Infrastruktur ausgegangen werden. Unter Georisiko versteht man die Wahrscheinlichkeit und Heftigkeit einer nachteiligen Einwirkung auf Gesundheit, das Eigentum und die Umwelt Abb. 1: Die durch den Felssturz in Lorch/Rhein 1920 beschä- digten Gebäude (Leppla 1920). (IUGS Working Group on Landslides – Comittee on Risk Assessment 1997 ). Dabei treten die Scha­d ensereignisse lokal mit unterschiedlichen 89 Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2012 Wahrscheinlichkeiten ein. Bei den Ereignissen handelt es sich um natürliche Vorgänge, die in und auf der Erde, aber auch in der Erdatmosphäre stattfinden. Unter Georisiken werden u. a. Massenbewegungen mit einbezogen, die durch natürliche Vorgänge (geo­ gen) oder menschliche Eingriffe (anthropogen) in der Umwelt entstehen und zu Gefährdungen führen können. Zur Abschätzung des durch die Gefahr hervorgerufenen Risikos nutzt man alle verfügbaren Informa­ tionen. Dabei ist es unerlässlich, zuerst eine Bestandsaufnahme der bereits stattgefundenen Ereignisse zu tätigen. Gerade größere Massenbewegungen sind kein einmaliges Ereignis. Die Massen kommen nach einer Bewegungsphase zunächst wieder zur Ruhe, bis sie nach Jahren oder sogar Jahrtausenden wieder reaktiviert werden können. Deshalb ist die Erkennung, Ermittlung von Ursachen und umfassende Dokumentation von alten und aktiven Massenverlagerungen sowie eine entsprechende Überwachung von gefährdeten Hängen für die Gefahrenabschätzung so wichtig. Aus diesem Grund wurde 2010–2012 im Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) die „Hessische Rutschungs-Datenbank“ zur einheitlichen Erfassung von Massenbewegungsereignissen in MSAccess aufgebaut. Die Erstellung erfolgte im Rahmen des Projektes „Georisikoerfassung Bergbau“ des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV), in dem die Möglichkeiten zur kartographischen Darstellung der in geologischen und bergbaulichen Fachinformationssystemen enthaltenen Informationen zu geo‑ gen und anthropogen bedingten Gefährdungspoten­ tialen des Untergrundes in Hessen untersucht werden. 2Datenmodell Die Datenbank dient der möglichst genauen und vollständigen sowie einheitlichen Erfassung von Massenbewegungsereignissen in Hessen, basierend auf vorhandenen Gutachten, Eintragungen auf geologischen Karten und weiteren Daten. Sie soll eine verwertbare Grundlage für flächendeckende Gefahrenund Risikoanalysen bilden, aus denen sich beliebige Informationszusammenhänge eindeutig und übersichtlich darstellen sowie mittels Interpolationen und Analogien Gefährdungs- und Hangstabilitätskarten ableiten lassen. Ziel der vorausgehenden semantischen Datenmodellierung war die Aufteilung des zu erfassenden Objektes (hier: „Massenbewegung“) in eine logische Gliederung der Teilaspekte und Separierung in entsprechende logisch zusammenhängende Daten­ bereiche (Tabellen). Durch die Gruppierung in Datenbereiche können diese auch später separat fortgeschrieben werden – d. h. einzelne eventuell noch fehlende Datenfelder sind im jeweiligen Datenbereich leicht ergänzbar. Entsprechend aller geologischen Phänomene ist die Erfassung von Massenbewegungen ebenfalls an die geographische Lage des 90 Ereignisses gebunden. Deshalb wurde als Basisbereich die sogenannte „Stammdaten-Tabelle“ mit den entsprechenden Datenfeldern aus dem „Hessischen Erfassungsstandard der Bohrdatenbank Hessen“ des HLUG (1999) aufgebaut, in der die wesentlichen Angaben zur Raumlage und den grundlegenden Beschreibungen einer Massenbewegung abgelegt sind. An diese „Stammdaten-Tabelle“ sind die weiteren in sich geschlossenen Inhaltsbereiche überwiegend mit 1 : n-Beziehungen angehängt. Bisher konnten die Inhaltsbereiche Lithologie/Stratigraphie, Beschreibung der Bewegung, Geometrie von Rutschkörper, Hang, Gleitfläche, Bewegungsursachen, Gefährdungsbereiche und -objekte, Bewegungsmonitoring, Verhinderungs- und Sanierungsmaßnahmen sowie Dokumentationen definiert werden. Für die einzelnen Datenfelder (Attribute) wurden