Exkursion zum Tag der Natur am 11. Juni 2017 zum Hochrain

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Exkursion zum Tag der Natur am 11. Juni 2017 zum Hochrain-Riedel
(Neues aus dem Wasenmoos Nr. 57 und Bericht an die Exkursions-Interessierten)
Überblick über die Veranstaltung (Medienbericht):
Naturbeobachtungen in der Gegend vom Pass Thurn (Gemeinde Mittersill)
Eine der 6 Pinzgauer Veranstaltungen zum Tag der Natur lief unter dem Titel „Nasses Moor und Trockenhang“.
Dazu eingeladen haben ÖBF Forstbetrieb Pinzgau, Biotopschutzgruppe Pinzgau des Naturschutzbundes
und Moorverein Wasenmoos.
Abb. 1: Die TeilnehmerInnen der Exkursion vor der Kulisse der Hohen Tauern (Bild: Feri Robl ©)
Am 11. Juni 2017 trafen sich 12 Interessierte an der Pass Thurn Straße und wanderten zwischen bunten Wiesen
nach Hochrain-Reith. Das westlich davon gelegene lang gestreckte Moor gewährt schöne Einblicke. Es soll bald
in die mit dem RAMSAR- Prädikat ausgezeichnete Moorlandschaft am Pass Thurn eingegliedert werden.
Nach dem Betrachten von Sonnentau, Fieberklee, Schachtelhalm und anderen Pflanzen mit „nassen Füßen“
erstieg die Gruppe den Hochrain-Riedel und wendete sich jenen auf trockenem Fels zu, wie Hauswurz, Fetthenne oder Katzenpfötchen. Besonders schützenswert sind die unterschiedlichen Arten von Wildrosen am
Südhang.
Abschließend wurde an Hand des Franziszeischen Katasters von ca. 1830 auf einen alten am Riedel gelegenen
Bauernhof hingewiesen, von dem heute nur die Geländemulden, eine Brechelstube (für das Brecheln von
Flachs) sowie der verbliebene Bestand des Obstgartens erhalten sind.
Die fachkundige Begleitung erfolgte durch Feri Robl, Maria Enzinger und Wolf Kunnert, in den vogelkundlichen Belangen informierte uns der Hobby-Ornithologe Christoph Ritsch, der im Zuge der Wanderung 32
verschiedene Vogelarten feststellen konnte.
Am 19. Juni 2016 hatten wir bereits einmal vor, den Hochrain-Riedel und seine Umgebung zu erkunden, damals
trafen sich 10 Naturbegeisterte bei widrigen Wetterverhältnissen. Trotzdem ließen sich 34 Vogelarten sehen
oder hören und wir konnten viele Pflanzenbeobachtungen machen. Einzig die Besonderheiten des HochrainRiedels waren nicht möglich zu zeigen, doch dies holten wir heuer bei strahlender Sonne nach.
Unser Weg führte wie im Vorjahr vom Treffpunkt an der Pass Thurn Straße an die Südseite des HochrainRiedels und an seiner Ostflanke zum Moor von Hochrain-Reith. Wir folgten diesem über eine Länge von etwa
600 m nach Westen, um dann, anders als im Vorjahr, auf einem Waldsteig an seine Südseite zu gelangen.
Entlang dem Waldrand und über einen ausgemähten Wiesenstreifen erstiegen wir den Riedel, erkundeten seine
Südflanke und kehrten schließlich zu seinem Südfuß zurück (Abb. 2).
