Inhalt Impressum Herausgeber: Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern Alexandrinenstraße 32 19055 Schwerin Tel.: 0385 59079-0 Fax: 0385 59079-30 [email protected] www.architektenkammer-mv.de © 2011 by jovis Verlag GmbH Das Copyright für die Texte liegt bei den Autoren. Das Copyright für die Abbildungen liegt bei den Fotografen/Inhabern der Bildrechte. Alle Rechte vorbehalten. Konzeption und Redaktion: Olaf Bartels Beirat: Arbeitsgruppe der Architektenkammer M-V Gestaltung und Produktion: Laura Hable • PR für Architekten Satz: www.fachwerkler.de Lithografie: www.fachwerkler.de Druck und Bindung: optimal media production GmbH, Röbel Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. jovis Verlag GmbH Kurfürstenstraße 15/16 10785 Berlin www.jovis.de ISBN 978-3-86859-099-9 Geleitwort Joachim Brenncke 6 Einleitung Olaf Bartels 8 Schwerin Raum Schwerin Stadt Schwerin 10 26 Wismar Raum Wismar Stadt Wismar 58 71 Rostock Raum Rostock West Stadt Rostock Raum Rostock Ost 87 93 126 Stralsund Stadt Stralsund Raum Stralsund 147 178 Rügen 182 Greifswald Stadt Greifswald Raum Greifswald 197 210 Usedom 213 Neubrandenburg Raum Neubrandenburg Stadt Neubrandenburg 225 232 Neustrelitz 243 Waren Raum Waren Süd Stadt Waren Raum Waren Nord 247 257 265 Architektenregister 272 Fotonachweis 324 Erweiterung des Finanzamtes Rekonstruktion und Sanierung des Helenen-Paulownen-Mausoleums im Schlossgarten 2003 16 7 Ludwigslust Hagenow 6 2003 Anlass für die Bauaufgabe war die Zusammenlegung der Finanzämter Hagenow und Ludwigslust am Standort Hagenow. Mit dem bereits als Finanzamt genutzten fünfgeschossigen Baukörper im Gewerbegebiet Steegener Chaussee war eine bauliche Einheit zu bilden, die sowohl die künftigen Nutzungsanforderungen erfüllt, als auch dem architektonisch-gestalterischen Anspruch an einen für die Stadt Hagenow bedeutenden Neubau gerecht wird. Für den Neubau wurde ein viergeschossiger Bürotrakt entworfen, der durch einen gläsernen Verbindungsbau wie durch ein Gelenk mit dem Altbau verbunden ist. Im Altbau wurden einige Innenräume neu gestaltet. Die Obergeschosse des Erweiterungsbaus erhielten eine intensiv farbige Putzfassade, das Sockelgeschoss eine hin- terlüftete Vorhangfassade aus anthrazitfarbenen Faserzementplatten. Diesen Materialien wurde mit der Stahlglasfassade des Erdgeschosses ein drittes Element hinzugefügt, das die horizontale Gliederung des Gebäudes weiterhin betont. Der Erweiterungsbau wurde so angeordnet, dass einerseits der am Nordgiebel des Altbaus bereits vorhandene Personenaufzug am Haupteingang des Verbindungsbaus integriert werden konnte und andererseits der Giebel des Neubaus als optisches Signal in Richtung Stadt wirkt. Die erforderlichen Stellplätze für Mitarbeiter und Besucher befinden sich auf der stadtabgewandten Seite des Grundstückes bzw. an der Westseite des Altbaus. Das Mausoleum wurde von 1804 bis 1806 zu Ehren der jungen Erbgroßherzogin Helene Paulowna, Tochter des russischen Zaren Paul I. und Enkelin der Zarin Katharina II., nach Plänen des damals in Hamburg ansässigen französischen Architekten Joseph Ramée errichtet. In der Folgezeit bekamen außerdem Erbgroßherzog Friedrich Ludwig, Friedrich Franz III. und seine Gemahlin Anastasia sowie weitere Mitglieder der großherzoglichen Familie hier ihre letzte Ruhestätte. 1897/98 ist das Gebäude im Auftrag des Großherzogs Friedrich Franz III. durch den Schweriner Architekten Georg Daniel umgebaut worden. Er ließ die Kuppel abtragen und die Gedächtniskapelle durch den Anbau einer Apsis erweitern. Er gestaltete den Raum nach den Grundsätzen evangelischer Sakralbauten des 19. Jahr- hunderts. In den letzten 30 Jahren ist das Gebäude zweckentfremdet als Museumsdepot genutzt und dabei gravierend verändert worden. Heute steht der Bau unter Denkmalschutz. Umfangreiche Untersuchungen der Dachkonstruktion ergaben starken Befall durch Hausschwamm, sodass die Tragfähigkeit nicht mehr garantiert werden konnte. Die bisherige Sanierung umfasste Maßnahmen wie die umfassende Schwammbehandlung, den Erhalt des durch Salzausblühungen und Durchfeuchtung schwer geschädigten Mauerwerkes sowie die Rekonstruktion der Fassaden und des Kupferdaches. Die Sanierung wird innen fortgesetzt. Im Schlosspark Ludwigslust sind 2000 das Louisen-Mausoleum und das Denkmal Friedrichs des Frommen durch die Architektin saniert worden. Finanzamt Steegener Chaussee 8 19230 Hagenow Architektur: Architektengemeinschaft Baumbach Baumbach und Bräuer (Dr. Ute Baumbach) Helenen-Paulownen-Mausoleum Schlossgarten 19288 Ludwigslust Architektur: Eva-Maria Ernst 17 Geleitwort Mecklenburg-Vorpommern – was unser Bundesland in den vergangenen Jahren über seine Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat, ist eine in großen Teilen noch in ihrer Natürlichkeit erhaltene Landschaft. Eingebettet darin: Dörfer und Städte als gebaute Kultur. Offensichtlich stimmt es noch, dieses Miteinander von Natur, Gebautem und den hier lebenden Menschen. Ein Gratisfaktor, der einen wesentlichen Bestandteil des natürlichen Reichtums unseres Landes darstellt, verbunden mit hohen kulturhistorischen Werten. Diese Werte bedeuten für Politik und Architekten, aber auch für jeden Bauherrn gleichermaßen eine Verantwortung, die mehr als nur eine Beschäftigung im Rahmen von Tagespolitik oder Alltagsgeschäft sein darf. Nur wenn dem Bauen auch in Zukunft eine verantwortungsvolle Zielsetzung zugrundeliegt, wird es mittel- und langfristig zu der so wichtigen Einheit von natürlicher und gebauter Landschaft, Bewahrung des historischen baulichen Erbes, architektonischer und wirtschaftlicher Entwicklung kommen. Vor diesem Hintergrund hat die Architektenkammer des Landes MecklenburgVorpommern im Zusammenwirken mit 6 der Ingenieurkammer, der Landesregierung, den im Landtag vertretenen Parteien und den kommunalen Spitzenverbänden bereits vor mehreren Jahren eine den Bedingungen des Landes angepasste Initiative zur Baukultur ins Leben gerufen. Seit dem Jahr 2003 ist das Thema Baukultur in der Landespolitik, im Landtag und bei der Landesregierung präsent. Die landespolitischen Voraussetzungen sind damit seit mehreren Jahren auf einer guten Basis vorhanden, als eine wesentliche Bedingung für die schrittweise Umsetzung einer landesspezifischen Baukultur auf hohem Niveau. Im Ergebnis soll das öffentliche Bewusstsein für die gebaute Umwelt des Bundeslandes gestärkt werden – gutes Bauen soll zukünftig ein gesellschaftliches Anliegen sein. Immer wichtiger wird es dabei sein, Baukultur aus dem Elfenbeinturm der Fachleute an die Entscheidungsbasis vor Ort, an die Bürgerinnen und Bürger in den kommunalen Gremien und Strukturen der Landkreise heranzutragen und diese mit einzubeziehen. An dieser Stelle ist der Architekt als Landschaftsarchitekt, als Stadtplaner sowie als Hochbau- und Innenarchitekt gefragt. Die Zukunft zu gestalten ist etwas, was Architekten auf Grund ihrer Ausbildung gelernt haben – und was sie auch beherrschen. Die Ergebnisse dieser Tätigkeit sind in den vergangenen zwanzig Jahren immer erkennbarer geworden – Architektur, gute Architektur ist erlebbarer Bestandteil unserer Umwelt. Die Frage und somit auch die Antwort nach guter Architektur entstehen nicht im Selbstlauf. Nur durch Beispielsetzungen und Diskussionen in der Öffentlichkeit ist dieser Prozess mit Leben zu erfüllen. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Wettbewerbswesen. Die Ergebnisse von Architekturwettbewerben sind in vielen Orten sichtbar – zum Beispiel als preisgekrönte Schulbauten, Verwaltungsbauten, aber auch als Kindergärten oder ökologische Wohnsiedlungen. Das Aufzeigen des bisher Erreichten ist wichtig. Möglichkeiten sind durch den jährlich im Juni stattfindenden landesweiten Tag der Architektur, den Landesbaupreis oder den Medienpreis der Architektenkammer gegeben. Die vorliegende Publikation stellt eine weitergeführte landesweite Übersicht des in den vergangenen Jahren Gebauten dar. Ansatz bei der Auswahl der Bauvorhaben ist das Aufzeigen von interessanten Neubauten und von beispielgebenden Sanierungen. Auch wenn es sich hier nur um eine begrenzte, nicht vollständige Auswahl handeln kann: mit Gebäuden und Vorhaben, die zwischen 1990 und 2010 im Rahmen des Landesbaupreises ausgezeichnet oder die zum Tag der Architektur einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurden, ist durch den Autor Olaf Bartels eine repräsentative Auswahl vollzogen worden. Der vorliegende Architekturführer soll zum Reisen, zum Sehen, aber auch zum Erkennen und Erleben einladen. Dies trifft für Individualtouristen als Autooder Radfahrer, aber auch für interessierte Mecklenburger und Vorpommern zu. Somit halten Sie ein Buch in der Hand, das eine gute Übersicht gibt, welche Bauwerke und Architekten in der jüngeren Vergangenheit ihre Spuren in unserem Bundesland hinterlassen haben – als Zeugnis für Baukultur. Joachim Brenncke Präsident Architektenkammer M-V 7 Einleitung Die Architektur in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt sich seit der politischen Wende 1990 im Wesentlichen zwischen zwei Spannungspolen: der unbedingten Bewahrung eines über Jahrhunderte überkommenen baukulturellen Erbes und dem auch baulich markanten Aufbruch in ein neues Zeitalter. Wie so oft führt keiner dieser Wege zur allgemeingültigen Lösung aller Bauaufgaben. Sie liegt oft genug dazwischen, im