Stuttgarter Zeitung

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KULTUR 11
STUTTGARTER ZEITUNG
Montag, 31. Juli 2017 | Nr. 174
Unterhaltsam,
komisch und
mit Anspruch
Das Premierenwochenende bei den Salzburger Festspielen
Die Großregisseurinnen Andrea Breth und Karin Henkel haben die diesjährige Schauspielsaison mit Pinters „Geburtstagsfeier“ und
Hauptmanns „Rose Bernd“ eröffnet. John Eliot Gardiner hat in der Opernsparte derweil seine Monteverdi-Trilogie vollendet.
A
uf nichts ist mehr Verlass,
auch nicht auf die Salzburger
Festspiele, Abteilung Schauspiel. Unter der Leitung von
Sven-Eric Bechtolf dümpelte
das Sprechtheater des größten europäischen Sommerfestivals zuletzt träge vor
sich hin. Kaum eine Inszenierung, die über
die Routine eines gehobenen Stadttheaters
hinausreichte, kaum ein Schauspieler, der
sich mit seiner Leistung ins Gedächtnis
eingebrannt hätte – und die einzig verbliebene Exklusivität neben den stolzen Preisen: der Termin zur Sommerzeit, wenn
überall sonst Theaterferien sind.
Fünf, sechs Jahre ging das so, ohne jeglichen frischen Wind, ein schleichender
Untergang des Schauspiels, der auch dem
neuen Führungsteam nicht verborgen bleiben konnte: Mit einer „Salzburger Dramaturgie“ will die vom Intendanten Markus
Hinterhäuser berufene Schauspielchefin
Bettina Hering wieder Leben in die Bude
bringen – und dieses Leben ist weiblich.
Christian Doll inszeniert
„Don Camillo und Peppone“ auf
der Haller Treppe. Von Tanja Kurz
Theater
Wenn Männer
zu sehr lügen
E
Frauenpower an der
Salzach – das Sprechtheater freut
sich über eine gelungene
Trendwende. Von Roland Müller
Schauspiel
Eine Party mit Hindernissen
In der bald hundertjährigen Festspielgeschichte ist Hering die erste Frau an der
Spitze des Schauspiels. Um diese GenderRevolution aber gleich zum Einstand perfekt zu machen, hat sie drei der vier Großproduktionen in die Hände von Geschlechtsgenossinnen gelegt. Der Salzburger „Jedermann“, eiserner Bestand der
Lustbarkeiten, ist unter der Regie von Michael Sturminger zwar männlich geblieben, davon abgesehen aber blasen ab sofort
Frauen zur Attacke: Athina Rachel Tsangari
mit Wedekinds „Lulu“ in zwei Wochen und
schon jetzt Andrea Breth mit Harold Pinters „Geburtstagsfeier“ und Karin Henkel
mit Gerhart Hauptmanns „Rose Bernd“.
Drei moderne Klassiker, in denen es um
männliche Machtstrategien geht, die programmatisch dem weiblichen Sezierblick
unterworfen werden: Just das ist die auf inhaltliche Vernetzungen jeglicher Art zielende, Schauspiel und Oper umfassende
neue „Salzburger Dramaturgie“. Als Theorie geht sie im vorliegenden FeminismusFall schon mal auf. Und in der Praxis? Mehr
oder weniger, immerhin.
Ihre Liebe zu Pinter hat Breth vor drei
Jahren entdeckt, als sie am Münchner Resi
seinen „Hausmeister“ inszenierte. Sprache, die nicht mehr der Verständigung
dient, sondern als Folterinstrument eingesetzt wird: Dieses Lebensthema des englischen Dramatikers meißelt sie auch aus der
1958 uraufgeführten „Geburtstagsfeier“
Eine grandiose Akteurin: die Schauspielerin Lina Beckmann in Gerhart Hauptmanns „Rose Bernd“
heraus. Die Story ist überschaubar: Meg
und Petey führen eine heruntergekommene Pension in einem Strandbad, in der sich
als einziger Gast seit Jahren Stanley Webber einquartiert hat. Ihre in Alltagsritualen
erstarrte Menage à trois – Zeitung lesen,
Cornflakes essen, übers Wetter reden –
wird gestört, als sich zwei weitere Gäste
einfinden, Goldberg und McCann. Begeistert schließen sie sich Megs Plan an, für
Stanley eine Geburtstagsparty auszurichten, gegen dessen ausdrücklichen Willen.
