IV Allgemeine und viszerale Chirurgie 26.9 Akute Appendizitis Die akute Appendizitis stellt wegen ihrer hohen Variabilität in Erscheinungsform und Ausprägung ein differenzialdiagnostisches Problem dar: es ist das Chamäleon der entzündlichen Baucherkrankungen. Aufgrund der schweren Komplikationsmöglichkeiten (intraabdomineller Abszess, Peritonitis, Sepsis) ist trotz diagnostischer Unsicherheit eine rasche Therapie erforderlich. Auch heute sterben noch Patienten an einer Appendizitis! Bei der Diag- nostik der Appendizitis gilt es, ein besonderes Augenmerk auf Kinder, ältere Patienten und Schwangere zu werfen. Die Therapie der Appendizitis ist die Appendektomie. Der Eingriff ist konventionell und laparoskopisch möglich. Bei komplizierten Verläufen sind über diese Eingriffe hinausgehende operative Schritte erforderlich. Epidemiologie: Durchschnittlich erkrankt jeder 10. Mensch im Verlauf seines Lebens an einer Appendizitis, nicht jeder davon wird operiert. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr. Männer sind dreimal häufiger als Frauen betroffen. Wichtig ist der klinische Symptomenwechsel zwischen unbestimmten, schlecht lokalisierbaren viszeralem Oberbauchschmerz mit Übelkeit und dem hellen, gut lokalisierbaren somatischen Schmerz im rechten Unterbauch. Ätiologie: Die Appendizitis wird durch pathogene Keime, die in die Appendixwand eingedrungen sind, hervorgerufen. Bei komplizierten Verläufen findet man Bacterioides fragilis und Escherichia coli in den Abstrichen. Auch andere Keimspektren sind möglich. Begünstigend oder auslösend für die Appendizitis sind die Kryptenarchitek26.18), tur der blind endenden Appendix, Kotsteine ( Abknickungen, Adhäsionen, Narben, Fremdkörper und Askariden. Der klassische Krankheitsverlauf zeichnet sich in der Anfangsphase durch einen dumpfen Schmerz im Epigastrium mit Übelkeit/Erbrechen aus. Später (im Mittel nach 12–24 Stunden) wandert dieser Schmerz, nun von hellerer Intensität, in den rechten Unterbauch. Zusätzlich finden sich häufig Inappetenz, Stuhl- und Windverhalt sowie Fieber. 26.18 Kotstein in der Appendix Zäkalpol Appendixbasis Kotstein terminales Ileum 71-jähriger Patient mit unklaren rezidivierenden Bauchschmerzen: Im Rahmen einer oralen Barium-Kontrastmittel-Passage kontrastiert sich das Lumen der Appendix. Die Kontrastmittelaussparung entspricht einem Kotstein. Die Basis der Appendix scheint stenosiert. Ein solcher Kotstein kann im Sinne einer Druckläsion der Auslöser für eine akute Appendizitis sein. Letzteres zeigt an, dass die Entzündung das Organ überschreitet. Gewebsischämie, Sauerstoffradikale und Entzündungsmetabolite führen zu einer Reizung der somatischen Afferenzen im benachbarten Peritoneum parietale und lassen sich durch die klassischen Zeichen einer lokalen Peritonitis nachweisen (Druckschmerz, Loslassschmerz etc.). Für die Variation des oben skizzierten klassischen Verlaufes sind die Variabilität der Lage der Appendix (s. u.), der Ausprägungsgrad der Entzündung und die Wechselwirkung zwischen dem Individuum und der Entzündung verantwortlich. Altersabhängige Klinik der Appendizitis: Appendizitis im Kleinkindesalter: Da bei Kleinkindern lediglich über eine Fremdanamnese die offensichtlichsten Symptome zu erhalten sind und keine oder nur sehr ungenaue Angaben der Beschwerden zum Ausdruck gebracht werden, kann vom Behandelnden häufig keine frühzeitige Diagnose gestellt werden. Prinzipiell können fast alle Infekte im