zeitbewussten Weiterbauen historischer Gebäude mit modernen Materialien und Formen, so dass sich hier eine eigenständige dritte Position der Architektur ergibt. Auffällig ist aber in jedem Fall eine sehr intensive Auseinandersetzung der Architekten im Land mit dem baulichen und baukulturellen Umfeld, in dem sie sich mit ihrer Arbeit bewegen. Eine typische, gar typisierte, auf viele verschiedene Anwendungen angelegte Lösung architektonischer Probleme gehört zumindest in der Signifikanz frü- 8 herer Jahrzehnte der Vergangenheit an. Die neue Verbindlichkeit, die viele Architekten für ihre Bauten in einer intensiven Auseinandersetzung mit der Geschichte des umzubauenden Gebäudes oder des Ortes pflegen, an dem sie einen Neubau errichten, zeigt vielmehr eine starke örtliche Orientierung. Diese Art des regionalbezogenen Bauens kommt ohne jede folkloristische Anstrengung aus. Es geht nicht um die Erfindung eines regionaltypischen Formenkataloges, sondern um eine ortsverbundene Haltung des Bauens. Mit dem Respekt vor dem Ort und seiner Geschichte haben auch die regionalen Eigenarten und die Traditionen des Bauens respektive deren Modernisierung wieder eine Chance zum weiteren Bestand. Diese schon 2006 beschriebene Tendenz hat sich auch in den vergangenen fünf Jahren noch verstärkt und zu einem neuen Selbstbewusstsein der Architektur in MecklenburgVorpommern geführt. Daraus hat sich eine neue architektonische Identität entwickelt, der auch die Bevölkerung des Landes Anerkennung zollt. Die in diesem Architekturführer zusammengetragenen Bauten zeigen die Breite des beschriebenen Spannungsfeldes. Grundlage für ihre Auswahl waren die Meldungen zu dem seit 2000 in Mecklenburg-Vorpommern jährlich veranstalteten „Tag der Architektur“, die im Rahmen des Landesbaupreises Mecklenburg-Vorpommern von 1998, 2000, 2002, 2004, 2006, 2008 und 2010 prämierten Arbeiten und die redaktionelle Arbeit für den Regionalteil Mecklenburg-Vorpommern im Deutschen Architektenblatt. Um die Handhabbarkeit des Architekturführers zu gewährleisten wurden etwa 240 bemerkenswerte Objekte ausgesucht, die Auswahl von 2006 ist dabei überarbeitet und ergänzt worden. Naturgemäß gibt es dabei keine Vollständigkeit. Es sollten vielmehr relevante Beispiele für die oben beschriebene Haltung in der Archi- tektur gezeigt werden. Viele der Bauten sind mit Preisen ausgezeichnet worden. Wir haben uns aus Platzgründen darauf beschränkt, nur die vergebenen Landesbaupreise und die in diesem Zusammenhang vorgenommenen Auszeichnungen zu erwähnen. Ich bedanke mich für die intensive Beratung des Vorstandes der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern bei der Bearbeitung der Neuauflage des Buches, insbesondere bei der von Christoph Meyn, Christian Blauel und Stefan Rimpel gebildeten Arbeitsgruppe der Architektenkammer, bei ihrer Schatzmeisterin Kerstin Döring und dem Geschäftsführer Reinhard Dietze sowie bei Roswitha Hennig. Nicht zuletzt gilt mein Dank Laura Hable, geb. Andresen, für ihren erneuten Einsatz bei Recherche und Redaktion. Olaf Bartels, im April 2011 9 Raum Schwerin Ferienhaus In der Karte nicht dargestellt: 14 Wa rn em lun Rer gsb orn ik Rostock Bad Doberan Bo e Pötenitz-Feldhusen Küh ünd Neubukow lten hag en ar ism W Pötenitz 1 2006 len üh sm ve Gre Güstrow eck Bad Kleinen en ichs n-E hle Gadebusch 40 41 42 43 44 45 46 z Crivit 15 9 10 Par c Hagen ow 6 Pritzier 5 of uh Ne 11 Zarrentin 2 3 Schwerin 16 24 32 17 25 33 18 26 34 19 27 35 20 28 36 21 29 37 22 30 38 23 31 39 k in ch 4 Te ec Mü Ludwigslust 7 8 him Go ldb Mölln 1 Lübz 12 13 Es sollte ein einfaches Haus werden, eine Kiste, in die alles hinein passt. Das Gebäude sollte gut in das vorhandene Ortsbild eingebunden werden. Auch wenn dies längst nicht mehr eindeutig ist. Es war eine individuelle Lösung und keine Konfektionsware gefordert. Die Architekten bewegten sich also auf einem klassischen Arbeitsfeld. Auch wenn Lärchenholz nicht die erste Assoziation für ortstypisches Baumaterial ist, haben sie das kleine Gebäude sehr gut in seine Umgebung eingefügt. Seine Farbe findet Korrespondenzen in der nachbarlichen Dachdeckung und im Holz der Nebenbauten und Scheunen. Zur Einbindung in das Ortsbild trägt auch die Größe des Hauses bei, die in einem ausgewogenen Verhältnis zum Grundstück steht, den durch die nachbarliche Bebauung gesetzten Maßstab hält und deshalb auch einen zusätzlich errichteten Geräteschuppen verträgt. Für die innere Aufteilung haben die Architekten eine sehr individuelle Lösung in einem kom­ pakten Bauvolumen gefunden. Drei geräumige Schlafzimmer, zwei Vollbäder und ein über zwei Geschosse reichender Hauptwohnraum mit Küchenzeile und Essbereich haben sie im Gebäude untergebracht. Nach einem Text von Olaf Bartels im DAB M-V 09 07. Ferienhaus Buchenweg 16 23942 Pötenitz-Feldhusen Architektur: Wacker Zeiger Architekten 11 Stadthaus Bundessortenamt 2008 20 11 Neuhof Parchim 10 2000 Das neue Stadthaus von Parchim besteht aus dem historischen Präsidentenhaus, das in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde saniert wurde, und einem rückwärtig angebauten Neubau. Die neue Stadtverwaltung wird von der Altstadt aus durch die historische Durchfahrt des Präsidentenhauses erschlossen, die sogleich in den Anbau hinüber führt. Wandscheiben aus Backsteinmauerwerk weisen auf den Eingang hin und deuten die modernen Formen des Anbaus an, der sehr klar vom Altbau abgesetzt ist. Ein komplett verglaster Zwischenbau schafft zwischen den Bauten eine zusätzliche Distanz. Der Altbau kommt so besonders gut zur Geltung. Das Stadthaus bildet auch einen Brückenschlag von der Neustadt in die Altstadt hinein und umgekehrt und überwindet damit gleichzeitig einen Höhensprung im Gelände. Die Architekten haben daraus ein Leitmotiv ihres Entwurfes gemacht. Er begleitet den Weg der Besucher durch das Gebäude, enthält die Treppen und die Wartezonen und schafft die Verbindung zum Präsidentenhaus. Hier sind die besucherintensiven Bereiche untergebracht. Der backsteinerne Teil wird mit ebenenbündiger Sonnenschutzverglasung verkleidet und wirkt daher eher geschlossen. Hier sind die Büros mit weniger intensivem Besucherverkehr untergebracht und architektonisch bildet dieser Bauteil ein optisches Gegengewicht zum Altbau. Das Gebäude wurde im Rahmen des Landesbaupreises M-V 2008 mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Das Bundessortenamt ist eine Institution des Bundes zur Prüfung und Qualitätssicherung (Kontrolle) von Lebensmitteln, die in Deutschland angebaut und verkauft werden. In Parchim geht es vorwiegend um Kartoffeln. Sie werden hier angebaut und erhalten nach einer mehrjährigen Überprüfung gegebenenfalls eine Zulassung zum deutschen Markt. Im Wesentlichen funktioniert dieses Amt wie ein landwirtschaftlicher Betrieb. Hinzu kommt die geregelte Überwachung des Anbaus und die abschließende Bewertung des Erntegutes in einem Labor. Der Bau entstand als Erweiterung eines bestehenden Betriebes, der seit den Fünfzigerjahren sukzessiv aufgebaut wurde und seit einigen Jahren nicht mehr den veränderten, modernen Anforderungen entsprach. Die Bauten bilden eine geschlossene Anlage, die sich vierseitig um einen inneren Wirtschaftshof gruppiert. Im nördlichen Riegel befinden sich die Lagerräume für Traktoren und Geräte sowie Labore. Den östlichen Abschluss des Hofes bildet das Werkstattgebäude, in dessen unterem Geschoss die Kartoffeln lagern. Die Südkante bilden Garagen zur Unterbringung von PKWs und Kleintransportern. An der Westseite, zur Straße hin, blieb als einzig noch bestehendes Gebäude die Verwaltung des Betriebes erhalten. Aufgrund der vorgefundenen Topografie wurden die Gebäude zum Teil zweigeschossig ausgebildet, wobei jedes Geschoss ebenerdig erschlossen wird. Stadthaus Blutstraße 5-6 19365 Parchim Architektur: bbp: architekten bda (Björn Bergfeld, Rolf Petersen) Bundessortenamt An der Schweriner Chaussee 1 19370 Neuhof Architektur: jäger jäger Freie Architekten BDA (Prof. Gerd Jäger) 21 Instandsetzung und Restaurierung Schloss Schwerin Schwerin In der Karte nicht dargestellt: 28, 32, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46 16 Schwerin 30 29 25 24 31 26 23 22 21 20 27 16 17 33 19 34 18 35 37 36 38 Das signifikanteste und als Regierungsgebäude traditionsreichste Bauwerk des Landes ist ohne Zweifel das Schweriner Schloss, in dem sich der Landtag Mecklenburg-Vorpommern am 14. Oktober 1990 konstituierte. Seit dem 12. Jahrhundert unterhielten Mecklenburger Landesfürsten hier eine Residenz. Als letzter legte Großherzog Friedrich Franz II. von MecklenburgSchwerin rigoros Hand an und brachte zwischen 1842 und 1857 mit Hilfe der Entwürfe von den Architekten Georg Adolph Demmler, Hermann Willebrand, Gottfried Semper und nicht zuletzt Friedrich August Stüler das Schloss nahezu in seine heutige Form. Dabei war damals durch die Hinweise von Stüler auf die während der Renaissance in Mecklenburg besondere Rezeption der oberitalienischen Bauformen und der durch Semper vorgeschlagene Adaption der französischen Renaissance ein international beachtetes Experiment gelungen. Die Mischung aus regionaler Verbundenheit und kultureller Weltgewandtheit verschafft dem Schloss noch heute große Popularität. Nach einer verheerenden Brandkatastrophe 1913 und erheblichen Umbauten in den nachfolgenden Jahren wird der Bau derzeit in aufwändiger