Doch Widerstand ist zwecklos. Stans Vernichtung nimmt ihren Lauf.
„Die Geburtstagsfeier“ ist zwar ein Klassiker des absurden Theaters, aber mit sechzig Jahren Abstand zur Uraufführung muss
man sagen: Das Stück ist vorhersehbarer
und geschwätziger, als es sogar seinem genuinen Thema, eben der Perversion der
Sprache, gut tut. Ins Salzburger Landestheater hat sich Breth nun von ihrem Bühnenbildner, dem an der Stuttgarter Kunst-
DIE NEUE SCHAUSPIEL-CHEFIN DER FESTSPIELE: BETTINA HERING
drei Töchter – übernahm Hering 2012 das Landestheater
Niederösterreich in St. Pölten
und führte es zu neuen Höhen.
Foto: Getty
Vita Anthropologie, Philologie, Kunst: Diese Trias bestimmt das Theater der 1960
in Zürich geborenen Bettina
Hering. Nach dem Abitur reiste sie anderthalb Jahre um die
Welt, bevor sie in ihrer Heimatstadt bei Peter von Matt,
dem Popstar unter den Professoren, Germanistik studierte.
Nach Regieassistenzen bei Einar Schleef und Hans-Jürgen
Syberberg sowie eigenen Regiearbeiten und Babypausen –
zusammen mit dem Schauspieler Markus Hering hat sie Bettina Hering
Pioniertat Seit dieser Saison
leitet die 57-jährige Hering
das Schauspiel der Salzburger
Festspiele. Sie ist die erste
Frau auf diesem Posten und
beerbt hier renommierte
Theatermänner wie Peter
Stein, Frank Baumbauer, Jürgen Flimm, Martin Kusej,
Thomas Oberender und – zuletzt – Sven-Eric Bechtolf. rm
akademie lehrenden Martin Zehetgruber,
einen Frühstücksraum bauen lassen, der
Stans Schicksal vorwegnimmt und sich widerstandslos einer anderen Gewalt ergibt,
der Naturgewalt. Sanddünen mit Grasbüscheln sind in die Pension am Meer eingewandert, eine erste Irritation der leicht ins
Albtraumhafte gerückten Szenerie, der
weitere folgen. Immer wieder unterbricht
Breth nicht nur den Bewegungsfluss ihrer
merkwürdigen Pensionisten, um sie hernach in Zeitlupe agieren zu lassen, sondern
auch den gesamten Handlungsfluss des
Dramas: Abruptes Dunkel setzt harte
Schnitte, bevor dann unter Scheinwerfern
ein neues, grotesk eingefrorenes Figurentableau erscheint, das einige Sekunden
zum Auftauen braucht.
Mit solchen Tricks verwandelt Breth die
mit dem Wiener Burgtheater koproduzierte „Geburtstagsfeier“ in eine effektsichere
Gespenstersonate. Das Ensemble hilft ihr
dabei, allen voran Nina Petri als geistig beschränkte, aber erotisch bedürftige Meg sowie Roland Koch als Goldberg und Oliver
Stokowski als McCann, zwei elegante graue
Herren, die im Auftrag einer ominösen
„Organisation“ den Stanley des Max Simonischek einem Kreuzverhör aussetzen, das
zum Psychohorror wird. In sich zusammengesunken, schweißnass und willenlos
spielt sich der anfangs herrische Simonischek in feinen Abstufungen zum menschlichen Wrack herunter, das sich der Vergehen, die es nie begangen hat, schuldig fühlt.
Allein: All die von Breth und ihren Spielern
aufgebotene Kunstfertigkeit kann die
Schwächen des Stücks und die Längen der
Bedeutung schindenden Inszenierung
nicht wettmachen. Am Ende: erlesene Langeweile im Landestheater, ganz anders als
auf der Perner-Insel in Hallein, wo eine an-
Foto: dpa
dere Großregisseurin eine Großtat vollbringt und den Naturalismus von Hauptmann rehabilitiert.
