Produkte aus biobasierten Polymeren in Recycling und Verwertung Dr.-Ing. G. Hädrich KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH Institut an der Bauhaus-Universität Weimar 23. Seminar „Kunststoffrecycling in Sachsen“ Dienstag, 13. Mai 2014 Leibnitz-Institute für Polymerforschung Dresden e.V. Warum besteht der Trend zu „Produkten aus biobasierten Kunststoffen“? • Kunststoffe – alltägliche Begleiter • Rohstoff konventioneller Kunststoffe – Erdöl und Erdgas begrenzte fossile Ressourcen • nachwachsende Rohstoffe zur Kunststoffherstellung – Stärke, Cellulose und Lignin, Zucker, Pflanzenöl stellen Alternative dar • hoher Stellewert von biobasierten Kunststoffen in der Bioökonomie-Strategie der Bundesregierung; ergänzt durch sinnvolle Verwertung Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Kunststoffabfälle gehören generell nicht in die Umwelt … ob biologisch abbaubar oder nicht; Ausnahme bilden ggf. Anwendungen ohne Entsorgungserfordernis (z.B. Agrarfolien) • Erfassung, Verwertung und Beseitigung über entsprechende Strukturen Möglichst in bestehende Strukturen einbeziehen keine Störfaktoren darstellen ggf. neue Möglichkeiten schaffen • vor Markteintritt, Fragen zum Produktlebensende ausreichend klären Entsorgungswege, Recycling, Verwertung und Beseitigung erörtern Schwierigkeiten erkennen und ggf. begegnen Vorhaben im Auftrag der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Intention und Methodik • Aufarbeitung und Bereitstellung von Information zur Verwertung und Beseitigung von Produkten aus biobasierten Polymeren transparente Darstellung offenen Fragen nachgehen • Datenrecherche auf Basis von Arbeitsgesprächen, Interviews, Fachgespräch etc. • Zielgruppe: Hersteller, Vertrieb, Verbraucher, Entsorger und Verwerter • Verknüpfung mit anderen bestehenden Netzwerken • Integration in das Biopolymernetzwerk bei der FNR Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Was ist was? Biobasierte Polymere (DIN CEN/TR 15932) • technische Polymere, teilweise oder vollständig aus Biomasse bestehend (fossile / geologische Quellen ausgenommen) Drop-Ins (z.B. Bio-PET, Bio-PE) chemisch neuartige Polymere (z.B. PLA/-blends, Stärkeblends) • Begriff lässt keine Rückschlüsse auf Funktionalität zu, z.B. Kompostierbarkeit • Zertifizierungen zur Anteilsangabe der Biomasse vorhanden Biologische Abbaubarkeit (DIN CEN/TR 16208) • Eigenschaft eines Stoffes durch Mikroorganismen zersetzt zu werden, keine Zeitangabe Kompostierbarkeit (DIN CEN/TR 16208) • Fähigkeit eines Stoffes innerhalb eines Zeitraums zu desintegrieren und ohne Einschränkungen vollständig biologisch abzubauen DIN 13432 und DIN 14995; Zertifizierungen vorhanden Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Produkte aus biobasierten Polymeren/Kunststoffen Einsatz- und Anwendungsbereiche u.a. • Verpackungsbereich (Folien, Beutel, Flaschen (z.B. Bio-PET), Becher (z.B. PLA) etc.) • tägliche Gebrauchsgüter (u.a. Computergehäuse, Stifte, Möbel) • Cateringartikel und Einweggeschirr • kompostierbare Bioabfall-Sammelbeutel (PLA, Stärke) und Landwirtschaftsfolien Entsorgung, Recycling und Verwertung • aufgrund Anwendungsvielfalt in allen Entsorgungspfaden auffindbar • 60 % aller Kunststoffabfälle entstehen im Verpackungsbereich • Bereiche: Verwertung von post-industriellen Abfällen sorten-/typenreine Verwertung von biobasierten Polymeren Verwertung von post-consumer Abfällen biobasierte Polymere im etablierten Verwertungsstrom Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen Nutzung / Verbraucher Abfallbewirtschaftung Entsorgung Erfassung und Sammlung u.a. Rücknahmesysteme für Verpackungen Pfandsysteme Duale Systeme Biotonne z.B. Sammelbeutel für Bioabfall Restmüll Handel / Vertrieb Herstellung von Erzeugnissen Compoundierung Monomer-, Polymeru. Additivherstellung Rohstofferzeugung NaWaRo und fossil Herstellung / Vertrieb Produkte aus der Abfallbewirtschaftung allgemeines Wirtschaftssystem Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Beseitigung Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen - Verpackungen Nutzung / Verbraucher Entsorgung