Detailarbeit und in enger Koordination mit dem Landesamt für Denkmalpflege wieder in die Nähe seines Zustandes zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebracht. Berücksichtigung findet dabei auch die Tatsache, dass das Schloss bereits während der Weimarer Republik Parlamentssitz war und heute auch als Museum dient. Schloss Schwerin Lennéstraße 1 19053 Schwerin Architektur: B&Z Architekten (Horst v. Bassewitz, BDA; Prof. Anna Katharina Zülch, BDA) 27 Sanierung und Umbau Marstall Synagoge 2009 32 22 Schwerin Schwerin 21 2009 Der von Georg Adolph Demmler (1804–1886) 1838–1842 erbaute klassizistische Marstall dient heute wie viele der ehemaligen großherzoglichen Gebäude der Landesregierung. In den alten Marstall sind das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie das Sozialministerium eingezogen. Der Bau wurde dafür aufwändig denkmalgerecht saniert und in Teilen auch rekonstruiert. Planung und Bau nahmen einen Zeitraum von etwa zehn Jahren ein. Ein- und Umbauten aus vergangenen Jahrzehnten hatten tief in die Bausubstanz eingegriffen und zum Teil auch erhebliche Schäden am Gebäude verursacht. Historische Befunde über die Bausubstanz konnten gesichert werden und flossen wiederum in die Planungen ein. Die in das ursprünglich als Pferdestall, Remise und Reit- halle erbaute Gebäude eingefügten Büro- und Funktionsräume heben sich in ihrer Gestaltung markant von der historischen Bausubstanz ab und unterstreichen damit deren besonderen historischen Wert. Außerdem bietet der Bau Ausstellungen und kleineren Kulturveranstaltungen Raum und steht damit der Öffentlichkeit auch direkt zur Verfügung. Die neue Synagoge entstand auf den Fundamenten des alten, am 9. November 1938 zerstörten Gebäudes wieder neu. Es ist ein einfacher Klinkerbau, quadratisch im Grundriss und mit nur wenigen Fenstern in der Form des Davidsterns. Das notwendige Tageslicht fällt durch Oberlichter in der Decke, so dass den Fenstern vornehmlich eine symbolische Funktion zukommt. Der Eingang ist nicht leicht zu finden, die Synagoge liegt zurückgezogen im Hinterhof. Sie ist nur durch das Vorderhaus der jüdischen Gemeinde zu betreten. Ist der Zugang gefunden, öffnet sich ein freundlicher, heller und gleichzeitig würdevoller Raum, der mit seinem ansteigenden Dach gleichzeitig Geborgenheit und das hoffnungsvolle Gefühl des Aufbruchs vermittelt. Der Thoraschrein bildet unter dem Davidstern an der Ostwand den unangefochtenen Höhepunkt der Raumentwicklung, vor allem dann, wenn seine Türen während des Gottesdienstes geöffnet sind. Bleiben sie geschlossen und die Thorarolle, die fünf Bücher Mose, dahinter verborgen, lässt sich der Raum auch für kulturelle Veranstaltungen der Gemeinde nutzen. Bei allem Aufbruchgeist hält der Neubau auch die Geschichte der Synagoge in Erinnerung. Die alten Fundamente sind in Teilen sichtbar geblieben, zum Beispiel unter Glas im Foyer. Dort ist auch der Gedenkstein untergebracht, der 1951 in Erinnerung an die alte Synagoge aufgestellt wurde und an das Schicksal der Schweriner Juden denken lässt. Nach einem Text von Olaf Bartels im DAB M-V 01 09. Marstall Werderstraße 124 19055 Schwerin Architektur: ARBEITSGEMEINSCHAFT FREIER ARCHITEKTEN (Wolfram Keßler, Frank Kirsten, Michael Mikolajczyk) Synagoge Samuel-Holtheim-Straße 3-5 19055 Schwerin Architektur: Architekturbüro Brenncke (Joachim Brenncke, Mattias Brenncke) Innenarchitektur: Gottreich Albrecht 33 Einfamilienhaus in ehemaliger Buchbinderei Sanierung und Erweiterung Neustädtisches Palais 2003 40 30 Schwerin Schwerin 29 2006 2009 Das Gebäude wurde ursprünglich als Druckerei und Buchbinderei aus homogenem Ziegelmauerwerk errichtet. Das dem Haus im Hinterhof zugeordnete Grundstück kann als Hof und Gartenfläche mit insgesamt 550 m2 genutzt werden und stellt ein hervorragendes Beispiel für den innerstädtischen Zusammenhang von Wohnen und Arbeiten dar. Dem Wohnhaus im Hinterhof ist eine zur Moritz-Wiggers-Straße ausgerichtete gewerbliche Ladenfläche mit Galeriegeschoss angeschlossen, die zum Verkauf von hochwertigen Einichtungsgegenständen und Kunst, die teilweise aus eigenem Entwurf und eigener Fertigung entstammen, dient. Die Belichtungsöffnungen am Hinterhausgebäude wurden entsprechend der späteren Nutzung erweitert. Die Südund Westseite sind mit einer neuen wärmegedämmten Lärchenholz-Lamellenfassade und teilweise großen Belichtungsöffnungen versehen worden, um ein helles und großzügiges Wohnen auf insgesamt 155 m2 Wohnfläche zu ermöglichen. Die Nordseite mit ihren spartanischen Schmuckfriesen blieb, als Zeugnis des ursprünglichen Gebäudecharakters, erhalten. Zugänglich ist das Gartenhaus nur durch das Haus Moritz-WiggersStraße Nummer 3, einsehbar aber über das Grundstück Nummer 5. Das „Neustädtische Palais“ wurde 1779 nach Plänen des Hofbaumeisters Johann Joachim Busch als zweigeschossige Dreiflügelanlage mit dreigeschossigem Mittelrisalit als Backsteingebäude nach französischem Vorbild errichtet. 1845 erfolgte durch den Hofbaurat Georg Adolph Demmler der Umbau zu einem provisorischen Residenzschloss mit der Erweiterung um einen repräsentativen Festsaal. Bis zur Fertigstellung des Schweriner Schlosses 1857 erlebte das „Neustädtische Palais“ seine glanzvollste Zeit. 1878 wurde es durch den Hofbaurat Hermann Willebrand im Stil der französischen Renaissance umgestaltet. Aus der Zeit stammen unter anderem das Prunktreppenhaus und der „Goldene Saal“ (Sanierung 2009). Bis 1920 war es Witwensitz der Großherzogin Ma- rie, bis 1993 Sitz der „Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ und danach Verwaltungsgebäude der Stadt Schwerin. Das Gebäude wird zurzeit vom Land Mecklenburg-Vorpommern für die Nutzung durch das Justizministerium denkmalgerecht saniert und durch Neubauten an der Pfaffenund Körnerstraße ergänzt, die sich in ihrer architektonischen Gestaltung bewusst von der vorhandenen Bebauung absetzen, ohne den Maßstab der umliegenden Gebäude zu sprengen. Der historische „Goldene Saal“ wird für die Öffentlichkeit durch eine separate Erschließung zugänglich gemacht. Die Rekonstruktion des „Goldenen Saals“ wurde 2010 mit dem Sonderpreis des Landesbaupreises M-V ausgezeichnet. Einfamilienhaus in ehem. Buchbinderei Moritz-Wiggers-Straße 3 19053 Schwerin Architektur: linie² westermann architekten (Matthias Westermann) Neustädtisches Palais Puschkinstraße 19-21 19055 Schwerin Architektur: bbl M-V, Schwerin (U. Becker, W. Gerstner, R. Golinowski, R. Grossmann, R. Klaus, K.-F. Menck, C. Stoppkotte, S. Wenzl) 41 Kriminaltechnische Institute LKA M-V Raum Wismar Wa rn em ünd Wismar gsb m orn Rerik Bo e m da lun en ig il He Küh 47 Bad Doberan Rostock Neubukow lten hag en tz Klü 54 55 2007 ar sm Wi 69 64 70 59 65 71 60 66 72 61 67 73 62 68 63 len üh 50 sm e v 51 Gre 52 Nakenstorf 56 57 Büs cho 58 w 53 Bad Kleinen Rampe 47 in hn z k Crivit ldb ec c Te Go Ga de bu sc h rf Neu Lübsto 48 Drie berg 49 Schwerin Güstrow Zarrentin Par c him Hagen ow Pritzier Ludwigslust Lübz Leicht zu finden ist das Gebäude nicht. Das hat mindestens zwei Gründe: Zum einen lag dem zuständigen Kreis Parchim daran, den Bau in der Schweriner Seenlandschaft möglichst unauffällig zu halten. Zum anderen sind die Geschehnisse im Haus zwar nicht geheim, aber ganz offensichtlich sollten sie auch nicht sein. Es liegt geschützt inmitten alter, mittlerweile zum großen Teil sanierter Wohn- und Verwaltungsgebäude, die vor der Wende das Ministerium für Staatssicherheit der DDR genutzt hat. Der transparente äußerliche Eindruck des Gebäudes täuscht wie seine scheinbar niedrige Gestalt. Das Bauvolumen ist groß und von außen ist nicht einmal die Hälfte davon zu erkennen. Die in einem geschweiften Bogen angelegten äußeren Räume umschließen nicht etwa einen großzügigen Innen- hof, sondern eine dichte linear angeordnete Raumstruktur. Und während die äußere Raumschicht auf einem von der Fassade zurück gesetzten Sockel ruht und zu schweben scheint, ist der innere Teil des Gebäudes um ein weiteres Geschoss tiefer in den Boden eingegraben. Im Inneren sind die höheren und durch komplexe Gebäudetechnik versorgten Labore und Untersuchungsräume untergebracht, während die technisch einfacher ausgestatteten Arbeitsbereiche und die Büros der Institutsleitung außen liegen. Die sehr komplexe Baustruktur sorgt für kurze interne Wege. Nach einem Text von Olaf Bartels im DAB M-V 02 07. Das Gebäude wurde mit dem Landesbaupreis M-V 2006 ausgezeichnet. Landeskriminalamt Retgendorfer Straße 9 19067 Rampe Architektur: BHBVT Gesellschaft von Architekten mbH (Stefan Tebroke, Bruno Vennes) 59 Alte Malzfabrik: Kreishaus des Landkreises Nordwestmecklenburg Museum und Vereinshaus 2004 62 51 Grevesmühlen Grevesmühlen 50 2006 Es war das Ziel der Baumaßnahmen, die ehemalige Malzfabrik als modernes Verwaltungsgebäude für die Kreisverwaltung nutzen zu können. Das Vermitteln von Offenheit und Bürgernähe waren neben der Schaffung einer problemlosen, guten Orientierung in dem in acht Gebäudeeinheiten unterteilten ehemaligen Industriebau wesentliche Bestandteile der Umbauplanung. Eine Eingangshalle mit einer über alle Geschosse reichenden Höhe empfängt den Bürger mit einer Bürgerinformation und einer offenen Treppe mit Galerien. Die Büros der Mitarbeiter liegen ausschließlich an den Außenwänden der einzelnen Gebäudeteile und werden über einen Umgang um jeweilige Lichthöfe