Gebäude . Werbung . Außengastronomie GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Leitfaden für Bauherren und Geschäftsinhaber GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Inhalt Vorwort 1 Ausgangssituation und Ziele 3 2 Anwendung 6 Gestaltungsbereich Innenstadt Beratung und Fördermittel Herausgeber & Bearbeitung 3 Stadt Kamp-Lintfort Der Bürgermeister Am Rathaus 2 47475 Kamp-Lintfort 8 Grundsätze Gliederung Material und Farben Markisen und Vordächer 4 Telefon 02842.912-0 [email protected] www.kamp-lintfort.de Bearbeitung Fassaden Dächer 12 Dachform und Dachoberfläche Dachaufbauten und Antennen 5 Werbeanlagen 14 Grundsätze Schriftzüge Ausleger Schaufenster Düsselstraße 11 40219 Düsseldorf Telefon 0211.393055 [email protected] www.stadtraum-architekten.de 6 Stand: Mai 2011 7 Sondernutzungen 17 Außengastronomie Warenpräsentation Hinweise und Ansprechpartner 19 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Eine attraktive Innenstadt … hätten alle gern. Aber was kann der Einzelne tun? Dazu möchte dieses GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Antworten, Hinweise und Anregungen geben. Der Wert und die Bedeutung der Innenstadt sind insbesondere seit unserem Stadtmarketingprozess im Jahr 2000 zunehmend in den Blick einer immer breiteren Öffentlichkeit gerückt. Das ist erfreulich! Ein Diskurs über die Attraktivität unseres Stadtzentrums ist die Voraussetzung für die Wahrnehmung, das Erkennen und letztlich die Weiterentwicklung von Qualitäten. Mit dem Umbau des öffentlichen Raumes der Innenstadt, der nur durch Bundes- und Landesmittel im Rahmen des Förderprogramms „Stadtumbau West“ realisierbar war, hat die Kamp-Lintforter Innenstadt deutlich an Attraktivität gewonnen. Nun ist jeder Einzelne gefragt … Wie soll das Ziel erreicht werden? Um die Potentiale zur Attraktivitätssteigerung unserer Innenstadt gemeinsam zu nutzen, sollen alle Maßnahmen im Innenstadtbereich gestalterisch begleitet werden. Das Gestaltungshandbuch soll dabei helfen, den Blick für die Chancen und die Verantwortung zu schärfen, die für Bürgerinnen und Bürger, Immobilieneigentümer, Gewerbetreibende und Kaufleute mit einer ansprechenden Gestaltung verbunden sind. So zeigt es grundlegende Gestaltungsregeln auf und gibt Hinweise und Empfehlungen zu wichtigen Fragen bei der Umgestaltung von Gebäuden oder Präsentation von Geschäftsfeldern. Immer bleibt Raum für Variationen zum Erhalt der Vielfalt und Lebendigkeit unserer Stadt. Neben allgemeinen Empfehlungen wollen wir aber auch konkrete Unterstützung bei der Gestaltung der Innenstadt bieten. So leisten wir Hilfestellung bei der Beantragung von Fördermitteln für Ihre Umgestaltungsmaßnahme oder entwickeln gemeinsam mit Ihnen Lösungen für wichtige Gestaltungsfragen in einer persönlichen Beratung. Alles mit dem Ziel, unsere Stadt aktiv und in gemeinsamer Verantwortung zu gestalten. 1 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT An wen richtet sich dieses Handbuch? Eine lebendige Stadt besteht nicht allein aus Einzelhandel, Dienstleistungseinrichtungen und Gastronomie. Aber dies sind drei ganz wichtige Innenstadtnutzungen. Daher richten sich viele Empfehlungen an die Verantwortlichen dieser innerstädtischen Leitfunktionen. Jedoch lassen sich die Inhalte auch auf andere Bereiche wie Wohnhäuser und Wohnumfeld übertragen. Letztendlich kann jeder Einzelne an der Attraktivitätssteigerung des Zentrums und der Gesamtstadt mitwirken. Städte stehen im Wettbewerb untereinander. Auch andernorts wird viel für lebendige und schöne Innenstädte getan. Wenn möglichst viele Akteure die Chancen einer guten Gestaltung nutzen, kann sich daraus ein positiver Standortfaktor entwickeln. Eine attraktive Stadt ist für die Kamp-Lintforter Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für auswärtige Besucher und Kunden anziehend. Qualität und Baukultur sind Werte, die in unseren kurzlebigen Zeiten Bestand haben und sich langfristig auszahlen! Um dieses Ziel gemeinsam zu erreichen, finden Sie am Ende dieser Broschüre Ansprechpartner, die Ihnen weitere Auskünfte geben können und individuelle Fragen rund um die Aufwertung unserer Innenstadt gerne beantworten. Dr. Christoph Landscheidt Bürgermeister 2 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Ausgangssituation und Ziele 1 Ausgangssituation und Ziele Stadtgestalt heute Als Mittelzentrum am linken Niederrhein hat Kamp-Lintfort eine überregionale Versorgungsfunktion mit entsprechendem Einkaufs- und Dienstleistungsangebot für die umliegenden Orte. Die heutige Innenstadt entlang der Moerser Straße ist erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden, parallel zur starken Einwohnerentwicklung infolge des Bergbaus zwischen 1910 und 1960. Die Geschichte der Stadt spiegelt sich in ihrem Erscheinungsbild wider. Neben wenigen Gründerzeitbauten und Gebäuden aus den 20er und 30er Jahren prägen vor allem Nachkriegsgebäude das Erscheinungsbild der Innenstadt. Dazu gehören zum Teil großmaßstäbliche Gebäude aus den 60er und 70er Jahren. Mit