Begriffslisten (Ausprägung) angelegt, um eine einheitliche Erfassung der Daten zu gewährleisten und unterschiedliche Angaben gleicher Inhalte zu vermeiden. Bei etwa 30 Merkmalen (Datenfelder) konnten ca. 5 300 Ausprägungsmöglichkeiten hin- Anne Kött, Armin Grubert & Gabriele Aderhold Die Hessische Rutschungs-Datenbank – ein neues Instrument zur Erfassung, Archivierung und Auswertung von Massenbewegungen terlegt werden, die in der Datenbankmaske in Form von „rolldown“-Listen verfügbar sind. Für die Datenfelder, die bereits im „Hessischen Erfassungsstandard der Bohrdatenbank Hessen“ des HLUG definiert sind, erfolgte eine 1 : 1 Übernahme der dort eingesetzten Schlüsselbegriffe, um die zukünftige Kompatibilät zu gewährleisten. In weiteren 15 Merkmalen sind, u. a. in Abstimmung mit Staatlichen Geologischen Diens­ten verschiedener Bundesländer (Personenkreis „Geogefahren“ (2008); siehe auch Bock, Wehinger & Krauter 2012), fachlich geprüfte Möglichkeiten der Ausprägung selektierbar. Ergänzende ingenieurgeologische, landesspezifische Merkmale erforderte die Aufstellung zusätzlicher Schlüssellisten. Während der bisherigen Dateneingabe in 2010 bis 2012 erfolgte eine ständige Ergänzung und Optimierung der Datenfelder und Schlüssellisten. Es wurde versucht, die freie Texteingabe in den Merkmalsfeldern (Datenfelder) möglichst einzuschränken, um so eine konsistente und einfach auswertbare Daten­basis zu erhalten. Wie in der Mehrzahl der geologischen Datenbanken waren einige Kompromisse erforderlich, um damit auch die Akzeptanz bei den unterschiedlichen Bearbeitern zu erreichen sowie manche Abfragen weniger komplex und leistungsfähiger zu gestalten. Dabei wurde in Kauf genommen, nicht immer alle Normalisierungsregeln nach Chen (1976) anzuwenden. Beispielhaft sei hier das Datenfeld „TK-Nummer“ benannt, dessen Inhalt auch aus dem eingegebenen Raumkoordinaten ermittelt werden könnte. Im Rahmen der DB-Erstellung war es aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht möglich, alle Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Datenfeldern mit Prüfroutinen auszustatten. So überstieg die Eingabeprüfung, ob die Einträge im Feld „Stratigraphie“ (ca. 4 500 mögliche Begriffe des „Hessischen Erfassungsstandards der Bohrdatenbank Hessen“) mit denen im Feld „Lithologie“ (ca. 1 700 mögliche Begriffe des „Hessischen Erfassungsstandards der Bohrdatenbank Hessen“) dem geologischen Sachverhalt entsprechen, den gesetzten Rahmen bei weitem. 3 Bedienungsoberfläche der Datenbank Die Datenbank zeigt nach dem Öffnen in MS Access ein Startformular, das Möglichkeiten zum Erfassen der Daten, zum Ausdrucken von Steckbriefen und das Bearbeiten der Einstellungen ermöglicht. Die Erfassungs-Maske (Abb. 2) bietet im oberen Bereich ein Datenfeld (freies Textfeld) für den Objekt­namen an. Es sollte v. a. die Ortsbezeichnung wiedergeben (z. B. Lorch, Kapellenberg) und wird als Kopfzeile mitgeführt. Die Eingabemaske weist verschiedene Registerkarten auf, die den 9 Datenbereichen Lage, Bewegung, Geometrie, Lithologie, Ursachen, Gefährdungen, Maßnahmen, Monitoring und Dokumente entsprechen. Unter dem Datenbereich „Lage“ sind die lagebezogenen Daten einzugeben. Es handelt sich hierbei v. a. um die Rechts- und Hochwerte, aber auch um Abb. 2: Formular zur Erfassung einer Massenbewegung. 91 Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2012 die Koordinatenfindung bzw. deren Genauigkeit. Die eingegebenen Rechts- /Hochwerte werden bei der Eingabe in UTM-Koordinaten umgerechnet bzw. umgekehrt bei Eingabe der UTM-Koordinaten. Der verwendete Algorithmus liefert die Umprojektion mit einem Fehler von bis zu 1 m (Kern 2005). Unter der Registerkarte „Bewegung“ werden die Arten der Bewegung nach ihrem Typ und deren Aktivität erfasst. Hierbei ist v. a. der Bewegungstyp ausschlaggebend. Eine international anerkannte Klassifikation nach dem Multilingual Landslide Glossary wurde 1993 durch die The International Geotechnical Societies UNESCO