erschlossen. Durch Glaselemente in den Flurtrennwänden werden die Büros zusätzlich über die- se Lichthöfe belichtet. Der Plenarsaal des Kreistages öffnet sich dem Bürger im Erdgeschoss über Glaselemente direkt an der Eingangshalle. Er ist parallel zur eigentlichen Funktion für verschiedene öffentliche Veranstaltungen nutzbar. Die Nebenfunktionen sind pro Gebäudeeinheit in Funktionskernen zusammengefasst. Die bereits vorhandene Kantine wurde zur Versorgung von Mitarbeitern der Kreisverwaltung und von Besuchern grundsätzlich neu gestaltet. Die historische Konstruktion aus gusseisernen Stützen mit Kappendecken sowie Holzstützen mit Holzbalkendecken wurde erhalten bzw. in Teilbereichen verstärkt. Neue Bauteile und Einbauten haben als Kontrast eine zeitgemäße, moderne Ausbildung erhalten. Um den in Grevesmühlen aktiven Vereinen einen angemessenen Ort anzubieten, ist das alte 1855 erbaute Schulhaus saniert und erweitert worden. Außerdem hat das Stadtmuseum hier eine neue Heimat gefunden. Letzteres ist über den alten Eingang im Erdgeschoss direkt begehbar, während die Vereine den Zugang in ihre Räume in den oberen Geschossen über ein neues externes Treppenhaus haben. Die alte Treppe ist dafür geopfert worden, aber beide Nutzungen können so getrennt und ungestört voneinander existieren. Hinzugekommen ist ein Veranstaltungssaal auf der Gebäuderückseite. Zum Kirchplatz auf der Vorderseite des Altbaus ist von den Erweiterungen kaum etwas zu sehen, sodass der Platz herausgeputzt, aber im alten Gewande erscheint. Das gewohnte Bild bleibt erhalten. Sehr betont sind dagegen die Neubauten vom Altbau abgesetzt worden. Ihre expressiven Formen bilden einen starken Kontrast zur Umgebung und markieren den Ort besonders intensiv. Allein seine Größe wahrt den durch die Nachbarschaft gesetzten Maßstab. Diese Janusköpfigkeit macht das Gebäude interessant, es teilt den Ort in zwei Teile: den lediglich in der Substanz erneuerten Kirchplatz und dessen auch von weitem noch einsehbare Rückseite. Nach einem Text von Olaf Bartels im DAB M-V 06 06. Das Projekt wurde im Rahmen des Landesbaupreises 2006 mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Kreishaus des Landkreises NWM Börzower Weg 1-3 23936 Grevesmühlen Architektur: Architekturbüro Brenncke (Joachim Brenncke), jäger jäger Freie Architekten BDA (Prof. Gerd Jäger) Museum und Vereinshaus Kirchplatz 5 23936 Grevesmühlen Architektur: Roland Schulz Architekt BDA 63 Sanierung der Kindertagesstätte „Plappersnut“ Raum Rostock West Wismar 73 Ahre nsh Bor n oop Dier Graal-M 2005 Ribnitz-Damgarten n m da en ilig He 77 or 78 sb ng d Ba Rerik Kröpelin 75 Neu n ra 6 7 be m 86 Architektur: Institut für Gebäude + Energie + Licht Planung (Prof. Martin Wollensak, Prof. Thomas Römhild, Heidi Wollensak) üritz ünde buk ow 74 Neukloster Kindertagesstätte „Plappersnut“ Zanderstraße 2 23966 Wismar en m Warne hlu men deutlich größer, die Hüllfläche und damit der Wärmeverlust jedoch kleiner. Der mit einem leichten Folienkissendach gedeckte Gartenhof ist unbeheizt und wirkt als thermische Pufferzone. • Veränderung der bauphysikalischen Qualität der Bauteile: Durch direkte Dämmung von Außenwänden und Dächern sowie Ergänzung einer zweiten Fensterebene wird der Wärmedurchgang verringert. • Veränderung der Gebäudetechnik: Vermeidbarer Energieverbrauch wird abgestellt. Durch kontrollierte Lüftung, gezielte Beleuchtung sowie Solarthermie- und Photovoltaik-Anlage werden Betriebskosten auf ein Drittel reduziert. Das Projekt wurde im Rahmen des Landesbaupreis M-V 2006 mit einer Belobigung ausgezeichnet. Kü Die Sanierung der Kindertagesstätte „Plappersnut“ wurde als Demonstrationsbauvorhaben im Rahmen des „EnSan“-Programms durch das Bundesministerium für Bauen sowie vom Land Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Anlass hierfür ist die Vielzahl dieser in den Siebzigerjahren entwickelten Typenbauten in Plattenbauweise. Hohe Betriebskosten, bauphysikalische Mängel und schlechtes Raumklima bereiten besondere Probleme. Ziel des Bauvorhabens ist die energetische Verbesserung der Bausubstanz durch drei wesentliche Maßnahmen: • Veränderung des Grundrisses und Verbesserung des Verhältnisses Raumvolumen zu Hüllfläche: Durch den Abbruch der Verbindungsflure zwischen den Gebäuden und die Überdachung des Zwischenbereichs wird das Volu- hag Do Rostock 79 95 80 96 81 97 82 98 83 99 84 100 85 101 86 102 87 103 88 104 89 105 90 106 91 107 92 108 93 109 94 110 Sanitz Te s sin Laage ow Bütz Güstrow 87 Edvard-Munch-Haus Kreuzfahrtterminal 19 9 8 Der norwegische Maler Edvard Munch (1863–1944) erlebte seine schaffensreichste Phase in diesem 1719 erbauten Fischerhaus. Im Zeitraum von 1997–99 konnte das unter Denkmalschutz stehende Gebäude, ausschließlich durch Sponsoren finanziert, als Wohn- und Arbeitsstätte für Künstler und Austragungsort von Kulturveranstaltungen umgebaut werden. Die moderne, zweckmäßige Innenarchitektur reagiert auf den historischen Ort. Die Farbigkeiten aus den Bildern Edvard Munchs wurde in die Raumgestaltung übertragen und die historischen Möbelfunde sind neu interpretiert aufgearbeitet worden. Edvard-Munch-Haus Am Strom 52 18119 Rostock - Warnemünde 122 108 Rostock-Warnemünde Rostock-Warnemünde 107 Architektur: walter + planer (Rolf Lehmann) Innenarchitektur: walter + planer (Heidrun Walter) 2005 Vor dem Hintergrund der dynamischen Entwicklung des Tourismus im Ostseeraum hat die Hansestadt Rostock umfangreiche Bebauungs- und Logistikplanungen für den internationalen Passagierschiffsverkehr am Passagierkai Warnemünde vorgenommen. Kernstück der weiteren Entwicklung an diesem Standort ist das Kreuzfahrtterminal, das Warnemünde Cruise Center. Die Architektur für das Terminalgebäude präsentiert sich als leichte, dynamische Stahl-Glas-Konstruktion mit vorgelagertem Sichtbetonriegel. Geprägt wird das Gebäude durch zwei Linien: die landseitig gerichtete Bewegung des schweren und festen Betonriegels und die seeseitig gerichtete Bewegung der leichten Hallenkonstruktion. Beide erzeugen ein dynamisches Zusammenspiel, welches dem Bauwerk Kraft und Spannung verleiht. Die Halle öffnet sich mit ihrer Ganzglasfassade großflächig zum Wasser. Sie ist im Inneren frei von Stützen, ihre kräftigen Dachträger dominieren den repräsentativen Wartebereich. Das Galeriegeschoss hängt förmlich als farbliche Dominante im Innenraum. Der zur Landseite orientierte weiße Querriegel gibt dem Gebäude Halt und Klarheit. Auf seiner Länge von über 100 m hat der geschwungene Betonkörper sieben Eingänge – eine abstrakte Interpretation des historischen Rostocker Bildes der sieben Tore. Kreuzfahrtterminal Am Passagierkai 18119 Rostock-Warnemünde Architektur: Arge: Bastmann + Zavracky BDA Architekten GmbH (Stephan H. Bastmann, Martin Zavracky), Inros Lackner AG 123 Rettungsstation Rostock In der Karte nicht dargestellt: 103, 104, 105, 106, 107 108, 109 Heiligendamm 78 99 100 2009 Architektur: HASS + BRIESE Bürogemeinschaft Freier Architekten (Barbara Haß, Torsten Dober) 88 110 92 81 84 Rettungsstation Seedeichstraße / Deichkronenweg 18209 Heiligendamm 85 86 82 83 79 80 87 89 91 der Station ist denkbar einfach: Ein Raum mit Panoramascheibe ermöglicht eine bequeme Übersicht über den Badestrand. Die davor gelegene Terrasse erweitert den Horizont noch einmal erheblich. In einem rückwärtigen Raum können kleinere medizinische Behandlungen durchgeführt werden. Toiletten gibt es auch und an der durch den Geländeversprung zweigeschossigen Landseite des Gebäudes konnte im Erdgeschoss noch ein Stauraum eingerichtet werden. Nach einem Text von Olaf Bartels im DAB M-V 06 08. 90 92 Spätestens seit dem Weltwirtschaftsgipfel der G8-Staaten ist der Ort Heiligendamm weltberühmt. Erfrischend selbstbewusst ist der Auftritt des neuen Rettungsturms für das Deutsche Rote Kreuz, das die Badeaufsicht über den Badestrand ausübt. Es gibt keinerlei Anbiederung an die bestehende Bebauung, weder in Form noch in Farbe. Dennoch besteht ein deutlicher Bezug zum Ort. Die Holzverkleidung der zum Strand gerichteten Fassaden hat fast die Farbe des Sandes und des Strandgrases angenommen und das Blau der Blechelemente, mit denen die landseitige Wand und das Dach verkleidet sind, geht mit dem Blau des Himmels eine Einheit ein, die selbst dann hoffnungsfroh stimmt, wenn Wolken aufgezogen sind. Außerdem hat die leuchtende Farbe Signalcharakter. Das Bauprogramm 95 94 96 93 101 94 97 98 102 Gestaltung Jakobikirchplatz Umbau Bibliothek (Bücherspeicher) 2003 104 90 Rostock Rostock 89 2007 Dass es in Rostock südlich der Langen Straße noch eine weitere Kirche gegeben hat, darauf gab es bisher kaum einen Hinweis. Die gotische Basilika St. Jakobi (ca. 1281–1350 ohne Turm) fand in der offiziellen Geschichtsschreibung der DDR keine Erwähnung und auch an ihrem ehemaligen Standort waren keine offensichtlichen Spuren ihrer Existenz zu finden. Nachdem sie im Zweiten Weltkrieg zwar beschädigt, aber nicht existenziell beeinträchtigt worden war, brachte sie ein sowjetisches Sprengkommando zum Einsturz. Die Sprengung galt eigentlich einem nahe gelegenen überirdischen Bunker, aber der Fall der Kirche wurde dabei offenbar wissentlich in Kauf genommen. Man nahm den Zusammenbruch danach zum Anlass, alle Trümmer und Reste gründlich abzuräumen. Als es darum ging, hier einen Ort der Erinnerung zu schaffen, konnte man sich auf kaum ein am Ort