Abb. 2: Plan des Gebietes mit unserer Wegstrecke (blau, Steige und Wiesenpfade punktiert) und den von der Biotopkartierung (2001) ausgewiesenen Flächen (rot = geschützt nach§ 24 Salzburger Naturschutzgesetz, dunkelgrün = besondere
Flächen, aber ohne Schutz, .hellgrün: Wald). (Quelle: SAGIS)
Geologisch gesehen befinden wir uns grob gesprochen in den Schieferalpen der Grauwackenzone mit ihrem
sanfteren Gelände und blicken über die Salzach nach Süden in die Zentralalpen mit den meist schroffen Formen
(Abb. 1). Genau betrachtet beginnt die Grauwackenzone erst etwas weiter nördlich, unser Exkursionsraum liegt
in der Uttendorfer Schuppenzone, einer Scherzone zwischen den großen Einheiten. Jedenfalls haben spätestens
die eiszeitlichen Gletscher in Richtung des Gesteinsstreichens (hier meist WNW-OSO) in weicheren Gesteinen
Mulden als Voraussetzung für die Moorbildung und bei härteren Gesteinen felsige Rücken geschaffen. Im Fall
des Hochrain-Riedels sind es harte Grüngesteine, die hier anstehen.
Im Folgenden werden ausgewählte Pflanzen und Tiere der Wiesen, des
Wegrandes, des Waldes, des Moores und des Riedels besprochen. Dann
wird die Anlage des ehemaligen Bauernhofes erläutert und werden die
Vogelbeobachtungen zusammengefasst.
Kleine Auswahl an Wiesenpflanzen
Das Nickende Leimkraut Silene nutans (Nelkengew. Caryophyllacea)
wächst auf trockenen Magerrasen und auch auf Felsfluren. Wir haben es
sowohl in der Wiese als auch an den Felsen am Riedel gesehen. Die
nach unten geneigten Blüten entfalten sich erst abends und verbreiten
dann einen Hyazinthenduft, um Nachtfalter anzulocken.
Abb. 3: Nickendes Leimkraut, behaarter Stängel, nach unten geneigte Blüten
Vogelwicke Vicia cracca (Abb. 4) (Schmetterlingsblütler
Fabiaceae), Unterscheidung zur Zaunwicke kursiv:
violette Blüten zu 10-30 auf lang gestielten Trauben, einfach gefiederte Blätter mit 6-12 Fiederpaaren, verzweigte
Endranken. Name: Samen von Vögeln gerne gefressen.
Zaunwicke Vicia sepium (Abb. 5)
Blüten braunviolett, zu nur 2-5 auf sehr kurz gestielten
Trauben, Blätter mit meist etwas weniger Fiederpaaren
(4-7). Name: rankt sich gerne an anderen Pflanzen und
Zäunen hoch.
Abb. 4 (oben links): Vogelwicke, Bildnachweis: Gregory Phillips
Abb. 5 (oben rechts): Zaunwicke, Bildnachweis: Freddy Krüger,
beide Bilder entnommen aus: https://commons.wikimedia.org
Abb. 6 (unten): Ziestblättrige Teufelskralle, Blütenstand im unteren
Teil bereits abgeblüht (Wasenmoos, Ende Juni)
Die Ziestblättrige Teufelskralle Phyteuma betonicifolium (Abb. 6) ist ein
Glockenblumengewächs Campanulaceae mit ährig zylindrischem
Blütenstand. Sie meidet Kalk und kommt auf mageren Böden von
Wiesen, Weiden, Gebüschen in Höhen über 1000m vor.
Auch diesen Wiesenpflanzen haben wir Beachtung geschenkt: den
Korbblütlern Magerwiesen-Margerite Leucanthemum vulgare, GoldPippau Crepis aurea, Arnika Arnica montana, der heuer im Gebiet in
größerer Dichte zu sehen ist, dem Knöterichgewächs Wiesen-Knöterich
Bistorta officinalis oder dem Magerkeitsanzeiger Mittleres Zittergras
Briza media.
Ein paar Pflanzen am Wegrand, einem Saumbiotop
Als Sträucher säumen Berberitzen Berberis vulgaris und vor allem Wildrosenarten Rosa sp. den Weg der Alten
Pass Thurn Straße.