dem Rückgang des Steinkohlebergbaus vollzieht sich ein wirtschaftlicher Strukturwandel, der auch im Stadtbild ablesbar ist. Der Innenstadtbereich wird begrenzt durch den real-Markt und den Rathausplatz im Norden sowie die Ringstraße und den Bereich der ehemaligen „drei weißen Riesen" im Süden. Der ältere Teil des Stadtzentrums ist die Moerser Straße als Haupteinkaufsstraße. Ein weiteres Zentrum ist in den 70er Jahren im Umfeld des neuen Rathauses entstanden. Damit gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Innenstadtbereiche mit jeweils eigenen Qualitäten und Problemen. Die Moerser Straße mit einem Nebeneinander von 3- bis 6-geschossigen Gebäuden aus mehreren Jahrzehnten. Weit mehr als die Fassadenvielfalt der Obergeschosse prägen hier Läden und Gastronomiebetriebe in den Erdgeschossen mit ihren Straßenfronten, Werbeträgern, Auslagen und Bestuhlungen das Bild der Straße. Damit wird die Moerser Straße weniger in ihren Einzelgebäuden wahrgenommen, als in ihrer horizontalen Gliederung in die Nutzungszonen „Läden“ und „Wohnen“, die sich in vielen Fällen völlig unabhängig voneinander darstellen. Der Rathausbereich mit Großbauten aus den 60er und 70er Jahren, die heute unmaßstäblich erscheinen gleichzeitig jedoch die Stadtkulisse prägen. 3 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Ausgangssituation und Ziele Suche nach einer neuen Identität: Stadtmarketing Die Innenstadt - das Herz der Stadt Die City ist wichtiger Identifikationspunkt für die Kamp-Lintforter Bürger. Der Attraktivitätssteigerung der Innenstadt kommt daher eine große Bedeutung im Rahmen der gesamten Stadtentwicklung zu. Das Maßnahmenbündel dazu kann sehr vielfältig sein. Dazu gehören bauliche und funktionale Ergänzungen, Bestandsverbesserungen, Umstrukturierungen und auch neue städtebauliche Impulse. Facelifting für die Innenstadt Stadtplätze und historische Fassaden gibt es zwar bereits in der Innenstadt, dennoch wird das Bild im Wesentlichen geprägt von Gestaltungselementen und Bauten der 1970er Jahre. Die Innenstadt Kamp-Lintforts braucht ein Facelifting. Die notwendige Verbesserung der Gestaltqualität bezieht sich dabei auf viele Bereiche, wie z.B. Fassaden, Schaufenster, Platzgestaltung, Begrünung, Beleuchtung, Möblierung, Pflasterung. Mit dem Ziel, die Stadt und ihre Leistungen attraktiver zu gestalten, wurde im Jahr 2000 der Stadtmarketingprozess eingeleitet. Der Fokus liegt auf der Innenstadt von Kamp-Lintfort. Die Leitsätze (s. Abb. links) zum Stadtmarketing verdeutlichen dies. Aktuelle Entwicklungen: Stadtumbau West Mit der Aufnahme der Stadt Kamp-Lintfort in das bundesweite Förderprogramm „Stadtumbau West“ im Jahr 2004 und die damit verbundene Bereitstellung von Bundes- und Landesmitteln war es erstmalig möglich, die Umgestaltung des innerstädtischen öffentlichen Raumes in Angriff zu nehmen. Das Innenstadtgestaltungskonzept von 2003 ist der Masterplan für alle wichtigen Straßen und Plätze. Seither wurden der Prinzenplatz, Teilbereiche der Moerser Straße sowie die zentrale Innenstadtbushaltestelle umgebaut. Der Umbau des Verkehrspavillons und der Friedrichstraße von der Ringstraße bis zur Moerser Straße werden eine der letzten zeitnahen Umgestaltungsmaßnahmen sein. Das größte Projekt war der Abriss der drei Hochhäuser, bekannt als Weiße Riesen. An dieser Stelle soll bis Ende 2012 das neue Einkaufszentrum EK3 „Drei Eichen“ entstehen. Ebenfalls aus dem Programm „Stadtumbau West“ ist das Fassadenprogramm der Stadt Kamp-Lintfort hervorgegangen, das finanzielle Hilfen bei Maßnahmen zur Fassadenerneuerung bereitstellt. Schon jetzt wird deutlich: Das Gesicht der Innenstadt hat sich gewandelt. Was noch im Stadtmarketing als „Facelifting für die Innenstadt“ Leitziel war, nimmt heute bereits in vielen Bereichen Konturen an. Es geht um Qualität! Stadtqualität ist nicht auf einzelne Gebäude beschränkt, sondern wird immer durch das Zusammenwirken von öffentlichen und privaten Bereichen bestimmt. In innerstädtischen Einkaufszonen ist die Verbindung von „privat“ und „öffentlich“ besonders prägend für das Straßenbild, da die ebenerdigen Nutzungen entscheidend den ersten Eindruck bestimmen. Private bauliche Anlagen wie Ladenfronten, Werbeträger, Warenauslagen und Straßenmöblierungen greifen optisch stark in den öffentlichen Raum ein und sind erster Blickfang. 4 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Ausgangssituation und Ziele Damit wird deutlich, dass hier erhöhte Ansprüche an Gestaltung, Material und Ausführung gestellt werden müssen. Denn die Attraktivität eines Stadtzentrums wird nicht nur durch das reine Warenangebot bestimmt, sondern auch durch die Aufenthaltsqualität der Straßen und Plätze. Das hier vorliegende GESTALTUNGSHANDBUCH INENSTADT zielt darauf ab, möglichst viele Akteure für eine weitere Attraktivitätssteigerung der Innenstadt von Kamp-Lintfort zu gewinnen. Es sollen Anreize geschaffen werden, die privaten Gebäude wertsteigernd zu gestalten und die vorhandenen, zum Teil verborgenen Qualitäten herauszuarbeiten und durch neue Akzente zu ergänzen. Gleichzeitig soll über einfache Spielregeln zur Ausgestaltung von Werbeanlagen und Präsentation von Waren das Gebäude mit seinen Nutzungen als „Gesicht zur Straße“ der Innenstadt ein unverwechselbares und hochwertiges Erscheinungsbild geben. 