Im Rußstaub der Unterwelt
Karin Henkel inszeniert „Rose Bernd“, die
1903 uraufgeführte Tragödie, in der das titelgebende Bauernmädchen sein außerehelich gezeugtes Kind erwürgt. Hauptmann klagt in seinem Schauspiel aber nicht
die Kindsmörderin an, sondern die Männerwelt, deren mal offene, mal verdeckte
Tyrannei die verzweifelte Rose ins grässlichste aller Verbrechen drängt. Verblüffend schon das Bühnenbild: Statt Wiese,
Feld und Wohnstuben breitet sich der
Schacht eines Kohlebergwerks aus, den
Schauplatz des Dramas von der bäurischen
Oberwelt komplett in die verrußte Unterwelt der Malocher verlegend.
„Future is a fucking Nightmare“ steht
auf dem Vorhang, der den Chor der Kirchgänger und Dorfbewohner von Rose Bernd
trennt – und dass sich die Zukunft des von
triebhaften Männern begehrten Mädchens
tatsächlich als moderner Albtraum in Gothic entpuppt, ohne der Textvorlage weitere
Gewalt anzutun, ist das Kunststück der ergreifenden, auch den schlesischen Dialekt
nicht unterschlagenden Aufführung. Herausragend in der Titelrolle: Lina Beckmann, die Rose mit einer psychosozialen
Intensität spielt, als stamme sie nicht von
Hauptmann, sondern vom bis heute unerreichten Horváth. Grandios! Henkel,
Breth, Hering: Frauen blicken anders auf
die Welt als Männer. Nimmt man alles in allem, ist das neue Salzburger Schauspiel
auch deshalb wieder ein Versprechen.
in hölzernes Sternenzelt, Ochs und
Esel, Maria, Josef (samt nachgereichtem Jesuskind) und die Engel
nehmen Aufstellung. Dann singen sie da
oben „Venite Fedeli“ (Nun freut euch, ihr
Christen) – und freudig stimmen die da
unten ein. Der hübsche friedvolle Auftakt
ist freilich Satire, denn in Christian Dolls
zweistündiger Inszenierung wird mit großer Hingabe und viel Körpereinsatz provoziert, gebrüllt, beleidigt und zur Not auch
gekämpft, dass die Zuschauer am Premierenabend nur so ihren Theaterspaß haben.
Mit Gerold Theobalts Stück „Don Camillo
und Peppone“ nach dem 1948 erschienenen Roman von Giovannino Guareschi hat
der neue Intendant eine Komödie entdeckt, die wie gemacht ist für die Haller
Treppe. Die Stufen vor der Kirche St. Michael sind ein ziemlich unschlagbarer
Spielort, spielen Guareschis Geschichten
doch überwiegend in einem Gotteshaus.
Die Hauptdarsteller sind nicht Fernandel und Gino Cervi aus der legendären
Fünfziger-Jahre-Verfilmung, aber sie sind
nah dran. Gunter Heun als erzkonservativer (aber im Grunde der katholischen Soziallehre verpflichteter) Priester Don Camillo und Dirk Schäfer
als kommunistischer Die Bühne vor
(aber im Grunde tief- der Kirche ist
gläubiger)
Bürger- ideal
meister Peppone bilden ein kongeniales für die zwei
Streitpaar „feindlicher Helden.
Brüder und brüderlicher Feinde“ (Guareschi). Ihrem Kampf um die Deutungshoheit im Dorf kann einzig der wunderbar lakonisch aufspielende Jesus (Dirk Weiler)
Einhalt bieten, der hin und wieder vom hölzernen Kreuz am Turmeingang in die Niederungen der menschlichen Existenz hinabsteigt. Im solide aufspielenden und gesangsstarken Ensemble hinterlässt vor allem Silke Buchholz als Peppones Frau Ariana einen nachhaltigen Eindruck.