Kleinkindesalter mit abdominellen Beschwerden einhergehen. Die Entzündung ist damit meist weiter fortgeschritten als bei Erwachsenen, und die Differenzialdiagnose ist schwierig. Es vergeht oft vom Beginn der Erkrankung bis zur Therapie vergleichsweise viel Zeit, sodass eine erhöhte Rate an bereits perforierten Wurmfortsätzen beobachtet wird. Wahrscheinlich verläuft die Erkrankung im Kleinkindesalter aber auch rascher als beim Erwachsenen. Appendizitis im hohen Alter: Bei alten Patienten verläuft die Appendizitis häufig vonseiten der Klinik und der Laborbefunde sehr laviert. Es ist bei diesem Kollektiv nichts Ungewöhnliches, dass sich bei normwertigen Entzündungsparametern im Labor und lediglich einem Druckgefühl im rechten Unterbauch bei der Operation perforierte Appendizitiden zeigen. Diese Diskrepanz ist oft Ausdruck der eingeschränkten Abwehrfunktionen. Beim alten Menschen müssen bereits diskrete Befunde zur Operation führen, da von diesen Patienten Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 602 26 Dünn- und Dickdarm 50 % der Appendizitiden bei über 60-Jährigen sind bereits perforiert, 80 % der durch eine Appendizitis und ihre Folgen Verstorbenen gehören in diese Altersgruppe. Appendizitis bei Schwangeren ( 26.19): Die Diagnosefindung ist durch die veränderte Anatomie und durch ohnehin in einigen Fällen bestehende Symptome wie schmerzhaftes Abdomen, Erbrechen, Leukozytose oder Pulsbeschleunigung erschwert. Das Zäkum wird durch den extraperitoneal liegenden Uterus nach kranial gedrängt, sodass die üblichen Lagebeziehungen und damit Schmerzlokalisation keine Gültigkeit mehr haben ( 26.20). Weiterhin sind die diagnostischen Methoden durch Vermeidung ionisierender Strahlen eingeschränkt. Die Indikation zu einer diagnostischen Laparotomie wird ebenfalls strenger gestellt als bei Nichtschwangeren, um Frucht schädigende Einflüsse zu vermeiden. Pathologisch-anatomische Formen der Appendizitis: Die Einteilung erfolgt in drei Formen. Die katarrhalische Appendizitis zeigt eine Hyperämie, eine Schwellung und den Austritt entzündlichen Exsudates. Die ulzeröse Appendizitis zeigt zusätzliche flächige Schleimhautnekrosen. Die phlegmonöse Appendizitis steht für einen Befall aller Wandschichten. Aus ihr können sich entweder ein Empyem oder eine transmurale Gangrän der Appendix entwickeln. Die Appendicitis perforata entspricht einer lokalen transmuralen Nekrose, wobei die Perforation an allen Abschnitten der Appendix liegen kann. Schwierig zu versorgen sind die basisnahen Perforationen wegen des Übergriffs der entzündlichen Veränderungen auf den Zäkalpol. Lagevarianten: Da das Mesenteriolum die Appendix nicht stark fixiert, kann sich diese in der Achse des Zäkums 26.21: regulär oder im kleinen Becken), fortsetzen ( nach retrozäkal umgeschlagen sein und nach medial zeigen. Je nach Lage des Zäkums (hoch/tief/nach medial) kommen weitere Varianten hinzu. Klinische Relevanz erhalten sie dadurch, dass der Hauptschmerz in jeweils das Dermatom projiziert wird, dessen parietales Peritoneum der Appendix am nächsten liegt. Bei retrozäkal/retroaszendal hochgeschlagenen Appendices steht, nach der initial vegetativ-epigastrisch empfundenen Problematik, oft ein Flanken- bzw. Rückenschmerz im Vordergrund, und wegen der Nähe zum rechten Ureter kommt es oft zu Erythro- und Leukozyturie. Eine Komplikation der Appendizitis bedeutet das Übergreifen der entzündlichen Prozesse auf Nachbarstrukturen. Bleibt die Wand der Appendix trotz der Entzündung zunächst intakt, bilden sich durch die Fibrinexsudation Verklebungen und eine auf diesen Bereich beschränkte Entzündung, die Perityphlitis bzw. ein perityphlitischer 26.8). Abszess ( 26.19 Perforierte Appendizitis bei hoher Schwangerschaft Siphonartig verlaufende Appendix mit dunkel erscheinender Perforation an der seitlichen Spitze. Die Fibrinbeläge sind Ausdruck der lokalen Peritonitis; Mutter (19 Jahre) und Kind haben alles gut überstanden. 