Endodontie bei jungen bleibenden Zähnen

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Endodontie bei jungen bleibenden Zähnen
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Endodontie bei jungen bleibenden Zähnen
Überkappun g
Die jugendliche Pulpa verfügt über ein großes Potenzial zur
Hartgewe bsab lagerung. we shalb di rekte Überkappunge n
mit Calciumhydroxid hi er ein e besond ers gute Prognose
haben (Geurtsen 1989. Mass et a!. 1995 ). Wird unter der
Überkappung noch eine Schicht kari ös veränderten. aber
harten Dentins belasse n. mu ss diese s nach einigen Monaten
entfernt w erd en. Das resorbierbare. weiche Calciumhydroxid wird dann durch eine dich te. druckfeste Unterfüllung
erse tzt. Direkte Überkappun ge n sind nur im Bereich gesunden Dentin s und bei kl einflächige r Eröffnung einer gesunden Pulpa indi ziert.
Pulpotomie und Pulpektomi e
Bei tiefer Karie s bleibend er Zähne mit noch offenem Apex.
aber ohne Pu lpa nekrose wird ähnlich wi e bei Milchzähnen
eine PulpotOlllie durchge führt. Die verbleibende radik uläre
Pulpa sichert di e Vollendung des Wurze lwachstums. Sobald
die Wurzel und insbeso ndere der Ap ex fertig ausgebildet
sind. kann bei Bedarf eine konventionell e Pulpektomie vorgenommen w erden (Mass et a!. 1995).
Eine Wurzelkanalbehandlung kann tro tz Streben nach Vitalerhaltung der radikulären Pulpa bere its früh erforderlich
werden: Vitalitätsverlu ste info lge Trauma sind bei Kindern
und Jugendli chen häufi g.
Selbst ausge hend von tiefen palatinalen Grübchen oder In vaginati onen. die klini sch kariesfrei ersche inen. kann eine
Pulpanekrose auftreten . Di e Diagnose einer Pu lpanekrose ist
manchmal schwierig zu ste ll en: Die periapikale Region ist
vor Abschlu ss des Wurzelwach stums weniger röntgendicht
als der umgebend e Knoch en. Nach einem Zahntrauma kann
einerse its die Sensibilität vorübergehend gestört sein. andererseits können Zahn schmerzen angegeben werden. die auf
eine Verl etzun g des Desmodonts zurückgehen . Klini sch verläuft die Pulpanekrose bei m Kind häufi ger als beim Erwachse nen als ak ute Infektion. Es entwicke lt sich oft ra sch ein
Ab szess.
Charakteri sti scherweise treten heftige Schmerzen auf - der
betroffene Za hn is t hoc hgradi g perkussions- bzw. berührun gse mpfindli ch und oft erhöht beweglich . Auch Na chbarzähne könn en schmerzempfindli ch reagieren. Di e Vitalitätsprobe kann alleine durch das Berühren des Zahns falsch
positiv ausfallen . Auch ein elektrischer Sensibilitätstest
kann bei einer akut infi zierten Pulpanekrose falsch positiv
ausfallen .
Eine Röntgenaufnahme ze igt oft kein e pathologischen Veränderungen infolge einer infi zierten Pulpan ekro se. Den noch sollte auf eine Aufnahm e nicht verzichtet werden.
In gewis sen Fällen kann auch bei bes tehender Pulpanekrose
nach einer orientierenden Unters uchung eine Loka lanästhesie erforderl ich werden! Bei Molaren mit noch nicht abgesch lossenem Wurze lwachstum ist es gut möglich. dass trotz
infizierter Nekrose in einzelnen Kanälen noch vitale Pulpaantei le verblieben sind, die Schmerzen auslösen. Daher mu ss
zur Durchführung einer einwandfreien Behandlung eine
Anä sthesie gesetzt w erden .
Merke: All e end odonti schen Maßnahmen (inklus ive Überkappunge n! ) müsse n grund sä tzli ch unter absoluter Trocken legung mittels Kofferdam erfolgen!
562 Pulpotomie
Links: Tief kari öse r 1. Mo lar ein er
8-Jähri ge n mit pulpitisch en Beschwe rden. Der Apex ist noch weit
offen. was eine ko nventi onell e
Wu rze lb ehandlung ersc hwert.
Rechts: St atus nac h Amp utation.
Fortschreiten der Wurzelbil dung
1/2 Jahr nach Entfernung der entzünd eten I<ronenpulpa und Überkappung der Wunde m it Ca lciumhydroxid. Nach Ab schlu ss der
Apexb il dung w ird ein e konvent ione ll e Wurzelfüllun g m öglich sein.
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Die Bildung von Wurzel und Apex wird ers t m ehrere Jahre
nach dem Durchbruch bleibender Zähne abgeschlossen. Bi s
dahin lage rt di e Odontoblastenschicht im Bereich der Zahn krone und der Wurzel fortwährend Se kundärdentin ab. Dies
ist für di e mechanische Stabi lität des Za hn s wichtig. Oberstes Ziel der Behandlung j uge ndli cher bl eibender Zähne ist
daher di e Vital erhaltung der Pulpa.