sichtbares Zeugnis beziehen und besann sich auf abstrakte Erinnerungshilfen. Eine nördlich aus Betonpfeilern, einer Stahl- und Lattenkonstruktion aufgebaute Kolonnade deutet auf das Seitenschiff der Kirche. Die an der Stelle des ehemaligen Chorgestühls aufgestellten Bänke erinnern an den Chor und den Standort des Altars, Messingbänder und Messingtafeln weisen auf weitere historisch und kunsthistorisch bedeutende Elemente der Kirche hin und die Platzgestaltung selbst eröffnet eine Vorstellung von der Dimension, die der Bau einst hatte. Beete mit widerstandsfähigem Grün umreißen den alten Grundriss der Kirche. Nach einem Text von Olaf Bartels im DAB M-V 12 04. Das Gebäude ist ursprünglich ein reiner Speicher für Bücher und als solcher ist er mit einem Regalsystem als Tragkonstruktion in den 1930er Jahren konzipiert. Seine Deckenplatten sind in dieses System eingehängt, die massive Gebäudehülle trägt sich selbst. Beim Umbau des Gebäudes sollte einerseits diese Monofunktion aufgegeben und Büroräume, ein Leseraum sowie Räume für die Sichtung von historischen Unterlagen und Büchern ergänzt werden. Dafür stand der weitgehend ungenutzte Dachraum zur Verfügung und es sollte ein Anbau geschaffen werden. Andererseits sollte der Bücherspeicher zur Optimierung der klimatischen Verhältnisse für die Lagerung von Büchern als eine Blackbox ausgestaltet, die bestehenden Fenster geschlossen werden, die historische Gebäudestruktur dabei aber nicht verloren gehen. Der Anbau ist deshalb als ein neuer Bauteil deutlich zu erkennen und vom Bestand in Form, Größe und Material abgesetzt. So werden der neue Eingangsbereich und der neue Bereich des Lesesaals akzentuiert. Das Material seiner Außenwand korrespondiert mit der Verkleidung der geschlossenen Fensteröffnungen. Bei der Jakobikirche 18055 Rostock Architektur: Niclas Dünnebacke Landschaftsarchitektur: Bürogemeinschaft Freier Landschaftsarchitekten (T. Henschel, A. Webersinke, S. Webersinke) Bibliothek Schwaansche Straße 3a 18055 Rostock Architektur: jastram + buttler architekten bda 105 Wohnhaus Haus des Gastes „Ballastkiste“ 2008 142 127 Barth Zingst / Darß 126 19 9 9 Die insgesamt sehr knappe Baufläche erlaubte wenig mehr als allein das Haus auf dem Grundstück zu platzieren und eine kleine Gartenfläche herzurichten. Außer den üblichen Abständen zu den Nachbarn mussten auch zu einem Wassergraben 7 m Distanz eingehalten werden. Die Grundfläche des Hauses ergibt sich aus dem verbliebenen Rest. Auf dem auch noch zwei Stellplätze unterzubringen waren. Daraus entstand eine Art Flächenpuzzle. Das Auto wird unter dem auskragenden Obergeschoss direkt vor dem Eingang abgestellt. Daraus ergibt sich eine Zäsur, die im Erdgeschoss ein Arbeitszimmer zur Straße und eine Wohnküche im hinteren Gebäudeteil abgrenzt. Dazwischen liegen Flur, WC, ein Abstellraum und die Treppe, die in das Obergeschoss zu den Schlaf- und Wohnräumen führt. Zwischen dem Hauptgebäude und einem rückwärtigen Schuppen ergibt sich noch eine geschützte Terrasse. Insgesamt also ein üppiges Raumprogramm, das auf der komplizierten Fläche untergebracht wurde. Logisch, dass sich auf einen solchen Baukörper kein Satteldach setzen lässt, ohne optisch und ästhetisch erfahrbare Schmerzen auszulösen. Dennoch ist das Haus maßstäblich eingegliedert. Durch die Kombination von Holzverschalung und Zinkverkleidung des Obergeschosses ist es auch in seiner optischen Wirkung reduziert. Seiner ästhetischen Eigenständigkeit tut das aber keinen Abbruch. Nach einem Text von Olaf Bartels im DAB M-V 06 08. Das Gebäude wurde mit dem Landesbaupreis M-V 2010 ausgezeichnet. Ein Glashaus, ein Holzstapel, ein Metallblock und Stahlstützen auf einem Holzpodest. Der Gast ist Reisender in der alten Hafenstadt Barth, abseits wichtiger Verkehrsadern in Mecklenburg-Vorpommern und so bietet das Haus gleichzeitig Räume für die Tourismusinformation, den Kioskverkauf, die Wasserschutzpolizei und den Hafenmeister. Der dem Festland zugewandte Block enthält Sanitäranlagen und die hafentechnische Elektroinstallation. Die Stahlkonstruktion ermöglicht vielfältige saisonbedingte temporäre Nutzungen. Das Haus ist auf Bohrpfählen und einem Stahlbetongitterrost gegründet. Geneigte Stahlstützen sind darauf gelenkig gelagert und tragen die Holzleimbinderkonstruktion der ebenfalls geneigten Dachflächen, die als Fachwerk ausgebildet sind. Die großzügige, aber zurückhaltende Transparenz des Tages verkehrt das Haus mit Anbruch der Dunkelheit in ein geheimnisvolles Leuchtobjekt. Die geneigten Glasebenen verwandeln sich in eine Vielzahl von Spiegeln, die dem Haus einen festlichen Glanz verleihen. Wohnhaus Rämel 1 18374 Zingst / Darß Architektur: baustudio melchert + kastl (Peggy und Heiko Kastl) Innenarchitektur: Peggy Kastl Haus des Gastes „Ballastkiste“ Am Osthafen 18356 Barth Architektur: Reinhard Löffler BDA 143 Wohnhäuser Stralsund In der Karte nicht dargestellt: 143, 154, 155, 157, 158, 159, 160 Tessin 130 141 142 156 140 19 9 6 152 138 153 14 9 13 7 132 131 136 147 148 146 135 0 Architektur: Reinhard Löffler BDA 151 15 Wohnhäuser Gnoiener Straße 22-24 18195 Tessin 139 5 14 gut verkäufliche Wohnungen zu bauen. Die Rahmenplanung ließ einzelne, kleine farbige Häuser zu. Zulässig war eine zweigeschossige Bebauung mit ausgebautem Dach. Der Stadtstruktur folgend entstanden sieben Häuser mit je drei Wohnungen. Die dienenden Räume nach Nordwesten orientiert, die Lochfassade geschlossen. Wohnraum und Küche gehen nach Südwesten, raumhohe Fenster mit Blick in die Landschaft. 4 14 146 Die Wendische Fluchtburg Tessin wurde erstmalig um 1109 erwähnt. 1209 baute Fürst Heinrich Borwin auf dem Mühlenberg eine deutsche Burganlage. Sie diente als Grenzburg des Kessiner Landes zu den pommerschen Circipanien. Von dort konnte die Rechnitzbrücke und der Knüppeldamm, der vom Kloster Doberan über Tessin nach Dargun führte, gesichert werden. Die Besiedlung von Tessin erfolgte von der Rechnitz über die Gnoiener Straße zum Markt. 1250 wurde mit dem Bau der Kirche begonnen. Die Küstenautobahn durchschneidet heute die Landschaft und tangiert Tessin im Norden. Tessin erhielt eine Abfahrt, das Leben eine neue Geschwindigkeit. Das Grundstück von 996 m2 war in südwestlicher Randlage fast unbebaut. Ein Bauträger beabsichtigte 1996, kleine, 133 134 Rekonstruktion und Erweiterung des mittelalterlichen Rathauses Fachraumtrakt des Hansa-Gymnasiums 2004 156 140 Stralsund Stralsund 139 2 0 01 Die Altstadt von Stralsund ist von der UNESCO zu einem Teil des Weltkulturerbes erklärt worden. Ihre mittelalterliche Struktur, die Vielzahl der erhalten gebliebenen historischen Häuser, die Backsteingotik ihrer Kirchen und anderer wichtiger Bauten wie des Rathauses zählen zu diesem Erbe. In einer lang andauernden Phase der Sanierung, teilweisen Rekonstruktion und des Umbaus für moderne Anforderungen ist das Rathaus in seinen heutigen Zustand gebracht worden. Drei Architekten waren in diesem langen Zeitraum entwurflich an diesen Arbeiten beteiligt. In einer ersten Phase bis 2000 wurden die Fassaden saniert, teilweise wieder hergestellt und mit modernen Mitteln ergänzt, wie am südlich ergänzten Balkon erkennbar. Ebenso wurde mit der Dacheindeckung umgegangen. Dafür zeichnet im Wesentlichen der Architekt Jasper Herrmann verantwortlich, der auch einige innere Ausbauten gestaltete. In einer zweiten Phase hat das Architekturbüro Christoph Deecke bis 2005 erhebliche Umbauten im Inneren des Hauses vorgenommen. Die Erschließung wurde inklusive des Einbaus einer neuen Treppe sehr weitgehend erneuert. Wesentliche Teile der Inneneinrichtung hat in dieser Phase die Architektin Gudrun Schmitz-Ittel gestaltet, die sich die Spurensicherung und die moderne Ergänzung der historischen Substanz und der darin vorgenommenen Eingriffe zum Thema gemacht hat. Prägnant ist das am Raum der alten Stadtwaage nachzuvollziehen. Das alte Hansa-Gymnasium in Stralsund (Architekt Budewitz 1911–1913) umschließt fast ein Karree, um seine Schüler vor den Einflüssen des rauhen Meeresklimas zu schützen. Da lag es nahe, mit dem Erweiterungsbau für die Fachklassen die vierte Seite des Schulhofes auch noch zu bebauen. Dabei entstand eine räumlich höchst interessante Zwischenzone vor dem Schuleingang. Die Bänke entlang der neuen Hauswände laden die Schüler ein, sie noch schnell zu nutzen, bevor sie den Unterricht besuchen. Dabei war diese Gestaltung eher ein Nebenprodukt. Vorrangig ging es um die Ergänzung der Fachklassenräume. Wenn auch für die Anordnung des Ergänzungsbau schnell eine sinnvolle Lösung gefunden war, blieb die Frage, mit welchem Material der Bau verkleidet werden sollte, zunächst offen. Es war ästhetisch doch nicht so einfach möglich, wie es anfangs schien, wie beim Altbau unverputzten Backstein zu verwenden. Die orthogonalen Strukturen der Stahlbetonkonstruktion hätten gotische Formen absurd erscheinen lassen. Der Anbau wurde also modern gestaltet. Dennoch nimmt die Fassade mit der Farbe ihrer Faserzementplatten Bezug auf den Altbau. Sie entspricht der seines Putzspiegels und bildet gleichzeitig den Rahmen eines Farbenspiels. In jedes Fenster ist eine zu öffnende Holzplatte integriert. Ihre Farbe ist Teil eines an der Fassade abzulesenden Farbverlaufes, der den Schülern die Farbenlehre beiläufig während der Pausen nahe bringt. Nach einem Text von Olaf Bartels in DAB M-V 06 02. Rathaus Alter