26.20 Lage des Zäkalpoles im Verlauf der Schwangerschaft 8. Monat 7. Monat 6. Monat 5. Monat 4. Monat 3. Monat post partum 26.21 Lagevarianten der Appendix a DouglasSchmerz b FlankenSchmerz c Mittelbauchschmerz ca. 70 % ca. 25 % ca. 5 % 26.8 Perityphlitischer Abszess Kommt es bei komplizierter Appendizitis zu einer örtlichen Abszedierung, nennt man diese einen perityphlitischen Abszess. Zugrunde liegt praktisch immer eine perforierte Appendizitis; dabei ist die freie Bauchhöhle durch großes Netz oder die terminale Ileumschlinge abgedeckt. Es bestehen hohes Fieber (i 39 hC) und eine hohe Leukozytose (i 20 000/mm3). Heute kann ein solcher perityphlitischer Abszess zunächst perkutan drainiert werden; die Appendix selbst wird dann erst einige Tage später herausgenommen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. auch Komplikationen entsprechend schlecht toleriert werden. 603 IV Allgemeine und viszerale Chirurgie Alternativ kann es bei nicht stattgefundener Abklebung zu einer freien Perforation kommen. Der Eiter tritt in die freie Bauchhöhle (z. B. Douglas-Raum); ein Douglas-Abszess ist die Folge. Perityphlitischer und Douglas-Abszess führen ohne Therapie im weiteren Verlauf zur Peritonitis und zur Sepsis. Fortgeleitete Komplikationen, die heute nur noch selten gesehen werden, sind Leberabszesse oder die septische Phlebothrombose des Pfortadersystems. Die Diagnostik stützt sich auf die Anamneseerhebung, die klinische Untersuchung und flankierende apparative Untersuchungen, die eine Appendizitis wahrscheinlich und die unten genannten Differenzialdiagnosen unwahrscheinlich machen. Die Anamnese entspricht im klassischen Fall dem o. g. Befundmuster. Abweichungen sind aus den o. g. Gründen häufig. Die klinische Untersuchung umfasst, abgesehen von der üblichen Ganzkörperuntersuchung, vor allem die Palpatation und Auskultation des Abdomens und die rektaldigitale Untersuchung: Die Palpatation gibt Informationen über das Punktum maximum des Schmerzes, lokale Abwehrspannung, Luft- und Flüssigkeitsansammlungen im Darm und über das Vorhandensein eines Peritonismus. Die durch die Appendizitis ausgelöste lokale Peritonitis verursacht an charakteristischen Stellen (z. B. McBurneyPunkt) Reizungen, Druck- und Loslassschmerzphänome26.22 gezeigt sind. ne, die in Der McBurney-Punkt liegt am Übergang von lateralem zu mittlerem Drittel der Verbindungslinie Bauchnabel zu Spina iliaca anterior superior, der Lanz-Punkt am Übergang von lateralem zu mittlerem Drittel der Verbindungslinie beider Spinae iliacae anteriores superiores. Die rektodigitale Untersuchung ist obligat. Dabei besteht häufig ein Druckschmerz Richtung rechter Unterbauch bzw. eine Vorwölbung im Douglas-Raum. Die Auskultation ist für das Erkennen möglicher Differenzialdiagnosen und Komplikationen wichtig: x Eine Gastroenteritis führt zur Hyperperistaltik, x ein Ileus führt zu klingenden hoch gestellten Darmgeräuschen evtl. in Kombination mit Pressstrahlgeräuschen, x