Starke Charaktere, pointenreiche Dialoge und originelle Regieeinfälle mit allerlei
Theaterzauber fügen sich hier zu einem
mehr als nur unterhaltsamen Theaterabend. Dem dient auch der mitreißende
italienische Sommerabendsoundtrack aus
Italian Classics, Kirchenliedern, kommunistischen Schlachtliedern, Perkussion
und selbst geschriebenen Arien wie Instrumentalstücken von Dominik Dittrich. Er
und seine Kollegen der Hamburger Band
Tante Polly, Benjamin Leibbrand und Sebastian Strehler, begleiten das Geschehen,
treiben die Handlung voran und treten
auch als Komparsen in Erscheinung. Etwa
im Match zwischen den Peppone- und
Don-Camillo-Anhängern – ein wahres Kabinettstückchen. Wer hätte gedacht, dass
sich die Treppe sogar in ein Fußballfeld
verwandeln lässt!
Vorstellungen 29., 30. Juli, 1. bis 4., 13., 15.
bis 20. sowie 22. August, jeweils 20.30 Uhr
Infos zu weiteren Vorstellungen unter
salzburgerfestspiele.at
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Stars and Stripes
Ein bockiger Gast
Der Himmel auf Erden
John Eliot Gardiner lässt bei Monteverdis Werken die Sänger
glänzen und leitet so abgeklärt wie leichtfüßig. Von Susanne Benda
Oper
ie ganze Welt ist in der Oper. „Weißhaarig und schlotternd wird man
zum wandernden Friedhof der
eigenen Knochen“, singt die Amme (Tenor). „Vernunft ist ein strenger Maßstab für
den, der gehorcht, nicht für den, der befiehlt“, singt Seneca, der Philosoph. „Ich
spüre ein gewisses Etwas, ein wohliges Kitzeln; sag du mir, liebe Dame, was das denn
ist!“, singt der Page, als sei er Mozarts Cherubino. „Ich schaue dich und will dich haben, umfange dich und fessle dich“, singen
Poppea und Nero.
Claudio Monteverdis Oper „L’Incoronazione di Poppea“ schließt mit einem Stück,
das zwar mutmaßlich nicht vom Komponisten selbst stammt, aber eines der
schönsten Liebesduette der Musikgeschichte ist, gesättigt mit allem, was Musik
sinnlich macht: Sekundreibungen, Vorhalte, viele Halbtonschritte in zwei Gesangslinien, die sich ineinanderwinden. Das Publikum in der Salzburger Felsenreitschule
genießt ganz still, und bei dieser Musik
fragt keiner mehr danach, ob die Dame sich
zur Macht emporgeschlafen und ob der
Monarch seine Alte rausgeschmissen hat,
um eine Neue haben zu können.
D
Monteverdi hat auch nicht nach der Moral von der Geschicht’ gefragt. So wie später
Mozarts Musik wertet auch die seine nicht,
sondern will allen Menschen auf der Bühne
nahe sein, sogar den Intriganten, Gaunern
und Bösewichten, den Freiern der Penelope, ja sogar einem dicken Mann, der einfach
nur essen und trinken will. Sie kleidet jeden, der da ist, mit eigenen Farben, Rhythmen und Melodien aus, hoch sensibel und
manchmal voller Witz, und sie ist immer
ganz im Augenblick. Wer die drei überlieferten Opern Monteverdis – „L’ Orfeo“, „La
Incoronazione di Poppea“, und „Il ritorno
d’Ulisse in patria“ – hört, der begibt sich zurück zu den Wurzeln der Gattung – und
spürt die Zeitlosigkeit, die Modernität und
die Größe von Monteverdis Gestaltung.
Dem „Ulisse“ wie der „Poppea“ hört
man an, dass es hier nicht mehr um Repräsentation geht, um Helden der Geschichte,
in denen der adlige Auftraggeber sein eigenes Abbild sah, sondern um Ideen eines demokratischen Miteinanders. Zum 450. Geburtstag des Komponisten 2017 tourt John
Eliot Gardiner, einer der noch amtierenden
Doyens der historischen Aufführungspraxis, mit den drei überlieferten Opern Mon-
teverdis durch die Lande – in einer trans- ein! Dabei ist John Eliot Gardiner, auf
portablen Produktion, die szenisch vor al- einem Hocker vor den Musikern sitzend,
lem (von ihm selbst und von Elsa Rooke) keineswegs ein Mann fürs Spektakuläre.