5 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Anwendung 2 Anwendung Gestaltungsbereich Innenstadt Dem zentralen Geschäftsbereich kommt innerhalb des Gestaltungsbereiches Innenstadt eine besondere Bedeutung zu. Nach erfolgreicher Umsetzung des Konzeptes zur Umgestaltung der öffentlichen Straßenflächen soll nun in einem zweiten Entwicklungsschritt die Aufwertung und Umgestaltung der privaten Gebäude angeregt und unterstützt werden. Hierbei können private Umgestaltungsmaßnahmen an Gebäuden mit Zuschüssen aus dem Fassadenprogramm der Stadt Kamp-Lintfort gefördert werden. Gleichzeitig bietet die Stadt an, auch Maßnahmen abseits einer Förderung gestalterisch zu begleiten. Beratung und Fördermittel Das Gestaltungshandbuch ist eine wichtige Grundlage, um eine hochwertige Gestaltung der Kamp-Lintforter Innenstadt zu unterstützen. Es ist keine rechtlich verbindliche Satzung, sondern hat in erster Linie empfehlenden Charakter. Es weist auf grundsätzliche Gestaltungsregeln hin, nennt Probleme und zeigt Alternativen auf. Gleichzeitig ist es ein Leitfaden für Bauherren und Geschäftsinhaber, die konkrete Maßnahmen an ihren Gebäuden vornehmen möchten. Damit steht hier der empfehlende Charakter im Vordergrund. Gern stehen Ihnen die im Anhang aufgeführten Mitarbeiter der Stadtverwaltung für eine Beratung zur Verfügung. Neben diesem unverbindlichen Charakter des Handbuchs und der angebotenen Beratungsleistung besteht aktuell in den Jahren 2011/2012 grundsätzlich die Möglichkeit, Fördermittel aus dem Förderprogramm „Stadtumbau West“ für Renovierungsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen. In diesem Fall wird das Gestaltungshandbuch zu einer verbindlichen Beurteilungsgrundlage. Das Fördergebiet ist in der nebenstehenden Abbildung rot abgegrenzt. Ferner sind Förderrichtlinien zu beachten. Alle Anträge für das Förderprogramm werden bei der Verwaltung eingereicht. Sie wertet die Unterlagen anhand des Gestaltungshandbuches aus, erteilt unproblematischen Maßnahmen schnell und unbürokratisch die Freigabe und hilft bei der Beantragung der Fördermittel aus dem Fassadenprogramm. Sofern Sie an einer solchen Förderung Interesse haben, sprechen Sie uns bitte ebenfalls an. 6 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Anwendung Anträge sowie Maßnahmen, die eine weitergehende Auswertung erfordern, werden in einer persönlichen Beratung des Antragstellers abgestimmt. In diesem Gespräch werden konkrete Wünsche erörtert und gemeinsam Lösungen zur Umsetzung eines für die Innenstadt verträglichen und hochwertigen Gestaltungskonzeptes entwickelt. Übrigens ... Nicht alle Umgestaltungsmaßnahmen sind genehmigungsfrei. So sind z.B. bei der Änderung baulicher Anlagen oder bei der Errichtung von Werbeanlagen die Maßgaben der Landesbauordnung Nordrhein-Westfalen für genehmigungsbedürftige bzw. genehmigungsfreie Vorhaben zu beachten. Zudem bleiben Bestimmungen in rechtsverbindlichen Bebauungsplänen, Satzungen oder örtlichen Bauvorschriften unberührt und besitzen damit weiterhin Gültigkeit. Am Ende dieser Broschüre finden Sie Ansprechpartner, die Ihnen weitere Auskünfte geben können und Ihre individuellen Fragen rund um die Aufwertung unserer Innenstadt gerne beantworten. 7 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Fassaden 3 Fassaden Empfehlenswert _historische Fassaden von Altbauten erhalten _je nach Erhaltungszustand Ergänzung durch zeitgemäße Gestaltungselemente _Fassaden von Gebäuden, die nach 1960 errichtet wurden, mit wenigen und klaren Gestaltungselementen auf das Umfeld abstimmen Hinweis Häufig liegen im Bauamt noch Originalpläne vor, die wichtige Gestaltungshinweise geben können. Grundsätze Das Erscheinungsbild der Moerser Straße ist geprägt durch eine bauliche Vielfalt, die sich aus der überlieferten kleinteiligen Grundstücksstruktur mit Parzellenbreiten zwischen 5 und 20 Metern ergibt. Altbauten wechseln mit baulichen Ergänzungen aus den 20er bis 60er Jahren, hinzu kommen einige Neubauten aus den 70er und 80er Jahren, die mit ihrer Gebäudehöhe aus dem Rahmen fallen. Die Parzellenstruktur spiegelt sich wieder in den unterschiedlichen Fassaden, die in dunkelrotem bis braunrotem Ziegelmauerwerk, mit Klinkern, Riemchen oder Platten verkleidet sind. Auch Putzfassaden und vereinzelte historische Altbauten mit Stuckornamenten finden sich im Zentrum von Kamp-Lintfort. Kennzeichnend ist die horizontale Teilung der meisten Gebäude in ein gewerblich genutztes Erdgeschoss und darüber liegende Obergeschosse mit Wohn- oder Büronutzung. Auffällig und oft störend wirken optisch abgesetzte Erdgeschosszonen ohne Bezug zu Gliederung, Material und Farbe der Obergeschosse. Aufgrund der Vielfalt der Maßstäbe, Baustile und Materialien kann ein straßenbezogenes