Ausgewählte krautige Pflanzen: Der Hain-Gilbweiderich Lysimachia nemorum besiedelt gerne feuchte, etwas
schattige Stellen des Wegrandes. Von der nahe verwandten Art des Pfennigkrautes L. nummularia unterscheidet
er sich durch die dreieckig bespitzten Laubblättchen. Auffällig ist der kriechend bis aufsteigende Wuchs
(Abb. 7). Nur wenige wissen, dass die Gattung in die Familie der Primelgewächse Primulaceae eingereiht wird.
Die Blutwurz Potentilla erecta, das Rosengewächs mit nur 4 Kronblättern, gilt als Magerkeitszeiger auf meist
feuchten Standorten und fand sich in der Wiese, hier am Saum und später im Moor. Der Feld-Thymian zeigt
trockene und sonnige Stellen des Wegsaumes an. Ein breiteres Spektrum der Standorte nimmt der Echte
Leuenzahn = Rauer Löwenzahn Leontodon hispidus ein. Wir fanden vor allem seine grundständigen Rosetten
mit den buchtig gezähnten Blättern (Abb. 8).
Das Kleine Habichtkraut = Kl. Mausohr Hieracium pilosella (Abb. 9) ist ähnlich dem ebenfalls im Gebiet vorkommenden Öhrchen-Habichtskraut = Öhrchen-Mausohr H. lactucella, welches 2-5-köpfig ist.
Abb. 7 (links): Hain-Gilbweiderich (Bärenfilz-Weg oberhalb vom Wasenmoos)
Abb. 8 (Mitte): Blattrosette vom Echten Leuenzahn
Abb. 9 (rechts): Kleines Habichtskraut, Farbtafel aus Kops Jan, Flora Batava
(1800), entnommen aus: http://www.biolib.de/
Das Kleine Mausohr ist nur einköpfig. Der Stängel ist blattlos oder trägt 1-2 schuppenförmige Blättchen. Die
eiförmig-lanzettlichen Blätter bilden eine Grundrosette, von der lange Ausläufer ausgehen. Die Laubblätter sind
unterseits weißfilzig und ähneln (angeblich) Mäuseohren. Bei Trockenheit erfolgt Einrollung, wobei die weiße,
Licht reflektierende Unterseite nach außen weist und dadurch eine stärkere Erwärmung verhindert.
In der Wiese, aber auch am Wegrand zu finden: der Echte Ehrenpreis Veronica officinalis und der Gemeine
Augentrost Euphhrasia rostkoviana.
Das Moor bei Hochrein-Reith
Das in die eiszeitlich ausgeformte Mulde eingebettete Moor wird hauptsächlich durch den Wassereintritt von
den Nordhängen her gespeist, Rinnsale und Durchströmugen nehmen rasch die Streichrichtung des Beckens an.
Maria Enzinger beschreibt die Besonderheit des Moores in dem von ihr ausgearbeiteten Pflegeplan (2001) so:
Nieder- und Übergangsmoorbereiche sind eng miteinander verzahnt, Anklänge zum Hochmoor sind erkennbar.
Die Moorfläche zeigt bezüglich ihrer Vegetationszusammensetzung sehr große Heterogenität: Davallseggenmoor, Schnabelseggensumpf, Schlammschachtelhalm-Fieberkleesumpf und Blasenbinsensumpf mit SchlammSegge liegen nebeneinander. Die Entwicklung von Davallseggenmooren verweist auf Kalkeinsprengungen im
Untergrund bzw. auf Basenanreicherung im durchströmenden Wasser. Teilweise kommt die Grau-Erle stärker
auf, auch etliche Fichten stocken im Moor, zwei Grauerlenbestände sind integriert (Spechtbäume, Nisthöhle für
Kleinspecht). Der Moorkomplex verfügt über eine große Artenvielfalt mit zahlreichen Rote-Liste-Arten:
Traunsteiners Knabenkraut, Breitblättriges Knabenkraut, Sumpf-Drachenwurz, Blasenbinse, Sumpf-Läusekraut,
Alpen-Haarbinse.