Working Party for World Landslide Inventory erstellt und unterteilt Massenbewegungen nach ihrer Art des Bewegungsvorgangs (Kinematik) in fünf Typen: • Fall- und Sturzprozesse (Steinschläge, Felsstürze, Bergstürze) • Kippprozesse • Gleitprozesse (Rutschungen, Hanganbrüche) • Driftprozesse • Fließprozesse (Hangkriechen, Schuttströme) Diese Bewegungstypen können auch zeitgleich oder zeitversetzt und in Kombination auftreten. Z. B. beschreibt Ackermann (1959a) am Schickeberg bei Eschwege einen Fließprozess, der durch einen Felssturz ausgelöst wurde („Sturzfließung). Die jeweilige Ausgangssituation für die einzelnen Bewegungstypen wird durch den Verlauf der Massenbewegung immer wieder neu vorgegeben (Schmidt 2004). Darum wird es erforderlich, die Massenbewegungen auch nach ihrer Geschwindigkeit (sehr langsam – sehr schnell) sowie ihrer Aktivität/Stadium der Bewegung (aktiv – reaktiviert – blockiert– inaktiv – latent – stabilisiert – abgeschlossen – fossil) zu erfassen. Sinnvoll erscheint es, den Vorgang der gesamten Massenbewegung in Teilbewegungen zu zerlegen und als jeweils eigene Ereignisse anzusehen. Die Sturzfließung bei Eschwege wird deshalb zunächst als Hangsturz erfasst. Ein weiterer Datensatz erfasst die Fließbewegung der gestürzten Massen im unteren Hangbereich; als Auslöser wird hier Felssturz eingegeben. Außerdem werden Angaben zum Ereignis-Datum, zur Jahreszeit aber auch zum möglichen Wasseraustritt und der -menge in diesem Datenbereich erfasst. Die Registerkarte „Geometrie“ bietet zur Charakterisierung der Dimension der Massenbewegung neben 92 der geometrischen Beschreibung des Rutschkörpers (Länge, Breite, Fläche, Volumen) auch Eingabemöglichkeiten zur Beschreibung der Hangform (konvex – konkav – gestreckt), des Hang-Querschnittes (z. B. buckelig) sowie seiner Exposition und Neigung. Hinzu kommen Angaben zur vermuteten Ausbildung der Gleitfläche hinsichtlich ihres Einfallens und ihrer Tiefenlage (flach/oberflächlich – tief). Die Registerkarte „Lithologie“ enthält Angaben zur Petrographie/Lithologie und zur Stratigraphie. Zu jedem Datensatz können mehrere geologische Schichten, deren Stratigraphie sowie deren Zugehörigkeit zur Rutschmasse bzw. zum Unterlager angegeben werden. Hier sind die Schlüssellisten des „Hessischen Erfassungsstandards der Bohrdatenbank Hessen“ hinterlegt, aber auch freie Textfelder für ergänzende Angaben vorhanden. Ursachen und auslösende Faktoren der Massenbewegungs-Ereignisse werden unter der Registerkarte „Ursachen“ erfasst. Dabei versteht man unter einer Ursache einen permanenten Zustand oder langfris­ tigen Prozess, der das Versagen eines Hanges vorbereitet, die Folge aber zeitlich versetzt eintritt (Bayerisches Landesamt für Umwelt). Hierbei unterscheidet man u. a. zwischen geologischen Ursachen (Beschaffenheit und Eigenschaft des Gesteins wie geologischer Aufbau, Petrographie sowie Ausbildung und Raumstellung des Trennflächengefüges), morphologischen Ursachen (Hangform, Exposition, Steilheit und Instabilität der Hänge) und hydrogeologischen Ursachen (Wassergehalt des Materials, Veränderungen des Wasserchemismus). Auslöser hingegen sind häufig „zufällige Ereignisse“ wie klimatische Gründe (besonders ergiebige Niederschläge, Frost-Tau-Wechsel, Änderung in Vegetationsdecke) oder anthropogene Eingriffe (z. B. Abgrabung oder Versteilung der Böschungen, Sprengungen, defekte Wasserleitungen uvm.). Meist ist das Zusammenspiel von mehreren Faktoren ausschlaggebend. Diese beeinträchtigen die Stabilität des Hanges und können Bewegungsprozesse in Gang setzen (Abb. 3). In der Datenbankmaske sind Mehrfachnennungen, basierend auf den hinterlegten Schlüssellisten, möglich, wobei freie Textfelder der Ergänzung dienen. Da Massenbewegungen Naturgefahren sind, die nicht nur in unbewohnten Gebieten auftreten, sondern auch im Bereich von Siedlungen und Verkehrswegen, wurde die Registerkarte „Gefährdungen“ erstellt. Anne Kött, Armin Grubert & Gabriele Aderhold Die Hessische Rutschungs-Datenbank – ein neues Instrument zur Erfassung, Archivierung und Auswertung von Massenbewegungen Abb. 3 a, b und c:Um Platz für den Bau einer Garage zu schaffen, wurde der Hang gerodet und versteilt. Dies führte innerhalb weniger Tage zu einer Rutschung (gestrichelte Linie) und Beschädigung der neuerbauten Gebäude. Als Maßnahmen wurde die Rutschmasse abgetragen und Bermen (Pfeile) angelegt. 