einheitliches Gestaltungsleitbild nicht Ziel von Fassadensanierungen in Kamp-Lintfort sein. Vielmehr sollen die bauzeitbedingten Eigenarten unter Berücksichtigung der Erdgeschosszonen zeitgemäß wieder hergestellt werden, so dass nach und nach ein ansprechendes Ganzes entsteht („Vielfalt in der Einheit“). Ornamentfassaden sowie Fassaden von Gebäuden, die bis etwa 1960 errichtet wurden, sollen in Gliederung, Profilierung und Oberflächenmaterial erhalten bleiben. Hat sich das Erscheinungsbild in den letzten Jahrzehnten nachteilig verändert, soll die historische Fassade wieder freigelegt werden. Ist die historische Fassade nur noch teilweise vorhanden, können stilbildende Elemente ergänzt werden. Bei vollständigem Verlust der Stilfassade kann eine Rekonstruktion oder Neuinterpretation des ursprünglichen Erscheinungsbildes sinnvoll sein. Gebäude, die nach 1960 entstanden sind, können mit dem bewussten Einsatz weniger architektonischer Mittel wie z.B. einer anderen Fensterteilung, dem Ersatz von Fliesenfassade durch Putz- oder Ziegelfassade und einer ausgewogenen Farbwahl viel besser in das bauliche Umfeld eingebunden werden. Sanierungen von Großbauten der 70er Jahre müssen aufgrund ihres besonderen Maßstabs und des technischen Aufbaus der Fassaden gesondert betrachtet werden. 8 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Fassaden Gliederung Empfehlenswert _einheitliche Gestaltung über alle Geschosse _Gliederung des Erdgeschosses über Pfeiler und/oder Fensterteilungen _nur wenige Fensterformate _Erker, Vorbauten usw. dem Gebäudecharakter anpassen Ungünstig _Erdgeschoss ohne Bezug zu den Ober geschossen („Häuser ohne Unterleib“) _wechselnde Fensterformate Hinweis Bei der Änderung baulicher Anlagen sind die Maßgaben der Landesbauordnung Nordrhein-Westfalen (BauO NRW) für genehmigungsbedürftige bzw. genehmigungsfreie Vorhaben zu beachten. Fast alle Gebäude auf der Moerser Straße verfügen über flächige Fassaden mit einfachen Fenster- und Türöffnungen („Lochfassaden“). Die vertikale Gliederung, die Proportionen von offenen und geschlossenen Flächen und ihr Verhältnis zueinander bestimmen die Wirkung des Hauses und das Erscheinungsbild des öffentlichen Raumes. Die Fassade ist Visitenkarte des Gebäudes und prägt den ersten Eindruck von Besuchern und Kunden. In der Innenstadt haben bei vielen Gebäuden die gewerblich genutzten Erdgeschosse den Bezug zum Obergeschoss verloren, die Obergeschosse „schweben“ über den Ladeneinbauten. Schaufenster füllen das gesamte Erdgeschoss und reichen oft von Hausgrenze zu Hausgrenze. Stadtgestalterisches Ziel ist es, Erd- und Obergeschosse wieder zu einem harmonischen Gesamtbild zusammenzufügen. Das gelingt am einfachsten, indem die Fassade durch Fassadenpfeiler “geerdet” wird und die Gliederung im Erdgeschoss Bezug auf die darüber liegenden Geschosse nimmt. Fassadenteilungen in den Obergeschossen können auch durch Gliedern der Schaufensteranlage gestalterisch aufgegriffen werden. Für die Obergeschosse gilt es, unter Wahrung der Gebäudeachsen wieder ein ausgewogenes Verhältnis von Wand- und Fensterflächen herzustellen und sich auf wenige Fensterformate zu beschränken. Optisch wohltuend sind hoch stehende Fensterteilungen. Auch die oft als störend empfundenen „Loch-“ oder „Streifen-Fassaden“ von Gebäuden der 70er Jahren können mit einfachen architektonischen Mitteln wie durchgängig leicht farbigen Putzfassaden, Fensterteilungen und Ersatz von Glasbausteinen durch Glasflächen besser in den räumlichen Zusammenhang integriert werden. 9 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Fassaden Material und Farben Empfehlenswert _abgestimmtes Farb- und Materialkonzept _heller Putz oder rotes/rotbraunes Ziegelsichtmauerwerk als Hauptmaterial _dunkle Putzflächen bei Einzelhäusern im direkten Umfeld von Gebäuden mit überwiegend Ziegelsichtmauerwerk _andere Materialien oder Farbtöne nur untergeordnet _Farbtöne von Anstrichen oder Verkleidungen auch in Bezug auf das Umfeld _Absetzen von Gliederungs- und Gestaltungselementen bei historischen Gebäudefassaden Ungünstig Die Innenstadt von Kamp-Lintfort und insbesondere die kleinteilig parzellierte Moerser Straße sind durch eine Vielfalt an unterschiedlichen Materialien und Farbtönen geprägt: Rote, weiße, graue und auch bunte Klinkerfassaden wechseln mit weißen, grauen, braunen und farbigen Putzfassaden. Aber auch Blechfassaden oder mit Fliesen versehene Fassaden kann man finden. Vielfach sind die Erdgeschosse in weiteren, andersfarbigen Materialien abgesetzt, und oft findet man auch Kombinationen unterschiedlicher Materialien an einem Haus. Kurzum: das Erscheinungsbild der Fassaden einer gewachsenen Stadt ist vielfältig und eine allgemein gültige Gestaltungsregel aus dem Bestand kaum ableitbar. Dennoch kann ein Gestaltungsrahmen fixiert werden, in dem sich Einzelgebäude in Material und Farbe bestmöglich in diese Vielfalt einfügen. Heller Putz in weißen, beigen oder leichten Farbtönen passt genauso gut in die Kamp-Lintforter Innenstadt wie rotes bis