Der Moorkomplex ist ein für Insekten hochdynamischer Lebensraum, beispielsweise ist der Fieberkleesumpf
ein idealer Bereich für Libellen wie Kleine Moosjungfer und Arktische Smaragdlibelle. Zahlreiche
Sumpfschrecken sind anzutreffen und diverse Schmetterlingsarten nutzen das Moor als Habitat: Hochmoorgelbling, Wandergelbling, Tagpfauenauge, Distelfalter, Kaisermantel. Die Fläche bietet in Verbindung mit dem
angrenzenden Wald auch Vogelarten wie Spechten und dem Wiesen-Pieper einen geeigneten Lebensraum.
Aufgrund der Besonderheiten wurde der Antrag an die RAMSAR-Kommission (Gland, Schweiz) gestellt, das
Moor zusammen mit ein paar weiteren Flächen in das bestehende RAMSAR-Gebiet „Moore am Pass Thurn“
aufzunehmen, mit einem Ergebnis ist demnächst zu rechnen.
Zwei Links mit Grundinformationen zur RAMSAR-Konvention:
http://www.umweltbundesamt.at/umwelt/naturschutz/naturrecht/int_konventionen/ramsar/
http://unesco.de/wissenschaft/biosphaerenreservate/biologische-vielfalt/ramsar.html
5 ausgewählte Pflanzen vom nördlichen Einblick ins Moor:
Der Rundblättrige Sonnentau Drosera rotundifolia (Sonnentaugewächse Droseraceae) ist eine Rosettenpflanze,
deren Einzelblätter drüsige Tentakel tragen (Abb. 10). Die Sekrete glänzen in der Sonne wie Tautropfen
(Name!). Insekten, die das „Wasser“ aufnehmen wollen, bleiben am klebrigen Saft hängen und werden
innerhalb weniger Stunden von den Tentakeln und dem Blatt eingeschlossen und verdaut. Fleisch fressende
Pflanzen gleichen so den Nährsalzmangel des Bodens aus.
Die Echte Moosbeere = Gewöhnliche Moosbeere Vaccinium oxycoccos (Abb. 11) ist ein Heidekrautgewächs
Ericaceae, verwandt mit Heidelbeere oder Preiselbeere. Dass im Pinzgau oder in Tirol die Heidelbeere als
„Moosbeere“ bezeichnet wird, sorgt manchmal für Verwirrung. Mit seinen bis 80cm langen Ästchen bildet die
Moosbeere oft ansehnliche Polster zwischen den Torfmoosen.
Abb. 10 (links): Rundblättriger Sonnentau (Wasenmoos)
Abb. 11 (Mitte): Echte Moosbeere in Blüte (Kapruner Moor)
Abb. 12 (rechts): Traunsteiner Orchidee (Wasenmoos)
Die Traunsteiner Orchidee Dactylorhiza traunsteineri (Abb. 12) ist eine der 10 in Österreich vorkommenden
Arten der Gattung Fingerwurz innerhalb der Familie der Orchideen Orchidaceae. Die seltene Art wurde erstmals 1830 vom Tiroler Apotheker Joseph Traunsteiner am Schwarzsee bei Kitzbühel beschrieben. Die Orchidee
fällt durch ihre wenigblütigen (5-15) purpurnen Blütenstände, den nach oben purpurn überlaufenen Stängel und
die schlanken 3-5 Blätter auf. Klingt klar, die Zuordnung ist aber vor allem wegen der möglichen Hybriden
nicht immer leicht.
Größere Flächen im Moor nehmen Schlamm-Schachtelhalm und Fieberklee ein. Beiden gemeinsam sind die
hohlen Stängel zur besseren Durchlüftung der „nassen Füße“.
Der Schlamm-Schachtelhalm = Teich-Schachtelhalm Equisetum fluviatile (Schachtelhalmgewächse
Equisetaceae) ist wie auch seine Verwandten leicht bestimmbar: Stängel fein gerillt, weite Zentralhöhle (im
Querschnitt zu sehen), Blattscheiden mit 10-30 dunklen, schmal weiß-hautrandigen Zähnchen (Abb. 13).