Endodontie in Milch- und Wechselgebiss
Apexogenese und Apexifikation
In einem frühen Stadium der Wurzelentwicklung, wenn die
volle Länge noch nicht erreicht ist, ist die Hartsubstanz im
Bereich der Wurzelspitze meist so ausgebildet, dass sie sich
wie ein Trichter nach apikal öffnet. Das Gewebe im Bereich
der Wurzelspitze ist gut durchblutet und wenig mineralisiert: Im Röntgenbild kann leicht der Eindruck eines periapikalen Knochenabbaus entstehen. Ziel der Apexogenese ist
es, dank Vitalerhaltung der radikulären Pulpa eine normale
Wurzelentwicklung zu ermöglichen (Webber 1984). Gelingt
dies nicht, sondern stirbt die Pulpa ab, sind Pulpektomie
und Wurzelfüllung erforderlich. Dabei fehlt die Barriere als
Schutz vor Überinstrumentieren und Überpressen von Wurzelfüllmaterial. Bei der Wurzel kanal behandlung kommt es
deshalb schnell zu einer stärenden Blutung aus der große n
Grenzfläche des umgebenden Gewebes.
Als Ausweg bleibt dann die Apexijil<ation. Ziel der Apexifikationsbehandlung ist,
• den Wurzel kanal in mehreren Sitzungen durch vorsichtiges, progressives Aufbereiten schonend von Weichgewebe zu reinigen und mit Calciumhydroxid zu füllen;
• das an die Wurzelspitze angrenzende Gewebe durch die
Reizwirkung des Calciumhydroxids in Hartsubstanz zu
verwandeln, die günstige Voraussetzungen für eine dichte
Wurzelkanalfüllung schafft.
563 Fistelbildung
Ausgehend vom infizierten
nekrotischen Pulpagewebe vom
Za hn 22 hat sich eine Fistel
gebildet.
Rechts: Bei Zahn 22 ist apikal der
noch unfertigen Wurzel eine
diffu se Aufhellung sichtbar.
564 längenbestimmung
Nach Trepanation des Zahns entleerte sich blutiges Sekret. Der
Kanal li eß sich nicht trockenlegen.
Rechts: Messaufnahme. Zur
Bestimmung der Arbeitslänge
muss ein ausreichend dickes
Instrument benutzt werden,
damit es während der Aufnahme
positionsstabil im Kanal verb leibt.
Bei der Aufbereitung des Wurzelkanal s soll da s Pulpagewebe möglichst vollständig entfernt werden, ohne dabei die
Kanalwand zu stark zu bearbeiten : Eine zu intensive span abtragende Intervention würde die ohnehin schwachen
Wurzeln weiter schwächen und so die Frakturgefahr erhöhen. Wird jedoch zu wenig aufbereitet, verbleibt unter
Umständen nekrotisches Gewebe, das trotz Calciumhydroxideinlage eine Infektion unterhält. Bei Überinstrumentieren blutet es, wodurch die Wirkung des Calciumhydroxids
gefährdet ist. Überstopfen von Calciumhydroxid führt zu
Schmerzen nach der Behandlung. Es ist häufig sinnvoll. anfangs etwas zu kurz aufzubereiten. In diesem Fall ist jedoch
eine baldige Erneuerung der Calciumhydroxideinlage anzustreben.
Ein Misserfolg der Wurzelkanalbehandlung ist nach Apexi fikation nicht häufiger als nach sonstigen Pulpektomi en
(Cvek 1992, Mandel u. Bourguignon-Adelle 1996 ). Die Langzeitprognose dieser Zähne ist vor allem deshalb eingeschränkt, weil die Frakturgefahr wege n der sehr dünnen
Dentinschicht groß ist.
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565 Einlage von
Calciumhydroxid
Bei we it offe nen Kanälen lässt sich
das Calciumhydroxyd direkt aus
einer Spritze in den Kana l app lizieren. Die Kanü le wird dazu 2 mm
we niger tief in den Kana l eingeführt als die Aufbereitungsinstrum ente. Ein zusätzliche r Einsatz
von Förderspira len zur Verm inderung von Lufteinsch lüsse n ist
ratsam.
n
a
b
c
d
566 Verlaufsvarianten nach
Calciumhydroxideinlage
a Weiter fortgeschrittenes
Wurzellängenwachstum mit
Hartgewebsbrücke.
b VerkLirzte Wurzel, Hartgew ebsb rü cke am Kanaleingang.
c Dünne, rad iologisch nicht
sichtbare Hartgewebsbrücke.
d Einwac hsen vo n Weichgewebe
in den Kana l, intrakanaläre Hartgewebsbrücke.
Weitere Varian ten sind möglich!
567 Masterpoint
Nach Absch lu ss der Apexifikation
kann der Kanal getrocknet werden.
Eingeführte Papierspitzen dürfen
keine Zeiche n von Sekretfluss
mehr aufwe ise n. Der Masterpoint
findet ein en sta bil en An sc hlag.
Links: Der Masterpoint reicht bi s
zur Hartsubstanzbrücke.
568 Behandlungsergebnis
Nach Abschluss der Behand lung
ist der Patient beschwerdefrei, die
Fistel hat sich zurü ckgebildet.
Links: Vollständ ig er Verschluss
des Wu rze lkana ls. Zeichen einer
apika len Ostitis sind nicht mehr
sichtbar.
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Links: Der Kanal ist korrekt mit
einem röntgenopaken Ca lcium hydroxydpräparat gefüllt.
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