Erfassung und Sammlung u.a. Rücknahmesysteme für Verpackungen Pfandsysteme Herstellung von Erzeugnissen Compoundierung z.B. PET, PP/PE Sortierung trocken Aufbereitung trocken z.B. PE/PP, PET, Folien, MKS u. EBS z.B. MKS, PO Aspekte: • Einfluss auf den Sortier- und Aufbereitungsprozess • Kompatibilitäten • Differenzierte Betrachtung von Drop-Ins und chem. neuartigen biob. Polymeren Duale Systeme Handel / Vertrieb Aufbereitung trocken-nass Abfallbewirtschaftung Monomer-, Polymeru. Additivherstellung Rohstofferzeugung NaWaRo und fossil Rezyklate wertstoffliches Recycling Monomere, Reduktionsmittel, Gase, Öle u. Brennstoff (Energiesubstitut), Energie rohstoffliches Recycling, energetische Verwertung und Beseitigung Herstellung / Vertrieb Produkte aus der Abfallbewirtschaftung allgemeines Wirtschaftssystem Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Beseitigung Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen - Verpackungen > Duale Systeme > Sortierung Rücknahmesysteme für Verpackungsabfall LVP über duale Systeme (gelbe(r) Tonne/Sack) z.B. Becher, Schalen, Flaschen, Folien etc. Sortier-/Vorbehandlungsanlagen (Entsorgungsfachbetrieb), Sortierung trocken Prozessschritte u.a. Zerkleinerung, Siebung, Metallabscheidung, sensorgestützte Sortierung (NIR), Windsichtung, manuelle Kontrolle Produktfächer: entsprechende angereicherte Wertstofffraktionen (inkl. Verunreinigungen durch Sortierleistung, Material-Compounds / -mischungen, Rest- und Störstoffe)* PET PS PE / PP Folien MKS EBS** *Spezifikationen an die jeweilige Wertstofffraktion vorh.; **Einstufung als Letztempfängeranlage für EBS-Herstellung Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Rest- u. Störstoffe Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen - Verpackungen > Duale Systeme > Sortierung • Aussortierung biobasierter Polymere als zusätzliche Fraktion technisch grundsätzlich realisierbar, aber mit Anlagenanpassung verbunden • Fehlwürfe bei Sortierung dadurch „Fremdstoffe“ in etablierten Fraktionen nicht auszuschließen • Sortierversuche mit PLA-haltigem Material in einer Sortieranlage PVC average PLA different samples Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen - Verpackungen > Duale Systeme > Sortierung > Aufbereitung (trocken) Rücknahmesysteme für Verpackungsabfall LVP über duale Systeme (gelbe(r) Tonne/Sack) z.B. Becher, Schalen, Flaschen, Folien etc. Sortier-/Vorbehandlungsanlagen (Entsorgungsfachbetrieb), Sortierung trocken Prozessschritte u.a. Zerkleinerung, Siebung, Metallabscheidung, sensorgestützte Sortierung (NIR), Windsichtung, manuelle Kontrolle Produktfächer: entsprechende angereicherte Wertstofffraktionen (inkl. Verunreinigungen durch Sortierleistung, Material-Compounds / -mischungen, Rest- und Störstoffe)* PET PS PE / PP Folien EBS** MKS rohstoffliches Recycling • • keine negativen Auswirkungen für biobasierte Polymere bekannt/benannt nur 1 % aller Kunststoffe werkstoffliches Recycling • Letztempfängeranlagen, Aufbereitung trocken Prozessschritte (je Werkstofffraktion): u.a. Metallabscheidung, Zerkleinerung, Siebung, Windsichtung, Sortierung, ggf. Agglomerieren z.B. MKS z.B. PO Kompatibilitäten und Beständigkeit Rezyklate, z.B. PET, PO, PS (wertstoffliches Recycling) Reduktionsmittel, Gase u. Öle (rohstoffliches Recycling z.B. Stahlwerk) Brennstoff (energetische Verwertung z.B. Zement- u. Heizkraftwerk) *Spezifikationen an die jeweilige Wertstofffraktion vorh.; **Einstufung als Letztempfängeranlage für EBS-Herstellung Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Rest- u. Störstoffe Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen - Verpackungen > Duale Systeme > Sortierung > Aufbereitung (nass-trocken) Rücknahmesysteme für Verpackungsabfall LVP über duale Systeme (gelbe(r) Tonne/Sack) z.B. Becher, Schalen, Flaschen, Folien etc. Sortier-/Vorbehandlungsanlagen (Entsorgungsfachbetrieb), Sortierung trocken Prozessschritte u.a. Zerkleinerung, Siebung, Metallabscheidung, sensorgestützte Sortierung (NIR), Windsichtung, manuelle Kontrolle Produktfächer: entsprechende angereicherte Wertstofffraktionen (inkl. Verunreinigungen durch Sortierleistung, Material-Compounds / -mischungen, Rest- und Störstoffe)* PET PS PE / PP Letztempfängeranlagen, Aufbereitung trocken-nass Prozessschritte (je Werkstofffraktion): u.a. Metallabscheidung, sensorgestützte Sortierung (NIR), Zerkleinerung, Wäsche, Sink-Schwimm-Trennung (Dichtetrennung), Trocknung, ggf. Extrudieren Folien u.a. Rest- u. Störstoffe Schwimmfraktion (ρ < 1) EBS** Rest- u. Störstoffe werkstoffliches Recycling • PE/PP-Recycling - Schlüsselstellen: Dichte und Temperatur • Kompatibilitäten und Beständigkeit z.B. PE / PP Sinkfraktion MKS PE / PP Rezyklate, z.B. PET, PO, PS (wertstoffliches Recycling) *Spezifikationen an die jeweilige Wertstofffraktion vorh.; **Einstufung als Letztempfängeranlage für EBS-Herstellung Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen - Verpackungen > Duale Systeme > Sortierung > Aufbereitung (nass-trocken) Rücknahmesysteme für Verpackungsabfall LVP über duale Systeme (gelbe(r) Tonne/Sack) z.B. Becher, Schalen, Flaschen, Folien etc. Sortier-/Vorbehandlungsanlagen (Entsorgungsfachbetrieb), Sortierung trocken Prozessschritte u.a. Zerkleinerung, Siebung, Metallabscheidung, sensorgestützte Sortierung (NIR), Windsichtung, manuelle Kontrolle Produktfächer: entsprechende angereicherte Wertstofffraktionen (inkl. Verunreinigungen durch Sortierleistung, Material-Compounds / -mischungen, Rest- und Störstoffe)* PET PS PE / PP Letztempfängeranlagen, Aufbereitung trocken-nass Prozessschritte (je Werkstofffraktion): u.a. Metallabscheidung, sensorgestützte Sortierung (NIR), Zerkleinerung, Wäsche, Sink-Schwimm-Trennung (Dichtetrennung), Trocknung, ggf. Extrudieren Folien Schwimmfraktion PET u.a. Rest- u. Störstoffe EBS** Rest- u. Störstoffe werkstoffliches Recycling • PET-Recycling - Schlüsselstellen: Temperatur und Dichte • Anwendung des Rezyklates: Kompatibilität von PET und PLA kritisch z.B. PET Sinkfraktion (ρ > 1) MKS Rezyklate, z.B. PET, PO, PS (wertstoffliches Recycling) *Spezifikationen an die jeweilige Wertstofffraktion vorh.; **Einstufung als Letztempfängeranlage für EBS-Herstellung Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen - Verpackungen > Pfandsystem > Aufbereitung (nass-trocken) Rücknahmesysteme für Verpackungsabfall Pfandsysteme PET-Flaschen Letztempfängeranlagen, Aufbereitung trocken-nass Prozessschritte (je Werkstofffraktion): u.a. Metallabscheidung, sensorgestützte Sortierung (NIR), Zerkleinerung, Wäsche, Sink-Schwimm-Trennung (Dichtetrennung), Trocknung, ggf. Extrudieren werkstoffliches Recycling • PET-Recycling - Schlüsselstellen: Temperatur und Dichte • Anwendung des Rezyklates: Kompatibilität von PET und PLA kritisch • Diskussionen bereits 2004 mit geplanter Einführung von PLA-Flasche Kontamination des etablierten PET-Recyclings z.B. PET Sinkfraktion (ρ > 1) Schwimmfraktion PET u.a. Rest- u. Störstoffe Rezyklate, z.B. PET, PO, PS (wertstoffliches Recycling) Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Fazit • Differenzierte Betrachtung und ggf. Begrifflichkeiten nutzen: aufgrund Vielzahl von Kunststoffarten, Entsorgungswegen und Verwertungsoptionen • Drop-In-Lösungen: integriert in etablierte Recyclingwege, z.B. PET-Recycling bislang keine negative Auswirkungen bekannt/benannt • biobasierte chemisch neuartige Polymere, z.B. PLA: Untersuchungen der etablierten Recyclingprozesse werkstoffliches Recycling erst bei größeren Mengen wirtschaftlich • Quoten (Recycling und Verwertung laut VerpackV): erfüllt durch Standard-Massen-Kunststoffe, u.a. PE, PP, PET inkl. Drop-In-Lösungen Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr.-Ing. G. Hädrich KNOTEN WEIMAR International Transferstelle Umwelttechnologien GmbH Institut an der Bauhaus-Universität Weimar E-Mail: Tel.: [email protected] +49 3643 584642 über „Das diesem Vortrag zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) unter dem Förderkennzeichen 22018112 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.“ Dr.-Ing. Gunnar Hädrich | KNOTEN WEIMAR Internationale Transferstelle Umwelttechnologien GmbH | Institut an der Bauhaus-Universität Weimar | www.bionet.net