Der Fieberklee Menyanthes trifoliata gehört zu der den Enziangewächsen nahestehenden Familie der
Fieberkleegewächse Menyanthaceae. In seinem deutschen Namen kommen die Verwendung als Fieber
senkendes Mittel und die kleeähnliche Ausbildung der Blätter zum Ausdruck. Die bartartigen Fransen der
weißen Kronblätter halten unerwünschte Insekten fern, die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Hummeln.
Abb. 13 (links): Schlamm-Schachtelhalm mit Sporenbehältern (Bild aus 2006)
Abb. 14 (Mitte): Fieberklee (Wasenmoos)
Abb. 15 (oben rechts): Trollblume, Blütenkopf und ein Blatt (Haidler Asen)
Abb. 16 (Mitte rechts): Rauhaariger Kälberkropf, Blüten (Wasenmoos)
Abb. 17 (unten rechts): Breitblättrige Fingerwurz, Ausschnitt des Blütenstandes
3 ausgewählte Pflanzen vom südlichen Einblick ins Moor:
Trollblume und Rauhaariger Kälberkropf bestimmten hier das Bild der
Feuchtwiese im Übergang zwischen Moor und Wald.
Die Trollblume Trollius europaeus hat wie viele Hahnenfußgewächse
Ranunculaceae handförmig geteilte Blätter (Abb. 15). Das Besondere
sind die Blüten mit bis 15 kugelig zusammenneigenden buttergelben
Blättern, welche die kleinen Nektarblätter sowie die zahlreichen
Staubgefäße und Fruchtknoten ziemlich fest umschließen. Kleine
Fliegen und Käfer suchen den Weg ins Innere des geschützten Hohlraumes und führen dort die Bestäubung durch. Ein paar Arten von
Blumenfliegen (Fam. Anthomyiidae) legen dann gleich auch ihre Eier
ab.
Der Rauhaarige Kälberkropf Chaerophyllum hirsutum zählt zu den
Doldenblütlern Apiaceae, deren Feldbestimmung nicht immer einfach
ist. Ein Detail soll uns bei der Bestimmung dieser Pflanze helfen: die oft
rosa gefärbten Kronblättchen sind herzförmig und bewimpert (Abb. 16).
Nördlich dieser Randzone fielen im Südteil des Moores zahlreich blühende Orchideen auf. Zum überwiegenden Teil handelte es sich um die
Breitblättrige Fingerwurz, eine weitere Art der Gattung Dactylorhiza
(Abb. 17). Sie ist eine der Arten, die mit der Traunsteiner Orchidee
Hybriden bildet. Die Blütenstände sind dicht und vielblütig, die Lippen
der Einzelblüten weisen ein auffälliges Schleifenmuster auf. Der Stängel
ist dick und oben kantig. Weitere Merkmale sind zu beachten, um eine
sichere Bestimmung zu erreichen.
Zwei ausgewählte Tierbeobachtungen vom Moorrand:
Die Plattbauch-Libelle Libellula depressa (Abb. 18) fliegt unter den ersten Libellen des Jahres. Während der
Hinterleib der Männchen an der Oberseite hell blau gefärbt ist, zeigen sich die Weibchen in gelblich braunem
Kleid. Beiden gemeinsam sind deutlich gelbe Flecken an den Rändern der Hinterleibs-Segmente.