93 Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2012 Gefährdete Objekte (bzw. Risikoelemente) sind neben der Bevölkerung vor allem Bauwerke und Gebäude sowie Infrastrukturen. Auch hier sind Mehrfachnennungen möglich. Häufig ist es unerlässlich, an gefährdeten Lokalitäten aktive Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen, die dem zu erwartenden Naturereignis aktiv entgegenwirken oder es im Ablauf auf ein ungefährliches Maß verändert. Ist das Ereignis bereits eingetreten, sind Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Angaben zu Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen werden unter der Registerkarte „Maßnahmen“ eingetragen. Deren Umsetzung gehört nicht zu den Aufgaben des Geologischen Landesdienstes. Es können lediglich Empfehlungen ausgesprochen werden. Die in der Datenbank vorhandenen Einträge aus den ingenieurgeologischen Gutachten stellen demnach meist auch nur Empfehlungen dar. Es wurde nicht überprüft, ob die Maßnahmen vom verkehrssicherungspflichtigen Grundstückseigner tatsächlich durchgeführt wurden. kumente steht eine Schaltfläche zur Verfügung, die das entsprechende Softwareprogramm mit dem Dokument öffnet. Zuvor müssen jedoch über das Formular DB-Einstellungen die erforderlichen / verfügbaren Programme mit Dateipfad und Dateinamen entsprechend den Netzwerk- bzw. Einzelplatzinstallationen eingetragen worden sein. Für den Ausdruck eines Steckbriefes (Abb. 4) der jeweiligen Massenbewegung steht ein Berichtsmodul zur Verfügung, das alle Datenfelder übersichtlich und dynamisch auflistet. Dies ist ein wichtiges Hilfsmittel, um u. a. die Nachbearbeitung eines Datenbestandes durch neue Beobachtungen im Gelände zu vereinfachen. Zur Überwachung (Monitoring) von Geländebewegungen an gefährdeten Lokationen gibt es eine Reihe von Methoden, um die Bewegungen zu messen. Dazu gehören u. a. Inklinometer, Felsspion, Festpunkte, Messband, Extensometer, Nivellement, Tachymeter, GPS, Photogrammetrie und Radarinterferometrie. Diese Angaben werden unter der Regis­terkarte „Moni­toring“ erfasst und können ggf. durch Verweise auf tabellarische Mess­daten im Bereich Dokumente ergänzt werden. Der Datenbereich „Dokumente“ ermöglicht neben der Dateneingabe in die freien Textfelder (Autor, Dokumentenname, Quelle, Aktenzeichen, Datum, Datei, Inhalt) auch das Einbinden von elektronisch gespeicherten Dokumenten (Text, Tabellen, Karten, Fotos) durch „Doppel-Klick“ auf das Merkmalsfeld „Datei“. Das gewünschte Dokument ist dann über einen Datei-Öffnen-Dialog auswählbar. Für das Betrachten der DoAbb. 4: Beispiel für einen Steckbrief (1. Seite) 94 Anne Kött, Armin Grubert & Gabriele Aderhold Die Hessische Rutschungs-Datenbank – ein neues Instrument zur Erfassung, Archivierung und Auswertung von Massenbewegungen 4Datengrundlage Die in die Access-Datenbank eingeflossenen Rutschungs- und Felssturzereignisse stellen eine Momentaufnahme dar. Derzeit befinden sich insgesamt 2 800 Datensätze in der Datenbank (Stand: 30.10.2012). Davon stammen ca. 200 aus ingenieurgeologischen Gutachten aus dem Archiv des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie. Dabei wird immer nur ein Bruchteil der in Hessen auftretenden Schadensereignisse dem HLUG gemeldet und in Form von Gutachten bearbeitet. Einige Datensätze wurden aus der Literatur entnommen. in anderen Regionen besteht, die bisher keinerlei Datensätze aufweisen. Die momentan in der Datenbank erfassten Ereignisse wurden als „Inventarkarte“ dargestellt (Abb. 5). Als Grundlage hierfür diente die Geologische Übersichtskarte 1 : 1 000 000. Die