Markt 18439 Stralsund Architektur: Prof. Jasper Herrmann BDA, Deecke Architekten (C. u. J. Deecke, A. Horn-Henn) Innenarchitektur: Gudrun Schmitz-Ittel, Architektin Hansa-Gymnasium Fährwall 19 18439 Stralsund Architektur: AIB GmbH Neubrandenburg und Niclas Dünnebacke mit Stefan Fassbender 157 Umbau und Sanierung Speicher Ozeaneum, Deutsches Meeresmuseum Stralsund 2008 168 152 Stralsund Stralsund 151 2008 Das Speicher- und Lagergebäude neben dem Ozeaneum stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es wurde einer kompletten Sanierung unterzogen. Die denkmalpflegerisch sehr wertvolle Schmuckfassade wurde aufwändig wiederhergestellt. Im Inneren sind gastronomische Einrichtungen untergebracht, im Obergeschoss Büro- und Verwaltungsräume. Dabei wurde die ursprüngliche Grundrissstruktur mit einer alten Durchfahrt wieder erlebbar. Das Gebäude wurde ursprünglich als vollständiger Fachwerkbau mit innerer tragender Stütze-Riegel-Konstruktion errichtet. Im Verlauf der Bauarbeiten wurde durch Freilegungen erkannt, dass die Schmuckfassade lediglich vor die Konstruktion gesetzt wurde, selbst aber nicht tragen kann. Das eigentlich tragende Holzfachwerk war bis zu 80 Prozent durch Hausschwamm sowie umfangreichen Fäulnisbefall geschädigt und konnte damit nicht erhalten bleiben. Es musste schrittweise sehr aufwändig erneuert werden. Das Ozeaneum ist als eine offen fließende Raumstruktur entworfen worden, die das Licht, aber auch die Besucher durchströmen können. Wie Wasser, das sich an der nahen Ostseeküste seinen Weg durch die Felsen und Steine sucht, stellen sich die Architekten die Bewegungen der Menschen zwischen den vier Baukörpern des Museums vor, die die einzelnen Ausstellungen und Großaquarien zur Ostsee, dem Weltmeer, der Erforschung und Nutzung der Meere sowie einer gemeinsam mit Greenpeace realisierten Ausstellung zu den Riesen der Meere beherbergen. In diesen Räumen umgeben den Besucher die bunten Welten des Meeres, zwischen ihnen und auf dem Dach mit seiner Pinguinanlage versichern Blicke auf den Strelasund, die Stadt und ihre Kirchen ihn immer wieder des Ortes, an dem er sich befindet. Die äußere Form des Gebäudes soll Assoziationen an umbrandete Felsen oder geblähte Segel hervorrufen. Durch seine dynamischen Formen hebt sich der Bau deutlich im Stadtbild hervor und wird so zu einem Symbol der Stadt, das sich vor allem an der Promenade der Hansestadt bemerkbar macht. Dennoch fügt es sich in seiner Größe und seiner Maßstäblichkeit in ihre Silhouette ein. Speicher Neue Badenstraße 4 18439 Stralsund Architektur: gnadler.meyn.woitassek architekten innenarchitekten (Christoph Meyn, Andreas Woitassek) Ozeaneum, Deutsches Meeresmuseum Hafenstraße 1 18439 Stralsund Architektur: Behnisch Architekten (S. Behnisch, D. Cook, M. Haas) Innenarchitektur: Atelier Lohrer Landschaftsarchitektur: Prof. Nagel, Schonhoff + Partner (C. Schonhoff) 169 Werkhalle Insel Rügen Rambin / Rügen Putgarden Altenkirchen Gl ow 17 e 0 Wiek Dranske 164 rd ga Sa Sassnitz 167 168 169 Vitte de Moisselbritz 166 z Bin 172 Ne Sc ue ha nd pro orf 2007 t gs Bergen n Gi Sellin Ra 16 mbi 4 n e Baab 171 ns e mt Sa 5 6 1 Stralsund Poseritz 177 en hr Gö sow s Thie r da Zu Reinberg Garz Pu tb 17 us 17 3 17 4 17 5 6 Lubmin Das Grundstück einer ehemaligen Hofstelle in der Ortschaft Bessin, ein früher landwirtschaftlich geprägtes Dorf, sahen die Bauherren als sehr geeignet zum Aufbau eines neuen Landwirtschaftsbetriebs zur Heilpflanzenproduktion an. Als erster Bauabschnitt entstand dazu im Jahr 2007 eine Gerätehalle. Sie ist im rückwärtigen Bereich des Grundstücks angeordnet und in ihrer Dimension und Architektur an dem räumlich dominierenden Baumbestand orientiert. Es war den Bauherren und dem Architekten sehr daran gelegen, den Ort in zeitgenössischer Landschafts- und Baukultur auszuformen. Die Halle hat eine einfache Kubatur. Sie wird durch einen Wechsel in der Wandausbildung akzentuiert. Dabei bestimmen vier Materialien das Erscheinungsbild des Baukörpers. Die Rückwand ist in Sichtbeton ausgeführt, der unterschiedlich weit in die Seitenfassaden übergeht. Das Profilglas, dessen Anteil zum Dorf hin größer ist, lässt die Präsenz der Halle durch seine Transparenz changieren. Auch das Schiebetor aus Lärchenholz prägt, je nachdem, wie weit es geöffnet ist, die Glasfassade. An der Südseite wächst mit einer Art Pergola, die mit Wein bepflanzt ist, eine grüne Raumbegrenzung heran. Sie soll vor der Sommersonne schützen und den Übergang von Natur und Architektur fließend gestalten. Die Anlage wurde 2010 durch ein zweigeschossiges Betriebs- und Wohngebäude komplettiert, das mit der Werkhalle architektonisch korrespondiert, aber auch den Landschaftsraum fasst. Werkhalle Bessin 5a 18573 Rambin Architektur: Carsten und Carl Zillich 183 Sanierung von Bauten und gärtnerischen Anlagen im Landschaftspark Putbus Rekonstruktion der Alten Schmiede im Landschaftspark Putbus 2 0 01 192 174 Putbus / Rügen Putbus / Rügen 173 2004 Der Innenhof der Orangerie und ihr Vorplatz waren historisch ein Wirtschaftsraum, eine Nebenzone mit rückseitiger Anlieferung und Erschließung, welche durch eine gut durchdachte Bewirtschaftung und eine langfristig bewährte Nutzung eine hohe landschaftsräumliche und architektonische Qualität besaß. Mit dem Abbruch des Schlosses 1962 wurde der Mittelpunkt des gesamten Schloss-Park-Ensembles ausgelöscht, und der bisherige dem Wirtschaften vorbehaltene Nebenbereich um die Orangerie entwickelte sich zu einem neuen Zentrum des Parks. Ziel der landschaftsplanerischen und architektonischen Maßnahmen im Bereich der Orangerie ist seine Rückführung auf die ursprünglichen landschaftlichen Räume und architektonischen Elemente. Sie erhalten eine neue funktionale Bedeutung und ökologische Qualität als solare Architektur unter Einbeziehung der Agenda21-Ziele oder in der Verwendung zukunftsweisender Technik zum Erhalt der Ressourcen und des baukünstlerischen Erbes. Die Notwendigkeit einer Informationsstelle über die Stadt Putbus und den Schlosspark konnte durch die Sanierung und Teilerneuerung des östlichen und des westlichen Torhauses an zentraler Stelle mit dem gastronomischen Angebot eines Cafés verbunden werden. Das östliche Weinhaus als städtebaulich wichtiger Baukörper wurde mit veränderter Nutzung wiederhergestellt. Im Zuge der Rekonstruktion des Landschaftsparks Putbus im Umfeld des Marstalls kam auch das Gebäude der alten Schmiede zu neuen Ehren. Um 1870 gebaut, diente es lange Jahre als Pumphaus zur Wasserversorgung des Schlosses und seiner Fontänen. Einen Teil des Baus hatte der Hufschmied belegt. Die Jahre seither hat das kleine Gebäude mehr recht als schlecht überstanden. In den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wurden erhebliche Umbauten vorgenommen. Die sind jetzt wieder beseitigt worden und der Bau ist so ergänzt, dass die „… Gesamtgestaltung und Farbgebung … der historisch überlieferten Grundhaltung im Landschaftspark …“ entspricht. Die schon damals geübte Zurückhaltung in der Gestaltung von Wirtschafts- und Funktionsbauten kommt der heute oft betonten Materialästhetik sehr nahe. Der Architekt konnte so recht selbstbewusst Putz, Beton und Backstein einsetzen und die überlieferte Bausubstanz so ergänzen, dass die Anbauten wie ein selbstverständlicher Teil des Hauses wirken. Der heutigen Nutzung als Lagerhaus für die Versorgung des Marstalls und seiner direkten Umgebung ist diese nüchterne, zweckbetonte Gestaltung äußerst adäquat. Nach einem Text von Olaf Bartels in DAB M-V 06 05. Landschaftspark Putbus An der Alleestraße 18581 Putbus Architektur: jastram + buttler architekten bda (Maik Buttler) Landschaftsarchitektur: Bürogemeinschaft Freier Landschaftsarchitekten (Andreas Webersinke) Landschaftspark Putbus An der Alleestraße 18581 Putbus Architektur: Grebin.Architekten (Dr. Rainer Grebin) 193 Pommersches Landesmuseum Sanierung und Ergänzung Stadtmauer 19 9 9 2004 2005 198 179 Greifswald Greifswald 178 2007 Das Museum erstreckt sich über einen Komplex von vier Altbauten, die vom Marktplatz bis an die Stadtmauer reichen und deren Einheit sie dem 1250 hier gegründeten Franziskanerkloster verdanken. Dazu gehört der sogenannte Quistorp-Bau, 1793-95 nach den Plänen des Zeichenlehrers Caspar David Friedrichs mit diesem Namen errichtet und 1846 klassizistisch überformt. Der Bau beheimatet seit 2000 die Gemäldegalerie des Stettiner Stadtmuseums, die nach jahrzehntelanger Wanderschaft seit 1945 nun wieder in die Nähe ihres Stammortes zurückgekehrt ist. Des Weiteren gehört zum Museumskomplex das „Graue Kloster“, ein ehemaliges Altenheim, in dem heute die Universität Greifswald ihre Sammlungsschätze präsentiert. Die ehemalige Klosterbibliothek dient der Museumsverwaltung und im „Konventgebäude“, zu DDR-Zeiten Stadtmuseum, werden Wechselausstellungen gezeigt. Die neue Museumshalle ist als ein alle Einzelteile verbindendes Element ergänzt worden und nun das Herzstück der Anlage, das Alt und Neu in einem wohl durchdachten Gegenüber präsentiert. Die Außenanlagen bilden mit dem öffentlich zugänglichen Museumsplatz ein Zentrum von Greifswald. Konzeptionell wird der Museumsplatz mit verschiedenen Markt- und Kulturevents zu einem der bedeutendsten innerstädtischen Plätze nach dem Markt. Der Umbau der Gemäldegalerie wurde 2000 mit dem Landesbaupreis, der Umbau des „Grauen Klosters“ im