Etliche Dirigenten der Alten Musik zaufreundlich Arrangiertes bietet.
Das nennt sich dann „halbszenisch“, bern viel mehr bei der Begleitung der lanarbeitet mit Licht, farbigen Kostümen und gen, zwischen Rezitativischem und Ariovielen Gesten der Sänger, die sich auch zwi- sem changierenden Gesangsstrecken,
schen den Instrumenten bewegen. Zuwei- rauen das Continuo-Spiel auf, reizen Kontlen sieht man Hilfloses, manchmal schlich- raste in Farbgebung, Tempi und Dynamik
te Verdoppelungen des Textes, gelegentlich wirkungsvoll aus.
Nicht so der 74-jährige Brite: Er leitet
vermisst man – vor allem bei den Verwandlungsszenen im „Ulisse“ – eine Bühnenma- die beiden Dreistünder, denen er hier und
schinerie. Immer wieder aber entstehen da dezent kurze Passagen aus Monteverdis
auf diese Weise auch sehr schöne, dichte Madrigalbüchern einfügt, zum Abschluss
Dialoge zwischen den Vokalsolisten und seiner Monteverdi-Trilogie mit einer Abgeklärtheit, einer GelassenChitarronen, Lauten, Cembaheit, einer federnden Leichlo, Orgel, Streichern und exo- Das ist weit
tigkeit und einer Neigung zu
tischen alten Blasinstrumen- mehr als nur
Feinem und Leisem, deren
ten wie Dulcian und Cornetti. halbszenisch
Schönheit einen, wenn man
Zwei Blockflötistinnen sitsich einlässt, schauern mazen auch dabei – und es gehört inszeniert – auf
chen kann vor Glück.
zu den sehr skurrilen Momen- der Bühne wird
Leider ist Gardiners Monten der Aufführung, wenn sie sogar gestrickt.
teverdi-Chor am zweiten und
im „Ulisse“ bei ihren langen
dritten Abend in Salzburg
Pausen zwischendurch zu
stricken beginnen. Unter den zahlreichen nurmehr als kleines Ensemble dabei, aber
exzellenten Sängern sind ungemein prä- wer den Wechselgesang von Himmels- und
sente Darsteller, welche die Nähe zum Or- Meereschor, verteilt auf die jetzt unbechester nutzen. Hana Blazíková, Krystian leuchteten Galerien der Felsenreitschule,
Adam, Gianluca Buratto, Lucile Richardot, in Salzburg gehört hat, klanglich bedeckt,
Kangmin Justin Kim, Carlo Vistoli, Anna fast ätherisch, der weiß: dass es einen HimDennis, Robert Burt: Was sind das alles für mel auf Erden geben kann – zumindest für
Sänger, und wie viel Theater bringen sie die Ohren.
„Ich glaube nicht“, eröffnete Präsident John F.
Kennedy am 29. April 1962 eine Tischrede im
Weißen Haus, „dass wir in der langen Geschichte dieses Hauses je zu einem einzelnen
Anlass eine solche Ballung von Genie und Lebensleistungen beieinander hatten.“ Das Lob
galt den Nobelpreisträgern aller Sparten aus
der westlichen Hemisphäre, die er zum Dinner
eingeladen hatte. Auf so eine Idee käme Trump
nie, so bleiben ihm Frechheiten wie jene des
Schriftstellers William Faulkner erspart. Der
in Oxford, Mississippi, Lebende hatte die Einladung abgelehnt und das Journalisten gegenüber so begründet: „Liebe Zeit, das sind einhundert Meilen, das ist ein weiter Weg zum
Abendessen.“ Allerdings war Faulkner Quartalssäufer. Vielleicht hatte er nur Angst, es käme wieder zu Episoden wie jener in New York,
wo er Termine mit schmerzhaften Verbrennungen hatte durchstehen müssen, weil er betrunken in den Heizstrahler des Hotelbadezimmers
gekippt war. Oder er fürchtete, auf seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg angesprochen zu
werden, die er einst erfunden hatte – als unbelehrbarer Bruchpilot war er nicht über die Ausbildung hinausgekommen. Diese Aufschneiderei immerhin hätte Trump gefallen. tkl
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