Karte zeigt insgesamt überdeutlich die clusterhafte Verteilung der Datensätze. Die meisten Rutschungsdaten wurden bei der geologischen Landesaufnahme erfasst. Von 21 digitalisierten geologischen Karten 1 : 25 000 (von ca. 200 Karten von Gesamthessen) liegen Punktdaten von Rutschungssymbolen vor und immerhin 42 digitalisierte geologische Karten weisen Hangrutschmassen als Flächendaten auf. Diese Daten wurden ebenfalls in der Datenbank erfasst. Leider enthielten die zu importierenden Shape-Dateien über die Geo­metrien hinaus keine oder nur sehr wenige Datenfelder, so dass auch in der Datenbank diese Datensätze (z. B. Bewegungstyp, Stadium, Ursache usw.) nur sehr spärlich belegt sind. Lediglich die geologische Situation konnte durch eine entsprechende Analyse im GIS zugewiesen werden. Regionale Häufungen sind bedingt durch die unterschiedlichen Bearbeitungsstände des verfügbaren Gutachten- und Kartenwerke und spätestens bei der Darstellung des aktuellen Datenbestandes im GIS deutlich hervortretend. Darum wird drauf hingewiesen, dass die Daten in Hessen bislang nur sehr lückenhaft vorliegen und die Gefahr von Rutschungen und Felsstürzen auch Abb. 5: Überblick über die in der Datenbank vorhandenen Datensätze von Mas- senbewegungen in Hessen, Grundlage: GÜK 1 : 1 000 000. 95 Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2012 5 Statistische Erhebungen Aufgrund der geringen Datenmenge sind statistische Auswertungen im momentanen Stadium der Datenerfassung noch nicht sehr aussagekräftig. Trotz der schlechten Datengrundlage, bezogen auf die Anzahl an Bewegungsereignissen, korrelieren diese recht gut mit den langjährigen Niederschlagsmengen. Jedoch wurden testweise anhand der in der Datenbank vorhandenen Daten statistische Auswertungen erstellt, die in einem späteren Stadium einen guten Überblick über das Auftreten (Regionen, Jahreszeiten), Ursachen, Hangneigung, gefährdete Objekte usw. geben könnten. In Jahren mit unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen treten in der Regel wenige Rutschungsereignisse auf (graue Pfeile). Demgegenüber sind in Jahren mit überdurchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen (blaue Pfeile), wie z. B. zwischen 1965 und 1970, auch vermehrt Ereignismaxima zu verzeichnen. Beispielhaft für Auswertemöglichkeiten mithilfe der Datenbank wurde die Zahl der Massenbewegungen pro Jahr den über die gesamte Fläche von Hessen gemittelten Jahresniederschlagsmengen (Quelle: Deutscher Wetterdienst, 2011) aus den Jahren 1951 bis 1991 gegenüber gestellt, da zwischen der Niederschlagsmenge und dem Auftreten von Rutschungen meist ein direkter Zusammenhang besteht (Abb. 6). Besonders nach der Schneeschmelze im Frühjahr und nach ergiebigen Niederschlägen ist der oberflächennahe Untergrund mit Wasser nahezu gesättigt. Wasser vermindert die Reibung innerhalb der Gesteine und übt zusätzlich einen hydrostatischen Druck auf die Trennflächen aus. Bewegungen, die in trockenen Perioden zum Stillstand gekommen waren, können so reaktiviert werden. Die gemittelten Jahresniederschlagswerte sind aber immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen und können lokal stark variieren. Auch können Starkregenereignisse von besonderer Bedeutung sein. Im Winterhalbjahr wirken sich Niederschläge wegen der weniger aktiven Vegetation naturgemäß stärker aus. Die Flächenmittelwerte für Hessen zeigen z. B. für das Jahr 1985 unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen an. Die Rutschung an der Hörne bei Bad Sooden-Allendorf am 21.07.1985 wird jedoch nach Rösing & Wenzel (1989) auf den regenreichen Frühsommer zurückgeführt. Die lokalen Niederschlagsdaten der benachbarten Station Eschwege zeigen für die Monate Juni und Juli Monatssummen bis zu 30 % über dem langjährigen Mittel. Anzahl der in der Datenbank aufgenommenen Massenbewegungen pro Jahr im Vergleich mit den jährlichen Niederschlagsmengen (Flächenmittel für Hessen) im Zeitraum 1951 bis 1991 Langjähriger mittlerer Jahresniederschlag [mm] 1200 8 Massenbewegungen Niederschlag 1 000 6 800 5 600 4 3 400 2 200 1 0 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 Jährlicher Niederschlag in mm (Flächenmittel für Hessen) Anzahl der in der Datenbank vorhandenen Massenbewegungen 7 0 Jahr Abb. 6: Zeitliche Gegenüberstellung der erfassten Massenbewegungen und Niederschlags- mengen. 