Rahmen des Landesbaupreises 2008 mit einer Belobigung ausgezeichnet. Etwa 200 m der Stadtmauer waren denkmalgerecht zu sanieren oder zu erneuern. Gleichzeitig sollte dem am Pommerschen Landesmuseum sanierten Platz ein räumlicher Halt gegeben werden. Schadhafte Stellen in den Mauerteilen, die aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen, wurden ausgebessert, die mittelalterlichen und barocken Teile der Stadtmauer sind denkmalgerecht saniert und ganz fehlende Abschnitte mit einer Konstruktion aus (vorgerostetem, aber dauerhaft haltbarem) Cortenstahl ergänzt worden. Für einige Teile der Mauer sind die baugeschichtlichen Forschungen noch nicht abgeschlossen, das historische Erscheinungsbild konnte also noch nicht genau ermittelt werden. Sie wurden ebenfalls mit Cortenstahl verkleidet, der für den Fall demontierbar ist, dass die Sanierungs- und Rekonstruktionsarbeiten fortgesetzt werden. So lange schützt sie die Verkleidung. Gestalterisches Prinzip ist es, das Mauerwerk zum Wall hin sichtbar zu lassen und es bis auf den mittelalterlichen Teil zum Platz hin zu verkleiden. Der bislang fehlende Teil der Mauer ist durch eine Stahlkonstruktion ergänzt worden. Im Abstand von 3 m stehen Stahlblöcke, an denen Cortenstahlplatten befestigt sind. Pommersches Landesmuseum Mühlenstraße 15 17489 Greifswald Architektur: Sunder-Plassmann Architekten (Gregor Sunder-Plassmann) Landschaftsarchitektur: Gernot Hübner Rakower Straße, Wallstraße 17489 Greifswald Architektur: Architekturbüro Marsiske (Klaus Marsiske) 199 Lennépark Um- und Neubau Bürgerzentrum und Mehrzweckhalle 2000 In den letzten zehn Jahren wurden wichtige Teile des Lennéparks in Krumbeck wieder hergestellt. Dazu gehören die Insel, Teile des Teichsystems, Wege, Wiesenflächen sowie Gehölzgruppen. Wichtige Blickbeziehungen wurden durch die schrittweise erfolgten Freilegungsarbeiten erlebbar. Durch Abrissarbeiten, Wegebau und Neupflanzungen ist der Park wieder als Landschaftspark zu erfahren. Die meisten Leistungen erfolgten über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM). Aber es wurden auch Mittel der Dorferneuerung eingesetzt, beispielsweise für die Wiederherstellung der Brücken. Fast jedes Jahr werden Pflege- und weitere Wiederherstellungsarbeiten (Nachpflanzungen, Wiederherstellung des Teichsystems) ergänzt. Lennépark 17258 Krumbeck 230 208 Penzlin Krumbeck 207 Landschaftsarchitektur: Stefan Pulkenat 2009 Das ehemalige Herrenhaus „Neue Burg“, 1810 auf den heute denkmalgeschützten Resten einer slawischen Burg erbaut, diente wie viele alte Gutsanlagen in Mecklenburg-Vorpommern sozialen, hier schulischen Zwecken. Ihrer Bausubstanz hat das nicht immer nur gut getan. Es gab zum Teil erhebliche Veränderung in der Fassade. Das Erscheinungsbild des Herrenhauses blieb aber erhalten, dafür war davon im Inneren nicht mehr sehr viel zu finden. Das Gebäude stand vor seiner Sanierung lange leer und erst die Kopplung mit der Nutzung als Zentrum für kulturelle und sportliche Veranstaltungen gab dem geschichtsträchtigen Ort eine neue Perspektive. Der klassizistische Altbau wurde außen saniert, innen aber komplett erneuert und durch eine neue Sporthalle ergänzt. Ein Anbau von 1950 ist teilweise zurückgebaut, aber nicht in den Komplex eingebunden worden. Erschlossen wird die Anlage über den Altbau. Er nimmt in seinem Erdgeschoss auch die Nebenfunktionsräume der Sporthalle wie Sanitärräume und Umkleiden auf. Ansonsten beherbergt er Ausstellungs-, Musikproben- und Versammlungsräume für die Bürger der Stadt. Die gelungene Kombination von sportlichen und kulturellen Aktivitäten findet ihr Pendant in der Begegnung der alten mit der neuen Bauweise. Die im Gebäudeinneren wie auch bei der Gestaltung der Sporthalle anzutreffende Rationalität und Zurückhaltung der Architektur ist eine konsequente Fortführung des am Altbau praktizierten Klassizismus, der vor 200 Jahren für seine Nüchternheit gepriesen wurde. Bürgerzentrum und Mehrzweckhalle Wilhelm-Scharff-Allee 17217 Penzlin Architektur: jäger jäger Freie Architekten BDA (Prof. Gerd Jäger) 231 Wohnhaus K. Freiraumplanung Wohngebietspark „Kiek Mal“ 2 0 01 238 215 Neubrandenburg Neubrandenburg 214 2002 Spielend fügt sich das Gebäude in das schwierig zu bebauende Grundstück ein, das nicht nur schmal, sondern auch noch lang geschnitten ist. Grundmann antwortete auf dieses Problem mit einem Baukörper, dessen blendend weiße Kuben sich hinter- und übereinander staffeln. Damit die weißen Wände aber nicht überhand gewinnen, hat der Architekt einige Fassadenpartien mit Paneelen aus Lärchenholz verblendet. Nach Norden weist die Fassade lediglich einige schmale Schlitze auf, nach Süden hin öffnet sich der Betonbau hingegen mit einer Holz-Glas-Konstruktion zu der seitlichen Terrasse und im Obergeschoss mit einem Balkon. Und auch die nach Osten orientierte Rückseite des Hauses überrascht mit ihrem Gesicht aus Holz und Glas. Davor lagert der kleinere Baukörper des Wohnzimmers, der sich mit großen Glasflächen zum Garten öffnet. Der komplexen äußeren Gestaltung des Baukörpers entspricht seine klare und offene Gliederung im Inneren: Der lang gestreckte Flur führt durch das ganze Haus und mündet im Essbereich. Zwei Abzweige führen zu einem Arbeitszimmer und zu der offenen Küchenzeile. Das Wohnzimmer ist durch einige Stufen vom Rest des Hauses separiert. Im Obergeschoss führt eine stählerne Galerie mit gläsernem Boden zu den Schlafzimmern. Das zweite Obergeschoss ist der Sauna und dem Technikraum vorbehalten. Auch einige der Möbel hat Peter Grundmann entworfen und so ein schlüssiges Gesamtkonzept für das Einfamilienhaus verwirklicht. Nach einem Text von Jürgen Tietz im DAB M-V 06 02. Der Wohngebietspark „Kiek Mal” befindet sich an den westlichen Hanglagen des Wohngebietes Datzeberg. Rückgrat der Parkanlage ist ein 3 m breiter Hauptweg aus Gussasphalt entlang der Hangkante des Datzeberges. Er verbindet alle Teile der Parkanlage und schließt an das weiterführende Wegenetz an. Auf Grund des Umfanges der Gesamtmaßnahme wurde der Wohngebietspark in vier Bauabschnitte unterteilt. Das vorliegende Projekt beinhaltet mit dem ersten Bauabschnitt ein großes Spiel- und Freizeitangebot sowie wichtige Wegebeziehungen vom Wohngebiet zum Stadtzentrum. Schwerpunkt der Maßnahme bildete die Ableitung des Niederschlagswassers. Der anstehende Baugrund aus bindigen Boden und die fehlende Anbindung an ein vorhandenes Ent- wässerungssystem erforderten eine Versickerung des Wassers über Mulden in eine großflächig angelegte Kiesrigole. Zusätzlich angeordnete Drainleitungen und -schlitze sorgen ebenfalls für eine sichere Ableitung des Wassers. Mittelpunkt des Parkes bildet eine Spielanlage mit einem Volleyball- und Fußballfeld sowie einer Seilspielwand als Ballfangzaun. Pavillons, eine Bühne mit begehbaren Ebenen und Bänke laden zum Verweilen ein. An Kreuzungspunkten wurden kleine Plätze geschaffen mit einem schönen Ausblick auf die Niederung der Tollense. Zum Teil großzügig gestaltete Treppenanlagen führen ins tiefer gelegene Brauereiviertel. Baumreihen begleiten den Hauptweg und Strauchpflanzungen an Wegeeinmündungen und Sitzbänken ergänzen den Gehölzbestand. Wohnhaus K. Schillerstraße 3 17033 Neubrandenburg Architektur: Peter Grundmann Wohngebietspark „Kiek Mal“ Am Datzeberg 17034 Neubrandenburg Landschaftsarchitektur: Matthias Hundt 239 Stadthafen Neugestaltung Marktplatz, Kirchplatz, Pferdemarkt 2009 250 225 Malchow Röbel 224 2009 Eigentlich sind die drei Plätze nur einer. Sie stehen in so engem räumlichen Zusammenhang, dass sie ineinander übergehen. Ihre unterschiedliche Nutzung hat sie früher einmal deutlich unterschieden. Mit dem Marktbetrieb vor dem Rathaus ist das an einigen Tagen der Woche auch wieder so. Wenn es keinen Wochenmarkt gibt, hilft die neue Platzgestaltung den den Marktvom Kirchplatz und vom Pferdemarkt zu unterschieden. Der Markplatz mit dem Brunnen an seinem historischen Platz ist dann der repräsentative Raum der Stadt. Die Grünfläche um die Kirche ist geringfügig reduziert und wie ein Teppich um etwa 10 bis 30 cm über die Platzfläche angehoben worden. Sie bietet ruhige Bereiche und erholsame Räume. Die Wege zu den Eingängen der Kirche sind in diese Fläche einge- schnitten, wodurch ihre plastische Wirkung besonders hervorgehoben wird. Die Bäume, die die Kirche umgeben, wurden ergänzt, sodass sich der Rahmen schließt. Der Pferdemarkt bleibt als kleiner, steinerner Platz erhalten und ist durch die umgebenden Fassaden und Fußwegflächen definiert. Nicht zuletzt durch die alles verbindende Straße sind die drei Plätze als Einheit erlebbar. Aber auch sonst bilden sie einen Gesamtraum. Die Stadt Malchow hat mit dem Stadthafen ein neues Zentrum erhalten. Wassersportler finden hier eine kurzfristige Bleibe und auch Autofahrer legen hier ab und an eine (Zwangs-) Pause ein, wenn die Drehbrücke den Booten Durchfahrt gewährt. Hier legt die Weiße Flotte an, hier gibt es Restaurants, ein Eiscafé und die TourismusInformation. Der neue Stadthafen entstand nach einem städtebaulichen Entwurf von Kara & Hoffmann Architekten, dem vormaligen Büro Steidle + Partner in Berlin, das gemeinsam mit dem Ingenieur Torsten Löber 2000 den entsprechenden Wettbewerb gewonnen hatte. Das Ingenieurbüro Löber hat sich seitdem um die Realisierung bemüht, den Hafen und seine bautechnischen Einrichtungen angelegt und