rotbraunes Ziegelsichtmauerwerk. Ergänzende Materialien oder Farben, z.B. zur Betonung des Sockelbereichs, zur Einfassung der Fenster oder zur Betonung von Gliederungselementen können zusätzliche individuelle Akzente setzen. Geeignet sind z.B. unpolierte Natursteinoberflächen, Holzoberflächen, gegliederte Glasfassaden oder hochwertig verarbeiteter Sichtbeton. Wichtig ist, dass diese Materialien und Farben sich deutlich gegenüber Hauptmaterial und -farbe unterordnen. Eine gute Hilfestellung bei der Auswahl von Material und Farbe bietet häufig die unmittelbare Nachbarschaft. Dabei geht es nicht um „Gleichmacherei“, denn auch unterschiedliche Materialien und Farben können sich in einem Nebeneinander durchaus zu einem spannenden Ensemble verbinden. _Farbe und Material geschossweise unterschiedlich _grelle Farben, reine Farbtöne _Verwendung von Farben oder besonderen Materialien als Mittel der Werbung 10 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Fassaden Markisen und Vordächer Empfehlenswert _lichtdurchlässige Vordächer _filigrane Stahl-Glas-Konstruktionen _Bezug zu Fenster- und Pfeilerachsen _seitlicher Abstand zum Nachbargebäude _natur- oder unifarbene Stoffmarkisen _aufeinander abgestimmte Ausführung für räumlich zusammenhängende Bereiche _keine oder deutlich untergeordnete Werbung Ungünstig _ungegliederte, über die Fassadenlänge durchlaufende Vordächer _mehrfarbige oder Dekor-Markisen Vordächer und Markisen spielen in Geschäftsstraßen wie der Moerser Straße eine große Rolle: Sie beschatten die Schaufenster und Warenpräsentationen und bieten zugleich Regenschutz für Waren und Passanten. Vor Hauseingängen erleichtert ein Witterungsschutz das Heraussuchen von Schlüsseln oder das Warten auf das Öffnen der Haustür. Diese wichtigen funktionalen Elemente sollten gestalterisch in die Hausfassaden eingebunden werden, unter Berücksichtigung der Fenster- und Pfeilerachsen. Ungünstig wirken über die gesamte Fassadenlänge durchlaufende Vordächer, die als Trennung zwischen dem Erdgeschoss und den Obergeschossen empfunden werden. Filigrane Konstruktionen aus Stahl/Aluminium und Glas fügen sich am besten in die Fassaden ein. Optisch ansprechend sind häufig auch natur- oder unifarbene Stoffmarkisen. Ein Abstand zu den angrenzenden Gebäuden ist nicht nur aus nachbarrechtlichen Belangen wohltuend. Für zusammenhängende Straßen- und Platzbereiche ist es sinnvoll, in Material und Farbe weitgehend einheitliche Markisen zu verwenden. Eine Kombination mit den Farben weiterer Elemente der Außengastronomie wie z.B. Sonnenschirme, ist angenehm. Empfohlen werden natur- oder unifarbene Stoffmarkisen, die sich dem Gebäude unterordnen und sich gut in das Straßenbild integrieren lassen. Die Funktionen „Sonnen- und Wetterschutz“ von Markisen und Vordächern und nicht ihre Funktion als WerbeMarkisen träger sollten im Vordergrund stehen. Daher sollte die Werbung minimal ausfallen und auf die Geschäftsbezeichnung beschränkt werden. Produktwerbung muss unterbleiben. _ Produktwerbung auf Markisen und Vordächern 11 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Dächer 4 Dächer Empfehlenswert _ Traufhöhe und Dachneigung mit dem Umfeld abstimmen _Dachüberstände angleichen _schwarze oder anthrazitfarbene Betonoder Tondachsteine _nur nicht glänzende Dachsteine _Metalleindeckung nur bei Sonderformen oder untergeordnet für Dachaufbauten _Erhalt oder Wiederherstellung der Dachformen an historischen Gebäuden Ungünstig _Versprünge in den Traufhöhen _wechselnde Dachüberstände Dachform und Dachoberfläche Die Wirkung eines Gebäudes wird auch durch die Form, Neigung und Stellung des Dachs zur Straße bestimmt. Mit wenigen Ausnahmen historischer Gebäude prägen in der Moerser Straße fast ausschließlich traufständig stehende Gebäude das Straßenbild und betonen damit den Straßenverlauf. Dabei ist weniger der zurückliegende First für das Straßenbild entscheidend, als vielmehr die Traufhöhe und die Form der Dachkante. Stadtgestalterisches Ziel ist es, die weitgehend einheitliche Trauflinie zu erhalten und nicht durch Versprünge oder zu große Dachaufbauten zu stören. Dachneigungen sollten sorgfältig in das Umfeld eingepasst werden. Durch die Verwendung abgestimmter Materialien und Farben für die Dacheindeckung kann der optische Zusammenhalt eines Straßenzugs weiter gestärkt werden. Für die Eindeckung geneigter Dächer werden schwarze oder anthrazitfarbene nichtglänzende Ton- oder Betondachsteine empfohlen. Farbige oder untypische Oberflächen werden oft als störend für den Gesamteindruck empfunden. Metalleindeckungen können für besondere Dachformen oder Dachaufbauten sinnvoll sein. Ferner ist die bauliche Gestaltung der Traufkante für das Straßenbild wichtig. Unverkleidete Dachüberstände oder aufwendige Metallverkleidungen, z.B. aus Kupfer, sind in diesem innerstädtischen Umfeld fremd und sollten zu Gunsten einfacher Lösungen vermieden werden. Historische Gebäude zeichnen sich oft durch aufwändige Dachformen mit stark differenzierten Dachaufbauten aus. Abseits von Vorgaben