96 Anne Kött, Armin Grubert & Gabriele Aderhold Die Hessische Rutschungs-Datenbank – ein neues Instrument zur Erfassung, Archivierung und Auswertung von Massenbewegungen 6Gefahrenhinweiskarte Der Personenkreis „Geogefahren“ der Staatlichen Geologischen Dienste der Bundesrepublik Deutschland (SGD) geben Empfehlungen zur Erstellung von Gefahrenhinweiskarten zu geogenen Naturgefahren in Deutschland heraus (Entwurf vom 26.05.2008). Danach sind Gefahrenhinweiskarten nach objektiven wissenschaftlichen Kriterien erstellte Übersichtkarten mit Hinweisen auf geogene Naturgefahren wie Massenbewegungen, Verkarstungen/Subrosion, Extrem­hochwässer, Grundwasserversalzung, oberflächennahes Grundwasser, setzungs- und hebungsgefährdeten Baugrund, Gasaustritte (Methan, Radon, CO2) sowie Erdbeben. Diese werden recherchiert, regionalisiert und wenn möglich auch präzise lokalisiert, jedoch nicht im Detail analysiert und bewertet. Im Gegensatz zu Gefahrenkarten werden keine Angaben zu Eintrittswahrscheinlichkeit und Intensität einer Naturgefahr gemacht. Die Karten dienen den Ministerien, Fachbehörden, Kreis- und Kommunalverwaltungen sowie Wirt­ schafts­­unternehmen und Bürgern als eine erste Grundlage zur Gefahreneinschätzung an bestimmten Standorten. Dazu sollen Ereigniskataster nach einem bundeseinheitlichen Mindeststandard aufgebaut werden, die computergestützte Modellierungen ermöglichen. Im Fall von Massenbewegungen wird unterschieden in • Nachgewiesene (Rutschungs-) Gebiete: Gebiete, in denen deutliche Hinweise auf aktive oder inaktive Massenbewegungen vorhanden sind. • Potenziell (rutsch-) anfällige Gebiete: Gebiete, in denen Massenbewegungen aufgrund des geologischen und morphologischen Gegebenheiten sowie der Landnutzung auftreten können, aber noch nicht aufgetreten sind. Abb. 7: Vorläufige Gefahrenhinweiskarte für das Verbreitungsgebiet des Muschelkalk. Deutlich sichtbar ist, dass die meisten Massen- bewegungen an der Grenze zum unterlagernden Oberen Buntsandstein (meist Röt-Tonsteine) auftreten. 97 Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2012 • Gebiete, in denen Massenbewegungen noch nicht auftraten und unwahrscheinlich sind. Beispielhaft wird hier eine vorläufige Gefahrenhinweiskarte für den Grenzbereich Buntsandstein/Muschelkalk dargestellt (Abb. 7). Sie zeigt das Verbreitungsgebiet der anfälligen Gesteine in Hessen sowie die bekannten, in der Datenbank vorhandenen Lokationen von Massenbewegungen. Die grauen Bereiche stellen Regionen dar, in denen die hier betrachteten Gesteinseinheiten nicht an der Oberfläche vorkommen. Die grauen Bereiche können aber bereichsweise im Hinblick auf andere, rutschungsanfällige Gesteinseinheiten (z. B. paläozoische Tonschiefer) ebenfalls gefährdet sein. Bisher nicht berücksichtigt wurden weitere Faktoren wie z. B. die Hangneigung. Diese kann erst mit einbezogen werden, sobald das digitale Höhenmodell mit einer Genauigkeit besser als 5 m pro Rasterstelle flächendeckend für Hessen vorliegt. Massenbewegungen an der Grenze Oberer Buntsandstein (Röt) / Muschelkalk sind in Nord- und Osthessen weit verbreitet, weil sich zwischen dem gut wasserdurchlässigen Muschelkalk und dem wasserstauenden Röt-Ton (bzw. Ton-Schluffstein) bevorzugte Gleitflächen ausbilden können (s. u.). Während Massenverlagerungen im Pleistozän und frühen Holozän sehr zahlreich sind, treten historische und rezente Bewegungen seltener auf (Bernhard 1968, Rösing & Wenzel 1989). Aus historischer Zeit wird u. a. von den Bergrutschen am Kielforst (1835) bei Herles­hausen (Blatt Creuzburg) und aus dem Königental (1895) bei Rambach (Blatt