Der Vierpunktige Ameisen-Sackkäfer Clytra quadripunctata (Abb. 19) fliegt heuer auffallend stark, auch wir
konnten ein Exemplar einfangen. Der Blattkäfer (Fam. Chrysomelidae) ernährt sich von Blättern der Birken,
Weiden und anderer Laubbäume. Die Entwicklung der Larven erfolgt in Ameisenbauten, vorzugsweise der
Roten Waldameise Formica rufa. Die mit einer Hülle versehenen Eier werden vom Weibchen in der Nähe von
Ameisenbauten fallen gelassen und von den Ameisen in ihren Bau getragen. Die dort schlüpfenden Larven
wandeln die mitgegebene Hülle zu einem Sack um, den sie fortan als Schutzhülle tragen und während der 2-4
Jahre Larvenzeit immer wieder vergrößern. Die Larvennahrung besteht aus den Resten toter Tiere und
gelegentlich auch aus Ameiseneiern.
Abb. 18 (links):
Plattbauch Männchen
(Wasenmoos)
Abb. 19 (rechts):
Ameisen-Sackkäfer
(Wasenmoos)
Eine Pflanze vom Wald
Das Einblütige Wintergrün = Moosauge Moneses uniflora
(Wintergrüngewächse Pyrolaceae). Die Pflanze bleibt, mehrere Jahre mit
einem Wurzelstock und wintergrünen (Name! -eigentlich immergrünen)
Blättern überdauernd, krautig. Von der grundständigen Blattrosette aus
entwickelt sie auf einem 5-10cm hohen Stängel eine einzige im
Verhältnis zur Pflanze große Blüte (Name!) mit flach ausgebreiteten
Kronblättern, s-förmig gebogenen Staubgefäßen und einer auffälligen
Narbe am Ende eines langen Griffels (Abb. 20). Die nickende Blüte
duftet wie Maiglöckchen. Die Pflanze wächst bei uns im Fichtenwald
meist an moosigen Stellen (Name!).
Heißt sie im Tirolischen „Gschamigs Moidle“, weil sie sich so selten
zeigt?
Abb. 20:Einblütiges Wintergrün
(Wald beim Geier Bichl, Moorgebiet am Pass Thurn)
Eine Pflanze vom Waldrand
Der Wald-Wachtelweizen Melampyrum sylvaticum ist ein Sommerwurzgewächs Orobanchaceae und wie die meisten Vertreter dieser Familie
ein Halbschmarotzer. Er zapft die Wurzeln von Fichten und Heidelbeeren an. Er ist dem Wiesen-Wachtelweizen M. pratense wohl ähnlich,
aber durch die gedrungen, kleineren und dottergelben Blüten doch gut
unterscheidbar (Abb. 21).
Abb. 21: Wachtelweizen, Blütenvergleich
im Bild rechts Wald-Wachtelweizen, links Wiesen-Wachtelweizen
Der Felsenbereich am Hochrain-Riedel
Bereits 2008 hat uns Hans Sonderegger diesen schönen Platz mit seiner besonderen Flora gezeigt und wie er es
getan hat, erscheint es auch weiterhin wichtig, mit den Bauern, die den Riedel bewirtschaften, im Gespräch zu
bleiben.
Entsprechend der Südauslage gibt es in den oberen Hangbereichen vielfach sonnige und trockene, aber auch
feucht-schattige Felspartien. Die den Fels liebenden Pflanzen siedeln sich nach ihren jeweiligen Ansprüchen an.