steht hier der Erhalt oder die Wiederherstellung des historischen Erscheinungsbildes nach handwerklich konstruktiven Maßgaben im Vordergrund. _keine oder zu massiv verkleidete Traufen _bunte oder hoch glänzende Dachsteine 12 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Dächer Dachaufbauten und Antennen Empfehlenswert _Einzelgauben als Teil des Hauptdaches _Abstimmung auf Fassadenachsen, Material und Farbe des Gebäudes _weitgehend verglaste Gaubenfronten _technische Anlagen und Antennen nur zur Blockinnenseite Ungünstig _durchlaufende „Schlittengauben“ _kein Abstand zur Traufe, zum First oder zum seitlichen Ortgang _geschlossene Gaubenfronten _„Satellitenschüsseln“ zur Straßenseite Auch in der Kamp-Lintforter Innenstadt werden viele Dachgeschosse erfreulicherweise durch Wohnen genutzt und tragen damit zu einer belebten Innenstadt bei. Um eine gute Nutzbarkeit dieser Räume zu gewährleisten, kommen meist Dachgauben zum Einsatz, die die Dachlandschaft maßgeblich mit prägen. Kleine, auf die Fassade Bezug nehmende Dachaufbauten sind selbstverständlicher Gebäudebestandteil. Dachaufbauten wie überdimensionierte Gaubenbänder („Schlittengauben“) vermitteln dagegen den ungünstigen Eindruck eines weiteren Geschosses und wirken damit störend auf das Straßenensemble. Negativ wirken auch Dachgauben ohne oder mit nur geringem Abstand zum First, zur Traufe oder zum Ortgang sowie größere geschlossene Gaubenfronten ohne Fenster. Beim Ausbau oder der Sanierung eines Dachs sollten Dachaufbauten nur maßvoll eingesetzt werden, immer in Bezug auf die Charakteristik des Hauses und unter Wahrung von Bezügen aus der Fassade wie Fenster- oder Pfeilerachsen. Gauben sollten sich dem Hauptdach erkennbar unterordnen. Daneben spielt auch das Material der Außenverkleidung und seine Farbe eine große Rolle, die zum Haus „passen“ muss. Vorderfronten von Dachaufbauten sollen weitestgehend verglast werden, um eine gute Belichtung der Räume zu gewährleisten. Technische Anlagen wie Lüftungen von Gastronomieküchen oder Antennenanlagen sollen außerhalb des Wahrnehmungsfeldes der Straße, also zur Blockinnenseite liegen. Problematisch ist insbesondere die Häufung von „Satellitenschüsseln“, z.B. an Balkonen oder Fenstern. Mit einer vom Eigentümer installierten Gemeinschaftsanlage kann mit einfachen Mitteln ein stadtgestalterisch viel besseres Ergebnis erzielt werden. 13 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Werbeanlagen 5 Werbeanlagen Empfehlenswert _ Werbeanlagen harmonisch in das Erscheinungsbild der Fassade einfügen _bei der Montage grundlegende Fassadenachsen beachten _ pro Gewerbeeinheit möglichst nur ein Werbeträger und ein Ausleger auf der Fassade Hinweis Werbeanlagen sind grundsätzlich genehmigungspflichtig. Hier ist eine Baugenehmigung erforderlich. Weitere Informationen unter „Hinweise und Ansprechpartner“. Grundsätze Werbeanlagen sind elementarer Bestandteil der Außendarstellung von Geschäften, Dienstleitungs- und Gastronomiebetrieben. Zu den gängigen Werbeanlagen zählen an der Fassade angebrachte Werbeträger (z.B. Leuchtkästen oder Einzelbuchstaben), Ausleger (z.B. das klassische Wirtshausschild), Aufschriften auf Schaufenstern und Fahnen. Sie prägen in hohem Maß das Erscheinungsbild von innerstädtischen Geschäftsbereichen und werden von Passanten oft eher wahrgenommen als die Gebäudefassaden und die Schaufenster mit ihren Auslagen. Häufig beeinträchtigen Werbeanlagen aufgrund ihrer Größe und Farbigkeit nicht nur die Gebäudefassaden, sondern ganze Straßen- und Platzräume. Zudem zeigt sich – auch in Kamp-Lintfort – der Trend, dass dort, wo zunächst nur punktuell grelle und aggressive Werbung auftaucht, ein Schneeballeffekt eintritt. Aus Sorge, nicht mehr wahrgenommen zu werden, zieht die Umgebung nach. Die Zahl der Werbeanlagen steigt, sie werden zunehmend unproportioniert und aufdringlich. Nur selten weist massive Außenwerbung auf entsprechende Umsatzzahlen hin, im Gegenteil: Durch eine solche Entwicklung wird ein Straßenzug langfristig entwertet. Die Qualität der Geschäfte sinkt ebenso wie die erzielbaren Mieten. Geschäftstreibende müssen die Möglichkeit haben, durch Außenwerbung auf sich aufmerksam zu machen. Hochwertige Werbung, die Rücksicht auf das Gebäude und den Straßenraum nimmt, zahlt sich langfristig aus, wenn die Anziehungskraft des gesamten Innenstadtbereiches und damit die Besucherzahlen steigen. Werbeanlagen sind immer dann gelungen, wenn sie einerseits gut lesbar sind und sich andererseits in Form, Größe, Gliederung, Material und Farbe in das Erscheinungsbild des Gebäudes und die Umgebung einfügen. 