Eschwege) berichtet (Ackermann 1959b). Rezente Beispiele, die nach Ackermann (1959b) nicht älter als 100 Jahre sein sollten, sind die sogenannte „Sturzfließung“ am Schicke­berg südlich Eschwege (1956) und der Bergrutsch am Nordrand der Hörne bei Bad Sooden-Allendorf (1985). Die unterschiedlichen Generationen von Massenverlagerungen unterscheiden sich v. a. durch den Ausbildungs- und Erhaltungszustand ihrer Oberflächenformen (Morphologie). Auch die Ursachen für ihre Entstehung sind sehr unterschiedlich (Bernhard 1968). Voraussetzung sind jedoch immer eine gewisse Hangneigung sowie die geologischen Randbedingungen (Schichtausbiss, Materialeigenschaften, Unterlage, Erosionsniveau), häufig in Kombination mit einem bestimmten Wasseranteil. Die Bewegungen im Bereich der Röt/Muschelkalk­ grenze sind heute weitgehend stabilisiert (Schmidt 2004). Bei langanhaltender, niederschlagsreicher Witterung oder durch anthropogene Eingriffe kann das Hanggleichgewicht jedoch leicht gestört werden. 7 Überblick über Massenbewegungen in Hessen Je nach geologischem Aufbau (Internbau) sowie der Steilheit und Form der Böschungen (Geomorphologie) treten Massenbewegungen in den unterschiedlichen Regionen Hessens unterschiedlich häufig auf (Abb. 8). Sie unterscheiden sich u. a. nach Beschaffenheit des bewegten Materials (Festgestein, Locker­gestein, Böden), Tiefe und Art der Gleitfläche, Unter­grundstruktur, Größe, Wasserbeteiligung und Geschwindigkeit. Vor allem aufgrund der Steilheit der Hänge finden Massenbewegungen auch in den devonischen und karbonischen Gesteinen des Rheinischen Schiefergebirges statt. Wechselfolgen von Sandsteinen und Tonsteinen bzw. Schiefertonen sowie die tektonischen Schichtverstellungen und ein dichtes Trenn- 98 flächengefüge bieten günstige Voraussetzungen für Massenbewegungen (Jahnel et al. 1999). Meist werden sie durch anthropogene Eingriffe ausgelöst, die das Hanggleichgewicht stören, z. B. durch Abgrabungen im Zuge von Straßenbaumaßnahmen. Häufig reichen auch natürliche Faktoren wie ungewöhnlich starke Niederschläge aus, um Hänge zu aktivieren. Auch im Verbreitungsgebiet des Buntsandstein sind Massenbewegungen zu finden. Besonders an steilen Böschungen und Hängen, bei taleinwärts einfallenden Schichtflächen, Unterschneidung durch Talerosion oder anthropogene Eingriffe (Prinz & Strauss 2006) sowie in unterschiedlich wasserwegsamen Schuttmassen an Röthängen kann es immer wieder zu Bewegungen kommen. Diese Bereiche sind häufig Anne Kött, Armin Grubert & Gabriele Aderhold Die Hessische Rutschungs-Datenbank – ein neues Instrument zur Erfassung, Archivierung und Auswertung von Massenbewegungen 1,3 2,5 1,1 1,1 8,3 9,5 Quartär (Deckschichten allgemein) Quartär (Basalt-Hangschutt) Tertiär (Basalt) Tertiär (Kalkstein) 30,2 Tertiär (Sand) Tertiär (Ton) Muschelkalk Buntsandstein 40,6 1,1 0,8 3,5 Devon/Karbon Sonstige undifferenziert Abb. 8: Anteile der verschiedenen Geologischen Serien im bisherigen Datenbestand. an Abbruchnischen und buckeligem Gelände erkennbar (Becker, Lindstedt & Prinz 1989, Bräutigam et al. 1989). Auch kann sich die Auslaugung von Rötgips begünstigend auswirken (Rösing & Wenzel 1989). Weitaus rutschungsanfälliger als die Gesteine des Buntsandstein sind die Gesteine des Muschelkalk, besonders wenn klüftige und gut wasserwegsame Kalkund Mergelsteine (v. a. Wellenkalk) auf wasserundurchlässiger Unterlage (Ton- und Schluffsteine des Röt) lagern, die Grenzfläche eine gewisse Mindestneigung von etwa 5 °C aufweist und über der Gelände­ oberfläche oder knapp darunter ausstreicht. Durch stärkere Durchfeuchtung kann die Reibung so stark herabgesetzt werden, dass es zu Gleitbewegungen kommt, in deren Verlauf große Muschelkalkschollen abrutschen (Horn 1982). Die Gleitflächen beschränken sich hier aber nicht nur auf den Grenzbereich Röt-Wellenkalk, sondern können weit in den unteren Teil der Röt-Folge hinabreichen (Schmidt 2004). Typisch sind die entlang des Nordhessischen (Wellenkalk-) Schichtstufenlandes