eine Peritonitis oder ein älterer Ileus führt zur Totenstille im Abdomen infolge paralysebedingter fehlender Peristaltik. Die Körpertemperatur wird vergleichend axillär und rektal gemessen (oft erhöhte axillorektale Temperaturdifferenz, z. B. j 1 hC) Laboruntersuchungen umfassen im Regelfall ein Blutbild (Leukozytose?), das CRP (Erhöhung?), Urinsediment (Infekt der ableitenden Harnwege?) und ggf. Lipase/Amylase (Pankreatitis?). Die apparativen Untersuchungen dienen dazu, die Entzündung nachzuweisen und morphologische Veränderungen des betreffenden Organs zu zeigen oder für andere Organe auszuschließen. Die Sonographie vermag in einigen Fällen das durch die Entzündung hervorgerufene Darmwandödem durch die Ausbildung eines sog. Kokar26.23). Abszesse und die denphänomens abzubilden ( Perityphlitis können sonographisch erkannt werden, freie Perforationen durch Röntgen-Abdomenübersicht in Linksseitenlage durch den Nachweis freier Luft. Die Sonographie ist außerdem in der Lage, viele der Differenzialdiagnosen auszuschließen (s. u.). Sollten diese Maßnahmen oder weitere Spezialuntersuchungen in Richtung der Differenzialdiagnosen und der Befund eine klinische Verlaufsbeobachtung nicht zulassen, ist die Durchführung einer Computertomographie indiziert. Die Appendizitis ist eine klinische Diagnose. Apparative Untersuchungen können sie nicht ausschließen und oft auch nicht nachweisen. Im Zweifel ist die Indikation zur Operation zu stellen. 26.22 Wichtige Zeichen der Appendizitis Rovsing 26.23 Akute Appendizitis (Ultraschall) Mc Burney Spina iliaca anterior superior Blumberg Lanz Je nach Lage der Appendix entsteht ein Schmerz bei Druck auf den Lanz- oder McBurney-Punkt; der sog. kontralaterale Loslassschmerz (Blumberg-Zeichen) entsteht bei plötzlichem Loslassen nach langsamem Druck auf den Blumberg-Punkt (man drückt links, und es schmerzt beim Loslassen rechts); der Versuch, das (rechte) Bein gegen einen Widerstand von der Unterlage zu heben, verursacht Schmerzen im Bereich des M. psoas; ein retrogrades Ausstreichen des Kolons (d. h. gegen den Uhrzeigersinn) schmerzt im Zäkalbereich (Rovsing-Zeichen). In der Appendixspitze angedeutetes KokardenPhänomen (Wandschichtung, Pfeil) bei aufgetriebenem Appendix (17-jähriger Patient). Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 604 Es handelt sich um eine Krankheit, die vielgestaltig ist 26.2). und sehr viele Differenzialdiagnosen aufweist ( Die Erkrankung ist im Normalfall durch einen vergleichsweise einfachen und komplikationsarmen operativen Eingriff zu therapieren. Wird die Diagnose verschleppt, kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. Auch bei subtiler Diagnostik muss mit einer Frequenz von 10 % unnötiger Operation gerechnet werden. Differenzialdiagnose: s. 26.2. Bei Kindern ist die häufigste Differenzialdiagnose die Gastroenteritis. Bei Stuhlverhalt sollte in jedem Falle ein Klysma appliziert werden. Bei unklarer Situation erbringt die klinische Verlaufsbeobachtung die Entscheidung. Bei Frauen im jungen Alter ist die Abgrenzung zu entzündlichen Erkrankungen der weiblichen Beckenorgane häufig erforderlich. Für das Vorliegen einer solchen Erkrankung sprechen längere Schmerzanamnese, größerer Abstand zum letzten Eisprung, höhere oral gemessene Körpertemperatur, höhere Leukozytenzahlen, früher durchgemachte Erkrankungen aus diesem Bereich, Portioverschiebeschmerz, Schmerzen auch außerhalb des rechten Unterbauches. Eine Leukozytose von mehr als 20 000 /ml sind bei der klassischen Appendizitis eher untypisch. Bei allen Zweifelsfällen ist eine gynäkologischfachärztliche Konsiliaruntersuchung indiziert, einschließlich gynäkologischem Ultraschall. 