14 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Werbeanlagen Schriftzüge Empfehlenswert _ maximal ein Schriftzug pro Geschäft _Einzelbuchstaben oder transparente Trägermaterialien _Montage nur zwischen Erd- und Obergeschoss _Rücksicht auf gliedernde Fassadenelemente _Länge nicht mehr als 50 % der Fassade _Abstimmung bei mehreren Geschäften in einem Haus Ungünstig _ Werbeanlagen über die gesamte Fassadenlänge Der Namensschriftzug ist die wichtigste Werbung für ein Geschäft. Viele Kunden orientieren sich an den Geschäftsbezeichnungen beim Durchlaufen der Straße. Dennoch sollte innerhalb der kleinteiligen Struktur der Innenstadt von Kamp-Lintfort die Werbung unmittelbar auf der Fassade nicht dominant erscheinen. Die Geschäftsbezeichnung an der Stätte der Leistung ist ausreichend, im Regelfall einmal als Schriftzug und vielleicht noch einmal als Ausleger (s.u.). Zusätzliche, die Fassaden überfrachtende Fremd- oder Produktwerbung sollte unterbleiben. Schriftzüge können auf flachen Kastenkörpern, auf transparenten Trägermaterialien oder als Einzelbuchstaben auf die Fassaden gebracht werden. Grundsätzlich stören Schriftzüge aus Einzelbuchstaben und solche ohne Grundplatte die Gebäudearchitektur deutlich weniger als flächige Beschriftungen, weil sie die Fassade „durchscheinen“ lassen und damit keine optische Trennung zwischen Erd- und Obergeschossen bilden. Schriftzüge sollten parallel zur Fassade und möglichst nur zwischen dem Erdgeschoss und der Fensterunterkante des 1. Obergeschosses angebracht werden. Sie sollten nicht mehr als die Hälfte der Fassadenlänge einnehmen, auf gliedernde Fassadenelemente Rücksicht nehmen und farblich mit der Fassadenfarbe harmonieren. Leuchtkästen sollten möglichst keine Verwendung finden, weil sie die Fassade zu sehr dominieren. _dominante Wirkung der Werbeflächen _Werbeanlagen oberhalb der Fenster des 1. Obergeschosses _Verdecken von gliedernden Bauteilen durch Schriftzüge und Logos _Fremd- oder Produktwerbung _Leuchtkästen 15 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Werbeanlagen Ausleger Empfehlenswert _ nicht mehr als ein Ausleger pro Geschäft _Ausleger nur zwischen Oberkante Schaufenster und Unterkante Fensterbrüstung des 1. Obergeschosses _Ausleger mit Bezug zum Erdgeschoss _Begrenzung in Höhe und Tiefe _Abstand zum nächsten Ausleger Ungünstig _Bekleben von Schaufensterflächen, Ausnahmen im Rahmen von zeitlich begrenzten Sonderaktionen _vertikale Ausleger in Fensterhöhe des 1. oder 2. Obergeschosses Mehr als Schriftzüge wirken Ausleger unmittelbar in den Straßen- und Platzraum hinein, insbesondere in engen Straßenfluchten. Beim Durchlaufen der Straßen sind Ausleger eher im Blickfeld von Kunden und Besuchern als die eigentliche Fassade. Daher ist auch hier gestalterische Zurückhaltung geboten, wenn der Gesamteindruck einer Straße erhalten bleiben soll. Bei Auslegern gibt es eine große Bandbreite – von traditionellen, handwerklich kunstvoll geschmiedeten Auslegern bis hin zu solchen mit moderner LED-Technik. Umso wichtiger ist es, dass Höhe und Tiefe der Ausleger begrenzt sind und dass sie mit Bezug zum Erdgeschoss angebracht werden sowie mit der Fassade und eventuell vorhandenen Schriftzügen eine gestalterische Einheit bilden. Ausleger sollten keine Leuchtkästen sein, vorzuziehen sind hier angestrahlte Schilder. Schaufenster Schaufenster laden zum „Anschauen“ der Verkaufsprodukte ein. Hier werden Waren möglichst ansprechend präsentiert. Ein mit Werbung zugeklebtes Schaufenster macht schnell einen minderwertigen Eindruck. Großformatige Drucke sprengen in der Regel den Maßstab der Umgebung und erdrücken optisch die anliegenden Läden und Gebäude. Eine Ausnahme bilden zeitlich begrenzte Sonderaktionen, wie z.B. Schlussverkäufe. Auch Fenster in den Obergeschossen, die z.B. als Lager- oder Sozialräume genutzt werden, sollten sich zum Straßenraum offen und ansprechend präsentieren. 16 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Sondernutzungen 6 Sondernutzungen Empfehlenswert _ Aluminiumstühle mit Kunststoffgeflecht, Holzmobiliar, Tische mit Metalloberflächen _ Textilschirme in Naturfarben oder gedeckten Farben _ Pflanzgefäße aus Terracotta, hochwertigen Kunststoffen oder Metall _ einheitliches Möblierungskonzept für räumlich zusammenhängende Bereiche Ungünstig _ billig wirkende Kunststoffmöbel, Biertischgarnituren _ Sonnenschirme mit Fremdwerbung, Ampelschirme, Partyzelte aller Art _ geschlossene Abtrennungen _ Abgrenzungen durch Podeste, Zäune, Teppiche, Kunstrasen Außengastronomie Außengastronomie ist unübersehbarer Bestandteil unserer Städte geworden. Sie trägt in den wärmeren Jahreszeiten zur Belebung der Innenstädte bei und bestimmt mit Stühlen, Tischen und Sonnenschirmen entscheidend das Erscheinungsbild von Straßen und Plätzen. Die Außenmöblierung ist auch Visitenkarte der Restaurants, Bistros und Cafés und wird als erstes von den Besuchern wahrgenommen. In den letzten Jahren ist im Zentrum von Kamp-Lintfort das Angebot an Außengastronomie erfreulich angestiegen. Man findet ansprechende Lokale, aber es besteht auch Verbesserungsbedarf. Billig wirkende Kunststoffmöbel, zu bunte Sonnenschirme mit Werbeaufdrucken oder Kunstrasen auf den Gehsteigen geben ein unruhiges Bild. Die Abgrenzung von Außenbereichen durch kleine Zäune und Pflanztröge führt zur Störung von Sichtachsen und zu einer unerwünschten Privatisierung des öffentlichen Raumes. Ziel ist ein gelungenes Zusammenspiel