immer wieder zu findenden Abrisskanten und die unruhige Morphologie (Bernhard 1968, Prinz & Lindstedt 1987, Schmidt 1999, 2004). Massenbewegungen finden auch in den sehr unterschiedlich ausgeprägten Schichtgliedern des Tertiär statt. Hier handelt es sich oft um Karbonatgesteine oder Basalte, die auf einer wasserstauenden tonigen Unterlage (Devon, Röt, tertiäre Sedimente und Tuffe) in Bewegung kommen können. Gebietsweise (besonders im Westerwald) bilden basische pyroklastische Ablagerungen (Tuffe) mit quellfähigen Tonmineralen (Bentonit) sehr aktive Rutschzonen (z. B. Schreiner 2010). Auch die innerhalb der tertiären Tone und Mergeltone eingelagerten Sandschichten können aufgrund der vermehrten Wasserführung rutschungs­ begünstigend wirken. Häufig verhalten sich Rutschhänge, die durch alte Bergbau-Stollen entwässert werden, auffallend stabil. Andererseits kann vorüber­ gehender Wassermangel auch Rutschungen begüns­ tigen, weil in Schrumpfrissen, die sich in Tonen nach Trockenperioden oder durch Dränmaßnahmen bilden, vermehrt Niederschlagswasser in den Untergrund eindringen kann. Massenbewegungen in Hessen sind häufig auch flache Rutschungen und Schlammströme, die in den Deckschichten und Umlagerungs- bzw. Verwitterungszonen der Gesteine (z. B. im lehmigen Basaltschutt) stattfinden. Sie können bereits bei Hangneigungen zwischen 6–10 °C auftreten und werden meist durch stärkere Niederschläge ausgelöst. In Solifluktionsdecken treten häufig Kriechbewegungen auf. Solifluktionsdecken und Fließerden wurden bisher in der Datenbank nicht erfasst. 99 Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Jahresbericht 2012 Abb. 9 a und b: Links ein Ausschnitt aus der Geologischen Karte von Hessen 1 : 25 000, Blatt 4925 Sontra, westlich Breitau. Deut­­lich sichtbar die schollenartig auf den Tonsteinen des Oberen Buntsandstein (Röt-Folge (Rö 1–4), orange) abgerutschten dolomitischen Kalk- und Mergelsteine des Unteren Muschelkalk (Wellenkalk W1 bis W3). Rechts der gleiche Ausschnitt im digitalen Höhenmodell (DHM1, Gitterweite 1 m, Datengrundlage: Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation, Wiesbaden) zeigt die unruhige Morphologie im Bereich der auskartierten Rutschungen und im oberen Bereich teilweise auch die Abrisskante. Neben den hier beschriebenen für Massenbewegungen besonders anfälligen Gesteinseinheiten können diese aber auch noch in anderen Regionen auftreten. So wurden Rutschungen z. B. in den karbonatischen Gesteinen des Perm festgestellt, wenn 100 diese auf wasserundurchlässigen Schichten (Tonsteinen, Mergelsteinen usw.) aufliegen. Zu Einbrüchen kommt es, wenn Auslaugungen, z. B. von Anhydrit, im Untergrund vorliegen. Anne Kött, Armin Grubert & Gabriele Aderhold Die Hessische Rutschungs-Datenbank – ein neues Instrument zur Erfassung, Archivierung und Auswertung von Massenbewegungen 8Zusammenfassung Die Massenbewegungen in Hessen wurden mit Hilfe einer MS Access-Datenbank dokumentiert. Damit wurden die einzelnen Merkmale in den Bereichen Stammdaten, Lithologie, Ursachen, Gefährdung, Monitoring, Maßnahmen und Dokumente erfasst. Anhand der Datenbank ist es möglich, statistische und kartographische Auswertungen z. B. in Form von Übersichtskarten und Gefahrenhinweiskarten durchzuführen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in die Datenbank eingeflossenen sowie auf der Übersichtskarte dargestellten Rutschungs- und Felssturzereignisse eine Momentaufnahme darstellen. Die Daten in Hessen liegen bislang nur sehr lückenhaft vor und die Gefahr von Rutschungen und Felsstürzen kann auch in anderen Regionen bestehen, die bisher keinerlei Datensätze aufweisen. Derzeit reicht die Anzahl der erfassten Massenbewegungen nur aus, um lokale oder bezogen auf bestimmte, häufig dokumentierte geologische Situa­ tionen, statistische Aussagen treffen zu können. Flächendeckende und umfassende Gefahrenhinweiskarten können damit allerdings z. 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