Wir haben ein paar Arten gesehen, für sie und ein paar weitere dieses Platzes sollen nun vereinfacht ihre
Ansprüche dargestellt werden (Zeigerwerte nach Landolt u.a.):
Name
Nickendes Leimkraut Silene nutans
Felsen-Leimkraut Silene rupestris (Abb. 22)
Katzenpfötchen Antennaria dioica (Abb. 23)
Spinnweb-Hauswurz Sempervivum arachnoideum
Berg-Hauswurz Sempervivum montanum (Abb. 24)
Alpen-Mauerpfeffer Sedum alpestre
Einjähriger Mauerpfeffer Sedum annuum
Dunkler Mauerpfeffer Sedum atratum
Dickblättr. Mauerpfeffer Sedum dasyphyllum
Große Fetthenne Sedum telephium maximum
Mauer-Streifenfarn Asplenium ruta-muarium
Nordischer Streifenfarn Asplenium septentrionale
Schwarzstiel-Streifenfarn Asplenium trichomanes
Grün-Streifenfarn Asplenium viride
Alpen-Heckenrose Rosa pendulina
Hundsrose Rosa canina
Familie
Nelkengewächse
Korbblütler
Dickblattgewächse
Streifenfarngewächse
Rosengewächse
Licht
3
4
4
5
5
5
5
5
4
4
4
4
3
2
3
3
Feucht
2
1+
2
1
2
2 w+
1+ w+
3 w+
1+ w+
2 w+
2
1+
2
3+
3+ w
2+
Reakt
3
2
2
2
2
3
2
5
3
3
5
2
2
5
4
3
Nährst
2
2
2
1
2
2
2
1
2
3
2
1
2
2
3
3
Erläuterung der Zeigerwerte:
Licht: 1 sehr schattig, 2 schattig, 3 halbschattig, 4 hell, 5 sehr hell
Feuchte: 1 sehr trocken, 1+ trocken, 2 mäßig trocken, 2+ frisch, 3 mäßig feucht, 3+ feucht… 5 unter Wasser
w Feuchtigkeit mäßig wechselnd, w+ Feuchtigkeit stark wechselnd
Reaktion: 1 stark sauer, 2 sauer, 3 schwach sauer bis neutral, 4 neutral bis schwach basisch, 5 basisch
Nährstoffe: 1 sehr nährstoffarm, 2 nährstoffarm, 3 mäßig arm-reich, 4 nährstoffreich, 5 sehr reich-überdüngt
Dazu ein Link: https://www.infoflora.ch/de/ Pflanzenbeschreibungen mit Angaben der Standortansprüche
Das Felsen-Leimkraut (Abb. 22) wird seinem Namen nicht gerecht, die oberirdischen Teile sind nicht wie bei
vielen Silene-Arten drüsig klebrig behaart.
Das Gewöhnliche Katzenpfötchen wird auch Zweihäusiges Katzenpfötchen genannt, die ab dem 2. Jahr
blühfähige krautige Pflanze trägt ihre eingeschlechtigen Blüten in den rispigen Blütenköpfen getrennter
Individuen. Die Wahl des deutschen Namens bedarf keiner Erläuterung. Unser Katzenpfötchen (Abb. 23) ist
weiblich, die Hüllblätter der Köpfe sind deutlich rosa, bei den männlichen Exemplaren wären sie gelblich.
Unter den Dickblattgewächsen Crassulaceae konnten wir beide Arten der Hauswurz sehen, allerdings noch
ohne Blüten (Abb. 24).
Abb. 22: Felsen-Leimkraut
Abb. 23: Weibliches Katzenpfötchen
Abb. 24: Berg-Hauswurz in Blüte (2016)
Vier Tage vor unserer Exkursion konnte die unter den Wildrosen als
erste blühende Alpen-Heckenrose noch in ihrer Pracht fotografisch festgehalten werden (Abb.25), dann blieb die Suche nach den rosafarbenen,
nach innen heller werdenden Kronblättern ergebnislos. Für uns machte
eine Hunds-Rose ihre ersten Blüten auf, 1-2 Wochen später sollten auch
die anderen der etwa 6 Rosenarten, so auch die Wein-Rose Rosa rubiginosa (Abb. 26) nachziehen.
Abb. 25 (oben): Blüte der Alpen-Heckenrose
Abb. 26 (Mitte): Wein-Rose in Vollblüte (Ende Juni 2008)
Abb. 27 (unten): Guter Heinrich
Am Riedel beobachtete Insekten:
Die Sichtung eines Segelfalters Iphiclides podalirius war von seiner
Biologie her nicht zu erwarten, aber zweifelsfrei gegeben. Die Beobachtung von Großem Wiesenvögelchen Coenonympha tullia und Baumweißling Aporia crataegi darf hingegen als „normal“ eigestuft werden.