den Ent- wurf der Hafenmeisterei beigesteuert, während das Architekturbüro Nuckel die anderen Bauten architektonisch betreute. Das alles geschah sehr weitgehend im Einklang mit dem städtebaulichen Entwurf: Um die Breite des Hafenbeckens und einer kleinen Promenade von der früheren Wasserkante zurückversetzt, sollten kleine Türme mit quadratischem Grundriss auf einen Betonsockel stehen und darüber hinausragen, der das Hinterland vor zu hohem Wasser schützen soll. Während der Umsetzung wurden in den Sockel dann Läden und Restaurants integriert und der Altbau an der Langen Straße erhielt einen modernen Vorbau in der Art der Neubauten. Er schließt eine Restaurantterrasse ab, die den Hafen sehr beleben kann. Marktplatz, Kirchplatz, Pferdemarkt 17207 Röbel Landschaftsarchitektur: WES & Partner Schatz · Betz · Kaschke · Wehberg-Krafft, und Hans-Hermann Krafft Am Stadthafen 17213 Malchow Architektur: Jens - Olaf Nuckel | ARCHITEKT Landschaftsarchitektur: Büro Torsten Löber (S. Selisko-Löber) Städtebau: Kara und Hoffmann Architekten 251 Müritzeum Kreismusikschule 2007 260 234 Waren Waren / Müritz 233 2002 Die Bauform des Besucherzentrums ist ungewöhnlich: Sein Grundriss ist nahezu rund, es ist so nahe am Wasser gebaut, dass es teilweise im Herrensee steht. Und die Oberfläche seiner Außenwände besteht aus verkohltem Holz. Dennoch ist das Gebäude im Stadtbild nicht sofort auszumachen. Die Architekten haben den Bau nämlich vor allem in den Kontext seiner botanischen Umgebung gestellt. Die Schwärze seiner Fassadenoberfläche hält den Bau sozusagen erdgebunden und bettet ihn in das Grün seiner pflanzlichen Umgebung ein. Der Bau steht aber auch mitten in der Stadt Waren und um auch diesem Zusammenhang gerecht zu werden, sind eine große Glasfront und ein geräumiger Vorplatz entstanden. Auf dem, bei warmen Außentemperaturen, prominent Kaffee getrunken oder gegessen werden kann. Im Winter bieten sich dafür die großzügigen Räumlichkeiten des Restaurants an. Mit einer ähnlichen, wenn auch kleineren Geste öffnet sich der Bau rückwärtig auch dem See. Im Untergeschoss trennt die Besucher nur eine Glasscheibe von den Wassermassen der Außenbecken, die vom See direkt abgezweigt wurden. Im oberen Geschoss lässt ein bis auf den Fußboden komplett verglaster Erker die Blicke weit in die Parklandschaft streifen. Das Innere des Hauses wirkt sonst allerdings als eine in sich geschlossene Erlebniswelt. Nach einem Text von Olaf Bartels im DAB M-V 03 08. Das Gebäude wurde im Rahmen des Landesbaupreises M-V 2008 mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Die ehemalige Fritz-Reuter-Schule, aus der die Kreismusikschule entstanden ist, bestand vor dem Umbau aus zwei Gebäudeflügeln und einem Mittelbau. Der Mittelbau wurde geöffnet, um die einzelnen Gebäudeteile miteinander zu verbinden und um eine flexible Nutzbarkeit zu erreichen. Diese Öffnung schafft gleichzeitig eine Verbindung der einzelnen Schulungsbereiche. In der Mitte ist ein öffentliches Forum angelegt worden. Ein großzügiger Wintergarten an der Südfassade dient als neuer rückseitiger Eingang. Besucher betreten das Gebäude über den Konzertplatz und erreichen so den Foyerbereich im Gartengeschoss, der als ein gläserner Puffer zwischen innen und außen angelegt ist. Diese Eingangssituation besticht durch ihre repräsentative Dreigeschossigkeit mit der Galerie im Erdgeschoss und dem Aufzug als vertikalem Erschließungselement vor der originalgetreu restaurierten Südfassade. Sie beherrscht den Innenraum und stellt sich dem Betrachter von außen wie ein Exponat hinter einer gläserner Vitrine dar. Im Obergeschoss liegt im Zentrum des Hauses der neue Konzertsaal. Die Konzertmuschel schränkt den Flur in seiner Breite ein, der weitet sich zu den Eingängen aber wieder auf und weist so den Zuhörern den Weg. Dem Konzertsaal zugeordnet befindet sich der Raum für die Orchesterproben. Im Erdgeschoss sind um den zentralen Aufenthaltsbereich herum die verschiedenen Schulungsräume angesiedelt; im Gartengeschoss befinden sich die Übungsräume, die besonderen Schallschutz benötigen. Müritzeum An der Steinmole 1 17192 Waren/Müritz Architektur: Wingårdh Arkitektkontor (Gert Wingårdh) Kreismusikschule Strelitzer Straße 32 17192 Waren Architektur: Haas Architekten BDA Landschaftsarchitektur: HÄFNER/ JIMENEZ Büro für Landschaftsarchitektur (Winfried Häfner) 261 Kassenhaus Gertrudenkapelle Ausstellungsforum der Ernst Barlach Stiftung 2009 270 243 Güstrow Güstrow 242 19 9 8 2003 Eine durch Stahl und Glas geschaffene Transparenz ist auch für dieses Gebäude das tragende Element in der architektonischen Auseinandersetzung der Architekten mit dem Werk von Ernst Barlach. Sie haben mit diesem Bauwerk eine Art Corporate Architecture für Güstrow geschaffen und ihn zu einem neuen Namenspatron der Stadt gemacht. Schlichte Formen, reduzierte Details, wenig Materialien und Schattierung in der Farbe von Grau bis Schwarz sind die bestimmenden Elemente dieser Architektur. Weite Blicke über den Kirchhof mit den Plastiken des Künstlers und auf die Gertrudenkapelle, einen der beiden wichtigen Ausstellungsorte für dessen Kunst in Güstrow, begleiten den Besucher beim Kauf der Eintrittskarte, beim Blick auf die zum Kauf angebotenen Publikationen und Postkarten und auch auf dem Weg zum stillen Örtchen. Die Kunst ist nicht in den transparenten Räumlichkeiten zu sehen, nur draußen vor dem Gebäude und in der gotischen Kapelle. Im Rückblick, also auf dem Weg zurück zum Ausgang erscheint die gläserne Transparenz des Kassenhauses, zumindest am Tage, dann eher monolithisch. Aber seine angenehmen Proportionen ordnen es zurückhaltend in die Umgebung ein. Nach einem Text von Olaf Bartels im DAB M-V 09 10. Das Gebäude wurde im Rahmen des Landesbaupreises M-V 2010 mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Zur Straßenseite hin präsentiert sich der Museumsbau mit einer neutral wirkenden grauen Betonsteinfassade und einer begrünten Pergola. Den Architekten war daran gelegen, ihren Stahlbetonbau dem historischen Atelierhaus und dem Garten unterzuordnen. Der einfachen äußeren Gestalt des Gebäudes stellen die Architekten eine komplexe Grundrissstruktur im Inneren gegenüber. Die rechteckige Grundform wird dort durch einen diagonal verlaufenden Erschließungsgang in zwei Bereiche aufgeteilt: einen schmalen Verwaltungsbereich sowie die eigentliche, tiefer liegenden Ausstellungsräume. So entsteht eine spannungsreiche Raumstruktur, die es dem Museumsbesucher zudem bereits beim Eintreten ermöglicht, in das Untergeschoss hinab zu schauen. Zu dem rund 230 m2 großen Ausstellungsbereich gelangt man jedoch erst, nachdem die Erschließungsgalerie durchmessen wurde, an deren Ende eine Treppe zur Ausstellungshalle hinabführt. Hier schließt der 2003 ergänzte Raum für die lichtempfindlichen Ausstellungsstücke an. Die Halle öffnet sich mit ihrer Glasfront nach Norden zum Atelierhaus. Diese Nordung bietet tagsüber eine gute seitliche Belichtung der Skulpturen, ohne dass störende Schlagschatten entstehen. Der Fußboden aus grobem, gestocktem Beton nimmt ein Motiv des Atelierhauses auf und schafft so eine atmosphärische Verbindung zwischen den beiden Gebäuden. Nach einem Text von Jürgen Tietz in DAB 03 02. Das Projekt wurde im Rahmen des Landesbaupreises M-V 2000 mit einer Belobigung ausgezeichnet. Kassenhaus Gertrudenkapelle Gertrudenkirchhof 18273 Güstrow Architektur: Diethelm Hoffmann Architekt BDA (Diethelm Hoffmann), bauARTen (Gabriele Schuldt) Ausstellungsforum der Ernst Barlach Stiftung Heidberg 15 18273 Güstrow Architektur: Hoffmann + Krug, Architekten BDA (Diethelm Hoffmann) 271 Architektenregister Architektenregister A 272 Architektenregister Ackeren, Aegidius van Architekturbüro Schumacher & van Ackeren GbR Heilgeiststraße 5 18439 Stralsund Tel.: 03831 299411 Fax: 03831 293369 [email protected] Projekt: 149 Ackeren, Silke van Planungsbüro van Ackeren Wasserstraße 3 18439 Stralsund Tel.: 03831 288952 Fax: 03831 288953 [email protected] www.silke-van-ackeren.de Projekt: 159 ADOLPHI-ROSE Landschaftsarchitekten Gutshaus Kahlenberg 23992 Kahlenberg bei Wismar Tel.: 038422 58635 Fax: 038422 58637 [email protected] Projekt: 66 AIB GmbH Neubrandenburg Gebrüder-Boll-Straße 1 b 17033 Neubrandenburg Projekt: 140 Albert, Diana Architekturbüro Albert und Beyer Hinter dem Rathaus 2 18055 Rostock Tel.: 0381 8772960 Fax: 0381 87729620 [email protected] www.walldienerhaus.de Projekt: 80, 112 Albrecht, Gottreich vormals: Architekten Albrecht + Hartung heute in: Projekt: 22, 66 Gottreich Albrecht Dipl.-Ing. Architekt Johannes-R.-Becher-Straße 6 19059 Schwerin Tel.: 0385 711150 Fax: 0385 4848451 [email protected] ARBEITSGEMEINSCHAFT FREIER ARCHITEKTEN Wolfram Keßler Frank Kirsten Michael Mikolajczyk Dr.-Hans-Wolf-Straße 3 19055 Schwerin Tel.: 0385 555840 Fax: 0385 5558429 [email protected] www.mkk-architekten.de Projekt 21, 42, 230 Architekten BKSP Grabau Leiber Obermann und Partner Freundallee 13 30173 Hannover Tel.: 0511 2888101 Fax: 0511 2888191 [email protected] www.bksp.de Projekt: 188 Architekten Johannsen und Partner Hasselbrookstraße 25 22089 Hamburg Tel.: 040 2530160 Fax: 040 25301690 [email protected] www.ajp-hamburg.de Projekt: 199 Autzen & Reimers Hufelandstr. 22 10407 Berlin Tel.: 030 4211061 Fax: 030 4211064 [email protected] www.autzen-reimers.de Projekt: 13, 226 A Architektenregister A 273