zwischen Gebäudefassaden, Eingangsbereichen und dem öffentlichen Raum. Dabei ist die Qualität der Außenmöblierung von entscheidender Bedeutung. Sie sollte sich harmonisch in das Straßenbild einfügen und die Möblierung der Nachbarbetriebe berücksichtigen. Für zusammenhängende Platzbereiche wie z.B. am Prinzenplatz sollte die Möblierung einheitlich oder aufeinander abgestimmt sein. Wichtigste Maßnahmen zur Verbesserung des Erscheinungsbildes einzelner Gastronomiebetriebe sind höherwertige Möbel, die zurückhaltend die Fassaden noch „durchscheinen“ lassen. Textilschirme als Sonnenschutz bilden eine schöne, unaufdringliche Ergänzung und sind gleichzeitig Blickfang im Straßenraum. Eine Einfriedung ist fast immer verzichtbar, Pflanzgefäße mit hoch wachsenden Stauden und Gräsern schaffen für den Gast einen schützenden Raum und bringen gleichzeitig noch Grün in den Straßenraum. Hinweis Für die Nutzung des öffentlichen Straßenraumes ist eine Sondernutzungserlaubnis erforderlich. Weitere Informationen unter „Hinweise und Ansprechpartner“. 17 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Sondernutzungen Warenpräsentation Empfehlenswert _ Anordnung nur direkt vor dem Geschäft _ 1 m² Verkaufsfläche pro 1 m Ladenfront _ Nutzung maximal 75% der Ladenlänge _ nur ausgewähltes Sortiment _ höherwertige Präsentationsmöbel _ Witterungsschutz nur durch Vordächer und Markisen Ungünstig _ mehrreihiges Aufstellen von Waren _ große Abstände zum Geschäft _ billig wirkender Verkauf von der Palette _ Restwaren oder Sonderposten _ Weg versperrende „Dreiecksständer“ _ weitere Fahrradständer, Mülleimer usw. _ zusätzliche Sonnenschirme Auch in der Kamp-Lintforter Innenstadt wird der öffentliche Straßenraum als Bewegungsraum für Fußgänger immer mehr durch Warenangebote „vor der Eingangstür“ der Geschäfte eingeengt. So wird aus dem Schaufensterbummel oftmals ein Slalomlauf zwischen Angebotsposten, Werbeträgern und zusätzlich aufgestellten Radfahrständern. Zielsetzung ist eine Attraktivierung des Straßenraums für Flaneure und Käufer, die nicht nur die Straßen und Plätze, sondern auch das „Geschäft“ der Kamp-Lintforter Einzelhändler beleben sollen. Dazu sind gleiche „Spielregeln“ für alle erforderlich, die den Raum vor ihren Geschäften nutzen möchten. Die einfache Grundregel für die Nutzung der Außenflächen durch Warenauslagen lautet: Maximal 1 m² Standfläche pro Meter Ladenfront, maximal 1 Meter tief bei 75% der Ladenlänge, damit sich in der Straße nicht Auslage an Auslage reiht. Der Abstand zur Hausfront ist so gewählt, dass zum einen ein üblicher Warenständer aufgestellt werden kann, zum anderen aber die Schaufenster der Nachbarläden ohne Umwege gut erreichbar sind. Das ist wichtig, denn nicht alle Läden, wie etwa Juweliere möchten Waren öffentlich präsentieren. Auch bei der Warenpräsentation geht Qualität vor Quantität. Der Verkauf direkt von der Palette ist ebensoEinschrän ungünstig wie aus billig wirkenden Plastikständern. Empfohlen werden höherwertige Verkaufsmöbel, die auch zur übrigen Ladeneinrichtung passen, der Verzicht auf weitere Werbung im öffentlichen Raum z.B. durch die weit verbreiteten Dreiecksständer („Kundenstopper“) sowie auf zusätzliche ladeneigene Fahrradständer, Sonnenschirme, Mülleimer usw. Straßenmobiliar wie beispielsweise Papierkörbe, Fahrradständer oder Hinweisschilder stellt die Stadt Kamp-Lintfort in Eigenregie auf. Bei weiterem Bedarf sprechen Sie uns bitte an! Hinweis Bei einigen Veranstaltungen gelten Sonderregelungen. Warenauslagen müssen dann aus der Fußgängerzone entfernt werden. Weitere Informationen unter „Hinweise und Ansprechpartner“. 18 GESTALTUNGSHANDBUCH INNENSTADT Hinweise und Ansprechpartner 7 Hinweise und Ansprechpartner Werbeanlagen Laut Bauordnung des Landes Nordrhein-Westfalen ist in der Regel für das Errichten, Anbringen oder Ändern von Werbeanlagen an Gebäuden erst ab einer Größe von 1 m² eine Baugenehmigung erforderlich. Aufgrund der besonderen Anforderungen, die an die Gestaltung der Werbeanlagen gestellt werden, empfiehlt sich stets ein Bauantrag. >> Klaus Peters, Bauordnungsamt | Telefon: 02842.912-309 | eMail: [email protected] Nutzung des öffentlichen Straßenraumes Hinweis für die Außengastronomie: Für das Aufstellen von Stühlen, Tischen, Sonnenschirmen und Warenständern ist eine Sondernutzungserlaubnis notwendig. >> Marlies Pousen, Ordnungsamt | Telefon: 02842.912-216 | eMail: [email protected] Förderung Wünschen Sie eine Beratung zu individuellen Förderungsmöglichkeiten bei der Fassadensanierung, können Sie sich an das Planungsamt wenden. Hier erhalten Sie ebenso Auskunft zu planungsrechtlichen Fragen, die durch Ihre Planung berührt werden können. >> Arne Gogol, Planungsamt | Telefon: 02842.912-325 | eMail: [email protected] Gestaltungsfragen Wünschen Sie eine Bauberatung zur individuellen Gestaltung von Werbeanlagen, Fassaden, Markisen oder Vordächern, können Sie sich an das Planungsamt wenden. >> Britta Achtsnichts, Planungsamt | Telefon: 02842.912-425 | E-Mail: [email protected] 19