Die Blaugrüne Mosaikjungfer Aeshna cyanea (Männchen) würde man
zwar eher im Moor vermuten, ihre Jagdflüge sind aber oft sehr ausgedehnt.
Die Spuren vom alten Bauernhof am Riedel
Am Riedel stand einst ein Bauernhof, der mindestens auf das 16. Jahrhundert zurückgeht und lange Zeit im Besitz der Familie Rieder stand.
Im Gasthof Hohe Brücke haben wir vom Wirt erfahren, dass er ein
direkter Nachkomme der Hofbesitzer ist. Bis in die 1970-er Jahre waren
Hof und Stallgebäude als Bruchbude erhalten (Abb.26), den Standort des
Paarhofes konnten wir an den Geländemulden erahnen. 50m weiter
östlich steht noch das Brechelhaus (Abb. 27) mit dem Ofenraum zum
Trocknen von Lein (= Flachs), der für das Brecheln mürbe gemacht
werden musste. Die Karte aus dem Franziszeischen Kataster um 1830
(Abb. 28, nächste Seite) zeigt den hohen Anteil an Ackerland. Trotz
schwieriger Anbauverhältnisse wurden diese Flächen einst vermutlich
mit Getreide, Kartoffeln, Bohnen, Rüben, Lein, Hanf… bestellt, das
Ausmaß der Eigenversorgung war beträchtlich.
So überrascht es auch nicht, dass an und unterhalb der Kante zum Südhang noch die Zeugen eines Obstgartens stehen: Ribisel und Stachelbeere, Birne, Apfel und Kirsche. Auch Eschen, Ahorn, Wacholder oder
die Wild-rosen hatten ihren Nutzen. Ob wohl der am noch erkennbaren
alten Weg zum Hof stehende Gute Heinrich Blitum bonus-henricus
(Gänsefußgewächse Chenopodiaceae) als Wildspinat verwendet wurde?
Abb. 26 (links): Hochrain von Osten (Foto: Hans Enzinger, 1970)
Abb. 27 (rechts): das bis heute erhaltene Brechelhaus
Abb. 28: Lageplan des ehemaligen Bauernhofes am Hochrain-Riedel (Ackerland in rosa dargestellt)
Zum Schluss noch die von Christoph Ritsch erstellten Vogellisten von den Exkursionen 2016 und 2017:
19. Juni 2016 Regen
Amsel
Bachstelze
Bluthänfling
Buchfink
Buntspecht
Eichelhäher
Gebirgsstelze
Gimpel
Goldammer
Grauschnäpper
Grünfink
Hausrotschwanz
Heckenbraunelle
Kleiber
Kohlmeise
Kolkrabe
Kuckuck
11. Juni 2017 Sonne
Amsel
Bachstelze
Baumpieper
Bluthänfling
Buchfink
Buntspecht
Eichelhäher
Erlenzeisig
Gimpel
Goldammer
Grünfink
Hausrotschwanz
Kleiber
Kohlmeise
Kolkrabe
Kuckuck
19. Juni 2016 Regen
Misteldrossel
Mönchsgrasmücke
Neuntöter
Rauchschwalbe
Rotkehlchen
Singdrossel
Stieglitz
Tannenhäher
Tannenmeise
Wacholderdrossel
Weidenmeise
Wintergoldhähnchen
Zaunkönig
Zilpzalp
Mauersegler
Mäusebussard
Mauersegler
Mäusebussard
Summe 33
11. Juni 2017 Sonne
Mönchsgrasmücke
Neuntöter
Rabenkrähe
Rotkehlchen
Schwarzspecht
Star
Stieglitz
Sumpfmeise
Tannenmeise
Wacholderdrossel
Waldbaumläufer
Wintergoldhähnchen
Zaunkönig
Zilpzalp
Summe 32
gesamt 41 Arten
Zusammenstellung und Fotos (außer beim Bild anders angegeben) Wolf Kunnert, Moorverein Wasenmoos,
im Juli 2017
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