26.2 Differenzialdiagnose der Appendizitis Lokalisation Differenzialdiagnose Ileozäkalgegend und rechter Unterbauch akute Gastroenteritis (Yersiniose) sog. Pseudoappendizitis, Morbus Crohn, Meckel-Divertikel, Netztorsion, Caecum mobile, Volvulus, ilioiguinales Syndrom, vertebragene Schmerzen, Sigmadivertikulitis bei nach rechts geschlagener Sigmaschleife, Adnexitis, Extrauteringravidität, stielgedrehte Ovarialzyste, Corpus luteum (evtl. rupturiert) Oberbauch Cholezystitis, gastroduodenales Ulkus oder Perforation, Pankreatitis, Lungenerkrankungen Retroperitoneum Uretersteine, Zystitis, Harnwegsinfekt, Pyelitis, Psoasabszess Therapie: Das Ziel der kausalen chirurgischen Therapie ist die Infektursache und damit die Quelle für Komplikationen zu beseitigen. Weiterhin sollen bereits eingetretene Komplikationen möglichst saniert werden. Bei der unkomplizierten Appendizitis besteht der Eingriff der Wahl in der Appendektomie. Konventionelle und laparoskopische Operationen: Die konventionelle Operation (Laparotomie) konkurriert mit der auf der Laparoskopie aufbauenden minimal invasiven chirurgischen Maßnahme. Die prinzipielle Operationstaktik unterscheidet sich bei beiden Verfahren nicht (s. u.). Die laparoskopische Methode ist zeit- und kostenaufwendig. Da beide Verfahren hinsichtlich der Resultate keine wesentlichen Unterschiede in der Qualität haben, wird zur Zeit bei dieser Indikation häufiger dem klassischen, etablierten Verfahren der Vorzug gegeben, insbesondere bei eindeutiger Diagnose. Bei differenzialdiagnostischen Problemen, insbesondere bei Frauen im gebärfähigen Alter, ist das laparoskopische Verfahren zu favorisieren. Operationstechnik: Nach Schaffung des Zugangs zur Abdominalhöhle, z. B. durch Wechselschnitt oder Pararektalschnitt (s. SE 6.9, S. 168), bzw. durch Einführung von drei Arbeitstrokaren, wird die Appendix dargestellt 26.24). Nach Präparation des Mesenteriolums wird ( die Appendix verschlossen, abgesetzt, geborgen und der Appendixstumpf durch (doppelte) Tabaksbeutelnaht versenkt. Jede entfernte Appendix muss histologisch untersucht werden (z. B. inzidentelles Karzinoid). Erweiterte Operationen sind erforderlich, wenn die Entzündung und Gewebedestruktion über die Appendix hinausgeht. Die Ausbreitung ist in Richtung des Darmes (Zäkum) per continuitatem und in Richtung der Nachbarorgane, wie dem weiblichen inneren Genitale und dem Retroperitonealraum, über Abszessbildungen möglich. Grundsätzlich müssen alle Abszesshöhlen eröffnet und drainiert werden (s. auch SE 3.3, S. 47). Weiterhin müssen irreversibel geschädigte Organe oder ihre Anteile entfernt werden. Außerdem muss bereits während des Primäreingriffes der verminderten Wundheilung und Nahtfähigkeit entzündeter Gewebe Rechnung getragen werden. Der letzte Punkt zielt auf das Problem des Verschlusses der Absetzungsstelle der Appendix ab. Mitunter kann eine Zäkumresektion erforderlich sein, im Sinne einer Ileozäkalresektion mit Ileoaszendostomie. 26.24 Akute phlegmonöse Appendizitis Links im Bild das Zäkum (mit der Taenia libera). Die Appendix ist hochrot, gefäßinjiziert, die Wand teilweise gangränös. Jens Jakschik / Andreas Hirner 605 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 26 Dünn- und Dickdarm